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Full text of "Neues systematisches Conchylien-Cabinet"

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Ambrof. Gabler je. Norimb.1786. 


JE. Cotel v, Bemel pr 


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Reues 
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Tonchhlien Cabinet 


fortgeſetzet 
durch 
Johann Hieronymus Chemnitz. 
Paſtor bey der deutſchen Guarniſonsgemeinde zu Copenhagen, Mitglied der Kaiſerlich⸗Leopoldiniſchen 
Akademie der Natuͤrforſcher, der Koͤniglich⸗Daͤniſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften, der Nordiſchen Gelehrten 
Societaͤt zu Drontheim, der Churfuͤrſtlich⸗Maynziſchen Geſellſchaft nuͤzlicher Wiſſenſchaften zu Erfurt, der 
naturforſchenden Geſellſchaft zu Danzig, der Geſellſchaft naturforſchender Freunde zu Berlin, der Schwediſchen 
Geſellſchaft pro fide et chriſtianiſmo zu Stockholm, und der phyſiographiſchen zu Lund 


in . ’ 
Neunten Bandes erſte Abtheung, 
enthaltend 
die ausfuͤhrliche Beſchreibung 
Lintsſchnecken 
oder 
von den verkehrtgewundenen Conchylien 
welche 


gegen die Gewohnheit aller uͤbrigen 


ihre Mundoͤfnungen nicht auf der rechten, ſondern auf der linken Seite 
haben. 


Mit vierzehen in der Natur gemalten und durch lebendige Farben 
erleuchteten Kupfertafeln. 


— — — ü ¶——— — —-— 


Nuͤrnberg, 
bey Gabriel Nicolaus Raſpe, 1786. 


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| 2 N 
2 A 8 


CıceEro in Libro de Finibus bonorum et malorum 
Lib.4. Cap. 5. N 


* * 


Ineſt in explicatione naturae infatiabilis quaedam e cognofcendis rebus voluptas, 
in qua una, confedtis rebus necefläriis, vacui negotiis, honeſte ac berali- 
ter poſſumus vivere, 


N I p 2 


Mi 


| Dem 
Durchlauchtigſten und Maͤchtigſten Fuͤrſten 
und Herrn 


Friederich 


Koͤniglichen Tron⸗ und Erbprinzen von Daͤnnemark und 
Norwegen, der Wenden und Gothen, Herzogen von Schleswig 
Holſtein, Stormarn, Ditmarſchen und 
Oldenburg ꝛc. 


Mein e m 


gnaͤdigſten Cronprinzen und Herrn 
in der tiefſten und ehrerbieriafen. e e 
dieſes geringe Buch 


Verfaſſer. 


Gnäͤdigſter, e 
Lichenswürdigſter Kronprinz! 


w. Königl. Hoheit haben ſchon frühzeitig das Erſtaunen und 

die Bewunderung Ihrer Zeitgenoſſen und Unterthanen erreget. 
Als Sie vor einigen Jahren oͤffentlich in der Schloßkirche Dero Glau⸗ 
bensbefänntniß ablegten, wie erſtaunte nicht jedermann der das Gluͤck 
hatte dabey gegenwaͤrtig zu ſeyn, uͤber Dero herrliche Religions kennt⸗ 
niſſe, und uͤber Dero ganz ausnehmende Freudigkeit, Fertigkeit und 
Freymuͤthigkeit. Sie traten darauf in den hoͤchſten und geheimſten 
Staatsrath, der unter dem hoͤchſteigenen Praͤſidio unſeres Monarchen 
An wird, hinein, um an den Regierungsgeſchaͤften einen defto 
g 3 naͤheren 


näheren Antheil zu nehmen, um ans Ruder des Regiments gleichfals 
die Haͤnde zu legen; und ſogleich verbreiteten Sie um ſich her durch die 
Weisheit Ihrer Entwürfe, durch die Klugheit Ihrer Nathfchläge, 
durch die Nichtigkeit Ihrer Urtheile, durch die Veſtigkeit Ihres Cha⸗ 
rakters, Bewunderung und Erſtaunen. Sie laſſen ſich von der Zeit 
an woͤchentlich mehrmalen an der Spitze Ihrer Kriegsleute ſehen, um 
durch Dero hoͤchſte Gegenwart und Commando die militaͤriſchen Uebun⸗ 
gen zu beſeelen und zu beleben, und Sie ſetzen durch Dero weiſen Be⸗ 
fehle, Anſtalten und Verfuͤgungen, wie auch durch Dero raſtloſe Thaͤ⸗ 
tigkeit und ausharrende Unverdroſſenheit, auch die aͤlteſten unſerer Kriegs⸗ 
leute, welche unter den Waffen grau geworden, in das ſtaͤrkſte und 
groͤßeſte Erſtaunen. Ueberhaupt koͤmmt niemand, der bey beſonderen 
Angelegenheiten ſich Dero geheiligten Perſon genaͤhert, vom Hofe zu⸗ 
ruͤck, ohne mit Entzuͤckung und Bewunderung von Dero vortreflichen 
Geſinnungen, großen Eigenſchaften, und edelſten Gedenkungsart zu 
reden. a 


Wiewohl Ew. Nönigl. Zoheit haben ſich nicht nur die Bewun⸗ 
derung, ſondern, welches ungleich edler und preißwuͤrdiger iſt, die 
herzlichſte Liebe, das voͤllige Vertrauen, die gaͤnzliche Zuneigung Ihrer 
Unterthanen erworben. Gewiß Sie verdienen es auch vorzüglich Amor 
et Deliciae humani generis zu heiſſen, und den ruhmvollen Beynamen 
des Vielgeliebten, Algemein Geliebten, Liebenswuͤrdigſten Cronprinzen 
| zu 


zu führen. Die göttliche Vorſehung hat Sie zum kuͤnftigen Beherr⸗ 
ſcher eines großen und ſeinen Regenten allemal unverbruͤchlich treuge⸗ 
bliebenen Volkes auserſehen. Sie ſind zu dieſem großen und ſchweren 
Berufe deſto wuͤrdiger und geſchickter, da Sie unaufhoͤrlich daran ar⸗ 
beiten ſich ſelbſt zu beherrſchen und zu uͤberwinden. Sie verabſcheuen 
die Weichlichkeit der Hofleute, die Zaͤrtlichkeit der Prinzen, die Ge⸗ 
ſchaͤftloſigkeit mancher Fuͤrſten, die zauberiſchen Wolluͤſte, die verſchwen⸗ 
deriſche Eitelkeit, als Dinge, die mit Ihren hoͤchſten Stande und Amte 
ganz unvertraͤglich und unvereinbarlich ſind. Sie ſtehen des Morgens 
frühe auf. Sie kommen zum öftern der Sonne ja der Morgenroͤthe 
zuvor. Sie erzeigen ſich unaufhoͤrlich würkſam und geſchaͤftig. Sie 
halten den Tag fuͤr verlohren, den Sie nicht durch Gnade und Wohl⸗ 
thun geheiliget. Sie verzaͤrteln ſich auf keinerley Weiſe. Sie ſcheuen 
weder Hitze noch Kaͤlte, weder Beſchwerden noch Arbeiten, weder Re⸗ 
gen noch Sturmwinde. Oftmals ſehen wir Sie auch bey ſehr rauher 
und kalter Witterung, nun auf dem Holm, unter den Arbeiten Ihrer 
Seeleute, nun auf der See, bey den Evolutionen Ihrer Flotte, nun 
auf dem Exercierplatze, bey den Uebungen Ihrer Regimenter, nun auf 
dem freyen Felde, im Commando Ihres Kriegsheeres. Oftmals hat 
man Sie bey ſolchen Geſchaͤften an regnichten Tagen ganz durch naͤſſet 
geſehen und fuͤr Dero Geſundheit gezittert. Aber Sie haben ſich an 
nichts gekehret, und nicht eher entfernet, als bis das ganze I 
nete Manoͤvre vollendet geweſen. 
ö Wer 


Wer kan, wer will es uns nun verdenken, wenn wir alle Ew. 
Königl. Hoheit als das herrlichſte Kleinod anſehen, fo uns die Güte 
des Himmels zu unſerer Ehre, Freude, Wonne, Crone und Gluͤckſelig⸗ 
keit geſchenket? Sie find der erſte Sohn des Landes, Cron- und 
Thronerbe von Daͤnnemark und Norwegen, Eigenthumsherr der weit⸗ 
laͤuftigſten Staaten, das Augenmerk ganzer Voͤlker, die Hofnung eini⸗ 
ger Millionen. Gottlob es wohnet in Ihnen die unſchuldigſte, unver 
dorbenſte, unverfuͤhrteſte Seele. Ihr Herz iſt erfuͤllt mit den beſten 
Geſinnungen und ruhmwuͤrdigſten Entſchlieſungen. Es iſt Dero hoͤch⸗ 
ſter und heiligſter Wunſch und unabaͤnderlicher Wille und Entſchluß die 
Gluͤckſeligkeit Ihrer angeerbten Reiche und Laͤnder zu erhoͤhen, die 
Wohlfarth Ihrer Ihnen ganz ergebenen Unterthanen aus allen Kraͤf⸗ 
ten zu befördern, die ehemaligen guͤldenen und ſchuldloſen Zeiten herbey⸗ 
zurufen und wieder herzuſtellen, den Flor des Handels und der Schif⸗ 
farth beſtmoͤglichſt zu erweitern, den Land, und Ackerbau kraͤftigſt zu 
ermuntern, den ſtillen Fleiß des Landmannes zu bemerken und zu ber 
lohnen, die Religion und ihre Diener zu ehren, Kirchen und Schulen 
bereitwilligſt zu unterſtuͤtzen, die verdorbenen Sitten zu verbeſſern, der 
Verſchwendung und Ueppigkeit enge Graͤnzen zu ſetzen, die ausgeartete 
Kleiderpracht einzuſchraͤnken, alle Gerechtigkeit und Pflichten ſelber 
treulichſt zu erfüllen, und fo allen im Lande und am Hofe mit dem nach⸗ 
ahmungswuͤrdigſten Vorbilde vorzuleuchten. 


Gnaͤ⸗ 


Gnaͤdigſter, Liebenswuͤrdigſter Cronprinz! Sie find bisher allen 
unſeren Wuͤnſchen und Erwartungen immer zuvorgekommen, und wir 
erwarten und hoffen daher auch kuͤnftig von Ihnen mit aller Zuverſicht 
und Freudigkeit das beſte, groͤßeſte und herrlichſte. Sie werden ſich 
gewiß dereinſt als den zaͤrtlichſten Vater Ihres Landes, als den ge⸗ 
treueſten Freund Ihres Volkes, als den eifrigſten und wachſamſten 
Schutz⸗ und Schirmherrn der Kirche und evangeliſchen Religion, als 
den Mehrer des Reiches und ſeiner Gluͤckſeligkeit, als den ſorgfaͤltig⸗ 
ſten Erhalter frommer und gemeinnuͤtziger Stiftungen, kurz als den 
weiſeſten, gerechteſten und gnaͤdigſten Regenten erweiſen. 


Wir wollen daher ſowohl in unſern Bethaͤuſern als Wohnhaͤuſern 
deſto williger und fleißiger beydes unſere Herzen und Haͤnde zu Gott 
empor heben, um unablaͤßiger und inbruͤnſtiger für Höchftdiefelben, Bitte 
Gebet und Fuͤrbitte zu thun, und es Ihnen vornemlich erbitten und 
erflehen: Herr ſende dieſem Lieblinge Deiner Gnade, dieſen 
Prinzen nach Deinem Herzen Huͤlfe aus Deinem Heiligthum, 
und ſtaͤrke ihn aus Deinem himmliſchen Zion. Verlaͤngere bis 
ins hoͤchſte und ſpaͤteſte Alter ſein unſchaͤtzbares Leben. Lege 
von unſern Jahren recht viele hinzu, und laß es das laͤngſte 

1 b und 


und fpätefte, auch zugleich das erwuͤnſchteſte und glückfeligfte 
Leben werden. Gieb ihm, was Du vormals dem jungen Sa: 
lomo gabeſt, das weiſeſte Herz zur Erkaͤnntnis Deines Wil⸗ 
lens, und das gehorſamſte Herz zur Ausuͤbung Deines Wohl⸗ 
gefallens, damit er ſtets wandeln moͤge wuͤrdiglich Dir dem 
HeErrn zu allen Gefallen. Bedecke ihn mit Deinem undurch⸗ 
dringlichen Schilde. Trage ihn auf den Haͤnden Deiner Er⸗ 
barmung. Behuͤte ihn wie einen Augapfel in Deinem Auge, 
und bewahre ihn unter dem Schatten Deiner Gnadenfluͤgel. 
Entferne ihn auf immer von den Wegen, darauf ſich die Prin⸗ 
zen und Koͤnige verderben. Neige ſein Herz zu Deinen Zeug⸗ 
niſſen, und erhalte es bey dem einigen, Deinen Namen aufs 
kindlichſte zu fuͤrchten. Verſcheuche und verbanne von ſeinem 
Thron das unſelige Heer der Heuchler und Schmeichler, der 
Verfuͤhrer und Religionsſpoͤtter. Umringe ihn, wie bisher, 
mit den treueſten im Lande, mit den rechtſchaffenſten im Volke, 
mit den weiſeſten, gerechteſten und gewiſſenhafteſten Staats⸗ 
miniſtern. Verleihe feinen Reichen fernerhin den ſuͤſſeſten Frie⸗ 
den. Laß in ſeinem Lande die Gottſeligkeit thronen und woh⸗ 

| nen, 


nen, Güte und Treue einander begegnen, Gerechtigkeit und 
Friede ſich kuͤſſen. Segne Sie auch bald mit dem Segen der 


zaͤrtlichſten und erwuͤnſchteſten Ehe, und ſchenke Ihnen eine ſol⸗ 


che Gemahlin, mit der Sie als ein 5 und eine Seele leben 
koͤnnen. 


Ew. Rönigl. Zoheit find ein erklaͤrter Freund der Wiſſenſchaften 
und vorzüglich ein Verehrer der Naturgeſchichte. Auch meine conchy⸗ 
liologiſchen Schriften haben die Ehre Ihnen bekannt zu ſeyn. Zu mei⸗ 
ner freudigſten Ermunterung vernehme ich es, daß Sie ſolchen ſchon 
manche Augenblicke, die Ihnen von Ihren unendlich wichtigeren Staats⸗ 
geſchaͤften uͤbrig geblieben, geſchenket. Deſto zuverſichtlicher lege ich 
dieſes muͤhſam ausgearbeitete in Dero Landen, und unter Dero Schutze 
verfertigte Buch, welches von einer aͤuſſerſt raren Claſſe der Conchy⸗ 
lien, nemlich von den Links⸗ oder verkehrtgewundenen Schnecken han⸗ 
delt, ehrerbietigſt zu Dero Fuͤßen nieder. In der getroſten Erwartung 
daß Soͤchſtdieſelben meine Kuͤhnheit in Gnaden bemerken, dieſem Buche 

b 2 eine 


eine geneigte Aufnahme ſchenken / und dem Verfaſſer fortdaurend Dero 
Huld, Protection und Gnade wuͤrdigen werden, erſterbe ich als 


Ew. Königl. Hoheit, 
Meines gnaͤdigſten Cronprinzen 


Copenhagen 
den 24. Merz 1786. 


unterthänigfter Knecht, Fͤrbitter, Verehter 
Johann Hieronymus Chemnitz. 


DICATUM A 
1LH.CHEMNTTIO 


9: ich das noͤthigſte, welches bey der ausführlichen Abhandlung von den 
Linksſchnecken zum voraus zu erinnern geweſen, allbereits in der Einlei⸗ 
tung angefuͤhret: ſo kan ich mich in dieſer Vorrede deſto kuͤrzer faſſen. Traurig 
iſt die Nachricht, welche ich hier niederſchreiben muß, daß der rechtſchaffene Ver⸗ 
leger des Conchylienwerkes, der liebe, wuͤrdige, verdienſtvolle Herr Raſpe, im 
October des vorigen Jahres ſeine Laufbahn geendiget, und dieſer Welt, die ihm 
den Verlag der wichtigſten und koſtbarſten Werke zu verdanken hat, durch den 
Tod entriſſen worden. Ich hoffe meinen Leſern, entweder noch, wenn es moͤg⸗ 

tt ; b3 lich 


Vorrede. 


lich und thunlich ſeyn wird, oder doch gewiß naͤchſtens, das wohlgetroffene Bild⸗ 
niß und den Lebenslauf dieſes verehrungswertheſten Mannes zu überreichen. Hier 
begnuͤge ich mich den Leſer mit den Zeilen bekannt zu machen, welche mir der 
Selige wenig Tage vor ſeiner Aufloͤſung, wie er gleichſam ſchon am Rande des 
Grabes, bey der Graͤnze des Todes, auf dem Scheidewege zwiſchen der Zeit und 
Ewigkeit geſtanden, bey den Schlußworten eines langen und ausfuͤhrlichen Brie⸗ 
fes zugeſchrieben, und die mir ſtets el A und e im Andenken 
bleiben werden. 


„Ich kan und will es ſchließlich E. H. nicht laͤnger ee daß 
„ich den ganzen Sommer hindurch krank geweſen, und es nun endlich 
„fo weit mit mir gekommen, daß ich meinen Abſchied ſtuͤndlich erwarten 
„muß. Dies wird alſo mein letzter Brief ſeyn. Fuͤr alle Guͤte, Liebe 
„und aufrichtige Freundſchaft erſtatte ich Ihnen hiemit den innigſten 
„und herzlichſten Dank, und erbitte zugleich als ein ſterbender deren 
„Fortſetzung für meine zuruͤckbleibende Frau, welche das Conchylienwerk, 
„ deſſen Vollendung ich nicht erlebet, zu vollenden bemuͤhet ſeyn wird.“ 


Einem ſeiner alten treuen Freunde zu Bamberg, ſchrieb er wenig Tage vor 
ſeinem Tode, mit der reinſten Handſchrift, die ihm ſo geläufig und eee 
Nuprgen war, nachſtehendes zu: 


„Freund! Man blaͤßt die Retraite! Alſo gute Nacht für dieſes 
„Leben. Tauſend Dank für alle Liebe und Freundſchaft, und eine 
„ gluͤckſelige Nachfolge! Nuͤrnberg den 1. Octob. 1785. N.“ 


Erſtaunen wir nicht billig uͤber die Seelenruhe und Geiſtesgegenwart, mit 
welcher der nun verklaͤrte Redliche von ſeinem baldigen Abſchiede geredet, ſein 
Haus beſtellet , feinen Freunden das letzte Lebet wobl geſaget? und uͤber die Frey⸗ 

muͤthigkeit 


Vorrede. 


muͤthigkeit und Unerſchrockenheit, mit welcher er dem immer naͤher auf ihn an⸗ 
dringenden Tode unter die Augen geſehen? Wahrlich der Gerechte iſt auch in 
feinem Tode getroſt, ja getroſt wie ein junger Loͤve. Impavidum ferient ruinae. 
Wenn auch die letzte Plage kommen will, fo fürchtet ſich dennoch fein Herz nicht, 
er hoffet unverzagt auf den HErrn und Heiland, der es ſo theuer verheiſſen, wer 
an mich glaubet, der wird leben, ob er gleich ſtuͤrbe, und wer da lebet und glau⸗ 
bet an mich, wird nimmermehr ſterben. Vielleicht werden manche ſchon bey die⸗ 
ſen wenigen Zuͤgen, die ich aus ſeinem Leben und Charakter angefuͤhret, begieri⸗ 
ger gemacht, das Bildniß und den Lebenslauf eines ſolchen vortreflichen Mannes 
naͤher und genauer kennen zu lernen. Dies Verlangen ſoll gewiß befriediget wer⸗ 
den. Ich bin ihm wegen feiner Rechtſchaffenheit, Verdienſte und Freundſchaft 
dies Denkmal der Liebe ſchuldig. 


Doch ich kehre wieder zu meinem hier gelieferten Buche, welches von lauter 
Linksſchnecken handelt, zuruͤck. Da die Materialien dazu feit einigen zwanzig 
Jahren von mehreren mit vielem Fleiße geſammlet, alſo Holz, Steine und Kalk 
zu dieſem kleinen Gebäude aus der Nähe und Ferne ſchon lange herbeygefuͤhret, 
und die weit und breit zerſtreuten, verkehrt auf die Welt gekommenen linksge⸗ 
wundenen und linksgebornen Kinder, deren Abbildungen und Beſchreibung wir 
hier antreffen, aus allen Ecken und Enden der conchyliologiſchen Welt und Natu⸗ 
raliencabinetter durch eine koſtbare Correſpondenz zuſammengebracht worden, ſo 
befuͤrchte ich den Zuruf nicht, der ſonſt manchen zum Buͤcherſchreiben nur gar zu 
fertigen Schriftſteller nicht zu ofte empfohlen werden kan, Nonum prematur in 
annum. 1 


Die Linksſchnecken werden von den franzöſiſchen Conchyliologen die Einzigen 
genannt. Und dieſes Buch kan auch ohne Prahlerei das Einzige in ſeiner Art 
heiſſen, weil von dieſer Materie noch niemals ein ganzes Buch geſchrieben wor⸗ 
den, und weil es gar nicht wahrſcheinlich, daß ſich bey aller Schreibſeligkeit un, 
K ſeres 


Vorrede. 


ſeres Jahrhunderts ſo leichte jemand aufs neue mit dieſer ziemlich unbekannten 
Sache und ſeltſamen Arbeit viel befaſſen und abgeben wird. Denn dergleichen 
verbietet ſich von ſelbſt. ) 


Der ſel. Herr Raſpe war entſchloſſen, dieſe ausführliche Abhandlung von 
Linksſchnecken nicht nur beym neunten Bande des großen ſyſtematiſchen Conchy⸗ 
lienwerkes mit abdrucken zu laſſen, ſondern ſie auch als ein eigenes abgeſondertes 
Buch heraus zu geben, um ſolchen Conchylienfreunden, welche das große Werk 
nicht beſitzen, und ſich doch gerne dieſe ſeltene Sammlung und Geſellſchaft ver, 
kehrtgewundener Linksſchnecken anſchaffen möchten, damit dienen zu koͤnnen. Die 
hinterlaſſene Frau Wittwe, dieſe durch die Bande der zaͤrtlichſten Ehe 
mit ihm verknuͤpft geweſene beſte Freundin und liebſte Gefaͤrthin ſeines 
Lebens, beharret bey dem Entſchluſſe, den Willen ihres ſel. Ehegatten 
auch hierinnen aufs puͤnctlichſte zu erfuͤllen. Daher koͤmmts/ daß dieſe Ab⸗ 
handlung auch als ein beſonderes Buch herausgegeben wird. Copenhagen den 
25ſten Merz 1786. eee . 


J. H. Chemnitz. 


Einlei⸗ 


85 ge. 19. 


Einleitung 
in die 1 
Geſchichte und Abhandlung von den Linksſchnecken. 


—— 


ndlich bin ich doch nach vielfältigen Hinderniſſen fo weit gekom⸗ 

men, daß ich dieſe erſte Abtheilung des neunten Bandes, welche 

von lauter Linksſchnecken handeln wird, oͤffentlich herausgeben 

kan. Da ich es hierbey mit einer noch niemals ausfuͤhrlich bearbeiteten 

Sache zu thun habe: ſo hoffe ich es deſto zuverſichtlicher mit dieſer Ab⸗ 

1 warmen Conchylienfreunden ein willkommenes Geſchenke zu 
achen. | 


Gonchyliens Cabinet IX, Band, A a Beym 


25 Einleitung i 
Beym Bau unſerer Haͤuſer und Wohngebäude pflegen wir die Thuͤ⸗ 

ren und Eingaͤnge, je nachdem es uns am bequemſten zu ſeyn duͤnket, 
bald in der Mitte, bald bey der rechten, bald bey der linken Seite des 
Hauſes anzulegen. Aber bey den ſchalichten Wohnhaͤuſern der Schne⸗ 
cken ſcheinet es eine faſt algemein gewordene Sitte zu ſeyn, die zum 
Eingange und Ausgange des Bewohners dienende Thuͤre und Oefnung 
auf der rechten Seite des Hauſes hinzuſtellen. Die wahre eigentliche 
Urſache, warum faſt jede Schnecke ihre Muͤndung zur rechten Seite 
habe, warum auch faſt jedes Thier immer eher den rechten als den 
linken Fuß beym Fortgehen bewege, und der Menſch eher und bequemer 
ſeinen rechten Arm und Fuß (der gemeiniglich auch ſtaͤrker und veſter 
iſt) als den linken gebrauche, verdienet es gewiß genauer und gruͤnd⸗ 
licher aufgeſuchet zu werden. Mein ſeliger Freund, der Herr D. Feld⸗ 
mann zu Neu⸗Ruppin hat hievon in einigen von den Linksſchnecken im 
Jahr 1772 entworfenen, mir handſchriftlich zugekommenen Anmerkun⸗ 
gen, folgende des weiteren Nachdenkens gewiß wuͤrdige Gedanken. 
„Solte wohl ſitus cordis als des principii motuum in ſiniſtra parte, da⸗ 
„mit das Herz deſto ungehinderter ſeine Bewegung fortſetzen koͤnne, eine 
„von den Haupturſachen ſeyn, warum wir den rechten Arm mehr als 
„den linken gebrauchen? DO wenn man es doch erfahren koͤnnte, ob 
„derjenige Mann, bey deſſen Zergliederung der Herr Profeſſor Meckel 
„im Winter Ao. 177 1. alle Vilcera dextra in der linken, und alle finiftra 
„in der rechten Seite gefunden, auch ſie in ſolcher Lage hat abmahlen 
„laſſen ), in feinem Leben links geweſen?“ Und wie mag es innerlich 
mit ſolchen Leuten beſchaffen ſeyn, die beſſer und bequemer ihre Geſchaͤfte 
mit der linken als mit der rechten Hand verrichten koͤnnen? Und was 
ſoll man von den 700 Benjaminitern denken, von welchen wir es im 
Buch der Richter Cap. 20, 16. leſen, daß fie links geweſen, und doch 
mit ihrer Schleuder auf ein Haar treffen koͤnnen? Denn mit der fluͤch⸗ 
tigen „ merkung, welche D. J. Lange in feiner Schrifterklaͤrung, im 
ſogeuannten Bibliſch hiſtoriſchen Licht und Recht bey dieſer Stelle ges 
macht, wenn er ſchreibet: „daß ſo viele links geweſen, und doch 1 
der 

) Da ich mich bey einigen unſerer geſchickteſten Aerzte naher erkundiget, ob ihnen auch wohl ein 
ſolcher Fall bekannt worden, daß ein Menſch, wenn man ihn zergliedert, alle die Viſcera 

zur linken Seite liegen gehabt, die eigentlich auf der rechten liegen ſollten; ſo vernehme es 

von ihnen zu meinem Erſtaunen, daß dergleichen allerdings, wiewohl nur ſehr ſelten vor⸗ 

komme, und fie auch in den Memoires de I’ Academ. franc, etwas davon geleſen. 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. e 


„der Schleuder ein Haar treffen koͤnnen, daruͤber hat man ſich billig 
„zu verwundern;“ möchten ſich wohl die wenigſten begnügen wollen und 
abweiſen laſſen. | | | 
Wenn wir bey einer Schnecke die Spitze in die Höhe kehren, und 
nun auf die Stellung ihrer Mundoͤfnung merken, ſo erblicken wir ſie bei 
den allermeiſten auf der rechten Seite. Nur ſehr wenige machen hie⸗ 
von eine Ausnahme. Dieſe Sonderlinge haben ihre Muͤndung auf der 
linken Seite. Sie entfernen ſich alſo bey der Anlage ihrer Thuͤren und 
Eingaͤnge gaͤnzlich von dem, was bey den Schnecken altes Herkommen, 
algemeine Sitte und Gewohnheit iſt. Sie heiſſen um deswillen Links⸗ 
ſchnecken, verkehrt -gedrehte Schnecken, cochleue perverfae, contrariae, 
finiftrae, ſiniſtrorſum gyratae, ad laevam manum volutatae et circumvo- 
lutae, ductu contrario eircumactae et conſtructae. Freylich wenn man 
die Linksſchnecken umkehret und auf die Spitze oder auf den Kopf ſtellet, 
fo haben fie ihre Mündung zur rechten Hand, und ſodann gehen ihre 
Umlaͤufe und Windungen von der rechten zur linken Hand hinuͤber. 
Daher pfleget Liſter ſolche Schnecken Teſtacea a dextra ſiniſtrorſum tortilia, 
und die Rechtsſchnecken cochleas a ſiniſtra dextrorſum tortiles zu nennen. 
Im gleichen Tone redet auch Adanſon nebſt einigen anderen von dieſer 
Sache. Allein iſt es wohl natürlich einen Menſchen auf den Kopf zu - 
ſtellen, um von der Lage ſeines Mundes und ſeiner Zaͤhne deſto ſicherer 
urtheilen zu koͤnnen? Und iſt es wohl gebraͤuchlich ein Haus oder Thurm 
umzukehren, und auf die Spitze und den Giebel zu ſtellen, um von 
deſſen Thuͤren, Portalen und Eingaͤngen die noͤthigen Kenntniſſe zu 
nehmen? Man laſſe doch eine gleiche Billigkeit und Gerechtigkeit den 
Schnecken wiederfahren, ſo werden kuͤnftighin deſto eher alle Verwir⸗ 
rungen der Begriffe vermieden werden, und nur diejenigen Linksſchne⸗ 
cken heiſſen, welche, wenn ihre Spitze in die Hoͤhe gekehret und ſie alſo 
in der natuͤrlichſten Lage betrachtet worden, ihren Mund und Eingang 
zur Linken haben. 3 
In der Terminologia Conchiliologiae, welche in des Prof. Murr ay 
Teſtaceologia geliefert wird, finde ich pag. 23 folgende hieher gehoͤrige 
Stelle: Fere omnes teſtae dextrorſum contra ſolis ut vulgo dicitur curſum 
procedunt, exceptis paucifimis quae cum fole flectuntur et contrariae feu 
finiftrae audiunt. Bey den Franzoͤſiſchen Conchyliologen wird jede Links⸗ 
ſchnecke bouche à gauche, coquille à contre ſens, oder gewöhnlicher ’unique 
genannt, welche letztere Benennung vermuthlich daher entſtanden, weil 
man vormals nur eine Einzige linke LM gekannt und ihr 1 
2 mi 


4 Einleitung 


mit Recht als der Einzigen bekanntgewordenen den Namen fine pari, 
unique beygeleget. So lange nur ein Kind in einer Familie vorhan⸗ 
den iſt, ſo kann und muß es das Einzige heiſſen. Sobald aber, ſolte 
es auch erſt nach mehreren Jahren geſchehen, noch mehr Kinder nach⸗ 
kommen, ſo wäre es lächerlich dieſen Namen noch länger beyzubehalten. 
Aber bey den Franzoſen iſt dennoch, ob man gleich laͤngſt mehrere Links⸗ 
ſchnecken kennen zu lernen Gelegenheit gehabt, dieſer Name L' Unique 
als ein algemeiner Name aller Linksſchnecken beybehalten werden. Da⸗ 
vila ſchreibet daher in feinem Catal. raif. tom. I. no. 219. pag. 1§1. On le 
nomme l' unique (er redet von der linken Feige) paree que la bouche en eſt 
pofee a contre - ſens des autres. Favart d' Serbigny erklaͤret ſich wegen 
dieſes Namens folgendermaſſen im Dictionaire de !’hiftoire naturelle tom. I. 
Pag. 465. Les conchyliologiſtes donnent le nom de unique à plufieurs co- 
quillages univalves l’orfque J ouverture eſt tournèe contre ordinaire des 
autres de droit à gauche, en ſuppoſant le ſommet de la coquille en haut. 
C’eft pourquoi on appelle auſſi ces fortes des coquilles bouches à gauche, 
ou mal nommees. Die Gedanken des Favanne von dieſer Benennung 
finden wir im erſten Theile feiner Conchyl. pag. 441. Nous deſignons feu- 
lement ſous le nom de bouche à gauche les coquilles dont la bouche eſt 
tournee dans un fens oppofe a celui qu'elles prefentent d' ordinaire, quoi- 
que Ms. DARGENVILLE et la pluspart des curieux les defignent auſſi fous le 
noms l’unique et de fans pareille. Pour que ces deux denominations fuſ- 
ſent juftes il faudroit n’avoir trouvè qu'une feule efpece de teſtacèe qui 
portat ce caraltere. Mais comme il fe rencontre dans plufieurs de ceux de 
mer, de ceux d’eau douce et fur tout dans un grand nombre d’efpeces ter- 
reftres tres differentes entre elles, ces-deux defignations deviennent par la 
fauſſes et abufives: aufli eft ce avec raifon que les Hollandois donnent à 
ces fortes des teſtacèes le nom de coquilles gauches — ils les defignent 
meème aſſez communement fous celui de Mal nommees, comme pour faire 
en quelque forte la critique des denominations vicieufes qu’ont ces coquil- 
les parmi nous. La droite et la Gauche d'une coquille devant fe prendre 
de la ſituation reſpective de cette coquille avec la marche de l’animal qui 
la porte, il fera vrai de dire que le plus grand nombre de celles qui font 
connues ont leur bouche tournèe à droite, tandis qu'elle eft a gauche dans 
celles qui portent avec fi peu de fondement le nom d’uniques. 

So wie viele unferer heutigen Theologen aus der Bibel und Theo⸗ 
logie alles hinaus zu demonſtriren und hinweg zu exegeſiren wiſſen, was 
ihnen bey ihrer Deterodorie nicht anſtehet: fo ſuchte ſchon Nane 

riſto⸗ 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 5 


Ariſtoteles aus dem Reiche der Natur durch leere Vernunftſchluͤſſe es 
ſogleich hinweg zu demonſtriren, was ihm nicht wahrſcheinlich und bes 
greiflich zu ſeyn ſchien. Da verſuchet er es denn auch a priori den Be⸗ 
weiß zu fuͤhren, daß es gar keine Linksſchnecken geben koͤnne. In ſeiner 
Hift, Animal. Lib. IV. Cap. 4. leſe ich folgendes: Animalia teftacea moventur 
omnia parte dextra. Lib. II. Cap. 10. Nam initium incedendi omnibus anima- 
libus a dextris partibus. Und wiederum: Dextrum eſt unde initium eſt motus. 
Et eam ob rem in oſtraceo genere quaecunque ſunt turbinata undique dextra 
ſunt — omnia a dextris moventur — omnia dextra eſſe neceffe eſt. Bey die⸗ 
ſer Ariſtoteliſchen Meinung iſt man lange geblieben, ohne im geringſten 
Linksſchnecken zu wittern, zu vermuthen und aufzuſuchen, bis endlich 
dem Fabius Columna im Anfange des vorigen Jahrhunderts unvermu⸗ 
thet ein paar Stuͤcke von der helice perverſa Linnaei, von der ſogenann⸗ 


ten linken Efidſchraube in die Hände gefallen, die er auch ſogleich in 


ſeinem Tractate de Purpura Cap. VII. et VIII. als turbines terreſtres non 
deſeriptos, a nemine obſervatos, praeter morem a natura elaboratos, con- 
trario modo convolutos, beſchrieben, und nicht wenig Lerm von dieſer 
neuen Entdeckung gemacht. Eben dieſer hat ſich auch zuerſt daruͤber 
aufgehalten, daß im Rondeletio die Figuren der Schnecken verkehrt ge⸗ 
zeichnet waͤren, dabey doch ſonſt niemand, ſo lange man von keinen 
Linksſchnecken etwas gewußt, das fehlerhafte erkannt, noch dergleichen 
zuvor fuͤr falſch und unrichtig gehalten. Er ſchreibt in ſeinen Aquat. 
et terreſtr. Lib. I. pag. 61. Rondeletii pictor ignoravit artem typographi- 


cam — quare omnes illius et aliorum Icones ſiniſtro adſpectu ſunt, eum dex- 


tro eſſe debeant. Selbſt Liſter begieng anfaͤnglich bey der Ao. 1678. 
veranſtalteten Ausgabe feiner Hift. Animalium Angliae dieſen großen Feh⸗ 


ler, daß er alle Schnecken fo vorſtellen ließ, als wenn fie ihre Mündung 


an der linken Seite haͤtten. Wie er endlich ſeinen Fehler zu ſpaͤte ein⸗ 
ſahe, ſo mußte der Kupferſtecher allein die Schuld tragen, der doch ge⸗ 
wiß die Probeabdruͤcke dem Liſter zur Beurtheilung vorher wird vor⸗ 
gelegt haben. In der Hift. Animalium gedenket er dieſes Irthums mit 
keinem Worte, weil ihm damals dies Verſehen noch nicht eingeleuchtet. 
Aber einige Jahre nachher gehet er im Appendice ad Hiſt. Animal. Angl. 
zum Bekaͤnntniſſe, und laͤſſet daher unter Die emendanda in tabulis aeneis 
pag. 41. folgendes mit einfließen. — Qui picturas in aere incifit in eo ma- 
kXime erravit, quod omnium turbinatorum volutas inverſit, adeoque quo- 
rum aperturae jam dextram ſpectant ſic intelligi debent ac ſi laevam reſpice- 
rent, et contra de aliis quae contrarium poſitum in tabulis ſervant exiſti- 

3 mandum 


6 SW Einleitung 


mandum eſt. De BoNANxN figuris nuper editis (nempe in Recreatione men- 
tis et oculi) idem dici poteſt nam univerſae falfae ſunt. Dieſe glimpfliche. 
Zurechtweiſung des Liſters hat aber doch dem Bonanni gar nicht bez 
hagen noch gefallen wollen. Er hat zwar in ſeinem viele Jahre hernach 
herausgegebenen Mufeo Kircheriano dieſen groben Fehler verbeſſert, und 
die Abbildungen der Conchylien mit größerer Sorgfalt veranſtaltet: 
aber doch zugleich ſein ehemaliges Verſehen auf eine ſo dreiſte und im⸗ 
pertinente Weiſe entſchuldiget und vertheidiget, daß es vermuthlich zur 
Beluſtigung meiner Leſer dienen wird, wenn ich ihnen dieſe ganze Stelle 
aus feinem Mufeo Kircher. herſetzen werde. Sie ſtehet pag. 476. Lister 
me incuriae damnavit — fateor illum errorem irrepſiſſe ſed voluntarie. 
Typographicam enim artem callebam, falſitatem in impreſſione praevidi et 
neglexi non unica ratione ductus. Et quidem primo exemplo aliorum, 
quorum certe typographicae artis ignorantia praefumenda non eft, attamen 
pictoris manum non coegerant, ut in eo ſitu cochleas delinearet, in quo 
non averſa apparerent. Profecto cognoverunt pro nihilo habendum eſſe 
errorem illum cujus cauſa animalia turbinata contemplarentur averſa: 
non enim inſpicientes ea diſſonantia offendit, quae maxime laederet, ſi ho- 
mines, arbores, piſces eo modo viderentur depicta, ut ubi caput, 
flores et folia videnda eſſent, ibi pedes et radices apparerent. Conchylio- 
rum enim venuftas, circumvolutiones et mira partium ſtructura aequali de- 
lectatione oculorum uſurpantur quocunque in fitu collocentur, nee ulla 
phantafiae vis infertur ut diverſum aliquid imaginetur ab eo, quod ſenſum 
comprehendit. Fortaſſe ex eo, quia licet ut plurimum Natura os efformet 
in parte dextera turbinatorum, in parte tamen ſiniſtra multorum illud collo- 
cat, nec a tali partium difpofitione abhorret; recufat vero caput efformare 
vel florem ubi pes vel radix ſemper apparet. — Er bekennet es nachher, 
daß er zwar bey den meiſten Figuren dieſen Fehler verbeſſert, aber ihn 
doch bey einigen ſtehen laſſen, aus folgender Urſache — meo ingenio in- 
dulfi bene cognitum errorem profequens, cum ejus correctio aeque ratio- 
nabilis fit et ſupervacanea. Daß Schynvoet der Herausgeber des 
Aumphs I ebenfals auf einigen Kupfertafeln die Schnecken ae 

6 f ilden 


4) Diejenigen Kupfertafeln im Rumph, welche ein geſchickter Kupferſtecher verfertigte, der ſich 
Deur in der Unterſchrift nannte, ſind alle richtig und meiſterhaft geſtochen worden; aber 
die Kupfertafeln, darunter die Namen Catec und Camsvelt in der Unterſchrift ſtehen, 
liefern lauter falſche Vorſtellungen. Auf dieſen Tafeln haben alle Schnecken ihre Mündung 
zur Linken. g 0 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 196 


bilden laſſen, daß viele andere, als zum Exempel das Mufeum Societa- 
tis Londinenfis, Seba in feinem Theſauro tom. 3. auf den mehreſten Ku⸗ 
pfertafeln uns nichts beſſeres geliefert; daß ſelbſt Klein in ſeinem nutz⸗ 
baren Tentamine methodi oſtracologicae uns viele grundfalſche linksge⸗ 
zeichnete Figuren, und Davila auf allen Kupferblaͤttern feines Catal. raiſ. 
uns verkehrt geſtochene Abbildungen vorgeleget, iſt freylich hoͤchlich zu 
beklagen: aber ich zweifle ſehr, daß ein einziger von allen dieſen Schrift⸗ 
ſtellern, wenn ihm das fehlerhafte ſeiner Kupferſtiche bey Zeiten waͤre 
gewieſen worden, die Stirne wuͤrde gehabt haben, es uns, wie Bo⸗ 
nanni, unter die Augen zu ſagen, daß er dieſen Fehler voluntarie be⸗ 
gangen, und ihn mit Vorſaz nicht vermeiden wollen. 


5 Wir wuͤrden uͤber die Seltenheit der Linksſchnecken nicht weiter 
klagen duͤrfen, wenn das alles Linksſchnecken waͤren, die von Conchy⸗ 
liologiſchen Schriftſtellern als links vorgeſtellet worden. Aber ihren 
Abbildungen muß man in dieſem Puncte vielmals gar nicht trauen, noch 
im geringſten darauf achten. Im Seba herſchet hierinnen die groͤßeſte 
Verwirrung. Conchylien die ihren Mund zur rechten haben, find links, 
d ihre Mundoͤfnung zur linken haben, ſind rechts vorgeſtellet 
worden. i - 1 
Als Liſter etwa ums Jähr 1670 die linke Erdſchraube fand, fo 
bey Linne turbo bidens und perverſus heißt, dergleichen vom Fabius 
Columna lange zuvor war entdecket worden, ſo meldete er dieſe Neuig⸗ 
keit feinem gelehrtem Freunde dem Rajus, und erhielte von ihm nachſte⸗ 
hende Antwort, die in Liſteri Hiſtoria Animal. Angl. pag. 124. geleſen 
wird, und uns zu einem Beweiſe und Zeugniſſe dienen kann, welch ein 
Weſen man damals von einer linksgewundenen Schnecke gemacht, und 
wie wenig man zu der Zeit von Linksſchnecken gewußt. In literis ad me 
olim datis, ſchreibt Liſter, ita de hac cochlea (nemlich de turbine perver- 
fo) Clarifimus IohH. Raıvs loquitur „Rem ſane curiofifimam te nuper ob- 
ſervaſſe narras, nimirum cochleam cuius ſpirae in diverfam partem flectant, 
cum inter doctos conftans opinio fit a feptentrionali aequatoris parte coch- 
leas omnes (motum folis obfervando) a finiftra dextram verfüs torqueri, 
nec ego unquam inveni qualem tu deſeribis. Si vero aliae ſunt hujus gene- 
ris, five haec fola exceptio fit, diligenter fervari, et exacte deſeribi depin- 
gique meretur. 8 
Liſter ward, da er zuerſt dieſe entdecket hatte, auf die Linksſchne⸗ 
cken deſto aufmerkſamer gemacht. Er lernte bald mehrere Pe 
ennen, 


8 Einleitung 
kennen, weil ihm als einen fü gelehrten und angeſehenen Leibmedico der 
Koͤniginn Annaͤ zu Engeland Conchylien von allen Seiten her gebracht 
wurden. Wie er daher beym Beſchluſſe des vorigen Jahrhunderts 
ſeine Hiſtoriam Conchyliorum herausgab, ſo widmete er darinnen den 
linken Erd⸗ und Flußſchnecken ſchon eigene beſondere Abſchnitte und Ca⸗ 
pitel. Auch fielen ihm ein paar linke Meerſchnecken in die Haͤnde, nem⸗ 
lich die von ihm ſogenannte Purpura marina exotica (die linke Feige und 
das buccinum heteroftrophum (murex contrarius Linnaei in Mantiſſa.) 


Seitdem find nun alle Sammler auf die Linksſchnecken achtſamer 
gemacht worden. Man hält fie für auſſerordentliche Seltenheiten, und 
glaubt, ihr Beſitz ſey den Juwelen gleich zu achten, und erhoͤhe am 
meiſten den Werth und Vorzug eines Conchyliencabinettes. Auch iſt 
nunmehro die Kenntniß der Linksſchnecken ſchon ſo weit erweitert und 
ausgedehnt worden, daß man, wenn ich einige wenige Geſchlechter und 
Familien ausnehme, faſt in allen Hauptgeſchlechtern der Conchylien 
Linksſchnecken zaͤhlen kann, ja ſelbſt unter den Muſcheln hat man Links⸗ 
gekehrte bemerket. 


Ich habe ſchon vor mehr als zwanzig Jahren, wie ich als Daͤni⸗ 
ſcher Legationsprediger zu Wien gelebet, den Entſchluß gehabt, dereinſt 
einen Tractat von Linksſchnecken zu ſchreiben. Zu dem Ende habe ich 
ſchon damals den Anfang gemacht, die dazu nöthigen Materialien aus 
allen Winkeln, wo ich dergleichen nur finden können, muͤhſam aufzu⸗ 
ſuchen. Fand ich irgendwo in einer Conchylienfammlung eine Links⸗ 
ſchnecke: ſo wurde gleich eine getreue Abbildung davon genommen. 
Allein als ich An. 1768. von Wien nach Rendsburg zum Compaftor 
bey der dortigen Chriſtkirche berufen, alsdann wenig Monathe nachher 
zum Schloßprediger auf Tronburg und in Helſingoͤr beſtellet, drey 
Jahre darauf wieder ins Paſtorat bey meiner jetzigen großen Gemeinde 
zu Copenhagen verſetzet ward, ſo vergieng mir bey ſo öfteren Amts⸗ 
veränderungen alle Luſt, mich auf ſchriftſtelleriſche Arbeiten, und inſon⸗ 
derheit auf die Ausarbeitung einer umftandlichen Abhandlung über die 
Linksſchnecken weiter einzulaſſen. Ich packte daher alle meine von dieſer 
Sache geſammleten Papiere, Nachrichten und Zeichnungen eiligſt zu⸗ 
ſammen, und ſchickte ſie meinem unvergeßlichen Freunde, dem ſeligen 
Martini, der auch davon bey den vorlaͤufigen Nachrichten, die er von 
den Linksſchnecken im vierten Jahrgange der neuen Mannichfaltigkeiten 
herausgegeben, ſchon einen ſehr guten Gebrauch gemacht, 19 15 

N mehrere 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 9 


mehreres fuͤr die Zukunft verſprochen. Er wuͤrde auch zu dieſer Aus⸗ 
arbeitung viel tuͤchtiger und geſchickter als meine Wenigkeit geweſen ſeyn. 
Weil ihn aber ſein uͤberſpannter Fleiß vor der Zeit ins Grab ſtreckte, ſo 
ward ich ein Erbe ſeiner conchyliologiſchen Arbeiten. Da fielen mir denn 
unter ſeinen Manuſcripten, auch meine durch ihn ſtark vermehrte Papiere 
und Zeichnungen von den Linksſchnecken wieder in die Hande. Von der 
Zeit an ließ ich es mir abermals recht angelegen ſeyn, den Linksſchnecken 
nachzuſpuͤren. Des Herrn Kunſtverwalter Spenglers vortrefliche Con⸗ 
chylienſammlung, darinnen eine groͤßere Geſellſchaft von Linksſchnecken 
lieget, als vielleicht jemals in einem Naturaliencabinette beyſammen ge⸗ 
weſen, iſt mir hierbey ausnehmend zu ſtatten gekommen. Auch hat mir 
dieſer treue Freund viele der ſchoͤnſten Zeichnungen, die von ſeinen Links⸗ 
chnecken genommen worden, mitgetheilet, und mich abermals auch bey 
ieſem Geſchaͤfte bereitwillgſt mit Rath und That unterſtuͤtzet. Dieſer 
Abhandlung von den Linksſchnecken wird alſo niemand den Vorwurf ma, 
chen koͤnnen, daß man zu geſchwinde und uͤbereilt dabey zu Werke gegan⸗ 
gen, da ſchon ſeit einigen zwanzig Jahren von mehreren daran gearbeitet, 
und laͤngſtens die dazu noͤthigen Materialien aus der Naͤhe und Ferne 
herbeygehohlet, darauf hier nur in einige Ordnung gebracht, und die 
letzte Hand daran geleget worden. i 
Dabey aber kann und will ich es nicht verſchweigen, daß ich vor⸗ 
mals eine ungleich hoͤhere und beſſere Meinung von den Linksſchnecken 
gehabt. Ich hielte ſie fuͤr eigene Gattungen, fuͤr beſondere Familien, 
für rechtmäßige eheleibliche Nachkommen linksgebohrner Eltern, für aͤchte 
wohlgeborne Kinder linksgedrehter Vorfahren. Ich ereiferte mich ſehr 
unzeitig und vor unausgemachter Sache in einer kleinen von Linksſchne⸗ 
cken redenden Abhandlung, die ich zum achten Stuͤcke des Naturforſchers 
einſchickte, über ſolche, welche fie für anomaliſche, verungluͤckte, durch 
einen Zufall linksgewordene Geburten angeſehen wiſſen wolten. Es war 
mir nicht wenig anſtoͤßig in des Herrn D. und Prof. Blumenbachs Hand⸗ 
buche der Naturgeſchichte pag. 22. folgende Stelle zu finden: „daß nicht 
„alle Mißgeburten durch den Zufall entſtehen, ſondern ein großer Theil 
„von ihnen ſchon im erſten Entwurfe des Keims monſtroͤs gebildet ſeyn 
„muͤſſe, wird beſonders durch die Beyſpiele der widernatuͤrlich linksge⸗ 
„wundenen Schnecken, und durch die Zergliederung der Mißgeburten erz 
„weißlich.“ it. pag. 26. „Es finden ſich, obſchon aͤuſſerſt ſelten, unter 
„andern Schnecken zuweilen monſtroͤſe Exemplare, die voͤllig linksgewun⸗ 
„den find (anfractibus ſiniſtris ſeu contrariis) wir haben fie ſchon oben zum 
Conchylien⸗Cabinet IX. Band. B „Beweiß 


8 1 Einleitung 


„Beweiß der urfprünglichen Mißgeburten angefuͤhret.“ Noch weit mehr 
erzuͤrnte ich mich über die vermeinte Unverſchaͤmtheit des Bonanni, der 

es dreiſte in die Welt hinein geſchrieben, fortaſle ſunt abortus monſtraque 
naturae. Ich ſchrieb, das ſind ſie gewiß nicht. Ich trotzte und pochete 
auf den Vonnettiſchen ſehr ſcheinbaren Grundſatz, daß alle Schnecken 
ſchon in ihren erſten Grundlinien entweder rechts oder linksgewunden 
ſeyn muͤßten, und daß folglich ſchlechterdings keine Linksſchnecken von 
Rechtsſchnecken herkommen und gezeuget werden koͤnnten, u. ſ. w. 


Aliein ſeitdem ich unter einigen vom ſel. D. Seldmann herſtammenden 
Papieren die fuͤr mich hoͤchſtintereſſante Neuigkeit fand, daß Prof. Meckel 
einſt einen Mann zergliedert, der feine Vifcera, welche auf der rechten Seite 
liegen ſollen, auf der linken gehabt, alſo in gewiſſen Verſtande allerdings 
links geweſen; ſeitdem ich auch eigene Verſuche angeſtellet, um die Fort, 
pflanzung der Linksſchnecken zu erfahren, aber dabey von lauter Links⸗ 
ſchnecken gegen meinen Wunſch und gegen alle meine Vermuthung lauter 
rechtsgeborne Schnecken erhalten: ſo iſt meine hohe Meinung, die ich 
vom Werthe der Linksſchnecken gehabt, gar ſehr gefallen, und ich ſehe 
mich gedrungen, den hohen Ton, welchen ich ehemals von ihnen angege⸗ 
ben, gewaltig tief herabzuſtimmen, und es nun aufrichtig zu bekennen, 
daß ich ſie vormals weit hoͤher geachtet, als ſie es verdienet. Die ſon⸗ 
derbare Geſchichte von der vor wenig Jahren erlebten Fortpflanzung der 
linken Weinbergsſchnecke, helieis pomatiae Linnaei, habe ich zwar ſchon 
ins ſiebzehente Stuͤck des Naturforſchers hineinruͤcken laſſen. Hier darf 
ſie aber demohnerachtet zur Vollſtaͤndigkeit der Abhandlung von den 
Linksſchnecken nicht hinwegbleiben, vielmehr ſoll ſie, mit manchen Zuſaͤtzen 
bereichert, meinen Leſern vorgeleget werden. 


Ich verſuchte es ſchon ehemals bey meinem Aufenthalte zu Wien 
linke Weinbergsſchnecken, die man daſelbſt fuͤr ein leichtes Geld erkaufen 
konnte, zuſammenzuſetzen, und war auch ſo gluͤcklich ſie bis zur Paarung 
und Begattung zu bringen, weil ich es aber doch bey aller Aufſicht auf 
mancherley Weiſe mochte verſehen, und ſie inſonderheit gegen die bren⸗ 
nende Sonnenhitze nicht fruͤhzeitig genug mochte verwahret haben, ſo 
zogen ſie ſich als erkrankte in ihre Wohnhaͤuſer zuruͤck, ſie enthielten ſich 
eigenſinnig alles weiteren Gebrauchs der Speiſen und Nahrungsmittel, 
und ſo ſtarben ſie endlich an einer Entkraͤftung, und vergiengen auf eine 
ſehr langſame Weiſe, wie eine Schnecke verſchmachtet. Pſalm 58, 9. 


Drauf 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 11 


Darauf wandte ich mich an einen vorzuͤglich rechtſchaffenen Freund, 
an den aͤlteſten Prediger der großen evangeliſchen Gemeinde zu Oeden⸗ 
burg in Ungarn, Herrn Torkos, welcher in ſeinem Garten einen Schne⸗ 
ckenberg hatte, und bat ihn, dieſe Verſuche mit den Linksſchnecken fort⸗ 
zuſetzen Zu dem Ende ſandte ich ihm eine kleine Colonie von linksge⸗ 
wundenen Weinbergsſchnecken. Allein da dieſe Linksſchnecken in ſeinem 
Garten in dem ihnen angewieſenen Platze nicht ruhig verharreten, ſon— 
dern ſich gar bald zu ſeinen Rechtsſchnecken hinbegaben, und unter der 
Menge derſelben verlohren ſo war von daher auch keine weitere Aufklaͤ⸗ 
rung dieſer mit Dunkelheit umhuͤlleten Sache zu erwarten Ich ſchickte 
um deswillen aus Wien im erſten Monathe 1762 ein kleines Haͤuflein 
lebendiger linksgewundener Weinbergsſchnecken an meinen alten Goͤnner, 
den Herrn D. Feldmann, nach Neu Ruppin, und erſuchte ihn, ein Vi- 
ſum repertum wegen dieſer Linksſchnecken auszuſtellen, die genaueſte Zer⸗ 
gliederung derſelben vorzunehmen, und mich von der eigentlichen Lage 
ihrer Eingeweide, Zeugungsglieder und übrigen Theile gruͤndlich zu bes 
lehren, weil ich mit ihrer Anatomie, aus Unwiſſenheit in den dazu nöz 
thigen Handgriffen, und aus Mangel guter Inſtrumente, nicht fertig zu 
werden wiſſe. Hier iſt der Auszug ſeiner belehrenden Antwort. 
„„Den zten Febr. 1762 empfieng ich Dero Zuſchrift nebſt den Con⸗ 
„ chylien zu meinen beſondern Vergnuͤgen. Die cochleae operculares vi- 
„nearum finiftrae waren noch alle lebendig. Ich ſuchte fie unter dem 
„Waſſer zu erſticken, und anatomirte ein paar derſelben am vierten Tage, 
„aber ſie kruͤmmeten ſich, weil noch ein Leben darinnen war. Darum 
„ließ ich die uͤbrigen noch einige Tage laͤnger im Waſſer, und fand beym 
„Zerſchneiden dennoch wieder Bewegungen und Kruͤmmungen, alſo noch 
„immer einiges Leben. Ich konnte ſchon ohne den geringſten Schnitt 
„auf der linken Seite am limbo den anum und das dichte daruͤber befind⸗ 
„liche foramen quo reſpirat durch bloßes Einblaſen mit einem tubulo, da⸗ 
„ durch inteſtinum rectum ganz aufgeblafen ward, ſehr deutlich wahrneh⸗ 
„men. An eben dieſer linken Seite lagen nun auch in allen Linksſchnecken 
„ ganz ſichtbarlich partes genitales, die nach Proportion der Größe des 
„Thieres ſehr groß waren. Zu meiner Freude war unter den uͤberſand⸗ 
„ten auch eine lebendige cochlea vinearum dextra, an der ich anum, fo- 
„ ramen reſpirationis und partes genitales auf der rechten Seite des Thie⸗ 
v» res fand, und neben der linken hinlegen konnte, dabey denn der Unter⸗ 
„schied noch klaͤrer in die Augen fiel. Bey den gewoͤhnlichen dextris lies 
v get Penis, Uterus eum appendice ſua alba coeca, teſtis &c. auf der rechten 

2 97 Seite: 


12 1 Einleitung 

„Seite: Bey den Siniftris liegen alle dieſe Theile auf der linken Seite 
„des Thieres. Die linken muͤſſen bey ſolcher Stellung und Structur 
„ nur linke zum concubitu ſuchen, welches, da ihrer fo wenig find, wohl 
„ſelten gluͤcken und zutreffen möchte. Daher vermuthe, die linken wer⸗ 
„den ſeltener impraͤgniret werden, als die rechten, ob ſie gleich alle 
„Theile der rechten beſitzen und ebenfals wahre androgynae find. Nur 
„liegen bey den linken alle Viſcera in einer verkehrten Lage; uͤbrigens 
„fehlet ihnen kein einiges von den Vifceribus der rechten; wie ich denn 
„die Zähne, den Magen, facculum calcarium &c. mit Vergnügen da⸗ 
„rinne betrachtet habe. Weil es jetzt im Winter und auſſer der Zeit 
„iſt, fo habe ich keine ova im Utero gefunden. Swammerdamm in 
„feinen Bibliis naturae verſichert auch, daß er bey den cochleis opereula- 
„Tribus vinearum keine teftas der jungen Schnecken im Utero entdecken 
„koͤnnen, die er doch in andern ſpeciebus gefunden. Solte man ſo 
„ gluͤcklich ſeyn, Ovula im Utero der linken zu finden, fo wuͤrde ſolches 
„offenbar beweiſen, daß ſie zur Generation ſo geſchickt waͤren, als die 
„rechtsgewundenen. Ich vermuthe, daß man alsdann im Julio und 
„Auguſto die jungen Schnecken im langen Utero deutlich finden werde. 
„Neu- Ruppin den 13. Februar 1762.“ 


In dieſer letzten Vermuthung irrete ſich der Herr Doctor gar ſehr. 
Denn dieſe cochleae operculares, fie mögen rechts- oder linksgewunden 
ſeyn, gebaͤhren keine lebendige Jungen. Daher denn auch freilich Swam⸗ 
merdamm keine teftas der jungen Schnecken in ihren Ovulis und Utero 
finden koͤnnen, wenn er ſich auch mit ſeinen Vergroͤßerungsglaͤſern blind 
geſehen. Denn dieſe Schnecken pflegen auf eine wunderbare Weiſe, 
wenn ihre Legezeit koͤmmt, die Erde unter ſich, faſt in eines Fingers 
Tiefe, auszuhöhlen, und die Seitenwände einer ſolchen kegelfoͤrmig an⸗ 
gelegten Höhle mit ihren kleberichten Saft zu uͤberfirniſſen. Dahinein 
legen ſie nun ihre Eyer, bedecken ſolche mit Erde, aus welchen hernach 
in einigen Wochen die lebendigen kleinen Schnecken hervorkommen, und 
anfaͤnglich wenig Windungen, und eine aͤuſſerſt zarte voͤllig durchſich⸗ 
tige Schale haben. f | Am rt 

Sobald ich mich nach dem Tode des fel. Martini zur Fortſetzung 
des durch ihn angefangenen Syſtemat Conchylienwerkes hatte uͤberre⸗ 
den laſſen, und es folglich auch die Nothwendigkeit erforderte, mich 
bey Zeiten auf die Ausarbeitung desjenigen Theiles, der von den Links⸗ 


ſchnecken handeln ſolte, gefaßt zu machen, ſo verfiel ich aufs NEE 
aber⸗ 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 4 


‚abermalige forgfältige Unterſuchungen, wegen der Begattung und Fort: 
pflanzung der Linksſchnecken, anzuſtellen. Ich verfchrieb mir daher im 
Jahr 1779 eine gute Anzahl linker Weinbergsſchnecken aus Wien, be⸗ 
kam auch ſchon in den erſten Monathen des Jahres zehen Stuͤcke der⸗ 
ſelben, welche ich beym Anfange des Fruͤhlinges in einen bis zur Haͤlfte 
mit Erde angefuͤllten, und an ſtarken eiſernen Haken vor den Fenſtern 
meiner Studirſtube hangenden Kaſten hineinſezte, um in ſolcher Naͤhe 
deſto oͤfter und genauer ihre Lebensart und Handelsweiſe bemerken zu 
koͤnnen. Den Kaſten hatte ich oberwaͤrts mit einem gewoͤlbten Gitter, 
welches wie ein Deckel aufgemacht und zuruͤckgeſchlagen werden konnte, 
verſehen laſſen, um durch ſolche Schranken das Entrinnen und Ent⸗ 
fliehen meiner Schnecken zu verhindern. Sie wurden nun in dieſem 
ganz bequemen Behaͤltniſſe aufs ſorgfaͤltigſte bedienet und gewartet, mit 
friſchen Salat und Kohlblattern, Abſchnitzeln vom Obſte und andern 
Fruͤchten wohlgenaͤhret, gepfleget und gefüttert, auch dabey zum oͤftern 
beſpruͤtzet und gegen die Sonnenhitze moͤglichſt verwahret. Durch einen 
warmen Regen, der im Anfange des Junius fiel, wurden meine Links⸗ 
ſchnecken gar ſehr belebet und aufgefriſchet. Sie bewieſen ſich vorzuͤglich 
munter, wuͤrkſam und geſchaͤftig. Sie fiengen bald zu meiner Freude 
an, ſich unter einander zu paaren und zu begatten, ja ſtundenlang in 
ſolchen verliebten Geſchaͤften zu verharren, daß dem neugierigſten Bes 
obachter daruͤber endlich die Geduld vergehen, und er die Hofnung 
aufgeben mußte, das Ende ſolcher ehelichen Umarmungen, dabey wuͤrk— 
lich Liebespfeile gegen einander abgeſchoſſen wurden, zu ſehen. Einige 
Wochen nachher vergruben ſich meine Linksſchnecken in die Erde, ſie 
verfertigten durch ein ſonderbares hin⸗ und herwuͤhlen kegelfoͤrmige 
Tiefen. Dahinein legten ſie nun ihre Eyer, bedeckten ſie mit wenig 
Erde und uͤberließen ſie ihrem Schickſale. Mir ward Zeit und Weile 
lang, um den Ausgang dieſer Anſtalten zu ſehen. Wie ich einige Wo⸗ 
chen geharret, und der Ankunft der nun gewiß zu erwartenden jungen 
Brut und Zucht begierigſt entgegen geſehen hatte, ſo fieng ich an, eini⸗ 
ge dieſer Eyermagazine zu oͤfnen, und manche von dieſen Eyern näher 
zu unterſuchen. Ich fand zu meinem Erſtaunen die Anlagen und Grund⸗ 
linien zu rechtsgewundenen Schnecken in dieſen Eyern. Das lief nun 
gegen meine Wuͤnſche und Erwartungen. Ich troͤſtete mich damit, daß 
ich mich wohl bey dem Anblicke einer noch nicht recht haltbar gezeich⸗ 
neten Grundlinie des ſchalichten Wohngebaͤudes koͤnne geirret, oder 
auch wohl gerade ein paar ſolcher Eyer koͤnne hervorgekratzet haben, 

N B3 welche 


14 1 Einleitung 


welche der Rechtsſchnecke — von welcher ich nachher reden werde — zugehoͤ⸗ 
reten, oder von ihr herruͤhreten. Daher entſchloß ich mich in Stille und Ge⸗ 
laſſenheit das Ende abzuwarten. Allein wie meine aus den Eyern hervor- 
gekrochene Schneckenbrut endlich zum Vorſchein kam, fo ſahe ich zu meinem 
Leidweſen und groͤßeſter Befremdung lauter rechtsgewundene Schnecken, 
da ich durchaus von Linksſchnecken, linksgewundene ſehen wolte. Doch 
waren dieſe neuen anfanglich faſt unſichtbaren Ankoͤmmlinge auch beym 
Wachsthum ihrer Schalen viel platter und flacher beym Wirbel, als 
ihre Eltern, und als die gewoͤhnlichen Weinbergsſchnecken. Sie hat⸗ 
ten ſchwaͤrzlich gefärbte Fuͤhlhoͤrner. Daher ich verſichert bin, erwach⸗ 
ſene Nachkommen dieſer durch Linksſchnecken erzeugten Art, wuͤrden alle⸗ 
mal ſonderbare Varietaͤten unter den Weinbergsſchnecken ſeyn. Die⸗ 
ſes Naärhfel, daß ich von Linksſchnecken rechtsgeborne Kinder bekom⸗ 
men, ſuchte ich mir ſo zu erklaͤren. Ich ſchob die Schuld von dieſem 
Unfall auf eine rechtsgewundene Weinbergsſchnecke, welche ich in der 
Abſicht der Geſellſchaft meiner Linksſchnecken beygeſellet hatte, um es 
genauer und ficherer zu erfahren, ob ſich gewiß Linksſchnecken mit Rechts⸗ 
ſchnecken paaren und einlaſſen? und ob eine wuͤrkliche Begattung und 
Befruchtung unter ihnen vorgehe? da doch die Linksgewundenen ihre 
Zeugungsglieder auf der linken, und die rechtsgewundenen die ihrigen 
auf der rechten Seite haͤtten. Ich wolte alſo zween Endzwecke zu glei⸗ 
cher Zeit erreichen, zwo Erfahrungen zugleich haben, und erreichte dar⸗ 
uͤber keine einzige von beyden mit Gewißheit und Zuverlaͤßigkeit. Al⸗ 
lerdings ſahe ich es, daß ſich die Linksſchnecken auch mit der rechtsge⸗ 
wundenen Schnecke abgaben, und ſich mit ihr in ganz wunderbaren 
Stellungen zu paaren ſuchten. Allein da ich aus dem oben angefuͤhr⸗ 
ten Feldmanniſchen Briefe die gar zu ſehr verſchiedene Lage ihrer Zeu⸗ 
gungsglieder gar gut kannte, ſo beſorgte ich von dieſem Umgange keine 
weiteren Folgen, und uͤberredete mich, daß daraus nimmer eine voͤllige 
copula carnalis und matrimonium conſumatum entſtehen koͤnne. Nun aber 
da ich von meinen Linksſchnecken lauter rechtsgeborne Kinder und Nach⸗ 
koͤmmlinge erhielte, ſo warf ich auf die einzige bey dieſer Geſellſchaft 
zugelaſſene und geduldete Rechtsſchnecke den Verdacht, daß ſie alle 
meine Entwuͤrfe vereitelt, meine muͤhſam getroffene Anſtalten fruchtloß 
und vergeblich gemacht, ohnſtreitig meine Linksſchnecken befruchtet, und 
es eben dadurch verurſachet, daß ſie nicht ihres gleichen, ſondern lau⸗ 
ter Rechtsſchnecken erzeuget. Die von ihr ſo ſehr gemißbrauchte To⸗ 
leranz ward ihr alſo nicht laͤnger gegoͤnnet, und ihr auf keinen e 
ar ic 


. in die Geſchichte der Linksſchnecken. 15 


blick weiter der Aufenthalt unter dieſen Sonderlingen verſtattet. Mit 
Verdruß und Unwillen warf ich ſie hinaus, ſo weit ſie fliegen mochte. 
Ich entſchloß mich im 1780. Jahre vorſichtiger zu Werke zu gehen, 
niemals wieder Rechtsſchnecken in dieſer Colonie zu dulden, vielmehr 
es ihnen ſchon in der Ferne entgegen zu rufen, procul efte profani. 


Weil ich die rechte Art und Weiſe, wie man Schnecken gehörig 
bedienen, füttern, erquicken, verpflegen muͤſſe, nicht gründlich verſtand, 
und ohnſtreitig manches bey dieſem Geſchaͤfte verſehen mochte, ſo mußte 
ich mir es denn auch gefallen laſſen, daß manche von meinen Links⸗ 
ſchnecken beym ſpaͤten Herbſte des 1779. Jahres erkrankten, zulezt gar 
dahinſtarben, und nur wenige kuͤmmerlich erhalten wurden. Ich ver⸗ 
ſchrieb mir daher bey Zeiten neue Recruten, erhielte ſolche auch richtig, 
und ſezte ſie wieder beym Anfange des Fruͤhlings in den zuvor beſchrie⸗ 
benen mit friſcher Erde angefuͤlleten Gitterkaſten. Ich beſäͤete die Erde 
mit Salatſaamen, feste auch Salatpflanzen hinein, und ließ es Übrigens 
meiner jungen Schneckenzucht weder an Wartung noch Aufſicht fehlen. 
Sie ſchienen auch bey ſo liebreicher Verpflegung ſehr wohl zu gedeien 
und zuſehens fett zu werden. Sie paareten ſich aufs freundſchaftlichſte, 
und gaben mir die beſte Hofnung, diesmal werde der Zweck meiner 
Anſtalten und das Ziel meiner Wuͤnſche gewiß nicht verfehlet werden. 
Weil aber die Erde des Kaſtens oftmals genaͤſſet und begoſſen werden 
mußte, um den Schnecken, welche einen feuchten Boden lieben, den 
Ort ihres Aufenthals bequemer und angenehmer zu machen, ſo loͤſeten 
ſich, wie einſt auch in der Nacht ein gewaltiger Platzregen bey einem 
Gewitter gefallen war, die Fugen des Gitterkaſtens voͤllig auseinander, 
und ehe noch die noͤthige Gegenanſtalt dagegen getroffen werden konte, 
ſo fiel am fruͤhſten Morgen eines Sontages, da ich auf ungleich wich⸗ 
tigere Dinge, als auf die Schneckencolonie, zu ſinnen und zu denken 
hatte, der ganze Kaſten mit der gelehrten Geſellſchaft linksgewundener 
Schnecken zwey Stockwerke tief herab. Die mehreſten wurden völlig 
zerquetſchet und zerſchlagen, und die uͤbrigen an ihren Schalen und 
Koͤrpern ſo zerknicket, beſchaͤdiget, verwundet, daß ihnen bey ſo klaͤg⸗ 
lichen Umſtaͤnden alle Luft und Kraft vergieng, eine junge Brut und 
Nachkommenſchaft zu hinterlaſſen. Kurz der Sommer des 1780. Jah⸗ 
res gieng wiederum fruchtloß voruͤber. Mit allen meinen Bemuͤhungen 
und Anſtalten war ich dem eigentlichen Zwecke, den ich erreichen wolte, 
noch nicht um einen Schritt, dem erſten Anſehen nach, naͤher gekommen. 


Doch 


i6 ER: Einleitung 


Doch ließ ich mich durch alle dieſe vergeblichen Verſuche, die viel- 
leicht einen anderen, das conchyliologiſche Studium weniger liebenden, 
laͤngſt wuͤrden ermuͤdet haben, im geringſten nicht abſchrecken neue Ver⸗ 
ſuche anzuſtellen. Es hieß bey mir Tu contra audentior ito. Der Herr 
Abbate Giuſeppe Gianni zu Wien erwieß mir die Freundſchaft und ver⸗ 
ſchaffete mir von den dortigen Schneckenhaͤndlern, die dergleichen von 
ihnen ſogenannte Schneckenkoͤnige meiſterhaft unter den Haufen heraus⸗ 
zufinden wiſſen, uͤber dreißig Exemplare lebendiger linksgewundener 
Schnecken. Ich bekam dieſen mir ſehr erwuͤnſchten Transport im April⸗ 
monathe des 1781. Jahres mit der ordentlichen fahrenden Poſt. Weil 
aber die Witterung damals noch zu kalt und die Nachtfroͤſte zu ſtrenge 
waren, ſo wagte ich es nicht, dieſe Fremdlinge ſogleich der freien Luft 
auszuſetzen. Ich glaubte daher in meinem ganzen Hauſe werde wohl 
der Keller das bequemſte Quartier ſeyn, ſo ich ihnen vors erſte anwei⸗ 
ſen koͤnte. Allein ſchon am fruͤhſten Morgen des anderen Tages zeigte 
es ſich, daß man nirgends im ganzen Hauſe eine unſchicklichere Stelle 
fuͤr ſie haͤtte finden koͤnnen. Denn bey der dumpfigten Waͤrme des 
Kellers waren ſie insgeſamt von ihrem Winterſchlafe erwecket und ſo auf⸗ 
ruͤhriſch gemacht worden, daß ſie nicht nur ſogleich ihre opercula gypſea 
von ſich geſtoßen, ſondern auch ſogar ihren Winteraufenthalt verlaſſen, 
und ſich bis an die Waͤnde des Kellers, ja bis zum Boden deſſelben 
verkrochen hatten. Wären nicht zum guten Gluͤcke die Löcher des Kel⸗ 
lers verſchloſſen geweſen, ſo wuͤrde ich unter dieſen Recruten eine ſtarke 
Deſertion erlebet haben. Mein Erſtaunen war aber ſchon groß genug, 
da mir am fruͤhen Morgen eine Magd, die ſonſt etwas aus dem Keller 
hohlen wollen, die hoͤchſtverdrießliche Nachricht brachte, daß alle geſtern 
angekommene Schnecken davon gekrochen waͤren, und ſich hin und wieder 
im Keller ſehen ließen. Alſo war es denn noͤthig, ſie aus dem Keller 
wieder heraus zu hohlen, und ihnen eine kaͤltere und trocknere Stelle 
in einer Dachſtube zum Aufenthalte anzuweiſen, wo ſie ſich auch ſtille 
und ruhig verhielten. Da fie ihre operculum calcareum im Keller ab⸗ 
geſtoßen hatten, ſo verfertigten ſie an deſſen Stelle einen durchſichtigen 
pergamentartigen Flor, (ein opereulum pellucidum membranaceum,) um 
hinter dieſen dem Glaſe gleichenden Vorhange gegen die Anlaͤufe klei⸗ 


ner unartiger Wuͤrmer und Inſecten und gegen Zugluft und Kaͤlte ges 


ſichert zu ſeyn. Um dieſer anſehnlicheren Geſellſchaft eine deſto groͤßere 
Bequemlichkeit zu verſchaffen, ſo ließ ich ein weit groͤßeres Behaͤltniß, 
wie einen Vuͤcherkaſten, für fie zurichten, beſtens mit Erde füllen, und 

a . f nun 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 17 
nun in meinen Garten hineinſtellen, weil ich es vermuthete, dieſe Co⸗ 
lonie werde daſelbſt beſſer und leichter koͤnnen verpfleget werden. An⸗ 
faͤnglich gieng alles nach Wunſche. Weil aber im 178 1. Jahre bey der 
großen Sommerhitze das Heer der Inſecten erſtaunlich groß und ſowohl 
in meinem Garten, als auch im benachbarten Kirchhofe die Zahl der 
Ohrwuͤrmer unzaͤhlig, ja unertraͤglich war, ſo konnten meine Linksſchne⸗ 
cken weder bey Tage noch bey Nachte die gehoͤrige Ruhe haben, und 
es ſchien, als wenn ſie in einer ſo unruhigen und unverſchaͤmten Geſell⸗ 
ſchaft eher erkranken und vergehen, als ſich begatten und fortpflanzen 
würden. Viele hunderte dieſer Ohrwuͤrmer, welche ſich in den Schne⸗ 
ckenkaſten hineingeſchlichen hatten, wurden zwar ſogleich getoͤdtet, jedoch 
anſtatt der Erſchlagenen fand man wenig Stunden nachher viele hun⸗ 

dert andere, die es vielleicht noch aͤrger trieben, als die vorigen. Da⸗ 
her ſahe ich mich genoͤthiget, mit meinen linksgedrehten Fremdlingen 
aus dem Garten hinwegzueilen, und ſie wieder im Kaſten beym Fenſter 
meiner Studierſtube aufzuhaͤngen. Um aber nicht neue Abentheuer und 
Ungluͤcksfaͤlle mit dem Kaſten zu erleben, fo hatte ich dafuͤr geſorget, 
ihn auf allen Seiten mit Eiſenblech wohl beſchlagen und beveſtigen zu 
laſſen. Kaum war nun unter meinen Schnecken der edle Hausfriede 
wieder hergeſtellet worden, ſo machten ſie mir die Freude, ſich mit ein⸗ 
ander zu paaren und zu begatten. Sie verbargen ſich einige Wochen 
nachher in die Erde, um ihre Eyer derſelben, nach Art der Schildkroͤ⸗ 
ten, anzuvertrauen. Aus dieſen Eyern kroch endlich eine junge Brut 
hervor. Aber zu meiner hoͤchſten Verwunderung erhielte ich von lau⸗ 
ter Linksſchnecken keine andere als rechtsgewundene junge Schneckchen, 
welche jenen, die ich ſchon im erſten Jahre meiner angeſtellten Verſuche 
bekommen, vollkommen aͤhnlich und gleichfoͤrmig waren. Nunmehro 
ſahe ich es zu fpäte ein, daß ich vormals der einzigen unter dem Haus 
fen geduldeten Rechtsſchnecke großes Unrecht gethan, indem ich ſie ver⸗ 
bannet und verworfen, und bey ihrer Unſchuld im Verdachte gehabt, 
daß ihn an der damals von Linksſchnecken geſchehenen Zeugung der 
Rechtsſchnecken der größte Antheil beyzumeſſen fey, und man fie als 
die vornehmſte wuͤrkende Urſache hievon anzuſehen habe. Sie hat dies 
ganz und gar nicht bewuͤrket, indem Linksſchnecken von ſelbſt, Rechts⸗ 
ſchnecken erzeugen koͤnnen, und bey mir eine ziemliche Anzahl derſelben, 
die ich einem jeden vorweiſen kan, wuͤrklich erzeuget haben. Denn iſt 
dies wuͤrklich und wahrhaftig geſchehen, ſo muß es ja durchaus moͤglich 
ſeyn. Ein gleiches iſt nun auch von den Nechtsſchnecken zu erwarten. 

Conchylien Cabinet IX, Band. & Sie 


18 | 11 Einleitung 


Sie koͤnnen unter gewiſſen beſonderen uns noch unbekannten Umſtaͤnden 
und Verhaͤltniſſen Linksſchnecken erzeugen. Ja was hierinnen von die⸗ 
ſen linken Weinbergsſchnecken gilt, das muß auch von andern linksge⸗ 
wundenen Erd- und Landſchnecken, von Fluß- See: und Meerſchnecken 
gelten. Viele Linksſchnecken — dies iſt eine ſichere Schlußfolge, die 
man aus den bisherigen Erfahrungen und Verſuchen ziehen und herlei⸗ 
ten kan — ſind alſo keine neue Arten, oder eigentliche Gattungen, von 
welchen man es mit Sicherheit und Juverſicht erwarten koͤnnte, daß fie 
ihres gleichen wieder erzeugen und ſich alſo fortpflanzen wuͤrden, ſon⸗ 
dern es find, wenn ich den Ausdruck wagen darf, Verirrungen der X Tas 
tur / oder befjer, Varietäten, ausgeartete aus der Art geſchlagene Kin⸗ 
der rechtsgeborner, rechtsgedrehter, rechtsgewundener Eltern und Vor⸗ 
eltern, die aber bald wieder einlenken und rechtsgewundene Kinder er⸗ 
zeugen. Ich bleibe nun dabey, viele Linksſchnecken ſind Baſtarte und 
ausgeartete Kinder. Aber nimmer wage ich es, dies algemein von allen 
Linksſchnecken ohne Ausnahme zu behaupten. Einige, deren Familien 
ſo zahlreich ſind, daß man ihre Mitglieder tauſendweiſe zuſammenbrin⸗ 
gen kan, muͤſſen fuͤr eigene Gattungen angeſehen werden. In des Tour⸗ 
neforts Voyage du Levant, die zu Paris 1717 in Quarto herausgekom⸗ 
men, finde ich tom. 2. pag. 440. die Nachricht, daß er in Natolien oder 
klein Aſien, und auf einigen Inſuln des Archipels bey gewiſſen Pflanzen 
lauter Linksſchnecken angetroffen. Hier ſind ſeine eigenen Worte: Tous 
les Tithymales etoint couverts d'une petite efpece de Buceinum fort jolie 
longue 1 pouce, presque cylindrique, grifätre tournee en vis, A 9 pas et 
terminèe par une pointe obtuſe. La bouche eſt plus remarquable que tout 
le reſte, car elle eſt tournee à droite (wenn man nemlich die Schnecke 
auf die Spitze ſtellet) et garnie de deux ou trois dents. Dies ſind ohn⸗ 
ſtreitig keine anomaliſchen Geſchoͤpfe, ſondern Mitglieder einer eigenen 
Gattung geweſen, welche mit unſeren linken Erdſchrauben, die auch eine 
beſondere Gattung ausmachen, viele Gleichheit gehabt. j 
Gegen andere, die dazu an ſolchen Orten leben, wo gar keine ihnen 
völlig gleichfoͤrmige Rechtsſchnecken vorhanden find, wuͤrden wir uns ſehr 
verſchulden, wenn wir ſie dennoch fuͤr Baſtarte, Auswuͤrflinge, Separa⸗ 
tiſten, ausgeartete Kinder halten wolten. Von einigen Arten linksge⸗ 
wundener Landſchnecken, die weit leichter, als die ihnen gleichende Rechts⸗ 
ſchnecken zu bekommen ſind, iſt es hoͤchſt glaublich, daß ſie eigene Fami⸗ 
lien ausmachen, und daß alsdann die auf gleiche Weiſe gebildeten, un⸗ 
gleich ſeltener vorkommenden Rechtsſchnecken Baſtarte und ee 
inder 


in die Geſchichte der Linksſchnecken. 19 


Finder der Einfsfchnecken in dieſem beſonderen Fall und Umftänden ſeyn 


Nachdem ich mit meinen fo oft verungluͤckten Verſuchen auf die 
oben erzaͤhlte Weiſe zu Ende gekommen war, und zwar nicht den Zweck, 
welchen ich erreichen wollen, erreichet, aber doch ſo viel mit Gewißheit 
erfahren und erlernet hatte, daß Linksſchnecken Rechtsſchnecken zu erzeu⸗ 
gen faͤhig und geſchickt ſind, und folglich auch Rechtsſchnecken Links⸗ 
ſchnecken erzeugen und hervorbringen koͤnnen: ſo fiel mir erſt hintennach 
jene Stelle des ſel. Conferenzrath Müllers aus feiner Hift. Vermium p. 45. 
no. 244. ins Geſichte, darinnen er ſo etwas vormals geahndet und ver⸗ 
muthet, da er geſchrieben: Embryonem cafu qualicunque a communi et 
vulgari tramite deflecti poffe haud abſurdum videtur. Er meinet, wenn 
Linksſchnecken ſich unter einander paaren und begatten, und hernach eben⸗ 
fals Linksſchnecken erzeugen und hervorbringen wuͤrden, ſo muͤſſe man ſie 
für beſondere Gattungen halten. Inquiſitio an ſiniſtrorſae invicem copula 
jungantur pullosque ſiniſtrorſos pariant rem ſartam tectam praeſtaret. Das 
erſte haben ſie gethan und ſich mit einander gepaaret und begattet, aber 
das andere iſt davon nicht die Folge geweſen, ſondern unterblieben. Die 
Siniſtrorſae haben nicht Siniſtrorſas ſondern dextrorſas erzielet. Folglich 
muß man die linke Weinbergsſchnecken nicht mehr fuͤr Kinder einer eige⸗ 
nen Gattung, ſondern fuͤr Abarten und Varietaͤten anſehen. 


Iſt denn, werden manche fragen, unter allen durch linke Wein⸗ 
bergsſchnecken erzeugten Kindern und Abkoͤmmlingen kein einziges links⸗ 
gewundenes vorhanden geweſen, ſo doch eine Gleichheit mit ſeinen links⸗ 
gebornen Voreltern gehabt? Nein zu meiner groͤſſeſten Befremdung auch 
kein Einziges. Jede Schnecke von dieſer jungen Brut hat ihre Mund⸗ 
oͤfnung zur Rechten, da doch ihre Eltern von vaͤterlicher und muͤtterlicher 
Seite die Mündung zur linken Seite haben. Wäre es aber nicht rath⸗ 
ſam geweſen, wenn man mit den uͤberbliebenen alten Eltern, und mit der 
ganzen jungen Zucht weitere neue Verſuche angeſtellet? die Nachforſchun⸗ 
gen wegen ſolcher Geburten, Fortpflanzungen und Zeugungen noch eini⸗ 
ge Jahre lang fortgeſetzet? Dies waͤre freylich rathſam geweſen und 
wuͤrde ohnſtreitig manche neue Bemerkungen und Entdeckungen veranlaßt 
haben. Allein da ich auf weit erhabnere und ungleich wichtige Gegen⸗ 
ſtaͤnde meine ganze Aufmerkſamkeit zu richten habe: ſo begehre ich es nicht 
mich weiter damit zu befaſſen und abzugeben. Ich bin froh ſo viel geſehen 
und erkannt zu haben. Ich uͤberlaſſe es andern, beſonders den Natur⸗ 
E. & 2 forſchern 


20 Einleitung in die Geſchichte der Linksſchnecken. 


forſchern in Schwaben, die leichter ſolcher Linksſchnecken, die dort leichte 
zu finden ſind, habhaft werden koͤnnen, meine Verſuche zu wiederhohlen, 
ihre Richtigkeit und Zuverlaͤßigkeit zu pruͤfen und zu beſtaͤtigen, weitere 
Beobachtungen und Nachforſchungen bey dieſer und anderen Gattungen 
anzuſtellen, die junge Zucht ſorgfaͤltig zu erziehen, auf ihre Lebensart und 
Fortpflanzung bis ins dritte und vierte Glied zu merken, und am Ende 
von dem allen belehrende N bekannt zu machen, die mit dem 
herzlichſten Danke erkannt und aufgenommen werden ſollen. | 
Der Conferenzrath Muͤller behauptet es im zwanzigſten Stuͤcke des 
Naturforſchers pag. 139. die groͤſſeſte Zahl von linken Erd⸗ und Fluß⸗ 
ſchnecken geſammlet und in der Hiſtoria Vermium beſchrieben zu haben. 
Dennoch waͤren ihm von linken Erdſchnecken nur fuͤnf, und von linken 
Flußſchnecken nur dreyzehen Arten vorgekommen. Hier iſt das Negifter 
derſelben, fo in der Hiftor. Verm. beym Schluſſe des Buches pag. 216. 
gefunden wird. Teſtacea finiftrorfa. - 
Helix laevipes, eicatricofa, pomaria, varica, finiftra, inverſa, contraria, 
laeva, quadridens, bidens, perverfa, papillaris. 
Vertigo pufila.. ; | 
Buccinum eolumna. | N 
Planorbis contrarius, bulla, turritus, gelatinus. 


Er ſchreibet weiter am vorgedachten Orte im Naturforſcher: von 
linken Meerſchnecken finde ich bey den Schriftſtellern etwa vierzehn, da⸗ 
von wenigſtens die Haͤlfte nur verſteinert gefunden worden. Daß ich es 
bey der Aufmerkſamkeit, die ich ſeit einigen zwanzig Jahren den Links⸗ 
ſchnecken gewidmet, um einen guten Schritt weiter gebracht, wird das 
nachſtehende Negiſter der hier beſchriebenen auf das ſichtbarſte beweiſen 
und darthun koͤnnen. N n | 


— 


2 * 


| Regi 


ehe Fe 


aller 


bier aögeildeten und beſchriebenen Einteföneden, 


0. 


I. Aus dem Geſchlechte der Blaſen. 
ullae ſiniſtrorſae. 
Tab. 103. Fig. 875. 876. Die groͤßte linksgekehrte achatne Blaſe. Bulla 
achatina ſiniſtrorſa. 
Fig. 877. 878. 8 Waſſerblaſe. Die Perlenblaſe. Die bernſteinfarbige 
Blaſenſchnecke. Bulla fontinalis Linnaei. Planorbis 
Bulla Miilleri. 
Fig. 879. 880. Die weſtindiſche linksgewundene Waſſerblaſe. Bulla 
fontinalis Indiae Occidentalis, 
Fig. 888.— 883. Die Mooßblaſe. Bulla hypnorum Linnaei. Planorbis 
turritus Mülleri. 


II. Aus dem Geſchlechte der Walzen. 
Volutae ſiniſtrorſae. 
Ah 1 Fig. 884. 8858. Das linksgewundene Opferhorn. Der linke 
Tsjanko. Die Nanxus Schnecke. Die Birnwalze. 
Voluta Pyrum Linnaei, ſiniſtrorſa. 
Fi. 886. 887. Das linksgewundene mehr geſtreckte Opferhorn, wel⸗ 
ches noch mit ſeinem Ueberzuge bekleidet iſt. Voluta 
Pyrum anfradtibus epidermide adhuc veftitis. 
Fig. 888. 889. Die linksgewundene Fledermausſchnecke. Der linke 
Schweinsruͤſſel. Voluta Veſpertilio Linnaeĩ, finiftra, 
Fig. 890. 891. Die kleine weißaͤugigte Gurke. Voluta glabella Lin- 
naei, contraria. 


III. Aus dem Geſchlechte der Kink⸗ und Spitzhoͤrner. 
uccina finiftrorfa, 
Tab. 105. Fig. 892. 893. Das linke Wellenhorn. Bucecinum undatum per- 
verſe Syratum. 
Pe IV. 


22 Regiſter der hier abgebildeten 
IV. Aus dem Geſchlechte der kurzen und langen Spindeln. 


Murices ſiniſtrorſi. 
Fig. 894. 895. Die nordifche kurze verkehrt gewundene Spindel. Mu- 


rex contrarius Linnaei. 


Fig. 896. Die kleine linksgedrehte Marockaniſche Spindel. Fufus Maroc. 


cCanus ſiniſtrorſus. 
Pig. 897. 898. Der Hochſchwanz. Die linke Spengleriſche Purpur⸗ 
ſchnecke. -Murex trunculus Linnaei perverfus. Murex 
Purpura Spengleri. 
Fig. 899. Die weiße Spindel. Murex albus contrarius. 
Tab. 106. Fig. 900.901. Die große knotige linksgewundene Feige. Mu- 
f Fig. 02. 903. 7 rex perverfus Linnaei. 
Tab. 107. Fig. 904.905. Die knotige dickſchalige ſchwere linke Feige. Mu- 
rex per verſus eraſſiſſimus valde ponderoſus. 
Fig 906. 907. Noch eine vortrefliche Varietaͤt von der großen knoti⸗ 
gen linksgewundenen Feige. Varietas Bol: Mu- 
ricis perverfi Linnaei. 


v. Aus dem Geſchlechte der Schnikelſchnecken. 1 
elices finiftrorfae. 
I, tefta ſubgloboſa. 
Tab. 108. Fig. 908 910. Die verkehrt gewundene Weinbergsſchnecke. Helix 
Pomatia Linnaei contraria. Helix Pomaria Mülleri. 
Fig. 911.912. Die nikobariſche linke Erdſchnecke. Helix Pomatia con- 
N traria Nicobariea. 
Fig. 913. 914. Die guineifche linke Meerſchnecke. Helix Guinaica 
contraria. Helix Varica Mülleri in Hiſt. Verm. 
Fig. 9 15. 916. Die tranquebariſche linksgewundene Gartenſchnecke. Helix 
hortenfis Tranquebarica. Helix laevipes Mülleri in 
Hiſt. Verm. 

Tab. 109. Fig, 917.918. Die Senegalliſche verkehrte Baumſchnecke. Dat links⸗ 
gewundene Jagdhorn des Heil. Huberts. Helix Senegal - 
lenſis contraria arborea. Cornu Venatorium ſiniſtror- 

5 ſum Sancti Huberti. 
Fig. 19. 020. Das Sperrmaul. Das gezaͤhnelte Mundſtück. Helix 
ringens Linnaei. 
Fig. 92 1. 922. Die Boltenſche linke anpſchnecke. Helix terreſtris Bol. 
teniana contraria. N 
e Fig. 923. 


—— = 


und beſchriebenen Linksſchecken. 23 


Fig. 923. Die Narbenſchnecke. Helix cicatricofa. ſiniſtrorſa. 
Pig. 924. Die Livereyſchnecke. Die Waldſchnecke. Helix nemoralis 
. contraria. 
235 teſta conica, ovata, acuminata, turrita. N 1 
Tab. 110. Fig. 5 Die verkehrte geſtreifte Schnecke. Helix 1 ftri- 
gata Mülleri in Hift. Verm. 
Fig. 927. Die flammichte Linksſchnecke. Helix Hanes finiftrorf. 
Fig. 928. 929. Die verdrehte gelbe Schnecke. Helix perverfa Linnaei. 
Fig. 930. 931. Eine merkwuͤrdige Abänderung von der verdrehten gelben 
Schnecke. Varietas notabilis helicis Perverſae. 
Fig. 932. 933. 18 Die bandirte aufgeblaſene Linksſchnecke. Helix per- 
Tab. 111. Fig. 934. 935. verſa ventricoſa. 
Fig. 936. 937. Die grüne mit weiſſen Banden umwundene verkehrte Schnecke. N 
Helix perverſa viridis. 
Fig. 938.939. Die unterbrochene Linksſchnecke. Helix interrupta 
ſmmiſtrorſa. 1 
Fig. ITEM Die linksgewundene Prinzenfſagge. Helix laeva Mül- 
leri in Hiſt. Verm. 
Tab. 112. Fig 950.951. Die Unksgewundene Otaheitiſche Flußſchnecke. 
Helix perverſa in rivulis Inſulae Auftralis 3 de- 
e tdecta et reperta. T 
Fig 952. 953. Die verkehrt gewundene Lelerſchecke Helix cornu arie- 
tis Linnaei. Planorbis contrarius Mülleri in Hiſt. Verm. 
Fig. 954. 955. Die Saͤule. Die Walze. Das Wachslicht. Die 
| geflammte linksgewundene Schraube. Helix Colum- 
na Mülleri in Hiſt. Verm. 


v. Aus dem Geſchlechte der Mondſchnecken. 

Turbines contrarii turriti. 

Fig. 956. Die lang weiße ungezaͤhnelte walzenfoͤrmige Erdſchraube. Turbo 
elongatus turritus. 

Fig. 957. Die hornfarbige dreyfach gezahnte verkehrte Schraube. Turbo 
corneus tridentatus ſiniſtrorſus. 

Fig. 958. Die linksgewundene Marockaniſche Meerſchraube. Turbo 
contrarius Maroccanus. 

Fig. 959. lit. a et b. Die glatte und die geftreifte linksgekehrte Erdſchraube. 
Turbo perverſus Linnaei. Helix perverſa Mülleri in 
Hiſt. Verm. 0 

Fig. 960. 


14 Register der hier abgebildeten und beſchriebenen einksſchnecken. 


ig 960. n no. I. et 2. Das Haferkorn. Die linksgedrehte Schraube mit 
zween Zähnen. Turbo bidens Linnaei. Helix bidegs 
Mülleri in Hift. Verm. 

Fig. 961.962. Die bey der Mimdung eingefeprumpfte linke Eib⸗ 
ſchraube. Turbo corrugatus contrarius. 

Fig. 963. 964. Die weiß und roth punctirte, bandirte und gekerbte 
linke Erdſchnecke. Turbo in ſpirarum commiſſuris 
faſeia punctata cinctus ſiniſtrorſus. Helix papillaris 
Mülleri in Hiſt. Verm. 

Eier Ar: Das linksgeflochtene Bienenkoͤrbchen. Turbo Uva Linnaei. 
Helix quadridens Mülleri in Hiſt. Verm. 


VII. Lunkegewundene ſehr kleine Schnecken die vergrößert 
| abgebildet worden. 
Cocklleas minutiſſimae ſiniſtrorſae Abe microſcopii auctae. 
Tab. 113. Fig. 966 — 974. „ 1 


VIII. Gegrabene und verſteinerte Lunksſchnecken. 
Cochleae foſſiles et petrificatae ſiniſtrorſae. 
Tab, 114. Fig. 975. 976. Die linfsgerundene Schmiedelfche Nerite. Ne. 
1 rita Schmideliana foſſilis ſiniſtrorſa. 
Fig. 977. Das Fragment eines linken aus der Erde gegrabenen Kraͤuſels. 
Fragmentum Trochi ſiniſtri foſſilis. 
Fig. 980. lit. a et b. Das Fragment eines linken verſteinerten Turbiniten. 
Fragmentum Turbinis perverfe gyrati petrificati. 
Fig. 981. Ein linksgewundener verſteinerter Trochit aus den Kalkgruben 
bey Farde. Trochus contrarius petrificatus. 3 
Fig. 982. 983. Der Schröͤteriſche verſteinerte linke Strombit von St. Sal, 
len in der Schweiß. Strombus Schröteri finiftrorfus 
petrificatus. ei 


E. ˙¹ wi —˙ ü ] Ou Dual TEE Tre ——˙—1ẽ! . . .. 


. ; 73 25 
Anmerkungen zum Regiſter der Linksſchnecken. 
nter den Linksſchnecken giebt es nur wenig Arten, die man mit leich⸗ 
ter Muͤhe und ohne Umſtaͤnde bekommen kan. Die meiſten ſind 
große Seltenheiten. Schon viele der linken Land⸗ und Flußſchnecken find 
ſehr rar, aber die linken Meerſchnecken — wenn ich wenige Arten aus⸗ 
nehme — find es noch weit mehr, und einige derſelbeu find fo aͤuſſerſt 
und vorzuͤglich ſelten, als es immer Edelſteine und Juwelen ſeyn koͤnnen. 
Das Spferhorn, oder der linke Tsſanko wird ſchon in Oſtindien dem 
Golde gleich geachtet, und mit Golde aufgewogen, und doch iſt er viel⸗ 
mals fuͤr keinen Preiß zu haben. Die eigentlichen wahren Urſachen vom 
auſſerordentlich hohen Werthe dieſer Schnecke wird man bey ihrer um⸗ 
ſtaͤndlichen Beſchreibung in dieſem Buche leſen koͤnnen. Einen un⸗ 
gemein hohen Werth haben auch folgende — die groͤßte linke Blaſen⸗ 
ſchnecke, bulla achatina, cochlea terreſtris finiftrorfa, tab. 103. fig. 875 876. 
die linke Fledermausſchnecke, das Schweinsohr, Voluta veſpertilio con- 
traria, tab. 104. fig. 888 — 889. die linke weißaͤugigte Gurke, Voluta gla- 
bella, fig. 890 — 891. die Guineiſche linke Meerſchnecke, Helix varica Mül- 
leri, tab. 108, fig. 913 — 914. und noch inſonderheit die linke Purpur⸗ 
ſchnecke, dergleichen Gattung beym Linne Murex trunculus heißt. Weil 
ſie vielleicht ein Einziges Kind iſt, das ſonſt nirgends als im Spengleri⸗ 
ſchen Cabinette gefunden wird, fo heißt fie bey mir Murex Spengleri con- 
trarius. Viele der waͤrmſten Conchylienfreunde wuͤrden ſich es vielmals 
gefallen laſſen, einige dieſer Stuͤcke, die auch keine ſonderliche Schwere 
haben, mit Golde aufzuwiegen, und ſo viel in Ducaten dafuͤr bezahlen, 
als ſie ſchwer ſind. Allein ich zweifle, daß ſie ſolche noch fuͤr einen ſol⸗ 
chen Preiß erhalten würden. Weil ich aber von der größern oder gerin⸗ 
gern Seltenheit mancher Linksſchnecken das mehrere bey ihrer umſtaͤnd⸗ 
lichen Beſchreibung angezeiget, ſo kan ich hier deſto eher davon ſchweigen. 
Doch habe ich die Namen der rareſten im Regiſter mit etwas groͤßerer 
Schrift abdrucken laſſen, um ſie auch dadurch kenntlicher zu machen. In 
den meiſten Conchyliologiſchen Werken iſt, wenn man ſich nach Links⸗ 
ſchnecken umſiehet, wenig Vorrath zu finden. Auch wird man in keiner 
der groͤßeſten Conchylienſammlungen, ſolte es auch eine Kayſerliche, Koͤ⸗ 
nigliche und Fuͤrſtliche ſeyn, nur die Haͤlfte, ja nicht den dritten Theil, 
der hier abgebildeten und beſchriebenen Linksſchnecken beyſammen antref⸗ 
fen. Darum habe ich fie aus allen Ecken und Enden der Conchyliologi⸗ 
ſchen Welt zuſammen ſuchen muͤſſen. | | ; 
Conchylien · Cabinet IX. Band. = Aber 


26 Anmerkungen zum Regiſter der Linksſchnecken. 

Aber find auch nun hier würklich alle bisher bekannt gewordene 
Linksſchnecken beyeinander? Ich ſolte es doch glauben und hoffen, daß 
man die groͤßte Geſellſchaft derſelben hier verſammlet faͤnde. Allein ich 
ſehe ja darunter kein Stuͤck aus dem Geſchlechte der eigentlichen Porcel⸗ 
lanen, der Kegel oder Tuten, der Fluͤgelſchnecken und aus der Familie 
der Oliven? Aus dieſen Familien und Geſchlechtern hat man auch bis⸗ 
her noch niemals Linksſchnecken entdecket, und meines Wiſſens bis auf 
dieſe Stunde gefunden. Doch wo bleibet das linke Meerohr, davon im 


Churfuͤrſtlichen Cabinette zu Dresden drey Stuͤcke liegen ſollen? wie ſol⸗ 


ches in dem kurzen Entwurfe von der dortigen Naturalienkammer, ſo 
Ao. 1755 herausgekommen, pag. 77 mit folgenden Worten behauptet 
wird: „Es iſt bekannt, daß ſich die Gemeinde der Schneckenhauſer alles 
„mal von der linken zur rechten Hand ſchlingen, gleichwohl koͤnnen wir 
„drey Meerohren anzeigen, woran das Gegentheil zu ſehen iſt.“ Kein 


einziger Achter Conchylienkenner, deſſen Ausſagen man hierinnen trauen 


koͤnne, hat dieſe Nachricht beſtaͤtiget, daher fie laͤngſt ihre Glaubwuͤrdig⸗ 
keit verlohren. Manche haben ſich in Dresden nach dieſer unerhoͤrten 
Seltenheit, davon kein Conchyliencabinet jemals ein Stuͤck beſeſſen, er⸗ 
kundiget, aber ſie haben ſolche nicht zu ſehen bekommen. Wenn mich 
meine Vermuthung nicht betrieget, ſo ſind dieſe vermeinten linken Meer⸗ 
ohren nichts anders, als die Unterſchalen gewiſſer Gattungen von Cha⸗ 
men, etwa von der Chama gryphoide, die man denn faͤlſchlich für linke 
Meerohren angeſehen. Auch dasjenige Meerohr, davon Martini im 
vierten Jahrgange der neuen Mannichfaltigkeiten tab. I. fig. 3 eine Zeich⸗ 
nung, und pag. 104. eine Beſchreibung gegeben, iſt ſchon laͤngſt für nichts 
anders, als die Unterſchale einer Chamae erkannt worden. n 

Warum wird hier ferner keine Zeichnung und Nachricht von der 
linken Biſchofsmuͤtze gefunden, die doch nach der Verſicherung, welche 


der M. Schultze im Aug. 1777 ausgeſtellet, und die einigemal in den 


Mannichfaltigkeiten, beſonders auch im vierten Jahrgange der Neuen pag. 
422 abermals wiederhohlet wird, unter den Herzoglichen Juwelen zu 
Schwerin liegen ſoll? Ich habe mich genug darnach erkundiget. Allein 
man fand es ſchon lächerlich, daß dieſe Schnecke bey den Herzoglichen Ju⸗ 
welen geſehen worden. Da ich ſelbſt vor ein paar Jahren zu Schwerin 
und Ludwigsluſt war, und die dortigen Conchyliencabinetter beſahe, fo 
hielte ich eine noch genauere Nachfrage. Allein niemand wolte von einer 


linken Biſchofsmuͤtze etwas wiſſen. Die ganze Sache ward gerade zu fuͤr 


unrichtig erklaͤret. Unter den Conchylien zu Schwerin fand ich na 


— 


Anmerkungen zum Regifter der Linksſchnecken. 27 


Helices laevas, dergleichen ich tab. CXI. fig, 940 - 949 zeichnen laſſen. 
Vemuthlich hat Herr Schule diese für Tifhofsmäsen angesehen. 
Von einer linken Bulla virginea reden manche Schriftſteller, infor 
derheit auch Savanne in feinem Catal. rais. Ich wil die Moͤglichkeit des 
Daſeyns einer ſolchen Conchylie nicht ſchlechthin leugnen und in Zweifel 
ziehen — aber ich vermuthe, es wird am Ende auch wohl nichts anders, 
u ðę ²¶⁵ Pd ð xx . Are an 
Wo bleibet aber Vertigo puſilla Mülleri, fo in der Hiſtor. Verm. p. 124. 
no. 320. als eine in Daͤnnemark wohnende Linksſchnecke beſchrieben wird, 
die dem von ihm no. 321 ſogenannten Carychio minimo ſehr gleichen ſoll? 
Man behalte vors erſte nur fo. viel, die letztere fol nicht größer feyn, als 
ein Sonnenſtaͤubchen, ſie wird daher von ihm mit dem daͤniſchen Namen 
Soel gran Snekken beleget, und es dabey gemeldet, ſie ſey nur drey Vier⸗ 
tel von einer Linie, oder hoͤchſtens eine halbe Linie lang, und eine achtels 
AR breit. Die linke vorhergehende heißt nun Vertigo pulilla, oder mit 
dem vom Muller ihr beygelegten daͤniſchen Namen Sand Korn Snekken. 
Sie ſoll doch eine Linie lang und eine viertel Linie breit ſeyn. Deu⸗ 
noch habe ich mir alle mögliche Mühe gegeben, auch dieſe übergroße 
Kleinigkeit aufzutreiben. Oftmals habe ich beym Leben des Herrn Konz 
ferenzrath Müllers darnach gefraget, und ihn fehr gebeten, fie mir bekannt 
zu machen. Allein er wußte ſie mit vielen anderen von ihm beſchriebenen 
unſichtbaren Dingen nie wieder zu finden. Meine Leſer verliehren auch 
ſehr wenig, da fie hierbey nichts weiter als ein Sandkorn, und Sonnen⸗ 
ſtaͤubchen verliehren. Br . 
Was muß denn das fuͤr eine Linksſchnecke geweſen ſeyn, von der mau 
es im Negenfußifchen Conchylienwerke, unter den Nachrichten von den 
Copenhagener Conchyliencabinettern lieſet, daß fie ſich im Cabinette des 
Inſpect. Riis befunden und zwey Pfund ſchwer geweſen? Es war nichts 
anderes, als die bekannte linke Feige. Murex perverſus Linnaei. 


Von der linken Fluͤgelſchnecke, fo in des de Savanne Conchyliologie 


tab. 22. fig. E. geſehen wird, fol die Zeichnung aus dem Aldrovand ent⸗ 
lehnt worden ſeyn. Wer kan ſich aber auf deſſen Abbildungen verlaſſen. 


Daher es glaublicher, daß dergleichen Linksſchnecke nie exiſtirt habe. 
HSGolten aber noch hin und wieder Linksſchnecken liegen, davon in 
dieſem Buche weder Abbildung noch Nachricht anzutreffen, ſo wuͤrde man 
mich und andere Conchylienfreunde aufs ſtaͤrkſte verpflichten, wenn man 
mir eine Zeichnung und Nachricht davon wolte zukommen laſſen. 


2 I. Links⸗ 


. Eintegewunden Blasen. 1 


Bullae finiftrorfae. 


a . 


Tab. 103. Fig. 875. 876. 
5 Ex Mufeo SpENSLERIANO. 


Die größte linksgedrehte achatne Blase. | 


Bulla achatina finiftrorfa maxima, rariflima, tefta valde ventricofa, ex fuſeo 
rufeſcente et albido variegata, marmorata, apertura ovata, columella 
quaſi truncata, apice valde obtufo. 


Gall. Buccin terreſtre de FEfpece du Zebra. 


Laster Hiftor. Conchyl: tab. 37. fig. 36. Buceinum ingens ex fuſeo - rufe. 
cens, in primo orbe circumdatum duabus eminentibus ſtriis. E Mufeo 
Oxonienfi. In einem kleinen Buche, darinnen Liſter feine Reife nach 
Paris beſchreibet, leſe ich in der deutſchen Ueberſetzung, welche davon zu 
Schwabach herausgekommen, pag. 70. folgende Stelle: Ich ſahe zu Paris 
in des D. Tourneforts Sammlung eine große Landmuſchel, welche ihre 
Muͤndung zur linken hatte. Es iſt eben dieſel se, welche ich aus dem Orfor⸗ 
diſchen Muſeo abbilden laſſen. a 
KLEIN meth. oſtrac. F. 89. no. 8. pag. 34. Tuba Phonurgica. Heteroſtro- 
N phus rufeſeens ex fuſeo, ſtriis duabus in prime orbe eminentibus. 
Mufeum Richterianum pag. 323. Buceinum ingens e fufco rufefcens et ele- 
ganter variegatum. Das große Erdbuceinum eth und braun ſchoͤn ge⸗ 
marmelt. Das Bellhorn. 
Ska thef. locuplet. tom. 3. tab. 7 1. no. 17 20. Er redet daſelbſt von Br 
ſtart Midas Ohren und ſchreibet: His nomen datum eſt laevarum cochlea- 
sum quia nonnullae earum os a finiftra pofitum habent, quod tamen 
non perpetuum eſt. Sunt enim quibus et a dextra hiat oſtium. Inte- 
rim ob formae ſimilitudinem et hae eodem nomine compellantur — 
oder wie es in der franzoͤſiſchen unter dem Texte ſtehenden Ueberſetzung heißt — 
on peut cependant les ranger toutes ſous ee meme nom general a caufe 
de la reſſemblance de leur figures. (Grundfalſch iſt es, daß es jemals 
einen Conchyliologen, der feinen gefunden Verſtand gehabt, eingefallen, alle 
Baſtart 


| Linke Blaſen. Tab. 103. Fig. 875. 876. 29 


Baſtart Midas Ohren um des willen Linksſchnecken zu nennen, weil einige 
derſelben links geweſen. Jene im Liſter tab. 37. abgebildete und auch hier 
vorgeſtellte Landſchnecke, heiſſet nirgends Midasohr, ſondern iſt davon ſehr 
verſchieden. Doch mit der Bulla achatina iſt ſie am naͤchſten verwandt. 

Des Conferenzrath Müllers Urtheil über das irrige Vorgeben des Seba 

ftehet in der Hift. Verm. pag 36. no. 284. SERA in opere immenſo nimis 
obiter, oſcitanter et incurioſe conſeripto huie fpeciei nomen cochleae 
laevae datum aſſerit, quia nonnullae os a ſiniſtra poſitum habent, in figuris 
tamen dextrorſarum pro more prodigus nullam ſiniſtrorſarum dedit. 

. Lister in Hiſt. Conchyl. tab. 37. fig. 36. finiftrorfam offert, quae vero 

an fpecie differat minus tute diſſeritur. N 
Mufeum Leerfianum no. 244. pag. 30. Oreille de Midas à ſpirales tournees 
| en fens oppofe bariolè de brun fur un fond blanc. 4 


In den Handſchriften, die ich vom ſel. Martini in Handen habe, 
wird dieſe höchftfeltene Linksſchnecke das Baſtart⸗Midas⸗Ohr genannt. 
Schwerlich wuͤrde er ihr dieſen Namen ertheilet haben, wenn ihn nicht 
die oben angeführte Stelle des Mufei Leerfiani dazu verfuͤhret. Ob 
aber jene im Mul. Leerfiano gänzlich von eben der Gattung geweſen, 
wie unſere hier abgebildete, daran zweifle ich deſto mehr, weil ich es 

weiß, daß zwey Stucke derſelben bey der Auction nur mit vierzehn 
Floren hollaͤndiſchen Geldes bezahlet worden, da linksgewundene von 
der anſehnlichen Groͤße, wie unſere gegenwaͤrtige, gewiß hundert und 
mehr Gulden in Holland wuͤrden gegolten haben. Der Augenſchein 
lehret es, daß man ihre Geſchwiſter und Verwandten nicht bey den 
Baſtart⸗Midas⸗Ohren, ſondern bey jener Gattung ſuchen muͤſſe, die im 
Linne Bulla achatina genannt wird. Denn ſie hat ebenfalls, wie jene, 
columellam obliquam, truncatam, diſſectam. Die wohlgetroffene Abbil⸗ 
ung kan uns von ihrer vorzuͤglichen Größe, von der eigentlichen Anz 
zahl ihrer Windungen und Stockwerke, vom Bau und der Form ihres 
leichten und anſehnlichen Wohngebaͤudes, von der weiten eyfoͤrmigen 
‚Defnung ihres Mundes am beſten belehren. Die Lippe hat keinen 
Saum, ſondern iſt ſcharf und ſchneidend. Das Farbenkleid beſtehet 
aus einer Vermiſchung blaͤulichter, rothbrauner und gelblicher Farben, 
welche durch laͤnglichte weiſſe Streifen und Wolken haͤufig unterbrochen 
werden. Die Spindelſaͤule Ccolumella) erſcheinet unterwaͤrts wie abge⸗ 
ſtumpfet. Der Wirbel oberwaͤrts iſt ganz ſtumpf. Liſter bemerket es 
bey dem Exemplare, ſo er in ſeiner Ba beſchrieben, daß es 
167 D 3 auf 


30 Linke Blaſen. Tab. 103. Fig. 875.876. 3 


auf feinem erſten Umlaufe von zween erhabenen Queerſtreifen umwun⸗ 
den werde. Dergleichen vermiſſe ich bey dem vorliegenden Stuͤcke, da⸗ 
gegen aber windet ſich bey der Nath und Verbindung der Gewinde 
eine weiſſe ſchmale Binde um alle Stockwerke herum. Die meiſten, be⸗ 
ſten und größeften achatfarbichten Blaſenſchnecken (bullas achatinas) bez 
kommen wir hieſelbſt von der Goldkuͤſte oder von Guinea, woſelbſt fie 
als Landſchnecken in den Reißfeldern der Negern haͤufig gefunden wer⸗ 
den, und wie große Ameiſenhaufen uͤber einander herliegen ſollen. Ob 
unſere linksgewundene Bulla achatina ſich ebenfals von der dortigen Kuͤſte 
herſchreibe? ob unter den vielen tauſenden und hunderttauſenden derſel⸗ 


ben oftmals auch eine linksgewundene ſtecke und gefunden werde? Dieſe 


Fragen weiß ich nicht zu beantworten. Nur wenig Conchyliencabinet⸗ 
ter werden ſich ruͤhmen koͤnnen, dieſe linksgewundene aͤuſſerſt ſeltene 
Schnecke zu beſitzen. Selbſt Liſter, der davon zuerſt eine gute Abbil⸗ 
dung geliefert, hat ſie nicht ſelber in ſeiner Sammlung gehabt, ſondern 
ſie aus dem Oxfordiſchen Muſeo entlehnet. Daß er hernachmals eben 
dergleichen im Cabinette des beruͤhmten Tourneforts angetroffen, haben 
wir oben erfahren. Der Herr Kunſtverwalter Spengler hat es ſich. 
nicht wenig koſten laſſen, wie er dieſe ſeltene Linksſchnecke fuͤr feine, 
Sammlung erkaufet. In Holland ſoll kein Cabinet dieſe Schnecke be⸗ 
ſitzen. Zu Paris ſoll fie nur allein, und zwar in duplo, im koͤniglichen 
Cabinette liegen. f eee 

| | Tab. 103. Fig. 877. 878. 5 
1 8 2 Ex Muſeo noſtro. n, ar en er 
Die Waſſerblaſe. Die Perlenblaſe. Die bernſteinfarbige Blaſe. 

Bulla fontinalis Linnaei, teſta globoſa, ſiniſtra, pellueida, fragiliſſima, 

f flavefcente, apertura ovata effuſa. Wr 
Gall. LaMembraneufe. La Bulle aquatique. Dan. Perlenboble, 8 
Lister Hiftor, Animal. Angl. tab. 2. fig. 25. pag. 142. Buccinum exiguum 
trium ſpirarum a finiftra in dextram convolutarum, . 
— — Hiftor. Conchyl. tab. 134. fig. 34. Buccinum fluviatile a dextra ſi- 
niſtrorſum tortile triumque orbium five Neriides 0.2000 
Periver Gazophyl. tab. 106. fig. 16. Cochlea neritoides eraſſiuſeula teſta. 


19 


GugL TIER Index Conchyl. tab. F. fig. CC. Buccinum fluviatile, teſta fragili, 


pellucida, albida, prima ſpira admodum elongata et ventricoſa. > 
| Lix- 


ET u a et A 


Linke Blaſen. Tab. 10g. Fig, 877. 878: 51 


Linsen Syſt. Nat. Edit. 10. no. 340. p. 727. 
— — — — Edit. 12. no. 386. p. 1185. Bulla ER tefta ovata, 
pellucida, contraria, ſpira obfolehn, apertura RER 1 
tat in lacuum plantis ſubaquaticis. f f 54 
— — lter Weſtgoth. p. 49. 1 A 1 
— — Fauna Suec, no. 2160. Bulla ate 0 105 hordei 
granum ſubſiſtit. Teſta ovata, flava, pellucida, fragilifima, ur vix 
. „tadtum ferat: apertura ovato-oblonga, fere longitudinalis, ventricofa, 5 
et extima fere ſola conſpicua, reliquae vix Prominent: muero obrußlte. 
mus eſt. Spirae ſiniſtrorſum ineedunt. 
Aa Upfalienſia. Ao. 1736. no. 23. p. 41. Cochlea teſta lava, pellueida, 
acuminata, rictu obliquo. 8 
Berliniſches Magazin IV. Band no. 108. p 364. tb, XI. fig. 61. Die keene 
llinksgewundene Bauch⸗ und Kahnſchnecke. 
Geoffroy Abhandlung von Conchylien, p. 90. no. 10. 3 
Mürzer Hiſtor. Vermium no. 353. p. 267. Planorbis bulla teſta ag, fini- 
ſtrorſa, vertice obtufo, apertura ovata. 
Naturforscher 15tes Stuͤck, p. 1. ſeq. tab. 1. fig. e 
Favaxr n’Hersıcny Did. Vol. 1. p. 150. Bulle aquatique, teſta fragili, 
5745 pellucida, globoſa, anfractibus quatuor ſiniſtrorſis. On Pa appellee 
Ia bulle à cauſe de fa forme arrondie et de fa e qui l’a fait 
reffembler a une bulle d eau. 
Schroͤters Geſchichte der Flußconchyl. p. 269. tab. 6. fig. 16. lit. a. b. 
pA Costa British Conchology tab. F. fig.6. p. 96. Turbo adverſus finiftror- 
ſus five contrarius exiguus bullaeformis trium ſpirarum, bulla hypno- 
rum Linnaei. (Nur darinnen irret ſich da Coſta, wenn er aus dieſer 
vffenbaren bulla einen Turbo macht, und ferner vorgiebt es ſey bulla hyp- 
norum Linnaei. 


Die beſte Abbildung und aus fuͤhrlichſte Beſchreibung von dieſer 
linken Schnecke und ihrem Bewohner und deſſen Lebensart hat der fel. 
Conferenzrath Müller im ısten Stuͤcke des Naturforſchers geliefert. 
In feiner Hiftoria Verm. loc. ſupra allegato, nennet er fie einen Planor- 
bem. Allein er ſcheinet es endlich lebhaft gefuͤhlet zu haben, wie an⸗ 
ſtößig, unſchicklich und unausſtehlich es fey, einer ey⸗ und blaſenfoͤrmi⸗ 
gen Schnecke den Namen einer Tellerſchnecke, eines Planorbis beyhzulegen, 
und darinnen dem Geoffroy nachzufolgen — auch wie man mit jener 
* der e habe do 0 einige Gleichheit mit dem Ai 

wohner 


32 Linke Blaſen. Tab. 103. Fig. 877. 878. 
wohner der Tellerſchnecken nicht wohl auslangen und durchkommen werde. 
Er thut daher den Vorſchlag, ob man nicht von ſolchen Waſſerſchne⸗ 
cken, die mit zwey borſtenaͤhnlichen Fuͤhlhoͤrnern und mit Augen am 
inwendigen Grunde verſehen waͤren, ein neues Geſchlecht errichten, da⸗ 
zu den Adanſoniſchen Namen Bulinus annehmen, und alsdann allen 
plattgedruͤckten Schalen den Namen der Tellerſchnecken eigenthuͤmlich 
uͤberlaſſen wolle. Denn vom Adanſon wird in feiner Hift. nat. du Seneg. 
eine mit unſerer Perlenblaſe nahe verwandte Linksſchnecke, welche fuͤr 
nichts anders, als für eine merkwuͤrdige Varietaͤt derſelben zu halten 
iſt / Bulin genannt.) Allein ich zweifle daß viele Conchyliologen dieſem 
Vorſchlage Beyfall geben, ſogleich in die Aufrichtung eines neuen Ge⸗ 
ſchlechtes willigen, und es erlauben werden, daß der vom Linne der 
Perlenblaſe zugeeignete Name, nach welchen fie bulla fontinalis heißt, 
wieder verdrungen werden duͤrfe. a 

Es lebet dieſe Schnecke in ſuͤſſen Waſſern. Sie hat in unfern 
Laͤndern ſelten mehr als drey Windungen. Die erſte Windung iſt un⸗ 
gleich größer als alle übrigen. Ihre etwas gelbliche Schale erreichet 
nur die Groͤße von einer Erbſe. Sie gleichet einer bernſteinfarbichten 
Waſſerblaſe, und iſt ſehr dünne, durchſichtig, zerbrechlich, ja fo leichte, 
daß man fie mit einem Hauch hinwegblaſen, und fo glatt und glaͤnzend, 
daß man ſich daran ſpiegeln kan. Der Bewohner iſt ſehr ſchleimicht, 
und wenn er in der Schale ſtirbet und vertrocknet, ſo iſt ſein Koͤrper 
etwas ſchwaͤrzlich. 

In der erſten Ausgabe, welche Linne von der Fauna fuec. veran⸗ 
ſtaltet, behauptet er es, daß dieſe Schnecke in Schweden unter dem 
Mooße alter Bauerhuͤtten und an den Wurzeln der Baͤume gefunden 
werde. Jedoch da er dieſes irrige Vorgeben laͤngſtens in ſeiner neuen 
Fauna ſuec. und in ſeinem Naturſyſtem verbeſſert und berichtiget, und 
es ſehr richtig bezeuget, ſie wohne in plantis aquaticis, ſo waͤre es ſehr 
unartig, wenn man dergleichen alte Dinge aufs neue ruͤgen, und dem 
großen Manne noch im Grabe Vorwuͤrfe wegen ſolcher Kleinigkeiten 
machen wolte. Wer et was mehreres von dieſer Linksſchnecke, von ihrer 
Lebensart und Zergliederung leſen will, dem empfehle ich beſtens die 
Abhandlung des Conferenzrath Muͤllers im ısten Stucke des Natur⸗ 
forſchers. Ich habe einſt dieſe Gattung nahe bey den Thoren dieſer 
Stadt in einem großen Waſſergraben, darinnen gefiſchet wurde, ange⸗ 
troffen. Ihre Art zu ſchwimmen beſchreibet Adanſon ſehr angenehm in 
feiner Hiſt. nat. du Seneg. p. 6. Unter den rechtsgewundenen findet man 

ö eine 


4 


Linke Blaſen. Tab 103. Fig. 879. 880. 33 
eine ihr ſehr nahe kommende Gattung, welche Möller in Hift. Verm. 
p. 129. no. 323. Buccinum glutinofum, das Schleimhorn genannt, und 


ſehr meitläuftig im rꝛten Theil der Schriften unferer hieſgen Wa 
ten Geſellſchaft! p. 237 beſchrieben und abbilden laſſen. 


Tab. 103. Fig. 879. 880. 


Ex Mufeo noſtro. 


rn, Die linke weſtindiſche Perlenblaſe. 
Bulla bontinale Fans Oceidentalis, teſta ovata eraſſiuſeula, ventrieoſa, an· 
fractibus quinque contrariis, feu perverſe eircumactis. 
Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 135. fig. 34. Cochlea neritoides, erafiufeua 
teſta: e Virginia. 
AbaNsoN Hift. nat. du Seneg. tab. 1. Le Bulin. Bulinus? 


Bey dieſer Figur iſt nicht etwa nur eine vergrößerte Abbildung 
der zuvor beſchriebenen Perlenblaſe gezeichnet worden. In meiner Samm⸗ 
lung lieget das wuͤrkliche Original zu dieſer Figur. Fuͤnf Windungen 
laſſen ſich daran deutlich unterſcheiden. Ich vermuthe daß es diejenige 
Landſchnecke ſey, welche Adanſon unter dem Namen Bulin beſchrieben. 
Einſt erkaufte ich auf einer Auction einen großen Haufen von Schne⸗ 
cken und Muſchelſchalen, in der guten Hofnung, unter einer ſolchen an⸗ 
ſehnlichen Menge werde ſich doch etwas brauchbares und neues finden 
muͤſſen, weil ich gewiß war, daß ſie noch von keinem Kenner gelaͤutert 
und ausgemuſtert worden. Ich ward denn auch in meiner Hofnung 
nicht getaͤuſchet. Denn ich fand unter andern achtungswerthen Stuͤcken 
; endlich auch dieſe in ihrer Art große linke Waſſerblaſe, welche ohnſtrei⸗ 
tig weſtindiſch ſeyn muß, da ſie unter lauter weſtindiſchen Schnecken 
und Muſcheln gefunden worden. Sie iſt lange nicht ſo duͤnnſchalicht, 
durchſichtig und zerbrechlich, als die europaiſche Perlenblaſe, doch glei⸗ 
cher fie ihr völlig in der ganzen Form und Bildung. Nur bemerket 
man bey ihr einen mehr erhobenen Wirbel und eine groͤßere Anzahl von 
Windungen oder Stockwerken. Die innere Lippe lieget wie ein Blat 
an der Spindelſaͤule. Die aͤuſſere wuͤrde gewiß ein Saum angeleget 
haben, dazu ſchon die Anlage da iſt, wenn ſie aͤlter geworden, und 
eine 19 55 Seit zum Wachsthum webe 


Ä 5 Conchylien · Cabinet IX. Band. E 25 Tab. 


34 einke Blasen. Tab. 103. Pig 88a. 883. 
Tab. 103. Fig. 882. 883. lit. a. b. en 
Ex Mufeo noftro, 


Die Mooßblaſe. 


Bulla hypnorum Linnaei, tefta ovali, fubturrita, pellucida, Aniftrorfa, 
apertura ovato- - oblonga. 


Dan. Taarn Perlen. 
Lister Hiſt. Conchyl. in Appendice tab. 5« fig. 5. Buccinum heteroftro- 


phon fluviatile 4 ſpiris. D. PETIVER in rivulis ad Micham in vieinia 


Londini invenit. 
PETIVER Gazophyl. tab. Io. fig. 8. Buccinulum fluviatile heteroſtrophon. 
I have met with thefe in fome Ponds and Ditches about London. 


DarcenvirLe Conchyl. tab. 27. fig.7. Le feptieme bucein eft tres petit, 


ayant feulement trois fpirales, qui tournent de droit à gauche ainfı que 
fa bouche, dont l’ouverture eft ovale: rien n'eſt fi tendre et fi mince 


que cette coquille. Elle peut fe nommer Amphybie fe trouvant egale- 

ment für terre et dans eau, mais toujours proche de Peau. (Die uns 

terſte Windung dieſer Schuecke iſt beym Dargenville durch ein Verſehen 
gar zu aufgeblaſen abgebildet worden.) 

Encyclop. Rec. de Planches tom. 6. tab. 65. fig. 16. Le petit Buecin eſt 
d'un blanc transparent comme la plüpart de coquilles que on trouve 
dans nos rivieres. Mais ce qui le rend tres ſingulier c'eſt qu'il a fa 
bouche à gauche. x : + 

Lınnaı Syft. Nat. Edit. 10. no. 341. p. 727. 

— — — — Ekdit.ı2: no. 387. p. 1185. f 

— — Fauna Suec. no. 2159. Bulla hypnorum tefta ovata, pellucida, 
ſiniſtrorſa, ſpira prominente, apertura ovato-lanceolata. Habitat 
in Europae mufeis humentibus. Longitudo ſeminis Avenae ſed craflior 
eſt. Teſta pellucida, ſubflava, tenerrima, prominens, oblonga, mi- 
nus acuta, fpiris ſeu anfractibus quatuor finiftrorfum flexis: apertura 
oblonga eſt, cum fpirae infimae . ſuperat totum corpus teſtae 
ſuperioris. 

MülLER Hiftor. Verm. no. 354. p. 65 Planorbis turritus teſta ovato- ob- 
. longa, nitida, vertice acuminato, ſiniſtrorſa, pellucida. Anfractus 
teretes 3 — 6. Limax junior grileus, adultior nigerrimus. In aquis 
foſſarum inter putrida folia, ac in foſſis campeftribus haud infrequens. 


Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, p. 293. 
| | Dieſe 


rr 


Linke Blaſen. Tab. 103. Fig 892.9833. 35 


Dieſe Gattung von Linksſchnecken pfleget ſich am liebſten unter naſ⸗ 
Mooßpflanzen, oder auch am Nande und Ufer der Waſſergraben, 
Pfuͤtzen, Baͤche und Fluͤße aufzuhalten. Es iſt zuverläfig bulla hypno- 
rum Linnaei, welche um deswillen dieſen Namen fuͤhret, weil fie am gez 
woͤhnlichſten auf dem Hvpno. einer Art von Waſſerpflanzen, und Mooßen 
angetroffen wird. Alle Eigenſchaften, welche Linne bey der bulla hypno- 
rum augiebet, find bey dieſer ohne Ausnahme anzutreffen. Sie hat for- 
mam ovato oblongam, ſpiram prominentem, die doch aber minus acuta iſt. 
(welcher Ausdruck doch gar nicht als eine Vergleichung mit der bulla fon- 
tinali gebrauchet wird, wie es die Hiſt. Vermium dahin ausdeuten will. 
Denn bulla foncinalis ſtehet in der Fauna Suec., darinnen eben dieſer Aus⸗ 
druck von unſerer bulla hypuorum, daß fie minus acuta ſey, vorkommt, 
nicht wie im Naturſyſtem vor der bulla hypnorum, ſondern erſt nachher.) 
Sie hat ferner longicudinem feminis avenae, aperturam oblongam lanceola- 
tam, teſtam pellucıdam ſubflavwam, anfractus quatuor ſiniſtrorſum flexos. 
Meine Schwediſchen Freunde, deren Belehrung ich einft forgfältigft über 
dieſen und mehrere Linneiſche Namen erforſchete, waren einſtimmigſt der 
Meinung, die hier abgebildete Gattung ſey ganz ohnſtreitig bulla hypno- 
rum Linnaei, dadurch denn mein Urtheil von derſelben noch mehr beſtaͤti⸗ 
get wird. In der Hiſtor. Vermium wird fie Planorbis turritus, eine thurm⸗ 
foͤrmige Tellerſchnecke genannt. Das widerſprechende in dieſer Benen⸗ 
nung wird einem jeden nur etwas aufmerkſamen, ohne meinen Fingerzeig, 
einleuchten. Hingegen die daͤniſche Benennung Taarn Perlen, Thurm⸗ 
perle, welche ihr auf eben der Stelle von unſerm Conferenzrach Muller 
beygeleget worden, laͤßt ſich eher hoͤren und billigen. Die Nachricht, daß 
der ſchwaͤrzliche Bewohner dieſer Schale bey der Kaͤlte leichte erſtarre, 
aber bey einiger Warme ſogleich wieder auflebe und friſch umherkrieche, 
will ich aus der Hiſt. Verm, p. 169. mit den eigenen Worten des Verfaſ⸗ 
ſers hieher ſetzen. Limax quamvis concreto rigeat vincta repente gelu fo- 
luto tamen reviviſeit; plures enim in vafculo frigori hiemali expoſito glacie 
correpti in tepidarium relati liquefeente eadem libere vag bantur. Einige 
dieſer faſt walzenfoͤrmig gebildeten, durchſichtigen, duͤnnſchalichten Schne⸗ 
cken haben, wie Linne angemerket, nur vier Windungen, vermuthlich 
weil fie noch jung und unausgewachfen find. Bey den meiſten ſiehet man 
fünf Umläufe, und bey meinen oſtindiſchen zähle ich gar ſechs Windungen. 
Von derjenigen Art, fo ich bey lit. a. zeichnen laſſen, fielen mir einſt 

zu Wien, als ich am Ufer der Donau ſpazieren gieng, unvermuthet eine 
gute Anzahl in die Haͤnde. Sie e weiß und halb calciniret, u 
Wen N 2 aber 


36 Linke Blaſen. Tab. 103. Fig. 882.883. 
aber dabey ſehr glaͤnzend. Die Donau hatte ſich damals über ihre Ufer 
erhoben, manche Gegenden uͤberſchwemmet, und ganze Kolonien dieſer 


Schnecken von den Waſſermooßen der vielen Donauinſuln abgeſpuͤler 


und mit hinweggeſchwemmt. Daher war es ſehr begreiflich, wie ich ſo 
manche dieſer Schnecken an den Ufern eines Flußes finden konte, da 
ſie ſonſt in einem ſo reiſſenden Strome nicht zu wohnen pflegen. Ich 
glaubte anfaͤnglich, wie ich dieſe Schnecken bey der Donau fand, eine 
ganz neue Gattung von Linksſchnecken entdeckt zu haben, und freute 


mich gar ſehr uͤber dieſen Fund. Allein bald nachher gieng mir das 
Licht auf, daß ſie laͤngſt bekannt geweſen, und es keine andere, als 


Bulla hypnorum Linnaei ſeyn koͤnne. f 

Drey Stuͤcke von der andern bey lit. b. ſtehenden gruͤnlichen Art, 
verdanke ich der Guͤte des Hn. Prof. Hermanns zu Straßburg. Eini⸗ 
ge Ueberbleibſel des vertrockneten ſchwarzlichen Bewohners ſtecken noch 
in dieſen Schalen. Von der vorigen Art ſind ſie nur in Abſicht des 


Farbenkleides ein wenig verſchieden. Profeſſor Hermann nennet dieſe 
Schnecke in feinen an mich geſchriebenen Briefe Buccinulum aquaticum 


apertura ſiniſtra. Er ſchreibet, fie werde in nonnullis paludibus Alſatiae 
copiofe gefunden. Er macht dabey noch die Anmerkung nullibi deferip- 
tam puto. Daß er ſich aber hierinnen geirret, beweiſen meine oben an⸗ 
geführten Citationen der vielen Schriftſteller, die laͤngſt von ihr geredet. 

Die dritte und vornehmſte Abaͤnderung, ſo ich von dieſer Gattung 
beſitze, möchte wohl in wenig Cabinettern zu finden ſeyn. Sie iſt auf 
der bekannt genug gewordenen Inſul Otaheite, in der Sudſee, bey den 
Cookiſchen Reiſen um die Welt, in kleinen Baͤchen und Fluͤßen gefun⸗ 


den worden. Ich bekam zweh Stuͤcke derſelben aus London, unter dem 


Namen Reverfe river long Snail from Otahite, das iſt, verkehrt gewun⸗ 
dene laͤnglichte Flußſchnecke von Otahite. Ihre Schale hat eine roth⸗ 
braͤunliche Farbe. Sie iſt in ihrem Schalenbau etwas aufgeblaſener, 
gewoͤlbter und dickſchalichter als die Europaͤiſchen. 


Ich habe dieſe drey Abaͤnderungen bey Fig. 882. lit. a. b. e. von der 


Seite des Ruͤckens, und bey Fig. 883 von der Seite ihrer Mundoͤf⸗ 
nung 9 7 5 laſſen, um ſie auf ſolche Weiſe kenntlicher und bekannter 
zu machen. . ; 


II. Links⸗ 


— er 


En a TB ler 


= | | 37 
— ——— 


RN Linksgedrehte Walzen. 


Volutae ſmiſtrorſae. 


4 a — 
Tab. 104. Fig. 884. 885. 
1 Ex Mufeo SPENGLERIANO, _ 


Das linksgewundene Opferhorn. Der linke Tsjanko. 
Die Nanxus- Schnecke. Die Birnwalze. 


Voluta Pyrum ſiniſtrorſa, teſta pyriformi, caudata, ventricofa, valde eraſſa, 
ponderoſa, albida, duritie marmorea, ſerie 1 faſciata, anfractibus 
trans verſaliter leviter ſtriatis, apice cylindrico tornato, cauda exferta, 
canaliculata, flexuoſa, -patula, columella triplicata, fauce 
rofacea, ei acuto, labio reflexo. 


Belg. Het linkſe Koningshooren, of Tsjanko. Offerhoorn. Malab. Wallam- 
Bury. Gall. Le Marbre. La Rave blanche. Le Buccin d’offrande. Le Na- 
vet de Chine, ou gros Navet Unique. Napus Sinenſis perverſus. 

(Die Chineſiſche linke Steckruͤbe.) | 

‘ Rumpss Amboin. Rarit. pag.98.99. De Tsjankos hebben een Koning 200 

men in t' gemeen gelooft, doch by nader onderzoeg heeft men bevon- 

den, dat het een Wyfje of Köningen is, van den gemeenen troep niet 

verfchillende, behalven dat haar gier verkeert — Naar t verhaal der 

Duikeren vind men de Tsjanki op den grond van de Zee op zeekeren 

tyd des Iaars met honderden in eenen troep over malkander vergadert 

Waar aan men bekent dat ze dezen Köningin onder zich verborgen 

hebben, en naar men giſt haar als dan bezwangeren — By de Inlan- 

ders is deze Koning, 200 zy hem noemen zeer duur, geevende voor 't 

ſtuk wel hundert Pagoden, om dat hy zoo zelden gevonden word: de 

gemeene Man mag hem ook niet verbergen, naar moet hem aan hunne 

Koningen leveren. 

VALENTVNS Verhandlingen der Zeehorenkens p. . 

— — deutſche Ausgabe p. 16. Kaum findet man unter dieſen Schnecken alle 

: hundert Jahre einmal eine Koͤnigsſchnecke, welche linksgewunden, übrigens 

aber eben ſo geſtaltet iſt, als die ordentlichen Tsjankoſchnecken. Das Thier 

in dieſer linksgewundenen Schnecke kriechet auf dem Boden fort, und die 

E 3 andern 


38 Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 884.885. 


andern Tsjankos folgen alle nach. Daher mag fie den Namen der Koͤnigs⸗ 
ſchnecke bekommen haben. Die Jentiven (Gentoos) halten viel auf dieſe 
Schnecke, daß fie ſieben bis achthundert Reichsthaler dafur bezahlen. In 
den vorigen Zeiten wurde den Koͤnig von Golconda, da fein Reich noch ein 
unabbängiges Reich war, aus dergleichen Konigshorn geſalbet. Dem bols 
laͤndiſchen Gouverneur iſt einſt eine ſolche Schnecke fir 170 Nthlr. verkauft 
worden. 3 
Kumph iſt der erſte Schriftſteller, welcher etwas von der links⸗ 
gewundenen Tsjankoſchnecke geſchrieben. Seine Nachrichten lauten fabel⸗ 
haft, unwahrſcheinlich und unglaublich, und dennoch find fie groͤßtentheils 
wahr und wohlgegruͤndet. Rumph redet zuerſt pos von den rechtsge⸗ 
wundenen Opferhoͤrnern, die doch wohl eine Abbildung verdienet haͤtten. 
Aber Schynvoet, der die Ausgabe des Rumphiſchen beliebten, und den 
Conchylienfreunden fo unentbehrlichen Conchylienwerkes veranftalter, hat 
von den ſo bekannten und gemeinen Tsjankoſchnecken anfaͤnglich nicht ein⸗ 
mal ein Original gehabt. Als ihm endlich dergleichen von jemanden gez 
liehen wurde, achtete er es wieder der Muͤhe nicht werth deswegen neue 
Unkoſten zu haben, und einen Kupferſtich verfertigen zu laſſen. Er macht 
vielmehr dieſer Schnecke, die doch gewiß unter den anſehnlichſten Conchy⸗ 
lien ihre Stelle behauptet, einen boͤſen Namen und uͤbles Geſchrei, weil 
er vorgiebt: hy is grof, plomp, zonder koleur of eenige tekenachtigkeit, 
en derhalven ook niet waard om eer een niewe plaat te maaken. Indeſſen 
haben andere Conchyliologen das reichlich erſetzet, was Schynvoet ver, 
nachlaͤßiget. Wer diejenigen Schriftſteller kennen lernen will, welche uns 
Zeichnungen der rechtsgewundenen Tsjankoſchnecken gegeben, darf nur 
den dritten Band dieſes ſyſtem. Conchylienwerkes p. 206. bey tab. 95. fig. 
916.917, wie auch Schröters Einleitung in die Conchylienkenntnis rom. I. 
p. 240 nachſchlagen. Jedermann der dieſe Schnecke, beſonders groͤßere 
Exemplare derſelben, in die Hand nimmt, erſtaunet über ihre ungewoͤhn⸗ 
liche Schwere, die aber ſehr natuͤrlich von ihrer ungemein dicken, ſteinhar⸗ 
ten, den Marmor an Haͤrte faſt uͤbertreffenden Schale, und von der vor⸗ 
zuͤglichen Staͤrke ihrer ſehr dicken Spindelſaͤule herruͤhret. Unter den 
Tsjankoſchnecken herſchet eine große Mannichfaltigkeit und Verſchieden⸗ 
heit. Einige ſind ſchneeweiß, und dieſe haben in Oſtindien beym Ver⸗ 
kaufe den beſten Werth und Vorzug. Andere haben eine gelbliche Schale, 
welches von der auf einem gelblichen Thon gehabten Wohnſtelle herruͤhren 
ſoll. Noch andere werden auf ihrer Oberflaͤche durch rothe Flecken wie 
getiegert und bunt gemacht. Einige haben einen mehr eee 
a 3 per 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 10% 18.884. 888. 39 


Korper und verlängerten Bau, andere dagegen find kuͤrzer, aber auch 
zugleich bauchichter, gewoͤlbter, haͤrter, vollwichtiger. Einige ſind, wenn 
man in ihre Mundoͤfnung hinein ſiehet, nur ſchlechtweg weiß oder gelb⸗ 
lich, bey andern aber zeiget ſich daſelbſt die angenehmſte Orangenfarbe, 
oder auch das lieblichſte Roſenroth. Einige tragen einen groͤßtentheils 
glatten Leib, andere ſitzen voller Knoten und Falten. Einige haben einen 
gerade ausgehenden, andere einen etwas gekruͤmmten und gebogenen 
Schwanz. Bey den meiſten findet man an der Spindelſaͤule nur drey 
Falten, aber vorzuͤglich große Stuͤcke, wie z. Ex. jenes, ſo im Gottwal⸗ 
diſchen Muſeo tab. 34. fig. 221. vorgeſtellet worden, haben vier Falten. 
Mein groͤßtes Exemplar von einer Tsjankoſchnecke, damit mich der Herr 
D. Konig aus Tranquebar liebreichſt beſchenket, iſt neun und einen hal⸗ 
ben Zoll lang. Es hat da, wo es am dickſten iſt, dreyzehn Zoll im Um⸗ 
fange. (Aber die linksgewundene Tsjankoſchnecke zu Ramaniſſeram auf 
Coromandel, ſoll noch groͤßer, und unter allen Linksſchnecken, die in Oſt⸗ 
indien bekannt find, die größte und anſehnlichſte ſeyn.) Auf der Ober⸗ 
fläche ſtehen bey der hoͤchſten Woͤlbung des Ruͤckens zwo Reihen ſtumpfer 
Knoten. Bey der Spindelſaͤule ſiehet man vier große Falten. Martini 
ſchreibet, man finde die Tsjankoſchnecken nur bis zur Laͤnge von acht Zollen. 
Mein groͤßtes Exemplar iſt aber ſchon anderthalb Zoll laͤnger, und doch 
kennet man in Oſtindien noch diel groͤßere, die aber auch ſehr geachtet 
und theuer bezahlet werden. Millionen Tsjankoſchnecken wohnen im oſt⸗ 
indiſchen Meere, beſonders an der Kuͤſte von Malabar und Coromandel. 
Die größeften fallen an der weſtlichen Seite von der dort ſogenannten 
Adamsbruͤcke zwiſchen Manapar und Panam⸗Cotte, welches große Fir 
ſcherplaͤtze ſind. Das Recht, dieſe Schnecken auf der dortigen ganzen 
Kuͤſte von Cudulur bis zum Vorgebuͤrge Comorin fiſchen zu laſſen, ges 
hoͤret dem Nabob von Carnatic, welcher dergleichen an die Meiſtbieten⸗ 
den zu verpachten pfleget. Ehemals hat man die Tsjankofiſcherey noch 
weiter, bis nach Norden hinauf, ja bis zum Fort St. David und Ma⸗ 
dras, fortgeſetzet. Weil aber an jener Kuͤſte bey ſolcher Fiſcherey wenig 
zu verdienen, indem der Boden des Meeres rauher, unebener, felfichter 
iſt, auch daſelbſt die Taucher der Gefahr, von gefreßigen Hayfiſchen vers 
ſchlungen zu werden, mehr ausgeſetzet ſind; ſo hat man in den neuern 
Zeiten daſelbſt ſolche gefahrvolle undankbare Arbeit unterlaſſen. 

Der beruͤhmte Herr D. König, welcher ſich zum größten Vortheile 
der Naturgeſchichte zu Tranquebar aufhaͤlt, hat mir aus freundſchaft⸗ 
lichſter Guͤte die zuverlaͤßigſten und ausfuͤhrlichſten Nachrichten sn der 

6 iſcherey 


40 Linksgedrehte Walzen. Tab 104. Fig. 884.885. 


Fiſcherey der Tsjankoſchnecken mitgetheilet, die ich aus ſeinen Briefen 
hier einſchalten und mittheilen, auch mit einigen von mir davon ge⸗ 
ſammleten Nachrichten begleiten will. Ich lebe der gewiſſen Hofnung, 
daß meine Leſer ſolche mit Vergnuͤgen leſen werden. Der Nabob von 
Carnatic pfleget die Tsjankofiſcherey nur immer auf drey Jahre zu 
verpachten, und dabey folgende Hauptbedingungen vorzuſchreiben. 1) 
Das Pachtgeld muß ſogleich fuͤr die drey Jahre vorausbezahlet wer⸗ 
den. 2 Der Pachter muß ſich verpflichten, alle Koͤnigsſchnecken oder 
linksgewundene Tsjankoſchnecken, fo die Fiſcher finden möchten, alſo⸗ 
gleich unentgeldlich abzuliefern, und durchaus keine derſelben unterzu⸗ 
ſchlagen. 3) Der Pachter muß es verſprechen, dem Fiſcher, der das 
Gluͤck haben wird, einen linken Tsjanko zu finden, auf der Stelle zehn 
Porto Novo Pagoden etwa 20 Fthlr.) und etliche Goldfanams zu ber 
zahlen, und fuͤr ihn und ſeine Mitbruͤder, die in ebendenſelben Fiſcher⸗ 
boote geweſen, einen Schmauß anzuſtellen, und ſie beſtens zu bewirthen. 
4) Demienigen, er ſey nun Pachter, Fiſcher, Taucher, oder wer er ſey, 
der eine Linksſchnecke, oder ein Opferhorn, es ſey groß oder klein, ver⸗ 
heimlichet, unter der Hand verkauft, und nicht dem Nabob zuſchicket, 
wird die Todesſtrafe unausbleiblich beſtimmet c. | 
Der große und berühmte engliſche Kaufmann Solfort, welcher 

ſich viele Jahre lang in Oſtindien, beſonders auch zu Tranquebar auf⸗ 
gehalten, und ſich anjetzo, nachdem er vor kurzem wieder auf eine Zeit⸗ 
lang nach Europa zuruͤckgekommen, in Copenhagen befindet, hat ehe⸗ 
mals dem Nabob die Tsjankofiſcherey für 7000 Pagoden abgepachtet, 
aber unter drey Millionen Tsjankoſchnecken, die waͤhrend der ganzen 
Zeit ſeiner Pachtung heraufgefiſchet worden, nur drey linksgewundene 
bekommen, nemlich ein vorzuͤglich großes Stuͤck, und ein paar kleinere. 
Die beyden kleineren hat er richtig dem Nabob geliefert, aber das be⸗ 
ſte, ſchoͤnſte und groͤſſeſte linke Opferhorn hat er fuͤr ſich ſelber behalten, 
und damit ſchon vor einigen Jahren, wie er ſich ebenfals eine Zeitlang 
hier aufhielte, dem Herrn Kunſtverwalter Spengler das allerwillkom, 
menſte Geſchenke gemacht. Es iſt ohnſtreitig die groͤßte, welche jemals 
von linksgewundenen Tsjankoſchnecken nach Europa gekommen, und ich 
bin davon uͤberzeugt, wenn man dem Herrn Kunſtverwalter Spengler 
soo ja noch mehr Reichsthaler dafuͤr bezahlen wolte, er wuͤrde fie nim⸗ 
mer fahren laſſen. Ihre wohlgetroffene Abbildung ſiehet man bey fig. 
884 und 888. Sie iſt zwiſchen Ceylon und Coromandel gefunden wor⸗ 
den. Sie wird auf der Mitte ihrer erſten größeften Windung mit einer 
FSier⸗ 


=. 


Linksgedrehte Walten. Tab.104. Fig. 884.888. 41 


zierlichen roth punctirten Schnur umwunden, und beſſer hinauf, anſtatt 

einer Reihe ſtumpfer Knoten, mit einer Reihe A ausgehoͤhlter Loͤ⸗ 
cher oder Vertiefungen, als den uͤberbliebenen ren ehemaliger Kno⸗ 
ten, umgeben. In der Mundofnung ſchimmert ſowohl bey der aͤuſſeren 
als inneren Lippe und Spindel die ſchoͤnſte roſenrothe Farbenmiſchung. 
Ihr Schwanz iſt etwas gekruͤmmet und gebogen. Ihre Spindel hat 
drey Falten. Hinter der inneren Lippe und Spindelſaule zeiget ſich 
unterwaͤrts eine merkliche Oefnung, als habe ſich daſelbſt ein Nabel 
anſetzen wollen. Ueber ihre Windungen laufen Queerſtreifen hinüber. 
Ich nenne fie den Admiral, ja den König aller hier abgebildeten Links⸗ 
ſchnecken. Sie iſt, wie alle Linksſchnecken, in ihrer eigentlichen natuͤr⸗ 


lichen Groͤße vorgeſtellet worden, und es gereichet dieſem Werke zur 


groͤßten Ehre und Zierde, daß ich ſie hier zuerſt bekannt machen kan. 
In Hollands anſehnlichſten Conchylienſammlungen ſollen nach einem 
Berichte des Herrn Legatiousraths Meuſchen nur vier linke Tsjanko⸗ 
ſchnecken anzutreffen ſeyn, nemlich zu Haag im Cabinette des Stadt⸗ 
halters, Prinzen von Oranien, in der Sammlung ſeines geweſenen 
erſten Cammerherrn des nun verſtorbenen Generallieutenants Baron 
Aengers, im Brandtiſchen Conchylienvorrathe zu Amſterdam, und im 
Geverſchen zu Rotterdam ). Das Exemplar des Prinzen von Ora⸗ 
nien ſoll das groͤßte, aber das im Geverſchen Cabinette das beſte und 
vollſtaͤndigſte unter allen Hollaͤndiſchen ſeyn. Allein vom Spengleriſchen 
groͤßeſten und ſchoͤnſten Opferhorne werden ſie alleſamt weit uͤbertroffen. 
Der jetzige Pachter der Tsjankofiſcherey wie mir es Hr. D. Rönig 
in einem vom Februar 1778 datirten Schreiben meldet) iſt ein zu Trans 
quebar geborner Portugieſe, und ſehr unternehmender reicher Kaufmann, 
der Antonio de Suſa heißt, und zu Madras in der ſchwarzen Stadt 
wohnet. Er hat für die Pachtung 12000 Stern Pagoden bezaͤhlet. 
Er unterhaͤlt bey der Fiſcherey 400 Menfchen. Gewoͤhnlich wird in 
jedem Jahre nur neun Monathe lang gefiſchet. In den uͤbrigen drey 
Monathen muß es wegen der Regenzeit, großen Stürme, gar zu reif 
ſenden Brandung und Meeresbewegung unterbleiben, und beſonders in 
der großen Regenzeit, welche im October anfängt und bis zum Decem⸗ 
ber anhaͤlt, unterlaſſen werden. Die beſte Fiſcherey nimmt im Auguſt⸗ 
e ü N 5 8 monathe 


) Der Königl. Daͤniſche Juſtizrath Hwaß, welcher ſich eben zu Paris aufhält, ſoll auch in feiner 
Sammlung eine fehr ſchoͤne linke Tsjankoſchnecke beſiten. 1355 


Conchylien⸗Cabinet IX. Band. 


0 


42 Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 884. 885. 


monathe ihren Anfang / und dauert bis zum October. Aber nach geen⸗ 
digter Regenzeit in den letzten Tagen des Decembers, wie auch im Ja⸗ 


nuar, finden die Fiſcher und Taucher die groͤßeſten Tsjankoſchnecken. 
Weil in dieſen Monathen, welches auch im Auguſt geſchiehet, das friſche 
Waſſer von den Indianiſchen Gebuͤrgen herabſchießet, (woſelbſt im Au⸗ 


guſtmonathe die Regenzeit am ſtaͤrkſten ift,) fo wird dadurch verſchiedenes 
ins Meer hineingeſchlemmet, welches den Tsjankoſchnecken zur Nahrung 
vorzuͤglich angenehm iſt, und ſie daher aus der Meerestiefe naͤher zum 


Strande herbeylocket. Die Fiſcher entfernen ſich bey der Fiſcherei dieſen 
Schnecken bis auf zwo Meilen vom Ufer, jedoch alles nach der Beſchaf⸗ 


fenheit des Bodens und der Tiefe des Meeres. Einige Fiſcher ſind 


Mohren und Mahometaner, andere ſind Heiden. Die erſteren verſtehen 
die Kunſt unterzutauchen und vom Grunde des Meeres Schnecken herauf - 


zuhohlen am beſten. Sie gehen im Waſſer fuͤnf bis ſechs Faden tief her⸗ 
unter, weil ſich gerade in ſolcher Tiefe die beſten und groͤßeſten Tsjanko⸗ 
ſchnecken aufzuhalten pflegen. Die weniger in der ſchweren Taucherkunſt 
geuͤbten Heiden wagen ſich nur ſelten in eine Tiefe die uͤber drey Faden 
iſt. Ihnen fallen daher gemeiniglich nur die kleineren und geringeren 
Sorten, darunter wunderſelten einmal eine Koͤnigsſchnecke iſt, in die Haͤn⸗ 


de. Daher iſt es etwas ſehr rares, daß dieſe heidniſchen Fiſcher in einer 


ſo geringen Tiefe eine Koͤnigsſchnecke finden ſolten. 


Die Fiſcher gehen in großer Menge des Morgens mit dem Aufgan⸗ 5 


ge der Sonne in langen ſchmalen Fiſcherbooten aufs Meer zum Fiſchfange 
hinaus. Ehe fie aber mit ihren Kaͤhnen vom Lande abſtoßen, fo zahlen 
die Taucher, vornehmlich die aberglaͤubiſchen Mohren, zuvor eine Klei⸗ 
nigkeit an ihre Beſchwoͤrer, die es nie unterlaſſen ſich alsdann beym 
Strande einzufinden. Dieſe betruͤgeriſchen Beſchwoͤrer und Wahrſager 
haben eine hölgerne Buͤchſe, darinnen fie an einem Faden oder Drate eine 
Puppe, die einen Taucher vorſtellet, und das Bild eines Hayfiſches her⸗ 
ablaſſen, und alsdann wahrſagen ſie, ob diesmal bey der Fiſcherey Ge⸗ 
fahr zu befuͤrchten ſey oder nicht? Daher koͤmmt es denn, daß zuweilen 


einzelne Fiſcherboote durchaus nicht hinausfahren wollen, und daß oͤfters 


an einem Tage alle Fiſcher eines ganzen Dorfes insgeſamt zu Hauſe blei⸗ 
ben, und fuͤr heute die Fiſcherey einſtellen, weil ihnen ihr Luͤgenprophete 
etwas ſehr Boͤſes geweiſſaget. In jedem Fiſcherboote ſind ordentlicher⸗ 
weiſe nur drey Perſonen, und von dieſen iſt einer nur ein rechter Taucher. 
Sie laſſen alsdann, wenn ſie glauben mit ihrem Boote auf eine zur Fi⸗ 
ſcherei bequeme und vortheilhafte Stelle gekommen zu ſeyn, Bert, aii 
ö 3 N oͤlzer⸗ 


* 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig 884.888. 42 


hoͤlzernen mit Steinen wohlbeſchwerten Anker fallen, und darauf gehet 
der Taucher ſpliternackend zum Meeres grunde hinab. Er hat nur einen 
Sack an ſeinen Leib haͤngen, welcher etwa einen Scheffel faſſen kan. Trift 
er nun eine gute Stelle, wo fie als ausgeſaͤet auf dem Meeresgrunde da 
liegen, fo fuͤllet er feinen Sack mit Tsjankoſchnecken, laͤßt ihn auf dem 
Boden in der Tiefe ſtehen, wenn er ihn zuvor wohl zugeſchnuͤret, und 
nun gehet er mit einem daran beveſtigten Stricke in die Hoͤhe. Kaum iſt 
er in feinem Kahn zurückgekommen, fo ziehen feine Cameraden an dieſem 
Stricke den Sack aus der Tiefe heraus, und leeren ihn im Boote aus. 
Allein trift er die Tsjankoſchnecken auf dem Boden des Meeres nicht in 
guter Anzahl, ſondern nur einzeln an, ſo haͤlt er ſich dabey nicht auf, 
ſondern faͤhret gleich wieder in die Höhe, um mit ſeinen Geſellſchaftern 
eine beſſere Stelle zu ſuchen. Vielmals koͤmmt ein ſolcher armer Taucher 
gar nicht wieder herauf, weil ihn etwa ein Hayfiſch oder ein anderes 
Naubthier erwiſchet, oder weil er ſich beym fleißigen Nachſuchen uͤberla⸗ 
den, oder weil er in eine gar zu große Tiefe hinabgeglitſchet, und daher 
1 oder erſaͤuft worden, ehe er ſich wieder erheben und aufſchwingen 
ee © 1 a Aare a Ä 
Wenn ein Taucher das große Gluͤck erlebet eine linke Tsjanko oder 
eine Koͤnigsſchnecke auf dem Meeresgrunde zu finden, ſo verweilet er ſich 
vor Freuden keinen Augenblick laͤnger in der Tiefe, ſondern nun eilet er 
ſogleich in die Hoͤhe, um ſeinen Mitgeſellen die freudenvolle Botſchaft zu 
bringen, ich habe eine Linksſchnecke, ein Opferhorn gefunden. Sie laſſen 
es ſodann ihr erſtes Gefchäfte ſeyn, ein ſicheres Merkmal von dieſer glück 
lichen Stelle zu nehmen, etwa durch einen herabgelaſſenen ſchweren Stein, 
an welchem ſie ein Seil nebſt einem Holze beveſtiget, welches letztere wie 
der Block eines im Grunde liegenden Ankers oben uͤber der Flaͤche des 
Waſſers ſchwimmend bleibet, oder ſie nehmen nach Art der Lootſen, von 
dem benachbarten Lande, und den Baͤumen und Hoͤhen, die ſie erblicken 
koͤnnen, gewiſſe Kennzeichen, um ſolche Stelle ſicher wieder zu finden, weil 
ſie gegruͤndete Hofnung haben, an eben dem Orte eine Verſammlung 
einiger tauſend Tsjankoſchnecken vorzufinden. Sobald nun hierinnen die 
noͤthigen Maaßreguln genommen worden, ſo iſt länger an kein Warten zu 
gedenken, ſondern ſie eilen mit groͤßter Geſchwindigkeit ans Land, um ihre 
gemachte Entdeckung dem vom Pachter beſtellten Vorgeſetzten zu eroͤfnen, 
und ihm die gefundene Koͤnigsſchnecke einzuhaͤndigen. Dieſer iſt alsdann 
verbunden, einen ſolchen Taucher hoͤchlich zu ehren, ihn beſtens zu tracti⸗ 
ven, ihm mit fein geriebenen gelben 3 und mit balſamiſchen 

1 2 f arzen 


— 


44 —Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig 884. 885. 


Harzen den Koͤrper einſchmieren zu laſſen, und ihm die oben gemeldeten 
zehen Porto Novo Pagoden und einige Fanams auszubezahlen. Ein ſol⸗ 
cher gluͤcklicher Tag wird nun vom Taucher und ſeinen Cameraden in 
ausgelaſſener Freude hingebracht. Sind es Mohren oder Mahomedaner, 
ſo ſtehet es ihnen nach den Grundſaͤtzen ihrer Religion freylich nicht frey, 
ſtarke geiſtige Getraͤnke oͤffentlich zu genießen, ſondern ſie laſſen ſich mit 
Opium, Areknuͤſſen, Betelblaͤttern, Kuchen und dergleichen Leckerbiſſen 
begnügen. Sind es aber Heiden, die eine linke Tsjankoſchnecke gefun⸗ 
den, ſo uͤberladen ſie ſich mit Wein, Brantewein, Suͤre und andern Ge⸗ 
traͤnken, ſo gut ſie nemlich in ihren armſeligen Wohnſtellen zu erlangen 
ſind. Sie laufen wie unſinnig auf den Gaſſen einiger Fiſcherdoͤrfer um⸗ 
her, laſſen Pfeifer und Trompeter vorausgehen, und von einigen den 
Timm⸗Tamm (welches eine Art kleiner Trommeln iſt) ſchlagen. Da⸗ 
durch wird nun die neue Zeitung, daß wieder einmal ein linker Tsjanko 
gefunden worden, ſo algemein bekannt gemacht, daß ſie hernach am hoͤhe⸗ 
ren Orte nicht wohl verſchwiegen bleiben koͤnnen, folglich kein linker 
Tsjanko fo leichte vertuſchet werden kan. 5 Da 705 
Wenn nun endlich ſolch ein Taucher nebſt ſeinen Leuten der elenden 
lermenden Luſtbarkeiten muͤde geworden, und mit ihnen recht ausgeraſet, 
ausgetobet, und den Rauſch ausgeſchlafen, fo gehen fie zuſammen wieder 
aufs Meer hinaus, und laſſen es ihr erſtes ſeyn, die bezeichnete Stelle 
aufzuſuchen, um nun gleichſam die Unterthanen der linken Koͤnigsſchnecke, 
die gemeinen rechtsg wundenen Tsjankos nachzuhohlen. Ganz einſtim⸗ 
mig wird es von den Tauchern bezeuget, die Zahl der Tsjankoſchnecken, 
welche ſich in großen Haufen rund umher bey ſolcher Koͤnigsſchnecke be⸗ 
faͤnden, belaufe ſich oͤfters auf ſechs ja noch auf mehrere tauſende. Auch 
wird es im dortigen Lande algemein geglaubet, die im Mittelpuncte eines 
ſolchen großen Haufens befindlich geweſene Koͤnigsſchnecke ſey gewiß maͤnn⸗ 
lichen, alle übrigen rechtsgewundenen aber weiblichen Geſchlechtes, welche, 
nachdem ſie vom Koͤnige befruchtet worden, aus der Geſellſchaft ausgien⸗ 
gen, und nach einiger Zeit ihre Eyerſtoͤcke auf dem Boden des Meeres 
ablegeten. Von dergleichen Eyerſtoͤcken habe ich oftmals einige aus 
Tranquebar bekommen. Ihre Abbildung ſtehet in Liſters Hiſt. Conchyl.: 
tab. 88, und in des Ellis bekanntem Buche von Corallen und Seege⸗ 
wächſen tab. 33. fig. 8. Sie werden haufig in Oſtindien beym Strande 
gefunden, und ſitzen mannichmal noch voller kleinen Schnecken. 
Bey der Bezahlung, welche der Pachter den Fiſchern fuͤr ihre her⸗ 
ausgefiſchte Tsjankoſchnecken zugeſtehet / wird folgende Ordnung beobach⸗ 
80 : tet. 


7 5 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 884. 885. 45 


tet. Wenn der Taucher acht Stucke von ſolcher Dicke und Staͤrke ablie⸗ 
fert, daß ſie in der Hand auf der Stelle, wo ſie am dickſten ſind, von dem 
Daumen und Zeigefinger nicht koͤnnen umſpannet und umfaſſet werden, 
ſondern noch ein Raum dazwiſchen bleibet, dahinein man einen Finger 
legen kan, ſo bekoͤmmt er einen Marrawi oder Madurae Fano, welches ohn⸗ 
gefähr vier Stuͤver oder etwas über zween gute Groſchen betraͤget. Zu 
einer Porto Novo Pagode, die nach ihrem inneren Werthe ein wenig mehr 
als zwey Nthlr. ſchweres Geldes iſt, gehören 27 ſolcher Marrawi oder 
Madurae Fanos. Fuͤr alle Tsjankoſchnecken, welche groͤßer ſind, bekoͤmmt 
der Taucher ſelten mehr als das gewöhnliche, nemlich für acht Stuͤck 
einen Marrawi. Aber fuͤr diejenigen, welche unter dem oben angefuͤhrten 
ordentlichen Maaſe ſind, bekömmt er gar nichts, es muͤßte denn ſeyn, 
daß der Paͤchter aus Erbarmen und Mitleiden einem ſolchen armen un⸗ 
gluͤcklichen Fiſcher, der faſt nichts als kleine Tsjankos gefangen, ein Ge 
ſchenk will zukommen laſſen. Es ſcheinet dieſe Einrichtung, daß für groͤf⸗ 
ſere kein höherer Lohn, und für kleine gar nichts gegeben wird, eine 
ſchreiende Ungerechtigkeit zu ſeyn. Indeſſen iſt die Sache ſelbſt nach dem 
Zeugniſſe des Herrn D. Koͤnigs dennoch mehr wie zu gewiß. Die natuͤr⸗ 
lichſte Folge davon iſt dieſe, daß ſolche Fiſcher blutarm ſind, wie denn 
auch ihr Geſchlecht fuͤr eins der niedrigſten und geringſten im dortigen 
Lande gehalten wird. ö | 8 | A | 
Ehemals ift mit den Tsjankoſchnecken ein ſehr vortheilhafter Han⸗ 
del, inſonderheit nach Bengalen und dem ganzen Gangesſtrom hinauf, 
ja bis zur Graͤnze der großen Tartarey getrieben worden, welcher Han⸗ 
del viele Europaͤer reich und wohlhabend gemacht. Allein ſeitdem man 
ſich an mehreren Stranden der oſtindiſchen Meere auf die Tsjankofiſche⸗ 
rey geleget, und in Bengalen durch verwuͤſtende Kriege, durch unerſaͤt⸗ 
liche Raubbegierde der Bedienten von der engliſch⸗oſtindiſchen Compagnie, 
durch den eingefallenen Mißwachs, durch die daraus entſtandene große 
Hungersnoth und durch andere Ungluͤcksfaͤlle der größte Theil der Ben⸗ 
galenſer aͤuſſerſt arm und nothleidend geworden, fo vergehet ihnen die 
Luſt noch viele Arm⸗ und Fingerringe, als welche eben von Tsjanko⸗ 
ſchnecken gemacht werden, zu erkaufen. Daher der Handel mit dieſen 
Schnecken ſehr abgenommen und herunter gekommen. Indeſſen werden 
die Tsjankoſchnecken auch auf der ganzen Halbinſul Coromandel ſehr ge⸗ 
brauchet, aber freylich nicht ſo gar algemein wie ehemals in Bengalen. 
Der Herr Antoni de Suſa hat als Pachter der Tsjankoſiſcherey 
Ao. 1776 an der dortigen Kuͤſte 600000 n erhalten, dar⸗ 
3 3 8 J unter 


46 Liunksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig-884.885. 


| In Madras verhandelt der Pachter die Tsjankos an die kleine⸗ 
ren Kaufleute auf folgende Weiſe. Er theilet ſie nach ihrer Groͤße in 
drey CTlaſſen. Die erſte begreift diejenigen, welche in der Hand mit 
dem Daumen und Zeigefinger an ihrem dickeſten Ende nicht koͤnnen um⸗ 
faſſet noch umſchloſſen werden, ſondern dabey noch ein Raum uͤbrig 
bleibet, darzwiſchen man einen oder mehr Finger legen kan. Hundert 
von dieſer Groͤße koſten bey ihm vier Stern Pagoden. Die andere 
Claſſe begreift ſolche, welche auf ihrer dickſten Stelle eben koͤnnen um⸗ 
ſpannet werden. Von dieſen gilt das hundert zwo Stern Pagoden. 
Die dritte Claſſe begreift diejenigen, dabey die Finger bey der Umſpan⸗ 
nung ſo weit uͤberſchießen, daß einer dem andern bis ans erſte Gelenke 
reichet. Da nimmt er fuͤr hundert nur eine halbe Stern Pagode. Alle 
übrige, die noch kleiner find, werden ſehr wohlfeil verkauft, und find 
kein eigentliches brauchbares und betraͤchtliches Handelsgut, darauf viel 
geachtet wird. re 


Beym Verkauf in Bengalen, woſelbſt die Tsjankoſchnecken, vor⸗ 
nehmlich die ſehr großen und ſchneeweiſſen im größten Werthe find, 
werden fünf Claſſen gemacht. Die kleinſte und geringſte faſſet diejeni⸗ 
gen in ſich, welche vom Daumen und Zeigefinger eben koͤnnen umſpan⸗ 
net werden. Zur andern gehoͤren diejenigen, welche, wenn man ſie mit 
dem Daumen und Zeigefinger auf ihrer dickſten Stelle umſpannen will, 
noch einen Raum übrig laſſen, dahinein man einen Finger legen kan. 
Zur dritten diejenigen, darzwiſchen man zween Finger legen kan. Zur 
vierten diejenigen, darzwiſchen man drey Finger legen kan. Endlich zur 
fünften größeften und beſten diejenigen, darzwiſchen wohl vier Finger, 
ia eine ganze Hand noch zwiſchen den Daumen und Zeigefinger 2 

N erden 


werden kan. Wiewohl dergleichen vorzüglich große fallen nur ſelten auf 
der öſtlichen aber eher auf der weſtlichen Küfte von Coromandel und 


bey Suratte und Bomba yggr nn 
Eine eigene Art von Handwerksleuten befchäftiget ſich in den dor⸗ 
tigen Laͤndern gaͤnzlich damit, die Tsjankoſchnecken abzuſchleifen, die 
Schalen innerlich auszubohren und auszuhoͤhlen, ihre Oberflache entwe⸗ 
der mit artigen erhobenen Figuren auszuzieren, oder auch kuͤnſtlich wie 
Moſaiſche Arbeit einzulegen, ſie mit allerhand Farben zu bemahlen, und 
ſie zu jenem Gebrauch in den Götzen Pagoden zuzurichten, davon ich 
hernach reden werde. Vornehmlich pflegen fie aus dieſen Tsjankoſchne⸗ 
cken Ninge für die Arme und Finger zu ſchneiden, und fie wiſſen einige 
derſelben oft ſo behende zuſammen zu ſetzen, daß man glauben ſolte, ſie 
waͤren auch, wie andere, aus dem Ganzen geſchnitten, oder aus einem 
Stuͤck verfertiget worden. Unter dieſen Ringen werden die weiſſeſten 
am meiſten geachtet. Die gelblichen werden gemeiniglich gebeißet, und 
verſchiedentlich gefaͤrbet, welche Farben aber nicht lange Stand halten, 
ſondern ſich gar bald wieder abſcheuren. Die Leute, welche ſich auf 
den Armen und an den Fingern mit Tsjankoringen ſchmuͤcken, ſind meh⸗ 
rentheils von den armſten und geringſten Geſchlechtern. Sie tragen 
dieſe Ringe nicht alleine zum Staat und Schmuck, ſondern auch als 
ein Amulet gegen boͤſe Geiſter, ungluͤckliche Zufaͤlle, giftige Thiere, Biſſe 
der böfen Thiere und Schlangen, anſteckende Seuchen und Krankheiten. 
Sie bedienen ſich auch derſelben als eines aͤuſſerlichen und innerlichen 
Heilungsmittels. Wenn etwa jemand im Geſicht Warzen, Finnen und 
Flechten hat, ſo beſtreichen ſie die Staͤtte mit ſolchen Ringen. Hilft 
as nicht, ſo ſchaben fie vom Ringe etwas ab, und legen es auf, oder 
fie nehmen das Abgeſchabte als ein Pulver ein. Daher kömmt es nun 
auch, daß vielmals die Ringe ihrer Arme und Finger eine ſo ungleiche 
Geſtalt und eckigte Bildung haben. Dergleichen Ringe, die jemand in 
ſeinem Leben getragen, verlanget nach dem Tode keiner von ſeinen Kin⸗ 
dern, Verwandten und Nachkommen zu erben und zu behalten, ſondern 
ſie werden in einen heiligen Fluß und Teich oder ins Meer geworfen, 
und von niemanden, der ſie wiederfindet, begehret und angenommen. 
Daher muͤſſen denn immer aufs neue Tsjankoſchnecken verarbeitet, und 
andere Zierrathen herbeygeſchaffet werden. 5 i 
Die großen Tsjankos dienen auch, wenn man ihre Wirbelſpitze 
abgeſchliffen und dadurch geöfnet, zu Blaſehoͤrnern und Trompeten bey 
feierlichen Aufzuͤgen der Indianer. Wenn etwa ein abgeſtorbener Heide 
er | N ver⸗ 


48 Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 884 885. 


verbrannt worden, fo gehen am folgenden Tage die naͤchſten Anver⸗ 
wandten und Leidtragenden zum Brennplatze hin, um die Gebeine und 
Knochen aufzuſammlen, ſolche vors erſte in ſuͤße Milch zu legen, und 
ſie endlich in einen heiligen Fluß, nebſt ſeinen Ringen und Amuleten zu 
werfen. Bey ſolcher Feierlichkeit entlehnet man aus der Goͤtzenpagode, 
zu deren Abgott der verſtorbene Heide ehemals ein beſonderes Ver⸗ 
trauen gehabt, eine bey ihrem Wirbel geoͤfnete große Tsjankoſchne⸗ 
cke. Ein Pandaram aus dem Geſchlechte Wirhu - Wathiam, oder aus dem 
Trompetergeſchlechte, gehet alsdann vor die Leidtragenden her, und 
blaͤſet auf einer ſolchen Tsjankotrompete fo ſtark und ſchreiend, wie auch 
auf eine fo heulende und Flagliche Weiſe, daß der Schall davon weit 
und breit gehoͤret und der Poͤbel deſto eher herbeygerufen wird. Bey 
der Zuruͤckkunft geſchiehet ein gleiches, und hernach wird die Tsjanko⸗ 
ſchnecke zum Goͤtzentempel, daraus man ſie entlehnet, nebſt einem Ge⸗ 
ſchenke, zuruͤckgegeben. ar BEN 
Die linken Tsjankoſchnecken laſſen fich faſt nie auf ſeichten Stellen, 
wo nur eine Tiefe von ein paar Faden iſt, antreffen. Am erſten findet 
man fie auf einer Tiefe von fünf bis ſechs Faden Waſſer. Die Tau⸗ 
cher verſtehen ſich ganz vortreflich auf den Unterſchied der Rechts⸗ und 
Linksſchnecken, und ſie wiſſen eine Linksſchnecke ſogleich in der finſteren 
Tiefe zu bemerken, und damit in die Höhe zu eilen. Es faͤllt in Oſt⸗ 
indien niemanden ein, die koſtbaren linksgekehrten Tsjankos ebenfals 
zu Ringen und Armbändern zu verarbeiten. Den Privatperſonen kom⸗ 
men dergleichen Schnecken ohnedem nicht leichte in die Haͤnde, wie ſie 
denn auch ohne die größte Lebensgefahr ſich nicht lange im Beſitze der, 
ſelben erhalten koͤnnen. Der Nabob von Carnatic, dem alle ohne Aus⸗ 
nahme nach den Pachtcontract gebracht werden muͤſſen, machet mit 
ſolchen Koͤnigsſchnecken den unter ihm ſtehenden heidniſchen kleinen Kös 
nigen, feinen Mahomedaniſchen Miniftern, den von ihm begnadigten 
Braminen ein Gnadengeſchenke, welches in den oſtindiſchen Landen für 
eben fo vielbedeutend und wichtig geachtet wird, als wenn in Europaͤi⸗ 
ſchen, Gnadenketten, Ordensbaͤnder, Ehrentitul und dergleichen ausge 
theilet werden. Bey den Mahomedanern herrſchet dazu der Aberglaube, 
es bringe dergleichen Linksſchnecke, ſo man im Hauſe habe, Gluͤck, Wohl⸗ 
farth und Segen, und verhindere Schaden und ungluͤckliche Zufaͤlle. 
Dem Ehrgeitze des Nabobs ſchmeichelt es daher nicht wenig, der allei⸗ 
nige Beſitzer und Austheiler fo unſchatzbarer in höchfter Achtung ſtehen⸗ 
den Gaben und koͤſtlichſten Geſchenke zu ſeyn. Heidniſche Koͤnige, 11 | 
ihnen 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig.884.885. 49 
ihnen mit ſolchen Linksſchnecken ein Geſchenk gemacht worden, ſorgen ſo⸗ 
gleich dafür, den Wirbel und den Mund ſtark mit Gold einfaſſen und bes 
ſchlagen zu laſſen. Alsdann verehren ſie dieſe Linksſchnecken an ihre vor⸗ 
nehmſten Pagoden, und widmen ſolche als ein großes Opfer ihren Haupt, 
Goͤtzen. Eben fo machen es die Braminen, wenn ihnen linke Tsjankos 
von etwas anſehnlicher Groͤße zu Theil geworden. Kleinere ſolcher 
Opferhoͤrner tragen ſie als ein vorzuͤglich heilig geachtetes Amulet in 
ihren Haarzoͤpfen. en le 5 ° 
Wozu nuͤtzet aber, möchte man fragen, den Goͤtzenbildern und Goͤ⸗ 
tzenprieſtern in den Pagoden eine ſolche Koͤnigs chnecke? Bey den Opfern 
wird dem Goͤtzenbilde aus einer ſolchen Linksſchnecke mit wohlriechendem 

Waſeſer die ſchrecklich lange Naſe begoſſen, welches nach ihrer Meinung 
dem Goͤtzen beſonders wohlthun und ihm ſehr behagen und gefallen ſoll. 
Der groͤßeſte und beruͤhmteſte linke Tsjanko in ganz Oſtindien lieget in 
der berüchtigten Ramaniſſeram⸗ Pagode, dahin er vor vielen Jahren von 
einem marattiſchen Koͤnig — der ihn von einem Marrawi⸗Fuͤrſten, wel⸗ 
cher damals die gegen uͤber liegende Kuͤſte von Ceylon beſeſſen, fuͤr eine 
gewaltig große Summe Geldes erkaufet — verehret worden. } 


„Mir wurden, ſchreibt D. König, vor einigen Jahren zwo linke 
Tsjankoſchnecken ganz heimlich fuͤr 200 Pagoden zum Verkauf angeboten. 
Denn oͤffentlich kan und darf dergleichen hier zu Lande von niemanden 
verhandelt werden. Weil ich aber nicht ſogleich 200 Pagoden erlegen, 
und mich zugleich vielen uͤblen Folgen und der Gefahr ausſetzen wolte, 
dabey entdecket und verrathen zu werden, ſo mochte ich mich auf dieſen 
Handel — welchen der Verkaͤufer nur um deswillen ſchließen wolte, weil 
er ſich mit ſeinen linken Tsjankohoͤrnern nicht mehr ſicher wußte — nicht 
einlaſſen. Vor kurzem erhielte einer der vornehmſten Kaufleute zu Ma⸗ 
dras den Auftrag, den er auch mir mittheilete, fuͤr den großen Lama zu 
Tibeth ein paar linke Tsjankoſchnecken zu erhandeln, wenn auch jede ders 
ſelben 1000 Rupien oder Cronen koſten wuͤrde. — Die größte Tsjanko⸗ 
ſchnecke, ſo ich je geſehen, lieget ohnweit Tanſchaur, zu Cumbagenam 
in einer daſelbſt ſtehenden großen Pagode. Sie uͤbertrift an Groͤße bey⸗ 
nahe doppelt diejenige, fo ich ihnen hierbey uͤberſende. (Davon ich es 
nemlich oben gemeldet, daß ſie neun und einen halben Zoll lang ſey.) 
Neulich hatte ich Gelegenheit eine ungewöhnlich große Tsjankoperle zu 
ſehen. Der Durchmeſſer dieſer vollkommen gerundeten Perle war ſieben 
und eine halbe Linie. Ihre Oberflaͤche war ſpiegelglatt und glaͤnzend, 

Conchylien Cabinet IX. Band. G allein 


50 Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 884. 885. 


allein es fehlete ihr doch der regenbogenfarbichte Schein der aͤchten Per⸗ 


len. Sie war nicht weiß, ſondern etwas röͤthlich, fleiſch⸗ und orange 
farbig, wie einige Tsjankoſchnecken in der Muͤndung gefaͤrbt zu ſeyn pfle⸗ 
gen. Doch ſchien, ob ſie gleich in einer Tsjankoſchnecke bey Ceylon ge⸗ 
funden worden, ihre Subſtanz faſt durchſichtig und weit feiner zu ſeyn, 
als die Schale der gewoͤhnlichen Tsjankoſchnecken. Nach medieiniſchen 
Gewichte wog dieſe Perle eine und eine halbe Drachme und 22 Gran.“ 


Vielen wird es vielleicht ganz angenehm geweſen ſeyn, daß ich ihnen 


bey dieſer bequemen Gelegenheit aus den Briefen meines gelehrten Freun⸗ 
des und Goͤnners, des Herrn D. Königs, und aus meinen eigenen hie⸗ 
von geſammleten Anmerkungen, von dem hohen Werthe, ausnehmenden 
Seltenheit und aberglaͤubiſchen Gebrauche der linksgedrehten Tsjanko⸗ 
oder Koͤnigsſchnecken und Opferhoͤrner, wie auch vom Fange, Handel 
und Verarbeitung der rechtsgewundenen Tsjankoſchnecken, ja endlich 
auch von den hoͤchſtſeltenen Perlen, ſo man zuweilen darinnen antrift, 
eine ſo umſtaͤndliche und zuverlaͤßige Nachricht ertheilet. Allein viele wer⸗ 
den hierbey noch etwas mehreres wiſſen, und es auch noch erfragen wol⸗ 
len, was man doch mit dem Fleiſche der Bewohner von ſo vielen tauſend 
und hunderttauſend aufgefiſchten Tsjankoſchnecken anfange? ob man es 
im ſchalichten Hauſe verfaulen und vertrocknen laſſe? welches ja einen 
unertraͤglichen Geſtank verurſachen, die Luft der Fiſcherdoͤrfer vergiften, 
und mit ſeinen freſſenden Saͤften die innere Schalen der Tsjankoſchnecken 
angreifen, und manches davon verderben werde — oder ob man das 
Fleiſch herauskoche? (welches in jenen Laͤndern, wo die Feurung oft ſo 
rar ift, und man vielmals nur mit getrocknetem Kuhmiſt zu kochen pfleget, 
viele Unkoſten machen wuͤrde) oder ob man es herausreiſſe? und ohne 
große Umſtaͤnde den fleiſchichten Bewohner von feinem ſchalichten Wohn⸗ 
gebaͤude zu trennen und abzuſcheiden wiſſe? welcher Handgriffe man ſich 
dabey bediene? Da Schnecken ſonſt ſo ſchwer von ihrer Schale zu tren⸗ 
nen find; ob das Fleiſch eßbar ſey? ob man es dennoch hinwegwerfe? ob 
niemand ſich deſſelben zur Nahrung fuͤr ſich oder fuͤr ſeine Hausthiere be⸗ 
diene? oder ob es bald durch die dorten alles ſo leichte verzehrenden 
Ameiſen verzehret werde? ob es nicht vielleicht den armen Parrayern — 
welche die unterſte und aͤuſſerſt verachtete Volksklaſſe ausmachen — ge⸗ 
goͤnnet werde? die doch dergleichen wohl mit Dank annehmen wuͤrden. 


Noch andere werden es naͤher wiſſen wollen, welcher Maſchinen, 
um den Othem holen und die noͤthige Luft behalten zu koͤnnen, ein er 
er 


4 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig 886.887. 51 


cher indianiſcher Taucher ſich zu bedienen pflege, wenn er bey der Tsjan⸗ 
kofiſcherey lange unter dem Waſſer bleiben muͤſſe? Wieder andere wer⸗ 
den fragen: Ob bey den Tsjankoſchnecken ein operculum teftaceum oder 
corneum befindlich ſey? wozu dieſer Deckel von einer ſolchen erſtaunlichen 
Menge nuͤtzlich gebraucht werde? warum man uns nach Europa alle 
Tsjankoſchnecken ohne Deckel ſende? | 

Ich wuͤnſchte es recht ſehr, daß ich alle dieſe Frage gleichfals noch 
haͤtte beantworten koͤnnen — aber daruͤber werde ich erſt genauere Erkun⸗ 
digungen bey meinen oſtindiſchen Freunden einzuziehen bemüht ſeyn. 

Wie viel wuͤrden wir nicht noch von den Tsjankoſchnecken und ihren 
Bewohnern erfahren, wenn ein ſolcher geſchickter Anatomicus, als es 
der Herr D. Koͤnig wuͤrklich iſt, Gelegenheit haben möchte, die linksge⸗ 
drehten Tsjankoſchnecken in Abſicht des Bewohners genau zu zergliedern, 
um uns von der Lage ihrer inneren Theile, Eingeweide und Zeugungs⸗ 
glieder, auch von ihrem innern Unterſchiede, von den rechtsgewundenen 
Tsjankoſchnecken gehörig unterrichten zu koͤnnen, damit die Sache einmal 
auſſer allen Zweifel geſezt werden moͤge, ob die linken maͤnnlichen und die 
rechtsgewundenen weiblichen Geſchlechtes waͤren? 


Tab. 104. Fig. 886. 887. 
105 Ex Muſeo GEVERSTANO, Roterodami. 
Ein linksgewundenes Opferhorn, daß noch von ſeinem 
. Ueberzuge bekleidet wird. 
Voluta Pyrum finiftrorfa, teſta obovata, caudata, anfractibus contrariis, 
faſciatis, epidermide adhue veſtitis, columella candidiſſima 
a quadriplicata. 
Mufeum van der Mied no. 488. p. 22. Een allerzeldzaamfte een ongemeen 
fraaye linkfe Koningshooren, Tsjanko of Offerhooren genaamd, zynde 
med zeer fyne takjes gebandeert, met het klyne Topftaartje voorzien 
met de natuurlyke bruyne Schil nog in 't geheel gedekt, en daar on- 
der, gelyk ook van binnen zeer Zuyver wit en gloeyende. Med 
deeze linkfe Tsjanko of Offerhooren wierden wel eer de Koningen van 
Golconda gezalft, men betaalde daar voor gelyk Valentyn zegt 7 a 
2300 Rthl. en voor het teegenswordige is dit in Europa bykans nog 
onbekende Hooren, zelfs nog in eene hooge waarde in de Indiens, 
Naturforſcher 12tes Stuͤck, tab. 3. fig. 1. a et b. pag. 79. 


ö G 2 An 


52 Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 886. 887. 
An dieſem linksgewundenen Opferhorne, welches unter den hinter⸗ 


laſſenen Conchylien des vor einigen Jahren verſtorbenen Herrn Gevers , 


geweſenen Burgermeiſters zu Rotterdam verwahret wird, erblicken wir 
eine merkwuͤrdige Abaͤnderung der vorigen Gattung. Es hat keine ſo 
ſtarke und hohe Woͤlbung, es iſt ferner lange nicht ſo dickſchalicht und 
bauchich, als das zuvor beſchriebene Koͤnigshorn; vielmehr findet ſich bey 
derſelben eine ſchmalere, leichtere, mehr geſtreckte und verlaͤngerte Schale, 
die auch mehrere Umlaͤufe und Stockwerke zaͤhlet. Bey der Muͤndungs⸗ 
lippe muß wohl ein gutes Stuͤck fehlen, weil ſonſt nimmer die glaͤnzend⸗ 


weiſſe Spindelſaͤule ſo gar entbloͤßt, offen, und voͤllig unbedecket darliegen, 


und ihr Preiß auf der Auction ſo niedrig geweſen ſeyn wuͤrde. Ihre 
Spindel hat nicht etwa nur, (wie es doch bey den Tsjankoſchnecken, die 
von mittlerer Größe find, das gewoͤhnlichſte ift,) drey Falten, ſondern 
deutlich vier Falten. Ihre Schale wird von einem braͤunlicht olivenfar⸗ 
bichten Epiderm, und von ſonderbaren etwas zackigten und knoten vollen 
Queerbinden umgeben). Das Epiderm der Tsjankoſchnecken gleicher, 
wenn es noch friſch iſt, einer fetten lederartigen Haut, oder einer gleich⸗ 
ſam mit Firniß uͤberzogenen Kruſte und Rinde, welche wegen ihrer Fet⸗ 
tigkeit felbft dem Scheidewaſſer lange wiederſtehet. Wer jemals die Blaͤt⸗ 
ter der Bäume und Gewaͤchſe, vornehmlich bey den Waſſerpflanzen genau 
unterſuchet, der wird ſie glaͤnzend und mit einem ſehr bitterſchmeckenden 
Saft, wie mit einem Lackfirniß, uͤberzogen finden. Dieſer Glanz, Firniß, 
Glaͤtte und Bitterkeit ſichert ſolche Blaͤtter gegen die Faͤulniß und Ver⸗ 
ſtoͤrung, befoͤrdert den geſchwinderen Abfluß des Regens, wie auch der 
Dunſt- und Thautropfen, und ſchrecket viele Inſecten, die ſonſt darnach 
luͤſtern ſeyn wuͤrden, hinweg. Ein gleiches moͤgen wir nur auch von dem 
glänzenden, etwas fettigen, wie uͤberfirnißten Epiderm vieler Schaal⸗ 
thiere, und inſonderheit unſerer Tsjankoſchnecken, glauben. Ihre kalk⸗ 
artigen Schalen werden unter einem ſolchen Oberkleide, nach der weiß⸗ 
heitsvollen Abſicht des guͤtigen, auch fuͤr das Beſte ſeiner geringſten Ge⸗ 
ſchoͤpfe ſo vaͤterlich ſorgenden Schoͤpfers, gegen die freſſende Eigenſchaft 
des ſalzigen laugenhaften Seewaſſers deſto laͤnger verwahret, ihre Schön, 

heit wird eher hinter dieſem Flor und Vorhang erhalten, und dadurch 
gegen die zerſtoͤrenden Angriffe der Bohr- und Seewuͤrmer gesch und 
| | A a gefichert. 
*) Dieſes braͤunliche Epiderm dienet zum Beweiß ihrer Jugend. Denn alte und große Städe 
haben einen faſt kohlſchwarzen Ueberzug. Dergleichen ſchwarzen Ueberzug hat auch der 


7 


Spengleriſche große linke Tsjanko gehabt, ehe er davon gereiniget worden. 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 886. 887. 53 


geſichert. Die umſtaͤndliche Beſchreibung des nun im Geverſchen Cabi⸗ 


nette liegenden linken Tsjankohornes habe ich oben aus dem van der Mie⸗ 
diſchen Auctionsverzeichniſſe angefuͤhret. Aus jener Auction iſt dieſe 
Schnecke fuͤr die Geverſche Sammlung um die geringe Summe von 114 
hollaͤndiſchen Gulden, oder etwa 22 Ducaten Ao. 1766 erkauft worden. 
Mein getreueſter Freund der Herr Spengler wuͤrde gerne dieſe Summe 
doppelt und dreyfach dafuͤr gegeben haben. Weil aber der Commißionair, 
ſo ſie fuͤr Herrn Gevers erkaufte, ſchon den Auftrag hatte, ſie durchaus 
nicht fahren zu laſſen, ſie moͤge auch koſten was ſie wolle, ſo mußten ſeine 
Wuͤnſche, da er ſich an den naͤmlichen Commißionair gewandt hatte, 
nothwendig vereitelt werden. Die Zukunft wird es lehren, wem ſie nun 
zufallen wird, da Herr Gevers mit Tode abgegangen, und ſeine Samm⸗ 
lung verkauft werden ſoll. Zi Ag che 


Tab. 104. Fig. 888. 889. 
Ex Mufeo Mruschxiaxo, Hagae-Comitum. 
Die linksgewundene Fledermausſchnecke. 
Der linke Schweinsruͤßel. 


Voluta Veſpertilio ſiniſtro rſa, teſta ſubovato - conica, laevi, characteribus 
flammeis reticulatis ſeu lineis nigricantibus longitudinaliter undatim ductis 
quaſi inſeripta et diſtincta, anfractibus quinque nodis obtuſis circumſtipatis, 

ciolumella quadriplicata, baſi emarginata, apice obtuſo a 

4 5 | papillari. - ; 

Belg. Varkens-Snuit. Linkfe Vleermuys. Gall. Chauve Souris- l’unique. 

Mein gefälligfter Freund und Gönner, der beruͤhmte Herr Hof⸗ 
rath Schreber zu Erlangen, hat mich mit der Abbildung dieſer ſeltenen 
Linksſchnecke und mit einigen Nachrichten von derſelben beſchenket und 
beehret. Der Herr Legationsrath Meuſchen hatte dieſe Zeichnung nebſt 
einiger Beſchreibung noch dem ſel. Herrn Hofrath Walch zugeſchicket, 
um davon in der periodiſchen Schrift, welche den Namen des Natur⸗ 
forſchers fuͤhret, Gebrauch zu machen, welches aber meines Wiſſens 
nie geſchehen iſt. Herr Meuſchen verſichert, daß er lange nach dieſem 
Stuͤcke vergeblich getrachtet, aber zuletzt ſo gluͤcklich geweſen, daſſelbe 
durch den Herrn Voet zu Dordrecht zu erlangen. Beym erſten Be⸗ 
ſitzer, aus deſſen Sammlung dieſe Seltenheit in die Hand ſeines Freun⸗ 
des gekommen, habe es unter einem großen Haufen anderer Fleder⸗ 
mausſchnecken gelegen, ohne nach ſeinen . Vorzuge der verkehr⸗ 
ET 3 ten 


a einksgedtehte Walzen. Tab. 104. Fig. 888. 889. 


ten Windung erkannt worden zu ſeyn. Ich beſorge es, daß dieſer Fall 
ſich bey ſehr vielen Linksſchnecken zutragen mag. Sie liegen in großen 

Conchylienſammlungen unter ſtarken Haufen von rechtgewundenen ver 
ſtecket, oder ſie befinden ſich in den Haͤnden der Unwiſſenden, die ganz 
und gar keine Kenner ſind, die am wenigſten Rechts- und Linksſchne⸗ 
cken zu unterſcheiden wiſſen, und werden daher verkannt, nicht geachtet, 
überiehen. Möchte mir es doch gelingen, die Aufmerkſamkeit der Samm⸗ 
ler durch dieſe Erinnerung mehr zu erwecken! 

Es hat uͤbrigens dieſe Fledermaus walze wenig vorzuͤgliches und 
herauszeichnendes in ihrer Bildung. Sie wird aber durch das unge⸗ 
wohnliche und auſſerordentliche ihrer verkehrten Windungen ſchon ders 
geſtalt geadelt, daß es gleichſam keiner mehreren Ahnen zu ihrer Em⸗ 
pfehlung bedarf. Sie iſt, wenn wir ſie mit ihren Mitgeſchwiſtern in 
der Fledermausfamilie vergleichen, nur klein und unanſehnlich. Sie 
wird auf ihren Stockwerken von ſtumpfen wenig erhobenen Knoten um⸗ 
geben. Sie hat bey ihrer Spindel die gewoͤhnlichen vier ſchiefliegen⸗ 
gen, in die inneren Umlaͤufe hineinlaufenden Falten, welche allen Fle⸗ 
dermausſchnecken wie eigenthuͤmlich zu ſeyn pflegen. Es zeigen ſich auf 
ihrem ſtrohfarbichten Grunde lauter ſchwaͤrzliche durcheinander gezogene 
dickere und feinere laͤnglicht herabgehende Zigzagſtreifen. Sie hat einen 
ſtumpfen Wirbel, der faſt einer Warze gleichet. Daher ich ihn apicem 
papillarem genannt. Die inneren Wände find blaͤulicht weiß. Die Auffere 
Lippe wird von einem ſtrohfarbichten gelben Rande wie eingefaſſet. Da 
die meiſten Fledermausvoluten in den oſtindiſchen Meeren gefunden wer⸗ 
den, ſo wird ohnſtreitig auch dieſe daher gekommen ſeyn. In dem vor⸗ 
treflichen Conchyliencabinette des durchl. 9 55 von Oranien, Erb⸗ 
ſtatthalters von Holland, ſoll auch ein ſchoͤnes Exemplar linksgewun⸗ 
dener Fledermausſchnecken oder Varkensnuities vorhanden ſeyn. Ob in 
noch mehreren Sammlungen dergleichen Seltenheit liegen moͤge, kan ich 
nicht beſtimmen. Wer hierbey die Nachrichten von den rechtsgewun⸗ 
denen Fledermausſchnecken nachſchlagen will, den verweiſe ich auf den 
dritten Theil dieſes ſyſtem. Tonchyliencabinets tab. 98. fig. 936 940. 
pa: 245. S 


Fab. 


> 


Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig.890.891. 55 
Tab. 104. Fig. 890. 891. 


Ex Mufeo SpENCLERIANO. 
| Die kleine weißaͤugigte Gurke. 

Voluta glabella ſiniſtrorſa, teſta ovata, glabra, ocellis albidis quaſi adſperſa, 

labro reflexo crafliufeulo, columella quadriplicata. 

Davıra Catal. raiſ. tom. 1. no. 560. p. 261. Deux petites Porcelaines de 
la varietè que Mf. ApANsOoN dans ! Hiſt. nat. du Senegal p. 78 a nomèe 
Falier, ou la Monnoie de Guinèe, blanches, attachèes enfemble, dont 
une a la bouche à gauche et autre à droite et forment ainſi l’unique 
et la contre unique de cette efpece. 

Neue Mannichfaltigkeiten 4ter Jahrgang p. 425. tab. 3. fig. 27. 28. 


Die rechtsgewundenen dieſer Gattung werden vom Linne wegen 
ihrer mit Falten beſetzten und umwundenen Spindelſaͤule ſehr richtig 
den Voluten beygeſellet und Glabellae genannt. Beym Adanſon und 
Davila findet man ſie unter den Porcellanen, beym Martini im zweh⸗ 
ten Theile dieſes ſyſtem. Conchyliencabinets pag. 111. unter porcellan⸗ 
artigen Schnecken mit gezackter Muͤndung, beym Favanne unter den 
Rochers, beym Liſter unter den Buceinis. Vom Bonanni in Recreat. 
Cl. 3. no. 322 werden fie Turbines, vom Sebenſtreit im Muf. Richteriano 
Cylindri pag. 305, vom Prof. Muͤller im Knorriſchen Vergnuͤgen der 
Augen tom. IV. tab. 21. fig. 2. 3. eine Mittelgattung zwiſchen Kegelſchne⸗ 
cken und Rollen genannt. Sie haben alſo bisher keine bleibende Staͤtte 
gehabt, ſondern ſind aus einem Geſchlechte ins andere verſetzet worden. 
Aber im Geſchlechte der Voluten werden ſie ſich nun gewiß behaupten. 
Einige haben nicht alleine an der inneren Lippe vier Falten, welche ſich 
in einer ſchraͤgen Richtung um die Spindelſaͤule herumwinden, und ſo 
innerlich bis zum Wirbel hinauf laufen, ſondern ſie ſitzen auch bey der 
aͤuſſeren dicken Lippe voller kleinen Zaͤhne und Einkerbungen. Derglei⸗ 
chen meynet Linne, wenn er in der zwoͤlften Ausgabe feines Naturſyſt. 
no. 407. bey der Glabella nicht nur von einer columella quadriplicata, 
ſondern auch von einem labro denticulato redet, und die von vielen uͤber⸗ 
ſehene Anmerkung hinzufuͤget, Variat labro denticulato. Es ſind dieſe 
Glabellae ohnſtreitig Meerſchnecken, die ſich nach einer im ten Bande 
dieſes ſyſt. Conchyliencabinet pag. 112. ſtehenden Verſicherung des ſel. 
Martini am liebſten bey ſolchen Stranden aufhalten, wo die ſtaͤrkſte 
Brandung iſt. Es giebt unter dieſer kleinen Schneckenfamilie ſehr viele 
Abaͤnderungen. Einige find glatt, andere auf ihrer Oberfläche gefal⸗ 
g ten 


56 Linksgedrehte Walzen. Tab. 104. Fig. 890. 891. | 


ten und mit Knoten beſetzet; einige haben ein weiſſes, andere ein braun⸗ 
roͤthlich gefaͤrbtes, wieder andere ein buntes ſehr artig bemahltes und 
bezeichnetes Oberkleid; einige ſcheinen wie mit weiſſen Augen beſetzet zu 
ſeyn, andere werden dagegen von ſchwarzen Flecken wie getiegert. Den 
Bewohner beſchreibet Adanſon in feiner Hiſt. nat. du Seneg. pag. 78. 
So gemein und bekannt die rechtsgewundenen dieſer Gattung ſind, 
ſo ſelten wird man linksgewundene antreffen. In Holland lieget doch 
dergleichen im Tabinette des Stadthalters. In Frankreich hat Davila 
eine linksgewundene dieſer Art gehabt, die nach ſeiner oben angefuͤhrten 
Ausſage neben einer rechtsgewundenen (vielleicht an einer Corallenſtaude, 
Seegewaͤchſe, Meerſchwamme 2c.) vefte geſeſſen. Ich uͤberlaſſe es mei⸗ 
nen Leſern daraus die weiteren Folgerungen zu machen, ob man dieſe 
linksgewundene Meerſchnecke fuͤr eine eigene Gattung oder fuͤr eine links⸗ 
geborne Tochter, rechtsgeborner Eltern anzuſehen habe. In unſerm 
Copenhagen iſt Herr Spengler der einzige, welcher in feiner Sammlung 
eine linke Volutam glabellam punctis albidis ocellatam vorzeigen kan Er 
hat ſie einſtmals unter einen großen Haufen Schnecken, die er von der 
weſtlich africaniſchen und guineiſchen Kuͤſte erhalten, gluͤcklich zu ſeiner 
innigſten Freude entdecket. Moͤchten doch auch andere Liebhaber unter 
ihrem ſogenannten Speculatien Gute oͤftere Muſterungen anſtellen, und 
inſonderheit ihr Augenmerk auf linksgewundene Schnecken hinrichten, 
wir wuͤrden alsdann bald mehrere Siniftrorfas zählen koͤnnen. ö 
Daß die gegenwaͤrtige auf ihrer Oberflaͤche ſpiegelglatt ſey; daß ihre 
Schale von weiſſen runden den Augen gleichenden Puncten und Flecken 
wie beſaͤet erſcheine, daß ſie eine eyfoͤrmige Bildung und laͤnglichte ziem⸗ 
lich enge Mundoͤfnung habe; daß ſie an der aͤuſſern Lippe einen dicken glat⸗ 
ten Saum, labrum reflexum duplicatum trage; daß ihre innere Lippe vier 
Falten habe, welche ſich um die Spindelſaͤule herumwinden; daß ihr erſtes 
Stockwerk alle uͤbrigen wohl dreymal an Groͤße uͤbertreffe; daß ſie unter⸗ 
waͤrts wenig ausgeſchnitten, vix emarginata et fere integra ſey; daß man 
bey ihr nur fuͤnf Windungen zaͤhle — dieſes alles wird durch die getreue 
Abbildung ſo ſichtbar gemacht, daß ich mich dabey nicht aufhalten darf. 
Daß Davila eine aͤhnliche linke Volutam gehabt, erfahren wir aus ſeiner 
eigenen deutlichen Ausſage. Sie muß aber weit kleiner geweſen ſeyn, als 
die Voluta glabella ſiniſtrorſa Spengleri, weil er ſich dabey nur auf die kleine 
Figur im Adanſon tab. 5. fig. 2. beruft, welche daſelbſt Falier genannt wird. 


4 29 


Wa 


37 


III. Verkehrte Kink⸗ oder Spißhörner. 
Buccina finiftrorfa. 


* 


Tab. 105. Fig. 892. 893. | 
Ex Mufeo Caefareo Vindobonenſi. wi, 


Das Wellenhorn. > 


Buecinum Bornianum undatum contrarium, teſta ovato - oblonga transverfim 
ſtriata, longitudinaliter plicata et ſulcata. 


Belg. Gewoone Wulk. Angl. Wawed whelk. Gall. Le bucein ondé. 


v. BoRN Index Muf. Caeſ. p. 253. 254. Das Wellenhorn. Die eyfoͤrmige 
in die Queere geſtreifte linksgewundene Schale hat runzelichte vieleckigte 
Gewinde. 
— — Leſtacea Muf. Caeſ. pag. 259. 260. tab. 9. fig. 15. 16. Buceinum 
undatum, teſta ovata, trans verſim tenuiflime ſtriata, anfractibus mul- 
tangulis, finiftrorfa, plieis longitudinalibus curvatis; ſpirae conicae 
aàqcutae, anfractus eireiter quinque; apertura ovata; labrum integrum 
acutum; labium replicatum, adnatum, laeve; Baſis oblique emarginata, 
ſubtus effuſa. Color luteus, albus, aut niger. Long. 2 Pl. 6 lin. 
lat. 1 poll. 4 lin. 


Vom rechtsgewundenen Bügeied undato iſt es bekannt, daß es 
an den Ufern aller europaͤiſchen Meere in Menge gefunden werde. Ver⸗ 
muthlich werden unter ſo vielen tauſendmal tauſenden auch oͤfters links⸗ 
geborne vorkommen. Ich weiß aber nur drey Cabinetter zu nennen, da⸗ 
rinnen dergleichen aufbewahret wird. Ein ſolch Buccinum contrarium lie- 
get in der Sammlung des Herrn de Favanne zu Paris, davon die Abbil⸗ 
dung in feiner Conchyliologie tab. 32. fig. A. nachgeſehen werden kan. Ein 
gleiches ſoll ſich im Cabinet des Herrn Lyonets zu Haag befunden haben, 
und nun, wo ich nicht irre, in der Sammlung des Erbſtadthalters liegen. 
Aber das beſte und ſchoͤnſte Zuceinum undatum finiftrorfe- gyratum findet 
man im kayſerlichen Cabinette zu Wien. Der Herr Hofrath von Born 
verdienet den herzlichſten Dank der Conchylienfreunde, weil er ihnen dies 
ſeltene Buceinum beſtens bekannt gemacht, meiſterhaft beſchrieben, und 
eine genaue wohlilluminirte Abzeichnung davon gegeben, welche ich hier 

Conchylien⸗Cabinet IX. Band. 2 nach⸗ 


58. Linksgewundenes Kinkhorn. Tab. 105. Fig. 892.893: 


nachſtechen laſſen. Wenn mein Vorſchlag etwas fruchten kan, ſo nenne 
man es kuͤnftig zur Ehre dieſes verdienſtvollen Mannes Buccinum Bornia- 
num. Vermuthlich iſt dies eben diejenige Linksſchnecke, von welcher ich 
es im Sten Stuͤcke des Naturforſchers, in meiner Abhandlung von Links⸗ 
ſchnecken gemeldet, daß einſt der hochſelige Kayſer Franz ſie zuerſt unter 
einem ganzen Haufen von Conchylien entdecket, die ihm während der 
Zeit, daß er ſich in ſeinem Naturaliencabinette befunden, zum Verkaufe 
gebracht worden. Er hat den hohen Preiß, welchen der Verkaͤufer da⸗ 
fuͤr gefordert, alſogleich dafuͤr bezahlet, und ſich hernach erklaͤret, daß er 
bloß, um dieſes einzigen linken Stuͤckes willen, fo er darunter geſehen, fü 
viel bezahlet. Kaum aber hat dies der Naturalienhaͤndler vernommen, 
ſo hat er ſich ſehr ungebaͤrdig angeſtellet, und vorgegeben, dies ſey ſein 
groͤßtes Kleinod das ungefaͤhr unter dieſen Haufen gekommen, und ihm 
beſonders bezahlt werden muͤſſe. Er hat aber keinen Glauben bey ſeinem 
Vorgeben gefunden, und der Kayfer hat ihn als einen Unverſchaͤmten 
hinausweiſen laſſen. Dieſe Nachricht habe ich aus dem Munde des kay⸗ 
ſerlichen Cammer⸗ und Naturalienmahler Wiedons, der eben im Cabi⸗ 
nette gezeichnet und gearbeitet, wie dieſe Geſchichte geſchehen, folglich 


den beſten Zeugen davon abgeben koͤnnen. = 
a nn — e . 2 = . 8 25 
IV. Verkehrte kurze und lange Spindeln. 


— — zug — 


Murices finiftrorfi. 
„ —.kĩ;ĩ;[ͥtß' e 
Tab. 105. Fig: 894. 895. 
1 Ex Muſeo noftro. 5 
Die Nordiſche kurze verkehrt gewundene Spindel. 

Der rothe Meerrettig. 
Murex contrarius Linnaei, teſta craſſa, rufeſcente, fubumbilicata, roſtro 
canaliculato, cauda recta, exſerta, patula, vix emarginata, anfractibus ro- 

tundatis, transverſim ſubſtriatis, nune in hoc exemplari teretibus 
a eryabralisı. it ae N 19 12 
Angl. Gutterd Whelk reverſed or heteroſtrophe. Gall. Raifort rouxRx 
3 qui tourne en fens contraire, 7 . 
Lister Hiſt. Conchyl. tab. 950. fig. 40. lit. b. e. Buceinum heteroſtrophum 
ab ora maritima prope Harwich aDno Dale (Pharmacopola) eollectum. 


Verkehrte Spindeln. Tab. ros. Fig. 894. 895. 59 


Ign den Beyſchriften, die ich aus einem eigeuhaͤndigen Exemplar des Liſters 
abſchriftlich in Haͤnden habe, ſtehen noch die Worte dabey: This is that on 
b the left hand. ar 4% Er 
Bonannı Muſ. Kircher. Cl. 3. no. 399. p. 475. Buccina in quatuor orbes 
f convoluta, ore patulo binis et eraſſis labris munito, ex altera eorum 
aliquot ſupra primum orbem ita producuntur ut paulatim diminutae 
evanefeant, Color exterior in flavum inclinat, interior autem albus 
eſt et nitidus. Huic ineſt os in parte finiftra collocatum non in dextra 
ut in caeteris. In der neueſten Ausgabe des Bonanni tom. 2. Cl. 3. 
uo. 399. pag. 90, dazu der Herausgeber Battara pag. 92. noch die Anmer⸗ 
kung gemacht: Hic advertat Tyro, Schema hoc cum tribus ſubſequen- 
tibus in tabula BoNANNII propter inciforis imperitiam inverfa Spira eſſe 
pictum. (Da ſehe und greife man einmal mit Haͤnden die ſchreckliche Un⸗ 
achtſamkeit des Editoris. Bonanni ſtelt vier Linksſchnecken beyeinander, 
die ſehr richtig ihre Muͤndung zur linken haben muͤſſen, weil ihre Spirae und 
anfractus verkehrt gewunden ſind. Nun koͤmmt ſein hochweiſer Herausge⸗ 
ber und ſchreibet: Hie advertat Tyro haec propter inciforis imperitiam 
inverſa eſſe pita.) ö . N 44 
Lessers Teftaceoth. 5. 58. lit. UI. Buccinum labiatum. (Daß es links ſey, 
hat Leſſer uͤberſehen.) 1 a 
LIN NI Mantiſſa pag. 55 1. Murex contrarius, teſta patulo- caudata, con- 
traria, ſtriis geminatis. Habitat in Oceano Europaeo. Teſta ſimillima 
Murici antiquo fed perverſa. Anfractus ſtriis transverſis, elevatis, ae- 
qualibus. 5 TR 
Regenfuß Conchylienwerk tom. 2. tab. 4. fig. 36. 
Neue Mannichfaltigk. 4ter Jahrgang, tab. 2. fig. 14. p. 419 — 421. 
FavANNE DE MONT ERV. Conchyl. tab. 32. lit. N. tab. 79 lit. F. tab. 80. lit. R. 


Naturforſcher 16tes Stuͤck, tab. 2. fig. 7. p. 54. Murex deſpectus Linnaei 
linksgewunden. 5 


Kaum wird man es dieſer linksgewundenen Spindelſchnecke an⸗ 
ſehen koͤnnen oder von ihr glauben wollen, daß ſie zur Geſellſchaft der 
Foßilien , oder zur Zahl der ausgegrabenen Conchylien gehöre, die nicht 
erſt friſch aus der See aufgefiſchet, oder als eine beym Meerufer ausge⸗ 
worfene gefunden worden, ſondern die man aus Sandgruben und Stein⸗ 
lagen herausgegraben und hervorgezogen. Bey Harwich in Engeland 
giebt es Sandgruben, daraus man ſchon eine anſehnliche Anzahl dieſer 
verkehrt gedrehten linken Senkel es und doch Wan 
15 2 au 


60 Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 894. 895. 


aufs neue dergleichen findet. Sie laſſen ſich leichte von der ockerartigen 
Steinrinde und Sandkruſte, damit ſie umgeben ſind, reinigen. Sie 
haben ſehr harte und dicke Schalen, und nehmen um deswillen, wenn 
ſie mit Sorgfalt geſaͤubert und abgeſchliffen werden, eine vortrefliche 
Politur an. Sie werden dabey ſo glatt und glaͤnzend, daß jedermann 
fie für natuͤrliche, friſche gerades Weges aus der See gekommene Con⸗ 
chylien anſehen, und niemand es vermuthen ſolte, man habe ſie aus 
einer Sandgrube hervorgeſcharret. IE 1 580 

Schon Liſter redet in feiner Hift. Conchyl. loc. ſupra eit. von dies 
fen verkehrtgewundenen Spindelſchnecken. Er nennet fie Buccina hete- 
roſtropha. Er hat zwo Varietaͤten derſelben abbilden laſſen, davon die 
eine geſtreckter und laͤnger, die andere aber kuͤrzer, etwas bauchichter 
und bey der Nath ihrer Abſaͤtze breiter und eckigter iſt. Er ſchreibet, 
daß er ſie ab ora maritima prope Harwich bekommen, und ſetzet ſie ganz 
und gar nicht unter die Foßilien oder Verſteinerungen, ſondern unter 
die natuͤrlichen Schnecken. Solte er es nicht gewußt haben, daß man 
ſie bey Harwich nicht am Ufer, ſondern in einer Sandgrube gefunden? 
oder hat er dergleichen mit Bedacht und Vorſatz verſchwiegen? 


In der Nordſee liegen Millionen von rechtsgewundenen dieſer 
Gattung. Einige derſelben ſind glatt, oder ſie haben nur feine Queer⸗ 
ſtreifen. Andere tragen auf ihrem Ruͤcken ein paar ſtark erhobene Queer⸗ 
ſtreifen. Beydes ſind nur Varietaͤten einer und eben derſelben Haupt⸗ 


gattung. Dennoch hat es dem Linne gefallen, daraus zwo verſchiede⸗ 


ne Gattungen in ſeinem Naturſyſtem zu machen. Diejenige Art, welche 


faft glatte Gewinde, ankractus teretes, oder nur feine Queerſtreifen hat, 


heiſſet bey ihm Murex antiquus. Die andere, auf deren Nuͤcken ſich 
zween merklich erhobene Queerſtreifen zeigen, oder die mit lineis gemi- 
nis elevatis verſehen iſt, wird von ihm Murex deſpectus genannt. Bey 
den franzoͤſiſchen Schriftſtellern führen dieſe Varietaͤten den Namen des 
Meerrettigs. Die weiſſen nennen fie Raiforts blancs, die rothbraunen 
Raiforts roux, die knotenvollen Raiforts tubereules. Schon in unſerm 
benachbarten Sunde giebt es in einer ziemlichen Tiefe große Baͤnke, 
darauf unzählige dieſer Conchylien beyfammen wohnen. Unter einer ſol⸗ 
chen unuͤberſehbaren Menge muͤſſen ohnſtreitig viele linksgewundene ſte⸗ 
cken. Denn da man die unleugbaren Beyſpiele ſolcher linksgewundenen 
bey Harwich ausgraͤbet, welche doch in der dortigen Sandgrube gewiß 
nicht koͤnnen wie Pfifferlinge gewachſen ſeyn; ſo begehret es doch 11715 
nieman 


1 


Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 894. 89. 6 


niemand zu leugnen, daß ſie im Meere zuerſt ihren Urſprung genommen, 
und in jene Sand- und Steingruben durch eine Ueberſchwemmung ver⸗ 
ſchlagen worden. Sie ſind daſelbſt vielleicht ſeit vielen Jahrhunderten 
unverkalkt, ungeaͤndert, unverſteinert geblieben. Aber wie koͤmmts, daß 
eben bey Harwich und ſonſt nirgends ſo viele Linksſchnecken von dieſer 
Gattung zuſammengekommen? Und warum hat bisher noch niemand 
unter den Millionen, die vom Murice antiquo et deſpecto im nordiſchen 
Ocean liegen, eine natuͤrliche linksgewundene entdecket? Warum muͤſ⸗ 
ſen wir uns bloß mit gegrabenen Linksſchnecken bey dieſer Art behelfen, 
und wenn wir ſolche haben wollen, immer wieder zur Sandgrube bey 
Harwich unſre Zuflucht nehmen? oder laßt uns eher fragen, wer ſolte 
die verkehrt gewundenen dieſer Gattung am nordiſchen Meerufer ent⸗ 
decket haben? Wie heißt der Mann von unſern in dortiger Naͤhe woh⸗ 
nenden Naturforſchern, der deswegen die rechten ernſtlichen Nachſuchun⸗ 
gen angeſtellet? Unſere Fiſcher, die doch ſelten ihre nur etwas tief aus⸗ 
geworfene Netze aus dem Meere heraufziehen, ohne einige von dieſen 
kurzen Spindeln zu fangen, die kehren ſich wenig oder gar nichts daran, 
ob ſie rechts oder links gewunden ſind, und wuͤrden es aͤuſſerſt laͤcher⸗ 
lich und abgeſchmackt finden, wenn wir ihnen deswegen ernſtliche Auf⸗ 
traͤge machen wolten. Da nun auch unſere Naturforſcher aͤuſſerſt ſorg⸗ 
los in dieſer Naturforſchung ſind, ſo habe ich wenig Hofnung, daß wir 
ſo > linksgewundene von Diefer Gattung aus dem Meere erhalten 
werden. i a 
Dasjenige anſehnliche Exemplar des Muricis contrarii, welches ich 
hier abzeichnen laſſen, habe ich der beſondern Guͤte und Freundſchaft des 
Herrn Hofrath Schrebers zu Erlangen zu verdanken. Unter ſeinem 
Prorectorate hat er es beym academiſchen Senate vermittelt, daß mir 
dieſe Linksſchnecke aus dem Mufeo Academico verehret worden, wofuͤr 
ich hiemit oͤffentlich meinen verpflichtetſten Dank abſtatte. Sie iſt bey⸗ 
nahe vier Zoll lang, und faſt drey Zoll breit, auch ſehr dickſchalicht und 
bauchich. Sie hat ſieben ſtarkabſetzende Gewinde, davon das erſte ſo 
groß iſt, wie alle uͤbrigen. Sie wird vom Liſter und einigen andern 
den Kinkhoͤrnern oder Buccinis beygeſellet, ich rechne fie aber mit dem 
Linne richtiger unter die Murices. Wer rechtsgewundene dieſer Art 
ſehen, und davon etwas nachſchlagen will, dem muß ich auf den vierten 
Band dieſes ſyſt. Conchylienwerkes tab. 138. fig. 1294. verweiſen. 
Mir ſind mehrere Sammlungen bekannt, darinnen man ebenfalls 
dieſe Gattung linker nordiſcher , verwahret. Mir ward vor 
5 N 3 vielen 


— 


62 Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 896. 


vielen Jahren aus der Cloſterbergiſchen Sammlung ein beſchaͤdigtes 
Exemplar derſelben durch den Abt Zahn geſchenket, damit ich hernach 
meinem Martini keine geringe Freude gemacht. Herr Prof Hermann. 


zu Straßburg, der mehrere dieſer Art aus Harwich bekommen, ſchickte 


mir auch ein Exemplar, welches ich, da mir das weit beſſere aus Erz 
langen zu Theil ward, der nun ſel. Gräfin von Podewils uͤberſandte, 
aber es zu meiner Verwunderung aus ihrer Antwort vernahm, daß ſie 
davon ſchon fünf Stuͤcke beſitze. Daß in der herrlichen Sammlung des 
durchl Erbprinzen zur Rudolſtadt ein ſchoͤnes Stuͤck von dieſer Gattung 
befindlich ſey, erſehe ich aus dem dritten Jahrgange der neuen Man⸗ 
nichfaltigkeiten pag. 819. no. e, ja ich habe auch davon die Zeichnung 
unter den Martiniſchen Manuſcripten gefunden. Das vorzuͤglich ſchoͤne 
Exemplar, welches von dieſer Gattung im hieſi gen graͤflich Moltkiſchen 
Cabinette aufbewahret wird, hat vormals auf einer hollaͤndiſchen Auc⸗ 
tion nicht wenig gekoſtet. Regenfuß hat es ſehr gut in feinem Conchy⸗ 
lienwerke tom. 2. tab. 4. fig. 36. abgebildet. Daß dieſer Murex in der 
reichen Spengleriſchen 1 986 fehlen werde, wird jeder er 
leicht vermuthen koͤnnen. 5 


Tab. 105. Fig. 896. 
Ex Mufeo noſtro. 


Die kleine linksgekehrte Marockaniſche Spindel. 


Fuſus Maroccanus ſiniſtrorſus, teſta fuſiformi, flavefcente, longitudinaliter 
plicata et noduloſa, transverſaliter ſulcata et ſtriata ſtriis eraſſioribus, 5 
anfractibus octo contrariis, cauda brevi, canaliculata, recta, 
ore ſubrotundo. 5 
Gall. Quenouille d' Enfant a gauche. 


ee Stes Stuͤck, p. 171 und 175. 
— — nates Stuck, tab. 3, fig. 2. lit. a et b. 
Neue Mannichfaltigkeiten, 4ter Jahrgang tab. 2. fig. 17 — 19. p. 422. 
FavAxNNE de MoNTcERV. Conchyl. tab. 33. fig. A5. Buccin. 
E S atal. rail. neo 5 205. Füſfead ese qui a 
fa bouche tournèe contre l’ordinaire de droite à gauche: on le nomme 
la Quenouille d' Enfant à gauche. Ils font dans tres peu de Cabinets 
a Paris. On ne les voit que chez Madame Bandeville et chez Mf. de 
Favanne. N 2 


Diefe 


Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 8906. 63 


Dieſe artigen gelblich gefaͤrbten Spindeln habe ich um deswillen 
Marockaniſche genannt, weil ſie an der Kuͤſte des dortigen Reiches in 
Menge gefunden werden. Der Herr Kauftrup, vormaliger Daͤniſcher 
Conſul zu Saffia, vorjetzt daͤniſcher Reſident zu Danzig, hat mir da 
von einen guten Vorrath zukommen laſſen, der hernach, da mir meh⸗ 
rere Conchylientransporte jener Gegend zugefallen, zu einer ſolchen Größe 
angewachſen, daß ich über tauſend Stuͤcke von dieſer Gattung beſitze, 
davon ich allen meinen conchyliologiſchen Freunden gerne und willig meh, 
rere zugetheilet. Bey einigen, ja bey mehreren Arten der Linksſchnecken 
muß ich aun endlich wohl gegen meinen Wunſch und Willen geſtehen, 
es find anomaliſche Geſchoͤpfe, die ohnſtreitig von rechtsgebornen Eltern 
daherſtammen, aber aus der Art geſchlagen, und durch einen für uns 
ganz unerklaͤrbaren Zufall linksgeboren worden. Aber an den Kindern 
dieſer jetzigen ſo ungemein zahlreichen Familie Marockaniſcher Spindeln 
wuͤrde man ſich ſchwer verſchulden, wenn man ſie gleichfals fuͤr Aus⸗ 
wuͤrflinge, Mißgeburten, Baſtarte, Wechſelbaͤlge, ausgeartete Kinder 
rechtsgeborner Eltern halten wolte. So wie es beym Cane familiari, 
nach dem von ihm in der raten Ausgabe des Naturſyſt. tom. I. p. 56. 
angegebenen Unterſcheidungskennzeichen natürlich iſt eaudam finiftrorfum 
recurvatam zu tragen — und es dem Stachelfluͤnder, welchen D. Bloch 
in ſeiner Naturgeſchichte der Fiſche Deutſchlandes zeichnen laſſen, tab. 
50. pag. 57. tom. 2. eigenthuͤmlich iſt, links zu ſeyn, und feine Augen auf 
der linken Seite zu haben — ſo iſt es auch bey dieſer Gattung von 
Meerſpindeln erwas hergebrachtes und weſentliches, Links zu ſeyn. Zu 
Paris muͤſſen dieſe Spindeln ſelten vorkommen, weil Savanne verfichert, 
daß nur in ein paar Sammlungen einige wenige Stucke davon zu finz 
den waͤren. Hieſelbſt kenne ich keine Sammlung, darinnen nicht meh⸗ 
rere davon liegen ſolten. Sie erreichen aber nie eine recht anſehnliche 
Groͤße. Meine groͤßeſten haben nur die Laͤnge eines Zolles und die Breite 


von dier Linien. Ich zähle daran ſieben bis acht merklich abfegende 


Windungen. Man ſiehet auf ihrer ſpindelfoͤrmig gebaueten Schale viele 
ſenkrechte Falten, welche von Furchen und ſtarken Queerſtreifen durch⸗ 
ſchnitten werden. Der Schnabel oder Schwanz iſt kurz und rinnenar⸗ 
tig, die Muͤndung aber halbrund, und wird bey ihrer Lippe durch die 
daſelbſt auslaufenden Streifen eingekerbet und eingeſchnitten. Ihre Ab⸗ 
bildung habe ich nirgends als im Naturforſcher, den Mannichfaltigkei⸗ 
ten, und des Favanne Konchyl. finden koͤnnen. 


Tab. 


64 Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 897. 898. 5 
„Tah, 185 Pi o d | 
Ex Mufeo SPENGLERIANO, N 


Die linksgewundene Spengleriſche Purpurſchnecke. 


Murex trunculus Linnaei perverſus. Murex, Purpura Spengleri, contrarius, 


teſta ſiniſtrorſa, muricata et noduloſe ſtriata, fafciata eingulis albis et teſta- 


ceo · fuſceſcentibus alternis, longitudinaliter plicata plicis nodoſis, ſcabris, 


ſulcatis, apertura ovata, labro crenato et fulcato, labio adnato 
reflexo, columella flexuoſa. 8 

Gall. La Pourpre. Grimace l’unique. La Culotte de Matelot. 
Dieſe Purpurſchnecke kan mit allem Rechte l'unique heiſſen, weil es 
die Einzige iſt, welche bis auf unſere Zeiten den Conchylienfreunden aus 
dieſer beſondern Familie bekannt worden. Hievon gelten mit einiger 
Veraͤnderung die Worte des Liſters, deren er ſich bey der Beſchreibung 
der linksgewundenen Feige bedienet. Haec Purpura marina exotica huc- 
uſque ſola et unica cochlea ex hae familia Purpurarum eſt, quae aperturam 
habet ſiniſtrorſam et ductus contrarios. Ich habe ſie nach dem Namen 
des jetzigen freundſchaftsvollen Beſitzers die Spengleriſche linksgewun⸗ 
dene Purpurſchnecke genannt. Der zu Rudolſtadt wohnende Hoffactor 
Dans hat fie ausfuͤndig gemacht, zuerſt an andern Orten 300 Rthlr. das 
für verlanget, und fie endlich Herrn Spenglern für etwa 220 Nthlr. 
überlaffen. R „ Hoi 

Die rechtsgewundene von diefer Gattung hat Martini im dritten 
Vande dieſes Conchyliencabinets tab. 109. fig. 1018 — 1020 beſchrieben 
und zeichnen laſſen. Beym Linne heißt ſie Murex trunculus. Man ken⸗ 
net davon viele Abaͤnderungen. Denn einige ſind einfaͤrbig braun, grau, 
ſchwaͤrzlich — andere werden von breiten braunen und weiſſen Baͤndern 
umgeben. Einige haben weniger, andere aber mehr erhobene Wulſte, 
knotige Seitenleiſten und Kanten, hervortretende Spitzen, Stacheln und 
Dornen Martini redet daher von fuͤnf bis achtkantigen Purpurſchnecken 
bey dieſer Gattung. | 1765 8 
Auf dieſer linksgewundenen Purpurſchnecke ſiehet man viele Reihen 
von Dornen, Knoten und Spitzen, wie auch von ſchalichten merklich er⸗ 
hobenen Blaͤttern, welche vom neuen Schalenanbau bey der Muͤndung 
ſcheinen entſtanden zu ſeyn. Ueber die laͤnglichten ſtarken Falten und 
Vertiefungen, welche man auf ihren ſieben Stockwerken erblicket, laufen 


viele feingekoͤrnte Streifen und Furchen hinüber, dadurch denn vollends 


alles ganz rauh und uneben gemacht wird. Dennoch herrſchet im 1985 
g Ku dieſer 


DE ³˙ ER EEE TEEN, 
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Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 897. 898. 65 


dieſer Purpurſchnecke die bewundernswuͤrdigſte Symmetrie. Sie wird 
inſonderheit durch die unter einander abwechſelnden weiſſen und braun 
roͤthlichen Queerbinden, wie durch breite Guͤrtel umwunden, und nicht 
wenig hiedurch gezieret und verſchoͤnert. Ihre inneren glatten Waͤnde 
haben eine brauuroͤthliche Farbe: doch ſchimmern auch die weiſſen Bin⸗ 
den der Oberflaͤche deutlich hindurch. Bey der Aufferen Lippe ſehe ich 
manche Einkerbungen und Auskehlungen, welche ſehr natuͤrlich von den 
Queerfurchen und Streifen herruͤhren, die ſich daſelbſt wie auf einer 
Wegſcheide endigen. Die innere Lippe iſt glatt und leget ſich wie ein 
duͤnnes Blech um die etwas gebogene Spindelſaule herum. Daß ihre 
Muͤndung eyfoͤrmig, und ihr Schwanz kurz und rinnenartig ſey, auch 
einen faſt geraden Ausgang nehme, wird die Abbildung deutlicher dar⸗ 
ſtellen, als ſich es durch Worte thun laͤſſet. Weil dieſe Purpurſchnecken 
jaͤhrlich einen neuen Anſatz bey ihrer Muͤndung zu verfertigen pflegen, ſo 
wuͤrde man ziemlich ſicher aus der Zahl ihrer Anſaͤtze auf die Zahl ihrer 
Lebensjahre den Schluß machen konnen. Ob uͤbrigens dieſe linksgewun⸗ 
dene Spengleriſche Purpurſchnecke noch irgendwo in einer Sammlung 
eine Schweſter oder ihres gleichen haben moͤge? ob ſie ebenfals aus dem 
mittellaͤndiſchen Meere (wo die rechtsgewundenen dieſer Art einheimiſch 
ſind) daherſtamme? ob es daſelbſt in der Tiefe mehrere Linksgewundene 
von dieſer Gattung gebe? ob ſie ſchon vor vielen Jahren aus dem Mee⸗ 
resgrunde aufgefiſchet, oder erſt in neuern Zeiten, nachdem man den 
Linksſchnecken eine mehrere Aufmerkſamkeit geſchenket, erkannt worden? 
oder ob man ſie erſt vor kurzem gefunden, und ſogleich das linke und 
verkehrte Weſen bey ihrer Bauart wahrgenommen? — das find lauter 
Fragen, die ich unbeantwortet laſſen muß. 5 


Obſ. Wie Herr Spengler vor einiger Zeit eine Zeichnung von dieſer Schnecke 
nach Paris geſandt, ſo haben die Franzoſen ſie ſogleich La Pourpre de Ma- 
hon genannt, vielleicht weil die rechtsgewundenen dieſer Gattung ſolchen 
Namen bey ihnen führen, und haufig bey Port Mahon auf Minorca ge⸗ 
funden werden. 5 


Conchylien Cabinet IX. Band. J Tab. 


66 Verkehrte Spindeln. Tab. 105. Fig. 899. 
Tab. 105. Fig. 899. 
Ex Mufeo SrENeERIA No. 


Die weiße Spindel. Der weiße Murex 8 


Murex albus, teſta turrita, albida, ſiniſtrorſa, glabra, pellucida, anfracti- 


bus ſex penes ſuturas ſubtiliſſime crenulatis, et unica linea penes 


ſuturas circumeindtis. ur 


Dieſe Linksſchnecke hat das ſcharfe Auge des Herrn Kunſtverwalter 
Spenglers unter einem ganzen Haufen kleiner Meerſchnecken und ſoge⸗ 
nannten Speculatien entdecket. Das eigentliche Vaterland, woher ſie 
gekommen ſeyn moͤge, weiß ich nicht zu beſtimmen, aber ſoviel bleibt ge⸗ 
wiß, es iſt keine Land- und Fluß⸗ ſondern eine linke Meerſchnecke. Ihre 
Schale iſt weiß und ziemlich ſtark, dennoch aber durchſichtig. Sie hat 


ſechs Stockwerke, welche nahe bey ihrer Verbindung feine Streifen wie 
Kerben haben, dieſe Kerben werden durch eine zarte Graͤnzlinie von dem 


uͤbrigen glatten Raum der Stockwerke unterſchieden. Die Muͤndung iſt 


eyfoͤrmig. Der kurze Schwanz der erſten und größeften Windung wird 


unterwaͤrts von feinen Queerſtreifen bezeichnet. Hier ſehen wir denn 
wiederum eine linke Meerſchnecke, welche man vergebens in andern Samm⸗ 
lungen ſuchen wird. | 285 5 


Tab. 106. Fig. 900. 901. 


Ex Mufeo SPENGLERIANO. 


Die große knotige linksgewundene Feige. 


Tab. 106. Fig. 902. 903. 
Ex Mufeo noſtro. l 


Eine kleinere linke Feige mit braunen purpurroͤthlichen Flammen. 


* 


Tab. 


1 
x = — 
P ͤ 0 A a EB ZEN er eg 


Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig.900-907, 67 
Tab. 107. Fig. 906. 907. 
Ex Mufeo Sereniſſimi Principis Haereditarii FRIEDERICI CAROLE 
Ducatus Schwarzburg. Rudolſtadienſis. 
Eine mehr geſt leckte linke Feige. 
Murex perverſus Linnaei, teſta ſiniſtrorſum gyrata, caudata, carinata, candida 
maculis ſeu flammis purpureis longitudinalibus exornata, aculeis et nodis coro- 
nata et circumſtipata, ſeptem anfractibus transverfim ſtriatis, cavitate 
interna ſulcata et ſtriata. a 
Beh. linkſe Vyg. Angl. Left handed Fig. Gall. Guitare, 
r ar du la Trompette de Dragons. a * 


Lister Hiftok,. Conchyl. tab. 90. fig.27. Buccinum ampullaceum ftriatum, 
muricatum item radiatum ex fufco. ad ſiniſtram convolutum. A Sinu 
Campeche Indiae Oceident. Purpura marina exotica eaque fola coch- 
lea e marinis eft quantum hactenus vidi e a 8 finiftrorfum tor- 

0 quetur. — it. tab. 908. fig. 28. 5 

KLEIN Merch. oſtrac. $. 176. 177. Sp. 3. no. 3. Mazza Ch. e. cochlis globoſa 
in roſtrum nonnihil incurvum vaſtius canaliculatum producta) hiulca 

et muricata, a dextra ſiniſtrorſum torta, ex fufco radiata. 

BONANNI Muſ. Kircher. Cl. 3. no. 402. p. 475. Cochlea cujus majorem 
partem os in longum produdtum occupat, Lineola quae in baſi fere 
plana in quatuor ſpiras convolvitur totidem orbes internos indicat. 
Caeterum albo colore in flavum inclinante tegitur, quem maculae fere 
rubrae, aequali ſpatio diftributae condecorant, Huic quam deſeripſi- 

N mus os ineſt in parte finiftra collocatum non in dextra ut in caeteris. 

— — Edit. nov. Cl. 3. no. 402. p. 90. 

GuALTIERı Index Conchyl, tab. 30. fig. B. Cochlea canaliculata recta, te- 
nuior, canaliculo ſatis elongato et aliquantulum inflexo, umbone tube- 
roſo, in dorfo ſtriis trans verſis undatim ſtriata, candida. (Gualtieri 
bemerket es mit keiner Sylbe, daß ſie links ſey. Er hat alſo ihre verkehrte 
Windungen nicht gekannt.) 

Lessers Teftaceoth, S. 56. lit. e. pag. m. 279. Die Retorte, deren Mund auf 
der linken Seite ſtehet. 

HERENSTREIT Muf. Richter. p. 3 16. Murex ampullaceus ad ſiniſtram convo- 
lutus ex fuſco radiatus. 

Mufeum Gottwaldianum tab. 32. fig. 2 19. lit. a et b. 

DaROENVILLE Conchyl. tab. 15. fig. F. Murex unicus ore a dextra ad firi- 

ſtram inelinato. 0 


J 2 SEBA 


68 Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig.900-907. 

SEBA se tom. 3. tab. 68. fig. 21. 22. Ficus maculata ex cinereo picta. 
(Er meldet es nicht daß ſie links ſey.) 

DaviLA Catal. raiſ. tom. I. no. 219. p. 15 I. Bucein blanc veinè en longueur 
de rouge · brun, ſtrie eireulairement à ſept pas applatis bordes de petits 
tubercules, et à tete peu elevee: on le nomme l' unique Be due 1a 
bouche en eſt pofee à contre fens des autres. 

LINNI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 485. p. 753. 

— — — — Edit. 12. no. 557. ei 1222, Murex perverſus teſta pa- 
tulo repandoque caudata ſpira contraria ſubcoronata. Habitat in Ocea- 
no Americano, . 

— — Mul. Reg. L. VI. no. 323. p. 642. Murex Bede ‚elta facie 
muricis canaliculati, fcabra ftriis convexis, raris, albis, fafciis longitu- 
dinaliter rufis: venter gibbus, inferne Aexuofus, Vertex brevis, co- 
nicus, obliquus, transverſim ſtria tus, einctus ſpinis ineurvis. Cauda 
teftae longior omnino patens. Apertura intus alba, ventre ſtriis eleva- 
tis flavis. Columella laevis flexuoſa. Singularis nota eſt quod a dex- 
tris ſiniſtrorſum flectantur anfractus quod paueis commune. 

Ellis Naturgeſchichte der Corallen, tab. 33. lit. b. 5 

Eneyclop. Recueil de Planch. tom. 6. tab. 70. fig. 7. Ce buecin eſt du genre 
de ceux qui ſont liſſes ou très peu raboteux, et qui ont la pointe peu 

N elongee et la bouche a gauche. 

Favart p’Hersıcny Diction. tom. 3. p. 467. Unique Murex ou Rocher. 
Murex canali aperto in longum producto, leviter transverfim ſtriatus, 
ſex ſpiris ſuperius depreſſis, exiguis tuberculis coronatis; magna aper- 

tura longa, in ſiniſtram expanſa; fubalbidus et maculis ex rufo rubes- 
centibus in longum et per ſeriem duplieiter ordinatis depictus, nebula- 
tus et inſignis. \ 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 313. 

— — Teſtacea — — p. 313. tab. XI. fig. 8.0. Murex 1 teſta 
ventricofa, ſolida, gibba, transverſim obfolete ſtriata; anfractus octo 
contrarii, ſeu a Wei ſiniſtrorſum flexi, inaequales, connati, carinati, 
carina ferie fimplici ſpinarum coronata; ſpira pyramidata tefta brevior; 
venter fubtus convexus attenuatus; apertura elongata, labrum inte- 
grum; labium reflexo-adnatum, convexum, laeve; roftrum longum 
rectum; color pallidus, fafeiis longitudinalibus rubellis. 

FAvanne de MontcerveLte Conchyl. tab. 23. fig. Hs. — tom. I. p. 427. ö 
Cette Figue improprement nommèe ' unique fe trouve dans la Con- 


chyl, de Ml. Dargenvilie entre la famille des Rochers. Quoique fa 
* forme 


Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig.900-907. 69 
forme la rapproche autant des Pourpres et des Buccins que des Tonnes 
et des Rochers nous avons l’aiffee parmi ces derniers, fans vouloir 
decider à quelle famille elle conviendroit le plus. N ll 
— — Cntal. raiſ. no. 678 et 680. p. 144. Rocher bouche a gauche, ou 
la Guitare vif en couleur. 5 „ 
Negenfuß Conchylienwerk, tom. 2. tab. 3. fig. 25. ö 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntuiß, tom. I. p. 52 1. Die linke 
Feige hat einen offenen Schwanz und eine weit abſtehende Mundoͤfnung. 
Sie iſt linksgewunden, und hat eine Reihe ſtumpfer Knoten auf jeder Win⸗ 
dung. | 2 n 
Dieſe anſehnliche Gattung linksgewundener Meerſchnecken fuͤhret 


bey einigen franzoͤſiſchen Conchyliologen den Namen der Guitarre, und 


beym Leſſer den Namen der Retorte. Bey den meiſten aber wird ſie 
die linksgewundene Feige, oder ſchlechtweg die Einzige! Unique genannt. 
Als Gualtieri 1742 feinen eben fo prächtigen als nutzbaren Indicem Con- 
chyliorum herausgab, ſo hegte er die grundfalſche Meinung, daß man 
bisher noch gar keine verkehrtgewundene Meerſchnecke entdecket habe. 
In den letzten Linien des Textes zur sten Kupfertafel feines vortrefli⸗ 
chen Buches ſtehen hievon folgende Worte: Notandum inſuper eſt quod 
nulla cochlea marina (quod ſciam) hucuſque obfervata fuerit, quae a dextra 
ad ſiniſtram convoluta ſit. Iſt es nicht hoͤchlich zu verwundern, daß ein 
Gualtieri fo ſchreiben mochte, der den Bonanni zum Vorgänger gehabt, 
und ſich daher mit deſſen oben von mir angezogenen Nachrichten von 
der linken Feige, die ganz unleugbar eine Meerſchnecke iſt, beſtens ſolte 
bekannt gemacht, auch des KRumphs Erzählung von der linken Zar 
xusſchnecke ſolte gewußt haben? Iſt es ferner nicht faſt unbegreiflich, 
daß ein Gualtieri, der bey feinen conchyliologiſchen Arbeiten, des Liſters 
lange zuvor herausgekommene Hiftoriam Conchyliorum beſtaͤndig nach⸗ 
ſchlagen muͤſſen, dennoch gaͤnzlich jene Stellen uͤberſehen, darinnen Liſter 
eine Purpuram marinam ſiniſtrorſam (nemlich eben dieſe linke Feige, von 
der wir hier reden,) und ein Buccinum marinum heteroftrophum abbil-⸗ 
den laſſen? Und iſt es nicht endlich recht ſchwer zu erklaͤren, wie Gual⸗ 
tieri, der doch ſelber in feiner Conchylienſammlung ein zwar nur ſchlech⸗ 
tes Exemplar dieſer linken Feige gehabt, aber es doch ſehr richtig unter 
den Meerſchnecken mit abbilden laſſen, das vornehmſte Unterſcheidungs⸗ 
zeichen derſelben, nemlich ihre verkehrten Windungen, nicht geſehen? 
Liſter, der von allen Conchyliologen ſo hochgeſchaͤtzte Liſter, der 
beynahe funfzig Jahre vor dem Gualtieri ‚feine Hiſtor. Conchyliorum herz 
z J aus⸗ 


0 


70 Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig.900-907. 
ausgegeben, kannte doch bey feinen fo großen und ausgebreiteten con⸗ 
chyliologiſchen Kenntniſſen lange Zeit keine andere Gattung linker Meer⸗ 


ſchnecken, als allein dieſe Feige. Er nennet fie bey tab. 907. fig. 27. pur- u 


puram marinam exoticam, und geſtehet es dabey „haee fola cochlea e ma- 
rinis eſt quantum hactenus vidi, quae a dextra ſiniſtrorſum torquetur., Sr 
dieſem Bekaͤnntniſſe lieget der Grund, warum ſie von den franzoͤſiſchen 
Conchyliologen ! unique genannt worden. Liſter hat zwar tab. 950. 
fig. 44. noch eine linke Meerſchnecke abbilden laffen, aber ihr einen grie⸗ 


chiſchen Namen gegeben, und fie Buc. heteroftrophum genannt, auch ſich 


wohl gehuͤtet, feine zuvor geaͤuſſerte Meinung zuruͤckzunehmen. Daher 
iſt denn auf lange Zeit dieſer Irrthum von der einzigen Gattung linker 
Meerſchnecken deſto eher ſtehen geblieben. ö 

Allein heut zu Tage, nachdem die Conchyliologie mehr Freunde, 


Liebhaber und Verehrer gefunden, und groͤßere Fortſchritte gemacht, 


wie in allen vorigen Jahrhunderten, wird es gewiß keiner mehr wagen, 
dem Gualtieri es nachzubeten, man finde gar keine Linksſchnecken unter 


den Conchylien des Meeres, noch es weiter, wie Liſter, vorgeben, man 


1 


5 


kenne keine andere Gattung linker Meerſchnecken, als allein dieſe Feier 


gen. Doch iſt es fuͤr dieſe Gattung Ehre genug, daß ſie zuerſt unter 
allen Meerſchnecken als linksgewunden bemerket worden, und daß ſie 
ſich um deswillen auf lange Zeit den Namen der Einzigen erworben. 


Wenn davon die Frage iſt, welcher Familie oder welchem Ge⸗ 
ſchlechte der Conchylien die linksgewundene Feige beygezaͤhlet werden 
muͤſſe, fo meinet Savanne in der oben ſtehenden Stelle, fie koͤnne we⸗ 
gen ihrer Form, Bauart und Bildung faſt eben ſo gut den Purpur⸗ 
ſchnecken, oder den Spitzhoͤrnern, buceinis) oder den Tonnen, oder auch 
den Rochers beygeſellet werden. Er wolle ſie aber mit dem Dargenville 


bey den Rochers ſtehen laſſen, ohne es zu entſcheiden, welcher anders. 


weitigen Familie ſie mit groͤßerm Rechte zugeeignet werden muͤſſe. Da 
bey ihr ſehr deutlich ein gerade ausgehender rinnenartiger Canal und 
Schwanz, als das Hauptmerkmal eines Muricis geſehen wird, fo gehoͤ⸗ 
ret ſie ohnſtreitig auch zu dieſem Geſchlechte. Beym Linne heißt ſie 
Murex perverſus. Man muß fie bey ihm unter der Unterabtheilung auf⸗ 
ſuchen, welche die Murices caudatos ſeu caudigeros in ſich faſſet. 


Daß dieſe linksgewundene Feige an jetzo nicht mehr ſo unbekannt 


und ſelten ſey, als ſie es vormals geweſen, werden meine vielen oben 
angeführten Citationen der Schriftſteller, die von ihr geredet, unleug⸗ 
bar 


Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig.900-907. 71 


bar beweiſen. Man kennet ſchon manche gar merklich unterſchiedene 
Abaͤnderungen derſelben. Ich habe nur drey derſelben zeichnen laſſen, 
ich wuͤrde aber leichte noch drey andere haben hinzu thun Eönnen, wenn 
ich Luſt gehabt Varietaͤten zu haͤufen. Darinnen kommen, ſo viel ich 
ſehen kan, alle linksgewundene Feigen mit einander uͤberein. Sie ha⸗ 
ben alleſamt eine lange Naſe oder einen rinnenfoͤrmigen gerade ausgehen⸗ 
den ſehr verlaͤngerten Schwanz, welchen Leſſer ſehr unrichtig den Hals 
nennet. Ihre faſt dreyſeitige Mundoͤfnung iſt oben breit und groß, un⸗ 
terwaͤrts aber enge und ſchmal. Ihre Oberflaͤche iſt rauh, und wird von 
ſehr vielen ſtarken Queerſtreifen, die von feineren laͤnglichten Streifen 

durchſchnitten, und dadurch etwas netzfoͤrmig gemacht werden, umgeben. 
Ihr ſchalichtes Wohngebaͤude iſt ſo bauchich, gewoͤlbet und wie aufge⸗ 

blaſen, daß Liſter kein Bedenken gefunden, fie unter die cochleas ampul- 
laceas zu verſetzen. Ihr Leib wird unterwaͤrts ſtark eingebogen, und wird 
durch eine ſcharfe Kante oder carinam von der obern flacheren, einem ab⸗ 
haͤngenden Dache gleichenden Pyramide abgeſondert. Die breiten Sta⸗ 

cheln, dadurch dieſe Schnecke bey ihren Umlaͤufen wie becroͤnet wird, ſind 

auf der erſten Windung ziemlich flach, wie ein zuſammengebogenes Blech, 

dabey dreiſeitig, innerlich hohl, und kehren ſich mit ihren Spitzen zur 

Muͤndungsſeite hin. Dieſe Stacheln ſtehen bey den folgenden hoͤheren 

Windungen und Umlaͤufen dichte bey der Nath (ſutura); fie werden, je 

naͤher ſie der Spitze kommen, immer kleiner, und zulezt ſind es gar nur 
unmerkliche Knoten, deren Anzahl aber mit jedem hoͤheren Umlaufe nicht 

kleiner, ſondern größer wird. Bonanni redet nur von vier Windungen. 
Allein da er, wie es ſich an ſeiner davon gegebenen Figur zeiget, nur ein 

elendes, durch Meereswellen jaͤmmerlich abgeſchliffenes Exemplar gehabt, 

ſo kan ſeine Ausſage nichts beweiſen. Gemeiniglich hat dieſe Gattung 

ſieben Windungen. Alle ſind innerlich in den innerſten Hoͤhlungen ge⸗ 
furcht und geriffelt. Doch ſtehen die inneren Streifen mit den aͤuſſern in 
keiner Verbindung. Sie ſind theils ſtaͤrker, theils ſtehen ſie weiter von 
einander, und auch an ſolchen Stellen, wo von auſſen alles glatt und 

eben iſt. Dagegen iſt unten bey der Naſe innerlich alles glatt, wo doch 
aͤuſſerlich lauter Streifen geſehen werden. 

Die merklich aus und eingebogene aͤuſſere Lippe hat keinen Lippen⸗ 
ſaum, ſondern ſie iſt ſcharf und ſchneidend. Die innere Lippe bey der 
etwas gekruͤmmten und gebogenen Spindelſaͤule iſt ſpiegelglatt. Alle 
Streifen ſcheinen, wenn ſie bis dahin kommen, zu verſchwinden und ſich 
zu verliehren. Bey jedem Jacken der erſten groͤßeſten Windung er 

Sl gleich⸗ 


72 Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig.900-90% 


gleichſam eine neue Lage und Anſatz der Schale den Anfang, als wäre 
vormals bey ſolchen Zacken die alte Muͤndung geweſen, und als habe ſich 
dabey ein neuer Anbau angeſetzet. 1 


Einige Varietäten dieſer linken Feigen haben ein ganz weiſſes, an⸗ 


dere ein grauweiſſes und gelbliches, noch andere ein mit vielen purpurro⸗ 
then, im richtigſten Ebenmaaſe von einander abſtehenden laͤnglichten 


Flammen geziertes und ausgeſchmuͤcktes Farbenkleid. Große Exemplare, 


welche vielmals die Laͤnge eines Fußes erreichen, pflegen bey ihrem hohen 


Alter grauweiß und wie verbleicht zu ſeyn, und kaum noch geringe Spu⸗ 


ren der vormals gehabten Schoͤnheit und Purpurroͤthe beym Wirbel uͤbrig 
zu haben. Kleinere jugendliche Stuͤcke ermangeln nur ſelten der purpur⸗ 
rothen Flammen, welche dieſe Gattung ungemein ſehr verſchoͤnern. Die 
Zahl ſolcher braunroͤthlichen Wolken, Flecken, Flammen und Adern rich⸗ 
tet ſich nach der Zahl der Stacheln und Dornen. Je mehr Stacheln und 
Dornen da ſind, deſto mehr wird man auch flammichte Verzierungen zaͤh⸗ 


len koͤnnen. Auf einigen von dieſer Gattung, beſonders auf den groͤßeren g 


und groͤßeſten, als bey fig. 900. zeigen ſich mehr erhoͤhete und dickere Fa⸗ 
den und weiter von einander ſtehende Queerſtreifen, welche von feinern 
ſenkrechten Streifen durchereutzet und netzfoͤrmiger gemacht werden. Bey 
andern, zum Ex. bey fig. 902, ſiehet man zartere aber mehr zuſammenge⸗ 
draͤngte, dichter neben einander ſtehende Queerſtreifen. sh 


Einige von dieſer Gattung find bauchichter; fie haben eine ſtaͤrkere 
Woͤlbung find aber dabey auf den höheren Windungen flacher und we⸗ 


niger beym Wirbel erhoben. Andere dagegen haben eine kleinere Woͤl⸗ 


bung, ſie ſind ſchmaͤler, weniger bauchicht, aber bey ihren ſchalichten Bau 
länger und geſtreckter. Sie haben alsdann einen mehr verlängerten, gez 
kruͤmmten und ausgebogenen Schwanz, und einen mehr erhobenen Wir⸗ 
bel, wie lig. 906. 907. f 


Einige werden bey ihrer erſten Windung nur von einer glatten 
Queerbinde umgeben. Bey andern aber, als bey fig. 906. 907. zeigen 
ſich mehrere abwechſelnde roͤthliche und weiſſe Queerbinden. Ob alle 
dieſe Abanderungen in der Bauart und Farbenmiſchung von einem hoͤhe⸗ 
ren oder geringeren Alter, von einer gehabten beſſeren oder ſchlechteren 
Nahrung und Lebensart, oder von einer vorgefundenen waͤrmeren oder 
kaͤlteren, mehr ſuͤdlichen oder mehr nördlichen, ruhigeren oder unruhigeren 
Wohnſtelle herruͤhren mögen? dies muß ich unentſchieden laſſen. 


Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig. 900-907. 73 


Es wohnet dieſe Gattung in den weſtindiſchen Meeren, vornemlich 
bey Jamaica und im mexicaniſchen Meerbuſen. Dargenville hat ganz 
recht, wenn er ſchreibet: Ce Murex n’eft pas commun. Ich kenne von 
dieſer Gattung kein ſchoͤneres, von purpurrothen Flammen regelmaͤßiger 
geſchmuͤcktes und vollſtandigeres Exemplar, als dasjenige, ſo ich aus der 

herrlichen Conchylienfammlung des Erbprinzen von Rudolſtadt bey fig. 
906. 907. habe abbilden laſſen. Dem durchl. Erbprinzen hat es gefallen, 
die wohlgerathenſte Zeichnung deſſelben dem ſel. Martini zu uͤberſchicken, 
mit deſſen conchyliologiſchen Manuſcripten und Zeichnungen ſie in meine 
Haͤnde gekommen, daß ich auf dieſer Stelle zur wahren Zierde meines 
Werkes davon Gebrauch machen koͤnnen. Sie iſt 5 Zoll hoch, und 
25 Zoll breit. Hier in Copenhagen liegen zwar ebenfalls große linksge⸗ 
wundene Feigen in der koͤnigl. Kunſt⸗ und Naturaliencammer, in der 
graͤflich Moltkiſchen Sammlung, in des Cammerherrn von Suhm, Herrn 
Etatsrath de Zemmerts und Herrn Kunſtverwalter Spenglers Conchy⸗ 
liencabinettern. Allein ſie muͤſſen alle in der Schoͤnheit dem Exemplare 
des Erbprinzen von Rudolſtadt nachſtehen. de 
Die Spengleriſche linke Feige, fü bey lig. 9oo und goı geſehen wird, 
iſt 6: Zoll lang und 33 Zoll breit. Man findet aber noch weit größere 
Stuͤcke. Herr Hofrath von Born belehret uns in feinem Teftac. Muf. 
Caeſ. das kayſerliche Exemplar, ſo im Cabinette zu Wien liege, ſey einen 
Fuß lang und ſechs Zoll breit. Ich entſinne mich vor vielen Jahren in 
der ſchoͤnen Conchylienſammlung des koͤnigl. Preußiſchen Hofgartners zu 
Potsdam mehrere Exemplare von dieſer Gattung, die noch groͤßer gewe⸗ 
ſen, geſehen zu haben. Allein ſie waren insgeſamt weiß, verbleicht, ohne 
Farbenſchmuck, und zum Theil auch innerlich ausgehoͤhlet worden. 
Mein kleines aber vorzüglich ſchoͤnes Exemplar, fo bey fig. 902. 903. 
geſehen wird, iſt drey Zoll lang und zween Zoll breit. h 
Wer rechtsgewundene Conchylien, welche mit dieſen linken Feigen 
viele Aehnlichkeit haben, ſehen will, der vergleiche den dritten Band die⸗ 
ſes Werkes tab. 66. fig. 738. 739. tab. 67. fig. 744. Sie find doch aber 
ſichtbarlich unterſchieden und ſicher nicht von gleicher Gattung. | 
Wofern bey Jamaica, im mexicaniſchen Meerbuſen, und in den 
weſtindiſchen Meeren, wo eben dieſe linken Feigen ihre Wohnſtelle haben, 
vollkommen gleichfoͤrmige, mit unſern linken gaͤnzlich in der Bauart uͤber⸗ 
einſtimmende, rechtsgewundene Feigen ſolten gefunden werden, ſo koͤnnte 
man auf die Vermuthung gerathen, daß die linken nur Ausartungen, 
Conchylien · Cabinet IX. Band. K Abarten, 


74 Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig. 900-907. 


Abarten, Mißgeburten, oder wenn man den Ausdruck erlauben will, Ver⸗ 
irrungen der Natur waͤren. Bis dahin aber muß man ſie als eine eigene, 
beſondere, merkwuͤrdige Gattung ſtehen laſſen. 5 f 
Nicht leichte hat wohl ein Cabinet ſo viele linksgewundene Feigen 
beyſammen gehabt, als das ehemalige Leerſiſche, welche Ao. 1767 zu Am⸗ 
ſterdam verauctioniret worden. Ich will das Regiſter derſelben aus dem 
Catalogo Mufei Leerſiani in hollaͤndiſcher und franzoͤſiſcher Sprache hieher 


ſetzen, und zugleich die Preiſe beyfuͤgen, wie jedes Stuͤck bezahlet worden. 


Muſeum Leerfianum pag. 37. b 
No. 316. Twee zeer fraaye getakte regt en linkſe Vygen. 


Deux !? Uniques ou Malnommees et fa pareille a bouche droite 


tres belles. 8 Floren. 

No. 317. Twee zeer fraaye dito niet minder als vooren. Wi 

Deux Figues de m&me beauté. 7 Floren 15 Stuiver. 

No. 318. Twee zeer ſchoone dito. a ö 

* Deux toutes ſemblables. 5 Floren Io Stuiver. 

No. 319. Twee zeer ongemeene dito varieerende als vooren. 
Deux tres ſingulieres pareilles. 7 Floren 15 Stuiver. 

No. 320. Twee zeer fraaye dito, dito klynder. Br 
Deux tres jolies mais plus petites. 4Floren 5 Stuiver. 

No. 321. Twee zeer klyne regt en linkſe Vigies. f 8 

2 Deux tres petites a bouche droite et gauche. 5 Floren 10 Stuiver. 

No. 322. Een ongemeene bruyn geſtreepte linkfe Vyg. FR 


Une tres belle ’unique à traces brunes. 5 Floren 10 Stuiver. 


No. 323. Een zeer fraaye dito varieerende als vooren. 
Une autre belle differente. 3 Floren 5 Stuiver. 


Dies Verzeichniß dienet uns zu einem Beweiſe, daß dieſe Gattung 
von Linksſchnecken in Holland gemeiner und wohlfeiler ſey, als viele es 
werden gedacht haben. Deſto mehr wird man ſich zu huͤten wiſſen, um 

nicht von gewinnſuͤchtigen Naturalien und Conchylienwucherern ſchreck⸗ 
lich uͤberſetzet und hintergangen zu werden. ee 


Tab. 


: 


Die knotige, ſchwere, dickſchalichte Infsgewundene Feige. 


ſiniſtror 


Neue Mannichfaltigk. zter Jahrgang, pag. 815. lit. a. 


Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig. 904. 9. 75 
7 Tab. 107. Fig. 904, 905. 


Ex Mufeo Sereniflimi Principis Haereditarii Freperıcr C ako 
Ducatus Schwartzburg-Rudolſtadienſis. 


U 


Murex perverſus, teſta valde craſſa, rudi, tumida, ponderoſa, caudata, 
fa, ore valde amplo, cauda aperta canaliculata, columella flexuoſa, 
anfractibus ſex, tuberculis et muricibus cindis et ex flavido 

EN et rubro nebulatis. 


— 


Die ſchwere, knotige, dickſchalichte Feige iſt weit rarer und ſelte⸗ 


ner als die vorhergehende. Die ſechs Stockwerke derſelben werden nicht 


von ſpitzigen, ſondern von lauter ſtumpfen Zacken und Knoten umgeben. 
Man bemerket auf ihrer Oberflaͤche keine Queerſtreifen. Ihre Schale 
iſt, wenn wir fie mit der vorigen vergleichen, viel dicker, ſchwerer, breis 
ter, bauchichter, auch iſt die Mundoͤfnung weiter, groͤßer, ausgedehnter. 


3 Dagegen aber ſiehet man eine weniger geſtreckte und verlaͤngerte Naſe, 


oder einen mehr abgekuͤrzten und abgeſtumpften Schwanz. Die weiß⸗ 
liche Oberflaͤche wird aber durch einige gelbrörhliche Flecken, flammichte 
Streifen und Wolken ſchattieret und gefaͤrbet. Es wohnet dieſe ſeltene 
Conchylie an der weſtlichen africaniſchen Kuͤſte. Ich weiß nur ein paar 
Sammlungen zu nennen, darinnen ſie lieget, aber ich kan keinen Schrift⸗ 
ſteller anfuͤhren, der ſie beſchrieben und abbilden laſſen. Wer eine ihr 
ziemlich gleichende, aber viel leichtere rechtsgewundene Schnecke ſehen 
will, den erſuche ich, jene in des Liſters Hiſt. Conchyl. tab. 880. fig. 36, 
und im Gualtieri tab. 47. lit. B abgebildete, genau zu betrachten. Beym 
Gualtieri heißt fie Buceinum majus canaliculatum roſtratum, ore fimplici, 
ftriis rugisque undatim fignatum, mucrone aculeis obtufis et deſuper com- 
preſſis coronato, albidum. | 

Das Original von dieſer dickſchalichten linksgewundenen Feige, 
die ich hier vorſtellen laſſen, befindet ſich in der auserleſenen Conchy⸗ 
lienſammlung des Erbprinzen zu Schwarzburg⸗Rudolſtadt, der dem ſel. 
Martini eine gute Abzeichnung davon zugeſandt, und es ihm dabey ger 


meldet, daß dieſe Linksſchnecke ſieben Zoll hoch, vier und einen halben 


Zoll breit ſey. Ich habe dieſe Zeichnung unter den Martiniſchen Ma⸗ 
nuſcripten gefunden und ſie hier nachzeichnen laſſen. Doch beſaß ich 
ſchon eine gleichmaͤßige Zeichnung von einer zwar etwas kleineren, aber 
uͤbrigens voͤllig gleichfoͤrmigen, eben fo RI und noch ſtaͤrker 
| K 2 mit 


726 Verkehrte Spindeln. Tab. 107. Fig. 906. 9 

mit roͤthlichen Flammen und Wolken gezierten linksgewundenen Feige, 
die ich mir vor vielen Jahren bey meinem Aufenthalte zu Wien nach 
einem Originale, welches im Cabinette des kayſerl. koͤnigl. Regierungs⸗ 


rathes und Stephansritters Baron von Buol befindlich geweſen, zeich⸗ 


nen laſſen. Dieſes Original wurde mir noch fruͤher, als dem Baron 
von Buol, feil geboten. Ein Mann, der auslaͤndiſche Thiere vor Geld 
ſehen ließ, und damit die Jahrmaͤrkte und Meſſen großer Staͤdte heim⸗ 
zuſuchen pflegte, hatte zur Meßzeit nicht weit von meiner im koͤnigl. 
Geſandſchaftshauſe zu Wien befindlichen Wohnung ſeine Bude aufge⸗ 
ſchlagen, darinnen zahmgemachte Löwen und andere feltene Thiere ge⸗ 
zeiget wurden. Dieſe Thiere hatte er ſelber aus Africa abgehohlet, 
und bey der Gelegenheit auch manche Conchylien, unter andern auch 
dieſe dickſchalichte, knotige, linke Feige vom Meerufer der weſtlich⸗ afri⸗ 
caniſchen Kuͤſte mitgebracht. Ich erkaufte von ſeinem Conchylienvor⸗ 
rathe ein gutes Haͤuflein. Weil wir aber des Handels wegen der dick⸗ 
ſchalichten linken Feige, fuͤr die er etwa ſechs Ducaten begehren mochte, 


nicht ſogleich einig werden konnte, ſo nahm ich mit ihm die Abrede, er 


möge ſich wegen meiner ihm gemachten, mir ganz billig ſcheinenden An⸗ 
erbietungen bedenken, und mich, weil wir ſo nahe beyeinander wohne⸗ 
ten, am Nachmittage oder auf den Abend wieder beſuchen, da wir uns 
denn ſchon vergleichen wolten. Ich wartete von einer Stunde zur an⸗ 
dern auf ſeine Ankunft; weil er aber bis zum ſpaͤten Abend ausblieb, 
ſo ward mir wegen der Linksſchnecke angſt und bange. Daher ich denn 


— 


meinen Bedienten zu ihn abſchickte und ihn erinnern ließ, daß er doch 


ja bald kommen und alle ſeine Conchylien wieder mitbringen moͤchte. 
Allein wie ſehr erſchrack ich, da mein Bote ſogleich mit der hoͤchſtver⸗ 
drießlichen Zeitung zuruͤck kam, der Mann habe die Conchylien ſchon 
insgeſamt verkauft. Der Herr Baron von Buol war meiner Erwar⸗ 
tung zuvorgekommen, und hatte ihm ſogleich den geforderten Kaufpreiß 
für feine uͤbrigen Conchylien, weil er dieſe Linksſchnecke darunter geſe⸗ 
hen, bezahlet. Da ich mich alſo einer ſo vorzuͤglich ſeltenen Schnecke, 
die ich ſchon in meinen Haͤnden gehabt, und die mir hernach nie wie⸗ 
der vorgekommen, beraubet ſehen mußte: ſo blieb mir keine andere Wahl 
uͤbrig, als nur noch dieſe, mir die Erlaubniß auszubitten, eine getreue 
Zeichnung davon nehmen zu duͤrfen, welche mir auch ſehr gerne bewil⸗ 
liget wurde. 5 8 u 
Wolten wir nun die bey lig 900— 904. und 906. 907. vorgeſtel⸗ 

ten linksgewundenen Feigen die Weſtindiſchen nennen, weil ſie 2 
f Meeren 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig. 908-910. 77 


Meeren und Meerbuſen daherſtammen: ſo koͤnnte man dagegen dieſe 
vorzüglich ſchwere und dickſchalichte linke Feige die Africaniſche nennen, 
weil ſie ſich an der weſtlich africaniſchen Kuͤſte aufzuhalten pfleget. Weil 
die Brandung bey dieſer Kuͤſte ſo gar groß und ſtark iſt, und daſelbſt 
alle Conchyliengattungen, welche ſich nicht aufs tiefſte im naſſen Sande 
zu verbergen wiſſen, wie Kugeln von den tobenden Wellen hin und her 
gerollet, und dadurch ſehr abgeſcheuret werden, ſo wird man von jener 
Kuͤſte ſchwerlich andere wie etwas abgeriebene und abgeſcheuerte Exem⸗ 
plare bey dieſer ſchweren Gattung erwarten koͤnnen, welche faſt immer 
ihres beſten flammichten Farbenſchmuckes großentheils beraubet worden. 


V. Schnirkelſchnecken, die ihren Mund zureinken haben. 
555 Helices ſiniſtrorſae. 4 
a, helices terreſtres ſubgloboſae rotundatae. 

Gall. Les Limacons à coquilles arrondies. 


—8—— ͤ —E2ẽů4 m... 


Tab. 108. Fig. 908 - 910. 
Ex Muſeo noſtro. 


Die linke Weinbergsſchnecke. 


Helix Pomatia Linnaei, contraria, teſta perforata, anfractibus quinque globoſis, 
faſciatis, apertura ſublunata. 
Gall. Le Vigneron tourn& à gauche. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 33. fig. 32. Buccinum album eompactile ſini- 
ſtrorſum tortile, breviore clavicula. | Krb 
HeEBENSTREIT Muſ. Richt. pag. 329. Cochlea cinerea edulis heteroſtropha. 
Die von der rechten zur linken Seite gewundene eßbare gemeine Gartenſchnecke. 
Mürter Hift, Verm. no. 244. p. 45. Helix Pomaria, tefta imperforata, glo- 
boſa, ſiniſtrorſa, rufeſcente, fafciis obſoletis. Mihi adhuc aqua hae- 
ret varietatem pomatiae helicis an novam fpeciem crederem. 
v. Born Index Muf, Caeſ. p. 385. Die linksgewundene Weinbergsſchnecke. 
— — Teſtacea — — p. 376. tab. 14. fig. 2 1. 22. Helix Pomaria teſta 
perforata ſubgloboſa ſiniſtrorſa. Teſta perfecte eadem cum praecedenti 
(Helice Pomatia Linnaei) ſed ſiniſtrorſa. Haeſitamus varieras fir an 
K 3 ſpecies? 


78 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig.908-910. . 


fpecies? Si enim tota teſta ut ipfe limax in ovo lateret nuit fs 
gen ebin die Worte, welche Muͤller bey dieſer Schnecke in feiner Hit. Verm. 


geſchrieben.) d 
FavaN NE de Montcerv. Conchyl. tab. 63. lit. E. 88 75 i 
% 00 2, Cabal ralıno, ntaber. p, 2. Loimaconvd europe 
connu chez les Auteurs fous le nom de Pomätique; il eft extremement 
rare, fa bouche étant tournee contre P’ordinaire de droite a gauche, 
ce qu'on nomme fauſſement unique. Nous ne connoiſſons jusqu' a 
preſent cette coquille à Paris que dans les cabinets de Mad. la Preſi- 
dente de Bandeville et de Mf. de Favanne qui I' a faite graver dans fa 
Conchyliologie tab. 63. lit. E. 5 ni 


Die rechtsgewundene von dieſer Gattung wird vom Aldrovand 
Cochlea terreſtris gypſo obſerata, vom Linne Helix pomatia, von andern 
Cochlea vinearum opercularis, und bey den Franzoſen le Vigneron genannt, 
weil ſie oͤfters in Weinbergen gefunden wird. Die linksgewundene heißt 
beym Muͤller in ſeiner Hiſt. Verm. Helix pomaria, welchen Namen auch 
der Herr Hofrath von Born in feinem Indice Muſ. Caef. und in feinem 
Werke de Teſtaceis beybehalten. Man ſiehet bey ihr fuͤnf rundgewoͤlbte 
Windungen, welche eine braunroͤthliche Farbe haben, und von einigen 
dunkleren Dueerbinden umgeben werden. Der Conferenzrath Muͤller 
giebt beydes den Rechts- und Linksſchnecken von dieſer Gattung teftam 
imperforatam, weil beym hoͤheren Alter und ſtaͤrkeren Wachsthum ihr 
umbilicus von der inneren Lippe verdecket und verwachſen angetroffen 
werde. Allein Linne und von Born laſſen den rechtsgewundenen Wein⸗ 
bergsſchnecken teſtam umbilicatam, und auch unſere linksgewundene wird 
vom Herrn von Born mit Recht perforata genannt, weil ihr Nabel noch 
weit eher als bey den rechtsgewundenen offen und ſichtbar zu ſeyn pfleget. 

Von den Weinbergsſchnecken werden jaͤhrlich um die Herbſtzeit, 
wenn ſie ſich gegen den Winter zugedeckelt und mit ihrem opereulo ver⸗ 
ſchloſſen von Ulm und andern ſchwaͤbiſchen Oertern ganze Schifsladungen 
die Donau hinabgefuͤhret, und inſonderheit zu Wien als eine Faſtenſpeiſe 
begierigſt genoſſen. Unter einer ſolchen Menge ſtecken immer einige Links⸗ 
ſchnecken. Die Schneckenhaͤndler, ſelbſt die Weiber welche Schnecken 
verkaufen, verſtehen ſich meiſterhaft darauf, dieſe von ihnen ſogenannte 
Schneckenkoͤnige herauszufinden. Sie legen ſolche als vorzuͤgliche Stuͤcke 
auf die Seite, und laſſen ſie ſich etwas theurer bezahlen. Doch kan man 
für einige Groſchen öfters mehrere davon erkaufen. Meine . 


* 


ie 


2 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig. 911.912. 79 


die ich damit angeſtellet, um das naͤhere und gewiſſere von ihrer weiteren 
Fortpflanzung zu erfahren, habe ich in der Einleitung zu dieſer Abhand⸗ 
lung von Linksſchnecken ſo ausfuͤhrlich beſchrieben, daß ich hier gerne da⸗ 
von ſchweigen kan. . . 
Bey fig. 909 ſehen wir dieſe Linksſchnecke don Seiten ihrer Mund⸗ 

oͤfnung mit ihren kalkweiſſen Deckel, um es deſto anſchauender zu machen, 
daß ſie aperturam ſubrotundo lunatam und einen deutlichen Nabel habe. 
Die innere Stuctur derſelben erkennen wir bey der abgeſchliffenen, 

die ich bey lig. 910 abzeichnen laſſen. Die inneren Wände ſind ſpiegel⸗ 
glatt und grauweiß, aber in den oͤberſten Stockwerken milchweiß. Die 
Auffern Queerbinden ſchimmern auch innerlich hindurch. 


Obf. Da rechtsgewundene von dieſer Gattung auch hier zu Lande haufig zu fin⸗ 

den ſind, warum finden wir darunter nicht ebenfals linksgewundene? liegt 

die Schuld an unſerer Unachtſamkeit, oder find wuͤrklich in unſern Ländern 
keine ſolche linksgewundene zu finden. 7 


e 1o8. eee n 
Ex Mufeo SpenGzeriano. 


Die Nicobariſche linksgewundene Erdſchnecke. 
Helix Pomatia contraria Nicobarica, teſta rufeſcente dura, umbilicata, 
globoſa, ore ampliato - ſublunato, anfractibus quinque einctis 
ö g eingulo candidiſſimo. 9 a 
Beg dieſer ſchoͤnen oſtindiſchen Erd- und Landſchnecke, welche un⸗ 
ſern Weinbergsſchnecken am naͤchſten kommt, finden wir eine ungleich 
feinere, dichtere und härtere Schale, welche daher auch glätter, glaͤnzen⸗ 
der und durchſichtiger iſt, und ſich, wenn ſie rauh geworden, leichter ab⸗ 
poliren und wieder glaͤnzend machen laͤſſet. Sie traͤget ein feines braun⸗ 
gelbliches Farbenkleid, welches auf dem erſten Stockwerke durch eine breite 
weiſſe Queerbinde, und hernach durch eine weiſſe ſich bey der Nath um 
alle Umläufe herumſchlaͤngelnde Linie noch mehr gezieret und verſchoͤnert 
wird. Sie ſitzet zwar auch voll der feinſten laͤnglichten Streifen, die be⸗ 
ſonders bey den Naͤthen der Umlaͤufe merklicher find; allein ihre Glatte 
und großer Farbenglanz wird dadurch nicht unterbrochen. Ein ſenkrecht 
herabgehendes Band durchſchneidet auf der erſten Windung die weiſſe 
Queerbinde, daraus denn die Figur des Creuzes entſtehet, welches weiſſe 
ECreuz ſchon von auſſen, aber noch weit deutlicher von innen ſogleich bey 
der halbrunden Mundoͤfnung geſehen werden kan. Man zaͤhlet bey ihr 
. . wie 


a 


80 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig.913.914. 
wie bey der europaͤiſchen Helice pomatia, nur fünf Windungen, auch be 
merket man unten ganz deutlich einen Nabel. Die inneren Wände find 
ſpiegelglatt, glaͤnzend⸗ braun, mit dem: überall durchſcheinenden weiſſen 
Queerbande. Wer eine rechtsgewundene ihr ſehr gleichende Erdſchnecke, 
die nur durch Queerſtreifen von ihr unterſchieden wird, ſehen will, der 
vergleiche aus des Favanne Conchyl. tab. 63. fig. Fe. Es iſt dieſe reitzen⸗ 
de Erdſchnecke in Oſtindien auf den nicobariſchen Eylanden von der dort 
wohnenden Colonie der maͤhriſchen Bruͤder gefunden, und durch Herrn 
Broderſen (welcher Mißionair der Bruͤdergemeinde zu Tranquebar ge⸗ 
weſen) mit hieher gebracht worden. Der liebe Mann, welcher ſonſt ein 
guter Conchylienkenner geworden war, kannte aber ihren größten Vorzug, 
nemlich das Verkehrte ihrer Windungen gar nicht, ſondern hielte ſie nur 
fuͤr eine ſchoͤne nicobariſche Landſchnecke. Ob dorten eine große Anzahl 
ſolcher linksgewundenen vorhanden ſey? ob viele rechtsgewundene von 
dieſer Gattung dort wohnen moͤgen? ob auf Nicobar ein ſolcher Reich⸗ 
thum ſchoͤner Land- und Erdſchnecken zu finden ſey, als ihre Strande 
und Seegeſtade an herrlichen Meerſchnecken reich ſind? das muß ich aus 
Mangel zuverlaͤßiger Nachrichten unentſchieden laſſen. So viel iſt wohl 
gewiß, die europaͤiſchen Conchylienfreunde wuͤrden ſehr dabey gewinnen, 
wenn die dortige Colonie der maͤhriſchen Bruͤder den nicobariſchen Land⸗ 
Fluß⸗ Teich⸗Sumpfſchnecken ernſtlicher nachſpuͤren, und ihnen eine vor⸗ 
zuͤgliche Aufmerkſamkeit ſchenken wolte. 


Tab. 108. Fig. 913. 914. 
8 Ex Mufeo SPENGLERIANO, 


Die Guineiſche linke Meerſchnecke. 


Cochlea Guinaica feu Helix Guineenfis contraria, marina, teſta globoſa, ex 
flavido - brunneo et albido, feu ex fufco et albo marmorata et nubeculata, 
umbilico batulo, anfractibus quinque rotundatis, ventricoſis, 

8 ſiniſtrorſis. 
Gall. La Prune de Reine Claude. 


GUALTIERI Index tab. 2. lit. T. Cochlea terreftris umbilicata major in so 
dilute ſubflava, fubtus candida, umbilico amplifimo et profundiſſimo 
in quo anfractus ſpirarum omnes obfervantur u ad extimam Per 
dorfi fere producti quinque fpirarum, 

Linnzı Syft. Nat. Edit. 12. no. 684. p. 1245. Kir Lußtanica, tefta um- 
bilicato perforata, convexo obtuſa, anfractibus quinque teretibus 

flaves- 


N 


Leinke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig.913.914. $ı 


flaveſcente- albidis, umbilico patulo. Habitat in Europa auſtrali ter- 
u reſtris. Magnitudo minoris pomi, alba abfque faſcia, dorſo leviſſime 
ö flavefcens. Anfractus rotundi angulo omuino obſoleto, ubi anfractus 
ſuperne afigendi. an i 19 0 f 
Mürrer Hiftor. Verm. no. 266. p. 70. Helix Varica, teſta globoſa, umbi- 
licata, flaveſcente albida, anfractibus ſiniſtrorſis, extimo divaricato. 
Monkar in Teſtaceologia tab. 1. fig. I. p. 36. Helix Lufitanica, teſta um- 
a bilicato - perforata, globoſa, umbilicus patulus, venter rotundatus, 
apertura coarctata lunata. Aperturae forma characterem conſtituit 
eſſentialem Helicis,nonnullae tamen hujus fpeciei apertura gaudent fere 
obovata. f 75 N 
Neue Mannichfaltigkeiten, 4ter Jahrgang tab. 3. fig. 20. p. 422. Die genabelte 
flachgewundede Mondſchnecke. Ich daͤchte man koͤnnte fie die Daͤmmerung 
nennen, wegen der truͤben Wolken, die ſich auf weiſſen Grunde bey ihr 


dr 


befinden. N 
FavANNE Catal. raiſ. no. 107. tab. 2. fig. 107. p. 26. Un Limacon efpece 
2 de Natice extremement rare dite la Prune de Reine Claude. Sa bou- 

che eſt tournèe de droite a gauche: il eſt liſſe, papirace, leger, et à 

crues fines, fa robe eſt olivätre, nuèe de violet interieurement; fa 

3 bouche eſt brune et ombiliquèe: le ſommet de la clavicule eſt toujours 

plus ou moins endommage dans cette efpece dont on en connoit au 

plus quatre ou cinga Paris. II y a un pouce cinq lignes de long, ſur 
trois lignes de plus de largeur. 5 


Martini will dieſe Schnecke für eine kaͤſefoͤrmige Mondſchnecke ge 
halten wiſſen; Savanne meinet, daß man fie den Schwimmſchnecken bey⸗ 
geſellen koͤnne. Aber es iſt wohl ſicherer, ſie mit dem Linne unter die 
Helices zu rechnen. Murray meinet gar, daß man es bey ihr am be⸗ 
ſten ſehen koͤnne, wie ein Helix bey feiner Mundoͤfnung ausſehen muͤſſe. 
Der Herr Conferenzrath Muͤller hat dieſe Schnecke für eine Landſchnecke 
angeſehen, und fie um deswillen in feiner Hift. Vermium, in dem Theil, 
welcher Cochleas terreſtres et fluviatiles begreift, umſtaͤndlich beſchrieben. 
Es iſt aber unlaͤugbar eine Meerſchnecke, welche unſer Spengler einſt⸗ 
mals unter lauter Meerſchnecken von der guineiſchen Kuͤſte bekommen. 
Sie iſt auch ohnſtreitig viel dickſchalichter, als es gemeiniglich Erdſchne⸗ 
cken von dieſer Form und Bauart zu ſeyn pflegen. a 

Vom Linne wird ſie auch für eine Erdſchnecke gehalten, weil Gual⸗ 
tieri, daraus er fie entlehnet, es behauptet, ſie ſey terreftris. Bern 
TConchylien⸗ Cabinet IX. Band. L Mul⸗ 


82 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig. 913.9 1 


Müller heißt fie mit einem weit hergeholten Namen Helix varica oder 
divaricata, die ausgeſpannte, auseinander gedehnte, weil ſie mit einem 


anfractu extimo divaricato verſehen ſeyn ſoll. Er giebt ihr den davon 


ſehr verſchiedenen daͤniſchen Namen Skaev Links Snekken, die ſchiefe 
Linksſchnecke. Martini vermuthet es, daß ſie noch nirgends einen Na⸗ 
men bekommen habe, und thut daher den Vorſchlag, man moͤge ſie die 


Daͤmmerung nennen, weil doch dunkle und weiſſe Wolken darauf ab⸗ 
wechſelten. Favanne belehret uns, daß ſie zu Paris wohl bekannt ſey, 


daſelbſt wohl in fuͤnf Sammlungen liege, und den Namen La Prune de 
la Reine Claude führe. Mir will kein einziger unter allen dieſen Namen 
gefallen. Ich daͤchte man wuͤrde am kuͤrzeſten davon kommen, wenn 
man unſere ſeltene Schnecke ſchlechtweg nach ihrer Wohnſtelle die Gui⸗ 


neiſche linksgewundene Meerſchnecke nennen wolte. 


r ee aa Se er 


Sie gleicher gänzlich in ihrer Form und Bildung und mit ihren 


fünf rundgewoͤlbten Windungen den linken Erd; und Weinbergsſchne⸗ 
cken, die ich bey fig. 908 beſchrieben. Nur iſt fie dickſchalichter, bauchi⸗ 


cher, härter und glaͤnzender. Sie hat auch einen weiter geoͤfneten Na⸗ 


bel. Ihr Lippenrand iſt ſehr ſcharf wie die Schneide eines Meſſers. 
Die innere Lippe kehret ſich wie ein Blat zur Seite des Nabels hin. 


Ihre Schale iſt weiß und braun; bey der Nath ſiehet man ein weiſſes 1 


Band. 

Daß Gualtieri von dieſer Schnecke zwar eine wohlgerathene Ab⸗ 
bildung geliefert, aber ihre durch ſeinen geſchickten Kupferſtecher ſehr 
richtig nach der Natur vorgeſtellte linke Mundoͤfnung uͤberſehen — daß 


Linne, der dieſelbe als Helicem luſitanicam beſchrieben, und ſich dabeg 


auf die Gualtieriſche Figur berufen, die verkehrte Windung ihrer Stock⸗ 
werke ebenfals nicht bemerket, und mit keiner Sylbe angedeutet — daß 


Murray, welcher bey der oben angezogenen Stelle die Gualtieriſche Fi⸗ 


gur nachſtechen laſſen, um alle, die Helices kennen lernen wollen, auf 
die Form ihres Mundes aufmerkſam zu machen, gleichfals kein Wort 
von ihrer auch von ihm unbemerkt gebliebenen linken Muͤndung geſpro⸗ 
chen — daß endlich auch Davila das linke und verkehrte in ihrer Bau⸗ 


art nicht wahrgenommen (ef. Davıra Catal. raiſ. tom. 1. no. 982. p. 439.) 
muß uns freylich bey fo beruͤhmten Conchylienkennern nicht wenig be 


fremden, aber auch zugleich ſehr natürlich auf den Schluß leiten, ge⸗ 
ſchieht das am gruͤnen Holze? — werden die linksgewundenen Schne⸗ 
cken von ſo großen Maͤnnern verkannt, wie wird es erſt bey andern 
gehen? Die eben hier beſchriebene guineiſche Linksſchnecke iſt ſehr ar 

un 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. Fig. 915.916. 83 


und ſelten. Ueberhaupt ſind linke Meerſchnecken weit ſeltener wie linke 
Erd⸗ und Flußſchnecken. 105 b dane tal A 


1 10 Tab. 108. Fig. 915. 916. des 0 


Ex Mufeo SpENGLERIUNO, 


Die Tranquebariſche linke Gartenſchnecke. 
Helix hortenſis Tranquebarica ſiniſtrorſa, tefta ſubumbilicata, flavefcente, 
ſubdepreſſa, vix carinata, longitudinaliter ſubtiliſſime et denfifime ſtriata, 
transverſim fafcia rufa et alba in medio primi orbis cint. 
a; \ Dan. Den lette Snekke. | 
Mürrer Hiſtor. Verm. no. 222. p. 22.23. Helix laevipes, tefta ſiniſtrorſa, 
pellucida, tenera, ſupra pallide luteſeens, ſubtus magis convexa, alba 
abſque macula centri. Anfractus quinque transverſim ſubtiliſſime ſtriati; 
at alia nota minus vulgari inſtruuntur ſtriis ſeilicet ſpiralibus ſubru- 
goſis armato oculo videndis. Faſcia anguſta duplex alba et rufa cari- 
nam tegit uti in heliei exili. Centrum ſubtus umbilicatum vix ad me- 
dium axis pervium. Apertura lunata margine acuto. Prima facie Helici 
exili ſimilis eſt at valde diverſa. | 201 Bat 
Neue Mannichfaltigk. 4ter Jahrgang, tab. 3. fig. 22. 23. p. 423. Eine linksge⸗ 
wundene kaͤſefoͤrmige Landſchnecke von Guinea. (Sie koͤmmt aber gewiß nicht 
von Guinea, ſondern von Tranquebar.) i 
Die rechtsgewundene von dieſer Gattung findet man haufig im 
Mißionsgarten zu Tranquebar. Unter denſelben ſtecket manchmal eine 
Linksſchnecke. Vermuthlich wuͤrden wir laͤngſt mehrere ſolcher linksge⸗ 
wundenen aus jenen Gegenden fuͤr unſere Sammlungen empfangen ha⸗ 
ben, wenn man ſie dorten aus den Gartenſchnecken eben ſo gut heraus⸗ 
zufinden wuͤßte, als die Tsjankofiſcher ſich darauf verſtehen, die linken 
Koͤnigsſchnecken von den gemeinen rechtsgewundenen zu unterſcheiden. 
Der Herr Kunſtverwalter Spengler hat einſt mehrere rechtsgekehrte die⸗ 
fer Gartenſchnecken, welche in Uuͤllers Hift. Vermium Helices exiles no. 
321. heiſſen, aus Tranquebar bekommen, und darunter dieſe linksgekehrte 
entdecket, die ſonſt nicht leichte jemand wuͤrde bemerket haben. Gegen 
das Ende des vorigen Jahres bekam er auch vom D. König aus Tran⸗ 
quebar unter andern Conchylien einige Landſchnecken. Darunter lag 
auch dieſe Linksſchnecke von einer fo glanzendweiſſen durchſichtigen Scha⸗ 
le, daß man glauben ſolte, ſie waͤre aus dem feinſten Glaſe verfertiget 


worden. 
188 L 2 0 Ich 


84 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 108. F 18.915.916. 


Ich finde bey dieſer Linksſchnecke fünf Wisdungen, welche auf der 
Wirbelſeite ſehr flach, und auf der andern Haͤlfte beym Nabel mehr 
gewoͤlbet und erhaben ſind. Die Carina, oder kleine Kante, welche die 
obere Hälfte von der untern ſcheidet, iſt kaum merklich. Unzählige der 
feinften ſenkrechten Streifen laufen vom Wirbel und allen Nathen her⸗ 
ab. Sie koͤnnen aber, nebſt den feinen Queerſtreifen, welche ſich um 
die Stockwerke herumwinden, nur von einem wohlbewafneten Auge 
deutlich erkannt werden. Faſt um die Mitte der erſten Windung leget 
ſich ein ſchmales weiſſes und roͤthliches Band um ſie herum, welches 
ſich aber beym andern Umlaufe ſchon wieder verliehret. Herr Confe⸗ 
renzrath Muller ſchreibet, dieſe linksgewundene fen ſehr verſchieden von 
der ihr doch voͤllig gleichenden Helice exili, ohne doch die Urſachen und 

nterſcheidungszeichen nahmhaft zu machen, warum er fie für valde 
diverfam von der Helice exili halte. Ich will doch nicht hoffen, daß 
der Unterſchied bloß darinnen beſtehen ſoll, weil Helix exilis nach feiner 
Angabe oft maculam eirea centrum et umbilicum habe, und unſere linke 
von ihm ſogenannte Helix laevipes deſſelben ermangele. Denn das wuͤrde 
doch warlich ein ſchlechtes, betriegliches, und hoͤchſt unſicheres Unter⸗ 
ſcheidungsmerkmal ſeyn, welches durch die ſtarke oſtindiſche Sonnen⸗ 
hitze, die dergleichen maculas circa umbilicum mit einemmal wegbleichen 
kan, gar bald wuͤrde vernichtet werden. Ich beſitze wohl zwanzig Stuͤck 
von der Helice exili, und keine hat mehr maculam centri. Ob übrigens. 
der Muͤlleriſche ihr ertheilte Name, nach welchen fie Helix laevipes heiſ⸗ 
ſen ſoll, ſein Abſehen auf ihre linken Windungen, oder auf die Glaͤtte 
und Leichtigkeit ihres Gebaͤudes haben ſoll, wie ich es faft aus dem ihr 
von ihm ertheilten daͤniſchen Namen, den lette Snekke, die leichte, glatte 
7 ſchließen ſolte, davon leſe ich in der Hiſt. Verm. nichts be⸗ 
immtes. AR 2 955 e Ar 


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Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 109. Fig. 917.918. 85 
ann Di Tab. 109. Fig. 917. 9 nd 5 


Ex Mufeo Sereniflimi Principis Haereditarii Frıepericı CaroLı $ 
| ; Ducatus Schwarzburg- Rudolftadienfis. 

Die Senegallifche verkehrt gewundene Baumſchnecke. Das 
10 linksgewundene Jagdhorn des heil. Hubertus. | 
Helix Senegallenfis contraria, arborea, arborum ramis et foliis infidens.. 
Cornu Venatorium ſiniſtrorſum Sancti Huberti, teſta ſubgloboſa lucide fufca, 

m diſtincte umbilicata, anfractibus contrariis aperturae labro 
er candidiſſimo. W 
Neue Mannichfaltigkeiten Zter Jahrgang p. 814. no. 2. 


Ich kenne dieſe ſchoͤne Linksſchnecke nicht weiter, als aus der vor⸗ 

treflichen Abbildung, die ich davon unter den Martiniſchen Papieren 
und conchyliologiſchen Zeichnungen gefunden und hier nachzeichnen laſ⸗ 
ſen. Der durchl. Erbprinz von Rudolſtadt hat ſie dem ſel. Martini 
mitgetheilet. In den Mannichfaltigkeiten finden wir aus der Feder des 
ſel. Martini auf der oben angezogenen Stelle einige Nachricht von ihr. 
Es iſt nach ſeiner Beſchreibung eine praͤchtige Gattung linksgewunde⸗ 
ner Lampen ober ſenegaͤlliſcher Baumſchnecken, die man Cornecs du St. 
Hubert nennen koͤnnte. Im Cabinet des durchl. Erbprinzen liegen da⸗ 
von drey Stuͤcke. Jedes hat fuͤnf flache Windungen, die eine verkehrte 
Richtung haben. Man ſiehet bey dieſer Schnecke ein angenehmes licht⸗ 
braunes Farbenkleid. Sie hat einen tiefen Nabel. Die Muͤndung, 
deren Lippenſaum ſich uͤber die halbe Oefnung des Nabels hinuͤber leget, 
wird von einem breiten weiſſen Saum eingefaſſet. Alle weitere Beſchrei⸗ 
bungen werden durch die deutliche Abbildung überflüßig gemacht. Bey 
Fig. 917. ſehen wir fie von der Seite ihres Wirbels und Nüdens, aber 
bey Fig. 918. von der Seite ihres Nabels, Mundoͤfnung und Grund: 
fläche. Wer eine rechtsgewundene, die ihr ſehr nahe koͤmmt, ſehen will, 
der vergleiche Gevens Beluſtigungen tab. 3. fig. 15. lit. a et b. Ob in 
andern Sammlungen dieſe linke ſenegalliſche Baumſchnecke gleichfals lie⸗ 
gen moͤge, ob man beſonders in Frankreichs Conchylienſammlungen, wo 
man die ſenegalliſchen Schnecken aus der erſten Hand haben kan, meh⸗ 
rere von dieſer ſeltenen Art aufweiſen koͤnne? ob jene aͤhnliche Links⸗ 
ſchnecke, welche in der Conchyliologie des Favanne tab. 63. lit. Ls ge 
zeichnet worden, Dafür anzuſehen ſey? ob man dieſe ſenegalliſche für eine 
bloße Varietaͤt einer daſelbſt befindlichen gleichfoͤrmigen rechtsgewunde⸗ 
nen Gattung zu halten, oder fuͤr eine eigene Gattung linker Baum⸗ 
5 S3 ſchnecken 


86 einke Scniteföneden Tab, 109. bd. 920: 


ſchnecken anzuſehen habe? muß ich aus Mangel ſicherer Nachrichten un⸗ 
eroͤrtert laſſen. eth 
Tab. 10 Fig. 919. 920. 
15 Ex Muſeo Illuſ ffimi Comitis ve MOoLTKE. 
Das Sperrmaul. Das gezaͤhnelte Mundſtück 

Helix ringens Linnaei, teſta inverſa, utrinque convexa, maculis fulvidis varie- 
gata, ore in ſuperiore cochleae parte ſito, ovali, dentato, labiato. 

Dan. Vrange Snekken. . 

3 Hiftor. Conchyl. tab. 99. fig. 100. Turbo terreftris n aper; 
tura dentata, a dextra ſiniſtrorſum tortilis, apice inverſo ex ipſa aper- 
turae parte. Cochlea variegata, ſeptem dentibus donata, fcilicet Au 
bus in fundo oris et quinque ad labrum, elavicula inverſa. f 

Kıeın Meth. oſtrac. F. 3 1. lit. e. p. 11. no. 1. Angyſtoma hexaodon car 
cula inverſa i. eſt, ore obtorto ad turbinis apicem wee Mihi 
non niſi quatuor dentes in oculos cadunt. 9 

PETIVER Gazophyl. tab. 20. fig. 9. Cochlea inverſa dentato ore. Cochlea 

turbine antico. The fore whirl'd Snail. 9 

Muſeum regalis Societatis Londinenſis p. 136. tab. XI. fig. 8. The ane 
Turoy Snail. The fore- whired Snail. Cochlea turbine antico. Vhe- 
reby contrary to all other Shells. The aſſertion of ee that the 
Turban always ſtands behind is here proved falſe. 

BONAN NI Recreat. Cl. 3. no. 330. 33 1. p. 161. 

— — Miuſ. Kircher. Cl. 3. no. 33 1. 332. p. 471. Hujus cochleae dructu⸗ 
ra praeclara eſt et rara, in altera enim parte aliquantulum tumeſcente 
globi ſegmentum ſimulat, quod perfecte laevigatum abditorum orbium 
circumvolutiones indicat faſcia e colore calteo, quae ſupra album in 
ſpiram eircumdueitur. In altera vero os patet mediocriter apertum, 

quod labrum molliter inflexum et quatuor craſſis dentibus munitum 
coronat. In oppoſita autem facie ut in figura exprimitur inteſtini frag- 
mentum in fe convolutum ſimulat fine fpirarum ductibus. Colore ci- 
nerea eſt quem maculae ſine ordine diſtributae ex aureo condecorant, 

m. dit, no COLA, (. 117 

Lessers Teſtaceoth. p. 118. $.42. tab.2. no. X. it. p. 155. . 

DakcRN VILLA Conchyl. tab. 28. fig. 13. 14. C'eſt un limagon de 9925 extra- 
ordinaires; on en trouve de pareils dans la mer; fa bouche qui de- 
Vroit fe trouver dans la partie oppoſèe A celle ou font les ſpirales, ſe 
trouve renverſèe et a m&me niveau; fa couleur eſt blanche avec un 
lifere orange qui ſuit fes contours. BUBEN, W 

i Encyelop. 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 109. Fig. 919. 920 87 
Eneyclop. Recueil des Planches, tom. 6. tab. 64. fig. 19. Ce Limas eft celui 
qu'on nomme la Lampe antique et le feul qu'on conncifle qui ait la 
bouche retournee en deflus, ila une couleür brune, fa bouche eft ron- 
de et garnie de fept dents, cing en-deffus et deux en deſſous. 
LIN NT Syft. Nat. Edit. 10. no. 580. p. 769 f] 

— — — Edit. 12. no. 664. p. 1243. Helix ringens, teſta fübea- 
rinata, . convexa, apertura reſupinata: labio poſtice qua- 
druplicato. Teſta magnitudine Helicis lapicidae, ſed magis convexa, 

livida, anfractu in medio carinato albo. Apertura Helicis Carocollae, 
extrorfum dilatato- marginata, elongata. Labio poſtico intus plicis 
quatuor, antico duabus. 

DaviLA Catal. raif. tom. I. no. 985- p. 440. Limagon terreftre, rare, blanc, 
a se bouche demi-ronde s ouvrant du cote ou eft placee la fpirale, 
a levre exterieure retrouſſee, armer de quatre dents, et interieure de 
deux ſeulement, de forme convexe de deux 1 et à ſpirale marquèe 
d'un ſimple fillon orange tres etroit. *. 

Berliniſches Magazin 2ter Band p 440. tab. 4. fig. 42. lit. a. b 

MürLer Hiftor. Vermium no 216. p. 17. Helix ringens delt imperforata, 
ſubcarinata, apertura reſupinata, utrinque dentata. 

FAVART p’Hersıcny Diet. tom. 2. p. 2187 Lampe antique a bouche dentee 
contournee en deſſus. Ce Teſtacèe devient unique par cette ouver- 
ture placee en deſſus, ſoit par effet naturel de fon efpece, ſoit par un 
jeu de la nature. 

v.Born Index Muf. Caeſ. p. 378. Das verkehrte Mundſtuͤck. 

— — Leſtacea — — p. 369. Helix ringens, teſta orbieularis, utrin- 

que cenvexa, laevis, fubcarinata; anfractus quinque connati, deeli- 
ves, ſubtus unicus qui non in cireulum abfolvitur, ſed ultra medium 
Aacdengens in aperturam reſupinatam et ovatam deſinit. Labrum re- 
flexum intus tridentatum; labium bidentatum, dentibus compreſſis ob- 
tuſis, brevibus. Color teſtae albus maculis diſperſis fulvis. Apertu- 
rae fitus, ſuperiores teſtae anfractus ſpectans proprius huie fpeciei eſt. 

FAvANNE DE MontceRv. Conchyl. tab. 63. lit, F 10. 

Schroͤters Einleitung, tom. 2. p. 130. 


Dieſe auſſerordentlich wunderbare Landſchnecke, von Be es auch 
Dargenville bezeuget: c’eit un Limacon de plus extraordinaires, habe ich 
mit ſehr gutem Vorbedachte den Linksſchnecken zugeeignet, da ſchon ihre 


ganze Mundöfnung eine verkehrte Stellung zeiget, da fie ganz ur 
au 


88 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 109. Fig. 919.920. 


auf der einen Haͤlfte ihres ſchalichten Gebaͤudes linksgewunden iſt, und 
da ſie ſchon einer unſerer groͤßeſten Conchylienkenner, nemlich der Liſter, 


in der oben angefuͤhrten Stelle fuͤr eine Linksſchnecke erklaͤret. Denn er 


behauptet es ausdruͤcklich fie fe) a dextra ſiniſtrorſum tortilis, und habe 
claviculam inverſam. Eigentlicher gehoͤret fie wohl zur Zahl der Rechts⸗ 
und Linksſchnecken, weil ſie auf der einen Haͤlfte ſich zur rechten und auf 


der andern zur linken Seite hinwendet. Auf ihrer unteren ſehr conveken 


und gewoͤlbten Haͤlfte ſiehet man viele roſtfaͤrbige goldgelbliche Flecken, 


als ſey dieſe Schnecke damit befprüger und beſprenget worden. Im Mit⸗ 


telpuncte dieſer unterſten Haͤlfte zeiget ſich ein kleiner Nabel, von welchem 
ein Streif wie ein radius circuli hinabgehet. Die Verfaſſer der Encyclo⸗ 
paͤdie behaupten es in der oben angezogenen Stelle, dies ſey die einzige 
Gattung, welche ihre Hausthuͤre gleichſam nicht auf der Erde und bey der 
Baſi, ſondern im Dache ihres Hauſes, oder in den höheren Stockwerken 


habe. C'eſt le ſeul qu'on connoiſſe qui ait la bouche retournèe en deſſus. 


Etwas gleiches behaupten auch Muller und von Born. Dargenville 


will uns uͤberreden, daß man aͤhnliche gezaͤhnelte Mundſtuͤcke im Meere 


finde — On en trouve de pareils dans la mer — wovon er uns aber den 


Beweiß ſchuldig geblieben. Die weite eyfoͤrmige Muͤndung wird von ei⸗ 
nem umgebogenen Lippenſaume eingefaſſet, welcher ſich auf der einen Sei⸗ 
te an die Windungen veſte hinanleget, und da wie angewachſen iſt. Ei⸗ 


nige zaͤhlen in der Muͤndung nur vier Zaͤhne, als Bonanni und Klein. 


Herr von Born findet fuͤnf Zaͤhne, weil er ſchreibet: Labrum tridentatum, 
labium bidentatum. Liſter und andere reden von ſieben Zähnen. Ich ſehe 
bey dem Exemplar dieſer Gattung, ſo ich eben aus der Graͤflich Moltki⸗ 
ſchen Sammlung vor Augen habe, ſehr deutlich acht Zaͤhne, nemlich vier 
große und vier kleinere. Drey ſtehen an der inneren, und fuͤnfe an der 
auſſeren Lippe. Eben fo viele bemerkte auch ehemals Muller in feiner 


Hift. Verm. weil er ſchreibet: Dentes eompreſſi quinque intra labium et tres | 


in ipfa carina anfractus. Der Grund dieſer ſonderbaren Schnecke ift weiß. 
Die fünf Windungen der oberen Hälfte werden bey ihrer Nath oder Su- 
tura von einer ſchmalen gelblichen Binde, die ſich naͤher beym Wirbel ver⸗ 


lieret und verſchwindet, eingefaſſet. Es wohnet dieſe Schnecke auf Ja⸗ 


maica, und iſt ſehr rar und ſelten. Von den franzöfifchen Conchyliolo⸗ 
gen wird fie als eine vermeintliche Verwandtin der Lampe antique unter 


die Limacons à bouche applatie mit dahin geſtellet; vom Liſter wird ſie 


Turbo terreftris genannt; vom Klein in das Geſchlecht, fo bey ihm Angy- 
ſtoma heißt hineinverſetzet. Allein die Helices koͤnnen auf ihre e 
| en 


(gti 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 109. Fig. 921. 922. 89 


den richtigſten und rechtmaͤßigſten Anſpruch machen. Ich wuͤnſchte es 
gar ſehr, ſie innerlich kennen zu lernen, ob da eben ſo viel auſſerordent⸗ 


liches und ungewoͤhnliches an ihr zu finden ſeyn moͤge? Ich habe meine 


Freunde in Weſtindien beſchworen, mir doch ja einige dieſer koſtbaren 
Erdſchnecken zu verſchaffen, und ich hoffe nächftens meine Wünfche erfuͤl⸗ 


let zu ſehen. Alsdann will ich eine dran wagen und aufſchleifen, und 


nicht ermangeln den Conchylienfreunden die wahre Veſchaffenheit 158 
inneren Wünderbaues bekannt zu machen. 


Tab, 109. Fig. 921. 922. 


Ex Muſeo Dottoris Borrxx, Phyfici Hamburgenſis longe meritiſſimi. 


Die Boltenſche linksgewundene Landſchnecke. 


Helix terreſtris Bolteniana contraria, teſta ſubgloboſa, ex fuſco albido et 


> 


violaceo infecta, umbilico ampliſſimo, apertura fublumata, 
anfractibus quinque ſiniſtrorſis. 


FAVART D ’ Hiersıcny Di&. tom. 3. p. 466. Unique Limagon. Cochlea ter- 


reſtris apertura femi-ovata, ad finiftram inclinata, fex fpiris paulifper 
convexis, umbilicata. La contre unique de cette eſpece eſt auſſi ordi- 
naire que ſon unique eft peu connue. In unſern Laͤndern iſt beydes, die 
rechts⸗ und linksgewundene dieſer Art eben fo ee als Fabart die 
erſtere für gemein und bekannt ausgiebet. 


Neue Manichfaltigk. gter Jahrgang tab. 3. fig. 24. p. 424. 
Wee en DE MONTCERVELLE Conchyl. tab. 63. fig. L3- 


Vermuthlich wird niemand das allergeringſte dagegen einzuwenden 


haben / daß ich dieſe ſeltene linksgewundene Landſchnecke Helicem Bolte- 


nianam, zur Ehre des ehrwuͤrdigen, um die Naturgeſchichte und Heilkun⸗ 
de unſterblich verdienten Greiſes, in deſſen Sammlung ſie aufbewahret 
wird, genannt. Ich muß es aufrichtig geſtehen, daß ich nach dem vor⸗ 
zuͤglich großen Spengleriſchen, nirgends ein auserleſeneres und vollſtaͤn⸗ 
digeres Conchyliencabinet angetroffen, als bey dem eben fo gelehrten als 


menſchenfreundlichen Herrn D. Bolten. Faſt einen ganzen Tag habe ich, 
bis ſpaͤt in die Nacht hinein, damit zugebracht, um es recht aufmerkſam 


zu betrachten, und ſehr viel neues und unerwartetes darinnen entdecket 


und vorgefunden. Moͤchte ich demſelben nur naͤher wohnen, um mich 


öfter daraus belehren und erbauen zu koͤnnen! 
Helix Bolteniana iſt von der tranquebariſchen bey Fig. 915. beſchrie⸗ 


benen Gartenſchnecke gar ſehr verſchieden. W iſt gelblich gefaͤrbet 98 


Conchylien⸗ Cabinet IX. Band. b Wir 


90 Linke Schnirkelſchnecken Tab. 109. Fig. 923. Vign. 19. lit.A, 


wird von einer weiſſen und rothen Binde umwunden. Dieſe iſt braͤunlich, 
blaͤulich, violet und auf ihrer Grundflaͤche weiß. Sie hat einen weiten, 
offenen, trichterfoͤrmigen Nabel und einen ſcharfen Lippenrand. 

Viele werden glauben in ihr das Ebenbild von der Cochlea terreſtri 
finiftra Gualtieri tab. 2. lit. T, dergleichen Linne Helicem luſitanicam gez 
nannt, und Davila in feinem Catal. tom. I. p. 438 beſchrieben, zu erblicken. 
Allein es iſt bey der vorzuͤglichen Groͤße der Gualtieriſchen Figur viel 


wahrſcheinlicher, daß er weit eher jene Meerſchnecke, die bey uns unter 
dem Namen der guineiſchen fig. 913. vorgekommen, gemeinet habe. Wo 
und am welchen Orte dieſe Boltenſche linke Landſchnecke gefunden wor⸗ 
den? ob es eine eigene Gattung ſey, die allemal links gewunden angetrof⸗ 
fen werde? oder ob man ſie fuͤr ein ausgeartetes linkes Kind rechtsgebor⸗ 
ner Voreltern anzuſehen habe? muß wohl vors erſte noch unentſchieden 


bleiben. BEN | 0 
Tab. 109. Fig. 923. Vignette 19. Lit. A. 


Ex Mufeo Borrzxvn Dottoris et Pra&tici Hamburgenfis experientiſſimi. 


Die narbenvolle Schnecke. nr 


Helix cicatricoſa, tefta depreſſa, circulari, lineis et faſciis concentricis eir- 


cumfcripta, fcabra, umbilicata, carinata, ſiniſtrorſa. 
Dan. Ar Snekken, das ift, Narbenſchnecke. Gall. L’Eternel. 


DarcenviLLe Appendice de trois nouvelles Planches aux anciennes de la 


Conchyliologie, tab. 1. lit.c. p. 383. Limacon a bouche ronde, II eſt 
dans le Cabinet du Sieur Poond a Londres. Sa couleur eft jaunatre 


bariolèe de cercles bruns; mais [on plus grande merite confifte A avoir 


la bouche tournèe à gauche au lieu que les autres l’ont a droite. Cette 


efpece qui fe rencontre dans quelques genres de coquillage fe nomme 


T Unique. 


Mürıer Hiftor. Verm. no. 242. p. 42. Helix eicatricofa, tefta tenera pel-. 


lucida ex rufo flavicans, ſupra convexa, rugis transverfim undulata et 
ſtriata, ſubtus gibba. Anfractus quinque carinati ſiniſtrorſi; extimus 
fafeiis plurimis anguſtis inaequalibus rufis eingitur; harum feptem in pa- 
gina ſuperiori duodecim in inferiori numero. Umbilicus diſtinctus ad 
verticem ufque pervius, anfractus tamen in eo aegre conſpieui. Aper- 
tura ſubquadrata, intus alba, margo acutus in umbilieum parum refle- 
xus. Diamet. 12 lin. Cochlea raritate et pulehritudine nulli ſiniſtror- 


ſarum ſecunda. 
Fa VAN. 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 109. Fig. 923. Vign. 19. lit. A. 91 


FavANNE de MoNTCERv. Conchyl. tab. 63 fig. N. a 
— — — — — Catal. raiſ. no. 1 I. p. 4. Limacon nommè l' Eternel 
pParce que le travail de fa robe liſerèe de fauve für un fond blanc ſale 
imite l’etoffe qui porte ee mème nom; ce Limagon très rare a fa bouche 
tournee de droit a gauche; il eft ombiliquèe et a pres de dix- huit lig- 
nes de largeun 5 Na f f 
N Das wahre Original dieſer hoͤchſtſeltenen Linksſchnecke lieget in 
der großen Conchylienſammlung des Herrn D. Boltens zu Hamburg. 
Ich befuͤrchtete es anfaͤnglich, daß ich von dieſer vortreflichen Conchylie 
nur allein eine ſchwarze, blos mit Duſch gezeichnete Abbildung wuͤrde 
liefern koͤnnen. Allein durch die freundſchaͤftliche Guͤte des Herrn D. 
Boltens ward mir noch zur rechten Zeit eine wohl illuminirte Zeichnung 
mitgetheilet, deren Grundflaͤche, Nabel und Mundoͤfnung wir auf der 
zogten Kupfertafel, und deren Oberflache, Wirbel und Stockwerke wir 
deutlich auf der ıgten Vignette bey Lit. A. antreffen werden. So viel 
lehret ſchon der Augenſchein, daß dieſe Schnecke auf einem ſchmutzig 
grauweiſſen und gelblichen Grunde von mehreren concentriſchen helleren 
und dunkelen, breiten und ſchmalen Baͤndern oder Guͤrteln umgeben 
werde; daß ſich bey ihr ein tiefer Nabel und eine etwas eingeſaͤumte 
Mundoͤfnung befinde; daß ſie auf ihrer oberen Seite in Abſicht der 
Form und Bauart einige Aehnlichkeit mit dem Trocho perſpectivo Lin- 
naei habe, aber nach der Bildung ihrer Muͤndung nothwendig den 
Helicibus beygeſellet werden muͤſe. In Müllers Hiſt. Verm. wird fie 
die Narbenvolle, Helix cicatricofa, bey den Franzoſen aber nach den 
oben ſtehenden Zeugniſſe des Favanne ! Eternel genannt, nach einer ges 
wiſſen Art ſeidener Stoffe, welche eben dieſen Namen fuͤhren. Daß ſie 
vorzuͤglich rar ſey, und an Schoͤnheit und Seltenheit keiner anderen 
linksgewundenen weichen duͤrfe, erfahren wir ſchon aus den oben ange⸗ 
führten Worten unſeres ſel. Müllers, der fie im Cabinette des nun 
laͤngſt verſtorbenen Herrn D. Fabricius gefunden, daraus ſie in die 
Sammlung ſeines beruͤhmten Sohnes, des Herrn Prof. Fabricius zu 
Kiel, gekommen. Sie hat aber nur zwoͤlf Linien im Durchſchnitte. 
Hingegen das ungleich beſſere und groͤßere Boltenſche Exemplar iſt ein 
und zwanzig Linien breit. Das eigentliche Vaterland dieſer aͤuſſerſt 
raren Linksſchnecke weiß ich nicht anzugeben. Doch vermuthe ich es, 
daß ſie unter den Landſchnecken auf Jamaica einheimiſch ſeyn werde. 


M 2 Tab. 


108 


9 | Luke Schnirkelſhnecken. Tab. 109. Fig. 924. 
Tab. 109. Fig. 924. 


Ex Mufeo de Mad. DR BANDEVILLE. 


Die Livereyſchnecke. 


Helix nemoralis contraria, teſta imperforata ſubgloboſa, faſciata, laevi, 
anfractibus quinque ſiniſtrorſis, ore ſublunato. 


Gall. La Livrèe. 


FAVANNE Catal. raiſ. p. 2. tab. 1. no. 2. Limagon de Vignes de J Europe 


nomme la Livree; il eſt de toute raretè par fa bouche tournee de droi- 
te à gauche: on n’en connoit que deux dans Paris, celui ci, et celui 
qui eft dans le cabinet de Mad. de Bandeville. Elle a trois rubans 
bruns fur un fond jaunatre et dix lignes de largeur. 


Hier fehen wir eine verkehrtgewundene aus der algemein bekann⸗ 
ten Familie jener Wald- und Gartenſchnecken, welche Helices nemora - 


les et hortenſes, bey den Franzoſen aber Livereyſchnecken heiſſen. Fa⸗ 
vanne verſichert es in feinem lehrreichen Catal. fyftemat. et raifonne, wel⸗ 
chen er über das Cabinet des MI. le Comte de Tour d' Auvergne verfer⸗ 
tiget, daß nur zwey Stuͤcke von dieſer linksgewundenen Wald⸗ und 
Gartenſchnecke zu Paris vorhanden waͤren, nemlich in dem Cabinette, 
ſo er in ſeinem Catal. beſchrieben, und bey der Frau Praͤſidentin von 
Bandeville. Jede dieſer Linksſchnecken hat einen gelblichen Schalen⸗ 


grund, und wird von drey braunroͤthlichen Queerbinden umwunden. 
Ihr Vorzug beſtehet vornemlich darinnen, daß ſie linksgewunden find, 


denn übrigens find fie von den rechtsgewundenen wenig, ja gar nicht, 
verſchieden. Solten in unfern Laͤndern unter den unzaͤhlbaren Wald⸗ 
und Gartenſchnecken nicht ebenfals linksgewundene zu finden ſeyn? Al 
lerdings werden darunter viele mit verkehrten Gewinden ſtecken. Wir 
haben es bloß unſerer Nachlaͤßigkeit und Unachtſamkeit eee 
daß wir ſie nicht ſchon laͤngſt entdecket haben. 


Obſ. Der ſich eben zu Paris aufhaltende koͤnigl. Din. Juſtirath Hwaß hat 
dieſe linke Livereyſchnecke aus der Auction des Comte de la Tour eeze 
fuͤr 54 Livres erkauft. 


b. Heli- 


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— 


Zen 


EEE a ee re Zu 


5 
N 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 110. Fig.925.926. 93 


b. Helices fi niftrorfae teſta conica, ovata, acuminata, turrita. 
Gall. Limagons à coquille allongee. 


N 


—* 


77 
Tab. 110. Fig. 925. 926. 
Ex Mufeo noftro. 


Die verkehrte, geſtreifte Schnecke. 


Helix inverfa ſtrigata, teſta ovato- oblonga, ventricofa, albida, ſtrigis fuf- 
centibus et teſtaceis, anfractibus octo finiftrorfis, labro reflexo 
candido, labio adnato, apertura lunata. 


Angl. Inverted wilk Snail. Dan. den ſtribede Links- Suekke. 
Beg. linkfe Top Slakke. Ä 

PETIVER Gezophyt tab. 76. fig. 5. A rare Luzone Shell with is Mouth to 
the right. 

GVALTIERL Index Conchyl. tab. 5. fig. O. Buceinum fluviatile, ventrieoſum, 
laeve, a dextra in ſiniſtram convolutum, colore ex albo fulvido, ex 
rufo radiatum, ore candido, labio exteriore fimbriato, et Boes rufa 
depicto, intus caſtanei coloris, quinque ſpiris finitum. 

MÜLLER Hiſt. Verm. no. 290. p.93. Helix inverſa, teſta e 

ſſmiſtrorſa, albida, ſtrigis et fafcia rufis, labro reflexo. 

v. Born Teſtac. p. 382. Helix perverſa alba maculis longitudinalibus rufis. 


Vermuthlich iſt unſer Conferenzrath Muller durch den engliſchen 
Namen Inverted Wilk Snail, welcher von ihr im Mufeo Societatis Londi- 
nenſis tab. 10. gefunden wird, bewogen worden, ſie Helicem inverſam zu 

nennen. In der Abbildung, die im Mufeo ſtehet, hat fie aus einem Ver⸗ 
ſehen des Kupferſtechers ihre Mündung zur rechten Seite, und alle rechts, 
gewundene Schnecken des Mutei haben ihre Mündung zar linken Seite. 

Einige halten dieſe Schnecke für eine Flußſchnecke; es iſt aber gewiß 
eine Landſchnecke. Sie hat acht Stockwerke, die nur wenig von einander 
abſetzen, und davon das erſte ſehr bauchicht iſt. Der Grund iſt grauweiß 
und wird von allerhand laͤnglicht herablaufenden, braunroͤthlich gefaͤrb⸗ 
ten, etwas ſchief geſtelten Seitenleiſten, die bald dunkler, bald lichter und 
heller find, bunt gemacht. Veym Wuͤller führer fie um deswillen den 
daͤniſchen Namen (welchen er, wie fat alle uͤbrige den von ihm beſchrie⸗ 
benen Schnecken beygelegte daniſche Namen, erſt felber erdacht, erfunden 
und aufgebracht, weil fie keine weitere Auctoritaͤt aufzuweiſen haben) 
den ſtribede Links Snekl ke, das ii „die geſtreifte Linksſchnecke, cochlea 

M3 ſtrigata 


94 Linke Schnnkelſcnecken Tab. 110. Fig. 925-927. 


ftrigata ſeu ſtrigis exarata. Die halbrunde etwas eyfoͤrmige Muͤndung 
wird von einem umgelegten, oder e Lippenſaum umgeben. Die 
innere Lippe leget ſich wie ein Blat an die faſt purpurröthlich gefarbte 
Spindelſaͤule hinan. Auf den Inſuln Bourbon und Maurice, welche, wie 


bekannt, Frankreich zugehören, find dieſe Schnecken nichts ſeltenes. Rechts⸗ 


gewundene von dieſer Art, dergleichen Muller in feiner Hift. Verm. no. 
289. p. 93. Helices rectos, Dan. Stribende Rets Snekken genannt, wird 
man in den Conchylienſammlungen ſeltener antreffen, als die linksgewun⸗ 


Br 


denen. Daher weiß ich es mit Feiner Gewißheit zu ſagen, ob die rechts 


gewundenen ſeltneren, von den linken, oder die linken von den rechtsge⸗ 
wundenen herſtammen moͤgen. An ihrem Wohnorte waͤre dergleichen 


leichte zu erforſchen, aber an unſerm Orte läßt ſich fo etwas nicht beſtin⸗ 


1155 . weil durch bloße Vernunftſchluͤſſe dieſe Sache nicht entſchieden wer⸗ 
en kan. 
Sie iſt zween Zoll lang, einen Zoll drey Linien breit. 
Obf. Daß man dieſe und einige der nachfolgenden nur für Abaͤnderungen von der 
Helice perverſa Linnaei anzuſehen habe, werde ich kaum erinnern vuͤrfen. 


Tab. 110. Fig. 927. 
Ex Muſeo noſtro. 
Die flammichte Linksſchnecke. 
Helix flammea ſiniſtrorſa, teſta ovato- oblonga, fafciis longitudinalibus rubi- 
eundis flammeis elegantiſſime colorata, eingulo flavido transverſim eincta, 
apertura fübrotunda, labro reflexo candido. 8 
Lister Hift. Conchyl. tab. 35. fig. 34. Buceinum citrinum ſiniſtrorſum e 
rufo radiatum. 

Knorrs Delic. Naturae ſelectae B. II. Fig. 6. 18. 
— — Bergnügen der Augen, tom. 1. tab. 16. fig. 5. p. 23. 
— — neueſte Ausgabe p. 85. 
Favanne de Montcerv. Conchyl. tab. 65. A7. 

In der andern Abtheilung dieſes neunten Bandes werden wir eine 
rechtsgewundene von dieſer fehr weſentlich verſchiedenen Helicem flammeam 
kennen lernen. Hier ſtehet eine linksgewundene, deren Grundfarbe der 
Apfelbluͤthe gleichet, und durch breite ſenkrecht herablaufende dunkelroͤthe⸗ 
re flammicht gezeichnete Baͤnder ganz bunt gemacht wird. Die Mund⸗ 
oͤfnung wird von einem weiſſen Lippenſaum umgeben. Uebrigens fo wird 
dieſe Schnecke nur durch ihr beſſeres Farbenkleid von der en. 

ieden. 


N 
** 


einke Schnirkelſhnecken. Tab. 110. Fig-928-929. 95 


ſchieden. Wo fie eigentlich gefunden werden weiß ich nicht, vermuthe 
aber daß es eine oſtindiſche Landſchnecke ſey, die etwa von den molucki⸗ 
(chen Inſuln herſtamme. Muller äuffere in feiner Hiſt. Verm. p. 92. die 
einung, unſere eben beſchriebene Helix flammen 19 nur eine Varietaͤt 
von ſeiner Helice ſiniſtra. 


Tab. 110. Fig. 928. 929. 
Ex Muſeo noſtro. 


Die verdrehte gelbe Schnecke. 


Helix perverſa Linnaei, teſta conico-ovata, ex citrino-flava, glabra, ven- 
tricofa, anfractibus contrariis, apertura lunata, labro fimbriato, albo, fauce 
candidiſſima. Axis in junioribus perforatus eſt, in adultioribus a 
4 fimbria labri foramen umbilici obtegitur. 
Belt. Geele linkſe Tophooren. Dan. den guule links Snekke. 
Gall. Buccin citron vif dans le corps. g 

Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 34. fig. 33. Buccinum eitrinum, a dextra fini- 
ſtrorſum tortile, ſex orbium, ore albo. 

KLEIN Meth. oſtrac. $. 147. Sp. 4. p. 52. Caniftrum eitrinum. 

- GvaLrıerı Index tab. 5. lit. P. Buccinum fluviatile, ventricoſum, laeve a 
dextra in ſiniſtram convolutum, en. citrino fplendidifimum ſex fpiris 
finitum. 

DaRSEN VILLE Conchyl. tab. 9. fig. G. 5 unicum ore a dextra ad 
ſiniſtram inelinato. Buccin de couleur de citron, L' Unique, contre 
Pordinaire de coquillages eſt tornèe de droit a gauche. 

SEBA thef. tom. 3. tab. 37. Capſa ſexta. In medio areae hujus ftella con- 

fpicitur e cochleis limacum ſiniſtrorſum apertis exoticis rarioribus con- 
flata, quas et inter reperiuntur penitus flavae multas in ſpiras cireumactae. 

it. tab. 40. fig. 37. Haec cochlea e luteo eleganter picta ſiniſtrorſum 
gyrata eſt. (Sie iſt aber vom Kupferſtecher ſo vorſtellet worden, als habe 
ſie ihre Muͤndung in der Abbildung zur rechten Seite. Dahingegen haben 
alle wuͤrklich rechtsgewundenen ihre Muͤndung in der Abbildung auf der linken 
Seite? welch eine unverzeihliche Confußion in einem ſo theuren Buche? 

LN NKI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 601. p. 772. 

— — — — Edit 12. no. 688. p. 1246. 

= — Muf: Reg. Lud. VIr. no. 374. p. 669. Helix an tefta ſubum- 

“ bilicata ovato-oblonga, faepe contraria, flava feu ſulphurea. Teſta 
ovata, oblonga, laevis, diaphana. Spira faepius contraria conico con- 
vexa 


3 0 5 


96 Linke Sihnirkeifhneden. 1 Fig. 28 929. 


.vexa obtufiuſcula. Apertura inferne latior, alba. Labium exterius 


ne reflexum, obtufum; interius totum adnatum. Umbilicus in quibusdam, 
aapertura minima oblonga, ſub labro interiore reflexo. Noſeitur longi- 


tudine majori coloreque flavo inſtar fulphuris vivi. Fluviatilis eſt. 
Variat colore flavo et corneo. a), 


Berliniſches Magazin, zter Band p. 122. no. 26. tab. 5. fig. 50. Das Erdlur⸗ 


einum mit geſaͤumter Lippe aus Jamaica. 


MürLkR Hiſt. Verm. no. 288. pag. 90. Helix ſiniſtra, teſta conica futptu- 1 


rea, immaculata, ſiniſtrorſa, labro albo reflexo. 
Favarr b Hersıeny Diet. tom. 3. p. 466. Unique Bucein de couleur ei- 


tron. Bueeinum terreſtre laeve, ſex vel ſeptem ſpiris parum convexis 
oblique contortis eonſtans; apertura a dextra ad ſiniſtram difpofita, 7 
labro fimbriato et integro, colore eitrino. Cette coquille qui tend a 


genre de vis buccins, eſt terreftre et fe trouve rarement dans le forets 
de pluſieurs Iles de TAmerique meridionale, ſur tout dans celles de 


; Cajenne et de la Guiane. 
v. Born Index Muf, Caef. p. 391. Der verkehrte Schuirkel. 


— — Teſtacea — — p. 381. Helix perverſa, teſta fubperforata ovato 3 


oblonga, finiftrorfa, aurantia, labro reflexo albo. 


GRONOvII Zoophyl. Faſe. 3. no. 1559. P. 335. Helix teſta imperforata fub- R 
turrita laevi, anfractibus contrariis labro reflexo, fluviatilis. Color in 


hiſce ſulphureus, in illis albus rufo lineatus. 


FAvANAE de MonTcerv. Conchyl. tab. 65. lit. A& entre les coquillages 9 


terreſtres. 


Schroͤters Flußconchylien, p. 294 no. 93. 


TR 


Diefe Linksſchnecke hat wiederum einen kegelförmigen, ziemlich 1 
bauchichten, ſpitzig zulaufenden Bau, und unterſcheidet ſich bloß durch 


ihr einfaͤrbichtes, friſches, ſchwefel⸗ oder citrongelbes Farbenkleid von 


einigen der vorhergehenden und nachfolgenden Conchylien. Sobald man 


davon eine ganz weiſſe bekoͤmmt, ſo mag man es nur ſicher glauben, daß 
ſie durch die Sonnenſtrahlen ausgebleichet und ihres gelblichen Schmu⸗ 
ckes beraubet worden. Die juͤngeren unausgewachſenen Stuͤcke pflegen 


nur blaßgelb und wie ein blaſſer Schwefel gefaͤrbet zu ſeyn, aber die größ 
ſeren und alteren find citron⸗ und orangegelb. (fie haben reſtam ſaturate 


flavam.) Den juͤngeren muͤſſen wir alſo, wenn wir recht genau reden wol⸗ 


len, teftas e ſulphureo coloratas, den 5 aber teftas e citrino et ng 
tio a. beylegen. 
Der 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab 110. Fig.928.929. 97 


8 Der beruͤhmte Klein hat zum beſten ſolcher Schnecken davon man 
mehrere auf dieſer und der folgenden Kupfertafel abgebildet finden wird, 
ein eigenes Geſchlecht errichtet, und daſſelbe Caniſtrum genannt, weil er 


im Umriſſe der Mundoͤfnung dieſer Schnecken viele Aehnlichkeit mit einem 


kleinen Handkorbe, mit einem Caniſtro zu finden geglaubet. Gewiß eine 
ſehr weit hergeholte Aehnlichkeit und Verbindung, die vielen laͤcherlich 
ſcheinen wird. Den Hauptvorzug, welchen die mehreſten Mitglieder ſei⸗ 
nes neuerrichteten Geſchlechtes durch ihre verkehrt gedrehten Windungen 
erlangen, ſcheinet Klein uͤberſehen zu haben, weil er nichts davon meldet. 
Die meiſten Conchyliologen wollen aus dieſer Schnecke, mit der wir es 
hier zu thun haben, und aus ihren Mitbruͤdern Buceina machen. Allein 


Linne hat ſie wegen ihrer Muͤndung (denn ſie haben alle aperturam haud 


emarginatam, coarctatam, integram, ſubrotundam, ſegmento circuli demto) 


unter die Helices verſetzet. Die Zahl ihrer ſpiegelglatten, bauchichten, 


nur wenig abſetzenden Stockwerke iſt nach ihrem Alter unterſchieden. Ei⸗ 


nige haben ſechs, andere ſieben, ja wohl acht Umlaͤufe. Bey juͤngeren 


ungusgewachſenen erblicket man einen wenig geoͤfneten Nabel, der bey 
groͤßeren und älteren von einer breiten Muͤndungslippe bedecket wird. Der 


Auſſere Lippenſaum iſt weiß. Die innere Lippe leget fich wie ein duͤnnes 


[4 


weiſſes Blat über die Spindelfäule hinüber. | 
Die rechtsgewundenen von dieſer Gattung heiſſen beym Muͤller in 


Hiſtor. Vermium Helices dextrae, und die linksgewundenen Helices finiftrae. 


Die rechtsgewundenen von dieſer Art, welches man nicht erwarten ſolte, 
ſind weit ſeltener als die linksgedrehten. Beym Linne heiſſen ſie ebenfals 
auch als Rechtsſchnecken Helices perverſae, und es iſt ſehr wohl moͤglich, 
daß es eben fo gut verkehrte ausgeartete Kinder der Links gewundenen ſeyn 
koͤnnen, als dieſe Linksſchnecken oft aus der Art geſchlagene Kinder der 
rechtsgewundenen ſind. Die Sache ließe ſich am beſten auf ihrer Wohn⸗ 
ſtelle ausmachen. Iſt es gewiß, daß man daſelbſt eher hundert Links⸗ 
ſchnecken dieſer Art, als eine ſo gebildete Rechtsſchnecke finden kan, ſo iſt 
die Linksgewundene die Gattung, und die Rechtsgewundene eine Varietaͤt. 


Vom Gualtieri, Linne, von Born, Gronov, Schröter werden 
dieſe Schnecken fuͤr Flußſchnecken ausgegeben; allein nach dem Liſter, 


Davila, Favart, Favanne und anderen, die es ſicherer wiſſen koͤnnen, 
find es Land⸗ und Erdſchnecken. Dargenville hat alſo ſehr thörlich ges - 
handelt, daß er fie unter die Meeresſchnecken tab. 9. lit. g. mit hingeſtellet, 
und fein Verſehen dadurch noch groͤber gemacht, daß er unſerer L Unique 

Conchylien⸗Cabinet IX. Band. N zur 


4 


98 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 110. Fig. 930-35. 


zur contre unique die bekannte Mitre jaune oder J. Ivoire, Buceinum gla- 


bratum Linnaei (man vergleiche in unſerm ſyſtem. Conchylienwerke tom. 4. 
tab. 122. fig. 1117.) an die Seite geſetzet. Dieſer Fehler wird auch in des 
Favanne Conchyliologie, oder in der neueſten Ausgabe des Dargenville 
tom. 1. p. 425 mit Recht geruͤget und folgendermaſſen verbeſſert: Le buc- 
ein de couleur de citron nommè fauſſement l'unique et auquel Mf. Dargen- 


ville avoit donne pour pendant le Buccin de Mitre jaune ou! Ivoire a été 


renvoyé aux coquilles terreſtres. Favart belehret uns, daß dieſe Schne⸗ 
cke ſich in den Waͤldern der mittaͤglich weſtindiſchen Inſuln beſonders auf 
Cajenne und Guiane aufzuhalten pflege. Martini nennet im berliniſchen 
Magazin Jamaica als ihr Vaterland, und andere geben ſie fuͤr oſtindiſch 


aus. Sie haben vielleicht alle Recht. Denn wer will es leugnen, daß 1 


fie nicht beydes in Oſt⸗ und Weſtindien wohnhaft feyn koͤnne? 
| Tab. 110. Fig. 930. 931. item 934. 935. 


Ex Mufeo SrRENCLERIANO et noftro. 


Einige merkwuͤrdige Abanderungen von der verdichten 5 4 


gelben Schnecke. | 


Varietates notabiles Helicis perverſae. Ah 


Davıra Catal. raif. tom. I. no. 1000, p.446. Buccin unique jonquille vif, a | 


fur le premier orbe feulement une bande longitudinale brune, 
it. no. 1001. Unique citron vif depourvue de bande brune. 
LiNNEI Syft. Nat. Edit. 12. no. 688. p. 1246. 


Mürrer Hiftor. Verm. no. 288. p. 90. ſeq. lit. Q. Helix finiftra ſulphurea, 


ſtriga obliqua ſaturate fuſca. 
Knorrs Vergnügen der Augen, rom. IV. tab. 28. fig. 4. 5. 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 391. ; I 
— — Teftacea — — p.381. Helix perverſa. Der verkehrte Schnirkel. 
Tefta fubperforata flava linea longitudinali una alterave purpurea. 
FAvanne Catal. raif. no. 83. p.21. Buccin jonquille vifavec un lifere brun 

bouche a gauche. i 


Unter den citrongelben verkehrtgewundenen Landſchnecken findet 


man viele bemerkenswerthe Abaͤnderungen. Dergleichen Varietaͤten wuͤr⸗ 


de ich nun, wenn ich es bloß mit rechtsgewundenen Schnecken zu thun 
hätte, nimmer haben beſonders abbilden laffen. Aber bey den Linksſchne⸗ 
cken, deren Geſellſchaft fo klein it, muͤſſen auch Varietaͤten ſehr willkom⸗ 
men ſeyn. Einige von dieſer Gattung ſind blaß und ſchwefelgelb, 1 
8 \ au 


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Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 110. Fig. 932.933. 99 
auch duͤnnſchalichter und durchſichtiger, andere dagegen größer, dickſcha⸗ 
lichter und citrongelb. | 1 N 
Bey lg. 930 ſiehet man auf der erſten Windung eine ſchiefe braun⸗ 
rothe, länglichte Leiſte, eine ſtrigam obliquam faturate fuſcam, oder lineam 
longitudinalem purpuream in fundo eitrino ſeu aurantio. Ich darf es wohl 
nicht erſt erinnern, daß ſich dieſes dunkle ſchwarz und braunrothe ein⸗ 
zelne Band auf einem ſo friſchen citrongelben Farbengrunde vortreflich 
auszeichne, und dieſer Schnecke eine ganz beſondere Zierde verſchaffe. 
Uebrigens iſt der Wirbel bey dieſer Conchylie weiß. Der umgelegte 
aͤuſſere Lippenrand nebſt der inneren tippe und inneren Wänden find 
auch weiß. Sie lieget in meiner Sammlung und iſt zween Zoll lang, 
und einen Zoll zwo Linien breit. 2 1 

Bey lig. 931 ſtehet eine aus der Spengleriſchen Sammlung, wel⸗ 
che viel duͤnnſchalichter, leichter und durchſichtiger iſt. Sie hat auf 
dem erſten größeften Stockwerke faſt auf der nemlichen Stelle, als die 
vorhergehende, eine ſchwarzbraune Leiſte, und innerlich eine braune 
Queerbinde, die auch aͤuſſerlich hindurchſchimmert, aber doch innerlich 
ftarfer und farbenreicher iſt. Ihr Nabel iſt offen, deutlich unverſchloſ⸗ 
ſen. Ihre Muͤndung hat ſich noch nicht angeleget, noch einen Lippen⸗ 
ſaum angeſetzet, ſondern ſie iſt ſcharf wie ein Federmeſſer. Das Far⸗ 
benkleid iſt blaßgelßbbb :. TR 4 N 

Auf der folgenden zııten Kupfertafel ſehen wir noch eine hieher 
gehörende Conchylie, darauf man nicht bloß, wie bey der eben beſchrie⸗ 
benen, nur eine einzige, ſondern drey ſchwarzbraͤunliche Leiſten erblicket. 
Ja auch hinter den umgelegten weiſſen Lippenſaum ſiehet man einen 
ſchwarzbraͤunlichen Rand, dadurch die Lippe wie eingefaſſet wird. Sie 
gehoͤret der Spengleriſchen Sammlung und hat ſechs Windungen. 


Lab, 118. Rig, 2 

Ex Muſeo IIluſtriſſimi Comitis DE STROGANOW. 

Die bandirte aufgeblaſene Links ſchnecke. 
Helix perverfa ventricofa faſciata, teſta ovato - conica flaveſcente, eingulo 

trans verſim eincta, anfractibus ſeptem ſiniſtrorſis valde inflatis, 
R apertura ſublunata, labro reflexo albo. 
Neue Mannichfaltigk. Ater Jahrgang, tab. J. fig. 6. pag. 306. | 
Dieſe Linksſchnecke wird durch ihre anſehnliche und vorzuͤgliche 
Größe, durch ihre ſtark gewoͤlbten und ya , ii 
2 Urs 


100 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. r. 78.936.937. 


durch ihr friſches violet⸗ blaͤulicht gefärbtes und weiß marmorirtes Far⸗ \ 
benkleid hinlaͤnglich und ſehr kennbar von vielen Mitgenoſſen dieſer Fa⸗ 


milie unterſchieden. Sie hat ſieben bauchichte, nur wenig von einander 


abſetzende Stockwerke. Die erſte Windung wird von einer breiten weiße 
gelblichen Queerbinde zierlichſt umwunden. Eine breite, weiſſe, dicke, 


hinterwaͤrts ausgekehlte Lippe umgiebet die halbrunde Mundoͤfnung. 


Es gehörte vormals dieſe Linksſchnecke dem Reichshofrathlich Gärtner. 


riſchen Cabinette zu Wien. Sie wurde bey der Verſteigerung deſſelben dem 


Hn Grafen don Stroganow, damaligen Rußiſch⸗Kayſerl. auſſerordentlichen | 


Geſandten und nunmehrigen Geheimen Nathe erkaufet und mit nach Pe⸗ 
tersburg genommen, wo ſie ſich noch befinden wird. Ich erbat mir vom 
Herrn Grafen die Erlaubniß eine getreue Abzeichnung davon nehmen zu 
duͤrfen, die mir auch gerne verſtattet wurde. Dieſe Abbildung habe ich 


vormals dem ſel. Martini zukommen laſſen, der davon in den Mannich⸗ 
faltigkeiten loc. ſupra allegato Gebrauch gemacht. Im Spengleriſchen Ca⸗ 


— 


binette befindet ſich ein Exemplar ſo ihr ſehr nahe koͤmmt. en 


Ab. 1. Fig, 936. 937 Ä 
Ex Mufe> noftro. ; \ RG HEEHIS 
Die gruͤne mit weiſſen Queerbinden umwundene verkehrte Schnecke. 
Helix perverſa viridis, teſta conieo ovata, ſubumbilieata, anfractibus ſeptem 
viridefcentibus finiftrorfis, faſcia alba circumeindtis, infimo anfratu 
* carinato, labro acuto, RE PER 
Linnzı Syft. Nat, Edit. 12. no. 688. p. 1246. 
Knorrs Vergnügen, tom. 5. tab.23. fig.4.5. en eee 
Neue Mannichfaltigk. 4ter Jahrgang tab. 2. fig. 12. 13. p. 418. e 
In der Gattung, welche beym Linne Helix perverſa heißt, giebt es 
doch ſehr viel Abaͤnderungen. Wer ein langes Verzeichniß derſelben nach⸗ 
leſen will, den will ich auf Schröters Geſchichte der Flußconchylien ver⸗ 
wieſen haben, woſelbſt ein Regiſter derſelben pag. 296. gefunden wird. 
Der Unterſchied beſtehet aber bey den meiſten nicht im Bau der Schale 
und in der Structur, ſondern allein im Farbenkleide. Veh 
Diejenige, fo ich hier abbilden laſſen, iſt eine oſtindiſche Landſchnecke, 
und kommt von Java. Sie hat nur fieben Windungen, ſcheinet aber, 
weil ihr Nabel offen iſt, und ihr bey der Muͤndung die Lippe oder der um⸗ 
gelegte Schalenſaum fehlet, eine unvollendete, jugendliche, noch nicht 
vollig ausgewachſene Schnecke zu ſeyn. Sie hat ein e 
a eid. 


* 


r en dan 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 111. Fig. 938.939. 101 


kleid. Auf ihrer Oberfläche ſiehet man, wie bey allen von ihrer Gat⸗ 
tung, zarte ſenkrechte Streifen und Linien, die ſich aber nur mit einem 

wohlbewafneten Auge recht deutlich erkennen laſſen. Die Schale iſt 
aber dennoch bis zum Glanze glatt. Innerlich ſcheinet ſie dunkelblau zu 
ſeyn. Von einem weiſſen Bande, welches ſich um alle ihre Windungen 
bey der Nath herumſchlinget, wird ſie zierlichſt umwunden, und da⸗ 
durch nicht wenig verzieret und geſchmuͤcket. Der aͤuſſere Lippenſaum 
iſt ſcharf und ſchneidend. Der Nabel iſt zwar nur klein, aber doch fo 

tief und offen, daß man eine dicke große Stecknadel bequem bis zur 
Wirbelſpitze hindurchſtecken kan. In der Mitte, auf der erſten groͤße⸗ 
ſten Windung, erhebet ſich eine Kante oder Carina, gerade auf der 
Stelle, wo ſich die weiſſe Queerbinde anfaͤnget. Durch dieſe ſcharfe 
Kante wird nun die gegenwaͤrtige von andern mit ihr verwandten Va⸗ 
rietaͤten merklich unterſchieden. Auf der zwoten Windung ſiehet man 
eine braunrothe Leiſte. (ſtrigam fuſcam.) Martini aͤuſſert im aten Jahr⸗ 
gange der neuen Mannichfaltigkeiten pag. 418. dieſen Gedanken: „wo 
„dergleichen Leiſten an den Schnecken geſehen wuͤrden, mußten wohl 
„vormals die Muͤndungen, oder die Lippen der Mündung geweſen ſeyn.“ 
Allein da bliebe es unbegreiflich und unerklaͤrbar, warum man derglei⸗ 
chen Seitenleiſten nur bey einigen, aber nicht bey allen finde? Warum 
3. Ex. bey den einfaͤrbicht weiſſen, ſchwefel⸗ und citrongelben, grünen 
und dergleichen, oft nicht die geringſte Spur einiger Seitenleiſten zu ſehen 
und zu finden ſey? und wie dagegen bey andern wohl drey bis vier ſol⸗ 

cher Leiſten beyeinander auf einer und eben derſelben Windung ſtehen 
koͤnnen? Man vergleiche, wenn man ſogar ein Stuͤck mit vier gleich 
neben einander ſtehenden Seitenleiſten ſehen will, Knorrs Vergnügen 
eee eee eee N ö 11 

Tab. 111. Fig. 938. 939. 
J Ex Mufeo SpENGLERIANO. 

| Die unterbrochene Linksſchnecke. ar 
Helix interrupta finiftrorfa, tefta ovato-conica, umbilicata, teſſellata, longi- 
tudinaliter eincta feriebus macularum ſeu teſſellarum flavefcentium feu rufes- 


centium quadratarum interruptis faſeiis albis transverſis, 
labro fimbriato candido. 


ScHwAMMERDAM. Biblia Naturae tab. VII. fig. XI. Turbo ovatus contrario 


ductu quam aliae cochleae gyratus. 
3 GUAL- 


— N 


102 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 177. Fig. 938. 939. 


Goarrızrı Index Conchyl. tab. 4. lit. N. Turbo terreftris a dextra in fini- 


ſtram convolutus linea rubra in ſpirarum commiſſuris et faſcia latiori Be. 


in anfraetuum medio einctus. 


Knorrs Vergnügen, rom. 4. tab. 5. fg. 1. Kleines linksgewundenes Kinkhorn. 


Es iſt duͤnnſchalicht und hat von oben herab braune Wellen, die von brau⸗ 
nen und weiſſen Queerbaͤndern durchſchnitten werden. 
Mürrers Hiftor. Vermium n0.292. p.95. Helix contraria teſta alba nitida, 
tenuior minorque Helice inverfa, anfractus fex ſiniſtrorſi, ſtrigis trans- 
verfis fufeis ſubundulatis, faſcia fpirali duplici alba, inferiore altera 
latiore, interruptis. Apex ſummus niger. Apertura ovata alba, ſtrigis 


pellucentibus; paries oppofitus luteſcens. Labrum reflexum candi- 


dum. Axis perforatus adjacente fimbria labri lata, qua demum claudi 
videtur. Tenuitas teſtae. fluviatilem ſuſpicari pe, b labrum vero 
ſplendidum terreſtrem probat. 9 
FAvanne de Monrtcerv. Conchyl. tab. 65. lit, As. 
Dieſe Linksſchnecke iſt ſeltener als eine der Wee ee auf Fer 
fer und der vorigen Kupfertafel beſchriebenen kegelförmigen Landſchne⸗ 
cken. Mir ſind, nachdem ich doch ſeit einigen zwanzig Jahren den Links⸗ 


ſchnecken ein us befondere Aufmerkſamkeit geſchenket, nur drey Conchylien⸗ 


ſammlungen bekannt worden, darinnen dieſe rare verkehrt gewundene 
Schnecke gelegen. Ein ganz kleines Exemplar derſelben beſaß der ſelige 
Paſtor Schadelock zu Nürnberg, der mir davon eine durch den Natu⸗ 
ralienmahler Keller verfertigte Zeichnung uͤberſandte. Eine etwas gröſ⸗ 
ſere war von der Inſul Java, aus Batavia dem Herrn D. und Stadt⸗ 
phyſicus Feldmann zu Neu- Ruppin uͤberſandt worden, davon ich auch 
ſogleich die Abbildung und Beſchreibung empfangen. Das dritte beſte 
und vollſtaͤndigſte Exemplar von dieſer Gattung, welches leichte noch 
einmal fo groß als die beyden vorgedachten, lieget in der Conchylien⸗ 
ſammlung des Herrn Kunſtverwalter Spenglers. Und eben dieſes letz 
tere iſt es, ſo ich hier, obgleich etwas vergrößert, abbilden laſſen. 

Ich nenne dieſe verkehrtgewundene, Helicem interruptam ſiniſtrorſam, 
weil die Reihen ihrer laͤnglichten Flecken und Würfel von einigen Queer⸗ 
binden durchſchnitten und gleichſam unterbrochen werden. Im 2ten Abs 
ſchnitte des oten Bandes dieſes ſyſt. Conchylienwerkes werden wir eine 
Helicem interruptam dextrorſam kennen lernen, als Die Contre unique, 
oder als das Gegenſtuͤck von dieſer gegenwaͤrtigen Siniftrorfa. Beym 


Muͤller in der Hiſtor. Vermium heißt dieſe Linke, Helix e nem⸗ 


lich contraria Helieis interruptae dextrorſae. 


Von 


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5 


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3 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. TTT. Fig. 940-949. 103 


i Von den weiſſen Queerbinden, damit fie umgeben wird, Läuft die 
eine breitere uͤber die Mitte der Windungen hinuͤber, die andere ſchmaͤ⸗ 
lere windet ſich bey der Nath um die Stockwerke mit herum. Müller 


giebt ihr in feiner. Hiſtor. Verm. den daͤniſchen Namen Bölgede Links 


Snekke, das iſt, wellenfoͤrmige Linksſchnecke. Er redet auch in ſeiner 


Beſchreibung von ſtrigis undulatis. Weil aber die viereckigten Flecken 
ihrer Oberflache eher den Steinen eines Dambrettes gleichen, und gar 


nichts wellenfoͤrmiges an ſich haben, fo iſt dergleichen mit gutem Vor⸗ 
bedacht aus meiner Beſchreibung hinweggelaſſen worden. 
Die Schale iſt bey dieſer Schnecke ſehr duͤnne und durchſichtig, 


daher auch an den inneren Wänden alle‘ Flecken der Oberfläche aufs 


deutlichſte zu ſehen ſind. Es ſoll keine Flußſchnecke, ſondern eine Land⸗ 
ſchnecke ſeyn, weiches Muller aus ihrem breiten Lippenrand ſchließen 
und beweiſen will, welche Fol 
und zuverlaͤßigſte ſeyn möchte. | 
Von dem Nabel dieſer Schnecke meldet mir D. Feldmann folgen⸗ 
des. Ihr umbilicus iſt zwar klein, aber doch immer fo groß, daß ich 
eine Stecknadel einen Viertelszoll tief hineinſtecken kan. Die eyfoͤrmige 


Mundoͤfnung wird von einem weiſſen umgelegten Lippenſaum umgeben. 
Der Wirbel oder apex iſt ſchwarz. Daß fie oſtindiſch ſey und auf Java 
wohne, habe ich oben bemerket. Die Abbildung in Schwammerdams 
Bibliis Naturae iſt aus Unwiſſenheit oder Nachlaͤßigkeit des Kupferſte⸗ 
chers ſehr unrichtig vorgeſtellet worden. Sie ſoll nach Schwammer⸗ 
dams Beſchreibung links ſeyn, und ihre Muͤndung auf der linken Seite 
haben, und ſolche ſtehet auf der rechten Seite. Di 


Tab. 111. Fig. 940 - 949. 

| Linksgewundene Prinzenflaggen. 

Helix laeva Mülleri, teſta fubeylindracea, turrita, albida, diaphana, umbi- 
licata, transverfim faſciata, anfractibus ſeptem ſiniſtrorſis, labro 8 

a reflexo candido, labio adnato. 2 

#, Alba faſeiis ſex rufo fuſeis, intus in fauce et interna cavitate diſtinctiori- 

0 bus et extus pellucentibus. Fig 940. Ex Muſeo Spengleriano. 

b, Alba faſeiis tribus rufefcentibus feu coerulefcentibus, Fig. 941. Ex 
Muſeo noſtro. f 

e, Alba faſeiis duabus rufo-fufeis feu coeruleſcentibus. Fig. 942. Ex Muſeo 
Spengleriano. 


4, Alba 


gerung doch aber wohl nicht die ſicherſte 


* 


104 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. ıır. Fig.940-949. 
35 Alba et luteſcente, fafeiis quinque, tribus latioribus eoeruleſcentibus dua- 
bus penes ſuturam rubicundis. Fig. 944. 945. Ex Mufeo noſtro. 


e, Alba et flavida ſubventricoſa, faſciis ſex, quinque coerulefcentibus latio- N 
ribus, fexta ſuturae proxima a 1 Fig. 946. 947. e a 


noſtro. 


ee) 


.f, Alba et lutefcente faſciis tribus latis purpureis. Fig. 948. Ex Mufeo en 4 


nifimi Principis haereditarii Schwarzburgo- Rudolſtadienſis. 


g: Variegata teſſellis viridefcentibus flavidis rubicundis et faſciis elegantiflime a 


condecorata. Fig.949. Ex Muf. Seren, Princ, Rudolſtadienſis. 


Gall. Pavillon du Prince rubanne. Belg. Linkfe Prinzen Viag. 
Dan. Den Snorede Links Snekke. 7 


ne yälhp Recueil de Planches tom. 6. tab. 64. fig. 8. Celui a boeh N 4 


gauche terminee par un bourrelet; il eſt legerement ombilique et tres 


‚agreablement coloré; il a des. bandes eiteulaires de couleur de lie de 


Vin fur un fond blanc. 


Knorrs Vergnuͤgen der Augen, tom. 6. tab. 29. fig. 3. p. 58. Die kleine Schi 1 


fahne mit blaͤulicht gruͤnlichen Binden auf weiſſem Grunde. Es iſt zweifels⸗ 
ohne eine Lands oder Flußſchnecke. (Allein da fie ihre Muͤndung zur rech⸗ 


ten Hand hat und auch im Texte nichts davon erinnert wird, daß ſie links 1 
ſey, ſo kan es freylich ſeyn, daß der Kupferſtecher ſich beree und. ane 
linke als rechtsgewunden vorgeſtellet, und daß der Schriftſteller ebenfals das 0 


verkehrte ihrer Windungen nicht bemerket. Aber es iſt auch gerne moͤglic 
daß es eine contre unique unſerer hier ſtehenden linksgewundenen ſeyn koͤnne. 


Mürrzr Hiſt. Verm. no. 293. p. 95. Helix laeva, teſta candida, in majori 
ſpira extus parum lutefeit, intus in ipſa columella lutea. Anfractus R 
quinque feu fex in finiftram circumacti. Apertura alba faſciis non ab 
extus pellucentibus ſed ipfi aperturae inſeriptis, et ab intus extrorſum 

tränsparentibus, quod huic-fpeciei prae omnibus peculiare eſt. Paries 

anfractus aperturae oppoſitus ſeu columella lutea. Labrum ſubrefle. 
xum candidum, pone labium interius in extremitate axis foraminulum. 


Fav ART Diction. tom. 3. p. 467. Unique Ruban.: Strombus buceiniformis 


terreſtris, ſeptem fpiris convexis et oblique carinatis eompoſitus; lineis 
ex nigro purpurafcentibus et alternatim roſeis vel aliis eoloribus circum- 
feriptus, apertura finiftra inſignis. Elle eſt compofee de fept ou huit 


ſpires convexes, contournees obliquement. Cette efpece ne 150 ren- 


contre que par le grand haſard parmi ces  fortes de coquilles. 
Neue 


Linke Schnirkelſchnecken. Tab. rr. Fig 940-949. 105 


Neue Mannichfaltigkeiten, 4tet Jahrgang tab. 1. fig. 8.9. p. 8. 9. (Darinnen 
xrrete ſich aber der liebe Mann, wenn er es auf dieſer Stelle behauptete, dies 
ſey Helix inverſa Mülleri in Hiſt. Verm. Es ift zuverlaͤßig Helix laeva 
4 Mülleri. ae Bi a 15 Wr Et in 10 5 1 * 110 
‚FAVAnnE pe MonTeerv. Conchyl. tab. 65. lit. A3- Centre coquillages ter- 
reſtres) a g 0 | 


u 


— Catal. raiſ. no. 86. p. 21. Bucein rare bouche à gauche dit 
ie Pavillon du Prince rubanné, couleur jonquille, à trois rubans roſe. 
Muͤller und Martini ſtehen in der Meinung, es diene dieſer Gat⸗ 
tung zum Unterſcheidungszeichen und ſey ihr naturlich und eigenthuͤmlich, 
daß ihre Queerbinden und Guͤrtel innerlich ein lebhafteres Colorit haͤtten, 
als von auſſen; und da gewoͤhnlich bey andern duͤnnſchalichten Schnecken 
Ae cereene darun und Mahlerey innerlich hindurchſchimmere, ſo mache 
dieſe Gattung darinnen eine unerwartete Ausnahme. Denn ihre Binden 
und Guͤrtel waͤren eigentlich innerlich auf der Unterflaͤche mit Farben auf⸗ 
getragen worden, und ſchimmerten von daher bey der Oberflaͤche hindurch. 
Nun begehre ich es im geringſten nicht hinwegzulaͤugnen, daß dies bey 
einigen von dieſer Gattung allerdings wahr und richtig ſey. Aber dar⸗ 
aus muß nicht ſogleich ein algemeines ſicheres Unterſcheidungszeichen für 
— alle Mitglieder dieſer Gattung gemacht werden. Ich beſitze von dieſer 
Gattung fuͤnf verſchiedene Abaͤnderungen, aber bey keiner einigen derſel⸗ 
ben das angegebene Unterſcheidungszeichen, welches alſo bloß zufaͤllig und 
nicht weſentlich iſt. Meine Exemplare haben auch ſehr duͤnne Schalen, 
daß ich innerlich alle Binden und Guͤrtel, welche ſich um die Oberflaͤche 
herumwinden, aufs deutlichſte erblicken kan. Aber daß die Natur bey 
allen dieſen Schnecken, wie ſich mein lieber Martini in den Mannichfal⸗ 
tigkeiten loc. ſupra eit. ausgedruͤcket, im umgekehrten Verhaͤltniß wuͤrke, 
‚fie innerlich gleichſam nur beym Unterfutter bemahle und bandire, damit 
die Zeichnung auſſerlich beym Oberkleide hindurch ſchimmern möge, kan 
ich nur von einzelnen Mitgliedern dieſer Gattung, aber durchaus nicht 
von den meiſten, und am wenigſten von allen gelten laſſen. 
g Es iſt augenſcheinlich und unleugbar, daß der ſchalichte Bau bey 
dieſer Schneckengattung mehr verlaͤngert und geſtreckt erſcheine, wie auch 
eine weit ſchmaͤlere mehr thurm⸗ und walzenfoͤrmige Bildung habe, als 
bey der Helice perverfa, finiftra, interrupta, die kurz zuvor beſchrieben 
worden. » Darüber find die Conchyliologen laͤngſt einig, daß man dieſe 
Art nicht im Meere zu ſuchen habe, aber daruͤber wird noch geſtritten, ob 
Couchylien⸗ Cabinet IX. Band. O man 


1 


. 


106 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 111. Fig · 940-949. 1 


man ſie für Schnecken aus den oſtindiſchen füffen Waſſern und Fluͤſſen, 
oder für Erd⸗Land⸗ Baumſchnecken halten müfle. Beym . h 
es Landſchnecken, beym Martini Flußſchnecken. Wenn jene Worte, die 
ich aus Möllers Hift. Verm. bey der fig. 938 beſchriebenen Helice inter- 
rupta angefuͤhret, zur Grundregul dienen koͤnnten und entſcheidend waͤren, 
Tenuitas teſtae fluviatilem fufpicari meretur, labrum vero fplendidum ter- 

reſtrem probat, fo würde die Sache leichtlich auszumachen ſehnn n 
5 Man haͤlt dieſe Gattung, deren groͤſſeſter Vorzug darinnen beſtehet, 
daß ſie ihre Muͤndungen zur linken Seite haben, für fehr rar und ſelten. 
Auch vermiſſe ich ihre Abbildungen und Beſchreibungen in vielen der be⸗ 
ruͤhmteſten conchyliologiſchen Schriftſteller. Deſto mehr ward ich über⸗ 
raſchet, als ich vor ein paar Jahren im en e e 9 

zu Schwerin wohl zwanzig Stücke dieſer linken Gattung bey einander 
liegend antraf, davon mir hernachmals der hochſelige Herzog Friederich 
einige zuſtellen laſſen. Es erreichet dieſe Gattung niemals eine recht an⸗ 
ſehnliche und vorzuͤgliche Groͤße. Meine laͤngſten Stuͤcke haben nur ſie⸗ i 

ben Windungen und find anderthalb Zoll lang, fieben bis acht Linien 
breit. Die eyförmige Mündung wird bey den meiſten von einem umge⸗ 
legten weiſſen Lippenſaum umgeben, auch bemerket man bey den mehreſten 
einen kleinen Nabel. Da die rechtsgewundenen von dieſer Art noch fee 
tener find als die linken, fo entſtehet die Frage, ob man dieſe linfsger 

wundenen nicht richtiger als Nachkommen und in gerader Linie abſtam⸗ 
mende Kinder linker Eltern, und die rechtsgewundenen von dieſer Art 
als ausgeartete Kinder linksgeborner Vorfahren anzuſehen habe, oder 
ob man von dem allen das Gegentheil für wahrſcheinlicher und glaubwuͤr⸗ 
diger anſehen muͤſſe? Daß unter ihnen eine ſehr große Verſchiedenheit 
und Abwechſelung herſche, und faſt jede ein anderes Farbenkleid trage, 

verſchiedentlich umwickelt und bandirt erſcheine, wird man ſchon aus deem 
oben dargelegten lateiniſchen Regiſter der nur mir allein bekannt geworde⸗ 
nen Varietaͤten ſchließen und abnehmen, auch nun aus der nachfolgenden 
etwas umſtaͤndlicheren Anzeige noch beſſer erfahren koͤnnen. h 
Pig. 940 gehöret der Spengleriſchen Sammlung. Sie wird auf 
ihrer erſten Windung von ſehr ungleichen Bändern (denn einige find breir 
ter, andere ſchmaler umwunden. Ihre weißliche Schale iſt ſehr duͤnne, 
und hat einen deutlichen Nabel, aber keine Muͤndungslippe. Die blau⸗ 
lichten Gürtel, damit ſie wie umwickelt wird, find innerlich friſcher, far 

bichter und deutlicher als auf der Oberflaͤche. Sie ſchimmern von der in? 
neren Seite nach der aͤuſſern hindurch. N 115 11 | 
A ek Jg. 941. 


Bi. 


KLeinke Schnirkelſchnecken. Tab. 111. Fig.9402949. 107 
Fig. 941 lieget in meinem Cabinette und iſt dickſchalichter. Ihre 
Grundfarbe iſt weiß. Sie wird auf dem erſten Stockwerke von drey 
bläulichten ziemlich weit von einander ſtehenden Queerbinden umwun⸗ 
den, welche aber auf der Oberfläche ſtaͤrker, farbichter und fichtbarer 
ſind wie auf den inneren Waͤnden, daran ſie nur hindurchſchimmern. 
Sie hat ſieben Windungen. Der Nabel iſt offen. Die eyfoͤrmige Mund⸗ 
ofnung wird von einem umgelegten weiſſen Lippenſaum eingefaſſet. 
Pig. 942 und 943 habe ich aus dem Spengleriſchen Cabinette ent⸗ 
lehne. Sie hat ee davon die erſte citrongelb iſt, und 
von zwo breiten bläulichten Queerbinden, welche innerlich hindurchſchim⸗ 
mern, umgeben wird. Doch zeiget ſich auf den folgenden Umlaͤufen 
N eine dünne orangefarbichte Binde, die aber nur einer zarten Linie 
Fig. 944 und 945 wurde mir aus der Herzoglich Meklenburgiſchen 
Sammlung verehret. Sie iſt dickſchalichter und geſtreckter als eine der 
vorhergehenden. Sie hat ſieben Windungen und einen deutlichen Nabel. 
Sie wird auf dem erſten Stockwerke von drey breiten bläulichten und 
nahe bey der Nath von zwo blaßroͤthlichen ſchmalen Binden umwun⸗ 
den. Ihre eyfoͤrmige Mundoͤfnung wird von einem weiſſen umgelegten 
„ 0. ee 5 
Fig. 946 und 947 habe ich von eben daher empfangen. Man ſie⸗ 
het auf ihrer erſten gelblich gefärbten Mündung ſechs Bänder, davon 
fuͤnfe blaͤulicht ſind und innerlich hindurchſchimmern. Der ſechſte iſt 
aber roſenroth und gleichet einer zarten Linie, ſo ſich bey der Nath auch 
noch um einige andere Umlaͤufe mit herumwindet. Auch bey ihr ſiehet 
man einen Nabel und umgelegte weiſſe Lippe bey der Muͤndung. 
Fig. 948 befindet ſich in der Sammlung des durchl. Erbprinzen 
zu Rudolſtadt. Sie iſt hochgelb, carmoiſinfarbig bandiret, mit einem 
weiſſen umgelegten Lippenſaum. Martini redet von ihr im zten Jahr⸗ 
gange der neuen Mannichfalt. pag. 815 und glaubet ihr Ebenbild in 
Liſters Hift, ‚Conchyl. tab. 36. fig. 35, und in des Sebaͤ chef. tom. 3. 
tab. 40. fig. 38. zu finden, wo doch andere es vergeblich ſuchen werden. 
Fig. 949 iſt ohnſtreitig wegen der anſehnlichen Groͤße und vortref⸗ 
lichen Farbenmiſchung die ſchoͤnſte Varietaͤt dieſer Gattung. Sie wird 
nicht blos von zierlichen Baͤndern umwunden, ſondern durch gruͤne, rothe 
und weiſſe reihenweiſe als Wuͤrfel geordnete Flecken ganz bunt gemacht. 
Der durchlauchtigſte Erbprinz von e beſitzet das * 1155 
9 u | 2 elben, 


* 


108 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 112. Fig. 950.95 1. \ 
ſelben, davon ich eine fehöne Zeichnung unter den Martiniſchen Papie⸗ 1 


ren gefunden. 5 | A 
0 | Tab. 112. Fig. 950. 951. Wie 5 1 A ‚aM 


4 Ex Muſeo noſtro. e 1 

Die linke Otaheitiſche Flußſchnecke. { 

Helix perverfa in rivulis Infulae Auftralis Otaheite reperta, tefta erafiufeula? Bi. 
ex caffeo ſeu brunneo colorata, umbilicata, anfractibus quinqe ..ı 
Ceontrariis, labro fimbriato lato abo. 09004. 0.00 

Unter manchen füdländifchen Schnecken, die mir von den Koofe 
ſchen Seereiſen zugefallen, gehoͤret auch dieſe ſonderbare Linksſchnecke. 
Ich bekam ſie aus Engeland unter folgender Benennung und Nachricht: 
Small reverfe long Snail fund in the rivers of Otaheite, das ift, die ſchmale 
laͤnglicht verkehrt gewundene Schnecke, welche in den Baͤchen b N 
kleinen Fluͤſſen auf Otaheite gefunden worden. Sie ift ziemlich dies, 
ſchalicht und dabey merklich genabelt. Ich zaͤhle bey iR fünf Stode 
werke. Ihr Farbenkleid iſt coffeebraun. Die eyfoͤrmige Muͤn⸗ 
dung wird von einem breiten ſchneeweiſſen Lippenſaum eingefaſſet. un 
der inneren Lippe zeiget ſich ein kleiner weiſſer Wulſt (callus), der faſt 
einem Zahne gleichet. Daß dieſe Schnecke aͤuſſerſt rar und ſelten ſey, 
werde ich nicht erſt melden duͤrfen. Doch hat ſie bey aller Seltenheit 
in Engeland nicht mehr als zween Schilling (etwa zwoͤlf Groſchen) und 
ſechs Pence gekoſtet. Ob ſie aber noch daſelbſt fuͤr dieſen geringen Preiß 
zu bekommen ſey, daran zweifle ich ſehr. Wer nur etwas geuͤbte con? 
chyliologiſche Sinnen hat, wird doch wohl nimmer in Verſuchung ge 
rathen, dieſen Helicem ſiniſtrorſam auſtralem mit jener ebenfals von Dias 
heite hergekommenen, bey tab. 103. fig. 882. 883. Bulla hypnorum contra- | 
ria zu verwechſeln, noch ſich einfallen laſſen, daß hier eine völlig aus⸗ 
gewachſene mit ihrer vollendeten Lippe und dorten nur eine jugendliche 
unausgewachſene geſehen werde. Denn jene Bullae haben aperturam et co: 
lumellam truncatam et diſſectam, dieſer Helix aber aperturam integerrimam. 


Linke wanne Tab, 112. Finn 953. 109 
0 Jab. 112. Fig. 952. 953. ” 


Ex Muſeo noftro. 


Das Widderhorn. Die verkehrt gewundene Tellerſchnecke. 


a bun Arietis Linnaei, teſta depreſſa umbilicata, planiuſcula flaveſcente alba, 


. eingulis rufeſcentibus inaequalibus eircumeincta, ae 
f contrariis. 

Belg. Ramshooren. 41 
Lori Hit. Conchyl. tab. 136. fig. 40. Cochlea compreſſa Auviatilis fafeiata; 
KLEIN Meth. oſtrac. . 12. no. I. p. 5. tab. 1. fig.7. Cornu Hammonis fpu- 
rium maximum fluviatile, corrugatum transverſim, cujus quidem ſpirae 
ſunt Cornu Hammonis faciei arcte tamen ſibi invicem incumbunt, ut 
in orbem convolutae videantur, ore autem integro, ſimplicique margine. 


f 5 Gazophyl. tab. 92. fig. 4. Great girdled Brafile cheefe Shell. 


SBA thef. tom. 3. tab. 39. fig. 14. Cochlea major umbilicata taenlis ex x rufo 
luteis circulata. f 
item fig. 15. Alia ejusmodi nigris Iuteisque taenüs eleganter eircum- 
data, ſulcis dilute purpureis diſtincta. ö 
DA Fee Elements of Conchology tab. 3. fig. 10. 
Linnkı Sytt. 55 Edit. 10. no. 590. p. 771. 
— — — Edit. 12. no. 674. p. 1244. 


— — Muf N Lud. VIr. no. 367. p. 666. Helix cornu arietis, teſta 


dura, laevis, alba, faſciis duabus linearibus fufeis et unica inferiore 
lineari geminata flaveſcente. Spira depreſſa deſcendens verſus apicem. 

ö Apertura ovalis. Umbilicus patens nn quam fpira a parte fuperiore, 

Habitat in Europa fluviatilis. 

Geve Beluftigungen tab. 3. fig. 9.71. 12. 73. Bandirtes Poſthorn. 

Encyelop. Recueil des Planches, tom. 6. tab. 65. fig. 4. Celui a un ombilie 
qui traverſe toute !’ epaiffeur de la coquille; les tours de fpirale font 
prefque für le meme plan et la pointe, 

Knorrs Vergnügen der Augen tom. 1. tab. 2. fig. 4. 5. 

MürlLER Hiftor. Vermium no. 342. p. 152. Planorbis contrarius teſta ſini- 
ſtrorſa, ſupra umbilicata, faſeiis diverficoloribus. Teſtam hanc in Mu- 
ſeis frequenter obviam non ſatis accurate attenderunt Conchyliologi, 
hinc circumadtio ejus in ſiniſtram non fuit obfervata. 


Gronovıı Zoophyl. fafc.3. no, 1543. Helix teſta utrinque umbilicata pla- 
na, anfractibus contrarüs. Habitat in Braſilia. 


O 3 v. BoRN 


in 


110 Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 112. Fig. 952.953 . 
v. Bonx Inder Mut; Ciel: pi gg.. nd he ee 
— — Leſtacea — — p. 373. Helix Cornu arietis, teſta orbiculata in- 1 
voluta, ſubtus umbilicato concava, laevis: anfractus ſex contigui tere. 
tes, apertura ovalis; color niveus, faſeiis transverfis dorfalibus fuſeis. 
Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien tab. 9. fig. 13. p. 230. % 
Viele der alten und neuen Tonchyliologen haben es laͤngſt bemer⸗ 
ket, daß man einige Gattungen der Tellerſchnecken als Linksgewundene 
anzuſehen habe. Dergleichen behauptete ſchon Bonanni in feinen Re. 
creat. tab. 157. fig. 316. Geve aäuſſert in feinen Beluſtigungen p. 27. 
bey fig. 18. 19. die nemliche Meynung, wenn er ſchreibet: „— von die⸗ N) 
„ser Art Poſthoͤrner findet man auch Linkshoͤrner — oder wie es in 
„ der franzöͤſiſchen Ueberſetzung dieſer Worte noch etwas deutlicher auss⸗ 
2 gedruͤcket wird — parmi cette efpece de cors on en trouve qui font con- 
„tournes à gauche.“ Adanſon hat eben dieſe Gedanken, weil er in fee 
ner Hiſt. naturelle du Senegal bey tab. 1. p. 8. ſich alſo vernehmen laſſet: 1 
On s'apperęoit que les fpires tournent de droite à gauche en regardant le 
plan de la coquille comme horizontal et confequemment l’ouverture eſt ?! 
fa gauche, ce qui la range avec les Uniques. Mein nun verklaͤrter Freund 
Martini gieng ehemals noch weiter und erklaͤrete in einer geſchriebenen 
Anmerkung, die er einen nun in meinen Haͤnden befindlichen Exemplar 
des Berliniſchen Magazins tom. 4. p. 251. beygefuͤget, alle Tellerſchne⸗ 
cken für Linksſchnecken. Hier find feine eigenen Worte: „Weil beym 
„Fortkriechen dieſer Schnecken der breite Rand ihrer Muͤndung allemal, 
„wenn die Schale nicht gerade in die Hohe gerichtet iſt, ſondern ſich 
„auf die Seite leget, einen Theil des Körpers decket, und alſo in die 
„fer Stellung ſowohl das Gehaͤuſe dieſer als der uͤbrigen Tellerſchnecken 
„ beurtheilt werden muß, ſo gehören fie alle unter die Linksſchnecken “ 
Allein bey der nachfolgenden Stelle, die ich aus der Feder des ſel. 
Martini im zten Bande der neuen Mannichfaltigk. p. 815 finde, wenn 
es daſelbſt heißt: „Schalen die in ſich ſelbſt gewunden ſind, und uns 
„auf beyden Seiten egale Flaͤchen geben, koͤnnen, meines Erachtens, 
„ihrer Natur nach, weder als links⸗ noch als rechtsgewunden angeſe⸗ 
„hen werden, oder ſie koͤnnen nach ihrer willkuͤhrlich veraͤnderten Lage 
„den Schein von jeder Art der Einrollung annehmen — ſolte es faſt 
ſcheinen, daß ihm ſeine vorige Meinung gereuet, und er ſie wieder zu⸗ 
ruͤckgenommen habe. 5 | | Be 
Von der hier abgebildeten Tellerſchnecke will es der Herr Confe⸗ 
renzrath Muller, wie ſolches aus feinen oben angeführten Worten 10 \ 
75 helle, 


— 


- * 
ee eg 


— 


N Linke Schnirkelſchnecken. Tab. 112. Fig. 952.953. 111 


hellet, faſt zuerſt bemerket haben, daß man bey ihr ſpiras contrarias finde. 
Andere und beſonders Gronov haben dergleichen laͤngſt geſehen, obgleich 
des letzteren Bemerkung von den antractibus contrariis hujus helieis erſt 
nach feinem Tode in den Zoophyl. der Welt bekannter geworden. 
Wer ſich am leichteſten überzeugen will, daß man wuͤrklich bey 
dieſer Schnecke verkehrte Windungen finde, der lege ſie nur mit der 
Tellerſchnecke zuſammen, die beym Linne Helix cornea, beym Konferenz 
rath Muller Planorbis purpura, und bey andern das vertiefte Poſthorn, 
oder die Coccinelſchnecke genannt wird, fo wird man bey genauer Ver⸗ 
gleichung ihrer Woͤlbungen und Windungen es ſogleich gewahr werden, 
daß die eine von dieſen Gattungen ſich zur rechten, die andere aber 
zur linken Seite hinuͤberkehre, und daß die hier abgebildete in Abſicht 
jener Helicis corneas allerdings anfractus contrarios habe, und Helix con- 
traria heiſſen koͤnne. Petiwer und Gronov geben ihr Braſilien zum Va⸗ 
terlande. Andere wollen fie von den moluckiſchen Inſuln, und beſonders 
aus Amboina bekommen haben. Hier erhalten wir ſie gemeiniglich aus 
China. Einige erklaren fie ſehr irrig für eine Meerſchnecke, andere bez 
haupten es richtiger, daß es eine Erdſchnecke ſey. Doch wollen die 
meiſten ſie lieber fuͤr eine Flußſchnecke gehalten wiſſen. Die hier vor⸗ 
geſtelte hat einen gelblichen Grund, einen tiefen Nabel, fuͤnf Windun⸗ 
gen, eine eyfoͤrmige Mundoͤfnung. Die Form und Bauart iſt bey vie⸗ 
len von dieſer Art voͤllig gleich, aber im Farbenkleide find fie ſehr ver, 
ſchieden. Einige haben eine milchweiſſe, andere eine gelbliche Grund⸗ 
farbe. Die hier abgebildete wird von zwo breiten rothbraunen und 
drey kleineren Binden umwunden. Andere haben vier ja wohl ſechs bis 
ſieben Binden, davon fie umgeben werden. Dieſe Bänder. fchimmern 
auf das deutlichſte bey den inneren Windungen hindurch. Alle derglei⸗ 
chen Abaͤnderangen hier umſtaͤndlich zu beſchreiben, wuͤrde wohl ſehr 


2 u 


unnöthig und überfiüßig feyn. 95 
In Gevens Beluſtigungen wird uns vom Bewohner dieſer Teller⸗ 
ſchnecken pag. 24 manches ſonderbare erzaͤhlet. Nur Schade, daß man 
uns keinen ſicheren Buͤrgen genannt, der uns fuͤr die Wahrheit dieſer 
Ausſagen ſtehen koͤnne. Es heißt daſelbſt: „das Thier wird zur Speiſe 
„nicht gebrauchet, obwohl nichts giftiges daran iſt. Es iſt eines hal⸗ 
„ben Fingers lang, wenn es kriechet, aͤuſſert vielen Schleim, und hat 
„eine graue, auf dem Ruͤcken geſtrichelte, runzelich krauſe Haut. Der 
»» Unterleib iſt von heller Farbe, und mit einer Menge kleiner Fuͤße ver⸗ 


„ ſehen.“ (Si fabula vera.) 
mh Tab, 


112 Linke Schnirkelchnecknn Tab. 11a. Fig, 954 955 1 
Tab. 112. Fig. 954. 955. N 


Ex Mufeo SpENOLERIANO. 


Die Säule. Die Walze. Das Wachslicht. 
Die geflammte linksgewundene Schraube. 


Helix columna ſiniſtrorſa, teſta cylindracea albida, pellucida, maculis on- RN 
gitudinalibus flammeis rufeſcentibus inſignita, anfractibus 7 vel gm ) 
contrariis, apertura Ovato - oblonga. Abk * 
Gall. La Vis flambèe. Dan. Stötte Hornet. Linkshornet. 
Lister Hiftor. Conchyl. tab. 38. fig. 37. Buccinum ſiniſtrorſum tortile quin- 
ö que tenuium et valde me Aeon e rufo radiatum, apercura 
plana. „ 
‚Kısın Meth. oſtrac. 5. 89. et 90. no. 3. p. 34. Tuba phonurgica hammer 4 
e rufo, ſpirarum quinque tenuium valde productarum. a 
Bonansı Muf, Kircher. Cl. 3. fig. 400. p. 475. Buccinula quinque ſpiris 9 
contorta et valde in longitudinem extenſa ore oblongo in ‚mucronem 1 
producto, colore albo, ſupra quem in parte externa maculae caſtaneae 
ſine ullo ordine ſerpunt. Huie cochleae os ineſt in parte finiftra col. 1 
locatum. 4 
Lessers Teftaceoth, $. 5 T. lit. S. pag. 217. Eiue kleine Schraubenſchnecke von 
5 weiſſer Schale, über welche die Länge herab wellichte caſtanienbraune Bin⸗ y 
den gehen. Der Mund iſt oben offen und laͤuft ſpitzig zu. . 2 
Encyelop. Rec. de Planches tab. 65. fig. 13. Buccin extr&mement rare, et 
peu connu. II a la bouche à gauche, il eſt legerement ſtrie, et d'une 
couleur jaunatre avec de taches brunes, qui traverſent en partie cha- 1 
que tour de ſpirale ſur ſa longueur. 4 
DaviLA Catal. raif. tom. T. no. 1006. p. 448. Vis Buecin tres rare et Uni. 1 
que, griſe, à flammes longitudinales rouſſes, et à robe reticulee. 8 1 
MülLER Hiſtor. Verm. no. 34 1. p. 15 1. Buccinum Columna, teſta turrita, 
alba, apice fulvo, anfractibus maculatis ſiniſtrorſis, apertura oblonga. 9 
Inter cochleas rariſſimas et maxime ſingulares locum e verum 1 
Muſeorum ornamentum. 1 
Martin i Neue Mannichfaltigkeiten Ater Jahrgang, tom. 4. tab. 25 fig. 15. 16. 1 
p. 421. Die linke Schraubenſchnecke aus Guinea. N 4 
ene der Flußconchylien, p. 291. no. 90. Die gethuͤrmte inks, 4 
hecke. U. 
FAVANNE de Montcerv. Conchyl, tab, 61. fig. Hs. Hs. Entre coquilles 
8. eau douee. 
Fa - 


Ake Schnirkelſchnecken. Tab. 112. Fig. 954 955. 113 


FavaNNE de MoNrTCERv. Catal. raiſ. p. 33. no. 135. Une Vis tres rare dont 
la bouche eſt tournèe de droite à gauche, dite la Vis flambee, figure 
allongee, à clavicule obtufe, a robe blanchätre veinèe de flamèches 
maron-brun; elle a trois pouces de longueur fur huit lignes de largeur. 


105 Einige der oben angefuͤhrten Schriftſteller ſcheinen dieſe vortref⸗ 
liche Schnecke nur wenig gekannt zu haben, nimmer koͤnnten ſonſt ihre Be⸗ 
ſchreibungen derſelben fo gar ſchlecht und mager ausgefallen feyn. 307 
nanni macht aus dieſer doch ganz anſehnlichen Schnecke ein Buceinulum, 
und Leſſer giebt ihr in der Teſtaceologia den armſeligen Namen einer 
kleinen Erdſchraube. Weder Blein noch Leſſer gedenken in ihren Be⸗ 
ſchreibungen des Hauptvorzuges, daß ſie allemal links gefunden werde. 
Sie hat eine faft walzenfoͤrmige Bildung und ganz ſtumpfe Spitze. Ei⸗ 
nige finden in ihr das Bild eines Stuͤmpfgens von einen weiſſen Wachs⸗ 
lichte, andere das Bild einer Stuͤtze und Säule, noch andere glauben bey 
ihr viele Aehnlichkeit mit einer Schraube zu erblicken. Ihre Schale, 
welche fo weiß und durchſichtig als Alaun oder weiſſes Laternenhorn er⸗ 
ſcheinet, und ganz duͤnne, zart, leichte, zerbrechlich und durchſichtig iſt, 
wird bey einigen mehr bey andern weniger von gelb- und braunroͤthlichen 
Flecken und Streifen, welche in etwas den Flammen gleichen, bezeichnet, 
und dadurch ſehr verſchoͤnert. Man zaͤhlet bey ihr ſieben bis acht merk⸗ 
lich abſetzende Windungen. Die drey unterſten und groͤßeſten ſind auf 
ihrer Woͤibung und Mitte wie eingedruͤcket. Die letzteren kleinſten Wins 
dungen, welche ſich in eine ſtumpfe Spitze endigen, haben eine braungelb- 
liche Farbe. Die ganze Oberflaͤche aller Stockwerke iſt ſo rauh, als waͤre 
fie regelmäßig in die Queere und Länge geriffelt, gekerbet, und netzfoͤr⸗ 
mig gemacht worden. Darum ſchreibet auch Davila, fa robe eſt reticulee. 
Die Mundoͤfnung iſt laͤnglicht eyfoͤrmig. Die Lippe hat keinen Saum, 
ſondern iſt fcharf und ſchneidend. Ihr Wohnort fol die Kuͤſte Guinea, 
oder wie andere glauben, Jamaica ſeyn. Favanne und Schröter halten 
ſie fuͤr Flußſchnecken, andere dagegen fuͤr Landſchnecken. Nur wenig 
Sammlungen werden dieſe ſeltene Linksſchnecke aufweiſen koͤnnen. Sie 
lieget zu Hamburg im Cabinette des Herrn D. Boltens, und hieſelbſt 
alleine in der Sammlung des Herrn Spenglers. Rechtsgewundene von 
dieſer Gattung ſind mir noch nie vorgekommen. Doch ſcheinen ihr diejeni⸗ 
gen, welche Favanne in feiner Conchyliologie rab. 61. fig. Hs. abzeichnen 
laſſen, ſehr ahnlich zu ſeyn. a 


S 17, 


K Conchylien⸗ Cabinet IX. Band. P N VI. Linke 


* 


114 | 


VI. Linke gethürmte Mondſchnecken. 
Turbines turriti finiftrorfi, 


VD äPq ᷑ñkçůĩrĩ0m. — — Dr 


Tab. 113 Fig. 956. 


Ex Mufeo SPpENGLERIANO. . 
Die lange, weiſſe, rauhe, ungezaͤhnelte linke Erdſchraube. 
Turbo elongatus albus contrarius, pellueidus, cylindraceus, ſubrugoſus 


turritus, valde tenuis, 13 ſeu 14 ſpirarum, ore ovali ampliato, 
haud dentato, labiato. 2 


Die Windungen ſetzen bey dieſer aͤuſſerſt ſeltenen walzenfoͤrmigen 
linksgedrehten Nadel⸗ oder Schraubenſchnecke noch unmerklicher von 
einander ab, als bey der vorigen Gattung. Es hat dieſe Schraube 
dreyzehn bis funfzehn Umlaͤufe, welche ziemlich flach ſind, nur ganz al⸗ 
maͤhlig abnehmen, kleiner und enger werden, und auf ihrer Mitte we⸗ 
nig ja gar nicht gewoͤlbet und conver erſcheinen. Ihre Schale iſt ſchnee⸗ 
weiß, dabey ſehr duͤnne durchſichtig und zerbrechlich. Durch feine weiſſe 
Streifen, welche zarten Runzeln gleichen, und eine ganz ſchiefe Rich⸗ 
tung nehmen, wird ſie ganz rauh und runzelvoll gemacht. Betrachtet 
man die weite eyfoͤrmige Muͤndung dieſer Schnecke im Verhaͤltniß mit 
dem ganzen ſehr verlängerten ſchalichten ſchmalen Wohngebaͤude, fo iſt 


fie vorzüglich groß. Sie wird von einem ſchmalen Lippenſaum wie ein⸗ 


gefaſſet und umgeben. Innerlich zeiget ſich auch nicht die geringſte 


Spur von einigen Zähnen und wulſtigen Anfägen, ſondern daſelbſt iſt 


alles glatt und glaͤnzend. Ich wuͤßte auſſer der Spengleriſchen, beſon⸗ 


ders auch an Linksſchnecken ſo vorzuͤglichen Sammlung keine einige zu 


nennen, darinnen gleichfals dieſe hoͤchſtſeltene Linksſchnecke befindli 
ſeyn ſolte. Jamaica iſt ihr Vaterland. ” 


Tab, 


Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 957.958. 115 
Tab. 112. Fig. 957. 


Ex Mufeo SpENGLERIANO, 


Die hornfarbige dreyfach gezahnte verkehrte Schraube. 


Turbo tridens corneus finiftrorfus, tridentatus, teſta turrita cylindracea, 
ſeptem anfractibus pellucentibus longitudinaliter ſtriatis et rugoſis, apice 
e ore amplo ovali ſeu ſubrotundo intus tridentato, 
labro albo lato. 


Dieſe linksgewundene Schraube, welche ich ebenfals aus dem 
Spengleriſchen Cabinette entlehnet, iſt von der vorigen ſehr merklich und 
ſichtbarlich unterſchieden. Sie hat nur ſieben Umlaͤufe, alſo nur halb ſo 
viel, als die vorhergehende. Ihre Schale iſt nicht weiß und durchsichtig, 
ſondern dunkel und hornfarbig. Ich habe fie wegen ihrer Farbe die horn- 
farbige, und wegen ihrer Zaͤhne die dreyfach gezahnte Schraube genannt. 
Auf ihren flachen walzenfoͤrmigen Windungen ſiehet man erhobene, ziem⸗ 
lich weit von einander ſtehende laͤnglichte Streifen, dadurch die Schale 
ganz rauh, runzelhaft und uneben gemacht wird. Die Spitze iſt ſtumpf. 
Die eyformige faſt runde weiſſe Mundoͤfnung ſtehet beynahe in der Scha⸗ 
len Mitte, und wird von einem ziemlich breiten weiſſen Lippenſaume um⸗ 
geben Innerlich zeigen ſich beym oberſten Rande der Lippe drey merk⸗ 
liche Zaͤhne. Vermuthlich hat Davila in feinem Catal. raif. tom 1. no. 
1003. p. 447 eben dieſe Schnecke im Geſichte gehabt, wenn er ſchreibet: 
Vis buccin Unique de Valence en Eſpagne blanche, à bouche armee de deux 
dents fans la levre exterieure et d'une feulement ſous Pinterieure. 

Tab. 112. Fig. 958. lit. . et . 
Ex Muſeo noſtro. 


| Die linksgewundene Marockaniſche Schraube oder Meernadel. 


Turbo contrarius Maroccanus, teſta turrita, anfractibus 10 ſeu duodeeim 
ſiniſtrorſis, punctis elevatis ſeu nodulis in ferie duplici, triplici et n 
circumſtipatis, columella baſi en colore 
fere corneo. 


Wie ich einſt einen großen Haufen kleiner Schnecken, die an der 
weſtlichen Kuͤſte von Africa, bey den Meerufern des marockauiſchen Reiz 
ches waren aufgeleſen worden, recht genau durchſuchte, ſo entdeckte ich zu 
meiner nicht geringen Freude dieſe neue Gattung linker Meerſchnecken, die 
ich hier ziemlich ſtark vergroͤßert abbilden le damit ſie deſto kenntlicher 

2 wer⸗ 


— 
2 


116 Linke Mondſchnecken. Tab. 107. Fig. 958.959. 


werden moͤchten Man koͤnnte ſie fuͤglich linke Meernadeln, Meerpfrie⸗ 
men, Meerſchrauben nennen. Einige meiner ſchwediſchen conchyliologi⸗ 
ſchen Freunde wollen mich uͤberreden, es waͤren nahe Verwandte vom 
Trocho perverſo Linnaei, ja vielleicht eben die vom Linne gemeinte ver⸗ 


= 


kehrte Kraͤuſelgattung, welches mir freylich noch lieber ſeyn ſolte. Bey 


einigen, als bey lit. « bemerket man auf jeder Windung nur zwo Reihen 
erhobener Puncte, Perlen und Knoten, andere, und zwar die mehreſten, 
haben auf jedem Umlaufe drey Knotenreihen; und bey einem Stuͤcke ſehe 
ich gar auf jedem Stockwerke vier ſolcher Reihen von Perlen und Kno⸗ 
ten. Ich habe einige von dieſer linken Gattung ſchon im zwölften Stuͤcke 
des Naturforſchers pag. 78 und 79 vorlaͤufig beſchrieben, und daſelbſt 


tab. 3. fig. 3. lit. a. et b. und fig. 4. lit. a. b. ſowohl natürlich als etwas 


vergroͤßert zeichnen laſſen. Alle zehen bis zwoͤlf Windungen, ſo man bey 
dieſer linken Schraube wahrnimmt, ſind hornfarbig, und dabey flach 
walzenförmig gebildet. Die Spindel tritt unterwaͤrts ein wenig, wie 
beym Trocho dolabrato Linnaei, hervor, daher ich oben in der Beſchrei⸗ 
bung von einer Columella baſi prominula geredet. N } 


Tab: 112. Fig. 959. lit. a. et b. 


. Ex Mufeo noſtro. 8 
Die glatte, und die geſtreifte linke Erdſchraube. 
Turbo perverſus Linnaei, teſta turrita glabra aut ſcabra, cornea, apice ob- 
tuſo, apertura ſubrotunda edentula, anfractibus contrariis, 
Gall. La non- pareille. 


Lister Hiſtor. Animal. Angliae tab. 2. fig. 10. p. 123. Buccinum pullun 
opacum ore compreſſo denis fpiris faſtigiatum ex dextra in ſiniſtram 


convolutum. a 
— — Appendix ad Hiftor. Animal. Angl. tab. 1. fig. 7. 


Prriıver Muſeum p.65. no. 703. Buccinulum Anglicanum heteroftrophon | 


oblongum. a 


FaB. CoLumna de Purpura Cap. VII. pag. mea 26. Turbo terreſtris non de- | 


ſeriptus. Rarior hie et praeter morem a natura elaboratus atque a ne- 
mine obfervatus cujus orbes non in finiftram partem convolvuntur, ut 
in omnibus teſtaceis marinis et terreſtribus ſed contrario modo ex ſini- 
ſtra in dextram. it. Cap. VIII. N 
Lessers Teſtaceoth. $. 60, lit. 14, pag. 349. @ 
„ Gual- 


f 


Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 959. 117 


GuaLTIERI Index Conchyl. tab. 4. fig. G. Turbo terreſtris cinereus anguſtior, 
a ſiniſtra in dextram convolutus, decem ſpiris ore faſtigiato et dentato. 
DakokNVILLE Conchyl. tab. 28. fig. 19. 20. Ces deux buceins ſont trans- 

parens jaunatres — leur bouche eſt tournèe de droit à gauche. 

ke it, Zoomorphofe tab. 9. fig. 13. 14. 

SLorTERBECERH Acta Helv. Vol. 5. p. 281. tab. 111. fig. 17. 18. Turbo terre- 
ſtris parvus pallide fuſeus tres unciae partes circiter longus, in plures 
ſpiras ſtriatus convolutus, definentes in mueronem acutifimum et lima- 

dem continens ex fuſco nigricantem bicornem. 

| Geoffroy Abhandlung von Conchylien, p. 61. no. 23. Turbo longus eee 
ſum tortilis. 

en Fauna Suec, no 2172. Turbo perverſus, tefta pellucida, fubflava, 

fpiris 8, 10, 12 fenfim minoribus in longum producta, apice obtufiuf- 
cula, ſenſim attenuata , fpiris ſiniſtrorſum euntibus. Habitat in muſeis, 

ö ad radiees arborum et in tectis antiquis rufticorum circa Upfaliam, 

— — Acta Upfäl. 1736. p. 41. no. 20. Cochlea, sel en obtu- 

fa, rictu rotundo. 

— — Syf. Nat. Edit. 10. no. 567. p. 767. 

— — — — Edit 12. no. 650. p. 1240. Turbo perverſus che turri- 
ta pellucida, anfractibus contrariis, apertura edentula. Habitat in 

Europae muſeoſis terreſtris. 

PENNANT Brit. Zool. tom. IV. tab. 82. fig. 116. p. 130. Reverfed wreath. 
Turbo perverfus with eleven fpires of a dusky color. The mouth 
turned a contrary way to moſt others of the genus. Length four- 

tenths of an inch; very taper. Found in moſſes, eſpecially among 
the Hygnea. 

Berliniſches Magazin, tom. 3. p. 133. it. 138. tab. 5. fig. 60. 

Schröter von Erdeonchylien, p. 138. 139. no. 8. Glatte linksgewundene Erd⸗ 
ſchraube mit acht Gewinden ohne Saum und Zaͤhnenit. . no. 9. geſtreifte 
linksgedrehte Erdſchraube mit zehen Gewinden. 8 

Mürrer Hiftor. Verm. no. 3 16. pag. 118. Helix perverſa, teſta turrita, 
fuſca, ſtriata, ſiniſtrorſa, apertura canaliculata. a 

FaAVART D "HoRRIENY Diet. tom. 2. p.451. Nonpareille. Nom donne à 
un petit coquillage terreftre du genre de vis-buccins, qui peut avoir 
quatre lignes de longueur ſur une ligne de largeur. Sa forme lui fait 
donner le nom de Nonpareille, fes volutes etant tournè es dans un ſens 

contraire a celui qui eſt ordinaire aux autres coquilles. C'eſt par la 


f 0 ‚elle differe de ! Antinonpareille. 
P 3 Fa- 


u 


25 


118 Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 959. 


W DE MoNrCERV. Conchyl. tab. 65. fig. E7- Es. 
onovır Zoophyl. no. 1530. p. 330. 5 f 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntniß, tom. 2. p. 56. m 
Saft in allen europaͤiſchen Ländern, ſelbſt in den nördlichen und ne 
fernteften, findet man dieſe Schnecke haufenweiſe im Mooße, wie auch 
bey alten Mauren, Wurzeln der Baͤume und Pflanzen, Strohdaͤchern c. 
Einige find glatt, duͤnne, durchſichtig, zerbrechlich; andere find dickſcha⸗ 
lichter, faſt undurchſichtig, und werden von vielen feinen laͤnglichten er 
hobenen Streifen ganz rauh gemacht. Ihre Schale gleichet einem braune ?? 
lichen Horne. Sie hat eine runde ungezahnte Mundoͤfnung, welche von 
keinem Nande noch Lippenſaume umgeben wird. Einige haben nur fünf, 
andere ſieben, manche gar zehen Windungen, welche wenig abſetzen, und 
ſich in eine kurze, ſtumpfe Spitze endigen. Bey lit. a. habe ich eine glatte 
vorſtellen laſſen, deren Windungen ziemlich rundachtig gewoͤlbet erfcheir 
nen. Bey lit. b. ſehen wir eine laͤnglichtgeſtreifte, deren Windungen et? 
was flacher find. Ob jene Grund haben und Glauben verdienen, (als 
D Costa British Conchology p. 109.) welche vorgeben, daß alle von dies 
fer Art im kindlichen und jugendlichen Alter, wenn fie erſt fuͤnf bis ſieben 
Windungen haͤtten, glatt, durchſichtig und mit einer runden Mundo 
nung verſehen waͤren — und welche weiter behaupten, daß im hoͤheren 
und reiferen Alter, wenn ſchon zwoͤlf bis vierzehn Umlaͤufe vorhanden 
waͤren, ſo verſchwinde und verliehre ſich nach und nach je laͤnger je mehr 
die Durchſichtigkeit, da wuͤrden ſie als alte Leute voller Streifen, Falten 
- und Runzeln, da bekaͤmen fie einen Lippenſaum, wie auch Zähne; dies 
muß ich vors erſte noch dahin geſtellet ſeyn laſſen. Solten ſie Recht ha⸗ 
ben und ſich in ihren Vermuthungen nicht irren, fo muͤſſen wir aus die⸗ 
fer und der ſogleich folgenden Art nicht zwo Gattungen machen, ſondern 
die glatten und geſtreiften, welche eine runde Mundoͤfnung haben, für 
unmuͤndige unausgewachſene Kinder und jugendliche Stucke; hingegen 
ſowohl die glatten als geſtreiften, welche einen Lippenſaum bey der Muͤn⸗ 
dung und daſelbſt Zaͤhne haben, fuͤr ausgewachſene, in ihrem Wachs⸗ 
thume vollendete Stuͤcke anſehen. Turbo perverſus und Turbo bidens waͤ :. 
ren alſo alsdann nur eine Hauptgattung. Auf den Namen der Unver⸗ 
gleichlichen, welchen Geoffroy unſerm Turb'ni perverſo aus einer ſehr un- 
zeitigen Freygebigkeit beygeleget, werden andere ungleich edlere und vor 
zuͤglichere Linksſchnecken mit groͤßerem Rechte Anſpruch machen koͤnnen. 
Daß Fabius Columna der erſte geweſen, welcher es bemerket, daß dieſe 
Schnecke verkehrte Windungen habe und links ſey, iſt ſchon in e i 
* ö c a eitung 


ne 


Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 960. 119 


leitung gemeldet worden. Die Meinung des Schlotterbecks und Martini, 
der Bewohner habe nur zwey Fuͤhlhoͤrner, iſt unrichtig und irrig. Er 
hat, ſo wie die mehreſten Erdſchnecken, vier Fuͤhlhoͤrner. 


Tab. 112. Fig. 960. no. 1. et 2. 
Ex Muſeo noſtro. 


| Das Haferkorn. Die linksgedrehte Schraube mit zween Shen. 


Turbo bidens Linnaei, tefta turrita, ex flavo-fufca, ore fimbriato feu fub- 
labiato, fubovato, bidentato, anfractibus 10 imo 12 contrariis. 


Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 41. fig. A. 39. Buccinum exiguum pullum, 

ſſmmiſtrorſum tortile, duodecim orbium apertura dentata. 

PETIVER Gazophyl. tab. 154. fig. 14. 

- GuaLTierı Index tab. 4. fig. C. Turbo terreftris rufeſcens, ore denticulato, 
a dextra in ſiniſtram convolutus. 

Davıra Catal. raif. tom. I. no. 1003. p. 448. Unique de Geneve blanc 
griſatre, à ftries fines longitudinales, et à levre interieure armèe de 

deux dents. 

LIN NAI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 566. B- 702. 

— — — — Edit. 12. no. 649. p. 1240. Turbo bidens teſta turrita, 
pellucida, anfractibus contrariis, ſutura ſuberenata, apertura poſtice 
bidentata. Habitat in Europa auſtrali terreſtris. 

PENNANT British Zool. tom. IV. tab. 8 1. p. 13 1. no. 117. Bident- Wreath. 
Turbo bidens. 

Berliniſches Magazin tom. 3 p 139. tab. 5. fig. 61. Die kleine braune Erd⸗ 

ſchraube mit zween Zaͤhnen. 

Srröm in Actis Nidros. Vol. 3. p. 436. tab. 6. Turbo teſta turrita, pellu- 
cida, anfractibus contrariis, apertura bidentata, margine reflexo. 
Mürrer Hift‘ Verm. no. 315. p. 116. Helix bidens teſta turrita, fuſca, 

glabra, ſiniſtrorſa, apertura canaliculata. 

DA Costa British Conchology tab. 5. fig. 15. p. 107. Strombiformis parvus 
pullus, ore compreſſo, anfractibus contrariis. 

Murray Teſtaceologia tab. 1. fig. 2. p. 36. Turbo bidens, anfractibus con- 
trariis, ſpira mueronata, ſutura ſuberenata, labio concavo, apertura 
dentata ſuborbiculata. 


Der Conferenzrath Muͤller unterſcheidet ſorgfaͤltigſt die glatte Erd⸗ 
ſchraube von der geſtreiften. Bey ihm heißt eigentlich nur die glatte 
Helix bidens, und die geſtreifte Helix perverſa. Er hält jene, die bey der 

vori⸗ 


120 Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 961.962. 9 


vorigen Figur umſtaͤndlicher beſchrieben worden, für lauter un vollkommene, 
unvollendete unausgewachſene Stuͤcke, die daher ihren Lippenſaum noch 
nicht angeſetzet, ihre Zähne in der Mündung noch nicht bekommen, und 
die vollſtaͤndige Anzahl der Windungen noch nicht erhalten hätten. Er 
verſichert es ferner in feiner Hiftoria Verm. p. 118, er habe es niemals ges 
ſehen, daß ſich eine glatte Erdſchraube mit einer geſtreiften gepaaret, und 
doch leſe ich es wieder pag 120, daß ſich beyde promiſcue paͤareten, und 
der Unterſchied unter beyden gar geringe ſey. Ich halte diejenigen Erdz 
ſchrauben, welche keine gezahnelte, ſondern runde Mundoͤfnung haben, 1 
mit dem Linne, Pennant und andern fuͤr eine beſondere Gattung, und 
nenne ſolche, ſie moͤgen nun glatt oder geſtreift ſeyn, Turbines perverſos. 
Hingegen diejenigen, welche mit zween Zaͤhnen in der Muͤndung und mit 
einem Lippenſaum umgeben find, fie mögen nun glatt oder geſtreift ſeyn, 
nenne ich Turbines bidentes. Sie haben eine braungelbliche Schale, wel⸗ 
che bey den glatten duͤnnſchalichter, leichter und durchſichtiger iſt, als beg 
den geſtreiften. Ich beſitze mehrere von zehen bis vierzehen Umlaͤufen. 
Die juͤngeren haben bey dieſer Gattung weniger, und die aͤlteren mehr 
Gewinde. Liſter nennet dieſe Erdſchrauben Buccina, Muller Helices, 
Linne Turbines, da Coſta Strombos ſeu ſtrombiformes. Unter dem Mooße 1 
alter Straͤuche und Bäume kan man fie in gewiſſen Jahreszeiten haufen 
weiſe antreffen. Bey no. 1. fig. 960 habe ich eine glatte, bey no. 2. habe 
ich eine geſtreifte dieſer Art abzeichnen laſſen. h 


Tab. 112. Fig. 961. 962. 4 

Ex Mufeo noſtro. 1 mu 

Die bey der Mündung eingeſchrumpfte linke Erdfchraube. 
Turbo corrugatus, tefta longa, alba, quatuordecim fpirarum, ore parum * 
compreſſo ſeu contracto, corrugato, bidentato, 4 

anfractibus ſiniſtrorſis. ir 

Dieſe Gattung, von der ich nirgends eine Beſchreibung und Abbil⸗ 
dung gefunden, hat ſehr viel unterſcheidendes und charakteriſtiſches an 
ſich. Ihre Schale iſt ziemlich ſtark, undurchſichtig und größtentheils 
grauweiß; nur allein die drey letzten Windungen der aͤuſſerſten Spitze ſind 
hornartig und ſchwaͤrzlich. Die unterſte größefte Windung, bey der ſich 
die laͤnglichte Mundoͤfnung befindet, ſitzet fo voll von laͤnglichten Run⸗ 
zeln, als ſey daſelbſt die Schale wie eingetrocknet und zuſammengeſchrunm⸗ 
pfet. Wer die Myam corrugatam kennet, der wird mich gleich verſtehen, 
| wenn 


* . 


Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig 963.964. 121 


wenn ich ſage, daß dieſe Erdſchraube bey ihrer groͤßeſten Windung ſo 
voller groben Runzeln ſitze, als Mya corrugata bey ihrem Wirbel. Sie 
kan daher mit Recht Turbo corrugatus, die runzelvolle eingeſchrumpfte 
Erdſchraube heiſſen. Die drey naͤchſten Windungen, welche auf dieſer 
erſten, unterſten runzelvollen folgen, ſind glatt; aber die oͤberſten ſind 
wie geriffelt, und werden von feinen laͤnglichten Streifen ganz rauh ge⸗ 
macht. Daß dieſe Schnecke links ſey und verkehrte Windungen habe, 
iſt ſchon oben von mir erinnert worden. Die Mündung, welche von 
einem kleinen Lippenſaume umgeben wird, iſt eyfoͤrmig. Innerlich ſiehet 
man zween Zaͤhne. Ich zaͤhle bey ihr vierzehn Umlaͤufe, die faſt un⸗ 
merklich von einander abſetzen. Das wahre eigentliche Vaterland die⸗ 
ſer gewiß merkwuͤrdigen Linksſchnecke weiß ich mit keiner Gewißheit 
anzugeben. Wenn man in die Oefnung ihres Mundes mit einem wohl⸗ 
bewafneten Auge hineinſiehet, ſo erblicket man noch einen Zahn. Da⸗ 
her es wohl ſeyn koͤnnte, daß es jene Linksſchnecke aus Valentia ſey, 
von der es Davila in feinem Catal. raif. tom. 1. no. 1003 meldet, daß 
fie drey Zaͤhne habe. Ohnſtreitig hat er entweder jene bey fig. 957, 
oder dieſe gemeinet. FCC Rue ie 
Tab. 112. Fig. 963. 964. 
Ex Muſeo noſtro. 
Die linke gefleckte Zahnſchraube. 
Turbo papillaris, tefta turrita albida, in ſuturis ſeu fpirarum commiffuris ex 
albo et rubro faſciata, punctata, et ſuberenata, ore fimbriato, 
bidentato. FR ; 
Lister Hiftor. Conchyl. tab. 9 1. fig. 39. b. Aus den Beyſchriften, die Liſter 
ſeinem eigenen Exemplare von ſeiner Hiſt. Conchyl. beygefuͤget, davon ich 
eine Abſchrift beſitze, erſehe ich es, daß er dieſe italieniſche Erdſchraube bey 
jener Abbildung vor Augen gehabt. Er nennet ſie daſelbſt Buccinulum 
romanum heteroſtrophon oblongum gyris maculatis. 
BoNANNI Recreat. Cl. 3. no. 41. p. 118. Figura aucta ope microfcopii. 
— — Muſ. Kircher. Cl. 3. no. 4 1. p. 452. Turbo laevis pullus cujus or- 
bes e dextra in ſiniſtram convolvuntur, ore compreſſo, denis ſpiris 
faſtigiatus, tenuis, ad magnitudinem avenae grani factus, uneiam di- 
midiam implet longitudine. Ejus baſis paulo anguſtior eſt velut alter 
mucro mediaque pars intumeſeit. Apertura angufta et ad imam ejus 
partem finuofa, item ejus orae leviter reflectuntur. Orbium anfractus 
Conchylien Cabinet IX. Band. ö linea 


4 u I. 


122 Linke Dondfihneden. 7 Tab. 112. Fig ig · 963. 5 


linea nigricans comitatur, quam veluti filum tenue et album teftae i ig» 
ſertum punctatim fignat. 5 f 
— — Ecit. nov. Cl. 3. no. 41. p. 118. 


GvaLrierı Index Conchyl. tab. 4, fig. D. E. Turbo e 1 albis 5 


in ſpirarum commiſſuris diſtinctus, 


RLkIN Meth. oſtrac. §. 86. no. 2. p. 33. G rnb Pupa faſeiata, orbi- 
bus ex dextra in — flexis, ore oblongo, patulo, ad ventrem N 


eontracto. 


GIN N ANI Opere Pofthume tom. 2. tab. 3. fig. 23. p. 59. Turbine terreftre 
minore di color terreo che ha nove giri nella voluta e nell’ unione di 


ciafcuno di eſſi e ſparſo di piccole tuberofita bianchiceie che fanno 


dentati i giri medefimi. Il primo di quefti che forma la bocca, efi 
dilata un poco a foggia di tromba, é contornato da un labretto bianco, 


e tutti fono rigati orizontalmente, L’ho ritro vato negli orti di Raven - 
na che fono circondati di Muri. 

LIN NI Syft. Naturae Edit. 12. no. 649. p. 1240. Turbo bidens — NB. fü- 
tura ſuberenata. (Dabey wird ſehr richtig die Figur derſelben aus dem 
Bonanni citiret.) f 


Mürter Hift, Verm. no. 317. p. 120, Helix papillaris, teſta turrita albida, 


ſiniſtrorſa, juncturis rn punctatis, apertura canaliculata. 
Schroͤters Abhandlungen über verſchiedene Gegenſtaͤnde der Naturgeſchichte tom. 2. 


pag. 245. no. 2. 
v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 369. Die geſleckte Zahnſchraube. 
— — Teſtacea — — p. 359. Turbo bidens, teſta cylindrieo- turrita, 


pellueida; anfractus undecim contigui, finiſtrorſi laeves; apex ſpirae 


acuminatus; apertura ovalis; labrum candidum reflexum; faux dentata 


dentibus binis; color Tutefeens prope ſuturas fufco-maculatus. Am- 
pliorem teſtae deferiptionem dedit Otto Müller in Hift. Verm. p. 117. 
(Daſelbſt aber beſchreibet Müller Turbinem bidentem Linnaei, aber nicht 
die gefleckte Zahnſchraube, von der wir hier reden, die er für eine ganz vers 


ſchiedene eigenthuͤmliche Gattung mit Recht angeſehen, Helicem papilla- 


rem genannt und pag. 120. no. 317 umſtaͤndlich befchrieben.) 
GRONOvII Zoophyl. faſc. 3. no. 1531 p. 330. 
Favanne de MoNTeERv. Conchyl. tab. 65. lit. E% 1 


Dieſe in unſern Cabinettern nur ſelten vorkommende Erdſchraube 
findet man deſto haͤufiger in Italien bey alten Mauren, Wurzeln der 
Baume / . und Zaͤunen. Sie koͤmmt in ihrer Bildung gar fehr 

mit 


> — a 3, 


Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 965. 123 


mit der Erdſchraube uͤberein, welche LEinne unter dem Namen Turbo bi- 
dens beſchrieben, aber durch ihr Farbenkleid, und durch ihre gefleckte 
Binde, welche ſich bey der Nath um alle ihre Windungen herumſchlin⸗ 
get, wird fie hinlanglich von ihr unterſchieden, und zu einer ganz eige⸗ 
nen Gattung gemacht. Ihre Mündung iſt eyfoͤrmig und wird von eis 
nem Lippenſaum umgeben. Innerlich ſtehen zween Zaͤhne. Es iſt ſehr 
wahrſcheinlich, daß Linne ſie nur fuͤr eine Varietaͤt vom Turbine bidente 
angeſehen, und daher unter jener Hauptgattung mit verſtanden und 
begriffen habe, welches auch feine Citationen, beſonders die aus dem 
Bonanni befiätigen. Gronov muß eben dieſe Gedanken gehabt haben, 
welches ich ans der Allegation der Gualtieriſchen Figur tab. 4. fig. E. 
noch deutlicher erſehe. Es hat aber dieſe weißliche, aſchgraue, thurm⸗ 
foͤrmige italieniſche Erdſchraube neun Windungen, welche bey ihrer 
Nath und Verbindung von einer feinen roth- und weißgefleckten punk⸗ 
tirten Schnur zierlich umwunden werden, und daher wie eingekerbet 
erſcheinen. Drum redet auch Linne von einer Sutura ſuberenata, und 
Gualtieri von papillis albis, die in ſpirarum commiffuris geſehen würden, 
Beym Wuͤller heißt fie um deswillen Helix papillaris, beym von Born 
aber ſchlechtweg Helix bidens. Dem Bonanni muß man es zum Ruhme 
nachſagen, daß er ſie ſehr gut und kenntlich beſchrieben. 


Tab. 112. Fig. 965. 


Ex Mufeo noftro. \ 


Das linksgeflochtene Bienenkoͤrbchen. Die kurze linksgewundene 
Schraube mit vier Zaͤhnen. N 
Turbo Uva terreftris ſiniſtrorſa, teſta eylindracea, ſubflava, pellueida, an- 
fractibus 8 vel 9 contrariis, apice obtuſiuſculo, apertura 
quadridentata. 
Gall. Anti Barillet. Dan. Den Tandede Links Snekke, 


LIsTxER Hiftor. Conchyl. tab. 40. fig. 38. Buceinum exiguum album, eylin- 
draceum ſiniſtrorſum tortile ſeptem orbium, apertura dentata. 
KLEIN meth. oſtrac. §. 74. lit. g. p. 28. Orizae granum. Strombus exiguus 
albus ſeptem orbium. 1 
DaviLA Catal. raif. tom. I. no. 100g. p. 448. Unique de Geneve de forme 
courte, reſſemblante à celle des Enfans au maillot, et à bouche gar- 


nie de trois dents, 5 
Q 2 Geof⸗ 


124 Linke Mondſchnecken. Tab. 112. Fig. 965. 


Geoffroy Erdonchylien no. 24. P. 63. Das linksgedrehte Faͤßchen oder Bienen, N 
koͤrbchen. Turbo obtuſus perverſus, cochlea ſubcylindracea, obtufa, ; 
labro albo reflexo, ore quadridentato, ſpiris octo finiftrorfis, 1 


lindrica flavicante, apertura quadridentata. Anfractus novem. Aper- 
tura arcuata. Labrum ſubreflexum candidum. | 99 
Favarr D' HERBTeNY Dict. tom. I. p. 34. Anti- Barillet. Cochlea teſta füb- 
cylindracea obtuſa, labro albo reflexo, ore quadridentato, ſpiris octo 
ſiniſtrorſis. C'eſt une variete de Pefpece appellèe le Barillet. On 
trouve cette coquille au pied des murs et des vieux arbres dans la 
mouſſe et fur les pierres. Comme elle reſſemble au Barillet et que ſes 
volutes font tournèes dans un ſens contraire, ou de droit à gauche, 
nous l’avons appelle Panti-barillet. | — 
Dieſes niedliche walzenfoͤrmige Bienenkoͤrbchen hat eine ganz 
ſtumpfe Spitze. Es gleichet ſehr jener kleinen Erdſchnecke, welche beym 
Linne Turbo muſcorum heißt, nur mit dem großen Unterſchiede, daß 
jene rechtsgewunden iſt, und keine Zähne in der Mündung hat, dieſe 
aber linksgewunden erſcheinet, und vier weiſſe Zaͤhne in ihrer mit einem 
kleinen weiſſen Lippenſaum umgebenen faſt bogenfoͤrmigen Muͤndung (tin 
apertura arcuata) träget. Zween dieſer Zaͤhne ſitzen an der inneren Muͤn⸗ 
dungslippe, einer an der aͤuſſeren, und noch einer an der oberen Spin. 
dellippe. Die Schale dieſer kleinen Schnecke iſt gelblich, hornartig, faſt 
durchſichtig. Sie hat acht bis neun Windungen. Liſter hat ſie aus 
Frankreich von Narbonne, Davila von Geneve bekommen. Muͤller nen 
net Italien als ihr Vaterland. Sie wird aber auch, jedoch nur ſelten 
in einigen Gegenden Deutfchlandes gefunden). Davila giebt ihr nur 
80 Zaͤhne, weil er den vierten uͤberſehen. Sie hat aber ſicher vien 
aͤhne. N f . I | " 
Obſ. Wir haben alſo nun kennen gelernet 1) linke Erdſchrauben, die gar Feine 
Zähne in der Mündung haben, bey lig. 959. 2) ſolche, die mit zween Zaͤh⸗ 
nen im Munde verfehen find, bey fig. 960. 3) ſolche, die drey Zaͤhne im 
Munde führen, fig. 957. 4) endlich auch folche linke Erdſchrauben, bey wer 
chen man vier Zähne im Munde findet, fig. 965. Der Herr Hofrath von 
Born redet nun noch von einem turbine quinquedentato, von einer fuͤnf⸗ 
zahnichten Erdſchraube, dergleichen er in den Teſtaceis Mufei Caeſ. Vin- 
dob. tab. 13. fig. 9. abzeichnen laſſen, und pag. 359. 360. beſchrieben. Sie 
5 ſo l! 
0 Ich entſinne mich, aͤhnliche linke Bienenkoͤrbchen im oſtindiſchen Meerſande angetroffen zu haben. 9 


einne 
4 


Vergroͤßerte linke Meerſchnecken. 125 


ſoll übrigens mit dem Turbo, der beym Linne bidens heißt, gaͤnzlich uͤber⸗ 
einkommen, aber aperturam rotundatam, colorem albidum et anfractus 
duodecim laeves haben. Und nun koͤmmt der Hauptunterſchied: Labium 
dentibus membranaceis tribus, Labrum plieis duabus inſtructum. Ob 

fie aber rechts⸗ oder linksgewunden ſey, wird mit keiner Sylbe gemeldet, 
aber doch ſtehet es zu vermuthen, ſie werde links ſeyn, weil ſie uns als eine 
Schnecke beſchrieben wird, die dem Turbini bidenti, die offenbar eine Links⸗ 
ſchnecke iſt, voͤllig gleichfoͤrmig ſen. N 


VII. Linksgewundene ſehr kleine Meerſchnecken, 
die vergroͤßert vorgeſtellet worden. 
Cochleae marinae finiftrorfae ope microfcopii auctae. 


* 


de um 


In 


*x— — —-—-— 

S ſieſe nun folgenden kleinen Linksſchnecken hat der Herr Spengler 
mit einem durch gute Vergroͤßerungsglaͤſer bewafneten Auge in 
ſolchem Meerſande entdecket, welcher aus tiefen Nabelloͤchern oſtindi⸗ 
ſcher Sturmhauben herausgeſchuͤttet worden. Er hat davon unſerer 
hieſigen Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften eine Abhandlung Anno 
1779. vorgeleſen, die auch im erſten Bande der neuen Sammlung ge⸗ 
ſellſch. Schriften pag. 373 ſeq. mit abgedrucket worden, woſelbſt man 
auch auf einer Kupfertafel eine getreue Abbildung derſelben, ſowohl 
nach ihrer natürlichen Sröße, als auch in ſtark vergrößerten Vorſtellun⸗ 
gen antreffen kan. In den Schriften der hieſigen Koͤnigl. Geſellſchaft 
lieſet man die Abhandlung des Herrn Spenglers von den kleinen neu⸗ 
entdeckten Linksſchnecken des Meeres in der daͤniſchen Sprache. Ich 
werde aber ſolche hier meinen Leſern in der deutſchen Sprache vorlegen, 
und dabey die eigenen Worte des Herrn Spenglers moͤglichſt beyzube⸗ 
halten bemuͤhet ſeyn. Mein herzlichſter Wunſch iſt es, daß dieſe mi⸗ 
croſcopiſchen Augenbeluſtigungen etwas dazu beytragen moͤgen, um die 
Conchylienfreunde auf dem Meerſand, der öfters in oſtindiſchen und 
weſtindiſchen Schnecken haufenweiſe herausfaͤllt, aufmerkſamer zu machen. 
Vielleicht gelinget es uns bald auch die ungleich größeren Schalen fol- 
cher Vater und Mütter zu entdecken, deren linksgeborne allerliebfte Kin⸗ 
der wir im Meerſande angetroffen, und nun hier ſtark vergroͤßert vor 


uns ſehen. 
5 Q 3 Tab. 


126 Vergroͤßerte linke Meerſchnecken. Tab. 113. Fig. 966. 967. x 
Tab. 113. Fig. 966. 


Ex Mufeo SPENGLERIANO, 
BR Ein linker geſtreckter Kraͤuſel. 0 
Nye Samling af det Kongel. Danſke Videnſkab. Selſk. Skrifter tom. 1. p. 575. 
tab. I. fig. 1. 4 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntnis tom. 1. p. 75 1. no. 185. . 9 
Hier ſehen wir eine Abänderung vom Trocho perverſo Linnaei. Man N 
zaͤhlet bey ihr zehen bis zwölf Windungen, die durch kaum fichtbare Ein ? 
ſchnitte von einander unterſchieden werden. Die beyden erſten Reihen 
werden von drey Perlenſchnuͤren, die nachfolgenden aber nur von zwey 
Perlenbandern umwunden. Die Muͤndung iſt duͤnne und flachrund. 
Ihre Farbe ift braun. Solche die weiß find, muß man für ausgebleich? 
te Stucke anſehen. ö 94 


Tab. 113. Fig. 967. 

Ex Mufeo SpENOLERIAN O. i 

Ein linker wellenfoͤrmig knotiger Kraͤuſel. 4 

Nye Saml. af Videnſk. Selſk. Sfr. tom. 1. p. 376. tab. 1. fig. 2. 8 +2 
Schroͤters Einleitung ꝛc. tom. 1. p. 752. no. 186. 9 


Dies iſt ein ausnehmend ſchoͤner Trochus, davon aber Herr Spenge" 
ler nur ein einziges aber ſehr vollſtaͤndiges Stuͤck im oſtindiſchen Meers 
ſande entdecket. Es hat dieſe Schnecke neun bis eilf Windungen, die 
von oben halbrund gewoͤlbet find, und ſcharf abſetzen; daher fie ſich Deuts 
lich unterſcheiden laſſen. Jede Windung hat ſtarke Queerſtreifen, welche 
von feinen laͤnglichten Einkerbungen durchſchnitten werden, und daher 
ein ſehr regelmaͤßiges Gitterwerk bilden. Die duͤnne Muͤndungslippe iſt 
vollſtaͤndig, welches bey dieſen kleinen Schnecken eine ſeltene Erſcheinung 
iſt. Der Farbe nach zeiget fie ſich vorjetzo lichtgelb, fie mag aber in ihrem 
natuͤrlichen Zuſtande vermuthlich wie die vorige braun geweſen ſeyn. 


Tab. 


Vergroͤßerte linke Meerſchnecken. Tab. 113. Fig.968.969. 127 
Tab. 113. Fig. 968. 


Ex Muſeo SPENGLERIANO, . 


Ein linker bauchichter Kraͤuſel. 


b Nye Saml. af Videnſ k. Selſk. Sfr. rom. I. p. 376. tab. 1. fig. 3. m 
Schroͤters Einleitung ꝛc. tom. 1. P.752. no. 187. 


Dieſe Gattung unterſcheidet ſich auf die merklichſte Weiſe von den 
beyden vorhergehenden, ja von den mehreſten Schnecken ihres Geſchlech⸗ 
tes. Sie iſt in der Mitte bauchicht oder tonnenfoͤrmig. Man findet auch 


bey ihr neun bis eilf Windungen, die aber das beſondere an ſich haben, 


z — 


daß beyde Perlenſchnuͤre derſelben in der Mitte ein feines fadenartiges 
Stäbchen einſchließen. Herr Spengler hat keine mit einer recht vollftäns 
digen Mündung finden koͤnnen, da fie doch ihre unbeſchaͤdigten Wirbel⸗ 
ſpitzen haben. Ihre Farbe iſt braun. a 


Tab. 113. Fig. 969. 

i Ex Mufeo SrENGLERIANO, 
Ein linker mit Reifen umlegter Kraͤuſel. 
Nye Saml. af Videnſk. Selſk. Sfr. pag. 376. tom. I. tab. 1. fig. 4. 
Schroͤters Einleitung ꝛc. tom. 1. p. 753. no. 188. 
Dieſe Gattung von Kraͤuſeln iſt ohnſtreitig unter dieſen Linksſchne⸗ 
cken die ſchoͤnſte und ſonderbarſte. Anſtatt daß die vorige Schnecke in der 
Mitte bauchicht war, ſo iſt die jetzige dagegen etwas ausgehoͤhlet. Das 
Ungewoͤhnliche, fo in ihrer Bauart angetroffen wird, verfchaffer ihr große 
Vorzuͤge. Bey jeder Windung erhebet ſich an beyden Kanten eine glatte 
Leiſte, oder glatter Stab. In der Mitte dieſer Staͤbe und Leiſten ſiehet 
man eine merklich vertiefte Hohlkaͤhle. Zwiſchen dieſen Staͤben und Lei⸗ 
ſten ſtehen auf den Windungen laͤnglichte Ribben, dadurch denn lauter 
kleine Abtheilungen wie Fenſter gebildet werden. So klein auch dieſe 


Schnecke iſt, ſo erkennet man es doch ſogleich aus ihrer Bildung und 


Bauart, auch noch mehr aus der Geſtalt ihrer Mündung, daß fie zum 


Geſchlechte der Kraͤuſel gehöre. Ihre Farbe iſt hellgelb, und die drey 


letzten Windungen, welche ſpitzig zulgufen, und ſchnell abſetzen, find sr 


roͤthlichbrann. 


Tab. 


128 Vergroͤßerte linke Meerſchnecken. Tab. 113. Fig. 970. 071. 


Tab. 113. Fig: 970. 
2 Ex Mufeo SrenGLERIANG, 
Ein linker Pyramidal-Kraͤuſel. 
Nye Saml. af Videnſk. Selſk. Sfr. tom. 1. p. 377. tab. I. fig. 5. 
Schröters Einleitung ꝛc. tom. 1. p. 753. no. 189. j 
Auch von dieſer Gattung hat Herr Spengler nur ein Stuͤck im ofb 
indiſchen Sande entdecket. Die Grundfläche iſt platt und breit, wie bey 


den eigentlichen Kraͤuſeln. An dieſem ſehr friſchen und vollſtaͤndigen Exem⸗ 


plare ſiehet man neun bis zehen Windungen, die aber nicht alle eine glei⸗ 
che Figur und Bildung haben. Auf jeder der vier erſten Umlaͤufe fiehet 
man zwo Reihen von Perlenſchnuͤren, welche durch eine Queerlinie von 
einander getrennet oder abgeſondert werden. Die folgenden Stockwerke, 


bis zur aͤuſſerſten Spitze, werden von einer glatten einfachen Wulſt um⸗ 


wunden. Sie ſind zum Unterſchiede lichtbraun, da die erſten ganz weiß 


ſind. Die plattgedruͤckte Muͤndung iſt vierkantig rund, wie bey vielen 
Kraͤuſeln. Die Grundflaͤche iſt breit, der Boden gerade und flach. Das J 


ganze Gebaͤude gleichet einer kurzen Pyramide. 
Tab. 113. Fig. 971. 


Ex Muſeo SpENCLERTANO. 


Der mondfoͤrmige Kraͤuſel. 


Von dieſer linken Schnecke hatte der Herr Spengler eine genaue 


Zeichnung dem ſel. Wartini mitgetheilet, daher ich ſie unter deſſen hin⸗ 
terlaſſenen conchyliologiſchen Papieren gefunden. Sie iſt ſichtbarlich von 
allen zuvor beſchriebenen Arten und Gattungen unterſchieden Bey jenen 


fanden wir neun bis eilf Windungen, welche auch durch Knoten und 


Perlenſchnuͤre ganz rauh gemacht, und von Staͤben, Leiſten, Streifen, 
Hohlkaͤhlen umzingelt und umgeben wurden. Hingegen dieſe hat nur 


fünf Umlaͤufe, welche eine ſanfte Woͤlbung haben und völlig glatt find. 


Die Muͤndung iſt mehr rund als flachgedruͤckt, auch bemerket man bey 
ihr einen kleinen Nabel. Sie ſcheinet den Mondſchnecken naͤher als den 


Kraͤuſeln verwandt zu ſeyn. In der Abhandlung, welche Herr Spengler 
der hieſigen Koͤnigl. Geſellſch. der Wiſſenſch. von Neuentdeckten Links⸗ 


ſchnecken vorgeleſen, ſtehet kein Wort von dieſer Schnecke, vermuthlich 
weil er ſie damals noch nicht gehabt, ſondern ſie erſt nachher bekommen. 


Tab. 


Vergroͤßerte linke Mondſchnecken. Tab. 113. Fig. 972-974. 129 
. Tab. 113. Fig, 972. 973 . 


f Ex Muſeo SPENGLERIANO, 
| Kleine linksgewundene Schnirkelſchnecke. 
Nye Saml. af Videnſk. Selſk. Sfr. rom. 1. p. 378. tab. 1. fig. 6. 


Unter einem großen Haufen vom Meerſande, den Herr Spengler 
von Rimini in Italien bekommen, iſt unter vielen kleinen Schnecken doch 
nur dieſe einzige linksgedrehte befindlich geweſen. Es iſt ein Helix, der 
nur fünf Windungen hat, die halbrund erhoben find, nicht ſtark abſetzen, 
und ſich zuletzt in einem ſtumpfen Wirbel endigen. Ihre weißliche Schale 
iſt bis zum Glanze glatt. Sobald aber dieſelbe genau mit einem Ver⸗ 
groͤßerungsglaſe betrachtet worden, ſo zeigte es ſich, daß die ganze Ober⸗ 
fläche rauh ſey, und voller zarten laͤnglichten Streifen ſitze. Da die 

Spindelſaule der Schnecke weit hervortritt, ſo muß man es faſt vermuthen, 
daß ein Theil der Muͤndung verlohren gegangen, obgleich keine kennbaren 
Merkmale einiger Beſchaͤdigung zu ſehen ſind. 


Tab. 113. Fig. 974. 
r Ex Mufeo Spengueriano. 
N | Der Tannenzapfen. 
Nye Saml. af Selſk. Skrifter rom. 1. p. 378. tab. 2. fig.7. 

Hier ſehen wir endlich noch einen Turbo, der zwar nicht mit vollem 
Rechte unter die Links⸗ aber auch nicht wohl unter die Rechtsſchnecken 
geſetzet werden kan, weil ſeine Muͤndung faſt gaͤnzlich in der Mitte des 
Gebaͤudes ſtehet, und ſchon um deswillen Aufmerkſamkeit verdienet. Der 
aͤuſſerliche Umriß ift ſonderbar, denn in der Mitte iſt dieſe Schnecke bauchicht, 
aber unten und oben iſt ſie etwas ſchmaler. Sie hat die Form eines Tan⸗ 
nenzapfens. Ihre kleine Muͤndung iſt voͤllig rund. Kaum wuͤrde man 
die eigentliche Abtheilung ihrer faſt unmerklich abſetzenden Windungen 
wiſſen koͤnnen, weil ihre Perlenſchnuͤre, damit ſie umwunden iſt, ſo unun⸗ 

terbrochen fortlaufen, wenn nicht nach jeder dritten Reihe derſelben, eine 
etwas tiefere Abſonderung geſehen, und ſo fuͤnf bis ſechs Windungen be⸗ 
merket wuͤrden. Die runde Muͤndung wird von einer glatten umgeboge⸗ 
nen Lippe eingefaſſet. Ihre Farbe iſt roͤthlichbraun. Sie iſt im oſtindi⸗ 


ſchen Meerſande gefunden worden. 
Conchylien · Cabinet IX. Band. R VIII. 


—— III Fer—— . u 265 
VIII. Verſteinerte Linksſchnecken. 
Cochleae petrificatae ſiniſtrorſae. 


0 


E⸗ wuͤrde unſchicklich ſeyn, einem ſyſtematiſchen Conchyliencabinette, 
welches vornemlich natuͤrliche Schnecken enthalten ſoll, viele ver? 
ſteinerte und Foßilien beyzugeſellen: aber ich glaube doch, daß mit ver⸗ 
ſteinerten und gegrabenen Linksſchnecken eine Ausnahme von dieſer Ne 
gul gemacht werden duͤrfe. Ki > 


Tab. 114. Fig. 975. 976. 
Ex Mufeo noftro. 
Die linksgewundene Schmidelſche Nerite. 
' Nerita Schmideliana ſiniſtrorſa, foſſilis. 035 
Naturforſcher 6tes Stuͤck, pag. 165. Hofrath Walchs Beſchreibung einer ſelte⸗ 
nen Neritenart aus Courtagnon, ſo in dem Cabinette des durchl. Erbprin⸗ 
zen von Rudolſtadt lieget. 5 N 
Des geheimen Hofrath Schmidels fortgeſetzte Vorſtellung einiger merkwürdigen 
Verſteinerungen, tab. 23. fig. I. 2. 3. pag. 41. 5 5 
Von dem Geheimen Hofrathe und erſten Leibarzte des Bran⸗ 
denburg⸗Anſpach⸗ und Culmbachiſchen Hofes, dem Herrn D. Schmidel, 
iſt mir dieſe hoͤchſtſeltene Nerite guͤtigſt verehret worden. Zum dank⸗ 
baren Andenken an die Guͤte, Freundſchaft und Freygebigkeit dieſes 
Goͤnners, habe ich ſie Neritam Schmidelianam genannt. Dieſen Namen 
verdienet fie auch um deswillen zu führen, weil der Herr Geheime Hof⸗ 
rath Schmidel der erſte geweſen, fo dieſes rare Foßil durch eine wohl⸗ 
getroffene mit Farben erleuchtete Abbildung, und durch eine naͤhere Be⸗ 
ſchreibung an der oben angefuͤhrten Stelle ſeines leſenswerthen Buches 
von ſeltenen Verſteinerungen den Naturfreunden bekannt gemacht. Zwar 
gedenket ſchon der Hofrath Walch dieſer ſonderbaren Neritengattung 
im Naturforſcher Joc. ſupra citato, allein da er feinen Nachrichten keine 
genaue Abzeichnung derſelben beygefuͤget, ſo wird unter hundert Leſern 
kaum einer ſeyn, der ſich aus der bloßen trockenen Walchiſchen Beſchrei⸗ 
bung eine Vorſtellung von dieſer Neritenart wird machen koͤnnen. 17 
5 „ f Solte 


Verſteinerte Linksſchnecken. Tab. 114. Fig. 975. 976. 131 


Solte jemand noch zweifeln wollen, ob dieſe gegrabene Schnecke, 
welche ſich im Schooße der Erde, vielleicht ſeit Jahrtauſenden, auch ſo⸗ 
gar in Abſicht ihrer farbichten Schale beſtens erhalten, eine wahre Ne⸗ 
rittengattung ſey, den wuͤrde ich auf ihre innere, den Neriten ſo na⸗ 
tuͤrliche und eigenthuͤmliche Bauart und Scheidewand, ferner auf die 
halbmondfoͤrmige Mundoͤfnung, auf die Bildung ihrer inneren Lippe, 
und auf die acht ſtumpfen Zähne, fo am Rande der Lippe ſtehen, aufz 
merkſam zu machen ſuchen. Indeſſen bleibet ſie doch bey dem allen von 
der Form, Bildung und Bauart anderer bisher uns bekannt geworde⸗ 
nen Neriten gar ſehr verſchieden. Man betrachte nur ihre uͤberaus an⸗ 
ſehnliche Größe, nebſt der Dicke, Starke und Schwere ihrer Schale; 
man erwege ferner ihre kraͤuſelfoͤrmige Bildung, und den faſt eyfoͤrmi⸗ 
gen oder beynahe cirkulrunden Umriß ihrer breiten Grundfläche, die noch 
dazu auf der breiteren Hälfte ganz gewoͤlbet und convex erſcheinet; man 


ſehe nur auf die Bänder, welche ſich wie Guͤrtel um ihren Bau, der 


einen kleinen Maulwurfshaufen gleichet, herumlegen; man merke auch 
auf den ſonderbaren Wulſt, welcher in ſchiefer Richtung von der Wir⸗ 
belhoͤhe bis zur Muͤndung herablaͤuft, und welchen eine tiefe gleich da⸗ 
bey liegende Furche wie begleitet und begraͤnzet; ſo wird man es bald 
einſehen, daß hier eine von allen uͤbrigen Neritengattungen gar ſehr ver⸗ 
ſchiedene Art vorhanden ſey. Sie nähert ſich in ihrer aͤuſſerlichen Form 
gar ſehr den Kraͤuſeln, aber ihre Muͤndung, Lippe, innere Abtheilung, 
macht ſie zur Nerite. (Habitus trochi, ſed apertura propter aperturam 
ſemiorbieularem et labium columellae transverſum dentatum omnino perti- 
vet ad genus Neritarum.) Der Herr Hofrath Walch faͤllet hievon in 
der oben gemeldeten Stelle des Naturforſchers ein ganz anderes Ur⸗ 
theil, weil er es behauptet, dies ſey eine ſolche Schnecke, welche zwi⸗ 
ſchen dem Patellen⸗ und Neritengeſchlechte mitten inne ſtehe, und es 
ſey dasſenige Glied in der großen Naturkette, welches vorgedachte bey⸗ 
de Geſchlechter der Conchylien mit einander verbinde. Der felige un⸗ 
vergeßliche Walch ſuchet bey jeder Gelegenheit ſeinen Lieblingsgedanken, 
von der Stuffenfolge im Reiche der Natur anzubringen. Ich bin weit 
entfernet, eine ſolche Stuffenfolge ſchlechtweg zu leugnen, aber es 
ſcheint mir doch zu viel gewaget zu ſeyn, wenn wir Menſchen, die wir 
das Ganze und Algemeine nicht zu überſehen fähig und tüchtig find, 
es dennoch bey einem vorliegenden Körper geradezu und mit aller Zu⸗ 
verſicht behaupten wollen, dies ſey ein ſolch Glied und Gelenke in der 
Naturkette, welches dieſe und jene n mit einander * 
ö 2 ie 


132 Verſteinerte Linksſchnecken. Tab. 114. Fig. 975. 976. 
die Stuffe von dem einen zum andern ausmache , und zum almaͤhligen 
Uebergang den Weg bahne. 15 ee e e 

Wie werde ich es aber beweiſen koͤnnen, daß dieſe gegenwaͤrtige 


Nerite linksgewunden ſey? Kaum hatte ich ſie im vorigen Winter auf 
der Poſt durch die Guͤte des Herrn Geheimen Hofrath Schmidels em? 
pfangen, ſo ſandte ich fie augenblicklich meinem hieſigen beſten und br 
waͤhrteſten Freunde, dem Herrn Kunſtverwalter Spengler, um mir fein 


Urtheil von derſelben auszubitten. Er meldete mir fogleich folgendes 9 


in einem kleinen Handbriefe: „Von dieſer gegrabenen Conchylie kan 
„man es mit Recht behaupten, daß ihr Original noch wohl von fer 
„nem Menſchen geſehen und gefunden worden. Niemand darf zwei⸗ 
„feln, daß es eine Meerſchnecke geweſen, die zum Geſchlechte der Nez 
„riten gehoͤret. Aber ihr größefter Vorzug und höchfte Seltenheit bes 
„ ſtehet darinnen, daß fie linksgekehret iſt, welches vielleicht andere nicht 
„eben werden bemerket und wahrgenommen haben.“ Das Zeugniß ei 
nes ſo großen, beſtaͤtigten, einſichtsvollen Conchylienkenners wuͤrde mich 
ſchon alleine rechtfertigen, und zur ſicherſten Buͤrgſchaft wegen ihres 


linken und verkehrten Schalengehauſes dienen koͤnnen. Allein weil ſich 
andere mit dieſer bey mir fo viel geltenden Auctoritaͤt noch nicht ber 


gnügen möchten, fo bitte ich Diejenigen, welche ſich davon gruͤndlich 


uͤberzeugen wollen, daß hier wuͤrklich eine linke Nerite vorhanden feyy N 
nur auf folgendes ihr Augenmerk zu richten. — 
1) Die Reifen und Bänder, welche wie Gürtel das ſchalichte Se 


baͤude dieſer Nerite umgeben, wenden ſich insgeſamt zur linken Seite 


hinuͤber, auch find fie daſelbſt breiter und anſehnlicher, da fie ſich auf 1 
der andern Seite mehr verengern, und zuſammenziehen. | . 
2) Der vom Wirbel ſchraͤg und in fihiefer Richtung herablaufende, 


Wulſt endiget ſich nicht bey der rechten, ſondern bey der linken Seite, 


weiſen, und einen Fingerzeig geben. N. 
3) Solche Exemplare von dieſer Nerite, welche noch ihren voll 


als wolte er uns auf die dorten zur Linken befindliche Mündung bins 


ftändigen gekruͤmmten Wirbel haben, (dergleichen am Boltenſchen zu 
Hamburg beſtens zu ſehen iſt, aber leider bey dem meinigen fehlet wen? 


den ſich mit dem gekruͤmmten Wirbelzopfe nicht zur rechten, ſondern 


zur linken Seite hinuͤber. Der Hofrath Walch redet von dieſem Wir⸗ 
bel im ten Stuͤcke des Naturforſchers, pag. 166 wenn er ſchreibet? 


Der Wirbel iſt auf die eine Seite gebogen, oder wie bey den ers N 
f 8 ohren 


Verſteinerte Linksſchnecken. Tab. 114. Fig:975:976. 133 


ohren und Neriten gewunden, und in die Schale der Muſchel einge⸗ 


druͤcket. (ſo wie wir etwa beym Strombo, der beym Linne Fiſſurella 
heißt, apicem recurvatum ſupra teftae verticem antreffen.) Aber den Um⸗ 
ſtand hat der ſelige wuͤrdigſte Mann nicht angemerket, daß dieſer ſtark 


gekruͤmmte und umgebogene Wirbelzopf, ſich nicht zur rechten, ſondern 


zur linken Seite hinuͤber wende, und daſelbſt im Gebaͤude der Schnecke 
ſo tief hineingedruͤcket geſehen werde, wie ſich etwas in Wachs ab⸗ und 
einzudruͤcken pfleget. r 1 g 

ITnm vorigen Winter hatte ich eine Abhandlung — die ich auch 
bey der hieſigen Koͤnigl. Geſellſchaft der Wiſſenſchaften vorgeleſen — 
ausgearbeitet, de Teftaceis deperditis, davon nur noch die Ectypa in den 
Foßilien und Verſteinerungen uͤbrig wären, davon uns aber die Protypa, 


oder die Originale fehleten. Damals aber befand ich mich noch nicht 


im Beſitz dieſer merkwuͤrdigen linken Nerite, ſondern ich bekam ſie erſt 


einige Wochen nachher. Sie hatte ſonſt eine der erſten Stellen im Re⸗ 


giſter der Teſtaceorum deperditorum verdienet. Sie iſt in Champagne bey 
Courtagnon in dieſer unerſchoͤpflichen Fundgrube der herrlichſten Foſſi⸗ 
lien von Schnecken und Muſcheln gefunden worden. O wie gluͤcklich 
wolte ich mich ſchaͤtzen, wenn ich einige Tage, ja noch beſſer einige 
Wochen und Monathe, bey dieſer viel zu wenig durchſuchten Lagerſtaͤtte 
der auserleſenſten Conchylien und Foßilien zubringen, und da in unge⸗ 
ſtoͤrter Ruhe und Freyheit nachſuchen duͤrfte! Wie vieles wuͤrde ſich 
da nicht entdecken und aus der Dunkelheit hervorziehen laſſen? 


In den Schriften der franzoͤſiſchen Conchyliologen, die doch am 
erſten etwas von dieſer in ihrem Lande herausgegrabenen ſonderbaren 
Nerite wiſſen ſolten, habe ich bisher nicht das geringſte davon entde⸗ 
cken koͤnnen, ich wuͤrde es ſonſt begierigſt nachgeleſen haben. In Deutfche 
land ſind mir ſchon drey Cabinetter bekannt, darinnen dieſe Conchylie 
befindlich iſt. Sie lieget im Cabinette des Durchl. Erbprinzen zu Ru, 
dolſtadt, und in der an ſeltenen Verſteinerungen fo vorzuͤglich reichen 
Sammlung des Herrn Geheimen Hofrath Schmidels zu Anſpach. Da 
er ſie doppelt gehabt, ſo hat er mir das eine Exemplar freygebigſt ver⸗ 


ehret. Man findet auch davon ein ſehr vollitändiges, annoch farbich⸗ 


tes, mit ſeinem unverſehrten Wirbelzopfe und Schwanze wohlverſehenes 
Exemplar in der herrlichen Sammlung des Herrn D. Boltens zu Ham: 
burg. Daſelbſt ſahe ich vor ein paar Jahren, wie ich bey einer Reiſe 
nach Deutſchland durch Hamburg reiſete 99 erſtenmal mit der aͤuſſer⸗ 

* 3 ſten 


134 Verſteinerte Linksſchnecken. Tab. 114. Fig. 977. 


ſten Verwunderung dieſe wunderbare Schnecke. Nachher fand ich ſie 


zu meiner nicht geringen Freude in dem obengenannten Buche des 


Hn. Geheimen Hofrath Schmidels, wobey ich auch erſt auf die von mir 1 
uͤberſehene, im Naturforſcher ſtehende Nachricht und Beſchreibung der⸗ 


ſelben aufmerkſam gemacht ward. Endlich ward ich fo glücklich, ſelber 


sum Beſitz derſelben zu gelangen, wodurch ich eben in den Stand geſetzet 


worden, fie hier umſtaͤndlicher zu beſchreiben. Bisher hat man geglau⸗ 


bet, daß linke Neriten nirgends zu finden waren. Favanne ſchreibet in 


feiner Conchyliologie tom. 2. pag. 181: Nous n'en avons rencontre aucu- 


ne dont les fpires allaſſent au contraire de droite à gauche, comme il sen 


preſente dans pluſieurs de familles ſuivantes. Aber die hier vorgeſtellte 


wird es nun auſſer Zweifel ſetzen, daß man im Reiche der Natur auch 0 


linke Neriten vorzeigen koͤnne. 


* 


Tab. 114. Fig. 9 . Hit a, vet b 


Ex Mufeo SpPENGLERIANO, 


Das Fragment eines linken verſteinerten Kraͤuſels. 


N Fragmentum trochi eontrarii petrificati. 

Neue Mannichfaltigk. 4ter Jahrgang tab. 1. fig. 1. 2. p. 404. 

Schroͤters Einleitung ꝛc. tom. 1. p. 750. no. 184. | 
Ohnmeit des Rheinfalles bey Laufen und Schafhauſen findet und 

graͤbet man allerhand grobe Körner, die ein gutes Eiſenharz enthalten, 


. ³˙·A TEE ZEN Fe ee 


und in einer benachbarten Fabrique verarbeitet werden. Unter diefen 


vom Rhein mit herbeygeſpuͤlten eiſenhaltigen Steinen iſt nun auch dieſes 
Fragment eines linksgewundenen, in Eiſenerz verwandelten Kraͤuſels gez 
funden worden. Bey lit. a. ſehen wir ſeine genabelte Grundflaͤche, und 


und feine ziemlich platte Mündung. Bey lit. b. erblicken wir ihn von den 


andern Seite, wo aber die oberen Umlaͤufe und Windungen ſaͤmtlich vers 


lohren gegangen. Die ehemalige Zahl derſelben, und die vormals ge⸗ 


habte Hoͤhe laͤßt ſich daher nicht beſtimmen. Es wird dieſes Fragment | 


von einer ockerartigen Dünnen Rinde umgeben. 


Tab. 


Verſteinerte Linksſchnecken. Tab. 114. Fig.980. 135 


a Tab. 114. Fig. 980. lit. . et „ 


Ex Muſeo Regio. a 


Das Fragment eines linksgewundenen verſteinerten Turbiniten. 


N Fragmentum turbinis ſiniſtrorſi. 

CaROLI NıcoLaı Lanciı Hiſt. lapidum figuratorum Helvetiae, tab. 32. fig. 6. 

i pagina mea 111. Turbinites ſtriatus ſtriis transverſis denfioribus et ex 
parte ſuperiore in tubercula abeuntibus a dextra ad ſiniſtram convolu- 
tus major pullus duarum ſpirarum. g 


— — tab. 32. fig. 7. p. II 2. Turbinites ſtriatus ſtriis transverſis et in me- 


dio in duplicem papillarum feriem diviſis, a dextra ad ſiniſtram con- 
volutus major pullus unicae ſpirae. 


e 


Das Fragment, welches ich von der hieſigen Koͤnigl. Kunſtkammer 


entlehnet und hier zeichnen laſſen, gleichet völlig jenen vom Lange be⸗ 


ſchriebenen beyden Stuͤcken, die er Turbiniten nennet. Wie lang die 
wahren Originalien dieſer Bruchſtuͤcke geweſen? wie viele Windungen 
ſie gehabt? wo ſie vormals im Meere gewohnet? laͤßt ſich nun nicht be⸗ 


ſtimmen. Der Steinkern, welchen ich hier abzeichnen laſſen, beſtehet 


aus einem weißgrauen Kalkſtein. Von der natuͤrlichen Schalen iſt daran 
keine Spur zu finden. Weil aber doch die ribbenfoͤrmigen Leiſten und Er⸗ 
hoͤhungen, wie auch die kleinen Kugeln gleichenden Knotenreihen im rich⸗ 
tigſten Ebenmaaſe mit einander abwechſeln, ſo muß wohl ohnſtreitig die 
ehemalige natuͤrliche Schale ſehr zart und duͤnne geweſen ſeyn, weil es 
ſonſt nicht wohl zu begreifen und zu erklaͤren ſeyn wuͤrde, wie die Stein⸗ 
maſſe ſo regelmaͤßig die innere Form annehmen, und ſo genau alle Erhoͤ⸗ 
hungen und Vertiefungen derſelben darſtellen koͤnnen. Lange hat dieſe 
linksgekehrten Verſteinerungen in der Schweitz, in dieſem Vaterlande der 
vortreflichſten Verſteinerungen, gefunden. Vermuthlich wird auch das 
Stuͤck des hieſigen Koͤnigl. Cabinets, fo ich hier abbilden laſſen, eben⸗ 
falls aus der Schweitz gekommen ſeyn. Daß man in den Kalkbruͤchen 
Engelands gleichfoͤrmig gebildete rechtsgewundene Fragmente ſolcher Tur⸗ 
biniten antreffe, erſehe ich aus des da Coſta Elements of Conchology 
tab. 2. fig. II. p. 285. bey unſerer Zeichnung ſiehet man dies linke Stuͤck 
fit, a. von der Seite des Ruͤckens, lit. 8. von der Seite des Mundes. 


Tab. 


9 


136 Verſteinerte einksſchnecken Tab. 114. Fig. 981.983. 


Tab. 114. Fig. 9811 
f ; Ex Mufeo noſtro. AN ' 
Ein linker verfteinerter Trochit aus Faxoͤe. 

10 Trochites contrarius. 8 6 „ 
In den Kalkſteinbruͤchen bey Faxöe, etwa ſieben Meilen ſuͤdwaͤrts 
von Kopenhagen, liegen viele merkwuͤrdige Verſteinerungen ſolcher oſtindi⸗ 
ſchen Meerſchnecken, die nur durch eine algemeine Fluth bis in unſere Ge⸗ 
genden, aus jenen entfernten Meeren koͤnnen hergekommen ſeyn. Wer 


ſich mit den deutlichſten Nautiliten, Trochiten, Strombiten, Porcella⸗ 
niten ꝛc. bereichern will, der kan fie bey Faxoͤe finden. Unter den Verſtei⸗ 
nerungen, die mir von jener Gegend zu Theil geworden, habe ich dieſen 
verkehrten Trochiten entdecket. Daß er feine Mündung ganz unleugbar 


auf der linken Seite habe, wird ein jeder ſchon aus der Zeichnung erken⸗ 
nen koͤnnen. Aus welcher Weltgegend dieſe linke Kraͤuſelart daherſtam⸗ 


me? bey welcher Gelegenheit ſie nach Faxoͤe in die Stein- und Kalk⸗ 
bruͤche geſchlemmet worden? wie lange fie daſelbſt mit fo vielen andern 
Schnecken und Muſcheln gelegen? ob man mehrere von dieſer linken Gat⸗ 
tung und noch andere verkehrtgewundene daſelbſt gefunden habe und fin, 
den koͤnne? in welchem Meere der Welt voͤllig gleichfoͤrmige natuͤrliche 
vorhanden ſeyn moͤgen? ob in irgend einem Cabinette dergleichen ſchon 
liege und gefunden worden ſey? das ſind lauter Fragen, deren Beantwor⸗ 


tung man mir gerne erlaſſen wird. | 
w Tab. 114. Fig. 982. 983. 


Ex Mufeo SCHRÖTERIANO. 


Der Schröterifche linksgewundene verſteinerte Strombit. | N 


Strombus Schröteri finiftrorfus petrificatus. 


Schroͤters Naturgeſchichte der Conchylien und Steine, 2ter B. p. 298. 10.3, 1 


| Schon im Jahr 1781 meldete es mir der nunmehrige Herr Supe⸗ 
rintendent Schroͤter daß er unter den Verſteinerungen, die ihm der Durchl. 


Erbprinz von Rudolſtadt verehret, gluͤcklicher Weiſe einen linken Strom. 
biten entdecket habe. Zugleich beſchenkte er mich mit einer Abbildung dee 
ſelben. Ich erſuchte ihm nachher, mir den linken Strombiten auf eine 
Zeitlang zu leihen und nur getroſt anzuvertrauen, damit ich eine genauere 
Abzeichnung deſſelben veranſtalten, und ihn umſtaͤndlicher unter meinen 
Linksſchnecken beſchreiben koͤnne. Meine Wuͤnſche wurden von ihm ſeht 
e gerne 


Verſteinerte Linksſchnecken. Tab. 114. Fig.982.983. 137 


gerne erfuͤllet. Dennoch aber weiß ich von der eigentlichen Beſchaffenheit 


dieſes linken Strombiten nichts weiteres anzumerken, als was ſchon der 
Super. Schröter in feiner Naturgeſchichte in der oben angezogenen Stelle 


von ihr geſchrieben, daher ich feine eigenen Worte beybehalten. - 


f „Mein verfteinerter linksgewundener, ben Sct. Gallen in der 
„Schweiß gefundener Strombus iſt 1 und 3 Zoll lang, dabey etwas 
„ bauchicht und kurz gewunden. Er hat zehen regelmäßig abnehmende 
„Windungen, und eine ganz feine Schale, die aber calciniret worden, 
„auch hin und wieder einige Lamellen verlohren hat. Wo die Schale 


5 »hoch veſte ſitzet, da zeiget es ſich, daß ſie die Lange herab zart ge⸗ 


„ſtreift geweſen. Die 1 8 iſt ſcharf. Neben der, auf der linken 
„Seite ſtehenden eyfoͤrmigen ſehr engen Mundoͤfnung ſiehet man nir⸗ 
» gends die Spur eines Nabels oder einer Hervorragung: ihr Umriß 


y 
nit vielmehr abgerundet und die Mündungslefze ſcharf Sowohl die 


„Mundofnung, als auch die ganze Schnecke erfuͤllet ein weiſſer Kalk⸗ 
‚„fein. Auf dem Nuͤcken hat dieſer linke Strombus durch einen Druck 


„ eine kleine Einbeugung bekommen, übrigens aber ſich ſehr wohl in der 


„Steinlage, /darinnen er lange verſteckt geweſen, erhalten.“ N 
Daß er zur Zahl der ſeltenſten Verſteinerungen gehoͤre, wird man 
nicht erſt aus meiner Erinnerung lernen duͤrfen. 


Obſ. Seba redet in feinen Tom. III. Thefauri locupletiimi rerum natura- 
lum tab. 52. fig. 25. von einer merkwuͤrdigen Linksſchnecke, die ich auf 
der 19ten Vignette bey lit. B. nachzeichnen laſſen. Sie wird uns beym 
Seba mit folgenden Worten beſchrieben: „Buceinum ad finiftras con vo- 
lutum, elegans, dilute flavum, filamentis craſſis aurantiis obvolutum, 
ſupra ad gyros plicatum, profunde fulcatum, acutis dentibus aſperum, 
ex America Hiſpanorum delatum. Gyris gaudet finiftrorfum obtortis. 
Syrus major linea alba eircumferibitur.“ Wo muß doch dieſe ſonder⸗ 
bare Linksſchnecke nach dem Verkauf des Sebaiſchen großen Naturalien⸗ und 
Conchylienvorratbes hingekommen ſeyn? Kan jemand die Conchylienfreun⸗ 

de hievon gruͤndlich belehren: 5 ſoll es mit großem Danke erkannt werden 


Conchylien⸗Cabinet N. Band. S = Von 


z g 8 ; 9 ; 288 18a a 
N „ S „ Dee 7 25 Arts A 
Von linken Muſcheln. e 


8 


i a RR 

Va werden glauben, die linken Sonchplien muͤſſe man nur unter den 
gewundenen Schnecken, unter den Cochleis turbinatis univalvibus 
aufſuchen, aber unter den zwoſchalichten Muſcheln, unter den Conchis 
bivalvibus fen es vergebens und umſonſt fie zu ſuchen und darnach zu fras 1 
gen. Und doch ſind auch bey dieſen, linksgekehrte Stuͤcke nichts ganz 1 
unerhörtes und ungewoͤhnliches. Man merke nur genau auf die Nich? 
tung des Wirbels mancher Muſchelgattung, ob er ſich ad anum oder ad 
vulvam hinüber wende? und man ſehe nur auf den oft fehr verlängerten . 
Schnabel mancher Klapmuſcheln und Auſterarten, ſo wird man bald auch 1 
unter den Muſcheln linksgekehrte erblicken. 


Savanne redet davon im erſten Bande feiner Conchyliologie, wenn | 
er ſchreibet pag. 441: Aucun auteur n’avoit encore remarquè que parmi 
les bivalves il fe trouvoient auſſi des coquilles d'une mème efpece dont la 
Volute etoit tournèe tantöt à droite et tantöt à gauche. Jusqu' a preſent 
on n' avoit fait mention de cette ſingularitè, que relativement aux unival- 
ves, dans lesquelles ce caradtere eft beaueoup plus fenfible à caufe de leur 
grande ouverture appelèe bouche; mais lorsqu’on examine attentivement 
les bivalves on en rencontre Plufieurs avec ce caractere, telles font par 
exemple quelques huitres feuilletèes, quelques huitres epineufes, et mème „ 
quelques huitres communes, ainfi que les huitres nommees le Pate ont cha- 
cune leur contre partie Le Coeur de Venus et le Coeur de bateau dans 
la famille de coeurs, ainſi que plufieurs Tellines viennent a l'appui de ee que 
nous avancons. La famille de Peignes nous ‚prefente la grande Pelerine et 
le Benitier qui font tournes en fens contraire à tous les Petoneles. C'eſt ce 
qu'on remarque auſſi dans la Sole des Indes, qui a pour contre partie la Sole 
de iles Malouines. Ainſi la claſſe des bivalves n’offre pas moins de ſingula- 
rites en ce genre que celle des unival ves: mais nous wavons rien obferve 
de pareil dans les multivalves. 


Ich kan es nach der Wahrheit verfichern, daß ich lunge zuvor, ehe 1 
ich das Conchylienwerk des Herrn de Favanne geſehen, auf ſolche Mur 
ſcheln, die ihre Wirbel und Schnabel zur ligken Seite hinuͤber 75 9 

auf ⸗- 


3 G. Ni N) Bi: 


Von linken Muscheln. | 139 


aufmerkſam gemacht worden, und daß ich inſonderheit unter den Spondylis, 
die er Huitres epineufes nennet, ſchon manche zur Geſellſchaft meiner 
Linksſchnecken um deswillen hingeleget, weil ich es bald gewahr worden, 
daß ſich ihr langer, weit ausgeſtreckter Schnabel nicht zur rechten, ſon⸗ 
dern zur linken Seite hinuͤber kehre. Davon gedenke ich nun hier einige, 
wie zur Probe, darzulegen. Daß ich meine Nachforſchungen nach linken 
Muſcheln auch bis auf die Familien der Tellinen, Venus⸗-Kamm⸗-Com⸗ 
paß⸗ und Herzmuſcheln ſolte, wie Herr de Favanne, ausgedehnet haben, 
verlange ich nicht zu verſichern. Der Nutzen ſolcher Unterſuchungen will 
mir nicht einleuchten, daher ich denn auch meine Leſer damit nicht h 
ten noch behelligen mag. 


Verzeichnis einiger hier abgebildeten linken Hufen. 


IX, Aus dem Geſchlechte der Klapmuſcheln. 
E genere Spondylorum. 
Tab. 115. Fig. 1 Gezackte Klapmuſchel. Linke Lazarusklappe. Spondylus 
iR Gaederopus Linnaei contrarius. 
Fig. 985. 986. Die kleinere gezackte linke Klapmuſchel. Spondylus Gaede- 
ropus minor contrarius. 
Fig 987. Die orangefarbichte hellrothliche Klapmuſchel. Spondylus ex 
aurantio rubicundus contrarius. 
Fig 988 — 990. Der weiſſe Igel. Die linke weiſſe ſtachlichte Klapmuſchel. 
Spondylus albus aculeato - ſpinoſus perverſus. 
Tab. 116. Fig. 991. Eine ſtachlichte pfirſichbluͤtfarbige linke Klapmuſchel aus dem 
199 Meere. Spondylus e maris rubri ſini- 
ſtror us. 


X. Aus dem Geſchlechte der Chamen. 
Chamae inverſae. 


Fig. 992. Die linke Felſenmuſchel. Chama gryphoides Linnaei ad fini- 
ſtram reclinata. 

Fig. 993. Eine Abänderung der vorigen Gattung. Varietas Wer 
tis 1 


S 2 RE 


Wie Klapmuſcheln. Tab. 115. Fig. 984. 
XI. Aus dem Geſchlechte der Auſtern. 
0 Oſtreae ſiniſtrorſalalee. 


' Fig. 994996. Auſtern, deren Schnabel ſich zur linken Seite hinwendet. | 


Oftreae vulgares roſtro ad ſiniſtram verſo. 


Fig. 997. Eine roͤtblich gefärbte linksgekehrte Klebauſter. Oſtrea paraſi- 
. 7 


tica finiftrorfum vergens. | 
Fig. 998. Ein linker Hahnenkamm. Crifta galli finiftra, n 
Fig. 999. Ein Trochus mit einigen linken Wurmroͤhren. Serpula fpiror- 
a bis contraria. N 422 rn Sa 


EN 


IX. Linke Klapmuſcheln. 
Spondyli finiftrorfi. 
Tab. 115. Fig. 984. 
; Ex Mufeo noftro. 33 a B 
Die linke Lazarusklappe. 


Spondylus Gaederopus Linnaei contrarius, teſta inaequivalvi, aurita, pon - 


„ 


G 


derofa, ſcaberrima, fpinis et muricibus undique obfita et echinata, roftro 


valvae inferioris valde elongato, quaſi abraſo, fiſſo ſeu in medietate 
ſecto et inciſo, ad ſiniſtram reclinato. 


Gall. Huitre epineufe tournèe a gauche. Cliquette des lepreux. 


Die gezackte Klapmuſchel, welche ſonſt auch den Namen der Laza⸗ 
rusklappe, oder der ſtachlichten Auſter fuͤhret, habe ich ſo umſtaͤndlich 
im ſiebenten Bande dieſes Conchylienwerkes tab. 44. fig. 959. beſchrieben, 
daß ich wenig mehr hinzuzuthun weiß. Die hier abgebildete, zeichnet 


ſich durch ihre anſehnliche Größe, durch die große Menge ihrer langen, 
hohlen, rinnenartigen Stacheln und Dornen, durch die vielen, ſonderlich 
auf ihrer Unterſchale angehaͤuften blaͤtterichten Schichten, Auswuͤchſen, 


rohrfoͤrmigen breiten Stacheln, deren Menge alle Erwartung uͤbertrift, 


u 2 


IT ee ng re 


DE BEE 


aufs vorzäglichfte unter den Mitgliedern ihres Geſchlechtes aus. Ihre 1 


weniger gewoͤlbte und weit flachere, auf beyden Seiten des Wirbels mit 


Ohren, nach Art der Kammmuſcheln, beſetzte Oberſchale, traͤget ein 5 


dunkles 


Linke Klapmuſcheln. Tab. 118. Fig.984-986. 141 


dunkles purpurrothes Farbenkleid. Die blaͤttervolle, dicht mit Stacheln 
beſetzte auſſerſt hoͤckerichte und unebene Unterſchale iſt ſchmutzig braun⸗ 
gelb. Ihre langen rinnenfoͤrmigen breiten Stacheln ſind braungelb und 
dunkelroth. Die innerſten dicken weiſſen Wände haben in jeder Schale 
nur einen einzigen, aber ſehr großen, faſt runden und vertieften Muſ⸗ 
kulflecken. Der aͤuſſere Rand ſitzet voller kleinen Zaͤhne, Kerben und 
Falten. Bey der Unterſchale endiget ſich der Wirbel in einem langen, 
weiſſen, dreyſeitigen Schnabel, der wie abgeſchabet ausſiehet, und in 
ſeiner Mitte wie eingeſchnitten, geſpalten und rinnenartig iſt. Dieſer 
verlängerte weiſſe Schnabel kehret ſich bey den mehreſten Klapmuſcheln 
zur rechten Seite hinüber. Allein die hier vorgeſtellte Klapmuſchel mas 
chet davon eine ſeltene Ausnahme. Denn ſie kehret ſich mit ihrem ge⸗ 
ſpaltenen Schnabel zu der linken Seite hin; daher kan ſie mit Recht 
eine linke Klapmuſchel heiſſen. Ihr Gelenke im Schloſſe gleichet dem 
gewoͤhnlichen, welches alle Spondyli zu haben pflegen. Sie iſt mir 
ehemals unter dem Namen einer mittellaͤndiſchen Muſchel verkauft wor⸗ 
den. Ihre Länge betraͤget vier Zoll und drey Linien; ihre Breite aber 
faſt viertehalb Zoll. Die Stelle, damit ihre Unterſchale an einem Fel⸗ 
ſen veſte geſeſſen, iſt ſehr deutlich zu erkennen. Wie und wodurch ſie 
ſich als eine an den Felſen gleichſam angeſchmiedete Muſchel ernaͤhren 
und erhalten, zu einer vorzuͤglichen Größe heranwachſen, eine ſolche faſt 
bleyſchwere Schale erlangen koͤnnen? aberleſe ich andern zu beſtimmen 
und auszumachen. N 


Tab. 115. Fig. 985. 986. 
. 5 5 Ex Muſeo noſtro. 
Die kleinere gezackte linke Klapmuſchel. 
Spondylus Gaederopus minor contrarius, roſtro elongato, quafi abrafo, claufo 
ſeu integro, ad finiftram flexo feu terminato. 


Diüe vorhergehende Klapmuſchel muß ein fehr hohes Alter erreichet 
haben, wie man es gar leicht aus ihrer Groͤße und Schwere, wie auch 
aus der Menge ihrer ſtark angehaͤuften Schichten, Blatter, Dornen 
und Stacheln ſchließen kan. Die jetzige iſt deſto jünger, leichter, duͤnn⸗ 
ſchalichter und kleiner. Auf ihrer faſt flachen nur wenig gewoͤlbten 
Oberſchale, darauf ſich viele laͤnglichte, rauhe, mit Knoten, Spitzen 
und Dornen wohlbeſetzte Streifen zeigen, ſiehet man eine friſche, an⸗ 
genehme blaßroͤthliche Purpurfarbe. Die S le fo ich bey ig. 986 
6 3 von 


142 Linke Klapmuſcheln. Tab. 118. Fig. 987 


von der Seite des Ruͤckens zeichnen laſſen, iſt weiß, und ſitzet reihenweiſe 
voller langen, weiſſen, aͤuſſerſt ſpitzigen Stacheln und Dornen, die ſich 
nicht ſowohl in die Höhe richten, als vielmehr niederſenken, und zum auf 
ſeren Rande dahinkehren. Der verſchloſſene breite, weiſſe, gleichſam ab⸗ 
geſchabte Schnabel dieſer Unterſchale kehret ſich mit ſeiner Endſpitze nicht 
zur rechten, ſondern zur linken Seite hinuͤber. Eben um deswillen bes 
hauptet dieſer Spondylus hieſelbſt eine Stelle unter den linken Muſcheln. 
Auf der Unterſchale bemerket man zwo Stellen, wo dieſe Muſchel zwi⸗ 
ſchen den Steinen, etwa in einer Felſenritze, veſte geſeſſen. Und dennoch 
hat fie wachſen, ſolchen artigen Schalenbau vollenden, und ſich auch als 
angeleimt und wie angeſchmiedet, dennoch fortbringen, verſorgen und 
erhalten koͤnnen. Vermuthlich aber ſahe ſie ſich durch die unbequeme, 
aͤuſſerſt eingeſchraͤnkte Lage ihrer Wohnſtelle gezwungen, ihren Schnabel 
zur linken Seite, die ihr vielleicht nur alleine offen und frey geblieben, 
hinuͤber zu kehren. e ö 


Tab. 115. Fig. 987. b 5 

| Ex Mufeo noſtro. ö Wan 
Die orangefarbichte hellroͤthliche linke Klapmuſchel. 

Spondylus ex aurantio rubicundus contrarius, ſubauritus, tefta fubrotunda, 

longitudinaliter inaequali@er ſtriata, ſtriarum eminentium dorfo ſtipato ſpinis 

brevioribus; altera valvula profundiore foliacea, roſtrata, roſtro albo, 


« 


plano, fiſſo, abrafo, ad finiftram inclinato. . 
Ns 


Es träger dieſe weſtindiſche Klapmuſchel ein hellroͤthliches orange⸗ 
farbichtes Kleid. Weil die faſt rund gebildete Schale nur duͤnne iſt, ſo 
ſchimmert dieſe Farbe auch bey den innern ſonſt weiſſen Waͤnden hindurch. 
Auf dem Ruͤcken der größeren: ſenkrechten Streifen, welche vom Wirbel 
herablaufen, erheben ſich einige kurze Dornen und Zacken. Nahe beym 
Wirbel der etwas flacheren Oberſchale ſtehen ein paar Ohren, dergleichen 
man bey den Kammmuſcheln wahrzunehmen pfleget. Die Unterſchale be⸗ 
ſtehet aus lauter blätterichten in die Queere angelegten Schichten. Der 
innere, mit einem breiten roͤthlichen Saume zierlichſt eingefaßte Rand, 
ſitzet voller Kerben, Falten und Streifen. Der verlängerte platte gleich⸗ 
ſam abgeſchabte Wirbel oder Schnabel wendet ſich zur linken Seite hinz 
uͤber. Er hat in der Mitte eine tiefe Spalte. Es iſt dieſe linke Klap⸗ 
muſchel im weſtindiſchen Meere beym Strande von St. Croix gefunden 
worden. An den dortigen Felſen und Klippen des Meeres ſollen unzaͤhli⸗ 


— 


| Linke Klapmuſcheln. Tab. 115. Fig. 9885 990. 143 


ge von dieſer Gattung veſte ſitzen. Sie werden von den Fiſchern durch 
eiſerne Brechſtangen loßgebrochen, zu Markte gebracht, begierigſt gekauft, 
3 wird der Bewohner als eine wohlſchmeckende Auſter ver⸗ 
are: e eee BER een Sa 


. h. 115. Fig. 988-990. 
A Ex Mufeo Morrzmno, Bu 
| Der weiſſe Igel. Die linke weiſſe ſtachlichte Klapmuſchel. 
5 Spondylus albus aculeato - ſpinoſus perverfus, apice ſeu roftro ſiniſtrorſo, 
W tefta ovata, candida, feriebus aculeorum acutifimorum 
5 undique eireumſtipata. 
Di.ieſe Gattung dornichter mit lauter ſpitzigen Stacheln reihenweiſe 
beſetzten Klapmuſcheln heiſſet vorzüglich bey den franzoͤſiſchen Conchylio⸗ 
logen Huitre epineuſe. Kein Igel kan ſo voller Stacheln ſitzen, als dieſe 
mit Stacheln wie beſaͤet erſcheinet. Ich habe ſie daher in der oben an⸗ 
geführten Beſchreibung Spondylum aculeato - ſpinoſum mit Recht nennen 
koͤnnen. Dieſe Stacheln halten in ihrer Stellung ordentliche Reihen. 
Sie ſind ſchneeweiß, und nur an den aͤuſſerſten Spitzen ein wenig roͤthlich 
gefaͤrbet. Die Schale ſelbſt iſt beydes oben und unten, beydes innerlich 
und aͤuſſerlich fo weiß, als der weiſſeſte Alabaſter und Carariſche Mar: 
mor. Ihr Schloß hat in jeder Schale zween ſtarke Zähne und zwey 
Gruͤbchen, dahinein die beyden Zahne der Gegenſchale eingreifen. Bey 
fig. 988 ſehen wir dieſe Klapmuſchel von der Seite ihrer Oberſchale. Bey 
fig. 989 finden wir beyde Seiten hintereinander aufgeſtellet, um die Be⸗ 
ſchaffenheit ihres Schloſſes deſto eher bemerken zu koͤnnen. Bey fig. 990 
erblicken wir die Unterſchale von der Seite ihres Ruͤckens. Die blaͤtterich⸗ 
ten Schichten derſelben endigen ſich in violet und purpurroͤthliche Spitzen. 
Es iſt dies eine ziemlich ſeltene und ſonderbare Gattung der Klapmuſcheln, 
die ich um deswillen in dem eigentlichen Geſchlechte derſelben nicht mit 
aufſtellen wollen, weil ich beym Schnabel derſelben eine zur linken Seite 
hinüber gekehrte Richtung wahrgenommen, und ich ihr daher einen Platz 
unter den linken Muſcheln anweiſen muͤſſen. Ihr Vaterland und Wohn⸗ 
ſtelle weiß ich mit keiner Gewißheit und Sicherheit zu beſtimmen. Doch 
vermuthe ich es, daß ſie oſtindiſch ſeyn werde. n 


Tr 


u. tee ö | j Tab, 


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144 Linke Klapmuſcheln. Tab. rr6. Fig. 991. 
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JJ . > RE ARE BEE Bea are 9 

. . ́ 1 ß 

Eine ſtachlichte pfirſichbluͤtfarbige linke Klapmuſchel. Bi 
aus dem rothen Meere. 

Spondylus Gaederopus maris rubri ſiniſtrorſus, teſta eraſſa, aurita, ovali, 1 
ventricofa, longitudinaliter ſubcoſtata, coſtis albis inaequalibus, in dorfo 
ſpinis elongatis, fornicatis, albefcentibus, latis, imbricatim inſtructis. Color- 
teſtae ut flos Perficae arboris. Limbus internus ſimiliter coloratus ER 


fimulque ſulcatus et ſtriatus. Dentes in cardine duo iique 7 
g ‚ validifimi. | \ 


Von dieſer ſeltenen Klapmuſchel habe ich ſchon im fiebenten Bande 
unferes ſyſtematiſchen Conchyliencabinets tab. 44. fig. 460 ein vorzüglich 
ſchoͤnes Beyſpiel abbilden laſſen. Bey jener wandte fich der breite vers 
ſchloſſene Schnabel der Unterſchale zur rechten Seite hinüber. Bey dieſer 
aber, welche wir hier vor uns finden, nimmt der gleichfals feſt verſchlo⸗ 
ſene weiſſe, breite, flache Schnabel eine gegenſeitige Richtung Er keh⸗ 
ret ſich zur linken Seite hin. Die Oberſchale der mehreſten Klapmuſcheln 
pfleget allemal flacher und ungleich weniger erhoben und gewoͤlbet zu feyn 
als die Unterſchale. Ihr Farbenkleid iſt ſehr reitzend und angenehm. Es 
gleichet der lieblichſten Pfirſichbluͤke. Viele größere und kleinere laͤnglicht 
ribbenartige Streifen laufen von der Wirbelſpitze bis zum aͤuſſerſten Ran⸗ \ 
de wie Strahlen hinab. Auf ihrem Ruͤcken treten lange, breite, etwas 
ausgehöhlte Blätter und Spitzen hervor welche bey dieſen Mufchelgats 
tungen vermuthlich die Stelle der Palliſaden vertreten, und ihr zu eini⸗ 
ger Beſchuͤtzung gegen die raubbegierigen Zaͤhne einiger Fiſche und See⸗ 
thiere dienen moͤgen. Da der Schalengrund von einer Farbe, welche 
der Pfirſichbluͤte nahe kommt, geſchmuͤcket wird, und dagegen die darauf 
ſtehenden ribbenartigen Streifen und Stacheln weiß ſind, ſo verſchaffet 
dieſe angenehme Abwechſelung in den Farben der Mufchel ein deſto beſſe⸗ 
res und gefälligeres Anſehen. Die inneren Waͤnde find weiß, und wer⸗ 
den von einem ſtark gekerbten, geſtreiften und gefurchten Saume beym 
Rande aufs zierlichſte eingefaſſet. Im Gelenke einer jeden Schale ſtehen 
ein paar dicke Zaͤhne, welche in die Grube der Gegenſchale eingreifen. 
Der Schnabel, welcher bey vielen andern Klapmuſcheln des rothen Mee, 
res geſpalten iſt, mag bey dieſer auch wohl ehemals offen und rinnenartig 
geweſen ſeyn, aber vorjetzo zeiget er ſich als verwachſen und 5 f 

i Dieſe 


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— Er 


eh 


Linke Chamen. Tab. 116. Fig: 99 ½́ 145 


0 Dieſe Gattung wohnet an den Steinen und Felſen des rothen Meeres. 
Profeſſor 7 hat ſie bey ſeiner gelehrten Reiſe nach Arabien ohn⸗ 
weit Sues gefunden und hieher geſandt. | | | 


X. Linke Chamen. 


Chamae finiftrorfae; 


* 


Rn Tab. 116. Fig. 992. 

zu ak Ex Mufeo SPENGLERIANO et noftro. 

05 7 5 Die linke Felſenmuſchel. 
Chama Gryphoides Linnaei, ad ſiniſtram reelinata, teſta ſuborbiculata valde 

eraſſa et ponderoſa, foliis teſtaceis aggregatis compoſita, extus ſquamoſa et 
ſcaberrima, ex fuſco et albo colorata, intus alba, glabra, natibus 
25 ae ſubſpiralibus ſiniſtrorſum vergentibus. 


22 


. a Gall. Le Gateau feuillete. Le Pate- 


Eine umſtaͤndliche Beſchreibung von der Chama gryphoide oder Fel⸗ 
ſenmuſchel, dergleichen oftmals von den franzoͤſiſchen Conchyliologen 
Le Pate, die Paſtete, genannt wird, habe ich ſchon im ſiebenten Bande 
dieſes ſyſtematiſchen Conchylienwerkes bey tab. § 1. fig. 710 — 513. p. 145 
bis 148 geliefert. Bey der jetzigen finde ich auf der Ober- und Unter⸗ 
ſchale lauter Lagen uͤbereinander geſchichteter Blaͤtter, welche wie duͤnne 
Schieferplatten auf einander geſchoben und veſte geleimet zu ſeyn ſcheinen. 
Die Schale wird dadurch ſehr rauh und uneben gemacht, welche Uneben⸗ 

heit durch manche hervortretende Schuppen noch ſtaͤrker vermehret und 
bergroͤßert wird. Es ift bey einiger Aufmerkſamkeit ſehr ſichtbar und au⸗ 
genſcheinlich, daß dieſe Lagen, Schichten und Blaͤtter beym weiteren 
Wachsthum der Muſchel entſtanden, und ſich nicht etwa von auſſen und 
von obenher, ſondern nach und nach von innen heraus angeleget. Da⸗ 
her denn auch diejenigen, welche ſich zuletzt angeſetzet, immer etwas groͤſ⸗ 
ſer ſind, als die vorhergehenden. Uebrigens iſt dieſe Muſchel ſehr dick⸗ 
ſchalicht und ſchwer. Ihre Oberſchale iſt nicht flach und platt, ſondern 
Conchylien / Cabinet I. Band. T merk. 


146 Linke Chamen. Tab. 116. Fig. 992. 


merklich gewoͤlbet; allein die Unterſchale iſt ungleich tiefer / größer und f 
geraͤumiger. Die inneren Waͤnde find weiß und glatt. Nahe beym auf 


ſeren Rande bemerket man einen Saum der noch glatter iſt. Auf beyden 


Seiten der Ober- und Unterſchale ſtehet ein eyföͤrmig gebildeter Muſkul⸗ 0 
flecken. Im Schloſſe der Unterſchale ſiehet man einen dicken, ſtarken, 


breiten Wulſt, der neben oder hinter fich eine geriffelte Grube oder Fur⸗ 


che hat, dahinein ſich der Wulſt, welcher bey der Oberſchale hervortritt, Mi 
hineinzuſchieben pfleget, und durch ein lederartiges ſchwarzbraunliches 


Band noch veſter gehalten wird. Die Unterſchale dieſer Gattung von 
Felſenmuſcheln ſitzet gemeiniglich auf Klippen, Steinen, Seegewaͤchſen ſo 


ſehr veſte, daß es nicht wenig Gewalt und Muͤhe koſtet, ſie davon loszu⸗ 


brechen. Mit bloßen Haͤnden, wenn man keine Brecheiſen bey der Hand 
hat, laſſen fie ſich gewiß von der einmal erwaͤhlten Grundſtelle nicht loß⸗ 
reiſſen. Der Bewohner beweget, wenn er ſich oͤfnet, nur alleine ſeine 
Oberſchale. Die Unterſchale kan er nicht bewegen, ſondern er bleibet 
immer auf einer und eben derſelbigen Stelle. Allein diejenige, welche ich 
hier abbilden laſſen, hat dennoch, ohne ſich ſelber fortzubewegen, Die wei⸗ 
teſten Reiſen gemacht. Denn da ſie ſich mit einigen andern von ihrer 
Gattung auf einer Eiſenplatte beym Ruder eines weſtindiſchen Schiffes 
angeſetzet, fo hat fie mit denſelben die Reiſe nach Europa angetreten. Da 


ſie von dem Eiſenbleche, darauf ſie ſich mit ihrer Grundlage angeleimet, 
nicht abzubringen geweſen, ſo iſt ſie mit ſamt derſelben dem Herrn Kunſt⸗ 


verwalter Spengler uͤbergeben worden. Es ſitzen auf dieſer Eiſenplatte 
vier große Doubletten bey einander, davon ſich dreye mit den gekruͤmm⸗ 


ten Wirbelſchnabeln ihrer Unterſchale zur linken Seite, und nur eine da⸗ 


von zur rechten Seite hinuͤber wendet. Die eine Hälfte der Schalen iſt 
braunroth gefaͤrbet, die andere aber iſt weiß. In meiner Sammlung 
liegen ebenfalls einige von dieſer Gattung, welche ſich gleichfals mit ihren 


Wirbeln und Schnaäbeln, nicht zur rechten, ſondern zur linken Seite hin⸗ 


kommen. s 


u A ne 


über kehren. Ich habe fie von der weſtindiſchen Inſul St. Croix be 


Tab. 


4 


3 


Linke Chamen. Tab. 176. Fig. 993. 147 
en 0 ĩͤ en 
%; Ex . 0... 
Eine Abaͤnderung der vorigen Gattung. 
. Varietas praecedentis ſpeciei. 10 60 f 
Im ſiebenten Bande dieſes Conchylienwerfes tab. § 1. fig. 513. 
habe ich eine kleine Chamam gryphoidem abzeichnen laſſen und kuͤrzlich 
beſchrieben, welche der hier vorgeſtellten gar ſehr gleichet. Nur daß 
ſich bey jener die Unterſchale mit ihrem ſtarkgekruͤmmten Wirbelſchnabel 
zur rechten Seite hinwendet, bey dieſer ſich aber der Wirbel augen⸗ 


ſcheinlich zur linken Seite hinüberkehret. Auf der ziemlich flachen Ober, 


ſchale zeigen ſich nur wenig Schuppen und Schichten von blaͤtterichten 
Lagen. Auf der einen Seite iſt ſie weiß, auf der andern braunſchwaͤrz⸗ 


lich gefaͤrbet. Die braune Hälfte der Unterſchale wird durch weiſſe 


laͤnglichte erhobene Linien bezeichnet und verſchoͤnert. Auf den inneren 
Wänden findet man auf weiſſem Grunde braunrothe Flecken, und beym 


d uſſeren Rande, wie auch in den Furchen des Schloſſes zarte Einker⸗ 


* 


, Ihre eigentliche Wohnſtelle iſt bey den weſtindiſchen Zucker⸗ 


K 


Bi 


XI. Linke Auſtern. 


Oſtreae ſiniſtrorſae. 


„ . —0. 


Tab. 116. Fig. 994-996. 


Ex Mufeo noftro. 


Auſtern deren Schnabel oder Wirbel ſich zur linken Seite 
hinüber wendet. 8 


Oftreae vulgares rudes roſtratae, roſtro ad finiftrum - W 
8 latus reclinato, SEE 


Von dieſen gemeinen Auſterarten weiß ich wenig erhebliches und 


bemerkenswerthes zu ſagen. Sie haben alleſamt eine rauhe ſchilferichte, 


Falfartige Schale, welche aus lauter feinen Blättern, die da lagenweiſe 


über einander geſchichtet find, zuſammengeſetzet zu ſeyn ſcheinet. Ein 
dänifcher Schiffer hat fie mir ehemals von der portugieſiſchen Kuͤſte bey 


St. Hubes mitgebracht. Vermuthlich aber würde man fie an der weſt⸗ 


lichen Kuͤſte Juͤtlandes, Schleswigs und Holſteins eben ſo gut ja noch 


wohl beſſer finden koͤnnen. Ihr Hauptverdienſt, welches ihnen auch hien 


eine Stelle erworben, beſtehet bloß darinnen, daß ihr verlaͤngerter Schna⸗ 
bel bey der Unterſchale ſich zur linken Seite hinuͤber kehret. Unter den 


drey Arten, die ich hier abbilden laſſen, muß diejenige bey fig. 995 be⸗ 


ſonders bemerket werden. Sie gehoͤret zur Zahl der ſogenannten weit 
ausgeſtreckten Schnabelauſtern. Beyde Seiten des Randes ſitzen ohn⸗ 


weit des Schloſſes voll der kleinſten Zahne und Kerben, dergleichen wie 


ehemals bey der Oftrea denticulata antrafen. Ihre Oberſchale iſt flach 
und etwas violet gefaͤrbet. Ihre etwas tiefere Unterſchale iſt beydes 
innerlich und aͤuſſerlich ſchmutzig und kalkartig weiß. Ihr Wirbel von 
der Oberſchale und ihr Schnabel von der Unterſchale kehren ſich zur 
linken Seite hin. 


Tab, 


Linke Auftern. Tab. 116. Fig.997. 4 
Tab. 116. Fig. 997. 


Ex Mufeo noſtro. 


Der unaͤchte linke Hahnenkamm. Die am Rande faltenfoͤrmig 
ausgezackte roͤthlich gefaͤrbte Klebauſter. 


Oſtrea parafitica ſiniſtrorſum vergens, teſta rubicunda foliofa, margine pro- 
funde plicato, limbo interno in altera valvula punctis eminentibus 
ſcabro, in altera laevi ſeu glabra. 


Diteſe Gattung von Klebauſtern pfleget haufenweiſe am Boden 
ſolcher Schiffe veſte zu ſitzen, welche von Oſtindien zuruͤcke kommen. 
Ob ſie ſich nun in Oſtindien? oder beym Vorgebuͤrge der guten Hof⸗ 
nung, wo die Schiffe auf der Haͤlfte ihrer Reiſe einzukehren, und ſich 
eine Zeitlang aufzuhalten pflegen? oder gar unterwegens anſetzen moͤgen? 
kan ich nicht beſtimmen. Einige kehren ſich mit ihrem Wirbel zur rech⸗ 
ten, andere aber, wie die gegenwaͤrtige, zur linken Seite hinuͤber. Sie 
werden oͤfters von einer roͤthlichen Farbenmiſchung recht angenehm ge⸗ 
färbet. Eine fonderbare Merkwuͤrdigkeit findet man auf ihrem ſtark 
gefalteten nach Art der Hahnenkaͤmme tief ausgeſchnittenen Rande. 
Denn beym inneren Limbo wird nur der Rand der Oberſchale von 
lauter merklich erhabenen Puncten rauh gemacht, aber die Unterſchale 
iſt völlig glatt und ermangelt aller Puncte. Es gleichet dieſe Kleb⸗ 
auſter hierinnen derjenigen Auſter, welche tab. 75. fig. 686. im achten 
Bande dieſes Werkes den Namen des kleinen Blats führer, und Oſtrea 
frons heiſſet. Unterwaͤrts erblicket man bey der Schale noch einige 
Fortſätze, welche man mit den Armen und Fuͤßen vergleichen moͤchte, 
weil ſie der Klebauſter dazu dienen, veſter zu ſtehen, und ſich genauer 
an die einmal erwehlte Wohnſtelle anzuklammern. ? 


T 3 f Tab. 


450 Linke Auſtern. Tab. 116. Fig. 998. 
c Tab. 116. Fig. 998. 

Ex Mufeo noftro. 5 ar 
Der linke ächte Hahnenkee. 
Oſtrea Crifta Galli, teſta more oſtrearum affixa, profunde plicata, fulcata, 
ſtriata, ſcabra, imbricatim lamelloſa, ex flavido et fuſco infecta, limbo in- 
terno ſcabro in margine ſuperioris et inferioris valvulae ſerie g 


punctorum eminentium. 5 


. Die aͤchten Hahnekammmuſcheln, welche vormals ſo aͤuſſetſt rar 
und ſelten geweſen, nun aber etwas leichter zu bekommen find, habe 
ich umſtaͤndlich im achten Bande tab. 75. fig. 683, 684. beſchrieben, und 
zugleich meine Urſachen angeführet, warum ich fie nicht mit dem Linne 
den Mytilis uͤberlaſſen koͤnne, ſondern fie nothwendig den Auſtern mie, 
der zueignen muͤſſe, aus deren Geſellſchaft und Geſchlechte Linne ſie 
irrig hinweggenommen. Unter den Hahnenkaͤmmen herrſchet eine große 
und merkliche Verſchiedenheit. Denn einige haben mehrere und tiefere, 
andere aber weniger und flachere Falten und Furchen. Einige haben 
einen breiteren und mehr verkuͤrzten, andere einen ſchmaleren aber mehr 
verlängerten Schalenbau. Die meiſten kehren ſich mit ihrem Schnabel 
und Wirbel zur rechten Seite hinuͤber. Allein oftmals findet man 
auch ſolche, die ſich zur Linken hinwenden. Dergleichen habe ich nun 
auch bey dieſer Figur abbilden laſſen. Sowohl der Wirbel ihrer Ober⸗ 
ſchale, als auch der Schnabel ihrer Unterſchale, ja ihr ganzes ſchalich⸗ 
tes Gehaͤuſe, wendet ſich zur linken Seite hin. Die Hahnenkamm⸗ 
auſtern wohnen haufenweiſe in ganzen Familien und Geſellſchaften bey⸗ 
einander. Sie richten ſich mit dem Anbau ihrer Schalen nach den 
vorliegenden Umſtaͤnden. Iſt Platz genug vorhanden, und erlaubet es 
die Nachbarſchaft und Gelegenheit, ſo iſt es bey ihnen das liebſte, ge⸗ 
woͤhnlichſte und bequemſte, wenn ſie ſich mit ihrem Schnabel, Wirbel 
und ganzen Schalenbau zur rechten Seite hinuͤber wenden koͤnnen. 
Will ſich aber dergleichen nicht wohl thun laſſen, ſo ſchicken ſie ſich, 
wie es auch das beſte und rathſamſte iſt, in die Zeit und in die um⸗ 
ſtaͤnde, und laſſen ſichs denn gefallen, eine gegenſeitige Richtung und 
Stellung anzunehmen und ſich zur linken Seite zu kehren. So machen 
es mehrere Muſchelgattungen. Dieſer Umſtand und Unterſchied 9 
N aber 


Zinke Auſtern. Tab. 116. Fig. 999. 151 


aber bey ihnen lange nicht fo wichtig und auffullend, als bey den ver⸗ 
kehrt gedrehten Schneckengebaͤuden. Die meiſten Conchyliologen und 
Sammler pflegen daher auf linke Muſcheln ganz und gar nicht zu mer⸗ 
ken, noch ſie einmal einiger Achtſamkeit werth zu halten. Ich habe 
aber doch in dieſer Abhandlung von linken Muſcheln nicht gaͤnzlich ftille 
1 dürfen, ob ich gleich Bedenken trage mich laͤnger dabey auf⸗ 


Tab. 116. Fig. 999. 

r 1 Ex Muſeo noſtro. 
ih Ein Kräufel mit einigen linken Wurmgehaͤuſen. 
Ä . Serpula Spirorbis orbiculata ſiniſtra. 


Mon den ſchalichten Wurmgehaͤuſen iſt es bekannt, daß fie bald 


dieſe bald jene Form und Figur an ſich nehmen, und ſich bald zur rech⸗ 

ten bald zur linken Seite hinuͤber drehen und winden. Ich war es 
anfaͤnglich willens einige voͤllig linksgekehrte Serpulas Linnaei hier auf⸗ 

zuſtellen. Weil aber der Raum es nicht verſtatten will, und es ſich 
der Muͤhe und Unkoſten nicht verlohnen wuͤrde, deswegen eine neue 
Platte verfertigen zu laſſen, ſo begnuͤge ich mich nur alleine von der 

Serpula fpirali orbiculata, die beym Linne in des Naturſyſtems ı2ten 

Ausgabe no. 794. Serpula ſpirorbis heißt, einige linksgewundene, die ſich 
auf einen Trochum angeſetzet, bekannt zu machen. Wer rechtsgewun⸗ 
zur dog vo Gattung ſehen will, vergleiche des Gualtieri Indicem 
tab. 10. fig. O. N \ 


Nine 


Reues 
ſyſtematiſches 


Conchhlicn. Cabinet 


fortgeſetzet 
durch 


Johann Hieronymus Chemnitz 


Paſtor bey der deutſchen Guarniſonsgemeinde zu Copenhagen, 
* 186 und Mitglied vieler Gelehrten e 


ſchaften. 
ne Bandes zwote Abtheilung, 
1 enthaltend 
r ausführliche Beſchreibung 
von den ü 
Sand. und Flußſchnecken, 
oder 


von ſolchen Conchylien, 
welche nicht im Meere, 
ſondern auf der Erde und in ſuͤſſen Waſſern 
zu leben pflegen. 


Mit zwanzig nach der Natur gemalten und durch lebendige Farben 
erleuchteten Kupfertafeln. 


Nuͤrnberg, 805 
bey Gabriel Nicolaus Raſpe, 1786. 


1. Ta. Kırım 
in praefatione 


Lubratiunculae de formatione, cremento et coloribus teſtarum. 


9 88—— os 


O quantum Natura varia eſt! componit, coagmentat, diftinguit, ſeparat, iterum 


jungit, addit, demit, ludit quoque ut fallere videatur; ſed nil minus; falli- 
mur nos fallimusque; manet ſimpliciſſima, manet veridica Natura, modo 
mente comprehendamus rette egregia facinora et intellectu divinitatem quam 
prae ſe fert ſapientiſſimam; licet prima rerum elementa nos fugiant et in- 
tellectum in adjunctis circumſcribant ——— — — — — 
— — et bonas horas in non ultima caufa inſumere religio- 


nis eſſe duxi; nec extra oleas videar divagari, quod poft Biblia facra, nul- 


jus mihi carior libro naturae. 


e eee, 


\ 


IE 

22 
5 
a 


Einige Bruchſtuͤcke zur Lebensgeſchichte 
des verdienſtvollen 


Herrn Gabriel Nicolaus Raſpe. 


5 Naß dankbare Verleger zum öftern treulichſt dafür geſorget, die 
Lebenslaͤufe und Bildniſſe mancher Gelehrten ihren Werken 
vorzuſetzen, davon wuͤßte ich manche redende Beweiſe und Zeug⸗ 

niſſe namhaft zu machen: aber wenn ich aufgefordert wuͤrde, ein Regi⸗ 
ſter ſolcher Gelehrten zu verfertigen, die ſich beeifert, verdienſtvolle Ver⸗ 
leger der Vergeſſenheit zu entreiſſen, und ihre Bildniſſe und Lebensbe⸗ 
ſchreibungen dem Publico darzulegen, ſo wuͤrde ich warlich in die aͤuſſerſte 
Verlegenheit hinein gerathen, und mein Regiſter wuͤrde ſehr klein werden, 
a 2 ja 


* a — — u — 2 


ja aus wenigen Zeilen beſtehen. Und doch iſt es unleugbar und gewiß, | 


daß mancher Verleger ungleich mehr Verdienſte um die Welt gehabt, als 
viele Schriftſteller und Gelehrte. 

Der rechtſchaffene Verleger dieſes großen, weitlaͤuftigen und toſ⸗ 
baren Conchylienwerkes, der nun zur feligften Unſterblichkeit hinuͤberge⸗ 


gangene Herr Raſpe, welcher ſich in ſeinem Leben unter Deutſchlands 


Buchhaͤndlern ruͤhmlichſt herausgezeichnet, bedarf zwar meiner Bekannt⸗ 


machung und Lobſpruͤche im geringſten nicht. Ich habe auch, da ich ihn 


nie geſehen, und erſt in den letzten zehen Jahren mit ihm naͤher durch 


einen ſtarken Briefwechſel bekannt geworden, viel zu wenig Kenntniſſe 


von ſeinen Lebensumſtaͤnden und allerdings großen Verdienſten erlanget, 
als daß ich es mir einfallen laſſen koͤnnte, eine vollſtaͤndige Biographie 


deſſelben zu verfprechen. Es find blos einige hin und wieder aufgeſamm⸗ 


lete Bruchſtuͤcke, die ich zur Geſchichte feines Lebens und feiner Geſin⸗ 


nungen herbeytragen kann. Wiewohl auch dieſe wenigen find ſchon hin 


reichend genug, um ihn in den Augen und Herzen aller derer, die Recht⸗ 
ſchaffenheit und Verdienſte zu beurtheilen und zu ſchaͤtzen wiſſen, ach⸗ 
tungswerther und ehrwuͤrdiger zu machen. | 


een * 
— 


Meine Abſicht gieng auch dahin, dem Wohlſeligen, mir ewig un⸗ 1 
vergeßlichen Freunde, durch einen auf meine Koſten beſorgten Kupferſtich 


ſeines Bildes, ein kleines Denkmal der Liebe, Ehrfurcht und Freund⸗ 


ſchaft bey dieſer neunten Bandes zwoten Abtheilung zu ſtiften. Allein die 0 


ehemalige treue Gehuͤlfin und Gefaͤhrtin feines Lebens, die verwittwete 


Frau Raſpin, als ſie kaum etwas von meinem heimlichen Vorhaben er⸗ 1 


fahren, hat mir dieſe Ehre nicht laſſen wollen, ſondern ihm ſelber ein 
ſolch Andenken aufgerichtet, und es mir nur noch erlaubt, die vorſtehende 


Vignette als ein geringes Merkmal meiner Achtung ihm weihen zu duͤr⸗ 1 


fen. Viele, die den Seligen perſoͤnlich gekannt, wollen mich uͤberreden, 


das kleine Bildniß, ſo ich auf meiner Vignette entwerfen Sl ſey 15 Bi 


ähnlicher, als das Titulkupfer gerathen. 
Mein 


2 — —5 v 
Mein nun verklaͤrter Freund Raſpe iſt im Jahr 1712 den 4. De 
eember auf dem Rittergute Crelpa, zwiſchen Saalfeld und Neuſtadt an 
der Orla gelegen, geboren worden. Sein Vater iſt zuerſt Verwalter 
h des vorgedachten Brandenſteiniſchen Gutes, und zuletzt Churfuͤrſtl. 
| Sachſiſcher Steuereinnehmer und Buͤrgermeiſter zu Lauche an der Un⸗ 
ſtrut, und feine Mutter eine Enkelin des Nudolftädtifchen Superinten⸗ 
denten D. Söeffings, geweſen, welche an ihren neun Kindern (nemlich 
b fünf Söhnen und vier Töchtern) und befonders an dieſem zweiten Soh⸗ 
ne, viele Ehre und Freude erlebet. 
ö Von ſeinen erſten Jugendjahren habe ich nur ſoviel erfahren, daß 
er ſchon im neunten Jahre die Naumburgiſche Lateinische Schule beſu⸗ 
chet, und daſelbſt den Grund zu vielen nuͤtzlichen Kenntniſſen, und in⸗ 
ſonderheit zu der reinen, fließenden vortreflichen Schreibart und Hand⸗ 
ſchrift geleget, die ihm hernach bis zur letzten Stunde feines Lebens fü 
natuͤrlich und eigenthuͤmlich geworden, daß ſie zum oͤftern meine und 
aller feiner Correſpondenten Bewunderung erreget. In der Coͤrneri⸗ 
ſchen Buchhandlung zu Leipzig hat er ſeine Lehrjahre ausgeſtanden, 
hernach aber in der Weygandiſchen zu Helmſtaͤdt, in der Zimmerman⸗ 
niſchen zu Wittenberg und Zerbſt, und endlich in der beruͤhmten Gle⸗ 
ditſchiſchen zu Leipzig conditioniret, bis er im Jahr 1739 nach Nuͤrn⸗ 
berg berufen, und ihm die Direction der von Johann Stein hinterlaf⸗ 
ſenen Buchhandlung uͤbertragen worden, die er auch bis zum Tode der 
Wittwe Steinen, nemlich bis ins Jahr 1743 fortgefuͤhret. Er hat 
hernach — nachdem er erſt zehen Jahre lang mit dem jungen Herrn 
Stein freundſchaftlichſt in Geſellſchaft geweſen, auch ſich mit deſſen 
Schweſter im Jahr 1744 verheirathet — die ganze Steiniſche Hand⸗ 
lung alleine übernommen, fie aus einer Sortiments in eine Verlags⸗ 
handlung verwandelt, und den Verlag derſelben ſo ausnehmend ver⸗ 
mehret und ausgebreitet, daß er zuletzt über ſechs hundert Verlags⸗ 
articul gehabt, oder mehr als ſechs hundert verſchiedene Werke von ihm 
’ a 3 ver⸗ 


ea A 
verleget worden ). Viele werden es hierbey gewiß vermuthen, daß er 
viele geſchickte Gehuͤlfen und Handelsdiener gehalten. Allein was wer. 
den ſie denken, wenn ich es ihnen betheure, daß dieſer unermüdet; ge⸗ 
ſchaͤftige Mann, welcher im Buchhandel und in der Beförderung ge⸗ 
lehrter Kenntniſſe und Wiſſenſchaften etwas auſſerordentliches geleiſet, 
ganz und gar keinen Gehuͤlfen gehabt, ſondern alle feine großen Han⸗ IN 
delsgeſchaͤfte, weitlaͤuftigſte Correſpondenz und uͤbergroßen Arbeiten al⸗ RN 
leine beſorget, daß er weder Buchhalter, noch Ladendiener, noch Lehr⸗ 
N burſche UN 


) Von dieſen zahlreichen und gemeinnuͤtzigen Werken, habe ich nur einige der vorzüge NR 
lichſten anzuzeigen: . 

1) Zur Gottesgelahrheit; J. Abbadie, von der Gottheit unſeres Herrn Jeſu 
Chriſti, aus dem Franzöf. überſ. gr. 8. 1754. J. Ch. Beers Bibliſche Geſchicht, 
mit 52 Kupfert. 8. 1775. Von Brandenſtein Geiſtliche Reden, S. Gedan⸗ 
ken und Uebungen der Gottſeeligkeit, zur h. Adventszeit, von einer allerhoͤchſten 
Verfaſſerin. Aus dem Franz. 12. 1776. Ueber Toleranz und Reformation, 

in vertrauten ee IL B. in 6 Th. 8. 1782. 2c. 

2) Rechtsgelahrheit. J. J. Moſers Einl. zum Reichsbofrathsproceß, 4 Th. 8. 
1734. Ebendeſ. Lehre von der heutigen Staatsverf. von Deutſchland, 8. 1772. 
Ebend. vermiſchte Schriften, 2 Th. 1733. Desgl. vermiſchte Nachrichten von 
Reicheritterſchaftl. Sachen u. a. m. J. Ch. Krackherrs Handlexicon, in welchem 
alle juriſtiſche und bey der Kaufmannſchaft ſowohl als in Zeitungen gebräuchliche 
Wörter vorkommen, nebſt einem juͤdiſch, deutſchen Wörterbuch ꝛc. gr. Z. 1768. 
P. J. Marbergers Tr. von Leyhhaͤuſern, Leyhbaͤnken und Lombards, ingl. Leibren⸗ 
ten ꝛc. mit J. H. G. von Juſti Anm. u. einem Anhang von Braut- und Wittwen⸗ 
caſſen, und von dem genueſiſchen Lotto, 83. C. H. Schweſers Informatorium 
iuridicum officinale, oder der Rechtsgelehrte kluge Beamte, nach allen drey 
Objectis Juris, neue u. verbeſ. Aufl. nach dem Reichsproceſſe ſowohl, als den ſaͤch⸗ 
ſiſchen und preußiſchen Proceßordnungen eingerichtet, 4. 1769. Ebend. Forms 
larbuch, 2 Th. 1772. — Cximinalproceß, 1768. — Zehendrecht — Rech⸗ 
nungsbeamter — Theatrum ſervitutum — der kluge Jagd- und Forſtbeamte, 
— Wirthſchaftsbeamte ꝛc. Hattard von Hartſtein, Hoheit des deutſchen Reich⸗ 
adels, mit Kupf. fol. 1785. V. Ludewigs vollſtaͤndige Erleuterung der Woldert 1 
Bulle, mit Eſtors Vorrede, 2 Th. 1752. 0 

3. Arzneygelahrheit. Onomatologia medieo-practica, Eneyflopädiſches Hand, 

g buch für ausuͤbende Aerzte, in alphab. Ordn. 1,4. B. 1786. Baglivii Opera 
omnia 


5 


e nn u vn 


burſche gehalten, und ſich lediglich eines Auslaufers, als eines Hand⸗ 
langers zum Einpacken und tragen, bedienet. Er war, da er es zum 

oͤftern mit andern Leuten verſuchet, gar ſehr hintergangen und betrogen 
worden, und er hatte bey feiner raſtloſen Thaͤtigkeit und ungemeinen 
Freundlichkeit und Wohlthaͤtigkeit, von ihrer Langſamkeit, Untreue und 
Undankbarkeit vielen kraͤukenden Verdruß, aber keine wahre Huͤlfe ges 
habt. Dies hatte endlich ſeinen Entſchluß bewuͤrket, ſich ſo gut wie 
‚möglich alleine durchzuarbeiten. Man würde ſich ſchrecklich irren, wenn 
79 75 man 


5 omnia medico-pra@tica et anatomica, acc. I. P. Santorini Opufeula IV. 
4. 1751. L. Heiſters Chirurgie, 4. mit 38 Kupft. 1779. Ebend. practi⸗ 
ſches medieinifihes Handbuch, 8. 1767. M. G. Pfanns Sammlung verſch. 
merkw. Fälle, 1750. 5 f N 
4) Naturgeſchichte, Naturlehre und Oeconomie. Joh. Ellis Tr. von den 


Corallen und andern Meergewaͤchſen, aus dem Engl. u. Franzoͤſ. überf, und mit 

neuen Zuſätzen vermehrt von Kruͤnitz, mit vielen Kupfert. 4. J F. Gmelins 
allgem. Geſch. der Pflanzengifte, 8. — Desgl. deſſen Mineralogie, Chemie und 
Pharmacie. Icones plantarum medicinalium, oder Abbild. der Arzneygewäch⸗ 
fer nach dem Leben gemahlt, fünf Hundert, gr. 8. — Amerikaniſche Gewaͤchſe 
nach Linn. Ordn, erſtes Hundert, illuminirt, gr. 8. C. v. Linne vollffändiges 
Naturſyſtem mit ausführlicher Erklaͤrung von P. L. Statius Müller, 9 Bände, 
Deſſen Pflanzenſyſtem, 13 Bände, gr. 8. Deſſen Naturgeſch. des Mineralreichs, 
4 Theile, gr. 8. Lehrbuch über das Nat. Syſt. fo weit es das Thierreich angehet, 
2 Th. E. J. Ch. Eſpers Naturgeſchichte im Auszug des Lin. Soft. mit Erleute, 
rung der Kunſtſprache, gr. 8. P. Labats Neife nach Weſtindten, 156. Th. 8. 
mit Kupf. — Deſſen Abhandl. vom Zucker, 8. 1785. D' Ardene Traktat von 
Ranunkeln, mit Kupf. 8. Gottwalds Muleum Conchyliologicum, mit 51 
Kupf. gr. fol. 1782. Deſſen phyſ. anat. Bemerk. über den Biber, gr. 4. 1782. 
h Desgl. phyſ. anat. Bem. über die Schildkröten, mit Kupf. gr. 4. 1781. J. V. 
Bi K. A. von Huͤpſch Naturgeſch. des NiedersTeutfchlands, 1. u. 2. Th. gr. 8. L. 
"u Baron Degeer Abhandlungen zur Gefchichte der Inſecten, aus dem Franz. uͤberſ. 
und mit Anmerk. herausgegeben von J. A. E. Goeze, 7 Bände, gr. A. 1783. 

J. E. von Fichtel Beſchreibungen der im Großfuͤrſtenehum Siebenbürgen entdeck, 

ten Verſteinerungen ꝛc. nebſt Beſchreibung der Ungriſchen und Siebenbuͤrgiſchen 
Salzwerke, mit Landcarten und andern illum. Kupf. gr. 4. Handbuch für Kuͤnſt⸗ 

ler in allen erdenklichen Fallen ꝛc. 8. 1764. J. L. Heppe Jagdluſt, oder die 

1 behe 


vin nn 


man dieſes bey Männern in feiner Lage ganz ungewöhnliche Verfahren, | 


als elenden Geitz, als unzeitige Sparſamkeit, als Seindfeligfeit und i 


Unvertraͤglichkeit ausdeuten und ausſchreyen wolte. Der liebe Kafpe 
war, wie es alle, die ihn kennen zu lernen Gelegenheit gehabt, willigſt 
unterſchreiben und eydlich befräftigen werden, der menſchenfreundlichſte, 


freygebigſte, wohlthaͤtigſte Mann, deſſen Herz zur Güte und Freund- 
ſchaft wie geſchaffen war, der allemal mehr that, als man erwarten 


und vermuthen koͤnnen, und dem es eine Wolluſt wurde, wenn er in 


Wohlthun aus- und uͤberfließen und mit vollen Händen geben und mit⸗ 1 
theilen 

hohe und niedere Jagd, nach allen Verſchiedenheiten ꝛc. in 3 Th. mit Kupf. 8. 
1783. P. S. Pallas Abhandlung von den Corallen und andern Seegewaͤchſen 


von C. F. Wilkens überſetzt und mit Anmerkungen und Kupf. vermehrt, gr. 4. iſt 


unter der Preſſe. G. W. F. Panzers Geld). des Oſtindiſchen Brodbaums, mit 
Kupf. 1783. von Tournefort Reife in die Levante, aus dem Franz. mit vielen 


Kupf. 3 Theile, gr. 8. 1777. Wiedeburgs Natur- und Groͤßenlehre, gr. 8. 10 


1782. 4 
5) Zur Geſchichte. P. G. Daniels Geſchichte von Frankreich ſeit der Stif- 
tung der fraͤnkiſchen Monarchie in Gallien bis auf jetzige Zeiten fortgeſetzt, nach der 
neueſten Pariſer Ausgabe, 16 Theile, gr. 4. mit Kupf. Fourmont hiſtoriſch 
geogr. Beſchr. v. Heliopolis und Memphis, mit Kupf. 1781. Beſchreibung der 
kaiſ. fon. Schatzkammer in Wien, gr. 8. 1771. Charlevoix Geſch. von Paraguay N 
und dem Mißionswerk der Jeſuiten, 2 Theile mit Charten. Gatterers Abriß der 
Heraldik, gr 8. 1774. Geſchichte des Kriegs zwiſchen Rußland, Pohlen und 


der ottomanniſchen Pforte, 36 Theile, mit Lande. und Kupf. 1775. Geſch. der 


Kriege in und auſſer Europa, ſeit dem Aufſtand der brittiſchen Colonien in America, 


30 Theile, mit Kupf. 4. 1783. Le Moine und Batteney praktiſche Anwei⸗ 
ſung zur Diplomatik, und zu einer guten Einrichtung der Archive, 2 Theile, mit 


40 Kupf. Oetters hiſtoriſche Bibliothek, 2 Theile, 8. Panzers Geſch. der 


Nürnbergifchen Bibelausgaben, 2778. Raſpe vormalige Verf. Roms, zur Auf⸗ 


klaͤrung alter Schriftſteller, Muͤnzen, Gemmen, Innſchriften ꝛc. 2 Th. mit K. 


400 


gr. 8. 1778. Joh. Siebmachers ſonſt Weigels großes und vollſtaͤndiges Wap⸗ 


penbuch, 6 Theile, und 7 Suppl. gr. fol. 1785. 
6) Kriegswiſſenſchaft. Onoſandri Strategicus f. de Imperatoris Inſtitutio- 
ne Lib. cum verfione gallica, cura et ſtudio M. Nic. Schwebelii. fol. 
Flavii Vegetii Inſtitutiones rei militaris, cura et ſtudio M. Nic. Schwe- 


belii, 


„(( IX 


ttheilen konnte. Allein er liebte den ſtillen edlen Hausfrieden über alles, 

und da dieſer durch nichts groͤßer und leichter, als durch einen Schwarm 
ſolcher Leute geſtoͤret werden kann, die dem Haus⸗ und Handelsherrn 
mehr zur Laſt und Plage als zur Beyhuͤlfe und Erleichterung gereichen: 
ſo glaubte er die Hauptquelle großen Verdruſſes am beſten verſtopfen 
zu koͤnnen, wenn er ſie gaͤnzlich von ſich entfernt hielte. Er verrichtete 
daher, bis zu den ſpaͤteſten Augenblicken ſeines Lebens alle Geſchaͤfte 
mit der groͤßeſten Thaͤtigkeit, Puͤnctlichkeit, Unverdroſſenheit ganz alleine. 

Es herrſchete bey ihm ein Geiſt der ſtrengſten Ordnung. Dieſer war 

N vet in 

8 belii, 4. maj. 1767. Accurate Vorſtellung der kaiſerl. koͤnigl. Armee, wo⸗ 

* rinnen zur eigentl. Kenntnis der Uniform von jedem Regiment ein Officier und Ges 
meiner in völliger Montirung und ganzer Statur nach dem beben abgebildet ſind, 
nebſt der Geſchichte, gr. Z. 1785. — Dergl. von der Preußiſchen Armee, — der 
koͤnigl. Franzoͤſiſchen, — koͤnigl. Polniſchen, — Ehurhanöverifihen, — Churſaͤch⸗ 
ſiſchen, — den Fraͤnkiſchen und Schwaͤbiſ. Kreißtruppen, — und der Rußiſchen Armee. 
von Belidor kurzgefaßtes Kriegslexicon, aus dem Franz. überſ. 1765. 

7) Zu den ſchoͤnen Wiſſenſchaften, Kuͤnſten, Muſicalien, Woͤrterbuͤ⸗ 
chern u. a. waͤren noch eine Menge Werke anzufuͤhren, wovon ich aber nur folgen⸗ 
de bemerke. Fruͤchte der Oettingiſchen Geſellſchaft der ſch. W. W. 175 1. Hauns 
Sachſens Gedichte, Fabeln ꝛc. gr. 8. Salz zur Brunnencur, eine Samml. 

ſcherzhafter Gedanken, Fabeln und Erzehlungen, 1759. Familiengeſchichte und 
Abentheuer des Junker Ferdinand von Thon, 1776. Die Schreibkunſt in einer 
Anweiſung zur deutſchen Orthographie ꝛc. 1765. Elementarbuch für Kinder, 
durch Abbildung der merkwuͤrdigſten Dinge, und deren deutſch, latein franzöſiſch⸗ 
und italien. Benennungen, 8. 1771. Neues Italieniſches Woͤrterbuch von Pr. 
Jaͤger. Dreßlers Freundſchaft und diebe, in 12 melodiſchen Liedern auf das Ela, 
vier, te Aufl. 4. 1779. Neucaſtle, neueröfnete Reitbahn, oder vollfommes 
ner Stallmeiſter. 

8) Kupferſtiche. Blanks 5 1 Bildniſſe beruͤhmter Kuͤnſtler, Buchdrucker und Buch⸗ 
haͤndler, fol. 1779. Neue Vorſchriften zur zierlichen Kanzley⸗ und Frakturſchrift, 
1786. Atlas von Pommern auf 12 Charten, mit einer doppelten Einfaſſung, 
wovon die innere in dem Wappen des Pomeriſchen Adels, und die aͤuſſere in den 
Grundriſſen und Proſpecten der Staͤdte beſtehet. Charte vom Koͤnigreich Pohlen, 
beſtehend in einer Generalcharte und 15 Specialcharten ꝛc. 1785. Noch vers 

ſcchiedene große und kleine Landcharten ꝛc. 


x ie 
in allen feinen Briefen, Geſchaͤften, Handelsbuͤchern, Viech eh un⸗ 
verkennbar, wie ſolches alle Buchhandlungen, die mit ihm Verkehr ges 


habt, beſtens wiſſen und bezeugen werden. Als er es zuletzt je laͤnger je 


ſichtbarer merkte, daß ſein Ende herzunahe, daß ſein letztes Stuͤndlein 
bald ſchlagen werde; ſo brachte er noch vollends alle ſeine Sachen ins 


Reine. Seine Handelsbuͤcher wurden berichtiget, feine Rechnungen abs an 
geſchloſſen, und fein Haus beſtellet, damit er feiner beften Gattin alles 


in der ſchoͤnſten Ordnung zuruͤcklaſſen, und nun deſto leichter, entlaſteter 


nnd freudiger was dahinten iſt und bleiben muß, vergeſſen, und fich deſto 


ungeſtoͤrter nach dem, was da vorne iſt, nach dem Pimmel und der Se⸗ 


ligkeit ausſtrecken koͤnne. 
Ich gedachte zuvor feiner Wohlthaͤtigkeit: nun will ich ſtatt vieler 
Proben, die ich anfuͤhren koͤnnte, nur allein auf ein einziges anmerkungs⸗ 


würdiges Beyſpiel aufmerkſam machen, wovon ich aber die mir naher 


bekannten Umſtaͤnde zu uͤbergehen habe. Ein ſehr geſchickter Mann, der 
in einer gewiſſen Stadt ein anſehnliches Amt bekleidete, kam, wiewohl 
durch eigenes Verſchulden, nach einem ſtrafbaren Vergehen, um ſeinen 
Unterhalt. Er gerieth mit ſeiner Familie in die aͤuſſerſte Duͤrftigkeit, ohne 
daß ſich irgend jemand ſeiner angenommen und erbarmet haͤtte. Unſer 


Raſpe erhielt durch einige Freunde Nachricht von feiner traurigen Lage, 


und ſogleich war er entſchloſſen, wenn er auch an ſich keine Verbindung 


mit demſelben hatte, ihn zu unterſtuͤtzen. Er uͤberſendete ihm nach und 


nach, aus Mitleiden geruͤhrt, anſehnliche Gelder, die endlich uͤber tau⸗ 


ſend Gulden betrugen. Auch dies ſolte nach ſeinen edlen Geſinnungen 
verborgen bleiben, wie anderes mehr. Er befoͤrderte ſein Aufkommen auf 


Reiſen, die derſelbe, um neue Bedienung und Verſorgung zu ſuchen, 
unternahm. Es gelung ihm auch endlich ſie zu finden. g 


Ganz Nuͤnberg wird ihm uͤbrigens willigſt und freudigſt das Zeugniß 
geben, daß er von feinem unter dem Segen des Herrn und durch Fleiß, 
Geſchicklichkeit und Arbeitſamkeit erworbenen anſehnlichen Vermoͤgen 


mild. 


ur 5 „ 
widthatigſ Arme und Nothleidende erquicket fromme und wohlthaͤ⸗ 
tige Stiftungen freygebigſt unterſtuͤtzet, ſchamhafte unter Kummer und 
Noth gebeugte, in der Duͤrftigkeit und Verborgenheit ſchmachtende 
Hausarme ſorgfaͤltig aufgeſuchet und ihnen reichlich mitgetheilet, dabey 
es aber die linke Hand vielmals nicht gewußt, wieviel die Rechte ge⸗ 
than und hergegeben. 
Wie vielen hat nicht ſonſt dieſer wackere Mann bey ſeiner großen 
und weitlaͤuftigen Handlung Brod, Nahrung und Unterhalt verſchaͤf⸗ 
fet? Wie ſehr werden ihn die Kupferſtecher, die Illuminiſten, die 
Setzer, die Buchdrucker, die Papiermuͤller und ſo viele andere Kunſt⸗ 
verwandte vermiſſen? Als ich einſtmals einige Bedenklichkeiten aͤuſſerte, 
ob auch die vielen Kupfertafeln, welche noch zu einem gewiſſen Bande 
unſeres Conchylienwerkes noͤthig waren, gegen die naͤchſte Meſſe fertig 
ſeyn würden, fo bekam ich von meinem nun verherrlichten Freunde fol⸗ 
gende Antwort: „Bey den vielen Kunſtmeiſtern zu Nuͤrnberg laͤßt ſich 
„gar vieles ausrichten, was anderswo ſchwerlich zu bewerkſtelligen ſeyn 
„möchte, wie ich denn ſelbſt mehr als funfzig Kupferplatten alleine für 
„ auswaͤrtige Handlungen in dieſem halben Jahre habe ſtechen laſſen, 
„ohne die vielen zu rechnen, welche fuͤr meine eigene Handlung verfer⸗ 
„tiget werden.“ 6 
Da urtheile nun wer urtheilen kann, wie viele Haͤnde dieſer thaͤ⸗ 
tige unverdroſſene Mann in Arbeit geſetzet? und wie viele Menſchen er 
nuͤtzlich beſchaͤftiget? und ob es nicht für ein großes Gluͤck, ja für einen 
wahren Segen zu achten, ſolchen Buͤrger in den Ringmauern einer 
Stadt wohnend zu haben? und ob nicht ein Buchhändler von Raſpens 
Verdienſten und Wuͤrkſamkeit, fuͤr eines der achtungswuͤrdigſten, an⸗ 
ſehnlichſten Mitglieder im Lande und Staate zu achten ſey? 

Bey aller Bereitwilligkeit des ſeligen Mannes, um die ihm ſo 
haufig angebotenen Schriften der Gelehrten in feinem Verlag zu neh⸗ 
men und es ſogar mit den groͤßeſten, weitlaͤuftigſten und wichtigſten 

b 2 Werken 


xl nn 
Werken ebenfalls getroſt zu wagen, war er doch nie — zu feiner Ehre 
und zu ſeinem wahren Nachrühme ſey es geſaget — zu bewegen, ſchmu⸗ 
tzige verfuͤhreriſche Romanen, die der Unkeuſchheit das Wort reden, 
und freygeiſteriſche Schriften, die der Tugend ſpotten und der Religion 
Hohn ſprechen, in ſeinem Verlag zu nehmen, ſo ſehr man ſie ihm auch 
öfters aufnoͤthigen, ja aufdringen wolte, und fo groß vielleicht der ſchein⸗ 
bare Gewinn geweſen, den er bey Unkeuſchen, nach unzuͤchtigen Schrif⸗ 
ten begierigſt greifenden Leuten, und bey freygeiſteriſchen Gemuͤthern 
davon hätte hoffen koͤnnen. Er war davon lebendig überzeugt, daß 
ein Schriftſteller, der ſolche Schriften ſchreibe, und ein Buchfuͤhrer, der 
ſie verlege und verbreite, ein ſchreckliches Aergerniß anrichte, ja noch 
nach dem Tode, ſo lange ein Blat ſolcher verfuͤhreriſcher Schriften uͤbrig 
ſey und geleſen werde, fort und fort fündige. Eine jede Seele, welche 
durch die Leſung ihrer unſeligen Schriften verfuͤhret, in ihren Sitten 
und Geſinnungen wie vergiftet, in Lehre und Leben aͤrger, unedler, un⸗ 5 
keuſcher, ungoͤttlicher gemacht, und zu Suͤnden und Miſſethaten veran⸗ 
laſſet worden, darauf ſie ſonſt von ſelbſt wohl nimmer gekommen und 
verfallen waͤre, wird dereinſt am Tage der Vergeltung und des gerech⸗ 
ten Gerichtes ihre Verſchuldung groͤßer, ihre Verantwortung ſchwerer 
und ihr Urtheil ſchrecklicher machen. Unſer rechtſchaffener Raſpe war 
viel zu chriſtlich und zu gewiſſenhaft geſinnet, als daß er ſeine Ehre in 
der Schande, ſeine Nahrung gleichſam im Kothe der Wolluſt und Got⸗ 
tesvergeſſenheit, und zeitliche Vortheile im Verlage ſolcher Schriften 
ſuchen ſollen, welche nicht ſowohl als ruͤhmliche Verlagsarticul, ſondern 
als Schandflecken mancher Buchladen anzuſehen find, und zuletzt un⸗ 
ausbleiblich ſtatt des gehoften Gewinnes und Nutzens beydes dem 
Schriftſteller und dem Verleger lauter Schande und Schaden, Sluch 
und Verderben bringen. 

Wir verlangen Beweiſe, werden manche ſagen, daß Raſpe wuͤrk⸗ 
lich in Abſicht ſchluͤpfricher und ſchaͤdlicher Schriften fo geſinnet geweſen, 
als 


„W XII 
als es hier vorgegeben wird. Gut, hier iſt fogleich ein ſehr auffallender 
Beweis. Als vor einigen Jahren das liebe Gera von einer alles zer⸗ 
ſtoͤrenden Feuersbrunſt heimgeſuchet und zugleich ein werther in einem 
anſehnlichen Amte lebender Freund des ſel. Raſpe, feines Hauſes und 
aller Haabſeligkeiten beraubet ward, fo ließ es ihm der Wohlſelige vors 
erſte an Beyhuͤlfe und Unterſtuͤtzung nicht fehlen. Um aber zur Scho⸗ 
nung feines Freundes, von den Gaben und Wohlthaten auch den gez 
ringſten Schein des Almoſens zu entfernen: ſo machte er ihm den Vor⸗ 
ſchlag, ob er nicht bey feiner großen Bekanntſchaft mit der Franzoͤſi⸗ 
ſchen Sprache ein Werk fuͤr den Raſpiſchen Verlag gegen ein anſehn⸗ 
liches Honorarium uͤberſetzen wolle. Der Vorſchlag wurde ſehr annehm⸗ 
lich gefunden, und die Wahl traf nun zuerſt das Leben des Nofeli, 
weil ſich unfer Raſpe noch dunkel erinnerte, daraus einmal etwas in 
feinen jüngeren Jahren mit Vergnuͤgen geleſen zu haben. Viele dazu 
noͤthige Kupfertafeln waren nun ſchon geſtochen, und ein Alphabet des 
Textes bereits zum Drucke eingeliefert worden, als unſerm Aafpe bey 
einer naͤheren Pruͤfung dieſes Buches, gleichſam die Schuppen von den 
Augen fielen. Er fand mehrere anſtoͤßige, aͤrgerliche und unanſtaͤndige 
Stellen. Mehr bedurfte es nicht, ihn alſobald zum Entſchluſſe zu brin⸗ 
gen, den weiteren Druck einzuſtellen, die Kupferplatten zu zerbrechen, 
die ganze Schrift zu unterdruͤcken, damit auch kein Blat davon auf die 
Nachwelt aus ſeinem Verlage kommen, Anſtoß verurſachen, und ihm 
das Wehe zuziehen moͤchte, welches unſer Heiland allen denen gedro⸗ 
het, die Aergerniſſe anrichten. Solte ich denn, ſprach der redliche Raſpe, 
in meiner Jugend einen ſolchen verdorbenen Geſchmack gehabt haben, 
daß mir etwas gefallen koͤnnen, was allerdings anſtoͤßig und des aͤuf⸗ 
ſerſten Abſcheues und Mißfallens wuͤrdig iſt? 

Guten Schriftſtellern und Gelehrten ſtunde ſein Haus und ſein Herze 
offen. Er kam gemeiniglich allen ihren Wuͤnſchen und Erwartungen 
zuvor. Kaum durften ſie ſich es merken laſſen, daß ihnen dieſes und 
l a jenes 


zıv | on ce- 


jenes Werk aus feinem Verlage ſehr dienlich und willkommen feyn würde, 
ſo machte er ihnen oft unvermuthet damit ein Geſchenke. Ich ſchrieb 
es ihm einſt, er moͤge doch einem gewiſſen, nicht ſehr bemittelten Ge⸗ 1 
lehrten einen Theil meines Conchylienwerkes, und noch ein paar andere 
Buͤcher feines Verlages, für meine Rechnung uͤbermachen. Er ant⸗ 
wortete mit dem naͤchſten Poſttage, wie er die vorgeſchriebenen Buͤcher 
ſchon abgehen laſſen, und dafuͤr geſorget, daß ſie franc und frey mei⸗ 
nem gelehrten Freunde in die Haͤnde kommen moͤchten. Nimmer aber 
wuͤrde er ſie in Rechnung bringen. Denn er mache ſich ein freudiges 
Vergnuͤgen daraus, ſolchen wohlgelehrten aber eben nicht wohlbemittel⸗ 
ten Männern damit ein Geſchenke zu machen. Ich entſchuldigte mich 
ein dens aufs hoͤflichſte bey ihm, wegen der vielen Briefe, die ich fuͤr 
mehrere meiner Freunde zur ſichern Beförderung beygeleget. Er 7 
wiederte: „die Beyſchluͤſſe, fo Ew. — mir zur weiteren Beſtellung an⸗ 
„vertrauen, beſchweren mich ganz und gar nicht. Es freuet mich viel- 
„mehr innigſt, daß ich zu der unter den Naturforſchern herkommlichen 1 
„Correſpondenz durch meine geringen Dienſte etwas beytragen kann.“ 
Werke, die mir zu meinen conchyliologiſchen Arbeiten unentbehrlich was 
ren, wurden mir durch Kaſpens Vermittelung, ſobald ich ihm nur den 
geringſten Wink gegeben hatte, auf den wohlfeilſten Wegen und zu den a ö 
billigſten Preiſen herbeygeſchaffet. So habe ich durch ihn die allerneueſte 
Ausgabe des Bonanniſchen Mufei Kircheriani aus Rom, den Janus Plan- 
cus de conchis rarioribus minus notis aus Venedig, alle Theile von Ger⸗ 
ſaints Catal. raifonne, und des de Savanne Conchyliologie, wie auch die . 
Conchyliologie nouvelle et portative aus Paris, des da Coſta Elements 1 
of Conchology , wie auch deſſen British Conchology, und Pennants Bri- & 
tish Zoology aus London, Gronovii Zoophylacium aus Holland x. er 
halten. N 
Viele große Werke, die der unternehmende Raſpe in feinem Ver⸗ 5 
lag genommen, und bey welchen er, wegen der vielen dazu erforderlichen 
Kupfer⸗ 


ee RR N, 

Kupferſtiche einen fehr beträchtlichen Aufwand gemacht hatte, brachten 

ihm keinen Gewinn, ſondern den anſehnlichſten Verluſt. So ergieng es 

ihm mit des Ellis Naturgeſchichte der Corallen, mit der Degeerſchen 

Inſectengeſchichte, mit der Ueberſetzung von des Pater Daniels Geſchichte 

von Frankreich, dabey er ſehr viel eingebuͤßet, und bey ſehr vielen andern 

Buͤchern. Ich bezeugte ihm einſtmals meine Verwunderung, wie er doch 

des Pater Daniels Geſchichte von Frankreich als Maculatur gebrauchen, 


und alles, ſo an mich geſandt wuͤrde, in lauter Bogen dieſes gewiß nicht 


zu verachtenden Hiſtoriſchen Werkes einballiren moͤchte. Er uͤberraſchte 
mich bald nachher mit den ſechzehn Quartbaͤnden dieſer Geſchichte, die 
er mir uͤber Luͤbeck als ein gewiß wichtiges Geſchenke verehrte, und er 
ſchrieb mir bey der Gelegenheit folgendes: „Ich war anfänglich mit Dies 
„ſem Buche ſehr gluͤcklich. Allein der waͤhrend der Aus gabe deſſelben er⸗ 
„folgte ſiebenjaͤhrige Schleſiſche und Boͤhmiſche Krieg hatte auch auf 
„meinen Verlag einen ſehr ſchaͤdlichen Einfluß. Viele vormalige Kau⸗ 
„fer blieben aus, und bekuͤmmerten ſich nicht weiter um die Fortſetzung. 
„Und alſo blieben mir die letzten Theile groͤßtencheils auf dem Halſe und 


„wurden Ladenhuͤter. Das iſt gemeiniglich das Schickſal großer und 


„weitlaͤuftiger Werke, welche ein Verleger endlich in Maculatur ver⸗ 
„wandeln muß. Das will ich aber, ſetzt er hinzu, von unſerm großen 
„conchyliologiſchen Werke nicht hoffen, noch hingedeutet wiſſen, ob ich 


88 gleich aus langer Erfahrung weiß, daß zweyhundert Exemplare bey 
„ Werken, die von Corallen, Inſecten und Conchylien handeln, vollkommen 


»hinreichen, um die ganze Entomologiſche und Conchyliologiſche Welt 


„zu vergnuͤgen und zu befriedigen. Ja ich will zufrieden ſeyn, wenn nur 
„oft noch ſoviel abgeſetzt werden.“ Er hat aber doch feiner wuͤrdigen 
Gattin noch zuletzt den Rath gegeben, ſich mit dem Verlag anderer Werke 
und mit ihrer Fortſetzung nicht weiter zu befaſſen, aber doch das Con⸗ 
chylienwerk bis zu ſeiner nun bald zu hoffenden Vollendung fortzuſetzen. 
Er betheuerte es mir einigemal: „ſeine Handlung habe zwar von dem gar 
„koſt⸗ 


xVvI en 


„roftbaren Conchylienwerke viele Unkoſten, aber gar den chen 
„Vortheil nicht gehabt, den er und andere davon vermuthet und erwar⸗ 


„tet. Indeſſen ſolle ihm und ſeiner Verlagshandlung der Ruhm bleiben, 
„ein ſo großes und wichtiges Werk vollendet zu haben, das tauſend an⸗ 
„dere gewiß laͤngſt unvollendet (bey den vielen dabey vorgekommenen nun | 


„ gluͤcklich uͤberwundenen Schwierigkeiten) hätten liegen laſſen. 


Er ward von einem ſehr werthen Freunde zu Berlin, der ſeine Na⸗ 
turgeſchichte — — ins Franzoͤſiſche uͤberſetzen laͤſſet, ermuntert, er moͤge 
doch auch mit dieſem conchyliologiſchen Werke eine gleiche Anſtalt treffen. 
Der ehrliche Raſpe belehrte mich ſogleich von dieſer gut gemeinten Zu⸗ 
muthung, erklaͤrte ſich aber dabey mit einem ſehr edlen deutſchen Natio⸗ N 
nalſtolze: „er verlange es nicht, durch folche Ueberſetzung von einer an⸗ 
„dern Nation die Beytraͤge zur Vollendung dieſes Werkes zu erbetteln. 
„Denn feinem Deutſchlande müͤſſe die Ehre alleine bleiben, ein conchylio⸗ 


„giſches Werk, dazu faft vier hundert illuminirte Kupferblaͤtter Ae 9 


„ohne Sranzöfifche Subſidiengelder vollfuͤhret zu haben.“ 


Wie ich mich bey ihm beklagte und beſchwerte, daß in den eff N 
Lagen des fünften Bandes vom Syſtemat. Conchylienwerfe viele den \ 
Sinn der Worte ganz verkehrende Druckfehler angetroffen wuͤrden, fo 
uͤbernahm er von der Zeit an, ſelber die letzte Correetur der Bogen mit 
der größeften Genauigkeit und Puͤnctlichkeit. Als aber dennoch im fie 
benten Bande, auf den Kupfertafeln, darauf die Abbildungen der Spon⸗ 


dylorum zu ſehen ſind, der aͤrgerliche Fehler begangen und uͤberſehen wor⸗ 
den war, daß der Kupferſtecher aus Klapmuſcheln, Klaxmuſcheln gemacht, 
und ich den nun verewigten Freund daran erinnerte, ſo aͤuſſerte er den ge⸗ 
rechteſten Unwillen, und es war ihm hoͤchſt empfindlich, dergleichen gro⸗ 


ben Fehler nicht bemerket zu haben. Er ließ ſich daruͤber in einem feiner 9 


Briefe folgendermaſſen heraus: „Der unſinnige Fehler des Kupferſte⸗ 
„chers, welcher aus Klapmuſcheln, Klaxmuſcheln gemacht, und meine 


‚eigene Nachlaͤßigkeit und Blindheit, dergleichen auf den fo oftmals durch 
meine 


1 


a 


a 


reger | xvır 
„meine Haͤnde gegangenen Abdruͤcken nicht gefehen noch bemerket zu ha⸗ 
„ben, hat mich nicht wenig verdroſſen und empfindlichſt geaͤrgert. Ich 
„will dieſen häßlichen, aͤuſſerſt anſtoͤßigen Fehler auf allen noch bey mir 
„vorraͤthig liegenden Exemplaren mit der Feder verbeſſern, und auf den 
„Kupfertafeln ſogleich ausſchleifen und abaͤndern laſſen. Auſſerdem aber 
„leſe ich es mit wahrem Vergnuͤgen, daß Ew. H. mit den Arbeiten des 
„Kupferſtechers und der Illuminiſten bey dem ſiebenden Bande weit zu⸗ 

yfriedener, als bey den erſten Blättern des ſechſten Bandes geweſen.“ 
Es gereichte dem Wohlſeligen zur innigſten Freude, wie er ſahe, daß 
durch meine Bemühungen immer ein Band des Conchylienwerkes nach 
dem andern, dazu oft geſchwinder als er es erwartet hatte, geliefert, und 
beym fuͤnften Bande ſchon die ganze erſte Ordnung der einſchalichten ge⸗ 
wundenen Schnee, beym achten die zweyte Claſſe und Orduung der 
zwoſchalichten Conchylien geſchloſſen, alſo dadurch ſchon das conchyliolo⸗ 
giſche Werk zu einiger Vollſtaͤndigkeit gebracht und feiner endlichen Vol⸗ 
lendung immer mehr genaͤhert ward. Er brachte mir deswegen in ſeinen 
freundſchaftsvollen Briefen den waͤrmſten und herzlichſten Dank, und 
dabey aͤuſſerte er ſich in Abſicht des ſonſt unvergeßlichen Martini: „der⸗ 
„felbe ſey bey feinen kraͤnklichen Umſtaͤnden von andern Verlegern, die 
ihm naher geweſen, fo gepreſſet und mit Arbeiten uͤberhaͤufet worden, 
„daß er an das von ihm angefangene Conchylienwerk faſt gar nicht mehr 
„denken koͤnnen, und es gewiß nimmer wuͤrde vollendet haben, wenn er 

„auch das hoͤchſte Alter erreichet.“ g 
1 Im November des 1783 ſten Jahres war unſer Raſpe noch fo ge⸗ 
“fund, daß er es mir zuſchrieb: „ich hoffe es von der göttlichen Güte, daß 
vſie E. H. und mein Leben noch fo lange friſten wird, bis wir den gaͤnz⸗ 
lichen Beſchluß des Conchylienwerkes gemacht. Alsdenn wollen wir 
»ein feierliches Te Deum laudamus anſtimmen und abſingen laſſen, wel⸗ 
„ches für uns von größerer Wichtigkeit ſeyn wird, als das Te Deum der 

» Spanier, wegen ihres Bombardemens vor Algier.“ 

5 c Allein 


* 


B 


xVIn. . 

Allein die Waſſerſucht, davon er befallen ward, zerftörte gar bald 
den ſonſt veſten Bau ſeiner irdiſchen Huͤtte. Er bewieß in ſeiner ſchweren 
und ſchmerzlichen Krankheit die groͤßeſte Stille, Gelaſſenheit, Standhaf⸗ 
tigkeit und Geduld. Er feste feine Geſchaͤfte, fo viel es nur immer feine 
Krankheit zuließ, wie auch ſeine Correſpondenz, bis zur letzten Stunde 
fort. Was er mir noch wenig Tage vor feinem Ende vor ruͤhrende Zei⸗ 


len zugeſchrieben, wird man aus meiner Vorrede zu der ausfuͤhrlichen 
Abhandlung von den Linksſchnecken erſehen koͤnnen. Er litte bey der zu⸗ 


nehmenden Waſſerſucht die groͤßten Schmerzen. Aber er huͤtete ſich ſehr 
ſeinen Freunden, und inſonderheit ſeiner zaͤrtlichſt von ihm geliebten Ehe⸗ 


gattin (einer gebornen Krackherrin) durch aͤngſtliche Klagen und Seufzer 
laͤſtig und beſchwerlich zu fallen. Er ergab ſich gänzlich und mit vieler 


Reſignation in den göttlichen Willen, und war gelaſſen in feinem Leiden, 


geduldig in der Trübfal, ruhig bey der Ruͤckſicht auf fein voriges in der N 
nutzbarſten Geſchaͤftigkeit durchlebtes Leben, fröhlich bey der guten Auge 


ſicht in die felige Ewigkeit. So ſtarb er endlich am 2sften October 1785 
den Tod des frommen Chriſten, betend, glaubend, hoffend, nachdem 
ſeine Pilgrimſchaft gedauret hatte im ledigen Stande 32 Jahre, in der 


erften Ehe 8 Jahre, im Wittwerſtande 7 Jahre, in der andern hoͤchſtver⸗ 9 
gnüuͤgten Ehe 27 Jahre, in allem 73 Jahre weniger einen Monath und 
neun Tage. Daß mir bey der Trauerpoſt von ſeinem Tode manche 
Thraͤne entfallen, wird man bey der Freundſchaft, damit mein ganzes 1 
Herze gegen Ihn erfüllet geweſen, ohne eydliche Betheurungen glauben 
fönnen. Indeſſen goͤnne ich Ihm vom Grunde der Seelen die erwͤͤnſchte 
Nuhe, zu der Er nunmehro eingegangen. Denn es bleibt doch vollkom 


men wahr und gewiß, die richtig vor ſich gewandelt haben, kommen zum 


Frieden und ruhen in ihren Kammern. Bey der Einſenkung feiner Ges 1 
beine in die Ruheſtaͤtte und Todtengruft, iſt nachſtehendes von ſeinem N 


Beichtvater uͤber feinen Sarg ausgeſprochen worden, welches ich, um 


die Nuͤrnbergiſche erbauliche Art, verdienſtvolle Maͤnner zu begraben, ein N 


wenig Fennbarer zu machen, hier nicht habe hinweglaſſen wollen. 


Ein⸗ 


en xix 
ve inſegnung. 
r 
Die Treue Gottes, welche groß iſt, g 
berherrlichet ſich an den Seinigen auch noch an ihrer abgebrochenen 
Leibeshuͤtte, 
auch noch im Grabe. 
Hier gehet zwar der Leib, 
wenn der erlöfete Geiſt bereits mit Himmels glanz umgeben it, 
in die Verweſung uͤber; 
Hier muß das, was Erde iſt, wieder zur Erde werden: 
Ä aber mitten in der Erde 
ſtehet der Staub unter der Aufſicht deffen, 
der auch den Staub gefchaffen hat. 
Er bewahret denfelben, daß er nicht verlohren gehen kann, 
und die Zeit und Stunde iſt ſchon veſtgeſetzet, 
in welcher ſeine Allmacht 
denſelben aufs neue ins Leben rufen wird. 
Dann wird das Verwesliche anziehen das Unverwesliche, 
und 
das Sterbliche anziehen die Unſterblichkeit, 
und was geſaͤet worden in Schwachheit, wird auferſtehen in Kraft. 
Der Gerechte 
wird alsdann in ſeinem Fleiſche Gott ſehen, 
ſeine Augen werden ihn ſchauen 
und kein Fremder. 
Ek wird erblicken fein Antlitz in Gerechtigkeit, 
er wird ſatt werden 
wenn er erwachet nach ſeinem Bilde. 


ART 
. 9 


* | S 
In dieſer getroſten Zuverſicht 
uͤberlaſſen wir nun die abgebrochene Huͤtte 


unſeres unvergeßlichen Freundes 

» ) der Erde, 

Ä die unfer aller Mutter iſt. 

Wir ſaͤen ſie auf Hofnung kuͤnftiger Auferſtehung 

zur ſeligen Unſterblichkeit aus, 
mit innigſtem Danke fuͤr Seine Treue, aber auch mit Segen 

f den wir fuͤr Ihn 

von der Quelle alles Segens zu erbitten ſuchen. 


Euch, ihr theuren Glieder, 
Euch ſegne Vater und der Sohn, 
Euch ſegne Gott der heilige Geiſt. 
Geſegnet ſey Euer Eingang in das Grab und Eure Ruhe hafısp 
muͤſſe Ehre feyn. 
Geſegnet ſey Euer kuͤnftiger Ausgang ous dem Grabe 
zum ewigen Leben. 
Der Erſtgeborne von den Todten, JEſus Chriſtus, welcher todt genen, 
aber lebendig worden, 
und nun lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit, 1 | 
wolle, * 


— — 


wenn er die Todten wird an jenem Tag u e 9 
auch nach Eurem Grabe ſeine allmaͤchtige Hand ausſtrecken. N 
Er wecke dann den verweslichen Leib a 
nach der langen Todes Nacht 
wieder auf 
und führe Ihn ſchoͤn verklaͤrt zum auserwaͤhlten Hauf, 
zur Schaar der Seligen, die ſeinem 
großen Namen 
ein ewiges Halleluja weihen ꝛc. 


Vorbericht. 


ottlob! ſo iſt den abermals ein ganzer Band, deſſen erſte Abtheilung 

die ausfuͤhrliche Abhandlung von den Linksſchnecken, und deſſen ande, 

re Abtheilung die Beſchreibung der Land » und Flußconchylien in ſich enthaͤlt, 
zwar muͤhſam doch gluͤcklich geendiget worden. Die Originalblaͤtter zum zehn⸗ 
ten oder zum Supplementsbande liegen auch ſchon fertig bey mir. Es find 
ſechs und dreyßig Blätter, darauf ſehr viele ganz neue Gattungen und höchſt⸗ 

ſeltene Conchylien ſtehen, davon manche noch nie zuvor abgebildet noch in ei⸗ 
ner Sammlung geſehen worden. Alle dieſe Zeichnungen hat noch der geſchickte 

und auf feiner Ruͤckreiſe begriffene Wieneriſche Naturalien⸗ und Couchylienma⸗ 

ler Scheitel verfertiget, und dadurch feinen conchyliologiſchen Arbeiten, die er 


a feit 


1 


XXII Vorbericht. 


ſeit ſechs Jahren in meinem Hauſe verrichtet, gleichſam die Krone aufgeſetzet. 
Mit dem zehnten Bande, welchen die verwittwete Frau Raſpin in der Leipzi, 
ger Michaelismeſſe des kuͤnftigen 1787ſten Jahres zu liefern gedenket, wird 
alsdann dieſes ganze Conchylienwerk geendiget und beſchloſſen werden. 


Da die mehreſten Links⸗ oder verkehrt gewundenen Schnecken Erd⸗ oder 
Flußconchylien ſind; (den von linken Meerſchnecken kennt man nur wenig Gat⸗ 
tungen) ſo wird es den Conchylienfreunden deſto weniger anſtoͤßig und befremd⸗ 
lich ſeyn koͤnnen, daß ſie in dieſem neunten Bande mit den rechtsgewunden Erd⸗ 
und Flußſchnecken zuſammengeſtellet und verbunden worden. Von den Linksſchne⸗ 


cken, welche im erſten Theile dieſes Bandes vorkommen, kann ich in dieſem 


allgemeinen Vorberichte gaͤnzlich ſtille ſchweigen, da ich mich ihrentwegen in einer 
langen Einleitung umſtaͤndlich genug erklaͤret. Nur ſo viel muß ich doch an⸗ 
merken: Seit der Ausgabe von den Linksſchnecken ſind mir ſchon wieder drey 
neue, dazu nicht kleine, ſondern ganz anſehnliche linke Gattungen bekannt wor⸗ 
den, deren Abbildung und Beſchreibung ich im Supplementsbande darlegen werde. 
Von linken Muſcheln, die ſich mit ihrem Schloße, verlaͤngerten Wirbel und gan⸗ 


zen ſchaalichten Wohngebäude zur linken Seite hinüber kehren, find mir gleicht 


falls einige neue Stucke vor kurzem in die Hände gefallen. 


Bey den Erd⸗ und Flußconchylien muß ich es nur aufrichtig und offen⸗ 


berzig bekennen, daß ich vormals die Thorheit begangen, und mich faſt nur 0 
allein um Meerſchnecken, aber zu wenig um Erd⸗ und Fluß oder des fügen. 


Waſſers Schnecken, und am wenigſten um die einheimiſchen und allgemein be, 


kannten ſonderlich bekuͤmmert. Allein da ich aufgefordert und recht dazu ge⸗ 
drungen und genoͤthiget ward, das vom Martini angefangene aber bey ſeinem 
Tode gleichſam verwaiſete Conchylienwerk fortzuſetzen: ſo ſahe und wuſte ich 


es zum Voraus, daß ich mit der Zeit auch nothwendig von den Erd, und 


Flußconchylien wuͤrde reden muͤſſen, und daß daher kein Augenblick länger zu 


verſaͤumen ſey, um die dazu noͤthigen Kenntniße einzuſammlen. Ich verſchrieb 1 


mir nun aus der Naͤhe und Ferne Erd⸗ und Fluß conchylien. Ich ließ es 


mir einen ganzen Ernſt en die anſehnliche Sammlung derſelben, die ſich im 
Speng⸗ 


Vorbericht. *I 


Spengleriſchen Cabinette befindet, durch die Beyhuͤlfe dieſes edelmuͤthigen 
Freundes und Goͤnners beſſer kennen zu lernen. Ich forſchte demnach in den 
Schriften ſolcher Männer, die ſich infonderheit um die Erd, und Flußſchnecken vers 
dient gemacht haben. Die Fruͤchte meines verdoppelten Fleißes und meiner 
ernſtlichen unverdroßenen Bemuͤhungen wird man in der andern Abtheilung 
dieſes neunten Bandes antreffen koͤnnen. Billige Leſer werden mir die Gerech, 
tigkeit wiederfahren laſſen, daß ich in dieſer Abtheilung und auf den zwanzig da⸗ 
zu gehoͤrenden Kupfertapfeln eine ſolche Menge auslaͤndiſcher und inlaͤndiſcher Erd⸗ 
und Flußſchnecken zuſammengebracht, dergleichen noch in keinem einzigen conchy⸗ 
liologiſchen Werke beyſammen geſtanden. Doch werden fie auch manche der aller⸗ 
kleinſten und halb unſichtbaren vermiſſen, weil ich fie mit gutem Bedachte hin⸗ 
weggelaſſen, indem ſich andere Freunde — die ich auch naͤchſtens werkthaͤtig bey ih⸗ 
rem Vorhaben unterſtuͤtzen will — liebreichſt erboten, ſich auf die Beſchreibung 
der ganz kleinen und allerkleinſten Schneckchen einzulaſſen, und mir dieſe micro. 
ſcopiſche Arbeit abzunehmen. Die Anzahl der hier gelieferten Erd, und Fluß⸗ 
ſchnecken wuͤrde noch weit größer und anſehulicher ſeyn, wenn nicht in den vorigen 
Baͤnden unter den Meerſchnecken ſchon manche mitbeſchrieben worden, die richtiger den 
Flußconchylien hätten zugeeignet und beygeſellet werden ſollen. Dahin gehören zum 
Beyſpiele im aten Bande tab. 43. und 44. einige Gattungen von Midasohren, 
auch vermuthe ich es von der Bulla, die beym Sinne Rapa heiſt, und im sten 
Bande tab. 68. fig. 747 — 749 ſtehet, daß es eine Flußſchnecke iſt. Vom Tur- 
bo Uva Linnaei, der im Aten Bande tab. 153. fig. 1439. geſehen wird, bin ich 
nun uͤberzeugt, daß es eine Weſtindiſche Landſchnecke ſey. Trochus dolabratus 
Linnaei vid. tom. 5. fig. 1603 — 1604. wird von vielen mit größter Wahr, 
ſcheinlichkeit für eine Flußſchnecke gehalten, und von der Nerite, die tom. 5, 
fig. 2019. abgebildet geſehen wird, bin ich nun auch verſichert, daß fie in ſuͤſſen oſtin⸗ 
diſchen Gewaͤſſern gefunden werde. Von andern Schriftſtellern werden dieſe con⸗ 
chyliologiſchen Suͤnden noch weit haͤufiger begangen. Inſonderheit hat es hierin⸗ 
nen Dargenville gar groͤblich verſehen, und in feiner Conchyliologie gar fer viele 
Schnecken unter die Meerſchnecken hingeſtellet, die ganz unlaͤugbar Erd, und 
Flußconchylien ſind. Wer hievon Beweiſe und Zeugniſſe haben will, der unter⸗ 
ſuche nur tab. 6. fig. E. tab. 7. fig. 2. tab, 8. fig. D. E. F. tab. 9. fig. G. 
und T. tab. 10. fig. E. G. I. tab. 11. fig. M. N. tab. 17. fig. B. und J. 
Unter 


\ 


Xxıy Vorbericht. 


Unter den Erd⸗ und Flußconchylien wird man die Kia lebhafteſten 5 
und friſcheſten Farbenmiſchungen antreffen, und ihnen in dieſem Stuͤcke allerdings 
einen Vorzug vor den Meerſchnecken zugeſtehen, und es zugeben muͤſſen / daß in 
der Leichtigkeit und Zerbrechlichkeit ihrer Schalen und in dieſem ſo friſchen und 
lebhaften Farbenſchmucke ein Hauptkennzeichen ihrer Herkunft und ihres Urſprungs 15 
anzutreffen ſey ). Mir faͤllt dabey eine leſenswerthe Stelle ein, die ich einſt 
in des Prof. Sanders Schrift uͤber das Große und Schoͤne im Reiche der 
Natur mit vieler Empfindung und großem Vergnügen geleſen. Sie ſtehet 
daſelbſt im erſten Bande pag. 442, und lautet wie folget: „Es iſt nicht an⸗ 
„ ders, als wenn uns der Schöpfer durch das bunte und reiche Kleid ſeiner N 
„„Geſchoͤpfe zur Betrachtung und Bewunderung feiner Werke deſto mehr reißen 
„„ wolle. Er begnuͤget ſich nicht damit, für den Nutzen und für die Bequem⸗ . 
„ lichkeit der Geſchoͤpfe geſorget zu haben, er ſchmuͤcket fie auch, einige mit ger 
„heimen, andere mit leuchtenden Vorzuͤgen, und er beſchaͤmet dadurch den hoc 70 
„ fliegenden Stolz, der nur immer alleine glänzen will.“ Ri 


Einige werden glauben ich hätte wohl beſſer gethan und kluͤglicher gehan⸗ N. 
delt, wenn ich, wie Linne, die Land- und Flußſchnecken ſogleich bey andern 1 
Geſchlechtern mit untergeſtecket. Allein da es vom erſten Anfange dieſes Wer⸗ 0 
kes an, den Leſern verheißen worden, es ſolle ein eigener Band oder Theil den 
Erd, und Flußconchylien gleichſam geheiliget und gewidmet werden, ſo habe 
ich ſchon bey dem einmal entworfenen Plane bleiben muͤſſen. Andere werden 0 
meynen, es ſey weit rathſamer geweſen, die Landſchnecken von den Flußſchnecken 1 
zu trennen. Alsdann haͤtte ich in dieſem Bande drey verſchiedene Abſchnitte 0 
veranſtalten, und zuerſt von den Links⸗ alsdann von den Erd; und endlich von 3 
den Flußſchnecken handeln, und bey jedem Abſchnitte wieder die beſondern Ab⸗ 
theilungen nach den Geſchlechtern verfuͤgen muͤſſen. Dergleichen habe ich nun, 1 
um alle Weitfchweifigkeit zu N bedaͤchtlich unterlaſſen, aber dennoch 
treu N 
) Wer hievon etwas Umſtaͤndlicheres leſen will, der vergleiche damit Spenglers Roch 4 
richten, die im gten Stücke des Naturforſchers pag. 165 feq. ſtehen, und es 1 
gewiß verdienen naͤher beherziget zu werden. ; 


Vorbericht. 5 d 


treulich dafuͤr geſorget, es bey jeder Schnecke genau anzumerken, ob es eine 
Erd⸗ oder eine Flußſchnecke, oder eine Amphybie ſey, und beydes im Waſſer 
ee auf dem Lande lebe, ob fie in Europa oder Africa, in Oft» oder Weſt⸗ 
indien wohne. Bey den allermeiſten habe ich das wahre Vaterland mit Re 
bat beſtimmen koͤnnen. 


x Viele unter den Meerſchnecken ſonſt ganz bekannte und gewöhnliche Ge⸗ 
ſchlechter und Familien vermiſſet man gaͤnzlich unter den Erd⸗ und Flußſchne⸗ 
cken. Ich zweifle, ob jemals unter denſelben eine Kegelſchnecke, (Conus), eine 
plivenartige, (Voluta oliva), eine Poreellaine (Cypraea) und dergleichen ge— 
funden worden; auch unter den Flußmuſcheln vermiſſet man gaͤnzlich die Archen, 
die Anomien, die Klap⸗ und Steckmuſcheln, und von vielſchalichten, bon Le- 
paden, Balanis, Pholaden und Chitonen iſt daſelbſt vollends keine Spur zu 
finden. Dagegen aber iſt das Geſchlecht der Schnirkelſchnecken, oder ſolcher 
et Gattungen, die Helices beym Linne heiſſen, das gemeinſte unter den Erd, 
und Flußſchnecken. Allein unter den Meerſchnecken ſind die Helices weniger 
gemein. f 


Ein guter Kenner der Conchylien wird es beym erſten Anblicke einer 
Schnecke alſogleich beſtimmen Eönnen, ob fie für eine Meer- oder für eine Erd, 
und Flußconchylie zu achten ſey. So wie wir, wenn uns Menſchen begegnen, 
alſobald einen Juden erkennen, und uns da nicht leichte in unſerm Urtheile 
betruͤgen, ohne es doch genau beſtimmen und angeben zu können, woran eigent⸗ 
lich der Jude vom Chriſten zu unterſcheiden ſey: ſo gehet es dem Kenner mit 
den Conchylien. Er kann leichte Erd, und Flußſchnecken von den Meerſchne— 
cken unterſcheiden, allein es fir ihm he die Merkmale des Unterſchiedes 
beſtimmt anzugeben. 


Die Bewohner der Erdſchnecken Haben faft alleſamt, wenn ich einige 
wenige Gattungen ausnehme, vier Fuͤhlhoͤrner, aber die Flußſchnecken haben 
ordentlicher Weiſe nur zwey Fuͤhlhoͤrner. 


Von den Erd, und Flußſchnecken, wie auch von den mehreſten Meer⸗ 
schnecken iſt es mehr wie zu gewiß, daß fie in ihrer Kindheit und jugendlichen 
d Alter 


ot Vorbericht. 

Alter weniger Windungen, Umlaͤufe und Stockwerke haben, als im reiferen 
Alter. Der vormals vom ſel. Klein und andern ſo dreiſte behauptete, ſo oft 
nachgebetete, und ſo veſtiglich geglaubte Grundſatz, daß alle Schnecken ſchon in 
der zarteſten Kindheit alle Windungen, fo fie haben ſolten, ganz im Kleinen, 
wie im Keime, en miniatur und nach dem verjuͤngten Maasſtabe hätten „ die N 
ſich hernach nur immer mehr entwickelten, it laͤngſt von Beobachtern, die auf 
den Wachsthum der Schnecken aufmerkſam geweſen, als grundfalſch, irrig und 
heterodor anerkannt und verworfen worden. : 


Wiewohl ich muß hier abbrechen von algemeinen Anmerkungen etwas wei⸗ 
teres zu dieſem Vorberichte hinzu zu fuͤgen. Das mehrere iſt ja auch umſtaͤnd⸗ 9 
lich genug bey der beſondern Beſchreibung einzelner Gattungen hinzugethan wor⸗ 


den, wo es von jedem gar leichte aufgeſuchet und nachgeleſen werden kann. 3 

Copenhagen ar 1 
den 18. Auguſt 1786. Ar 2 
ur 


598 
N) 


3 H. Shemnig. v 


31 


Regiſter 
uͤber alle hier abgebildete und beſchriebene 


Erd⸗ und Fluß conchylien. 


. Blaſenſchnecken nebſt 4 andern damit nahe verwandten 
onchhlien. 5 
in cum quibusdam cochleis valde cognatis 
ſeu cognati generis. 
Tb. 117. Fig. 1000 — 1003. Die Staatenflagge. Die Prinzenfahne. 
Bulla Virginea Linnaei. 
Fig. 1004 1006. Der vielfarbichte Bund. Bulla faſeiata. 
Fig. 1007. 1008. Die bauchichte Blaſenſchnecke. Bulla ventricoſa. 
Fig. 1009. 1010. Die walzenfoͤrmige Blaſenſchnecke. Bulla Voluta. 
Fig. 1011. Die gethuͤrmte und gefleckte Blaſenſchnecke. Bulla turrita 
et maculata. a 
Tab. 118. Fig. 1012. 1013. Die Franzoͤſiſche Schellenſchnecke. Die achatne 
a Blaſenſchnecke. Bulla achatina Linnaei. 
Fig. 1014. Der Capiſche Efel. Der Cebra. Bulla Zebra. 
Fig. 1015. 1016. Die kleine Zebraſchnecke. Zebra Mülleri. 
Fig. 1017. 1018. Die purpurfarbichte Blaſenſchnecke. Bulla purpurea. 
Fig. 1019. Die Pinne Die papierne weiſſe Oblate. Bulla hydatis 
Innaei 
Tab. 119. Fig. 1020. 102 1. Die Eyerſchnecke. Bulla Ovata Müilleri. 
Fig. 1022. 1023. Der Roſenmund. Die kleinere Gattung von Baſtart⸗ 
Midasohren. Bulla oblonga. Pſeudo Auris Midae. 
Fig. 1024. 1025. Die geflammte Blaſenſchnecke. Bulla flammea. 


II. Kinkhoͤrner. Buccina. | 
Tab. 120. Fig. 1026. 1027. Der Floͤhekoth. Buceinum. Stercus pulicum. 
Fig. 1028 — 1030. Das geſtreifte Horn. Buccinum ſtriatum. 
Fig. 103 1. 1032. Das ſtark geriffelte Spitzhorn. Buceinum exara- 
tum Mülleri. 
Fig. 1033. 1034. Der Admiral unter den Flußſchnecken. Das Tri⸗ 
tonshorn der Fluͤſſe. Buccinum Tritonis Auviatile. 
Fig. 1035. 1036. Die ſchwarze Bohne. Buccinum praeroſum Linnaei. 
| onaptemCabin XL B. ate Abtheil. A III. 


Tab. 


Tab. 


Tab. 


Fig. 105 1. Die kautige Kraͤuſelſchnecke. Trochus carinatus. 


Regiſter uͤber die abgebildeten 
III. Die Familie der Midasohren. Aures Midae, 


121. Fig. 1037. 1038. Das Malchusohr. Auris Malchi. - | 

Fig. 1039. 1040. Midasohr aus den Suͤdlaͤndern. Auris Midae 
terrae auſtralis. 5 

Fig. 104 . Das bandirte Midasohr aus den Suͤdlaͤndern. i 
Midae fafciata. 

Fig. 1042. Die Jungfernſchnecke. Auris Virginea. N 

Fig. 1043. 1044. Die Coffeebohne. Voluta coffee. 


IV. Kräufel und kraͤuſelfoͤrmige Schnecken. 
Trochi et trochiformes cochleae. 


122. Fig. 1045. lit. a. b. e. Der Land⸗ oder der Erdkraͤuſel. Trochus 
terreftris, 

Fig. 1046 — 1048. Der kraͤuſelfoͤrmige Huth. Trochus Pileus, 

Fig. 1049. 1050. Ein weiſſer Kraͤuſel aus den Suͤdlaͤndern. Trochus 
Auſtralis. N 

Fig. 1052. Das Knöpfchen. Der zwiefach gezahnte Kraͤuſel. Trochus bidens. ö 

Fig. 1053. 1054. Die Warze. Die Bruſtzitze. Trochus Papilla. 

Fig. 1055. 1056. Der Gartenkraͤuſel. Trochus hortenſis. 95 

Tig. 105. 1058. Die rauhe borſtige Schnecke. Trochulus hifpidus. | 

Fig. 1059. Die kraͤuſelformige Mondſchnecke. Trochus Turbo. 


V. Mondſchnecken. U A 4 


123. Fig. 1060. lit. a bib e. Der Breitrand. Turbo Lincina. SH 
Fig. 1061. 1062. Die große Lincina. Turbo Lincina magna. 
Fig. 1063. Die unbefleckte Mondſchnecke. Turbo immaculatus. 
Fig. 1064 — 1066. Das Wirbelhorn. Turbo Volvulus. 
Fig. 1067. 1068. Die bunte ſchnirkelförmige Mondſchuecke. Turbo helicinus. 
Fig. 1069. 1070. Die blaͤtterichte Mondſchnecke. Turbo foliaceus. | 
Fig. 1071 — 1074. Die bandirte Mondſchnecke. Turbo ligatus. 10 
Fig. 1075. lit. . et g. Die wohlgerandete Mondſchnecke. Turbo marginatus. 
Fig. 1077. no. I. und 2. Das kleine Faͤßchen. Das Bienenkörbchen. Turbo 
mufcorum Linnaei. - 
Fig. 1077. lit. A. et a. Die ſtachlichte Mondſchnecke. Turbo e 
Linnaei, ö 
VI. 


und beſchriebenen Erd⸗ und Flußconchylien. 3 


VI. Neriten aus ſuͤſſen Waſſern. 
Neritae ex aquis dulcibus. 


92 124. Fig. 1078. 1079. Das Rothauge. Nerita pulligera Linnaei. 
Fig. 1080. 1081. Der Zebra unter den Flußneriten. Zebra Nerita- 
rum fluviatilium. 
1 1082. Die Porcellannerite. Nerita Porcellana. 
Fig. 1083. 1084. Die Dornenkrone. Nerita Corona Linnaei. 
Fig. 1085. Die gethuͤrmte Nerite. Nerita turrita. 
Fig. 1086, 1087. item lit. a — l. Weſtindiſche Flußneriten. Neritae flu 
viatiles Indiae Occidentalis. 
Fig. 1088. Neriten aus Europaͤiſchen Fluͤſſen und ſuͤſſen Waſſern. Neritae 
fluviatiles et lacuſtres Europae. 
Fig. 5 lit. a. et g. Die grüne Nerite. Die gruͤne Erbſe. Nerita viri- 
dis Linnaei. f x 


VII. Schnirkelſchnecken. Belices. | 
a, Kielförmige Schnirkelſchnecken. Helices carinatae. 
Tab. 125. Fig. 1090— 1092. Die alte Lampe. Helix Caracolla Linnaei. 
Fig. 1093.1094. Der Wachsſchnirkel. Helix algira. 
Fig. 1095.1096. Die Schlangenhaut. Helix Pellis ferpentis. 
Fig. 1097. Der eingeſaͤumte Schnirkel. Helix marginata Bornii. 
Fig, 1098.1099. Das Schlangenhorn. Das Jagdhorn. Helix Ungu- 
lina Linnaei. 
Tb. 126 Fig. 1100. 1101. Der Gualtieriſche Schnirkel. Das Spaniſche 
Strickzeug. Helix Gualteriana Linnaei. 
Fig. 1102. no. I. und 2. Tellerſchnecke mit gebrochenem Rand. Helix, 
Planorbis marginatus. 
Fig. 110g. 1104. Die dreykantige dreyfach gekielte Schnecke. Helix 
tricarinata. 
Fig. 1105. 1106. Der Scharfrand. Helix Albella Linnaei. 
Fig. 1107. Der Steinpicker. Helix Lapicida. 


b. Gezaͤhnelte Schnirkelſchnecken. Helices dentatae. 


Fig. 1108. 1109. Die gezaͤhnelte Lampe. Helix Lucerna Mülleri. 
Fig. 1110 — 1112. Die kleine gezaͤhnelte Nuß. Helix finuata Mülleri. 


A 2 g c. Um 


33 Regiſter über die hier abgebüdeten 
c. Um ihren Mittelpunct gewundene Schnirkelſchnecken. —— 
Planorbes. 


Lab. 127. Fig. 1113 — 1120. Die Purpurſchnecke der füffen Waſſer. Ebeeinel⸗ 

ſchnecke. Helix cornea Linnaei. Planorbis Purpura 

Mülleri. 1 

Fig. 1121 1123. Das flache Poſthorn mit einer ſcharfen Kante. Helix | 
complanata Linnaei. 90 

Fig. 1124. 1125. Die vielfach gewundene Tellerſchnecke. Helix poly- 1 
gyrata. Ba 
Fig. 1126. Die fewe Tellerſchnecke mit ſechs runden Windungen. Hen, 
contorta Linnaei. N 
Fig. 1127. Die flacheſte Tellerſchnecke. Die Wirbelſcheibe. Helix Vortex 
Linnaei. 5 
Fig. 1128. lit. a. b. e. Die Sammtſchnecke mit dreyeckigten Munde. Helix 15 
obvoluta Mülleri. 1 
Fig. 1129. Die Weinkellerſchnecke. Helix cellaria Mülleri. 2 
Fig. 1 130. 113 1. Die glänzende Schnirkelſchnecke. Helix nitida Mülleri. ji 
NE 1132.1133. Das wahre Achte Jagdhorn, Planorbis, Cornu 10 
Venatorium. ; 


d. Kugelfoͤrmige Schnirkelſchnecken. Alelices abi 


Tab. 128. Fig. 1133 — 1135. Die Kugelſchnecke. Das blaue Band. Helix | j 
ampullacea Linnaei. A 
Fig. 1136. Der Abgott Manettu. Idolum. Helix maxima. Variete | 
praecedentis. N Y 
Fig. 1137. Die bandirte Weinbergsſchnecke. Helix Ligata Müller. v. 1 
rietas Pomatiae. 1 
Fig. 1138. lit. a. b. c. Die Weinbergsſchnecke. Helix Pomatia Linnaei. 
Fig. 1139. no. I. 2. 3. Die langgeſtreckte Weinbergsſchnecke. Helix 
Scalaris Mülleri. NN 
Tab. 129. Fig. 1140. 171 3 Die braune Erdſchnecke aus Jamaica mit weiſ⸗ ' 0 
n Binden. Helix lamaicenfis brunnea. AR 
Fig. 1142. 1143. Der Erdapfel. Helix Malum terrae. | 16 
Fig. 1144. 1145. Das Ammonsauge. Helix effuſa. N 
Fig. 1126. 1147. Die Kreidenſchnecke. Helix eretace. hi 
Fig. 1148. lit. a. b. c. Die Nudelſchnecke. Helix Vermiculata. | 
Fig. 1149. Tranquehariſche Gartenſchnecke. Helix hortenſis T 
n Hai 


und beſchriebenen Erd⸗ und Flußſchnecken. 5 


Tab. 130. Hg. 1150 — 1154. Der blutige Mund. Das Blutohr. Helix 


haemaſtoma Linnaei. 
Fig. 1155. Die Waldſchnecke. Helix lucana Mülleri. ö 
r 11405 Die beſpruͤtzte oder beſprengte Schnecke. Helix alperfa 
ülleri. 
Hg. 1159. 1 160. Die kugelfoͤrmige Schnirkelſchnecke. HelixGlobulusMülleri. 
Hg. 1161. Der ſchwarze Schlund. Flelix Faux nigra. 


Hg. 1162 — 1165. Die Citronenſchaͤrfe oder Schale. Cortex mali 


citrei, 


Fig. 1166. Die eingeſchnittene Schnirkelſchnecke. Helix incifa. 


Tab. 13 1. Fig. 1167 — 1175. Die Citronſchuecke. Helix citrina rt 


Fig.1r76. Die Ruͤbenſchnecke. Helix Rapa Mülleri. 
Fig. 1177. 1 178. Die Caſtanie. Helix Caftanea Mülleri. 


e. Helices rotundatae Yabplabofae, 


Rhodia. 


Aab. 132. Fig. 1179. 1180. Eine Landſchnecke von der Inſul Rhodus. Helix 


Fig. 1182 — 1185. Die lebendig gebaͤhrende. Helix vivipara. 

Hg. 1186. 1187. Die rothe Lippe. Die rothlippige Erdſchnecke. Helix 
Piſana. 

Eig. 1188. 1189. Die Guͤrtelſchnecke. Helix Zonaria. 

Hg. 1190 — 1192. Die bandirte Tranquebariſche Gartenſchnecke. Helix, 
vittata Mülleri. 


» Fig. 1193 — 1195. Das ungleich gewundene flache Poſthorn mit Banden. 


Helix Ericetorum ſupra plana ſubtus convexa. 


Tab, 133. Fig.1196— 1198. Die gemeinfte VBanuſchuecke. Die Livreyſchnecke. 


Helix nemoralis Linnaei. 
Fig. 1199 — 1201. Die gemeinſte Gartenſchnecke. Helix hortenſis Mülleri. 
Fg. 1202. Die gefleckte Gartenſchnecke. Helix arbuſtorum Linnaei, 
Fig. 1203. Die Buſch⸗ oder Staudenſchnecke. Helix fruticum. 


Fg. 1204. 1205. Die Neritenartige Schnirkelſchnecke. Helix Neri⸗ 


toides. 
Fig. 1206. Die Incarnatſchnecke. Die Fleichfarbichte. Helix incarnata. 
Fig. 1207. Die bunte Weſtindiſche Erdſchnecke. Helix variegata. 
Hg. 1208. Die rauhe runzelhafte Schnirkelſchnecke. Helix fcabra et rugoſa. 


f Hg. 1209. Die ſtachlichte Schnirkelſchnecke. Helix aculeata Mülleri. 


A 3 | J. He- 


6 


Wedge uber die hier award 


f. Helices conicae et acumihatae. 


Tabaräk: Hg. 1210 — 1212. Die citrongelbe tea inte 


Helix dextra Müileri. x 
Fig. 1213. 1214. Die unterbrochene Rechtsſchnecke. Helix interrupra 5 
Mülleri. Ri: 
Fig. 1215. Die dreyfach umguͤrtete Tranquebariſche Landſchnecke Helix RN, 
trifaſciata Tranquebarica. Bi 
Fig. 1216. 1217. Die Bonziſche Schnirkelſchnecke. Helix Böge > 
Fg. 1218. 1219. Die Flußpabſterone. Helix Amarula Linnaei. 1 
Fig. 1220. 122 1. Eine merkwuͤrdige Varietaͤt der Flußpabſterone. Varie- 8 
tas notabilis Thiarae fluviatilis. 5 
Fig. 1222. 1223. Die gruͤnliche Flußſchnecke mit dreyfacher Kante. 
Helix, Nerita angularis Mülleri. 0 
Fig. 1224. no. I. und 2. Die Spitzſchnecke. Helix acuta Mülleri. ii 
Fig. 225. lit. a—d. Die abgeriebene Erdſchnecke. Helix detrita Wan N 


g. Helices turritae. N e 

Tab. 135. Fig. 1226. Die Marmornadel. Helix calcarea Bornii. 1 
Fig. 1227. Die glatte Sumpfnadel. Strombus ater. 9 

Obf. Die Beſchreibung muß tab. 136. bey den Strombis geſucht werden. \ 

Fig. 1228. Der zugeſpitzte Thurm. Helix cufpidata. 1 


Hg. 1237. 1238. Das große Spitzhorn der ſuͤſſen Waller. Helix ftagnalis | 


Fig.1229. Die ſchwarze thurmfoͤrmige Schnirkelnadel. Helix ater. 1 
Fig. 1230. Die gekerbte Nadel. Helix turrita. 1 
Fig. 123 1. 1232. Die gefurchte Schnirkelſchnecke. Helix fateata Mülleri. 1 

15 


Fig. 1233. Das glatte Wickelkind. Helix cylindracea glabra. 1 a 
Fig.1234. Das ſpitzkoͤpfigte Wickelkind. Helix cylindracea acuta. Ih 5 
Fzg. 1235. Der walzenfoͤrmige Helix. Helix fubeylindrica. Ark Eu 


Fi2.1236. Das Haferkorn. Helix granum avenaceum referens. 10 
1 
iM 


Linnaei. 4 
Hg. 2239. 1240. Eine Abänderung des vorigen. Varieias praecedentis. 
Fig. 1241. 1242. Das bauchichte Spitzhorn. Helix Auricularia Linnaei. 
Hg. 1243. lit. a und b. Eine Flußſchnecke von Tanſchaur. Helix fluviatilis ke! 
Tanfchaurienfis. N 


Eg. 1244. Die ſchwarze ſchmale Ohrſchnecke. Helix atrata. 1 


Fig. 1245. Die Thuͤrhuͤterſchnecke. Helix tentaculata Linnaei. 


Fig. 1246. 1247. Der Moraſtkriecher. Helix limofa. 1 
Fg. 1248. Die Bernſteinfarbige. Helix ſuccinea Mülleri. Helix putris 
Linnae˙. ll. He- 


und beſchriebenen Erd⸗ und Flußconchylien. 7 
- h. Helices ancipites et turritae. 5 
Tb.: 36. Fig. 1249 — 1253. Die Zauber⸗Regen⸗ Sturm» Kaͤferſchnecke. 


Helix Scarabaeus Linnaei. 

Fig. 1254. 1255. Der gekoͤpfte Helix. Helix decollara. 
Fig. 1256. 1257. Die gekoͤpfte und bandirte Schnecke. Helix decol- 
6 1 lata et faſciata. 

Fig. 1258. Die ſchwarze dicke geföpfte Erdſchnecke. Helix decollata 

nigra, 
Pig, 1259. 1260. Der queergeſtreifte rauhe Helix. Helix 15 0 
Fig. 1261. 1262. Die naͤchſte Verwandtin der rauhen Schnecke. Cognata 


va 


ſcabrae. 
92 Fig. 1263. no. 1— 4. Die kreidenartige thurmfoͤrmige. Helix cretacea 
turrita. 
Pig. 1264. Die Bea Flußnadel. Helix octona Indiae Oecid. 
is i VIII. Strombi. 


Tab. 135. Fig. 1227. Strombus ater. 
. 136. Fig. 1265. 1266. Afrikaniſche Flußtrommelſchraube. Strombus 7 
panorum Africanus. 
Vis 19 7 1268. Die braune gezackte Afric. Trommelſchraube. Strombus 
n tympanorum aculeatus Afrie. 
Fr 12850 1270. Die blaͤulichte Fluͤgelnadel. Strombus lividus Linnaei. 


. Wer ſich die Muͤhe nehmen will, das vorſtehende Regiſter mit Bedacht und 
Aufmerkſamkeit durchzugehen, der wird es augenſcheinlich wahrnehmen, ja mit 
Händen greifen koͤnnen, daß in dieſem Buche die anſehnlichſte Menge der Erd; und 
Flußconchylien zuſammengebracht worden, und daß ich dabey auf auslaͤndiſche und 
höchftfeltene, eine vorzuͤgliche Ruͤckſicht genommen. Die Namen der rareſten und 
ſeltenſten wird man im Regiſter mit etwas groͤßerer Schrift abgedruckt antreffen, 
und ſehr leichte unterſcheiden koͤnnen. Die ganz kleinen faſt unſichtbaren Schne⸗ 
cken habe ich mit gutem Bedachte uͤbergangen, weil ich hier keine mieroſcopiſchen 
Augenbeluſtigungen ſchreiben wollen, und auch der größeren und wichtigeren Ge, 
genſtaͤnde fo viele gehabt, daß mir weder Zeit noch Raum fuͤr ſolche große — aber 
> allemal eee Kleinigkeiten — uͤbrig geblieben. 


e e rc 88 I. Bla⸗ 


1. 8 


b nebſt einigen andern nahe damit verwandten 44 


Bullae cum quibusdam cochleis valde cognatis, Be 
five cognati generis. ** 


3 


e — 68. u 


Tab. 117. Fig. 1000-1003, 


Ex Mufeo SpEnGLERIANO et noſtro. 


Die Glutz: Die Prinzenfahne. Das Zungfenon. 


cingulis colorätis, apertura füboyata, 110 fimbriato, labio inflexo 77 
plerumque rubicundo, baſi truncata. 8 1 

Aug. The Prince of Orange Flag. Gall. Pavillon d' Hollande. Vis Bacein. 
Bag. Prinze Vlaggetje. 00 


fere bicoloribus, 0 berc kiieotoritis Aridis inſtar Ae Bars | 
dos. item tab. 844. fig.72. 13 
Kreın Tentamen meth. oftrac, 5. 70. pag. 26. tab. VII. 68 116. e 
trochus, faſciis tricolor, sr Pentazonos. : N 
Bonannı Recreat, Cl. 3. fig. 66. p. 121. 19 
— — Muſ. Kirch. Cl. 3. fig. 66. p. 453. Güte fafeiis eingitur hie. 
Turbo caeteris elegantior. Altera colore fubnigro eſt, altera purpu. — 
rea vel ad minium accedens, tertia fulva, viridis quarta, ultima oſtrinaz 
omnes ita a ſummo vertice mucronem ufque eircumvolvuntur, ut in- 
tervallo quodam diſtinctae inter ſe, in eo videatur veluti album indu- 
ſium quo turbo tegitur. Valde nitidus 5 et laevigatus et ab ‚Indico 
mari habetur. 


— — — Edit. nov. tom. 2. Cl. 3. fig. 66. p. gu 2 N 
PETIVER Gazophyl. tab. 22. fig. II. ea Barbadenfe eie gen 1 
ſciatum. 1 


GvALTIERI Index Conchyl. tab. 6. fig. A. W fluviatile fpiris non | 
 prominentibus oblongum, ore anguſtiore, laeve, candidum, faſciis 
aliquando | 


Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1000-1003. 9 


aliquando piceis, aliquando rubris, plumbeis et luteis, iridis inſtar 
elegantiſſime faſciatum. 

75 GnsANT Catal. raiſ. p. 69. no. 10. Ao. 1736. e terreftre ou Volute 
à fond blanc marquè de bandes couleur de pourpre violet, gris de lin. 


_ Danennvirıe Conchyl. tab, XI. fig. N. Turbo fafeiatus contabulatus. Vis 
Ruban. 5 


** j 


en Thefaurus tom. 3. tab. 40. fig. 38. Buccinum Apfuſtre arantium voca- 


tum, ab imo ad ſummum ufque apicem verficoloribus taeniolis, albis, 


nigris, rubris, luteis, coeruleis, viridibus faſciatum. — In A aeque 
ac in terra ſemet multiplicat haec ſpecies, quae tamen raro in Mufeis 
oOecdò!urrit. 


DaviLA Catal. raif. tom. I. no. 1004. p. 448. Vis Buccin. Pavillon d' Hol- 
lande, cerelè dans toute fa robe de zones inegales en largeur, blanches 
pourpre fonee, aurore, gris de lin et citron pale, à clavicule marron 

* fonce et de la varietè nommee le Ruban. 

LINNEI Syft. Nat. Edit. 10. no. 407. p. 740. Buccinum virgineum. 


— — — — Edit. 12. no. 390. p. 1186. Bulla Virginea, teſta fubtur- 
rita erecta, columella truncata ſanguinea. Habitat in Africae Auviis. 


— — Muſ. Reg. Lud. Ulr. no. 267. p. 612. Buccinum Virgineum, teſta 


ſubturrita, laevis, nitida, anfractibus octo aequaliter decrefcentibus. 


rk 
* 5 


Ahpertura obovato-lunaris, edentula. Columella poſtice truncata. 


Color albus, glaberrimus, anfractibus in medio einctis linea purpurea 
et alia ſimillima ipſos anfractus diſtinguente; his duabus intercedit 
tertia latior, obſoletior fuſceſeens. Refert facie Helicem ſed diſtinguitur 
columella truncata. 

r Rec. de Pl. tom. 6. tab. 1 fig. 2. Le Ruban à des bandes eir- 

8 culaires blanches, jaunes, vertes et rouges qui imitent aſſez bien un 
Ruban. On le trouve a St. Domingue. 

Knorrs Vergn. der Augen, tom. I. tab. 30. fig. 7. Ein pyramidenförmiges 
5 Kinkhorn von weiſſer Farbe, mit drey niedlichen Baͤndern auf jedem Gewinde. 
O. MürLER Hiſt. Verm. p. 143. no. 133. Buceinum Virgineum, teſta conica, 

\ laevis, nitida, fafeiis las diverſicoloribus apiceque roſaceo pul- 
cherrima. 

Favakr D' Hersıcny Diet, tom. 3. p. 271. Ruban ou Vis Bucein rubanne. 
Strombus bucciniformis terreftris laevis, ſeptem vel octo fpiris exertis 
parum convexis compoſitus, lineis ſubnigris vel purpurafcentibus et 
plurimis parvis-zonis alternatim diſpoſitis rubris virefcentibus citrinis 

N. een B. ate Abtheil. B g et 


10 Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1000- 1003. 


et aureis in fundo albo diſtinctis exornatus et eleganter depictus; teſta 
tenui, columella rubra et parva apertura inſignis. 1 A 

v. Born Index Muf. Caeſ. p. 193. Die Prinzenfahne. e e 
— — Teſtacea — — pi. 207. Bulla Virginea, teſta conica, acuminata, 
laevis, anfractus octo ſenſim decreſcentes convexi; apertura inaequa- 

liter ovata; labrum acutum; labium inflexum; baſis truncata; color 
albus variegatus. Columellam in adultis integram evadere docet Cl. 1 

O. Müller, ergo helicibus potius adnumeranda haec fpecies, fi aper- 
turam in cochleis diſponendis contemplamur, quam buceinis, quo ta- 
men a Müllero, qui teftacea fecundum hoſpitantium in iis molluſeorum 
characteres diſtinguit, ut quondam a Linnaeo, collocatur, quamuis 

f animal non viderit. | 18 e 
GRONO VII Zoophyl. faſc. 3. no. 1369. p. 307. Buccinum, tefta ſubturrita, 
glaberrima, erecta, columella truncata fanguinea. Habitat ad Barba- 

dos Inſulam terreſtris. J 8 

J 


FAVANNE de MoNTCERV. Conchyl. tab. 65. fig. GI. unter die Coquillages 
terreſtres, auch ſtehet daſelbſt eine Abbildung von einer linksgewundenen 
dieſer Gattung, fig. G4. ER | = 

Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, tab. 8. fig. 3. 4. p. 335. no. 128. 

— — Einleitung in die Conchylienkenntniß tom. I. p. 184. e 


1 


Meine: 


Unter den Urtheilen und Meinungen der Conchyliologen herſchet 
eine unglaubliche Verſchiedenheit und Uneinigkeit, ſo bald die Frage 
beantwortet werden ſoll, welchem Geſchlechte der Conchylien dieſe Gat⸗ 
tung von Staaten⸗ und Prinzenflaggen am ſicherſten und fuͤglichſten 
beygeſellet werden koͤnne und müßte. Liſter, Petiver, Gualtieri, Seba, 
Gronov, und andere machen daraus ein Buceinum. Selbſt vom Linne 
wird dieſe Schnecke im Mufeo Reginae Lud. Ulr., wie auch in der zehn 
ten Ausgabe ſeines Naturſyſtems Buccinum virgineum genannt. Sie 
heißt auch bey unſerm Muller, der die Eintheilung der Conchylien nach 
der Beſchaffenheit der Bewohner geordnet zu haben vorgiebt, ein Buc- 
cinum, ob es gleich vollkommen wahr und richtig iſt, was loco ſupra 
citato der Herr Hofrath von Born dabey angemerket, daß er das Thier 
und den Bewohner dieſer Schnecke nie geſehen, (quamvis animal non 
viderit), welches bey ſehr vielen, ja bey den meiſten ſeiner beſchriebenen 
Schnecken immer hinzugedacht werden muß. Ja wenn es erwieſen 
werden koͤnnte, was der ſel. Conferenzrath Muller in feiner Hiſtoria 
Vermium bey dieſer Schnecke aus ſehr unſichern Gruͤnden nur We, 

a i 8 5 U 


x | 
[it | 
11 


Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 000-1003. 11 


thet, daß axis nur in junioribus als truncatus, aber in altioribus als in- 
teger und coalitus geſehen werde; fo müßte fie, wie ſolches auch der 
Herr Hofrath von Born ganz richtig erinnert, den Helicibus beygezaͤh⸗ 
let werden. Allein da bisher auch kein einziges Exemplar den Konz 
chylienfreunden vorgekommen iſt, dadurch die Muthmaſſung, daß bey 
ihr aus der columella dillecta et truncata mit der Zeit und im reiferen 
Alter eine integra entſtehe, beleget und beſtaͤtiget werden koͤnne, ſo ge⸗ 
hoͤret fie keinesweges unter die Helices. Linne macht daher in der 
zehnten Ausgabe ſeines Naturſyſtems bey dieſer Gattung folgende An⸗ 
merkung: Teftae quotquot vidi bafı emarginatae ſunt ut ad Helices referri 
nequeant. Klein meinet, es ſey ein Trochides oder Pſeudo- trochus. 
Allein ich finde keinen, der dieſer Meinung beyfallen wollen. Bonanni 
will uns uͤberreden, es ſey ein Turbo. Bey den Franzoſen heißt ſie 
Vis Buccin, und Schröter aͤuſſert in feiner Geſchichte der Flußconchy⸗ 
lien dieſen Gedanken, es ſey zweifelhaft, ob man dieſe Conchylie den 
Trompeten oder den Schrauben beyzählen ſolle. Savart nennet fie 
Strombum bucciniformem. Beym Linne ſtehet ſie in der zwoͤlften Aus⸗ 
gabe ſeines Naturſyſtems unter den Bullis, Blaſenſchnecken. Doch be⸗ 
kennet es dabey dieſer große Mann mit vieler Aufrichtigkeit, ſie ſey mit 
der folgenden Cochlea achatina, dubii generis et vix bulla ob diſſectam 
et truncatam columellam. So bleiben denn alſo nur noch wenig Ge⸗ 
ſchlechter uͤbrig, welchen dieſe Gattung nicht ebenfalls beygerechnet 
worden Und doch iſt ihr jetziger Standort, den ihr endlich Linne 
angewieſen, noch lange nicht der richtige und beſtaͤndige. Es iſt augen⸗ 
ſcheinlich, daß ſie nur aus Zwang und Noth den Bullis angehaͤnget 
worden, weil man ſie nirgends bey andern Geſchlechtern mit Ehren 
unterzubringen gewußt. Wie viel ſchwankendes, ungewiſſes und unvoll⸗ 
kommenes iſt alſo noch bey unſern kuͤnſtlichen und ſogenannten Syſte⸗ 
matiſchen Eintheilungen? wie laͤßt ſich doch die Natur mit ihren großen 
Reichthuͤmern ſchlechterdings nicht voͤllig in unſere Schrankeu und For⸗ 
men hineinzwingen? Und was muß ein Anfänger in der Conchyliolo⸗ 
gie denken, wenn er es ſiehet und hoͤret, wie Conchyliologen ſich öfters 
in die uͤble Nothwendigkeit verſetzet ſehen, mit einer Schnecke alle von 
ihnen eingerichtete Geſchlechter durchzulaufen, ohne dennoch am Ende 
eine fuͤr ſie voͤllig bequeme Stelle ausfuͤndig gemacht zu haben. 
Wir ſehen bey dieſer Conchylie einen kraͤuſelartigen, thurmfoͤrmi⸗ 
gen Bau. Sie hat ſieben oder acht Stockwerke, welche nicht ſtark ab⸗ 
ſetzen, ſondern allmaͤhlig abnehmen, und 8 gemeiniglich in einen je 
* 8 B 2 pfen 


© ? 5 5 * 


22 Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1000 1003 


pfen etwas roͤthlich gefaͤrbten Wirbel endigen. Auch bey der inneren 
Spindellippe zeiget ſich bey den mehreſten eine roͤthliche Farbenmiſchung. 
Die inneren glatten Waͤnde ſind bey vielen violet bey andern weiß. 

Die Schalen ſelbſt werden bald von wenigeren bald von mehreren far⸗ 
bichten Baͤndern umwunden. Die Abwechslung der Baͤnder iſt unter 
den Mitgliedern dieſer Gattung ſo mannichfaltig und groß, daß man 
eher zehen verſchiedentlich umwundene, als ein paar vollkommen einan 
der gleichende antreffen kann. Einige dieſer zierlichen, mit den friſche⸗ 
ſten Farben geſchilderten Bänder find anſehnlich breit, andere nur ſchmal, 
noch andere gleichen nur den feinſten Linien. Wer jemals Flaggen der 
Schiffe geſehen, der wird es leicht errathen koͤnnen, warum dieſe mit 
fo vielen Baͤndern umwundene Schnecken den Namen der Staaten | 
Prinzen⸗ und Schifsflaggen davon getragen. Ich habe nur drey Ab⸗ 
aͤnderungen derſelben zeichnen laſſen. Doch wuͤrde es mir ein leichtes 
geweſen ſeyn, noch wohl zehen und mehrere andere Verſchiedenheiten 
hinzuzuthun, wenn ich meine Leſer bey dieſem Werke mit Varietaͤten 
bedienen und aufbehalten moͤchte. „ 


Man findet dieſe Gattung beydes in Oſt⸗ und Weſtindien. Dar⸗ 
genville ſetzet fie faͤlſchlich unter die Meerſchnecken, da doch ihre Bau 
art und ihr friſcheſter Farbenſchmuck ihn gar leicht eines beſſern haͤtte 
belehren koͤnnen. Vom Davila, Favart, Gronov und Favanne wird fie 
mit größter Wahrſcheinlichkeit für eine Erdſchnecke ausgegeben. Seba 
ſchreibt, es ſey beydes eine Land- und eine Flußſchnecke, welches ihm 
zu gefallen nicht leicht jemand glauben wird. Linne und einige andere 

alten fie für eine Flußſchnecke. Hier zu Lande haben die Conchylien⸗ 
1 einige derſelben aus der Inſul Maurice bekommen. Von den 
Weſtindiſchen Eylanden, inſonderheit von Barbados, Domingo, Ja⸗ 
maica wollen andere fie erhalten haben. Selten ſiehet man. fie groͤßer, 
als anderthalb bis zween Zoll. Wr » 


Blaſenſchnecken. Tab. 117: Fig. 1004-1006. 13 


hi Bir DAN Tab. 117. Fig. 1004-1006. 


Ex Mufeo noſtro. 
Der vielfarbichte Bund. 


ulla A teſta conico-acuminata, laevi, anfractibus octo convexis, 
ume in fundo albido fafeiis diverficoloribus et undatis eircumeinctis, 
Ane ul ovata, labio interno rofaceo, columella ſubtruncata 
Wan 11 131 St emarginata. „ l ss 
nt Gall. Le Ruban. 


Loren bite Conchyl. tab. 12. fig. 7. Buceinum . irre eujus 


ſuperiores ſpirae faſciatae, inferiores undatae, 


4 burn Meth. oſtrac. F. 86. no. 5 p. 33. Oxyſtrombus fafeiatus ſupra, infra 


ſeptem ſpiris undatus, ore ſubrotundo laevi. Tab. 2. fig. 43. 
nt Index tab. 6. fig. C. Buccinum fluviatile majus, laeve, labio i in. 


ſtterno repando, ex carneo, fulvo, albido et purpuraſcente colore faſ- 


cilatum, aliquando lineis interſectis punctatum, nebulatum et marmo- 
ris inftar lueide et eleganter variegatum, 
it. ſig. D. Buccinum idem minus candidum, et in 5 et in fecun- 
da fpira linea fubrubra circumdatum. 

Dane rNVIILx Conchyl. tab. XI. fig. M. Vitta, venulis nigris, flavis et ru- 

bris diſcriminata. Le Ruban. 

tit. Appendice tab. I. fig. G. Le Ruban terreſtre de la derniere beau- 

te. On peut dire que toutes les couleurs ſe ſont donné le mot Bun 
‚s’y raſſembler. 

Regenfuß Conchylienwerk tom. I. tab. 10. fig. 46. 

DavILA Catal. raiſ. no. 1004. P. 448. Vis Buccin d' Amerique le orbes 
medioerement bombès, a robe ornèe dans le corps de Zones alterna- 
tives plus ou moins larges blanches, gris- - verdätre rouge et marron 

et vers la tète de flammes longitudinales de mème couleurs, efpece‘ 
nommee le Pavillon d' Hollande. 

Ses= Thef. tom. 3. tab. 39. fig. 62— 74. Cochleae veficariae. Varias heic 
ejusdem generis ſpecies exhibemus, ut mira varietas picturae, orna- 
mentorum, taeniarum, quibus aliae alios praecellunt tanto magis elu- 

3 cefcat. 

Knorrs Vergnügen, tom. F. tab. 24. fig. 4. 

INN Syſt. Nat. Edit. 12. no. 390. p. 1186. lit. 9. Varietas Bullae Vir- 
gineae eadem ſtatura, magnitudine, ſed colore diverſa. 115 
ÜL- 


EM 7 


3 3 — US 9 
14 Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1004 1006. 
‘ Mürzer Hift. Verm. p. 145. no. 334. Buccinum fafciatum, teſta conico- 
elongata crafliufeula, alba, faſciis latis in majoribus anfractibus integris, 
in minoribus undulatim interruptis diverſicoloribus varie inſignita. 
Axis non truncatus (exemplaria enim perfecta ſunt) ſed integer. Stri- 
gae in ſpiris quae apicem ſpectant transverfim undulatae, (quae in om- 
nibus exemplaribus notam fplendidam faciunt.) An terreſtre, fluvia- 
tile, marinum, nondum conſtat. i 1 n 
Berliniſches Magazin Zter Band, tab. F. fig. 52. p. 125. no. 28. Der vielfarbi⸗ 
ge Bund, eine vorzüglich ſchoͤne Erdſchnecke. N 16 5 
Favanne Conchyl. tab. 65. fig. G2, G3, G5; Gs. Coquilles terreſtres. Su 
Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, p. 327. no. 124. sa 
— — Einleitung in die Conchylienkenntuiß: erſter Band, p. 187. 


Linne haͤlt dieſe Schnecke für eine bloße Varietaͤt bon DEL Aue 
beſchriebenen Bulla Virginea. Er behauptet es, daß fie in Abſicht dee 
-Größe, Form und Bauart gänzlich mit ihr uͤbereinkomme, und nut 
durch ihr Farbenkleid von ihr unterſchieden werde. Ich bin hierinnen 
einer ganz andern Meinung. Daß es eine nahe Verwandtin der vori⸗ 
gen Gattung ſey, kann und will ich nicht leugnen, aber dem ohnerach⸗ 
tet halte ich fie fir eine eigene und ganz beſondere Gattung. Ihr 
ſchalichtes Wohngebaͤude hat auch zum oͤftern eine weit anſehnlichere 
Groͤße. Ihre etwas mehr gewoͤlbten Windungen ſetzen ſtaͤrker von ein⸗ 
ander ab, auch werden ſie von ungleich breiteren Baͤndern, welche den 
Guͤrteln gleichen, ummwunden. Auf ihren oberſten Stockwerken ſiehet 
man laͤnglicht⸗wellenfoͤrmige und flammichte Streifen, (Strigas undula- 
tas, quae in omnibus exemplaribus, (wie ſolches unſer Muͤller ganz n | 
tig bemerfet), notam ſplendidam hujus fpeciei exhibent). Die Spindel 
fäule iſt nur ein wenig und kaum merklich abgeſtumpfet, auch fehle 
bey derſelben gänzlich der Einſchnitt, welcher bey der vorigen fo deut⸗ 
lich zu ſehen iſt. Sie hat zwar columellam ſubtruncatam, aber nicht 
diſſectam. Sie hat aperturam vix emarginatam, non canaliculatam. Bey 
einem ſo unleugbaren und augenſcheinlichen Unterſchiede iſt es mehr wie 
zu gewiß, daß man dieſe Schnecke fuͤr eine beſondere Gattung und nicht 
blos fuͤr eine Abänderung anzuſehen habe. Es behauptet dieſe Schnecke 
wegen der ausnehmenden Schoͤnheit ihres reitzenden Farbenkleides einen 
ſehr anſehnlichen Rang unter den Mitgenoſſen ihres Geſchlechtes. Bey 
derjenigen, die ich fig. 1004. 1005. aus meiner Sammlung abzeichnen 
laſſen, wechſeln blaue, gelbe, weiſſe, ſchwaͤrzliche und roͤthliche e 
J * ; mi 


re 


Au. , 
1 ’ r 


Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1004-1006, 15 


mit einander ab. Ich zähle auf dem erſten Stockwerke acht Binden, 

die theils breiter, theils ſchmaͤler ſind, theils gar nur einer zarten Linie 
gleichen. Auf der Nach werden die Stockwerke durch eine weißliche 
Binde und roͤthlichen Faden unterſchieden und von einander abgeſondert. 


Bey jener, die fg. 1106. vorgeſtellet worden, ſiehet man vornehm⸗ 
| 
| 


* lich eine himmelblaue, bald lichtere, bald dunklere Farbenmiſchung. Die 
e werden auch bey dieſer, auf ihrer Nath durch eine weiſſe 
Binde, in deren Mitte ein rother Faden ſtehet, zierlichſt umwunden. 
An der inneren eingebogenen Lippe zeiget ſich bey den meiſten eine roſen⸗ 
rothe Farbe. Die inneren Waͤnde ſind weiß. So bald die Schale ge⸗ 

gen das Licht gekehret wird, ſo ſchimmern die Baͤnder der Oberflaͤche 

auch innerlich hindurch. Ihre Laͤnge betraͤget zween Zoll; ihre Breite 

. einen Zoll. Unter den Mitgliedern dieſer Gattung bemerket man 


eine gar bewundernswuͤrdige Abwechslung der Baͤnder und des Far⸗ 
benſchmuckes. Unſer Couferenzrath Muller hat in feiner Hift. Vermium 
Darauf keine Ruͤckſicht genommen, daß vom Linne dieſe Conchylie unter 
die Bullas gezählet werde. Er erflävet fie für ein Buccinum, und ſetzet 
beym Beſchluß feiner Beſchreibung noch dieſe Worte hinzu: An terreſtre, 
fluviatile, marinum fit nondum conſtat. Ich ſollte doch glauben, fo viel 
ſey laͤngſtens unter den Conchyliologen bekannt und ausgemacht, daß 
es keine Meerſchnecke ſey. Dargenville hat ſie zwar anfaͤnglich unter 
ſeine Meerſchnecken mit dahin geſtellet, aber ſchon im Anhange ſeiner 
Conchyliologie nennet er fie eine Lands oder Erdſchnecke. Nur wenige 
halten ſie fuͤr eine Flußſchnecke. Allein vom Liſter, Davila und Fa⸗ 
panne wird fie für eine Landſchnecke ausgegeben. Da die Franzoͤſiſchen 
Conchyliologen dieſe Gattung gleichſam aus der erſten Hand, nemlich 
von den Inſuln, die ihrer Nation in Oſt⸗ und Weſtindien zugehören, 
zu bekommen pflegen: fo kann man ihren Nachrichten und Zeugniffen, 
es ſey eine Erdſchnecke, deſto ficherer trauen. 


0 3 
* 


ane enn ee . RN . . „ 
} Tab. 


16 Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1001019. 
Tab. 117. Fig. 1007. 1008. 8 


Ex Mufeo SpENOLERIANO. 


Die bauchichte Blaſenſchnecke. 


Bulla valde tumida et ventricofa, teſta conico-acuminata, ſubturrita, albida, 


anfractibus feptem convexis, fafciis fufcentibus einctis, columella füb- 


truncata candida haud diſſecta, labro externo fimbriato alb o- 


Durch eine anfehnlichere Größe und durch ungleich ſtaͤrker gewoͤlbte 1 


und wie aufgeblaſene Windungen, unterſcheidet ſich dieſe Schnecke auf 


merklichſte von dem kurz zuvor beſchriebenen vielfarbichtem Bunde. Sie 
hat nur ſieben Stockwerke, welche auf ihrem ſchneeweiſſen Grunde von 


einigen helleren und dunkleren braunrothen Binden, und auf der Nath 
von einer weiſſen Schnur umgeben werden. Sie naͤhert ſich im Bau 
und in der ganzen Form ihrer Mundoͤfnung gar ſehr den Schnirkel⸗ 
ſchnecken. Viele werden dahero glauben, ich haͤtte weit beſſer gethan, 
wenn ich lieber dieſe Conchylie den Helieibus als den Bullis zugewieſen. 


Allein bey ihrer gar nahen Verwandſchaft mit der vorhergehenden Gat⸗ 
tung bin ich bewogen worden, ſie den Blaſenſchnecken beyzugeſellen. 
Bey der Staatenflagge und dem vielfarbichten Bunde fanden wir eine . 
roſenroth gefaͤrbte; bey dieſer jetzigen aber erblicken wir eine ganz weiſſe 
Spindellippe. Uebrigens wird die weite Mundöfnung von einem wer 
ſen umgelegten Lippenſaum umgeben. Die Spindelſaͤule kann gerne 
ſubtruncata heiſſen, aber von einem Einſchnitte (von einer Apertura de 
feeta) ift keine Spur zu fehen. Der Herr Kunſtverwalter Spengler hat 


dieſe ſeltene Schnecke aus Oſtindien bekommen. Sie iſt faſt dritthalb 
Zoll lang und einen Zoll vier Linien breit. 


* 


Tab. 117. Fig. 1009. 1010. 1 


Ex Muſeo SpENCLERIANO. 


Die walzenfoͤrmige Blaſenſchnecke. 


Bulla Voluta, teſta cylindracea laevi, ex oleacino, ſicut oliva viridis colo. 


rata, anfractibus ſeptem apertura effuſa, columella inflexa, 
truneata, diſſecta. 


So bald man dieſe Schnecke allein von der Seite ihres Nuͤckens N 


betrachtet, ſo vermuthet man es gewiß eine Volute vor ſich liegend zu 


haben. Allein wenn man ſie umkehret und es gewahr wird, daß doch 
nicht die geringſte Spur einiger Falten und Zähne an ihrer inneren 


Lippe f 


Blaſenſchnecken. Tab. 117. Fig. 1009- 1011. 17 
Lippe gefunden werde: ſo faͤllt die Vermuthung, daß es irgend eine 
Gattung von Voluten ſeyn koͤnne, gaͤnzlich hinweg. Sie hat bey ihrer 
Columella truncata et diſſecta mit der Bulla Virginea ein gleiches Recht 

im Geſchlechte der Blaſenſchnecken zu ſtehen Es iſt eine aͤuſſerſt rare 
und feltene Flußſchnecke. Sie hat ſieben Stockwerke, davon das erſte 
groͤßer iſt, als alle übrige zuſammengenommen. Bey der Nath ihrer 
Windungen ſtehen lauter zarte laͤnglichte Streifen, die den feinſten 
Einkerbungen gleichen. Ihre ſonſt ſpiegelglatte Schale iſt ſehr dünne 
und leichte. Ihr Farbenkleid gleichet der friſchen Olivenfarbe, nur bey 


den letzten Windungen und beym Wirbel wird es braun. Die Laͤnge 


betraͤget zween Zoll, die Breite neun Linien. In den Sammlungen der 
mehreſten Conchylienfreunde wird man dieſe ſeltene Schnecke vergebens 


ſuchen, auch in den Schriften der Conchyliologen habe ich keine Nach⸗ 


x richten von ihr antreffen koͤnnen. Denn jene Abbildung tab. I. fig. XI. 


im Muſeo Gronoviano, die ihr am aͤhnlichſten zu ſeyn ſcheinet, iſt eine 


Volute, die daſelbſt Nucea genannt wird, und auf ihrer inneren Lippe 
an der Spindel fünf Falten traͤget. Das eigentliche wahre Vater⸗ 


land dieſer ſeltenen Blaſenſchnecke weiß ich nicht zu beſtimmen, doch ver⸗ 


muthe ich es, daß fie aus den Suͤdlaͤndern herſtamme, und etwa bey 
den Reiſen des Bougainville mit nach Paris gebracht worden. Denn 
aus Paris hat fie der Herr Kunſtverwalter Spengler bekommen. 


Tab. 117. Fig. 1011. 


Ex Muſeo SpENCLERIAN0O. 


| Die gethuͤrmte und gefleckte Blaſenſchnecke. 
Bulla turrita et maculata, teſta fubcylindracea pallide rufefcente, anfracti- 
bus novem acuminatis, longitudinaliter ſtriatis, ſuturis crenulatis et granu- 
latis, ex fuſco ſtrigatis et maculatis, axi ſinuato, truncato, 
n diſſecto. 
Encyclop. Rec. de Pl. tom. 6. tab. 65. fig. 12. Ce Bucein a fur toute fa lon- 
5 gueur des ſtries fort ſerrèes, il eſt de couleur de marron avec des taches 
noires longitudinales, qui indiquent combien cette coquille a fait de 
nouvelles bouches, pendant qu'elle a pris fon aceroiſſement; car 
il-y-a une femblable tache noire fur le bas de fa levre: on apporte 
dee Buccin de St. Domingo. 


Daß gegenwartige Blaſenſchnecke von der vorigen gar fehr ver⸗ 
ſchieden ſey, lehret ſchon die Abbildung und 0 Augenſchein. Jene iſt 


Conchylien⸗Cabinet IX. B. are Abtheil. bis 


3 


18 Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 10111013. 


bis zum Glanze glatt, etwas bauchich, ferner gruͤnlich wie eine Dlive, 
Dieſe aber iſt lichtbraun von Farbe, geſtreckter und ſchmaler in ihrem Bau, 
dabey rauh und voller ſenkrechten Streifen und Furchen. Auf den Ab⸗ 
ſaͤtzen der Stockwerke, oder auf der Nath, ſiehet man feine Kerben, und 
eine Perlenſchnur der feinſten Körner und Knoten. Die länglihten 
rothbraͤunlichen, lebhaften Flecken, welche hin und wieder bey ihr geſehen 
werden, dienen dieſer Schnecke zur wahren Zierde und Verſchoͤnerung. 
Die oberſten vier Windungen nahe beym Wirbel ſind braun. Jeder 
Flecken ſoll, nach der oben aus der Encyclopaͤdie angeführten Meinung, 
ein Denkmal und Merkzeichen ſeyn, daß vormals daſelbſt die Mundöfe 
nung geweſen und ein neuer Anſatz gebildet worden. Die Muͤndung iſt 
bey dieſer Gattung etwas kleiner und enger, und die Axis erſcheinet mehr 
eingebogen, als bey der vorigen. Ob es eine Land- oder Flußſchnecke 
ſey / davon habe ich keine Gewißheit, doch iſt das letztere wahrſcheinlicher. 
Sie koͤmmt von St. Domingo. Viele werden glauben, daß ihr eher 
eine Stelle unter den Muricibus gebühre, ich habe fie aber lieber wegen 
ihrer großen Aehnlichkeit, welche ſie mit der vorhergehenden Gattung 
hat, den Blaſenſchnecken beyfuͤgen wollen. f ö 


Tab. 118. Fig. 1012. 1013. 
Ex Mufeo noſtro. 


Die Franzoͤſiſche Schellenſchnecke. Die achatene Blaſenſchnecke. 
Bulla achatina Linnaei, tefta terreſtri ventricoſa, valde tumida, in fundo albo 
maculis et ſtrigis fuſcentibus undulatis picta, apice, labio et axi roſeis, 
apertura ovali, labro acuto, columella ſinuata, truncata, diſſecta. 

Augl. Fransche Bellhorn. Gall. Perdrix rouge. 


Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 579. fig. 34. Cochlea ventricofior fafeiis ex 
nigro purpurafcentibus ad tergum certe undatis, ipfa columella pur- 
purafcente. Jamaica, In den Beyſchriften wird Guinea als das wahre 
Vaterland genannt. 

it. tab. 58 1. fig. 35. Cochlea ventricoſior ex flavo viridefcens. 

RILEIN meth. oſtrac. $. 137. no. 6. p. 47. tab. 3. fig. 6. Urceus ventricofior, 

BONANNI Recreat. Cl, 3. no. 192. p. 137. 

— — Nuſf. Kirch. Cl. 3. no. 190. p. 460. 

— — Edit. nov. Cl. 3. no. 190. p. 86. Buccina inter quinas circiter! 
ſpiras mucronata, quarum prima admodum inflata lacte videtur imbuta 
in parte interna, deinde velo ianthino velata. In externa vero fan- 

guineae 


a 


1 Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1012. 1013. 19 


ei Suineae maculae partim ſupra albam teſtam diſperſae jacent veluti In- 
ſiulae in mari Aegeo. Invenitur etiam roſeo colore rübefcens in parte 
interna, in externa fürva, ut mali perſici cortex. 
Muſeum Gottwaldianum tab. 33. fig. 220. 1 5470 
SGuvalrIRRI Index tab. 45. fig. B. Buccinum parvum, integrum, ore obliquo, 
Vventricoſum, ſtriatum, ſtriis pet longitudinem aequaliter percurrentibus, 
* aalbidum, fulvidis et vinoſis maculis undatim depictum et variegatum. 
Dan ENVILLE Conchyl. tab. 10. fig. E. Buceinum cauda brevi, ore expanſo. 
en. Buccin fort belle couleur d' Agathe bariol&e de rouge et de couleur 
flauve avec une bouche fort evafee et toute unie. 
Knorrs Vergnuͤgen der Augen, tom. 3. tab. 3. fig. I. 
— — Deliciae Nat. tab. B. V. fig. 1. Das breitwellichte Ae 
Sen Theſ. tom. 3. tab. 71. fig. 13. 7— 10. Belgae huic cochleae quae 
admodum venuſta et oppido rara eſt nomen dederunt Fransche- Bell- 
burn. Ex tenui apice multis convoluta ſpiris ſenſim intumefeit tan- 
demaque ultima ſpira, quae maxima et ampliſſima eſt, valde capacem 
Wi: format ventrem. Ex ladteo picta fufeis quaſi lab diſtinguitur. 
pSßpirae tamen apicis rubello mali florum colore gaudent. 
N DaviLa Catal. raif. tom. I. no. 157 et 170. p. 134. 135. Buccin à 1 55 
renfles et nomme Perdrix rouge flambe de blanc et de rouge - 7 
avec fon epiderme marron fonce. 


 Linneı Syſt. Nat. Edit. 10. no. 343. p. 728. 


— — — — Ecit. 12. no. 391. p. 1186. Bulla achatina. Habitat in 

i Oceano Americano. Media inter helices et bullas, vix bulla ob diſſe- 
3 ctam et truncatam columellam. 

— — Muſ. Reg. L. VIricae no. 225. p. 589. Bulla achatina, teſta magna, 


ovata, glabra, pellucida, rubra ſeu alba, fafciis longitudinalibus undu- 
latis fuſcis, apice ſanguinolento. Apertura magna figura literae S vel 
inaequaliter ovata. Labium exterius tenue aequale, interius longitu- 
dinaliter reflexum, adnatum, ſanguineum. Baſis non emarginata, 
quamvis obtuſa et truncata columella, adeoque dubii generis. 

MürLzn Hift. Verm. no. 332. p. 140. Buceinum achatinum, teſta ovato- 
oblonga, faſciis longitudinalibus rufo- fuſeis, axi truncato canaliculato. 
Marinum eſſe exiſtimo. Axin in perfectis integrum evaſurum, hoc eſt 
cum margine aperturae coaliturum eſſe, ſuſpicor. 

Favaꝝr D’Hersıcny Diet. tom. 3. p. 110. Perdrix rouge. Bueeinum ro- 
tundum ventricofum laevigatum, fex ſpiris elatis et convexis compofi- 
ara magnis maculis ex fuſco rubeſeentibus et purpurafcentibus in 

2 longum 


re 
ER == 


20 Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1012. 1013. 

longum ductis in fundo ex albedine achates, apice rofeo vel cherme- 
fino depictum; magna apertura integra aliquando columella colore 

vinoſo tincta inſigne, Perdrix rubeſcens appellatum. On le trouve 


columellae bafi truncata, fafciis undulatis longitudinalibus latis, col 
N N let, 


dans les mers de l’Amerique meridionale ſurtout à Cajenn ee. 

v. Born Index Muß Caeſ. p. 19-9. e SR I 
— — ‚ Teftacea — — p. 208. Bulla achatina, tefta ovato-oblonga, - 
* 


mella rubra. f 


Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, p. 301. no. 98. 125.6. fig. 1. Mh 


— — Naturgeſchichte der Conchylien, ter Band, p. 230 ſeq. 125 „ 
— — Einleitung in die Conchylienkenntniß, erſter Band, p. 189. 
Regenfuß Conchylienwerk, tom. 2. tab. 7. fig. 5. 1 9 ne 1 
Von den mehreſten Conchyliologen wird dieſe Conchylie für ein 9 
Buceinum ausgegeben, wozu fie auch großes Recht zu haben ſcheinen, 
weil ihre erſte Windung größer iſt, als alle übrigen. Beym Linne ſtehet 
fie bey den Blaſenſchnecken. Doch bekennet es Linne mit vieler Offen = 
herzigkeit, ihr Geſchlecht ſey zweifelhaft, man wiſſe fie nirgend recht ge 
maͤchlich unterzubringen. Es ſey eine Mittelgattung zwiſchen den Schnir⸗ 
Fels und Blaſenſchnecken. Ich habe, um den Raum zu erfparen, von 

dieſer ohnedem bekannten Schnecke nur ein paar Exemplare von mittlerer j 
Größe, davon das eine bey fig. 1012. noch mit feinem gelblichen Epiderm 
und Ueberzuge bedecket iſt, abzeichnen laſſen. Meine groͤßeſten find ſieben 
Zoll lang, drey Zoll vier Linien breit, und dabey recht hochgewoͤlbet und 
aufgeblaſen. Der Grund ift weiß und dem erſten Anſehen nach glatt, er 
wird aber durch länglichte Streifen und Queerſtreifen etwas rauh ge? 
macht. Bey den Abſaͤtzen der Gewinde oder bey der Math ſiehet man 
ein eingekerbtes Band, welches ſich aber bey den letzten und öberſten 
Windungen gaͤnzlich verliehret, und nur bey den erſten vier groͤßeſten 
Windungen am merklichſten iſt. Braune oder purpurrothe violetblaue 
Flecken und flammichte laͤnglichte Zigzagſtreifen oder Baͤnder, die bey 
einigen breiter, bey andern ſchmaͤler find, laufen auf ihrem bauchichten 
Wohngehaͤuſe herab. Auf den drey oͤberſten Stockwerken, wie auch an 
der inneren eingebogenen Lippe, und an dem Boden der ganzen Spindel 
zeiget ſich eine roſenrothe Farbenmiſchung. Sie wird daher von den 
Franzoͤſiſchen Conchyliologen Perdrix rouge genannt. Die weite Mund⸗ 
oͤfnung iſt eyfoͤrmig; die Spindel abgeſtumpfet und eingeſchnitten; die 
Spindelſaͤule iſt kirſchroth oder roſenroth. Die inneren Waͤnde ſind me 
weiß, 


ee 


Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1012. 1013. 21 
weiß, doch ſchimmern, wenn man die Schale gegen das Licht kehret, die 


blauroͤthlichen, wellenfoͤrmigen Flecken überall hindurch. Das Epiderm, 
damit dieſe Schnecke in ihrem friſcheſten Zuſtande wie mit einem Ueber⸗ 
rocke umgeben wird, iſt gelblich und gleichet einer harten, fettigen, fprö- 
den Haut. Liſter, Gualtieri, Dargenville, Davila, Müller, Favart 


re 


und einige andere, halten dieſe Schnecke für eine Meerſchnecke; andere 
wollen uns überreden, es ſey eine Flußſchnecke. Es iſt aber ficher eine 
Landſchnecke, davon große Haufen auf den Reißfeldern der Neger, in 


Guinea und auf der Goldkuͤſte gefunden werden. Vor einigen Jahren 
brachte mir ein von der Kuͤſte zuruͤckkehrender Chirurgus mehrere derſel⸗ 
ben mit, die er in den ſogenannten Negereien oder auf den Reißfeldern 


und Plantagen der Neger aufgeleſen hatte. Favanne ſetzet ſie alſo in 
ſeiner Conchyliologie ſehr richtig unter die Landſchnecken. Wie Gualtieri 


dieſe vorzuͤglich anſehnliche Schnecke, davon er ſehr große Exemplare in 
Haͤnden gehabt und abbilden laſſen, Buceinum parvum nennen: wie Linne 


im Mufeo Reginae L. Ulr. ihr baſin non emarginatam, und im Syftemate 


Naturae, baſin diſſectam zuſchreiben; und wie unſer Muller auf den Ger 


danken gerathen koͤnnen, die Axis werde in adultioribus et perfectis nicht 
als truncatus und diſſectus, ſondern als integer und coalitus erfunden wer⸗ 


den, begreife ich nicht, da alle unſere größeren und größten Exemplare 


N gerade das Gegentheil bemeifen und darthun koͤnnen. Seba ſchreibet 


en 


oppido rara eſt haec cochlea, da fie doch in Menge von der Guineiſchen 
Kuͤſte herzugebracht wird, und fehr leichte zu haben iſt. Es giebt man⸗ 


cherlei Abänderungen bey dieſer Gattung. Denn einige haben ſchmaͤlere, 


andere breitere Baͤnder oder laͤnglichte Flecken und Wolken, wozu wohl 


die Verſchiedenheit des Alters, des Wohnortes, der Nahrungsmittel, 
und manche andere ſehr zufällige Umſtaͤnde, das ihrige beytragen mögen. 


Ich beſitze auch ein glaͤnzendweiſſes, ſieben Zoll langes Exemplar, daran 


doch keine Spur einiger Flecken und Wolken zu ſehen iſt. 


5 


N 


N 


22 Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1014. 


Tab. 118. Fig. 1014. 2. 0 725 
Ex Muſeo noſtro. ene 1 53 ah 


Der Capiſche Eſel. Der Zebra. Der gestreifte 40 e 


Bulla Zebra, tefta terreſtri, ovata, ventricoſa, tumida, antractibus 7 vel 5 
longitudinaliter ſtriatis ftrigis Aammeis, ſeu fafciis rufefeentibus undulat 
axi albido, columella truncata, diſſecta, apertura ovali 10 WAS | 
ampliſſima. ne e 
Gall. Ane rayse ou Zebre. Belg. Caapſe Ezel. — 5 a | 
DARGENVIELE Append. tab. 2. lit. L. Buccin de la grande taille: le bond er 5 
eft blanc, et fa robe eſt en partie couverte de zig - Zag aſſez larges de 
couleur de brun rouge. Sa clavicule a fix etages barioles dans le gout 5 
de la robe et fepares par de petits cercles blancs avec un fommet jaun 
Le dedans eft a “ordinaire blanc et tres poli avec un bouche tres exa- 
fee. L'Auteur compte ce Bucein parmi les raretes, de ſon Bi 5 
Plufieurs appellent cette coquille !’Afne raye. 3 
Srb Thef. tom. 3. tab. 71. fig. 4. F. Varietas ejus fpeciei quae apud Belgas, EN 
m Bellhorn vocatur, Nee ftrias potius quam flammas re- 5 
erunt 1 
Davıra Cat. raif. tom. I. no. 168. p. 134. Buecin revetu de ſon epiderme — | 
‚a raies longitudinales onduleufes alternativement blanches et rouge 10 
bruns, et grand dans fon efpece nommè le Zebre ou F Ane raye. 
Mürter Hiftor. Vermium no. 332. p. 141. Buccinum achatinum lit. E, teſt hr 5 
alba, faſciis crebris, axi pallido: fafciae fufcae, anguſtae, lineares 
. erebrae, quadruplo plures quam in Bue eino achatino. Hanc en 0 
Auviatilem effe fufpicor. % 
FavART p’Hersıcny Dict. tom. I. p. 27. Ane rayee ou Zebrae, Buceinut 
rotundum, ventricofum, octo fpiris convexis et exertis, apice obtuſo; 
apertura magna integra vel ſimplici inſignitum; maculis vel potius vit 
tis fuſeis vel ex fufco colore rubefcentibus et albidis undulatis alterna- 
tim per longitudinem regulariter exornatum, Aſini radiati, vel Ze rae 
nomine praeditum. On le trouve dans les mers de T Amerique meri- N 
dionale ainſi que dans ! Inde fur la Cote de Coromandel. . AR 
Knorrs Bergnuͤgen, tab. 12. fig.2. 
v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 195. lit. g. 
— — Teftacea — — p. 208. lit. g. tab. 10. fig. I. Bulla achatina teſta 
ovato oblonga fafeiis longitudinalibus undulatis tenuibus columella alba. 
FAvanneE Conchyl. tab. 65. fig. Ms. entre Coquilles terreſtres. 
Viele 


7. 


8 


| Blaſenſchnecken. Tab. 178. Fig. 1014. 23 
Viele Conchyliologen, als Linne, Seba, Müller, von Born, 


| halten dieſe Schnecke fuͤr keine beſondere Gattung, ſondern nur fuͤr eine 
merkwuͤrdige Abaͤnderung von der zuvor von uns beſchriebenen achatnen 


geringe. Ihre ſchalichten Wohnungen haben beynahe gaͤnzlich einerley 
Form, Bau und Bildung, wenn gleich die Zebraſchnecke ein wenig duͤn⸗ 
ner und geſtreckter zu ſeyn ſcheinet, und bey der Nath ihrer Gewinde kein 


a d Der Unterſchied zwiſchen beyden iſt auch ſehr klein und 


ſo breiter gekerbter Guͤrtel geſehen wird. Beydes ſind Landſchnecken, 
davon die Achatne am haͤufigſten auf der Guineiſchen Kuͤſte, und die 
brafchneche am meiſten auf dem Vorgebuͤrge der guten Hofnung gefun⸗ 
en wird. (Das Vorgeben des Favarts, es ſey eine Meerſchnecke, die 


in den mittäglichen Meeren Weſtindiens, und bey der Küfte Coromandel 


wohne, verdienet keinen Glauben noch Aufmerkſamkeit.) Beyde Arten 


haben gemeiniglich eine gleiche Anzahl von ſieben bis acht Windungen 


und Stockwerken, einen ſtumpfen roͤthlichen Wirbel, eine weite eyfoͤrmige 


Mundoͤfnung, eine duͤnne und durchſichtige Schale, einen rauhen faſt 
chagrinirten Schalengrund, eine ſtarke, eingebogene, ausgeſchnittene und 
abgeſtumpfte Spindel. Allein durchs Farbenkleid wird unſere Zebra⸗ 
ſchnecke fo hinlaͤnglich und augenſcheinlich von der achatnen Blaſenſchnecke 


unterſchieden, daß man ſich weiter kein Gewiſſen und Bedenken daraus 


machen darf, die Zebraſchnecke für eine ganz verſchiedene Gattung zu er⸗ 


klaͤren Ihre vielen farbichten braunroͤthlich flammichten Streifen ſtehen 


ungleich dichter und enger bey einander, auch halten ſie in ihrer Stellung 
eine weit regelmaͤßigere Ordnung, als jene Flecken und Wolken bey der 
Bulla achatina. Die Spindelſaͤule iſt auch bey der Zebraſchnecke niemals 


roſenroth, ſondern weiß, und auf den inneren Waͤnden der Spindel er⸗ 


blicket man eben die Zeichnung und Streifen, wie auf der Oberflaͤche. 


Dieſe ſonſt ſehr ſchoͤne und anſehnliche Schnecke — welche Dargenville 
unter die groͤßten Seltenheiten ſeines Cabinets zaͤhlet — iſt eigentlich 
gar nicht rar noch ſelten, ſondern leichte und haͤufig zu erlangen. 


Tab. 


24 Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1015. 1016. 


Tab. 118. Fig. 1015. 1016, 8 Per 
Ex Mufeo noftro. 1 8 Be 


Die kleine Zebraſchnecke. e 5 


N 


Zebra Mülleri, teſta terreftri acuminata , anfractibus fex valde inflatis, fafeiis ! 


longitudinalibus flammeis radiata, neu primo orbe fubcarinato, aper 
ovali integerrima, axi finuato fed non diſſecto nee ee 1 
verum coalito. . 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 1 I. fig.6. Buceinum . radiaruin me un 
primo orbe leviter acuto. 
it, tab. 580. lit. a. fig. 34. 
KLEIN Meth. oſtrac. 5. 90. no. 2. lit. b. p. 34. Tuba Phonurgin at, 
medio primo orbe leviter acuto. 
PETIVER Gazophyl. tab. 44. fig.7. Cochlea oblonga exotica laevis. sah 


SEBA Thef. tom. 3. tab. 39. fig. 54.55. Cochlea veſicaria fluviatilis, exoti- 


ca, elegantiſſima. 
Müller Hiftor. Verm. n0.331. p. 138. Buceinum Zebra, teſta ovata, füb- 


acuminata, glabra, candida, pellucida, fafciis longitudinalibus obfeure. 
fufeis undulatis, notata. 25 albus in marginem BREUER coalitus-feu 


integer, a perpendiculari extrorfum deflexus. 

Schroͤters Flußconchylien, p. 325. no. 123. b 

— — Naturgeſchichte der Conchylien, tom. 2. p. 240. 

FavANNE DE MONTCERVELLE Conchyl. tab. 65. fig. M3- entre coquillages 
terreſtres. 


K er u ee 


Dieſe Schnecke unterſcheidet ſich inſonderheit durch ihre Munde 
oͤfnung ſehr merklich von den zuvor beſchriebenen Gattungen. Da 17 ö 


ihr keine abgeſtumpfte noch eingeſchnittene Spindel geſehen wird, 15 
dern die innere Lippe ſich ununterbrochen an die aͤuſſere anſchließet, und 


alſo apertura integerrima vorhanden ift, fo kann fie nicht mehr fuͤglich 


den Blaſenſchnecken, wohl aber den Schnirkelſchnecken beygeſellet wer⸗ 
den. Ich habe ihr nur um deswillen ein Plaͤtzlein auf dieſer Stelle 
eingeraͤumet, weil der Raum es fuͤglich hieſelbſt verſtattet, und fie, (wenn 
die Mundoͤfnung ausgenommen wird) in der naͤchſten und genaueſten . 


Verwandſchaft mit den zuvor beſchriebenen zu ſtehen ſcheinet. Ihr aufr⸗ 
geblaſenes ſchalichtes Gebaͤude hat ſechs Windungen, welche vom flam⸗ 


michten, laͤnglicht gebildeten, vom Wirbel herablaufenden, bald breite⸗ 


ren, bald ſchmaͤleren Flammen, und von einigen Queerlinien beym erſten 


groͤßeſten Stockwerke bezeichnet werden. Die ſcharfe TO 


. 


— 


—— 


Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 117. 118. | | 25 


hat eine ſchwaͤrzliche Einfaſſung. Einige ſtehen in den Gedanken, daß 
man jeden laͤnglichten, flammichten, ſchwarzbraͤunlichen Streif dieſer 


Schnecke, als ein uͤbergebliebenes Denkmal vormaliger nun zugewachſe⸗ 


ner Muͤndungslippen anzuſehen habe. Alsdann muͤßte man auch die 


vielen Streifen der großen Zebraſchnecke, als lauter Denkzeichen vorma⸗ 


liger Muͤndungslippen anſehen; woraus denn der Schluß folgen wuͤrde, 
daß dieſe Schnecke faſt unzaͤhligemal eine neue Muͤndung angeſetzet. 


Ich kenne von der gegenwaͤrtigen Gattung manche Abaͤnderungen. Ei⸗ 


nige ſind duͤnnſchalichter, andere, die vermuthlich ein hoͤheres Alter er⸗ 


reicher, find dickſchalichter. Einige find ſchoͤner und anſehnlicher, an⸗ 


dere ſchlechter bekleidet. Einige haben nur ſechs, andere ſieben ja acht 
Windungen. Es wohnet dieſe Gattung auf der Kuͤſte Guinea, und 
gehoͤret zu den Erd⸗ und Landſchnecken, wie ſolches auch ſchon Liſter 
und Favanne angemerket. f | 


Tab. 118. Fig. 1017. 1018. 
Ex Mufeo noftro. 


Die purpurfarbichte Blaſenſchnecke. 


Bulla purpurea, teſta valde tumida, anfractibus ſex ruguloſis ſtrigis Iongitu- 


dinalibus notatis, apertura ovata, axi truncato diſſecto, cavitate interna 
purpurea, labro acuto, intus limbo nigerrimo pulehre diſtincto. 


Knorrs Vergnügen, rom. 4. tab. 14. fig. 1. Das Purpurhorn. Das Thier hat 


ein roͤthlich Fleiſch, und faͤrbet innerlich die ganze Schale. Die Muͤndung 
iſt ganz feurig und purpurroth. ; 


Eben der aufmerkſame Chirurgus, welcher mir, wie ich oben 
gemeldet, von der Goldkuͤſte manche achatne Blaſenſchnecken, die er auf 
den Reißfeldern der Negern aufgeleſen, mitgebracht, hat mich auch mit 
einer guten Anzahl von dieſer vortreflichen Gattung, die er ebenfals 


daſelbſt gefunden hatte, bedacht und beſchenket. Er erzaͤhlete es mir, 


daß er mehrere davon mit ihren lebendigen Bewohnern in ſeiner Schifs⸗ 
cajuͤte verwahret, woſelbſt ſie frey und munter herumgekrochen, und 
noch gar daſelbſt einige Eyer, faſt ſo groß wie Sperlingseyer, geleget. 
Er hat mir davon eine Schachtel voll mitbringen wollen, allein da ein 
tölpifcher ungeſchickter Matroſe dieſe Schachtel fallen laſſen, find fie ſaͤmt⸗ 
lich verſchuͤttet und zerbrochen worden. Gewiß ein Verluſt, der mir 
deſto empfindlicher und ſchmerzlicher iſt, da ich wenig Hofnung habe, 
ihn jemals erſtattet zu ſehen, weil dieſer Chirurgus feine Seereiſen auf⸗ 

Conchylien Cabinet IX. B. ate Abtheil. D gegeben, 


26 Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1017. 1018. 


gegeben, und auch die Farth der Daͤniſchen Schiffe nach der Goldkuſte 
ſeit den geſchloſſenen Frieden faſt gänzlich aufgehoͤret. Ich zähle bey 
dieſer Blaſenſchnecke ſechs Stockwerke, davon die mehreſten fehr aufge - 

blafen find, und eine ſtarke Woͤlbung haben. Sie endigen ſich in einen 
ſtumpfen Wirbel. Ihre Oberflaͤche wird durch feine laͤnglichte Strei⸗ 
fen und durch Queerſtreifen ganz rauh, chagrinirt und wie gekoͤrnt ge⸗ 
macht, welches jedem, der fie mit einem wohlbewafneten Auge anſiehet, 
ſogleich ins Auge fallen wird. Die Stockwerke werden bey der Nat 

von einer fein gekerbten Schnur umgeben. Bey fig. 1017. habe ich dieſe 
Schnecke mit ihrem gruͤngelblichen Epiderm, aber bey fig. 1018. mit ihrer 
wohlpolirten und etwas abgeſchliffenen Schale vorſtellen laſſen. Die 
drey oͤberſten Stockwerke pflegen roth gefaͤrbet zu ſeyn. Unterwaͤrts 
erblicket man eine abgeſtumpfte und eingeſchnittene Spindel. Die auf 
ſere Lippe iſt ſcharf, und wird innerlich von einem ſchwarzen Saume 
zierlichſt eingefaſſet. Die innere Lippe iſt purpurroth und leget ſich wie 
ein zartes uͤbergeſchlagenes Blat, uͤber die merklich eingebogene Spin⸗ 
delſaͤule hinuͤber. Innerlich ſiehet man an allen Waͤnden die friſcheſte, 
feinſte und herrlichſte Purpurroͤthe. Ich habe fie um des willen die pur⸗ 
purfarbichte Blaſenſchnecke genannt. Ihre Laͤnge betraͤget bey meinen 
groͤßeſten Exemplaren drey und einen halben Zoll, und ihre Breite etwa 
zween Zoll. Ich entſinne mich nicht, dieſe Gattung von Blaſenſchne⸗ 
cken, welche durch ihr Farbenkleid, und durch ihre inneren mit der vor⸗ 
treflichſten Purpurfarbe bemahlten und geſchmuͤckten Wände ſich vorzuͤglich 
unter ihren Mitgeſchwiſtern ausgezeichnet wird, irgendwo in einem con⸗ 
chyliologiſchen Schriftſteller (wenn ich den Knorr in der oben angezo⸗ 
genen Stelle davon ausnehme) abgebildet und beſchrieben gefunden zu 
haben. Sie iſt auch in den Cabinettern der Sammler weit ſeltener 

anzutreffen, als eine der vorhergehenden Blaſenſchnecken, ob fie gleich 
8 Goldkuͤſte in den Reißfeldern der Neger haufig angetroffen 

wird. g ö 


4 


Tab. 


Blaſenſchnecken. Tab. 118. Fig. 1019. 227 
. f eee en | 
| Ex Mufeo noftro. i 
Die Waſſerblaſe. Die papierne weiſſe Oblate. 
Bulla hydatis Linnaei, teſta piſiformi; tenerrima, pellucida, 
. 5 ö umbone umbilicato. } 
 „GUVALTIERT Index tab. 13. fig. DD. Nux marina, umbilicata, minutiſſime per 
longitudinem ſtriata, ſubrotunda, ore admodum patulo, tenuis, fra- 
AJilis, candida. b E N 
Davıra Catal. raif. tom. I. no. 389. p. 207. Conque ſpherique. Oublie 
. blanche papyracee. 99 . 9 Fr 
Linnzı Syſt. Nat, Edit. 10. no. 333. p. 726. N a 


? 
8 


5 
— 


3 
6 
1 
Pau; 
Ni 
5 


— — — — Edit. 12. no. 377. p. 1183. Bulla hydatis, teſta rotun- 
data pellucida, longitudinaliter ſubſtriata, vertice umbilicato. Magni- 


tudo faepius piſi minoris. 3 ö 
pa Cos rA British Conchol. p. 28. no. 15. tab. I. fig. 10. Bulla ovalis fragi- 
Iss et pellucida, ; Re 

1 Von dieſer Gattung der Blaſenſchnecken habe ich ein paar Stuͤcke 
aus Engeland bekommen, die bey den Cookiſchen Seereiſen auf den 
Freundſchaftlichen Inſuln gefunden worden. Sie ſind etwas groͤßer als 
unſere Europaͤiſchen. Sie haben einen ſtumpfen und genabelten Wir⸗ 
bel. Sie ſind ſehr zart, durchſichtig, zerbrechlich, mit eingerollten Win⸗ 
dungen, und gleichen einer Waſſerblaſe. Ihre aͤuſſere Muͤndungslippe 
erhebet und erſtrecket ſich nur ſehr wenig uͤber den Wirbel hinaus, aber 
unterwaͤrts iſt fie länger, weiter und gewoͤlbter. Kleinere ungleich zar⸗ 
tere und zerbrechlichere Exemplare, die ſo durchſichtig ſind, daß auf 
ihrer Oberflaͤche zugleich die innerſten Windungen geſehen werden koͤn⸗ 
nen, habe ich von meinen Schwediſchen Freunden bekommen. Sie find 
daſelbſt in fließenden Waſſern und vermuthlich im Mahlerſtrom bey 
Stockholm gefunden worden. Nach dem Berichte des da Coſta woh⸗ 
nen ſie an der Engliſchen Kuͤſte im Meer bey Weymuth in der Graf⸗ 
ſchaft Dorſet; vermuthlich da, wo ſuͤſſe Waſſer der Fluͤſſe und Baͤche 
ihren Ausfluß zum Meere nehmen. Linne ſchreibet, fie hatten die Größe 
einer Erbſe, und wohneten im Mittellaͤndiſchen Meere. 


hr D 2 ea. 


28 Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1020. 10 f. 


Tab. 119. Fig. 1020. 1021. 0 
Ex Mufeo noſtro. 


Die Eyerſchnecke. 


Bulla ovata Mülleri, teſta ovali, craſſa, ventricoſa, ſubumbilicata, füperin- 


duta epidermide lutea, ruguloſa, apice obtuſo, roſeo, ſubtiliſſime longitu- 
dinaliter ſtriato, apertura ovali integra, labro ad medietatem incraſſato, 
duplicato, rubieundo. N 

Dan. Egg Snekken. Gall. Fauſſe Oreille de Midas. 


Lister Hiſtor. Conchyl. in Mantiſſa cochlearum terreftrium. tab. 1055. fg.1. 


DaviLA Cat. raif. tom. I. no. 166. p. 134. Fauſſe Oreille de Midas. Buc- 


ein fans dents de Rio - Janeiro, a orbes plus renfles que tous les autres, 
revetu de fon epiderme, faſciè par bandes longitudinales de fauve clat 


et de fauve roux. 


MürLxR Hiſtor. Verm. no. 283. p. SF. Helix ovata, teſta perforata ovato 


ventricoſa, ſtrigata, apice coſt 
FP ärariſſimis cochlearum terreſtrium. Dan. Egg-Snekken. We 
FavANNn Catal. raif. no. 73. p. 18. La fauſſe Oreille de Midas orientale, 
vif en couleur, nuè de roſe et de fauve für la premiere fpire,,et mar- 

ron fonce fur ceux de la clavicule, le bourrelet épais de fa levre 


rofe vif, 


* 


Unter den Erdſchnecken iſt Diefe ohnſtreitig eine der ‚größeften, rare⸗ 4 


ſten und anſehnlichſten. In Müllers Hiſtor. Vermium wird ſie bloß die 


ato labroque roſeis, columella candida. 


87 


N 


y 75 


—— 


Eyerſchnecke genannt, aber fie verdienet gewiß einen weit edleren und beſ⸗ 
ſeren Namen. Sie iſt fuͤnfthalb Zoll lang und dritthalb Zoll breit, da⸗ 
bey auch ſehr dickſchalicht, bauchich und aufgeblaſen. Daß ſie mit der 


ſogleich folgenden Gattung, welche bey den mehreſten das Baſtartmidas⸗ 


ohr heiſſet, ſehr nahe verwandt ſey, wird niemand leugnen wollen und 


können. Aber demohnerachtet iſt es eine ſehr verſchiedene Gattung, die 
ſich ſchon durch ihre braungelbe, laͤnglicht bandirte rauhe Farbenrinde, 
durch ihren zartgeſtreiften roſenrothen Wirbel, und durch ihr weit groͤße⸗ 


res mehr aufgeblafenes und dickeres Gebaͤude hinlaͤnglich unterſcheidet: 0 


aber vollends durch ihre aͤuſſere bis zur Mitte ſehr verdickte, und auf der 
andern Seite und Haͤlfte ungleich duͤnnere roſenroth gefaͤrbte Lippe, noch 
weit mehr von der andern unterſchieden wird. Ich kenne keine Gattung, 
bey der man dieſe wunderbare Erſcheinung gleichfalls wahrnehme, daß 
die Lippe auf der einen Haͤlfte wie aufgeſchwollen erfcheinen, und N 

| nach 


Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1020. 1021. 29 


ke; N . 
nach auf der andern Haͤlfte kaum halb ſo dicke ausfallen ſollte. Von 
einem bloßen Zufalle kann dergleichen nicht herruͤhren, da unſer Herr 
Spengler mehrere Exemplare von dieſer Gattung beſitzet, und bey einem 
jeden der nemliche Umſtand einer nur bis zur Haͤlfte verdickten und wie 
aufgeſchwollenen Lippe geſehen und gefunden wird. Ich ſtimme daher 
voͤllig dem ſel. Conferenzrath Muller bey, der in feiner Hiftor. Verm. loc, 
ſupra allegato alſo ſchreibet: Labrum craſſum, reflexum, rofeum, in me- 
dio ſplendide incraſſatum nota hujus ſpeciei propria. Hinter der inneren 
roͤthlich ſchattirten Lippe ſiehet man ein kleines Nabelloch. Die inneren 
Wände find glaͤnzendweiß. Die ſonſt dicke Schale, wenn man fie gegen 
das Licht kehret, iſt etwas durchſichtig. Ihre ſechs Windungen endigen 
ſich in einen ſtumpfen rothgefaͤrbten Wirbel. Wie unſer ſel. Muller dazu 
gekommen, apicem, auf welchem zarte Streifen geſehen werden, ſogleich 
eoftatum zu nennen, werden viele mit mir nicht erklaͤren noch begreifen 
koͤnnen. Es laͤuft ja gegen allen Sprachgebrauch, wenn man zarte Strei⸗ 
fen ſogleich fuͤr Ribben ausgeben will. Daß dieſe Gattung eher den 
Schnirkelſchnecken als den Blaſenſchnecken zugehoͤre, begehre ich nicht zu 
leugnen. Allein da ich es weiß, daß die ſogleich folgende ihr aufs naͤchſte 
verwandte Gattung vom Linne unter die Bullas gerechnet, und bey der 
Bulla achatina mit hingeleget worden: ſo wird man mich entſchuldiget hal⸗ 
ten, daß ich, als ein eifriger Nachfolger des Linne, ihr dieſe und keine 
andere Stelle mit gutem Bedacht angewieſen. Der Herr Kunſtverwal⸗ 
ter Spengler hat dieſe aͤuſſerſt ſeltene Gattung von Erdſchnecken aus 
Tranquebar bekommen. Ob ſie aber auf Coromandel einheimiſch ſey, 
oder, welches weit wahrſcheinlicher und glaublicher iſt, von Ceylon oder 
Nicobar herſtamme, davon haben wir hieſelbſt noch nichts mit Sicherheit 
erfahren koͤnnen. Soviel iſt gewiß, fie iſt oſtindiſch und orientalifch, doch 
will ſie Davila auch von Rio Janeiro bekommen haben. 511 


| D 3 Tab. 


30 Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1022. 1023. 9 
j)%ö;öͥ (n. ee ; 


Ex Mufeo noſtro. 


Der Roſenmund. Die kleinere Gattung von Baſtartmidashren | 
Bulla oblonga, Pfeudo Auris Midae, tefta ovali oblonga, fubumbilicata, 

tumida, craffa, anfractibus ſex ventricoſis, apice obtuſo, labro b 

et labio roſeis, apertura ovata integerrima. f 

Dan. Aflang Snekken. Gall. La fauſſe Oreille de Midas de Cayenne. 
Belg. Baſtert Midas Oor. Roodlip, of Roodgelibd baſtert Midas Oor. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 23. fig. 21. Buccinum admodum eraſſum, i 
gens, quinque orbium, leviter purpurafcens, oviparum, a Suri 
Ovum fere teſtaceum, id eſt, putamine duro fragilique contedtum, 
pullus recenter exclufüs. en 

In der Ueberſetzung von Liſters beſchriebenen Reiſe nach Paris, die zu Anſpa 
1753 herausgekommen, wird tab. 3. dieſe Schnecke mit ihrem Bewohner 
ſehr gut vorgeſtellet und Cochlea terreftris Americana genannt. Lif . 
verſichert, der Pater Plumier habe dieſes Erdbuceinum auf St. Domingo 
gefunden, und ihm bereitwilligſt dieſe getreuen Zeichnungen mitgetheilet. 

SEBA Thef. tom. 3. tab.71. fig. 17 — 20. His nomen datum laevarum coch- \ 
learum, quia nonnullae eorum os a finiftra pofitum habent, quod ta- 
men non perpetuum eft: ſunt enim quibus a dextra hiat oſtium. In- 
terim ob formae ſimilitudinem et hae eodem nomine generico compel- | 
lantur. Coloris ſunt ex ſubfuſeo flavidi. Labium replicatum rubet. 
Rariſſima eſt quae faſcia alba ſecundum ductum fpirarum cireulata. 55 Hit 

DaviLA Catal. raif. tom. I. no. 166. p. 134. Fauſſe oreille de Midas fauve . 
nuee de ‚gris de lin, à ſtries fines longitudinales, a cing orbes un peu 
bombes à bouche plus large que l’Oreille de Midas et fans dents, ker: N ö 

Müller Hiſt. Verm. no. 248. p. 86. Helix Oblonga, teſta perforata ovato- 
oblonga, ſtriata, labro columellaque rofeis. Dan. Aflang- Snekken. 10 

FavaRT p’Hersıcny Diet. tom. 2. p. 29. F auſſe Oreille de Midas. Bue- 

cecinum terreftfe rotundum ventricofum, fex fpiris convexis, exertis, 9 
et apice obtufo claviculatum; tegumento ex flavo obfcure virefcente 1 
conte & um, quo fublato conſpieiuntur colores tenerrimi achates et 
purpurafcentes; apertura ſpatioſa per longum ovata, integra; labro 
fimbriato integro, rofeo colore nitente inſignitum, Pfeudo Auris Midae 
nomine donatum. 

v. Born Teftacea Muf. Caeſ. p. 38 1. tab. 15. fig. 21. 22. Der roſenmündige 
Schnirkel. Helix oblonga, tefta ovato - ventricoſa, eraſſiuſcula; fpira 

conica, 


— 


Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1022. 1023. 31 


conica, obtufa, labrum marginatum eraſſum; labium adnatum; centrum 
teſtae ſubperforatum; color pallide luteſcens, labro et labio roſeo. (In 


In dice Mufei omiſſa eft.) N * 
FAvanne Conchyl. tab. 65. fig. I. | | 
— — Cat. rail p. 18. no.74. La fauſſe Oreille de Midas de Cayenne. 


Schroͤters Naturgeſchichte der Conchylien, 2ter Theil, p. 223. no. 18 ſeq. 


Fer Einleitung in die Conchylienkenntniß, 2ter Theil, p. 180. no. 8. 
Vom Liſter, Davila, Favart, Savanne und andern, wird dieſe 


| Erdſchnecke unter die Buceina gerechnet: aber von unſerm Mller und vom 
Herrn von Born wird ſie den Helicibus beygeſellet. Ob ihr gleich Linne 


in ſeinem Naturſyſtem keine beſondere Stelle angewieſen, ſo iſt ſie ihm 
Boch nicht unbekannt geweſen. Als ich vor einigen Jahren eine conchy⸗ 
liologiſche Reiſe nach Stockholm unternommen hatte, und endlich ſo gluͤck⸗ 
lich war, das vom Linne eingerichtete und angeordnete herrliche Con⸗ 


chyliencabinet, der nun hoͤchſtſel. Koͤniginn in Schweden zu Drotting⸗ 
holm zu ſehen: ſo lag zu meiner Verwunderung dieſe Schnecke bey den 
Bullis oder Blaſenſchnecken, und war die naͤchſte Nachbarin von der Bulla 


achatina. Wie koͤmmt es denn, daß Linne dieſe Gattung im Mufeo Re- 

inae nicht mit beſchrieben? Vielleicht hat damals die Koͤniginn dieſe 
Gattung noch nicht gehabt, und ſie erſt nachher erhalten. Genug, Linne 
hatte ſolche bey den Bullis hingeleget. Sie iſt ſonſt generis dubii. Es 
iſt eine ſehr anſehnliche Erdſchnecke. Mein Exemplar iſt vier Zoll lang, 
zween Zoll und ſechs Linien breit. Die erſte ihrer ſtark gewoͤlbten, bau⸗ 
chichten, aufgeblaſenen Windungen iſt groͤßer, wie alle uͤbrige zuſammen⸗ 
genommen. Sie hat ſechs Umlaͤufe oder Stockwerke, welche durch laͤng⸗ 


lichte Streifen oder ſenkrecht herablaufende Runzeln rauh gemacht wer⸗ 


den. Sie nimmt, weil ihre Schale ſehr hart und veſte iſt, beym 2b. 
ſchleifen die ſchoͤnſte Politur an, und fie wird alsdann fo glatt und glaͤn⸗ 
zend, wie der beſtens geſchliffene Achat und Chalcedon. Bey den Hol⸗ 
laͤndern, wie auch bey den Franzoſen, fuͤhret ſie den Namen des Baſtart⸗ 


midasohres. Vom aͤchten Midasohre iſt fie gar ſehr unterſchieden. 


5 


9 


enn jene iſt eine Volute, welche Falten und Zaͤhne an der Spindel⸗ 
ſaͤule träget, (fie hat columellam plicatam), auch ſiehet man bey ihr flache 
netzfoͤrmig gegitterte und granulirte Windungen. Das Baſtartmidasohr 
hat dagegen eine glatte ungezahnte Spindellippe, und dabey rundgewoͤlbte 
ſenkrecht geſtreifte Windungen. Einige geben ihr den Namen des Ro⸗ 
ſenmundes, weil der dicke Saum ihrer umgelegten aͤuſſern Lippe, 05 
N | au 


32 Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1024. 1025. 
auch die innere an der Spindel anliegende Lippe rothgefaͤrbt erſcheinen. 
Müller beleget fie nur ſchlechtweg in feiner Hiſt. Vermium mit dem De 
niſchen Namen Aflang-Snekken. Er nennet fie alſo Helicem oblongam. 
Sie wird in den Wäldern einiger Länder und Inſuln des mittaͤgichen 
Weſtindiens, als auf Cajenne, Surinam, Guinea, St Domingo, ge 
funden. Andere behaupten es ſie wohne ebenfalls auf Jamaica. Ihre 
Mündung (apertura) iſt eyfoͤrmig, und weder emarginata noch canalicu- 
lata, ſondern integerrima. Die inneren Waͤnde ſind weiß. Bey der 
Nath ihrer Stockwerke laͤuft eine weiſſe Binde um ihren Bau herum, und 
bis zum ſtumpfen Wirbel hinauf. Die Eyer dieſer ee are 
chen den Taubeneyern, ja ſie ſind oftmals noch etwas groͤßer. Wer ei 
ſolch Ey mit der jungen Schnecke abgebildet ſehen will, den verweiſe i 
auf tab. 23. in Liſters Hiſt. Conchyl., auf tab. I. fig. 1 — 3. im ı2ten Stu⸗ 
cke des Naturforſchers, und auf Muͤllers vollſtaͤndiges Linneiſches Na⸗ 
turſyſtem tom. 6. tab. 16. fig. 2. 18 we 
Mit der Widerlegung des einfältigen, oben unter den Citationenn 
aus dem uͤbereilten unzuverlaͤßigen Sebaiſchen Werke angeführten Vor⸗ 
gebens, daß alle von dieſer Gattung um deswillen Linksſchnecken hießen, 
weil einige davon linksgewunden waͤren, mag ich mich keinen Augenblick 
aufhalten, da jedermann ſchon die Falſchheit und Unrichtigkeit dieſes 
Vorgebens mit Händen greifen wird. Nur ſoviel muß ich doch anmer⸗ 
ken, man kennet bisher keine einzige Linksſchnecke von dieſer Gattung. 
Denn jene große linksgewundene Bulla, die ich auf der erſten Tafel die 
ſes neunten Bandes abzeichnen laſſen, wird jedermann leicht fuͤr eine nahe Mi 
verſchwiſterte Freundin des hier beſchriebenen Roſenmundes halten und 


wu 
ar 
MR 


ey 


erkennen wollen. | „ 
Tab. 119. Fig. 1024. 1025. W Be 

Ex Mufeo noftro. EM 2 Pr ; 1 

Die geflammte Blaſenſchnec ke. 


Bulla flammea, teſta ovato - oblonga, perforata, in fundo candido faſeiis feu 
flammis rufeſcentibus longitudinalibus inſignita, anfractibus novem 
i apertura ovali integra, columella ſubtruncata. a. 


Tusrex: Hiller. ‚Conchyl. tab, 579. fig.34. Cochlea marina ſtrictior, laevis, ; 
latis fafeiis rufefcentibus per longum ductis diſtincta, apice, mediocri- 


ter producto, columella alba, ore edentulo. „ 


2 


Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1024. 1025. 33 


waxsoN Hift. nat. du Senegall tab. I. gen. 5. fig. 1. Kambeul. p. 14. 15. 
Cette coquille eſt une efpece d’ovoide obtus. Son overture forme 
Ane ellipſe arrondie en haut. Sa levre eſt mince, aigu&, tranchante 


vient fauve dans les moyennes, et qui diſparoit entierement dans les 
Vvieilles , 5 | 
Berliniſches Magazin ter Band, tab. F. fig. 49. Das rothgeflammte Senegallis 
ſche Erdbuccinum. N e 
Mürrzr Hiftor. Verm. no. 285. p. 87. Helix flammea, tefta perforata, ob- 


Ilonga, alba, fafeiis longitudinalibus rufis, axi reflexo, recto. 
Favarr Diction. tom,2. p. 193. Kambeul. | | 


UQiſter hat dieſer Schnecke einen Platz unter den Meerſchnecken an⸗ 
gewieſen. Es iſt aber ohnſtreitig eine Landſchnecke, welche ziemlich haͤufig 
auf der Goldkuͤſte, auf Senegall und Guinea gefunden wird. Ich beſitze 
mehrere Abaͤnderungen derſelben, und vermuthe, man werde es mit ſcho⸗ 
nender Nachſicht bemerken, daß fie hier, wegen ihrer Gleichförmigkeit 
und nahen Verwandſchaft mit einigen Gattungen der Blaſenſchnecken, 
unter die Bullas mit hingeſtellet worden, da ſie ſonſt wohl richtiger unter 
den Helicibus eine Stelle verdienet hätte, obgleich andere fie für ein Bue⸗ 
einum ausrufen und erklaͤren. In der Hiftor. Vermium Mülleri noſtri 
wird ſie Helix flammea genannt, weil auf dem weiſſen Grunde ihrer glat⸗ 
ten Schale viele den Flammen gleichende braunroͤthliche Binden herab⸗ 
laufen. Einige dieſer rothgeflammten Erdſchnecken ſind kuͤrzer und bau⸗ 
chichter, als fig. 1015. 1016. Tab. 118; andere dagegen, wie die hier ab⸗ 
gebildete, ſind weit ſchmaͤler, geſtreckter, thurmfoͤrmiger, daß man bey 
ihnen wohl neun bis zehen Stockwerke zählen kann. Liſter giebt ihr um 
des willen teſtam ſtrictiorem, da andere, als zum Exempel Achatina bulla, 
teſtam tumidiorem et ventricoſiorem haben. Die hier abgebildete iſt drey 
Zoll lang und einen Zoll vier Linien breit. Adanſon verſichert auf Sene⸗ 
gall mehrere gefunden zu haben, die vierthalb Zoll lang geweſen. Er be⸗ 
lehret uns, ſie haͤtten in ihrer Kindheit anfaͤnglich nur drey Windungen 
und Stockwerke, aber mit den Jahren und dem Alter vermehre ſich die 
Zahl derſelben, ſo daß ſie zuletzt neun bis zehen Windungen haͤtten. Eini⸗ 
ge werden von mehreren nahe beyſammenſtehenden rothbraunen flammich⸗ 
ten Streifen bezeichnet und damit wie uͤbermahlet: bey andern bemerket 
man weniger flammichte Baͤnder und Streifen. Die Schale dieſer 
Eonchylien Cabinet IX B. ate Abthell. E Schnecke 


34 Blaſenſchnecken. Tab. 119. Fig. 1024. 1025. 


Schnecke iſt duͤnne, weiß und durchſichtig. Daher die Flammen und 
Flecken auch innerlich an den weiſſen Waͤnden uͤberall hindurch ſchimmern. 
Die aͤuſſere Lippe hat keinen Lippenſaum, ſondern iſt ſcharf. Bey der 
eyfoͤrmigen Mündung zeiget ſich unterwaͤrts kein rinnenartiger Ausgang. 
Es iſt apertura integra, non emarginata. Von der inneren Lippe iſt zwar 
beym Bauche der Spindel keine Spur zu ſehen, aber doch ſiehet man der⸗ 
gleichen unterwaͤrts bey der Axi columellae. Hinter derſelben iſt ein Na⸗ 
bel. Adanſon beſchreibet an dem oben angezogenen Orte den Bewohner 
ſehr umſtaͤndlich. Er erzaͤhlet es, daß ihm derſelbe noch in der Stube 
einige Eyer geleget, die drey Linien lang und zwo Linien breit geweſen, 
und eine harte Schale gehabt. Der Bewohner ſey oberwaͤrts aſchgra 
und unterwaͤrts weiß. Die Negern pflegen dieſe Schnecke Kambeul zu 
nennen, welchen Namen Adanſon beybehalten. Sie verſchließen ſich wie 
Europaͤiſche Erdſchnecken in der kaͤlteren Jahreszeit mit einem Operculo 
calcareo, und liegen alsdann einige Monathe lang in der Erſtarrung oden 
in einem tiefen Schlafe. Adanſon ſcheinet dieſe Gattung flammichter 
Landſchnecken mit jenen vielfarbichten queerbandirten Bundſchnecken, weh - 
che von mir tab. 117. fig. 1004 - 1006. beſchrieben worden / und bey den 
Franzoſen Rubans heiſſen, für völlig einerley zu halten. Ich erkenne fo % 


CTI 


ches aus feinen Citationen der conchyliologiſchen Schriftſteller. Aber 
zwiſchen beyden Gattungen findet ſich ein großer und merklicher Unter⸗ 
ſchied. Dagegen ſtehet dieſe Schnecke mit der kleinen Zebraſchnecke fig, 
1015. in der naͤchſten Verwandſchaft. W N 4599 


1 x 8 35 
1 D — — — = 5 Da. 
inne nt ds 1908 19602 18,1901 5 no ino 
IT, dar“ 1798.07 4 EI. en Tach, 27 7 . 
4 RX ur 10 5 Nan i . | RT TR er } 
lab. 120. Fig. 1026. 1027, 
EEx Muſeo A. Monzer Secretarii Soc. Patrioticae, Holmiae. 
eee e ee g Der Floͤhekoth. 


’ reus pulicum. Buccinum teſta ovali ventricofa, tenui, glabra, cornea, 
ex cinnameo colorata, quinque ſeriebus punctorum fuſeentium ſeu nigrican- 
tium transverfim circumeincta, columella finuata, axi truncato, 

gr" diſſecto, emarginato, labro acuto, 

a er e Gan, Chiure de Puce. Belg. Bruin gevlakte Tophoorn. 


 MauscHen in Catal. Muſ. Gronoviani no. 1355. Quadratvlak. Helix Pria- 
mus, teſta turrita, glabra, cornea, pellueida, tenuis, caſtanei ſeu he- 
pPatarii coloris; faſciis quatuor transverſis e punctis obſcurioribus qua- 
dlratis remotiſſimis eondecorata. 1 
GRMONO VII Zoophyl. faſc. 3. tab. 2. fig. 10. II. no. 1561. Helix Priamus, 
fteſta imperforata, turrita, glabra, columella inflexa, anfractibus ſpirae 
dleepreſſiuſculis. Rariſſima, an fluviatilis? ö 4 
FAvanne DE Monrtceev. Catal. raiſ. p. 3 1. no. 129. tab. 2. fig. 129. Un 
pPucein rare dit la Chiure de Puce, il eſt papyracee le fond de fa robe 
liffe et rouffätre fonce eſt mouchete de points arrondis marron vif par 
lignes circulaires; fa lèvre mince eft legerement finueufe pres du bee 
de lacoquille. Ila deux pouces dix lignes de longueur, 
it. no. 130. Un idem de mème volume et couleur mais inoins bien 
tachete. 5 b 8 5 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntniß, tom. 2. p. 236. no. 2 12. 


Dieſe hoͤchſtſeltene Schnecke fand ich vor einigen Jahren bey mei⸗ 
nem Aufenthalte zu Stockholm in dem Cabinette meines mit der Con⸗ 
chyliologie beſtens bekannten und vertrauten Freundes, des redlichen 
Herrn A. Modeers erſten Secretairs bey der Schwediſchen patrioti⸗ 
ſchen Geſellſchaft. Vom Herrn Meuſchen wird dieſe Gattung im Ca⸗ 
talogo und in dem von ihm herausgegebenen Zoophylacio Gronoviano 
zur Helice gemacht, welches fie bey ihrer abgeſtumpften und einge⸗ 
ſchnittenen Spindel nimmer ſeyn kann. Sie heiſſet bey ihm Priamus, 
ferner Quadratvlak, (vermuthlich wegen ihrer viereckigten Flecken), und 
2 E 2 endlich 


3 Kinkhoͤrner. Tab. 120. Fig. 10261030. 


endlich het zeldzaamſte bruin gevlakte Tophooren. Favanne erkläret dieſe 10 
Schnecke für ein uceinum, und wie ich glaube mit dem groͤßeſten Rechte, 
weil ihr erſtes Gewinde groͤßer iſt, als alle übrigen, und bey ihrer Mund⸗ f 
öfnung eine ſolche Lacuna ſeu cauda retuſa ge le wird, als nach der 
Linneiſchen Beſchreibung alle Buceina haben ſollen. Ihre Schale it 
hornartig, papierduͤnne und ſehr zerbrechlich. Ihr inneres und 5 
res Farbenkleid iſt zimmetfarbig und lichtbraun. Sie wird von doe 
Reihen ziemlich weit voneinander ſtehenden ſchwaͤrzlichen Puncten o 
braunröthlichen Flecken wie mit Queerbinden umgeben. Die fünf Sto& 
werke derſelben ſetzen ziemlich merklich von einander ab, und ſelbſt b 
der Nath des erſten Umlaufes ſiehet man eine Reihe braunrother Puncte. 5 
In den mehreſten conchyliologiſchen Schriften, (wenn ich die oben ar 10 
gefuͤhrten ausnehme, herſchet, ſo bald man von dieſer 1 Schneck v 
etwas näheres wiſſen will, altiflimum fllentium, auch wird man nie i 
den meiſten Conchylienſammlungen vergebens ſuchen. In der Sa 
lung unſeres Herrn Grafen von Moltke liegen ein paar kleine Epen 
plare derſelben: auch entſinne ich mich dieſe Schnecke in der Sammlung in 
des berühmten Herrn Doct. und Stadtphyſtei Boltens zu Hamb: 1 
angetroffen zu haben. Ob es eine Fluß? oder eine Landſchnecke 9? 
ob fie von Guinea oder von Oſt⸗ oder Weſtindien 1205 eh, bar 1 
über weiß ich keine gewiſſe Austanfe zu geben. Ae 19 
Lab. 120. Fig. 1028 705% Dien mene 


Ex Mufeo SPENOLERIA NO em 


8 Das geſtreifte Horn. 
Buecinum ſtriatum, teſta acuminata, alba, 1 firiata, fütura 
anfractuum erenulgta, axi inflexo ſinuato, columella truncata retufa, 5 0 
Dan. Stribe Hornet. 5 5 1 
Mürl n Hift, Verm. no. 339. p. 149. Buccinum ftriatum, wi enge, 5 
tenera, alba, pellueida. Anfractus ſeptem fecundum longitudinem, 
pulchre ſtriati. Apertura ovato- oblonga, ad axin ſinuata; margo 5. 
que labio; axis inflexus canaliculum format apice truncatum. Rara, 1 
albedine et ftriaturis facile dignoſcitur. 1 
Der felige Conferenzrath Müller hat dieſer raren Gattung von 
Erdſchnecken in feiner Hiftor. Vermium nur einen ganz geringen Namen 
gegeben, und ſie ſchlechtweg im Daͤniſchen Stribe Hornet, das iſt, Buc- 
einum ſtriatum, das geſtreifte las genannt. Man finder 992 5 
ohn⸗ 


—— 


U 


Di 


un : „I ARE 
. 


Kinkhoͤrner. Tab. 120. Fig. 1030: 1032. 37 


| Wohngebäude nur ſieben hoͤchſtens acht wenig gewoͤlbte Stockwerke, die 
ee grauweiſſen Grunde durch ſehr viele dichte beyſammenſtehende 
chte Streifen ganz rauh gemacht werden. Eine zart wre 
Schnur leget ſich beym Abſatz der Gewinde um fie herum. Die Wins 
dungen gränzen ſehr nahe aneinander, davon Muller in feiner Hiſtoria 
Vermium ſich alſo vernehmen laͤſſet: Quilibet anfractus margini ſuo 7 5 
55 videtur. Die Muͤndung iſt eyfoͤrmig Die aͤuſſere Lippe hat 
nen Lippenſaum, ſondern fie iſt ſcharf. Die Spindelfäule ift mertich 
ngebogen, wie auch unterwaͤrts abgeſtumpfet und eingeſchnitten. Ihre 
KLaͤnge betraͤget zwey Zoll drey Linien. Die Breite zehen Linien. 18 
e in merkwuͤrdige Abaͤnderung dieſes Buccini ſtriati ſehen wir bey 
üg. 1030. Es hat eine feinere, mehr durchſichtige Schale, ferner eine 
3 Taille und geſtrecktere Form. Ihre ſenkrechten Streifen ſtehen 
noch häufiger, dichter und gedraͤngter beyeinander. Die Grundfarbe 
iſt weißgrau. Hin und wieder ſiehet man einige fenfrechte Bänder oder 
Streifen, (Strigas fulvas), die den Leiſten gleich find, und dieſer Schnecke 
gm vieler Zierde gereichen. Vermuthlich find es die Ueberbleibſel ehe⸗ 
9 50 uͤndungslippen, welche beym neuen Anſatze der fortwachſen⸗ 
| und ſich mehr erweiternden und vergroͤßernden Schalen als alte 
Merkmale übrig geblieben. Dieſe gelben Wolken, Flecken und Bänder 
waͤren alleine hinreichend ſie merklichſt von der zuvor beſchriebenen zu 
unterſcheiden, wenn fie nicht ſchon durch ihre zartere Schale, geſtreck⸗ 
tere Form, feineren und mehreren Streifen hinlaͤnglich genug von ihr 
unterſchieden wuͤrde. Muͤller hat vollkommen recht wenn er ſchreibet: 
Rara albedine et ſtriaturis facile ee: Ihr e kenne 1 


Ache 


Tab. 120. Fig. 1031. 1032. 


Ex Mufeo SrENCLERIANO. 


Das ſtark geriffelte Spishorn. 201 


erw exaratum Mülleri, teſta ovali acuminata, rudi, alba, longitud® 


* naliter fuleis confertis exarata, ſutura crenulata, anfractu infimo, 

. N carinato, labro fimbriato, axi imperforato recto. 

ei Dan. Refle Hornet. 

Dien Hiſt. Verm. no. 337. p. 148. Buceinum exaratum, teſta oblonga ) 
acuminata, alba, ſulcata, apertura repanda. 

Eariıns Naturgeſch. der Flußconchylien, p. 390. no. 7. 


N 
N 
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| 
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| 
| 
| 
| 
| | 
Eg unge Dieſe 


e 
. 


38 Kinkhoͤrner. Tab. 120. Fig. 163177634 
Dieſe Schnecke hat vieles auszeichnende und charakteriſtiſche an 


fi. Die drey erſten und groͤßeſten Windungen ſtehen voller ſtarke 
ſenkrechten Streifen und Furchen, als waͤre die Schale mit Kun 128 


dem aͤuſſerſten Fleiße geriffelt und dadurch ganz rauh und runzelhaft 


gemacht worden. Auf der erſten groͤßeſten Windung ſiehet man eine 
merklich hervortretende Kante oder Carinam, welche ſich bey der gleich⸗ 
ſam eingeſaͤumten und uͤbergeſchlagenen Mündungslippe endiget, und 


dadurch die Mündung etwas viereckigt machet. Durch dieſe Crinadt 5 
werden die ſenkrechten Furchen gewiſſermaſſen aufgehalten und unter⸗ 


brochen, daher denn auch die Balis weniger gefurchet und gerifelt er⸗ 


ſcheinet. Wer das Buccinum glaciale Linnaei kennet, der wird es 7 
ſtehen muͤſſen, daß dieſe Schnecke wegen des ſcharfen Randes ihrer m 


ſten Windung, derſelben am naͤchſten komme. Die Schale Ne if 
kalkweiß, dabey ſehr duͤnne, durchſichtig und zerbrechlich. den 


Abſaͤtzen der Stockwerke bilden die vielen daſelbſt fee den au- 


laufenden Furchen und Streifen einen krauſen faſt gekerbten 910 nd 


Die inneren Wände find glaͤnzendweiß. Der Herr Kunſtverwalt er N 


Spengler hat dieſe ſeltene Schnecke, von der ich es mit Feiner völlige 
Gewißheit beſtimmen kann, ob es eine Erd⸗ oder GERT ſey, au 
Guinea bekommen. 


Tab. 120. Fi 1033. 1034. 


Ex Mufeo BoTLTENIANO. 


Der Admiral unter den Flußſchnecken. Eine eee, 
Flußſchnecke. Das Tritonshorn der Fluͤße. Ber 


Buceinum Tritonis fluviatile Novae Zelandiae, tefta oblonga, laevi, enn, 
anfractibus ſeptem einctis faſciis erebris variegatis, apertura ovali . 
integra, hine media inter helices et buccina, 1 80 


FAvANNE DE Montc, Catal. raiſ. no. 46. p. II. tab. I. fig. 46. Un fiber 

et magnifique Bucein de la nouvelle Zelande, auquel j'ai donnè le N 
de Faifan, fon deſſein et les couleurs de fa robe imitant celle du plu 
mage des 'Oifenux de ce nom. La figure de cette coquille a Te 
reffemblance à celle du Bucein Zebre. Elle eſt compofee de fept or- 
bes legerement renfles et diſtingués les uns des autres par un fillo 
fin, à clavicule elevee, terminèe par un ſommet aigu: la robe de e 


Buccin liſſe et très luiſante eſt partagee für le premier orbe par vingt- 
un rubans circulaires, dont dix alternativement font roux, nues dor 


vätr e, 


Kinkhoͤrner. Tab. 120. Fig. 1033. 1034. 39 
Vetre, les onze autres font, blanes nuss de rouffätre et rougeftres ils 


biont tachetés e ee un ‚eramoifi noir, dont les interſtices 
ſont äches de traits eramoiſi eourts, onduleux et ſerres. Une large 
200ͥ0ne marbree d’olivätre fonce, nuèe d'une couleur violätre fe voit für 
le haut de ce meme orbe, et eſt chargèe de cing cordons tachetes 
Alternes avec autant d' autres non tachetes regnent fur les ſpires de la 
0, elavieule; leur nombre en approchant du fommet diminue et leurs 
couleurs font aufli d une nuance moins vive. L interieur de cette co- 
aAuille eft blane; il eſt finement ray& de bleuätre tendre; fa columelle 
lille et blanche et le bord de fa lèvre mince. Ce buccin extrèmement 
klare eſt d'une perfection fans pareille et d'un volume conſiderable pour 
. fon efpece; il a trois pouees de longueur ſur vingt lignes de largeur. N 
Diieſe Schnecke verdienet unter allen bisher bekanntgewordenen 
Schönheiten der Flußconchylien den erſten Rang und hoͤchſten Preiß. 
Sie iſt bey den Gookiſchen Seereiſen auf Neu⸗Seeland, dieſem Vater⸗ 
lande der herrlichſten Conchylien entdecket, und vermuthlich nur in gar 
geringer Anzahl gefunden worden, wie ich es aus ihrem übermäßig ho⸗ 
den Kaufpreiſe ſchließen muß. Savanne hat ihr den Namen Le Faiſan, 
er Phaſan gegeben. Allein wenn ich etwas rathen duͤrfte, ſo wurde 
ſie der Admiral unter den Flußſchnecken, oder die ſchoͤnſte unter den 
conchyliologiſchen Schönheiten der ſuͤſſen Waſſer genannt werden. Ich 
| habe vor einigen Jahren Gelegenheit gehabt, fie in der großen Con> 
chylienſammlung des Stadtphyſici Boltens in Hamburg zu ſehen, und 

| zu bewundern, und hernach iſt mir von dieſem wuͤrdigſten Manne eine 
getreue Zeichnung derſelben mitgetheilet worden. Favanne verſichert, 
ſie habe viele Gleichfoͤrmigkeit mit der Zebraſchnecke. Dergleichen kann 
ich nun eben nicht finden, allein daß ſie viele Aehnlichkeit mit dem al⸗ 
| gemein bekannten Murice Tritonis habe, wird niemand leugnen koͤnnen. 
AIndeſſen wird fie durch die Zaͤrtlichkeit ihrer ungleich duͤnneren, leichte⸗ 
ren und durchſichtigen Schale, durch ihre weit größere Schönheit und 
friſchere Farbe, durch die vielen Queerbinden, welche wie Gürtel fie 
| zierlichſt umgeben, durch den bläulichten Schmelz ihrer inneren glänzen 
den Wande, und durch ihre ganz anders angelegte und eingerichtete 

| Mundoͤfnung himmelweit von derſelben unterfchieden. Bey jener fichet 
| man viele ſtark hervortretende laͤnglichte Wulſte, Knoten und Seiten: 
leiſten. Bey dieſer iſt davon keine Spur zu ſehen. Bey jener erblicket 
wan eine doppelte an der inneren Seite mit kleinen Zaͤhnen beſetzte 


Lippe, 


| a 


40 Kinkhorner. Tab. 120. ig. 1035. 1036. g A 


Lippe, und eine mit vielen weiſſen Falten gezierte, untert 
eſchnittene, rinnenartige, kurzgeſchwaͤnzte Spindel⸗ Hingegen bey dies 
findet man aperturam integram, vix truncatam, haud emarginatam et 
diſlectam. Daher fie billig für eine Mittelgattung zwiſchen den Bucc- 
nis und Schnirkelſchnecken zu halten, (media inter buccina et helices). 
Ihre erſte Windung wird von ein und zwanzig bunten Gurteln oder 
Drdensbändern umgeben. Ihre Länge betraͤget drey Zoll, ihre Breite 
zwanzig Linien. Wer etwas mehreres von ihr wiſſen will, den verweiſe 
ich auf die vorſtehende umftändliche Beſchreibung, die ich oben aus ds 
Favanne Catal. raiſ., den er über das Cabinet des le Comte de la Tour 
d Auvergne verfertiget, angefuͤhret. 5 1 59 


Tab. 120. Fig. 1035. 1036. 
Ex Mufeo noſtro. Ban: 
Die ſchwarze Bohne. | = | 
Buccinum praerofum Linnaei, teſta ovali, atra, axi ſinuato, columella trun. | 
cata, diſſecta, fupra callofa, apice fere femper cariofo, 
truncato, erofo. 
Lınnzı Syft. Nat, Edit. 10. no. 408. p. 740. Buccinum praemorfum. 4 
— — — — Edit. 12. no. 47 1. p. 1203. Buccinum praerofum, 1 | 
. ovata laevi, atra, fpira cariofa, columella glaberrima; Habitat in Eu- 1 
ropa auftraliore ad aquaeductum Sevillae. Teſta magnitudine fere Fabae, 
tota atra, rudis, vertex carioſus eroſus et quaſi praemorſus. Ai 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntuiß: erfter Theil, p. 341. 1 
Der Koͤniglich Schwediſche Leibmedicus Hedenberg hat „ 
Stockholm dieſe Schnecke zugeſchicket. Sie iſt ſehr unbedeutend, da ſie 
nur zwey Stockwerke hat, indem die uͤbrigen insgemein ee ma 


i 
‘A . 
4 


— 


— 


abgerieben worden. Dennoch iſt fie mir ſehr willkommen geweſen, weil 
ich nun völlig überzeugt bin, daß Linne bey feinem Buccino pra | 
et praerofo dieſe und keine andere Gattung gemeinet habe Sie wird 
von einer duͤnnen ſchwarzen Farbenrinde umgeben. So bald man 1 
hinwegnimmt, ſo iſt ihr Grund kalkartig weiß. In Spanien, bey 
Waſſerleitungen Sevilens, ſoll dieſe Gattung haͤufig anzutreffen ſe 
Ob der Wirbel (Vertex) eben bey allen und jeden Stuͤcken dieſer Art 
praemorfus und earioſus ſeyn möge, daran zweifle ich ſehr, und finde es 
dahero aͤuſſerſt unſicher und unſchicklich, von einer Spira cariofa oder de- 
collara die Benennung und das Hauptunterſcheidungszeichen zu W | 


1 66 Midasohren. Tab. 121. Fig. 1037. 1038. 41 


Und doch hat dies Linne theils bey dieſer, theils beym Murice cariofo 
n. 548. und der Helice decollata no. 695. gethan. Gronov redet in 
- feinem Zoophyl. fafc.3. no. 1370. ebenfalls vom Buccino praerofo Lin- 
naei, aber feine Citation des Liſters tab. 124. fig.24. beweiſet es Deutz 
lich, daß er dieſe, gleichwie ſo viele andere vom Linne gemeinte Gat⸗ 
tungen, ganz und gar nicht gekannt, welches leider ein gemeiner Fehler 
vieler Conchyliologen iſt, denen man daher bey Linneiſchen Namen ja 
icht aufs erſte Wort trauen muß. Mile 


Aures Midae. 


* 


18 * „8 Se 


Tab. 121. Fig. 1037. 153485 


Ex Mufeo SpENGLERIANO, 


& 

hi W Das Malchusohr. 

Auris Malchi, teſta ovali oblonga, alba, ſubtiliſſime granulata, anfractibus 

ſex ſuturis quibusdam marginalibus, elevatis, longitudinalibus, quafi inter- 
ruptis, apertura auriformi integra, coarctata, labro craflı 


| 
| 
. 
| 
| 


f reflexo. 
Mürrer Hift. Verm. no. 312. p. 112. Helix Auris Malchi, teſta fuſiformi 
granulata, apertura ovata, axi exciſo patentiſſimo. 


| 

| Beynm erſten Anblick follte man glauben an diefer Schnecke ein 
jüngeres jugendliches Exemplar jener bekannten Volute, welche beym 
Linne Auris Midae heißt, anzutreffen. Allein bey einer genaueren Be, 
trachtung ergiebt es ſich, daß fie höchftverfchieden ſey. Die Oberflache 
2 weiſſen dicken Schale ſcheinet wie chagriniret und gekörnt zu ſeyn. 
Hin und wieder ſiehet man laͤnglichte ſtark erhobene Wulſte oder Lei⸗ 
| den welches vielleicht die Lippen ehemaliger Mundoͤfnungen gemefen. 
Sie hat ſechs Stockwerke und eine eyfoͤrmige Bildung. Weder die 
innere noch die aͤuſſere Lippe wird durch rinnenartige Einſchnitte unter⸗ 
brochen. Die aͤuſſere Lippe iſt dicke und umgebogen. Bey der inneren 
ſiehet man oberwaͤrts einen Wulſt. Der fel. Conferenzrath Muͤller hat. 
Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. F dieſer 


- 


en ’ N 


— Rt 


42 Midasohren. Tab. 121. Fig.1037-1040. 


dieſer ſeltenen Schnecke den Namen des Malchusohres gegeben, und 
da er innerlich bey ihr und einigen andern dieser Art keine Windun | 
gefunden, (weil folche, wie ich es veſtiglich glaube, nach dem Tode des 
Bewohners, durch die Schärfe feiner eigenen zuruͤckgebliebenen freſſen⸗ 
den Feuchtigkeit, oder durch die freſſenden Zähne gewiſſer Würmer ver⸗ 
zehret worden), ſo hat er ſich uͤberredet, und es im Ernſte gemei 
und geglaubet, daß es bey dieſer ganzen Schneckengattung etwas her⸗ 
gebrachtes, algemeines und gewoͤhnliches ſey, innerlich keine Stockwe 
und Windungen zu haben. So lauten hievon ſeine eigenen Worte in 
der Hift. Verm.: Paries anfractuum quafi arte exeiſus ut omnium anfra- 
&uum interiora pateant totaque cochleae ſtructura ad ſummum verticem 
uſque oculis fiftatur. Singulare hoe ac in nulla alia teſta mihi unquam ob 
vium. Tota introrſum patula. Limax dehine minus bene quam congene 
res latere videtur. Ich beſitze gar viele Schnecken, deren ganze Spindel⸗ 
ſaͤule und innere Structur wie ausgehoͤhlt und ausgeſchnitten erſcheinet. 
Aber ich werde mich wohl zu hüten wiſſen, dergleichen als etwas ſol⸗ 
chen Gattungen eigenthuͤmliches und charakteriſtiſches anzuſehen. 0 0 


Tab. 121 Fig. 1039. fo D en 
ö Ex Muſeo noſtro. — neh Gauß 
Midasohr aus den Suͤdlaͤndenn. 3 
Auris Midae terrae auſtralis, tefta terreftri, ovali oblonga, longitudinaliter 
ſtriata et ruguloſa, anfractibus octo ſuperindutis epidermide flavefcente, aper- 
tura auriformi integra coarctata, columella unidentata, labro ſubreflexo ö 
N craffufculo, cavitate interna ex fufco flavida. 0 
a Angl. Midas Ear from New Caledonia. ö 
Naturforſcher 1gtes Stuͤck, p. 191. N 1 
FAVANNE Catal. raif. no. 81. p. 20. Un bucein fort rare de forme n e 
qui a quelque reſſemblance à la fauſſe Oreille de Midas; il eſt d'un 
fauve brun ce qui lui a fait donner le nom d’Oreille de Boeuf, acrues 
maron- brun, à bouche terminèe par un bourrelet blanc; il vient de la 
nouvelle Hollande et a trois pouces une ligne de long fur une pouce 9 
huit lignes de large. 5 7 
Dieſe Schnecke gehoͤret zur Zahl der neuentdeckten, die niemand 
zuvor gekannt. Sie iſt bey den Cookiſchen Seereiſen um die Welt auf 
Neuholland und Neucaledonien gefunden worden. Man hat ihr in 
Engeland den Namen Midas Ear from New Caledonia beygeleget, 10 
l jch 


* 
x 


1 


8 
EB 


Midasohren. Tab. 121. Fig. 1039. 1040. 43 

0 11 gerne gelaſſen habe. Sie iſt für zwey Pfund Sterling und zween 
Schilling in London verkauft worden. Mein Exemplar habe ich vom 
ſel. PD. Solander bekommen. Daß dieſe Schnecke zur Familie der Mi⸗ 
dasohren gehöre, wird jeder gerne zugeben. Es iſt eine länglichtgebilz 
dete, mit acht flachgewoͤlbten Stockwerken verſehene Landſchnecke, deren 
berflaͤche durch ungleiche länglichte Streifen runzelhaft und rauh ge⸗ 
acht und von einem braungelblichen Epiderm bedecket wird. Ein weil 
glatter etwas verdickter Lippenſaum umgiebet die eyfoͤrmige Mund⸗ 
öfnung. Bey der inneren Lippe und weiſſen Spindel ſtehet nur ein 
einziger Zahn. Die inneren Wände haben eine angenehme lichtbraune 
braungelbliche Farbe. Sie iſt einen Joll drey Linien breit, und zween 
Zoll neun Linien lang. i 10 
Wie ſich die Engelaͤnder mit dem Capitain Cook auf Neucale⸗ 
donia aufhielten, ſo bemerkten fie es, daß von den wilden Einwohnern 
dieſe Gattung von Schnecken hinter Buͤſchen und Sträuchern hervor⸗ 
geſuchet, auf ein gelindes Feuer geleget, langſam gebraten, und als⸗ 
dann der nun etwas geroͤſtete Bewohner herausgezogen und begierigſt 
verzehret ward. Den Engelaͤndern, welche ſich nur die leeren Schalen 
ausbaten, wurden ſolche, wenn das Fleiſch daraus verzehret worden, 
von den Wilden mit vielem Gelächter uͤberreichet. Ihr moͤget euch 
nunmehro, wollten ſie ſpottend ſagen, an die leeren Schalen halten, 
und mit den Knochen vorlieb nehmen, nachdem wir uns das Fleiſch 
dieſer Schnecken wohlſchmecken laſſen. Es war ihnen lächerlich, daß 
Leute ſolchen vermeinten Knochen und leeren Schalen einige Achtung 
und Aufmerkſamkeit ſchenken wollten. Num multi inter nos aliter? möch⸗ 
te ich in Abſicht mancher Leute fragen, die den ſtillen Conchylienfreund 
mit ſeiner Sammlung als einen Thoren und Narren zu verlachen und 


1 
— 


hoͤhniſch zu verachten pflegen. 


» 


; F 2 Tab, 


2 5 5 3 - 8 Si 4 3 
44 Midasohren. Tab. 121. Fig. 1041. 1042. 
5 Tab. 121. Fig. 10414. och ne Be 

Ex Mufeo noftro. nm 5% zun ind? 
Das bandirte Midasohr aus den Süländern. 0 


Auris Midae faſciata terrae auſtralis, teſta ovata, perforata brunnea, falcia 
lata fufcente penes ſuturam anfr actuum, et latiori i in bafi penes umbilicum 
eincta, apertura auriformi integra, columella unidentata. 
Angl. The banded Midas Ear. 
Naturforſcher 19te8 Stück, p. 191. 


Dieſe Gattung von Midasohren habe ich gleichfalls dem ſel. D 1 
Solander zu verdanken. Er hat fie aus den Suͤdlaͤndern 1 9 00% Ri 
Es hat dieſes Midasohr nur ſechs braungelblich gefärbte Windungen, 
welche von einem dunkelbraunen Bande nahe bey ihrer Nath umgeben 
werden. Unten beym Nabel ſiehet man eine noch breitere dunkelbraune 15 
Queerbinde. Ein weiſſer Lippenſaum dienet der eyfoͤrmigen De A 
zur Einfaſſung. Bey der Spindelſaͤule ſtehet nur ein einziger kleinen 
Zahn oder hervortretender weiſſer Wulſt. Ihre Laͤnge betraͤget eilf Linien, 0 
ihre Breite ſechs Linien. 


10 10 
N 


U 3 . 8 2 1 
. een 1300 
Ex Mufeo SPENGLERIANO. s a: 4 


Die Jungfernſchnecke. 0 
Auris Virginea, teſta ovali oblonga, ſubrugoſa, ex roſeo in fundo albido, 
nenne infecta, apertura auriformi coarctata, integra, labro Thal 
incraſſato, columella edentula. f rg 1900 
— Hiſtor. Conchyl. tab. 24. fig. 22.9 ö f 
Müller Hiftor. Verm. no. 295. p. 97. Dan. Iomfrue Snekken. Helix ac 
tefta oblonga, rugulofa, rofacea, apertura edentula, labro dilatato 
candido. E 
In der Form und Bildung naͤhert ſich dieſe Schnecke gar ſehr den 
Midasohren, obgleich bey ihrer Spindellippe kein Zahn noch Falte, ſon⸗ 
dern nur ein kleiner Wulſt vorhanden iſt. Die Grundfarbe der Schale 
iſt weiß, und wird durch eine anmuthige Roͤthe gar ſehr gezieret und 
verſchoͤnert. Vermuthlich hat dieſe gefaͤllige ſchamhafte Roͤthe unſerm 
ſel. ai uͤller bewogen, ihr den Namen der Jungfernſchnecke beyzulegen, 
und ſie Helicem pudicam zu nennen. Die eyfoͤrmige ungetheilte, un⸗ 
durchſchnittene e Ae wird von einem breiten ſtarken N u: 
etwa 


Midasohren. Tab. rar. Fig 1043. 1044. 445 


etwas roͤthlichen Lippenſaum umgeben und eingefaſſet. Ihr ganzer Bau 


bat nur ſechs Windungen, und iſt einen Zoll ſechs Linien lang, und neun 
his un Linien breit. Sie koͤmmt aus Oſtindien und iſt ohnſtreitig eine 
a ſchnecke. 


Tab. 121. Fig. 1043. 1044. 
Ex Muſeo noſtro. 


Die Coffeebohne. 17 

Voluta coffea Linnaei, tefta ovata, laevi, nigro- -fufea , E fabti! 
liſſime ſtriata, apertura auriformi coartata, labro lato albo, denticulato, 

cCciolumella tribus dentibus albis inſtructa, feu triplicata. al 


' Listen Hift. Conchyl, tab. 834. fig. 59. Buccinum parvum roftro integro, 


laeve, bidens, fafejatum, it. fig.60. Barbados. 


EKIEIN Meth. oftrac. . 96. no. 2. lit. b. p. 37. Auris Midae falciata bidens. 


Laa! Syft. Nat, Edit. 10. no. 348. p. 729. Bulla coffea. 

— — — Edit. 12. no. 397. Pp. 1187. Voluta coffea, teſta coarcta- 
ta, laevi, ſpira obtufa, apertura utrinque dentata. Teſta lurido livida, 
facie coni, fed apertura poflice coarctata. 

Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntniß, erſter N p. 272. no. 175 


_ Favanne Conchyl. tab. 65. fig. H7- 


Der fel. Martini hat ein kleines unkenntliches und unbedeutliches 


Stuͤck von dieſer Gattung im zweyten Theile dieſes Conchylienwerkes 


tab. 43. fig. 445. abzeichnen laſſen, wodurch aber die Zeichnung des gegen⸗ 


waͤrtigen weit größeren vollftandigeren und anſehnlicheren Exemplares 
gewiß nicht unnoͤthig noch uͤberfluͤßig gemacht worden. Martini hielte 
dafuͤr, es ſey eine Meerſchnecke, die nur zween Zaͤhne bey der Spindel⸗ 
lippe habe. Allein es iſt eine Flußſchnecke, die mehrentheils mit drey 


weiſſen Zähnen bey der Spindel verſehen iſt. Die beyden unterften Zähne 


gleichen den Falten, davon noch dazu ſich bey der einen Falte eine Spal⸗ 
tung zeiget. Der oberſte Zahn gleichet einem Wulſte oder Callo. Ge⸗ 
rade gegen ihn über erſcheinet die aͤuſſere Lippe wie ausgeſchnitten, wel⸗ 
ches ein ſonderbarer Umſtand iſt, der vorzuͤglich angemerket werden muß. 

Line hat dieſe Gattung vormals bey der zehenten Ausgabe feines Na⸗ 
turſyſtems den Blaſenſchnecken oder Bullis beygeſellet, aber in der zwoͤlf⸗ 
ten Ausgabe ſeines Naturſyſtems hat er es fuͤr rathſamer befunden, ſol⸗ 


che den Voluten beyzufuͤgen und zuzuweiſen, woſelbſt ſie doch ebenfalls, 


weil apertura eoarctata integra vorhanden = nicht an ihrer rechten Stelle 
BRD. 3 zu 


zu ſtehen ſcheinet. Man findet bey ihr, wenn ich die breite, unter 
waͤrts ununterbrochene, zuſammenhaͤngende, verengerte Kippe ausnehme, 
die Form und Geſtalt einer Kegelſchnecke. Man ba der⸗ 


ſelben haben einen f h 
erhobenen Wirbel, bey welchen ſich die mehreren Umlaͤufe deutlich un 
terſcheiden laſſen. Bey einigen iſt die Schale bis zum Glanze glatt, 
bey andern wird ſie, wie bey der hier abgebildeten, durch Queerſtrei⸗ 
fen rauh gemacht. Einige tragen ein einfaͤrbichtes, coffeebraunes, ſeht 
modeſtes Farbenkleid; andere werden auf braunröthlichem Grunde von 
einigen weiſſen Binden oder Guͤrteln umgeben. Auch auf dieſer gegen⸗ 
waͤrtigen ſiehet man nahe bey der Nath des erſten Umlaufes eine weiſſe 
Binde. Die inneren Windungen des Wirbels ermangeln in ihrer 
Mitte der Spindelſaͤule. Sie treten wie Blaͤtter aus den inneren Waͤn⸗ 
den heraus, und laſſen in ihrer Mitte einen Raum, ſo daß man in 
alle uͤbrigen Windungen, wie in einen Trichter, hineinſehen kann. Eben 
dergleichen ſonderbaren inneren Wunderbau, den man nur durchs Auf 
ſchleifen der Conchylien kennen lernen kann, erblicke ich auch beym He-. 
lice Scarabaeo tab. 136. fig. 1249. woſelbſt ich abermals von dieſer Bau⸗ 
art reden, und zugleich eine Abbildung derſelben liefern werde. Unter 
meinen Suͤdlaͤndiſchen Schnecken, die mir von den Koofifchen Seerei⸗ 
fer zu Theil geworden, habe ich auch einige von dieſer Gattung ange 
troffen. Ich ſehe bey ihnen ſtaͤrkere Queerſtreifen, und mehr abwech⸗ 
ſelnde braunroͤthliche und blaͤulichte Binden. Weiter ſcheinet zwiſchen 
ſolchen Suͤdlaͤndiſchen und unſern bekannten Weſtindiſchen kein großeren 
Unterſchied vorhanden zu ſeyn. 0 ee 


1 


A Kräuſel 


* Ih. 

“u 

. 6 x | 
5 5 1 


Te al ? 5 228 
En 4. Kräuſel und fräufeföemige Sonaten. 5 
unn Trochi et trochiformes cochleae. 5 
i a5 a „0. none ’ 

ale e er Tab. 122. Fig. 1045. lit. a. b. e. 
un 1 x Muſeo noſtro. 2 
. Der Land⸗ oder Erdkraͤuſel. ö 


10 3 


Troc -hus. terrefiris, umbilicatus, pyramidalis, albus, carinatus, anfractibus 


s acutis, planiufeulis, fere concavis, marginatis, baſi lata a 
ei apertura ſubquadrata, umbilico patente. 
LisrER Hiſtor. Conchyl. tab. 61. fig. 58. ‚Trochilus Monfpefllanus, exi⸗ 
guus, faſeiatus, pyramidalis. 
KLEIN Meth oſtrac. 5. 65. no. 2. Iit. g. p. 24. 7 0 laevis. ö 
PETIVER Gazophyl. tab. 22. fig. 10. This elegant Shell is ecken bene 
about Montpellier. ö 5 
FAvAnne Conchyl. tab. 64. lit. 0. oc terreſtre. 3 
— Catal. raiſ. no. 42. p. II. Un petit Sabot blanc ombilique, 
Schröters Einleitung in die Conchylienkenntniß tom. 2. p. 72 1. no. 103. 
Unter den Land⸗ und Flußſchnecken giebt es ſehr wenig Gattungen 
die man mit vollem Rechte zum Geſchlechte der Kraͤuſel rechnen koͤnne. 
Die hier vorgeſtellte Landſchnecke welche bey Montpellier, ferner in Ita⸗ 


1 


lien, und auch in den Gärten zu Tanis, Tripoli und Algier häufig gez 


funden wird, hat alle Eigenſchaften eines wahren Kraͤuſels an ſich, er⸗ 
reichet aber niemals eine anſehnliche Größe. Es gleicher dieſer Kraͤuſel 
bey ſeiner pyramidaliſchen Bauart einem zugeſpitzten Knopfe. Er beſte⸗ 
het aus ſechs zartgeſtreiften, in ihrer Mitte wie ausgekaͤhlten, und an 


ihrem Rande mit einer erhoͤheten Kante eingefaßten Stockwerken. Die 


Grundfläche iſt convex, und im Vergleich oder im Verhaͤltniſſe mit dem 
nur wenig erhoͤheten Wirbel ſehr breit. Man erblicket auch auf derſelben 
lauter feine laͤnglichte Streifen. Die Peripherie wird von einem kleinen 
Saume oder Rande gleichfalls umgeben. Der Nabel iſt tief, weit und 
offen, und die Muͤndung iſt etwas viereckigt. Ich habe dieſen kleinen 
ſeltenen Kraͤuſel bey lit. a. b. c. aus mehreren Geſichtspuncten vorſtellen 
laſſen, um ihn auch dadurch deſto kennbarer zu wichen Der hier vorge⸗ 
ſtellte iſt bey Tunis gefunden worden. 

Tab. 


„ 1% 
90 1 
' 


0 


48 Kraͤuſelſchnecken. Tab. 122. Fig. 1046- 1548. 


Tab. 122. Fig. 1046- 1048. u 
5 Ex Muſeo noftro. aum ie 
Der kraͤuſelfoͤrmige Huth. 15 N : 


Trochus Pileus, teſta pyramidali, alba, fubperforata, laevi, anfradiibus 
feptem cireumeinctis faſciis rufeſcentibus et luteis, baſi plana, labro ö 
aperturae transverſae reflexo candido. 

Lister Hiftor. Conchyl. tab. 16. fig. II. en 

Davıra Cat. raiſ. tom. I. no. 996. p. 445. Limagons Sabots, a bouche 8 
demi-ovale, dont deux gris de lin, a bafe et clavicule brunes, et a 
ſpirale bordee d'un lizerè de m&me couleur, et trois ornes für tous les 
orbes de zones alternatives blanches et rouge brun, plus ou moins W 
ges, tous à ſept orbes et à levres relevees en träichant. 

MülLkR Hiftor. Verm. n0.277. p. 80. Helix Pileus, teſta trochiformi, abe 
faſciis rufis, apertura transverſa ampla, labro ſubreflexo. Dan. A 1 
Snekken. Teſta trochum quo ludunt pueri exacte refert. 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 390. Der Hutſchnirkel. „ 

— — Teſtacea — — p. 380. tab. 16. fig. 1 I. 12. Helix pileus, 2 1 
trochiformis, ſubpellucida, laevis; anfractus ſex convexiuſculi, 25 N 


reflexum; columella elabiata; centrum perforatum; color albus, faſciis 
transverſis rufis, luteisque, quarum rufae latiores quam luteae ſunt, 1 0 
apice ſpirae rufo. Patria ignota. 
FavaxNE Catal. raiſ. no. 42. p. Io. Limagon tres rare, Toupie blanche N f 
deux bandes brunes. - 4 
Schroͤters Einleitung — erſter Band, p. 235. no. 208. 
Von den Franzoͤſiſchen Conchyliologen wird dieſe gewiß nicht ge. f 
meine Schnecke Toupie blanche, von unferm Möller in feiner Hiſtor. 
Vermium Daͤniſch Hue Snekken, das iſt, die Muͤtze oder Haubenſchnecke in 
vom Herrn Hofrath von Born der Huthſchnirkel genannt, und von bey⸗ 
den letzteren den Helicibus beygeſellet, da fie doch bey ihren pyramidali⸗ 
ſchen kraͤuſelfoͤrmigen Bau, und wegen ihrer gedrückten Muͤndung und 
flachen Bafi weit eher einen Platz unter den Kraͤuſeln verdienet. Selbſt 
Muͤller bekennet es in feiner Hift. Verm. daß fie völlig Eh Kraͤuſel 
gleiche — Teſta trochum quo ludunt pueri exacte refert. Bey den Fran⸗ 
zoſen heißt ſie um deswillen auch Toupie oder Sabot, das iſt, Trochus. 
Der glatte Schalengrund iſt weiß, und wird von rothbraunen und gelb⸗ 


lichen Queerbinden zierlichſt umwunden. Einige Exemplare haben Ben, 
ande 


Kraͤuſelſchnecken. Tab. 122. Fig. 1049. 1000. 49 


andere vier, noch andere wohl fünf ſolcher Gürtel und Binden, welche 
bald ſchmaͤler, bald breiter ſind, bald nur bloße Linien und Faͤden vor⸗ 


ſtellen. Die gelblichen Bänder pflegen allemahl kleiner und ſchmaͤler als 


die rothbraunen zu ſeyn. Auf der platten und flachen Grundflaͤche ſtehet 
immer das breiteſte Band, welches in das innerſte hineinlaͤuft, und ſich 


daſelbſt bey den innern Waͤnden um die Spindel herumwindet. Der 


Wirbel oder die Spitze iſt braunroth. Die weite Mundoͤfnung wird 
von einem breiten weiſſen Lippenſaume umgeben. Ich habe von dieſer 


eltenen Erdſchnecke, die aus Oſtindien koͤmmt, nur ein paar Varietäten 
zeichnen laſſen. Die Laͤnge betraͤget einen Zoll drey Linien, die Breite 
nur einen Zoll. | | 
Tab. 122. Fig. 1049. 1050. 

Ex Mufeo SPENGLERIANO, 


Ein weiſſer Kraͤuſel aus den Suͤdlaͤndern. 


er 


Trochus Auftralis, teſta terreſtri, alba, pyramidali, laevi, anfractibus octo 


ſubconvexis, apice obtuſo, bafı imperforata convexa, 

n ; 3 labro acuto. . 
Dieſe neue Gattung von Erdſchnecken und Kraͤuſeln haben wir den 
Cookiſchen Seereiſen, welche nicht nur für die Navigation und Erdkunde, 


ſondern auch für die Naturgeſchichte und Conchyliologie ausnehmend 


vortheilhaft geweſen, zu verdanken. Liſter beſchreibet eine ihr ſehr nahe 
kommende, und genau mit ihr verwandte Landſchnecke in ſeiner Hiſtor. 
Conchyl. Er nennet fie Trochum lIamaicenſem, teſta alba ſex orbium. 

Bey unſerm Muͤller heiſſet fie in der Hiftor. Vermium no. 250. p. 57. He- 
lix Epiſtylium, teſta ſubgloboſa, candida, anfractibus ſeptem. Er ſchrei⸗ 
bet, ſie gleiche in ihrer Farbe dem weiſſen durchſichtigen Alaun. Auch 
Sloane gedenket derſelben in feiner Hiftoria Tamaic. Liſter giebt ihr nur 
ſechs, Müller aber ſieben Umlaͤufe. Der hier vorgeſtellte Suͤdlaͤndiſche 
Landkraͤuſel hat acht kraͤuſelfoͤrmig gebildete Stockwerke, welche von zar⸗ 
ten ſenkrechten Streifen bezeichnet werden, und ein wenig gewoͤlbet er⸗ 
ſcheinen. Der Wirbel iſt ſtumpf, aber die Grundfläche ein wenig gemöl- 
bet und erhoben, doch undurchbohret und ungenabelt. Die gedruͤckte 


Mundung hat keinen Lippenſaum, weil dieſe Schnecke vermuthlich nur 


noch eine jugendliche iſt, deren Schalenbau noch nicht vollendet, noch 
durch einen Lippenſaum wie beſchloſſen worden. Das eigentliche Vater⸗ 
land dieſes aͤuſſerſt raren Kraͤuſels weiß ich zwar nicht zu nennen, aber 
Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. G ſoviel 


* 


113 weden 


ancien en f ab 122. Fig 1051. NIT eng | 1 * 
f Ex Muſeo noſtro. 705 20 0 * 


Die kantige Krauselſchnecke. 


Trochus carinatus, teſta alba, umbilieata, anfractu primo carinato, | . 
apertura ſubrotunda. 1 

Müller Hiſtor. Verm. no. 362. p. 176. Nerita Trochus, teſta cretacea 
eraſſa, trochiformis vertice obtufo; Anfractus quinque in planum % 
clinantes, medio carinati; apertura coarctata; Centrum umbilicatum ef 
Schroͤters Flußconchylien, p. 282. no. 86. tab. 6. 68 10. 


Dieſe kleine Schnecke wird inſonderheit durch die erhoͤhete Kante, 
welche ſich um die Mitte der erſten Windung herumleget, und be y den 
Abſaͤtzen der uͤbrigen Stockwerke einen kleinen Rand bildet, E „ 
gemacht. Oben ſiehet man einen ſtumpfen Wirbel, unterwaͤrts aber 
einen kleinen Nabel und eine runde Mundoͤfnung, daher ich zweifelhaft | 
bin, ob fie mit völligem Rechte den Kraͤuſeln beygeſellet werden koͤnne. 
Nach des Superintendentens Schroͤters Kuſſager it Au im Bahren 11) 


Be 
as 


ſchen im Sande gefunden worden. 1 15 | 
Tab. 122. Fig. 72034. le et e. | Br; 

Ex Mufeo noftro, e 

Das Knoͤpſchen oder der zwiefach gezahnte Kräufe. Wr N 


Trochus bidens, tefta terreftri trochiformi, fubcarinata, anfractibus 1 
ſubtiliſſime ſtriatis, einctis fafeiis albis et pallide Jutefcentibus 5 1 a al 
a 5 0 5 Ba convexa. Hi I 


in 


N 


Kraͤuſelſchnecken. Tab. 122. Fig. 1053. 104. 5 


ſcheinet dieſe S ecke eine nahe Verwandtin von der Helice albina zu 
Em ' uͤller in der 0 15 ' 


ſeyn, welche Hiftor. Verm. no. 226. beſchrieben. Bey 


lit. g. habe ich fie von der Seite ihrer Grundfläche zeichnen laſſen, um 


die eigentliche Stellung der Zaͤhne bey ihrer engen Muͤndung ſichtbarer 
zu machen. f N a 

Ex Muſeo SPENGLERIANO. e. 

3 Die Warze. Die Bruſtzitze. 
Trochus Papilla, teſta terreſtri, obtuſe pyramidali, valde rugoſa, fülcis et 
5 5 ſtrüis longitudinalibus obliquis albis et fuſcentibus alternis, apice plano 

! glabro, apertura transverfali, labro fimbriato. ie 
’ Dan. Vorte Snekken. a 
-Mürrer Hiſt. Verm. no. 298. p. 100. Helix teſta conica, in nodum coni- 
cum elevata, perforata, ſtriis rugoſis, apertura transverſali, labro 
reflexo. as) ee 55% 1 
Dieſe ſeltene Gattung, welche eine ſtumpfe Pyramide, oder wie 
ſich unſer Muͤller ausdruͤcket, einen Nodum conicum vorſtellet, ſuchet 
man in den mehreſten Conchylienſammlungen, und in allen conchylio⸗ 
logiſchen Schriften vergebens. Conchylienkenner werden es ſogleich 
beym erſten Anblick geſtehen muͤſſen, daß es eine ganz neue Gattung 


von Erdſchnecken ſey. Sie iſt eilf Linien hoch, und unten bey der etwas 


erhobenen Grundflaͤche zehen Linien breit. Sie hat aber nur fuͤnf bis 
ſechs Windungen. Die oͤberſten beym ſtumpfen flachen Wirbel ſind 


glatt, die andern werden durch laͤnglichte in ſchiefer Richtung herab⸗ 
laufende weiſſe Streifen und rothbraͤunliche Furchen ganz rauh und 


runzelvoll gemacht. Den kleinen Nabel bedecket faſt gaͤnzlich der Lip⸗ 
penſaum. Ein breiter weiſſer Saum dienet der weiten flachgedruͤckten 
Mündung zur Einfaſſung. Der fel. Müller hat dieſer Schnecke den 


Namen der Warze oder der Bruſtzitze ertheilet, und ihr dadurch einen 


mit ihrer Form und Figur voͤllig uͤbereinkommenden Namen gegeben, 
den ich bereitwilligſt angenommen und beybehalten habe. Das eigent⸗ 
liche wahre Vaterland derſelben weiß ich nicht anzugeben. | 


8 


G 2 Tab. 


10310 287 


Ex "Müko 5 öh 


Der Sortenttänf. 


xis, candida, cincta fafeia latiſſima 0 ag ce albo 

baſi planiuſcula, ſubconvexa. G 

Müller Hift. Verm. no. 275. p.79. Helix Trochus, tefta conica, per 

. (imperforata) quodammodo conum 5 imitatur, alba faſe 
rufa, vertice obtuſo. IHN 


Da dieſe Schnecke ſich in den Göätten wärmere Lander an 5 
halten pfleget, fo habe ich ihr den Namen des Gartenkraͤuſels gegeben. 
Eigentlich gehoͤret fie nur unter die Cochleas n unter die ee 8 
ſelartigen Schnecken, weil ihre Mundoͤfnung viel zu groß und it it, 
als daß ſie auf den vollen Namen eines Kraͤuſels gerechte Er ic 
machen koͤnne. Sie hat ſechs ziemlich ſtark gewoͤlbte Windungen fi 
che ſich in eine ſtumpfe Spitze endigen. Ihre Schale iſt dünne und w 
Eine ſehr breite braunroͤthliche Binde windet ſich um die Stockw 
herum, und wird, je mehr ſie ſich dem Wirbel nähert, immer bleiche 
bis fie ſich endlich gar verliehret. Die flache Baſis hat in der Mitte 
einen ganz kleinen Nabel. Die Lippe der weiten Muͤndung iſt ſcharf und 
wird von keinem Saume eingefaſſet noch ngen Sie iſt einen een 
hoch und zehen Linien breit. 


Tab. 122. Fig. 1057. 1855 > 7 
Ex Mufeo noſtro. ei SIND 


Die rauhe borſtige Schnecke. 


Troehnlus hifpidus, tefta terreftri, trochiformi, cornea, umbilicata, 
anfractibus ſex rotundatis, pilis ſetaceis hiſpidis. 


Prriver Gazophyl. tab. 93. fig. 13. 14. Cochlea e Iutoſa. Saal 
hairy ftreak’d land cheefe Shell. Ta sc) 
Geoffroy von Conchylien, p. 47. no. XI. | 65 W 
LIxNxI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 91. p. 771. 
— — — — Edit. 12. no. 675. p. 1244. Helix hifpida, tefta umbill. 
cata, convexa, liiſpida, diaphana, anfractibus quinis, apertura ſubro- 
nd Junata, Habitat in Suecia terreſtris. 
— — Fauna Suec, no. 2182. Habitat in arboribus et plantis, parva, cor. 
nei 


88 
28 


BB . 
6 


nl 
d 


armee, eb. tes, FROHES: 55 


I 
8 


nei coloris, convexa, rotundata, ſubtus perforata, pilis raris brevif- 
ſimis hifpida, apertura lunari ſubrotunda. ' 


dba Costa British Conchology p. 58. no. 23. tab. F. fig. 10. Briſtley. Hel 


4 ſubgloboſa, umbilicata, cornea, diaphana, hiſpida. 
Berliniſches Magazin ater Band, p. 607. no. 10. tab. 3. fig. 34. 
Schroͤters Erdeonchylien, p. 186. no. 61. tab. 2. fig. 21. 
umbilicata, hiſpidoſa. eee e 

Dieſe Schnecke iſt hier aus einem Verſehen den Fräufelförmigen 
ellet worden, da ſie bequemer und richtiger bey den Schnirkelſchne⸗ 


* 


Bauart at ı fo habe ich fie ruhig auf den ihr durch einen Zufall zu Theil 


iſt eine der gemeinſten Erdſchnecken / die uͤberall zu finden iſt. Sie hat eine 


hornartige Schale, und wird von einem borſtenartigen Ueberzuge ſo rauh 


4 Amar e e fie um des willen Helicem hifpidam genannt. Dieſer 
Ueberzug muß aber, wenn man ihn recht ſehen will, mit einem wohlbe⸗ 
er Auge betrachtet werden. Ihre Balis iſt convex oder gewoͤlbet: 
in der Mitte derſelben ſtehet ein tiefer offener Nabel. Die Muͤndung 
n ee ee e | Nane 2 
ese N e 12, 1059... 
: Ex Mufeo noftro. | 
Die kraͤuſelfoͤrmige Mondſchnecke. | 
Trochus turbo, tefta terreſtri trochiformi, ex luteo et rufo variegata, 
ſubperforata, ore lunato feu rotundo. 5 
Dieſe zierliche Erdſchnecke wird bey Tranquebar und auf Coroman⸗ 
del gefunden. Ihr ſchalichtes Gebaͤude hat etwas krauſelförmiges an 


4 1 


geräumet worden. Ihre Mundöfnung iſt rund. Vermuthlich werden 
dahero die Mondſchnecken auf ihre Geſellſchaft einen ſtarken Anſpruch ma⸗ 
chen konnen. Ihr lichtbraunes durch weiſſe Flecken bunt gemachtes 
Farbenkleid wird jedem aus der Abbildung kennbar werden. Eine weiß 
und braun gefleckte Binde umgiebet bey der Nath alle ſechs Stockwerke 
ihres Wohnhauſes. Im Mittelpuncte ihrer etwas gewoͤlbten Grund⸗ 
flache ſtehet ein kleiner Nabel. Ich beſitze von dieſer Schnecke einige Ab⸗ 
nderungen, die von einer breiten weiſſen Binde umgeben werden, und 


0 


| G 3 einen 


Mürter Hiftor. Verm. no. 268. p. 73. Helix hifpida, teſta ſubgloboſu, 


ſich, daher ihr auch hier in der Nahe mancher Kraͤuſel ein Plaͤtzlein ein⸗ 


Telicibus) ſtehen wuͤrde. Weil ſie etwas Eräufelartiges in ihrer 


rdenem Platze gelaſſen, und ſie Trochulum hiſpidum genannt. Es 


34 Mordſchnecken. Tab. 123. Fig 1060. 
einen weiteren Nabel haben. Daß dieſe Scene me banal der fol⸗ 
genden Kupferplatte abgebildeten Ne ee ee ei 
viele Aehnlichkeit habe, lehret der e cee A 
i Ou tun J Bl; un 


ns je 9% 
5. Pondfoneden, Turbine 0 
Tab. 177 Fig. 10 ! It. a. bis e. 2 Ind 
Ex Muſeo SPENGLERIANO et noftro, Fl nici 


Der Breitrand. 


Turbo Lineina Linnaei, tefta fubturrita, perforata, anfra@tibus, transı e 7 im 
ſulcatis, ore rotundo, fimbriato, labro lato ſtriato ſeu eireinnato. | 


Lister Hift. Conchyl. tab. 26. fig.24. Buccinum tenuiſſime ſtriatum, 
ore circinnato, cui etiam limbus latus et ſtriatus. Iamaica. I 
Beyſchriften wird ſie genannt: Cochlea Iamaicenſis reticulata. | 

RLEIN Tent, meth. $. 161. Sp. 2. p.55. tab. 3. no. 71 lit. a. b. Turbo l. 
naris nimboſus ore circinnato, limbo lato et ſtriato. „ 

PETIVER Gazophyl. tab. 1 18. fig. XI. Buccinum tenuiſſime ftriatum ce. 1 | 

SLOANE Hiſt. Iamaic. tom.2. tab. 240. fig. 12. 13. 0 

DaviLA Cat. raif. tom. I. no. 997. p. 446. Buccin ‚conleuik! de chair vi, Ja De 
bouche ronde. a en sin | 

Linneı Syſt. Nat. Edit. 10. no. 556. p. 766. „ eee 

— — — — Escit. 12. no. 639. p. 1239. Turbo bie teſta oblon 

5 ga, obtuſa, rugoſo : ſtriata, apertura limbo ee, 3 erento 
ö Habitat in Jamaica terreſtris. 
Berliniſches Magazin zter Band, p. 130. no. 30. Die geſtreifte Sean 
cke mit circulrunder breitgeſaͤumter Mündung. ER | 
Mürter Hiſt. Verm. no. 364. p. 178. Nerita Lineinia, (Dan. Olive Nett 
ten), teſta ovata, incarnata, ſtriata apertura in puncto adnata. 17 
GRONOVII Zoophyl. faſc. 3. no. 1522. p. 328. — Habitat ad Iamaicam et 
Antillas. 6 AN 
Schroͤters Einleitung — eter Band, p. 43. no. 37. 5 En 


ie 0 


e 


9 
N 


0 . 14185 


* 


M.oyndſchnecken. Tab. 123. Fig. 1060. 55 


giebet, ſo kennbar gemacht, daß fie aufs leichteſte von andern Gattungen 
unterſchieden werden kann. Sie hat fünf Umlaͤufe, welche durch Queer⸗ 
ſtreifen und Furchen rauh gemacht werden. Die laͤnglichten Streifen 
derſelben ſind ſo zart und fein, daß ein unbewafnetes Auge ſie leichte 
überſiehet. Es iſt übrigens dieſer Breitrand eine Landſchnecke, ſo auf 
den Antillen, und am meiſten auf Jamaica wohnet. | 
Die ſogleich dabey ſtehende, mit lit. b und e bezeichnete, ſcheinet 
mit ihr aufs naͤchſte verwandt zu ſeyn Sie iſt fleiſchfarbicht roͤthlich, 
(oder fie hat reſtam incarnato rufam), und wird von feinen Queerſtreifen 
und Furchen umgeben. Ihre Muͤndung iſt gleichfalls eirkulrund, allein 
es fehlet derſelben der breite gekerbte und geſtreifte Lippenſaum. Im 
Dargenville tab. 27. fig. 6. wird fie für eine Flußſchnecke aus der Marne 
ausgegeben, und in Schweden glaubten es einige meiner conchyliologi⸗ 
hen Freunde faͤlſchlich es ſey Turbo ſanguineus Linnaei. 


Fig lit. d und e wird in des Liſters Hiſtor. Conchyl. tab. 27. fig. 25, 
Cochlea terreſtris turbinata et ſtriata, in Kleins Meth. oſtrac. 5. 161. Spec. 3, 
Turbo lunaris teſſellatns et ftriacus, und in unſers Müllers Hiftor. Verm. 
no. 363. p. 177, Nerita elegans, teſta ovata, cinerea, fpiraliter convexe 
ſtriata, apertura adnata, genannt. Sie hat mit der vorhergehenden einer⸗ 

ley Form und Bildung, wird aber von einigen fuͤr keine bloße Varietaͤt, 
ſondern fuͤr eine eigene Gattung angeſehen. Ihre Oberflaͤche wird durch 
laͤnglichte Streifen und Queerſtreifen ganz neßförmig gemacht. Sie iſt 
aſchfarbig. Ein paar braͤunliche, weiß und braun punctirte abſetzende 
Bänder faſciae interruptae) legen ſich zierlichſt um fie herum. Ihr Wir⸗ 
bel iſt braun. Hinter den Buͤſchen auf dem Pyrenaͤiſchen Gebuͤrge wird 
ſie in Menge gefunden. Bey der vorigen etwas roͤthlich gefaͤrbten, finde 
ich ein operculum teſtaceum cochleatum. Eben dergleichen vermuthe ich 
auch bey der jetzigen. Doch behauptet es Muller in feiner Hiltoria Ver- 


In 


mium, fie habe ein operculum corneum. 


% ee A a it 1 An 2 4 1 Pen 
Na b 
Tab. 


* 8 2 . 


36 Mondſchnecken. Tab. 123. eee 1 i 
‚Tab, 123. Fig. 1061. 1062. ei ven 5 4 


Ex Muſeo Regio. ale Ya 
Die große Eineina. - een ee 
Turbo Lineina magna, tefta umbilicata, fubturrita, brunnea erh 10 i 

anfractibus ſex valde convexis, decuffatim ſtriatis, apertura rotunda, . 

labro albo fimbriato. Ki 
‚Lister Hiftor. Conchyl. tab. 25. fig.23. Buceinum terreſtre umbiltg att 15 
quinque orbium, admodum tenuiter ſtriatum et ee ipſo ore 
rotundo. 1 5 
Brown Iamaic. tab. 40. fg. 5-7. p. 401. Lincina rugoſa utringue friara, 
ore neh A horızoptali crenato. 


0 


Davıra Catal. raiſ. no. 997. p. 445. Bien den commun à bone 
affez large lie de vin foncè, à robe très finement reticulèe et umbiliq 


Müuter Hiftor. Verm. no. 367. p. 180. NeritaLabeo. (Dan. Flab-Nerite 
Teſta oblonga, umbilicata, fuſca, punctis con vexis ſtriata, 1 albo 
dilatato. a 

v. Born Index Muf, Caef. p. 365. Der Breitrand. 'w 

— — Teſtacea — — p. 385. tab. 13. fig.5.6. Turbo Lincina, teta 


ovato -oblonga, Police, anfractus quinque teretes, contigui, ſtriſs ru- j 
gulofis transverfim deeuffktis fcabri, apertura fubeircinata, limbo ex. 
panſo anfractum vicinum vix tangente, umbilicus impervius, e 11 
albidus maculis nebulofis luteis. Habitat in Iamaica terreſtris. 


Dieſe vorzuͤglich feltene Mondſchnecke aus welcher Liſter und Da. 1 
vila ein Buccinum, unſer Muller aber eine Nerite gemacht, lieget hieſelbſt 
nur alleine in der Koͤniglichen, und in der graͤflich Moltkiſchen Samm 4 
lung. Es iſt eine Erdſchnecke, die vornehmlich auf Jamaica wohnet, ei 9 
braunroͤthliches Farbenkleid traͤget, und auf ihren ſtarkgewoͤlbten neßförz 4 
mig geſtreiften Windungen durch unzaͤhlige laͤnglichte Streifen, und 
durch feine Queerfurchen und Streifen, eine rauhe, neßartige, geköͤrnte N 
und granulirte Oberflache erhält. Bey der Math oder den Abfägen der . 
Stockwerke, ſiehet man lauter feine Kerben. Die Mundoͤfnung iſt cir⸗ 4 
kulrund und wird von einem breiten weiſſen Lippenſaum umgeben. Der 
trichterfoͤrmige Umbilicus iſt bey den Exemplaren, welche ich eben in Haͤn⸗ 
den habe, allerdings pervius, obgleich der Herr Hofrath von Born den 
Nabel des von ihm beſchriebenen Stuͤckes als impervium angiebet. ne 

’ inne 


Mondſchnecken. Tab. 123. Fig.1063-1066. 57 
Linne bey dem Turbo, der von ihm Lineina genannt wird, durchaus nicht 
dieſen ſeltenen, (den er vermuthlich nie geſehen noch gekannt), ſondern 


jenen gemeinet habe, den ich bey fig. 1060 ben ee ” aus ſei⸗ 
ne Beſchreibung und Kitationen. 


* . ‚Tab. 123. Fig. a 


3 ag | % 
Ex Mufeo. SpENGLERIANO, 


m... Die unbefleckte Mondſchnecke. 


Turbo immaculatus pellucidus, tefta terreſtri, laevi, umbilieata, candidiſſima, 
ſubcarinata, anfractibus ſex rotundatis, labro fimbriato reflexo, 
E apertura rotunda. 


55 Dieſe Mondſchnecke iſt ſchneeweiß und burchſicheg Ihre Schale 
iſt glatt und hat acht Windungen, die ſich in eine ſcharfe Spitze endi⸗ 
gen. Auf der Mitte ihrer erſten größeften Windung ſtehet eine zarte 
ante. Ihre Muͤndung iſt weit und cirkulrund; fie wird von einen ziem⸗ 

1 is Breiten Eippeufanı umgeben, und hat einen Nabel. 


N Tab. 123. Fig. 1064- 1066. 
u Ex Mufeo Regio et noſtro. 


Das Wirbelhorn. 


abo Volvulus, teſta ut cornu venatorium gyrata leviter transverſim ſtriata, 
ex albo et nigro - fuſco faſciata, ex luteo et fuſco variegata, profunde um- 
dbilicata, Balı plerumque alba, ore rotundo, lutefcente, 
7 ſolide N : z 


Lisrzn Hiftor, Galen tab. 75. fig. 75. 5 
KLEIN Meth. oſtrac. 9, 34. no. I. p. 12. Cricoſtoma album, cochlis forni- 
5 cata, ore-circulari fimbriato. 

_ Perıver Gazophyl. tab. 77. fig. 6. Bottle Whelk. 

Sb Theſ. tom. 3. tab. 40. fig. 18. 19. Cochlea fluviatilis Auſtrina ſupra 
altum faſtigiata; ad gyros albicans, tribus funiculis anguſtis ſubtilibus 
obvoluta, atque ex ſubrufo leviter variegata. Subtus ſaturate ſpadi- 
cea faſcia ſupra eraſſiorem gyrum decurrit cornu unde venatici veluti 
figura emergit. In baſi penitus lactea et profunde introrſum ad nor- 
mam optices gyrata, ore e rotundo et arafat fimbriato prae- 
dita. vid. fig, 56 — 88. f 


Conan cane . ate Abtheil. m: Mür- 


— 


58 Mondſchnecken. Tab. 123. Fig 10641066. 


MülLR Hiſtor. Verm. no. 280. p. 82. Dan. den brune Orm Snekke, das 
ift, die braune Wurmſchnecke. Helix Volvulus, teſta trochiformi u mbi 
lccata, acuminata, variegata, apertura,eircinnata, labro reflek o. 
v. Born Index Muf. Caeſ. p. 389. Das Wirbel horn. 
— — Teftacea — — p. 379. tab. 14. fig. 23. 24. Helix Volvulus, 
teſta trochiformis, laevis, anfractus quinque convexi, contigui; fpira 
acuminata, apertura circularis; labrum reflexum craſſum; labium ad-. 
natum, umbilicus centralis, patens, profundus, color fufco alboque 
varius, fafciis obfoletis transverfis fufeis, maculis difperfis albis. Pa- 
tria ignota. Long. 10 lin. lata 1 pollic. N ki 
Schroͤters Einleitung, zweyter Band, p. 188. uo. 44. 


In dem hieſigen Königlichen, auf der ſogenannten Kunſtkammer 


3 


U 


feiner Hift. Verm. p. 83. die Frage niedergeſchrieben: Splendidae ampli- 
tudinis ratio, an in nutrimento, in elimate, aut ſpecie diverſa quaerenda? Ich 
ſolte glauben, eine Haupturſache ihrer vorzuͤglichen Groͤße muͤſſe auch 
inſonderheit in ihrem weit hoͤheren und groͤßeren Alter geſuchet werden. 
Ihr Vaterland, welches der Herr von Born als unbekannt angiebet, 
iſt uns hier zu Lande beſtens bekannt. Denn wir erhalten dieſe Gat⸗ 
tung oftmals von Tranquebar, jedoch nie in fo anſehnlicher Größe wie 
bey lig. 1064, ſondern nur in mittlerer Größe, wie ich dergleichen fi; 1 
1066 aus meiner Sammlung zeichnen laſſen. Daß dieſe Schnecke in 
ihrer Form viele Gleichfoͤrmigkeit mit einem Jagd oder Poſthorn habe, 
lehret der Augenſchein. Man findet bey ihr fünf Stockwerke. Mit⸗ 
ten auf der erſten Windung ſtehet inſonderheit bey groͤßeren eine ſcharfe 
Kante Der weiſſe Grund dieſer vortreflichen Erdſchnecke wird durch 
gelbliche und braunroͤthliche Flecken bunt gemacht. Bald legen ſich 9 
weiſſe / bald auch breite ſchwarzbraune Binden wie Guͤrtel um fie herz 
um. Die Grundflaͤche iſt weiß, der Nabel ſehr tief, trichterfoͤrmig und 
offen. Die cirkulrunde Mundoͤfnung wird von einem dicken, gelblichen, 
orangefarbichten Saume umgeben. Die inneren Wände find weis 
Dien Helicem involvulum, welchen Muͤller in feiner Hiſt. Verm. 
no. 281. beſchreibet, habe ich zwar aus dem graͤflich Moltkiſchen und 

Spengleriſchen Cabinette in Haͤnden gehabt, aber ihn mit ſehr gutem 
Vorbedacht hinweggelaſſen, weil ich ihn nicht fuͤr eine neue 1 2 
8 5 ondern 


ber 


Mondſchnecken. Tab. 123. Fig. 1067 107%. 59 
ſondern nur vor eine geringe Abaͤnderung der vorigen anſehe. Da er in 
ſeiner ganzen Form, Bildung und Bauart gaͤnzlich der zuvor beſchrie⸗ 
benen gleichet, ſo berechtigen uns die ſtaͤrkeren Queerſtreifen und die 
feineren ſenkrechten Linien, welche man auf ſeinem ſchalichten Wohnge⸗ 
bäude erblicket, noch lange nicht, ihn für etwas mehreres als für eine 
PVarietaͤt zu erklaͤren. Er 


is 5 Tab. 123. Fig. 1067. 1068. | 
N Ex Mufeo Regio. a 7051 
| Die bunte ſchnirkelfoͤrmige Mondſchnecke. 

Turbo helicinus, tefta umbilicata, variegata ex fuſeo, anfractibus rotundatis, 

Wm. ore rotundo, baſi alba. Forma helicis, ſed apertura turbinis. 
Aus dem Koͤniglichen Conchyliencabinette habe ich dieſe Conchylie 
entlehnet. Sie gleichet völlig einer Schnirkelſchnecke. Allein ihre Mund⸗ 
öfnung, die cirkulrund iſt, hat mich bewogen, ihr eine Stelle unter den 
Mondſchnecken anzuweiſen. Ihre gerundete und gewoͤlbte Baſis iſt 
weiß. Die Oberflaͤche der Schale wird durch braͤunliche Zigzagflecken 
ganz bunt gemacht. Der weiſſe offene Nabel iſt tief, weit und trich⸗ 
terfoͤrmig. Seba ſcheinet mir eine ähnliche im dritten Bande ſeines 
Theſ. locupl. tab. 40. fig. 34. gemeinet zu haben. Die runde Mundoͤf⸗ 
nung wird von einem kleinen Saume eingefaſſet. Daß es eine Land⸗ 

ſchnecke ſey, iſt unleugbar, aber den eigentlichen Ort ihres Aufenthaltes 
weiß ich nicht zu beſtimmen. 5 - 

Tab. 123. Fig. 1069. 1070. 
BR Ex Mufeo SpENGLERIANO. e 

1 Die blaͤtterichte Mondſchnecke. 
Turbo foliaceus, teſta trochiformi, alba et roſea, umbilicata, rugis foliaceis 
. ee corrugata et obſita, ore rotundo. ’ 
Diieſe aͤuſſerſt ſeltene vortrefliche Schnecke ſuchet man in den con⸗ 
chyliologiſchen Schriften und in den meiſten Conchylienſammlungen ver⸗ 
gebens. Es iſt eine wahre conchyliologiſche Seltenheit, welche auch 
hieſelbſt nirgends als nur alleine im Spengleriſchen Cabinette lieget. 

Ihr Bau iſt kraͤuſelfoͤrmig, und beſtehet aus ſechs Stockwerken. Der 

Schalengrund iſt ſo weiß, wie der weiſſeſte Alabaſter, er wird aber durch 

die angenehmſte roſenrothe Farbenmiſchung ungemein verſchoͤnert und 
eredelt. Auf dem erſten groͤßeſten N ſiehet man lauter Kr er⸗ 
Mr 2 obene 


N 


60 Mondſchnecken. Tab. 123. Fig. 1001 105. N 


hobene, krauſe, blaͤttericht, laͤnglicht und flammicht herablaufende Rum 
zeln. Die Mundoͤfnung iſt cirkulrund, und wird von einem kleinen 
weiſſen Saume eingefaſſet und umgeben. Die „ dat im ihre | 


Mitte einen weiten und tiefen Nabel. ua 5 9 
x j aa 
Tab. 123. Fig. 1071 N ben a Ba 

Ex Mufeo SPENGLERIANO et noftro. BE 

Die bandirte Mondfchnede. +» e 


Turbo ligatus, teſta ſubgloboſa, faſciata, umbilicata, ore e eirculari. 10 
Dan. Baendel - Snekke. ai 


Müln Hiftor. Verm, no. 368. p. 181. Nerita ligata, tefta 1 acu- 9 
minata, ſubumbilicata, fafciis rubris, apertura circulari. 1 Sant 90 


Von dieſer Schnecke giebt es mancherley Abänderungen. De, 
jenige, welche bey fig. 1071. 1072. vorgeftellet worden, wird auf ihren | 
ziemlich gewoͤlbten Windungen von einigen braunroͤthlichen Queerbin⸗ 1 
den, die auch innerlich fichtbar find, umgeben. Sie hat nur fünf Stock⸗ a 
werke, eine cirkulrunde Mundoͤfnung und kleinen Nabel. Die andere u 
bey fig. 1073. 1074. iſt weit größer, bauchichter, aufgeblaſener. Feine | 

1 
N 


zarte Streifen laufen über die grauweiſſe blaͤulichte Schale hinüber, 
welche denn auch von vier ſchmalen roͤthlichen Baͤndern, die an den 
inneren Wänden eine weit lebhaftere Farbe haben, als von auſſen, unm⸗ 

wunden werden. Ihre ſechs Windungen endigen ſich in eine 10 90% “| 
Spitze. Der Nabel iſt tief. Die chkeſunde „ wird von | 
einem Saume umgeben. 103 
Tab. 123. Fig. 1075. lit. a. und 6. 


Ex Muſeo noſtro. 


Die wohlgerandete Mondſchnecke. 


Turbo marginatus, tefta alba fubovato - rugoſa, perforata, anfractibus 1 
transverfis marginatis et ſtriatis. 4 


Dieſe Gattung von Mondſchnecken, welche en miniature den Gold⸗ 4 
und Silbermuͤnden gleicher, habe ich in Menge von Oſtindien aus Se 
rutſchinapalli auf Coromandel bekommen. Mein dort wohnender Freund 
der Mißionarius Pohle, ließ einſt in ſeinem Briefe folgende Worte mit 
einfließen: „ihn würde ich für völlig entſchuldiget halten, wenn er mir 
„Feine Conchylien uͤberſende, da er, weit entfernt von der Seekuͤſte, 

„mitten 


Mondſchnecken. Tab. 123. Fig. 1075. 1076. 81 


» mitten im Lande feine Wohnſtaͤtte habe, wo gar keine Schnecken zu 
finden waͤren.“ Ich antwortete, daß ich ihn ſchlechterdings nicht für 
entſchuldiget hielte und halten Fönne, indem er mir ja viele Gattungen 
von den dortigen Land⸗Erd⸗VBaum⸗ Garten⸗Fluß⸗ Teich⸗Sumpf⸗ 
ſchnecken, wie auch Muſcheln der ſuͤſen Waſſer ſenden koͤnne. Denn 
es ſey gar nicht glaublich noch wahrſcheinlich, daß ſeine Gegend die 
einzige auf Gottes Erdboden ſeyn konne, wo ſich weder Schnecken noch 

Muſcheln aufhalten ſollten. Dies fruchtete denn ſoviel, daß mit dem 
naͤchſten Schiffe eine ziemliche Parthie der dortigen Erd- und Flußcon⸗ 

chylien mir geſandt wurden. Darunter waren nun auch ſehr viele von 

dieſen kleinen weiſſen Mondſchnecken. Ob es aber eine Land⸗ oder Fluß⸗ 
ſchnecke der dortigen Gegend ſey, weiß ich mit keiner Gewißheit zu 
ſagen. Sie wird durch zarte laͤnglichte Streifen ganz rauh und run⸗ 
zelhaft gemacht, und inſonderheit von vielen ſcharfen Queerſtreifen wie 
mit Ribben und Kanten umgeben. Ich habe fie um des willen die wohl⸗ 
gerandete genannt. Sie hat einen kleinen Nabel und eine vollig cirz 
kulrunde Mundoͤfnung, darinnen noch bey den meiſten das weiſſe, runde, 
mit concentriſchen Streifen bezeichnete Operculum teſtaceum ſteckt. Wenn 
dieſe Schnecke aller Queerſtreifen ermangelte, auch die Schale derſelben 
weit duͤnner und durchſichtiger waͤre, ſo wuͤrde ſie voͤllig dem Turbini 

gleichen, der beym Linne reflexus genannt wird. 1308 
1957 Tab. 123. Fig. 1076. no. 1. und 2. 

a ene Ex Muſeo noſtro. 5 g | 

Das kleine Faͤßchen oder Bienenkoͤrbchen. 

Turbo muſcorum Linnaei, tefta cylindrica, cornea, ſubdiaphana, 

apice obtuſo, apertura rotunda edentula, 


Gall. Barillet. 


Lister Hiftor, Animal: tab. 2. fig. 6. p. 121. Buceinum exiguum fubflavum, 
cylindraceum, mucrone obtuſo. 
PETIVER Gazgphyl. Vol. I. tab. 35. fig.6. Buccinum minimum ovale. 
DAROEN VILLA Zoomorph. tab. 9. fig. 1 1. Le Barillet, rien n’eft fi petit que 
ſſa figure naturelle. . 5 f un 
Schwammerdams Bibel der Natur, tab. 8. fig. 1. 2. p. G7. 

LINN I Syſt. Nat. Edit. 10. no. 568. p. 767. f 
— — — — Edit. 12. no. 65 1. p. 1240. Turbo mufcorum, tefta ova- 
da, obtuſa, pellucida, anfractibus fenis fecundis, apertura edentula. 


Nas H 3 Lin- 


* 1 


a N. Veoh 
e 
. 


62 Mondſchnecken. Tab. 123. Fig, 


LIxNIL Iter Oelandicum, p.99. Cochlea ‚parva ſpiris NaN 
— — Fauna Suec. p. 525. 0. 2173. Magnitudo Sende gente, 
brunnea dum adhuc animalculo foeta eſt, alias cornea, 1 


ſpiris 4, 5 vel 6, apertura ovato- acuminata, mucrone obtuſo. Ra 
0 

13% 

Erd. 


rae more communi procedunt. Habitat Upfaliae inter Hypna et 

ad radices arborum et in tectis ruſticorum antiquis- 
Berliniſches Magazin zter Band, p. 141. no. 38. tab. 5. fig. 63. 
Schroͤters Erdconchylien, p. 140. fig. 1 I. tab. 1. fig. 7. Bac bangt. 


ſchraube. N 
Mürrer Hift, Verm. no. 304. p. 105. Helix muſcorum, teſta pl 

obtuſa, apertura edentula, orbiculata, labro albooʒ‚ 
PENNANT British Zoologie tom. 4- no. 118. tab. 82. fig. 118. 


pa Costa British Conchol. p. 89. tab. 5. Sg. 16. Turbo minimus s eylind 
ceus mucrone obtuſo. 1 
FavART p’Hersıcny Diet. tem. 1. p. 6o. Petit Borillet, Boni fa 
cylindrica, obtuſa, labro albo reflexo, fpiris ſen. 
Schroͤters Einleitung, 2ter Theil, p. S8. 5 
Hier ſehen wir eine der kleinſten Erdſchnecken, welche 1 
Große eines halben Gerſtenkornes zu erreichen pfleget. Sie wird 
kleine Faͤßchen oder das Bienenkoͤrbchen genannt, und am erſten hinter 
Mooß und bey alten Mauren gefunden. Weil ſie ſo gar klein iſt, ſo 
habe ich ſie anfaͤnglich uͤbergehen und nicht mit beſchreiben wollen. Da 
aber ſo viele Conchyliologen derſelben gedenken, und inſonderheit Linne 
zum öftern von ihr redet, fo habe ich ihr hier ein Plaͤtzlein angewieſe 
Unter den Linksſchnecken im erſten Abſchnitte dieſes Bandes ſtehet ſchon 
tab. 112. fig. 965. ein aͤhnliches Bienenkoͤrbchen, welches aber durch 
nen anſehnlichern Bau, verkehrte Windung, und durch ſeine mit me 
reren Zaͤhnen beſetzte Mundoͤfnung gar ſehr von der gegenwaͤrtigen u 
terſchieden wird. Bey dem jetzigen Bienenkoͤrbchen, von welchem hier 
die Rede iſt, ſiehet man keinen einzigen Zahn in der runden Munde 
nung. In der Form gleichet es einer Walze, oder, nach dem Urthe 
der Franzoͤſiſchen Conchyliologen, einem Faͤßchen, deſſen Windung 
gleichſam die Tonnenbaͤnder vorſtellen ſollen. Die Zahl der Stockwerke 
iſt verſchieden. Einige haben fünf, andere ſechs, noch andere fiebe 
bis acht Umlaͤufe. Die Schale iſt hornartig und durchſichtig, der Wir⸗ 
bel ſtumpf, die runde Muͤndung wird von einem kleinen weiſſen Lippen- 
ſaum umgeben. Diejenige, welche bey den Franzoſen grand Barillet heißt, 
iſt nur etwas groͤßer, und hat gemeiniglich acht Windungen. 


| 


Mondſchnecken. Tab. 123. Fig. 1077. 63 


en 1291 Eig. me. Klit, A. Eta. sr 
a ſtachlichte auf 1 Rüden mit lauter Stacheln befegte 
. Mondſchnecke. 
e Turbo Nautileus Linnaei, teſta alba, in dorfo dentata feu eriftata. 
Gall. Le Planorbe tuile. 

Nöſels Inſectenbeluſtig. tom. 3. tab. 97. fig. 6. 7. Ein Anmons horn, welches 
auf jedem Reif beym Rüden ſtachlichte Spitzen traͤget. ö 
Acta Helvet. 4. p. 212. tab. 9. fig. 2 1. 22. 
LINNAET Syſt. Nat, Edit. 10. no. 234. p. 709. Nautilus Criſta, teſtas aper- 

ktura orbiculata, anfractibus contiguis, articulis annulatis dorfo Ducie. 

Habitat in Germaniae paludibus minutus. 


— "m Edit. 12. no. 654. p. 1241. Turbo Nautileus, teſta planiuſcula, 


anfractibus annulatis dorfo criſtatis. Habitat in Ceratophyllo Germa- 
niae, Helvetiae, minutus. 8 
Bene deutſche Ausgabe, p. 87. no. 8. Planorbis vs plana, ſubtus con- 
cava, anfractibus tribus, plieis transverfis fimbriatis. 
erliniſches Magazin, tom. 4. p. 269. no. 72. b 
ILLER Hift. Verm. no. 351. p. 165. Planorbis imbricatus, esta alba, pal- 
. lida, einerea, minutiſſima, pellucida, fragiliſſima, ſupra plana, ſubtus 
I 'convexa, umbilicata, lineis transverſis ligamentorum inftar elevatis 
= eindta; hae in margine . carinam Tal reddunt. 
a Apertura rotundata alba. 
Fr AVART D' HERBICNVY Diet. tom. 3. p. 1600 Plinoibe tulle, Planorbis teſta 
plana, ſubtus concava, anfractibus tribus, plicis transverfis hi 
Schroͤters Einleitung, 2ter Band, P. 60. no. 50. 


Linne iſt bey der Ausarbeitung ſeines Naturſyſtems mit dieſer 
kleinen Schnecke gewiß etwas verlegen geweſen wo er ſie fuͤglich bey 
irgend einem Geſchlechte unterbringen ſolle. In der zehnten Ausgabe 
feines Naturſyſtems hat er ihr bey den Nautilis, wo wir fie am we⸗ 
nigſten würden geſucht und vermuthet haben, einen Ort angewieſen. 
Es iſt daſelbſt Nautilus Criſta Linnaei. Allein bey der zwoͤlften Aus⸗ 
ae feines Naturſyſtems iſt ihr, ohnſtreitig wegen ihrer runden Mund⸗ 

nung, eine Stelle unter den Furbinibus gegeben worden, woſelbſt ſie 

aber ungluͤcklicher Weiſe unter eine ſolche Unterabtheilung der Mond⸗ 

ſchnecken zu ſtehen gekommen, wo man fie unmöglich in Ruhe ſtehen 

Men kann. Denn ſie ſtehet unter die Turbinas turritos, da ſich a 
na 


64 Neriten. Tab. 124. Fig. 1078. 1079. 


nach der eigenen Ausſage des Linne eine Teſta planiuſeula bey ihr be⸗ 
findet. Dem Linne muß man dieſe Fehltritte nicht zu hoch anrechnen, 
da er von dieſem artigen Schneckchen nie ein Original beſeſſen, welches 


auch aus dem dieſer Gattung beygeſetzten Zeichen des Creuzes, welches 


er allen Gattungen, die er nicht geſehen, beyzufuͤgen pfleget, erſehen N 


werden kann. Linne hat ſie alleine aus der Abbildung und Beſchrei⸗ 
bung des Roͤſels gekannt. Von unſerm fleißigen und aufmerkſamen 


Muͤller iſt fie auch in den ſuͤſſen Waſſern dieſes Landes angetroffen wor 


$ 


den. Sie gleicher, wenn fie mit den Blättern der Waſſerpflanzen herz 
aufgezogen wird, einem kleinen Waſſertropfen, und fie kann nur mit ei⸗ 
nem wohlbewafneten Auge recht geſehen werden. Ich habe fie bey lit. a. 
in ihrer eigentlichen kleinen Form, und bey lit. A. ſehr vergrößert vor 
ſtellen laſſen. Sie ift fo klein, daß man ganze Kolonien derſelben mit 
einem Hauche wegblaſen kann. Die Zacken und Stacheln, welche in 


der regelmaͤßigſten Ordnung den Ruͤcken ihres Gebäudes zieren, unter⸗ 


ſcheiden fie hinlaͤnglich von allen andern Schnecken. Roſel belehret uns 
von einem ſonderbaren Umſtande, daß nemlich die Schale bey allen, die 
er von dieſer kleinen Schnecke trocknen und auf behalten wollen, zerſprun? 


gen. Will man dies verhuͤten, ſo muß man ſie im Weingeiſte aufbewahren. 


S ne 
6. Neriten aus füffen Waſſern. 
Neritae ex aquis dulcibus. 


ET} e 


Tab. 124. Fig. 1078. 1079. 
Ex Muſeo noſtro. 
Das Rothauge. 


Nerita Rubella, Pulligera Linnaei, teſta fluviatili laeviuſcula, ex brunneo 


aut nigricante colorata, imperforata, apice ſeu vertice ſemper praemorſo et 


quaſi exciſo, labio interiori plano ex plumbeo infecto, infra denticulato, _ 
labio exteriori flavicante, acuto. 


Lis TER Hiftor. Verm. tab. 143. fig. 37. Nerita fluviatilis, laevis, nigra, ore 


edentulo luteo. | de 


Prriver Gazophyl. tab. 12. fig.4. it. Aquat, Amboin. tab. XI. fig. 4. 27 
RH Amboin. tab. 22. fig. H. Volvata fluviatilis Gve Rubella. 5 4 
0 GvAL- 


——— 


Neriten. Tab. 124. Fig. 1078. 1079. 65 


GVALTIERT Index Conchyl. tab, 4. fig. H H. Nerita fluviatilis maxima, levi. 
tteer ſtriata, ſuperne ex nigro obſcure virideſeens, ore eitrino, labio in- 
teriore plumbeo et denticulato, 

SEBA Theſ. tom. 3. tab. 41. fig. 23 —26. "Valvatar nigra, aliis etiam Rubella, 

ect quum ſubtus labio interno corallini ruboris gaudeat oculi figuram refe- 

rente. In teſta ſuperiore atro- nigra rotundi ocelli tanquam ovula 

2 , erucarum haerent acereti, uno tantum gyro, . ut alii nn 

N Hapieettüurbinatorn © 

9 Catal. raif. tom. I. no. 965. p. 430. Nerite rare verd de terra nuèe de 
brun vers la tete et les bords, à ſtries fines transverſales, à levre interieu- 

ke dentelèe et exterieure finiſſant en une eſpece d' oreille ou d'umbilie. 5 

Gebe Beluſtig. tab. 23. fig. 242. lit. a. und E. 

Linnwarı Syft. Nat. Edit. 12. n0.726. p. 1253. Nerita pulligera, teſta 

Rei, rudi, fpirula excavato-oculata, labio interiore laevi erenulato. 

Habitat in Indiae fluviis, pullos in dorfo teftae gerit. Teſta fimilis 

NTeritae fluviatili ſed quadruplo major, rudis, fufca ſeu cornea, laeviuſ- 
cula, opaca. Spirae locus margine prominulo acuto einctus et exca- 
vatus. Faux pallida flavicans abfque ſtriis. Labium interius planum 
erenulatum. Dorſum teſtae notatum faepe cicatricibus pallidis, ovali- 
bus, margine albo cindtis a cafu pullorum qui ſupra dorfum excluduntur. 

Berlinische Magazin, tom. 4. p. 279. no. 77. tab. 8. fig. 31. 

Mürrer Hiftor. Verm. no. 382. p. 195. Nerita Rubella, teſta dilatata con- 
vexa nigricante, labio interiore crenulato. 

GRONOVI Zoophyl. faſc. 3. no. 1585. p. 339. Nerita tefta ovata, laevi, ſpi- 
ra obfoleta plana, labiis edentulis ſanguineis, exteriore tenui. Colu- 
mella plana truncata, acuta, glabra, ſplendida, ſanguinea, edentula. 
Labium exterius rotundato- prominens, edentulum, glabrum, fangui- 
neo tinctum, margine tenui. 

v. Born Index Muſ. Caef. p. 418. Die bruttragende Nerite. 

— — Teftacea Muf: Caeſ. p. 402. tab. 17. fig. 9. 10. Nerita pulligera, tefta 
ovato dilatata, laevis; ſpira excavata; anfractus duo, quorum alter 
maximus totam teffam format et ad apicem in dentem acutum termina- 

tur; alter minimus in fpeciminibus quibusdam deeft; apertura ampla 
lunata; labrum acutum; labium explanatum laeve, margine erenulato. 
Color nigrefeens aut olivaceus. 

FavANNE Conchyl. tab. 61. fig. Drs. 

Schröters Flußcouchylien, p. 2 15. no. 36. 

— Einleitung, 2ter Band, p. 289. no. 12. 

cocpleo ce IX. B. ate Abtheil. * Unter 


* 


66 Neriten. Tab. 124. Fig. 1078, 10 7 0 ÿ 


Unter allen Neriten der ſuͤſſen Waſſer kenne ich keine groͤßere als 
die gegenwaͤrtige. Ihre Schale iſt ſehr leicht; fie hat kaum zween Um⸗ 
laͤufe, und wird von einer braunen, oft auch von einer ſchwarzen Farben⸗ 
rinde bedecket. Den Wirbel findet man bey dieſer Gattung faſt allemahl 
wie nabelfoͤrmig ausgehoͤhlet und ausgefreſſen, welches von beſondern 
Urſachen und Umſtaͤnden herruͤhren muß. Die Muͤndung iſt weit und 
halbmondfoͤrmig. Auf der flachen glatten inneren Lippe ſiehet man einen 
bleyfaͤrbichten Glanz, und unten beym Gaumen lauter kleine Zaͤhne, 
welche aber nur von einem wohlbewafneten Auge deutlich wahrgenom⸗ 
men werden koͤnnen. Die innere Seite der ſcharfen aͤuſſeren, ſich beym 
Wirbel in einem Zahn oder ſcharfe Spitze endigenden Lippe, hat gemei⸗ 
niglich eine rothgelbliche Orangefarbe, welche dieſer Schnecke bey den 
Maleyern, nach Kumphs Ausſage, den Namen des Rothauges ſoll zu 
wege gebracht haben. Es wohnet dieſe Nerite in den Oſtindiſchen Fluͤſ⸗ 
ſen und ſuͤßen Waſſern. Bey den Coockiſchen Reiſen wurden viele der⸗ 
ſelben auf Otaheite gefunden, davon mir auch einige zu Theil geworden. 
Auf dem Ruͤcken dieſer Gattung erblicket man zum öftern kleine weiſſe 
eyfoͤrmige Warzen, welche den Eyern gleichen. Rumph will uns uͤber⸗ 
reden, dies waͤren lauter Eyer eben dieſer Schnecke, deren junge Brut 
jedesmal auf ihrem Nüden ausgebruͤtet wuͤrde. Allein da Herr von Born 
eben dergleichen Eyerchen auch auf einer im Kayſerl. Cabinette liegenden 
Helice amarula angetroffen, (conf. v. Borns Teftac. Muſ. Caef. tab. 16. 
fig. 2 1.), ſo fallt alle Wahrſcheinlichkeit des Rumphiſchen Vorgebens da⸗ 
hin. Ich bin gaͤnzlich der Meinung des Herrn Hofraths von Born, 
wenn er in feinen Teſtac. p. 391 ſchreibet: hae cicatrices ovula molluſi 
parafitici eſſe videntur. Etwas gleiches vermuthet unſer Muller in feiner” 
Hiſt. Verm. wenn er p. 196 ſchreibet: Niſi obſtaret autoritas exactiſſni 
Rumphii, ovula peregrini animaleuli putarem. Es fehlet dieſer Schnecke 
noch an einem recht bequemen Namen, da es gar nicht rathſam iſt, ſie 
ferner Neritam rubellam, das Rothauge, wegen ihrer oft roͤthlichen Muͤn⸗ 
dung, zu nennen; da es auch gar nicht zu billigen iſt, ſie ferner Neritam 
pulligeram, die Bruttragende, oder mit dem Profeſſor Muͤller im voll 
ſtaͤndigen Linneiſchen Naturſyſtem tom. 6. p. 590. den Junghecker zu heiſ⸗ 
fen; da es nun auch erwieſen iſt, daß jene zum oͤftern auf ihrem Ruͤcken 
ſitzende Eyerchen gar nicht von ihr, ſondern von einem Waſſerinſecte herz 
ruͤhren. Eben ſo wenig, als man die Balanos oder Lepades, die ſich auf 
den Schnecken und Muſcheln in Menge anſetzen, für die junge Brut der⸗ 
ſelben ausgeben wird; eben ſo wenig muß man mn > x 

1 rut 


\ 


* 8 


Ta 


Neriten. Tab. 124. Fig. 1080. 1081. 67 


Brut der Nerite erklaͤren. Vielleicht wären andere geneigter, fie lieber 
kuͤnftig wegen ihres allemal ausgefreſſenen und vertieften Wirbels, Ne⸗ 
ritam praemorſam et umbilicatam, oder wegen ihrer vorzuͤglichen Groͤße, 
maximam Neritarum fluviatilium, oder wegen ihres braunen einfaͤrbichten 
Farbenkleides, Neritam modeſtam, zu nennen. Allein ich kann und mag 
mich dabey vorjetzo nicht laͤnger aufhalten Nur dieſes einzige will ich 
noch anmerken. Unter meinen Suͤdlaͤndiſchen, fo ich von dieſer Gattung 
beſitze, iſt die eine kohlſchwarz / fie hat keiuen ausgefreſſenen, ſondern nur 

einen ſehr vertieften, und wie mit einer Einfaſſung umzaͤunten Wirbel, 
auch findet man auf ihrer Oberflaͤche keine Spur von ſolchen Eyerchen, 
damit die braͤunlichen gemeiniglich wie befäer zu ſeyn ſcheinen. Aus der 

Spengleriſchen Sammlung habe ich auch noch ſo ein großes Stuͤck von 
dieſer Art in Haͤnden gehabt, ſo ſechzehn Linien lang, und dreyzehn Linien 
breit geweſen, und ebenfalls keinen abgeriebenen, ſondern einen wohler⸗ 


haltenen, aber doch ſehr vertieften Wirbel gehabt. 


Tab. 124. Fig. 1080. 1081. 
Ex Mufeo noſtro. 


Der Zebra unter den Flußneriten. 
Zebra neritarum fluviatilium, teſta fluviatili, laevi, flavefcente, ſtrigis un- 
dl,atis nigreſcentibus parallelis picta, labio plano albo edentulo, 

labro acuto, apertura ſemilunari. 5 


u Bey dieſer Oſtindiſchen Nerite finden wir keinen vertieften, ſonder 
einen merklich erhabenen Wirbel. Ihr glatter gelblicher Schalengrund 
wird durch breite pechſchwarze, wellenfoͤrmig, flammicht und wie zigzag 
herablaufende Baͤnder und Streifen bezeichnet. Die innere flache breite 
weiſſe Lippe iſt beym Gaume weder gekerbet noch gezaͤhnelt, ſondern glatt, 
doch ſiehet man oben und unten in der Ecke an der inneren weiſſen Wand 
einen kleinen Wulſt oder Zahn, vermuthlich um den Deckel dadurch einige 
Gelegenheit zu verſchaffen, ſich eher anhalten und anſchließen zu koͤnnen. 
Die aͤuſſere Lippe iſt ſcharf; die Muͤndung halbmondfoͤrmig und die inne⸗ 
ren Waͤnde find weiß. Doch ſchimmern, wenn man dieſe Nerite gegen 
das Licht kehret, die flammicht gezeichneten ſchwarzen Streifen und Baͤn⸗ 
der der Oberflaͤche gar ſtark hindurch. Bey fig. 1081 iſt der Wirbel 
ſtumpfer, die Windungen graͤnzen naͤher beyſammen und ſetzen weniger 
von einander ab, auch iſt der gelbliche Grund dunkler. Die ſchwarzen 
Streifen und Bänder nehmen auch keine ſo ſehr eingebogene und 1 5 
N 5 J 2 michte 


michte, ſondern eine weit regelmäßigere Richtung, und ſie hal en ach im 


richtigſten Ebenmaaſe von einander entfernet. W e 
| Tab. 124. Fig. 1082. rag 1 Rn. 
Ex Mufeo noſtro. RR 

Die Dorcelannerit. ne 
Nerita Porcellana, ie 4 g 


pa Costa Conchology Fol. tab. 6. fig. 4. „„ 
Bey dieſer Schnecke bleibet man anfaͤnglich ungewiß, ob es beſſer 
ſey, ſie den Patellen oder den Neriten beyzufuͤgen. Die mehreſten 
zählen fie unter die Napfſchnecken und Klippklebers. Beym Linne iſt 
es Patella Porcellana. Weil Martini ſchon im erſten Theile dieſes Sy⸗ 
ſtem. Conchylienwerkes tab. 13. fig. 127. 128. p. 156. ſie beſchrieben, ſo 
hätte ich gänzlich von ihr ſchweigen koͤnnen. Allein da er eine ſehr un ? 
richtige Zeichnung von ihr geliefert, fo habe ich hier eine weit richtigere 
darlegen, und es zugleich noch melden wollen, daß man auſſer den vier 
len conchyliologiſchen Schriftſtellern, die Martini bey ihr anfuͤhret, 
etwas weiteres annoch von ihr nachleſen koͤnne, in des Naturforſchers 
ıztem Stuͤcke p. 79. tab. 5. fig. 1, in Schroͤters Einleitung zur Con⸗ 
chylienkenntniß ztem Bande p. 399, ferner in feiner neuen Litteratur 
zur Kenntniß der Conchylien atem Bande p. 301. Martini ſetzet dieſe 
Conchylie unter die Meerſchnecken, es iſt aber eine Flußſchnecke, die zu 
Oſtindien in ſuſſen Waſſern angetroffen wird. Ich habe ſie unter die 
Flußneriten mit hingeſtellet, und glaube dazu, wo nicht ein groͤßeres, 
doch wohl ein eben ſo ſtarkes Recht zu haben, als jene, welche ſie den 
Patellen beyzaͤhlen; denn es iſt eine Mittelgattung zwiſchen beyden Ge⸗ 
ſchlechten. a a ir Bi rt 
Tab. 124. Fig. 1083. 1084. Eu 
Ex Mufeo noftro. . Erna» 2 
Die Dornencrone. Die dornichte Nerite. Der Flußdorn. 
Nerita Corona Linnaei, tefta imperforata, epidermide nigerrima ſuperinduta, 
vertice intruſo, corona ſpinarum valde elongatarum eincta, labro 


acuto exeiſo, labio plano edentulo. 1 
Angl. Rivier Thorney Shell. Gall. Nerite epineuſmm. 
Belg. Rivier Dorentjie.,. En N 
Rumen Amboin. tab,22, fig. O. Valvata ſpinoſ a. u 
TE 8 8 b ; FE. 


Neriten. Tab. 124. Fig. 1083. 1084. 69 
en Aduat. Amboin. tab. 3. fig. Maler spineſa ,, Went e 
KLEIx Meth. oſtrac. $. 137. no. 18. P. 47. Ureeus ore integro, frbrotundo, 
ad dextram labiato, ſpinoſus. a ſpinoſa Rumphii major terrei 
C.oloris, minor nigra. . 
DarsenviLıe Conchyl. tab. 7. fig. 25 We ſpinoſa, une de plus rares Ne- 
iites; fon fond olivätre eſt ray avec un rang de pointes aſſez 1 
ee.t toutes noires. 
ana Cat. raif, tom. I. no. 964. p. 430. Une Nerite des Indes, rare, verd 
‚ fonce, a fix Epines forees placees le long du milieu de la fpiraley de 
a 1 en plus grandes, à meſure qu'elle approchent du bord: la 5 
de ces Epines eſt fouvant plus longue que la coquille méme. 
NEI RN 9 15 Edit. 10. no. 629. p. 777. 
— Edit. 12. no. 720. p. 1252. 5 g 
1 — Miuſ. Reg. Lud. Ulr. no. 387. p. 676. Nerita corona, teſtae an 
fractibus coronatis fpinis, labiis edentulis. Teſta cinerea adſperſa pun- 
11 5 ctis oblongiusculis in dorſo anteriore anfractuum. Spinae anfractuum 
ce ylindricae, decem, rectae, aliquot lineas longae. Apertura eden- 
tula, flavo einerea, claufa operculo Ovato laevi. e | 
Berliniſches Magazin 4ter Band, p. 27. tab. 8. fig. 30. N 
3 Hiſtor. Verm. no. 383. p. 197. Nerita Corona, tefta direkt, ie con- 
vexa, ſtriata, fufca, aculeis longis nigris. Operculum nitidum coerv: 
leum, ſtriatum margine curvato fanguineo, In Aſiae fluviis. 
1 p"Hersıcny Diet. tom. 2. p. 444. Nerite epineuſe. Nerita Auen 
ttilis ſpinis perforatis et elatis armata, ex colore viridi nigrefeens, colu- 
| mella edentula et intus propenſa, teſta tenui inſignis. Les epines en 
ra forme de petits tuyaux eapillaires font diffäntes les unes des autres et 
un peu inclinèes. 
Hater Ates Stuͤck, tab. 15 fig. 1. 2. p. 51. item tes Stück, p. 160. 
Schroters Flußconchylien, p. 217. no. 37. er 
— Einleitung — zweyter Band, p. 283. 
ir Conchyl. tab. 61. fig. D7- Ä 
— — Cat. rail. no. 120. P.29. Une grande Nerite erneute elle a Re 
lignes de long et fes pointes ont un pouce. 


Die ſogenannte Dornencrone iſt ohnſtreitig eine der rareſten und 
wunderbareſten Neriten. Einige derſelben haben eine gelbliche Schale 
und ein etwas marmorirtes Farbenkleid, ferner einen etwas erhoͤheten 
Wirbel und eine geringere Anzahl von Stacheln, die dabey auch kuͤr⸗ 

a J 3 zer 


* 
a 
*** 


* 


man aus den oben angeführten Citatione. ar 


decket. Auf diefer Oberhaut ſiehet man allerhand Streifen oder Run⸗ 


ee | Neriten. T ab. 124. Fig. 1083. 1084. 
zer ſind. Hier rede ich von der kohlſchwarzen, davon ich ein paar gute 
Stuͤcke beſitze, die auf der Inſul Maurice gefunden worden, und da⸗ 
ſelbſt in fühlen Waſſern, Fluͤßen und Baͤchen wohnen. Ihr Schalen⸗ 
grund iſt weiß, er wird aber von einer pechſchwarzen Farbenrinde be⸗ 


zeln, welche vermuthlich vom weiteren Wachsthum entſtanden. Der 
Wirbel gleichet einem vertieften oder ausgebohrten Nabel. An der 
aͤuſſeren ſcharfen Lippe zeiget ſich ein Einſchnitt, welcher mit den Dor⸗ 
nen in gleicher Reihe ſtehet. Die innere weiſſe Lippe hat keine Zaͤhne, 
ſondern fie iſt glatt, nur tritt auf einer Stelle derſelben ein kleiner weil 
fer Wulſt hervor, welcher faſt einem Zahne gleichet. Die langen Sta 


cheln, welche dieſe Nerite als Palliſaden umgeben, und bee de f | 
elbe 4 


bel hinwenden, find oft länger als die ganze Schale. Einige derfi 


find bey der meinigen ſechs Linien lang. Favanne ſchreibet, einige waͤ | 
ren oft einen Zoll lang. Sie ſind innerlich hohl wie ein Rohr. a a || 


fer Valvata fpinofa Rumphii fogag Volutam ſpinoſam gemacht, erfaͤhret 


1 
N 
ln 
0 ee 
f Ay, 
e 


5, 


Neriten. Tab. 124. Fig 1085-1087. 71 


ac eee e ee, 0 ah 
a eee e eee ee 
Di.ie gelhürmte Nerite | 
Nerita turrita, vertice valde elato, anfractibus quatuor, ſtrigis longitudina- 
4 8 lbus latis nigreſcentibus et albis alternis parallelis. 5 
N Call. Nerite a bandes longitudinales. 


9 Tab. 124. Fig. 1086. 1087. item lit. a — l. 
u Ex Mufeo noftro. a 
Weſtindiſche Flußnerite. | 
Neritae fluviatiles Indiae Oecidentalis, Cochleae femilunares, laeves, nitidae, 
variis coloribus cinereis, coeruleis, rofeis, fufeis, violaceis marmoratae, ma- 
| eulatae, punctatae, undatim nebulatae, reticulatim depictae vel faſeiatae vel 
a diverſimode variegatae, labio interno ſaepius denticulato, 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 604. fig. 24 28. 

9 BoNANNI Reereat. Cl. 3. no. 388 — 392. p. 167. 168. 
Geve Beluſtigungen, tab. 24. fig. 250 — 257. | 
Wollte ich alle Abaͤnderungen, die von Weſtindiſchen Flußneriten 


in meiner Sammlung befindlich find, zeichnen laſſen, fo wuͤrde ich mit 


leichter Muͤhe wohl funfzig Varietaͤten derſelben zuſammenbringen koͤn⸗ 
nen. Ich habe aber bey fig. 1086. und 1087. wie auch bey fig. a bis J. 
nur einige zu einer kleinen Probe darlegen wollen. Die Abwechſelung 
Ihrer Farbenkleider gehet bis ins unendliche, und die Schönheit ihrer 
Farbenkleider nbertrift alle Erwartung und allen Ausdruck. Sie an 
0 1 


ſaepius edentulo. ile 


72 Neriten. Tab. 124. Fig. 1086 1088. 


ſich auch von dem geſchickteſten Kuͤnſtler nicht vollig erreichen. Die um⸗ 


ſtaͤndliche Beſchreibung eines jeden einzelnen Stuͤckes wird man mir gerne 
ſchenken und erlaſſen. Nur ſoviel will ich doch mit ein paar Worten an⸗ 1 
merken: Einige haben einen ſtumpfen, andere einen erhabenen Wirbel — 
einige werden von laͤnglichten Streifen, andere von Queerbinden bezeich⸗ 
net — einige ſind an der inneren Lippe glatt, andere daſelbſt gezaͤhnelt. 
Hier bekommen wir dieſe Gattungen in ziemlicher Anzahl von den Weſt⸗ 


indiſchen Zuckerinſuln, woſelbſt fie in fuͤſſen Waſſern und Fluͤſſen gefun⸗ 
den werden, und oͤfters eine ganz anſehnliche Groͤße erreichen. 
Einige glauben in dieſen Gattungen Neritam littoralem Linnaei zu 


finden, da ſolche aber einheimiſch und Europaͤiſch ſeyn ſoll, dieſe aber un⸗ 


leugbar Weſtindiſch ſind, ſo faͤllt dieſe Vermuthung hinweg. 5 
| Tab. 124. Fig. 1088. lit. . 6. 35 
Ex Muſeo noſtro. N 


Neriten aus Europaͤiſchen Fluͤſſen und ſuͤſſen Waſſern. 1 5 N 


Neritae fluviatiles et lacuftres ex aquis dulcibus Europa. 
Lister Hiftor. Conchyl. tab. 14 1. fig. 38. 5 
PETIVER Gazophyl. Vol. I. tab. 91. fig. 3. 
Geve Beluſtigungen, tab. 24. fig. 25 1 - 265. 
Davıra Catal. raiſ. no. 963. p. 429. f 


LIxNxI Syft. Nat. Edit. 10. no. 632. p. 777. it. no. 634. p. 778. 
— teſta ru - 


— — — Edit. 12. no. 723. p. 1293. Nerita fluviatilis, 
goſa, labiis edentulis. ö ii 


9 n 
item no. 725. Nerita lacuſtris, teftalaeviufcula cornea, apice exqui- 


ſito, labiis edentulis. 
FavaRT p’Hersıcny Dict. tom. 2. p. 443. it. 445. Nerite fluviatile verte 
pa Costa British Conchol. p. 48. Ka 
Mürrer Hiſt. Verm. no. 381. p. 194. cee 
Schroͤters Flußconchylien p. 210. no. 30. RS e 
— — Einleitung — 2ter Band, p. 286 - 2889. 
Ich nehme, um beliebter Kuͤrze willen, und um den Raum fuͤr wich⸗ 


a bandes noires, lineis nigris latis undulatis et in longum ductis ornata. 


> ara 


tigere Stuͤcke zu erfparen, ein paar Neritengattungen, nemlich lacuſtrem 


und fluviatilem hier zuſammen, weil beyde vieles mit einander gemein ha⸗ 
ben. Die eine Art wird auf einer etwas gruͤnlichen und mehr hornarti⸗ 
gen Schale von ſchwaͤrzlichen Linien wie zigzag wellenfoͤrmig De 


u 


07 
90 
fr } 


Neriten. Tab. 124. Fig. 1089... 73 


die andere aber durch ein weißliches bläulicht roͤthliches Gewebe ganz bunt 
und wie netzfoͤrmig gemacht. Der Wirbel tritt bey der einen Art etwas 
deutlicher hervor, oder man findet bey ihr apicem exquifitum. Die aufs 
ere Lippe iſt ſcharf; die innere ermangelt aller Zaͤhne und Kerben. 


1 Tab. 124. Fig. 1089. lit. net R. 

a... - Ex Mufeo noftro. 

a Die grüne Nerite. Die grüne Erbſe. | 
Nerita viridis Linnaei, teſta minuta laevi, fubtilifime faepius ex albo 
5 pundtata ſeu maculata, labio denticulato. 

9 Beg. groen Neritje. 


Bun Syft, Nat. Edit. 10. no. 636. p. 778. TR 

— — — Edit. 12. no. 729. p. 1254. Nerita viridis, teſta laevi 
viridi, labio interiore medio crenulato. Habitat ad Minorcam et Iamai- 

cam. Teſta parva admodum, viridis, interdum fuſco lacteoque un- 

. data, ad labium albo maculata. N f 

v. Bonx Index Muf. Caef, P. 419. 

— — Teflacea — — p. 403. Nerita viridis, teſta minuta, ovata, ſub- 
pellucida, glabra; ſpira obtuſa; anfractus duo; labrum aeutum; labium 
explanatum margine denticulato; color Wörle dorſo et apice punctis 

albidis picto. (Im Indice ward es verſprochen, die Abbildung dieſer Gat⸗ 
tung ſolle bey den Teſtaceis Muſei Caeſarei geliefert werden. Nun aber 

N heißt es daſelbſt, Minutae adeo teſtae figuram coloribus exprimere haus 

ö licuit. 

. e Flußconchylien, tab. F. fig. XI. lit. a. b. 

— — Einleitung — 2fer Band, p. 29 1. no. 15. 
K Millionen dieſer kleinen gruͤnen Neriten pflegen ſich in den ſuͤſſen 
Waſſern der Weſtindiſchen Zuckerinſuln aufzuhalten. Ich habe derglei⸗ 
chen in Menge von St. Croix und St. Thomas bekommen. Einige der⸗ 
ſelben ſind grasgruͤn; auf andern ſiehet man ſowohl beym Wirbel als 
auch auf der Oberfläche weiſſe Puncte und Streifen. An der Lefze ihrer 
inneren Lippe ſitzen in der Mitte kleine Kerben und Zaͤhne. Sie erreichen 
4 nie eine ee Groͤße. 


C.nchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. Ne 7. Schnir⸗ 


= 8 — 22 8 
7 5 — in 
 FRRTHINE DER 


7: Schnirkelſchnecken. | Helices. 


— — — — — 


8 


sis. 


De und meitläuftigen Geſchlechte, dahinein Linne haupt 
ſaͤchlich Land- und Flußſchnecken wie in einem Topfe zuſammenge⸗ 
worfen, wuͤnſchte ich wohl einen beſſern, edlern und ſchicklichern Namen. 
Denn der Name Schnirkelſchnecken verdienet nicht den geringſten Beyfall, 
und ſolte je eher je lieber gänzlich ausgetilget und hinweggeſchaffet wer⸗ 
den. Meine Leſer werden die Kennzeichen und Merkmale wiſſen wollen, 
dadurch man die Helices aufs leichteſte von allen uͤbrigen Schnecken un⸗ 
terſcheiden koͤnnte. Ich zweifle daß es zu ihrer voͤlligen Zufriedenheit 
hinreichen wird, wenn ich es ihnen ſage, daß bey den Helicibus nach dem 
Linne apertura coarctata, intus lunata feu ſubrotunda, ſegmento eirculi 
demto, vorhanden ſeyn muͤſſe. Und doch iſt dies wuͤrklich bey De 
Schnecke, die auf den Namen eines Helicis Anſpruch machen will, eine 
nothwendige Bedingung, ihre Mundöfnung muß durchaus durch keinen 
rinnenartigen Kanal und Auslauf unterbrochen werden. Die mehreſten 
Helices haben eine faſt runde mondfoͤrmige Muͤndung, an deren gaͤnzlichen 
Rundung doch aber gemeiniglich ein kleiner Abſchnitt, oder ein Segmen- 
tum cireuli fehlet. Ich ſehe mich genoͤthiget und gedrungen bey dieſem 
Geſchlechte — welches einer großen Muſterung und Reformation bedarf, 
und kuͤnftig auch gewiß erfahren wird — viele Unterabtheilungen zu ma⸗ 
chen. Denn dies iſt noch der einzige Ausweg, welchen man erwaͤhlen 
muß, um vielen ſonſt unausbleiblichen Verwirrungen bey einem fo weit- 
laͤuftigen, aus fo hoͤchſtverſchiedenen Mitgliedern beſtehendem Geſchlechte 
zu entgehen. Dies Geſchlecht enthaͤlt: Helices 1, carinatas. 10 
5 f 2, dentatas. 
» 3, planorbes. 
4, globofas. rn 
5, rotundatas, 
6, acuminatas, 
7, turritas. 
8, ancipites. 0 
Wie wenig der Name von Schnirkelſchnecken bey vielen Gattungen 
dieſes Geſchlechtes ſchicklich und anwendbar ſey, z. E. bey den conicis, 
acuminatis, turritis &c. werde ich Nachdenkenden nicht erſt ſagen 1 ü 
| e a eee e Wie 


rn 


Schnirkelchnecken Tab. 125. Fig. 1090- 109 2 75 


A. Bielföemige Helices, mit einer Kante oder mit einem Rande an den 
un: Gewinden. Helices carinatune. 


Tab. 125. Fig. 1090-1092. 
Be: he: Ex Mufeo noftro, 
| | Die alte Lampe. 

* Carocolla Linnaei, teſta terreſtri, carina, umbilicata (imperforata) ex 
... eaftaneo et brunneo veftita, anfractibus fex laevibus, bafi valde 
all convexa, ore transverſali fimbriato. 


Gall. La Lampe antique. Dan. den gamle Lampe: brune Lampen Suede 


Lister Hift. Conchyl. tab.63. fig.61. Cochlea ingens pulla, turbo terre- 
ſtris compreflus, edentulus, ipfo ambitu acuto, 

3 it. in Mantiſſa cochlearum terreſtrium tab. 1055. fig. 5. 

Kıem Meth. oftrac. $. 20. no. I. p. &. Serpentulus pullus, ore labiato, acu- 

5 tangulo, edentulo. 

 Guarrierı Index Conchyl. tab. 3. fig. I. Cochlea terreſtris depreſſa, lenti- 
i formis, laevis, lucida, caftanei coloris, faſciis obſcure albidis cincta, 
bone fatis depreflo triangulari, rimae flar angufto : ? 

Darcenvire Conchyl. tab. 8. fig. D. Trochus apice depreſſo, ore plano 
et extenfo, La Lampe antique ou Limacon dont la Volute eft appla- 
tie et la couleur brune. 

Ser= Thef. tom. 3. tab. 40. fig. 9. Cochlea turbinata major ex fuſco unico- 
lor, in fex fpiras contorta, apice gaudens plano, rotundo, arcte veluti 
compreflo. Interiora ex flavo cinerei ſunt coloris. Labiuhi craffum 
anguſto orificio patet. f 

Davıra Cat. raif. tom. I. p. 343. no. 991. Limacon terretre d’Amerique 
marron fonce, a fix orbes applatis dont le premier a le milieu pliè en 
vive arrète, efpece rangee auſſi parmi les Lampes antiques, 

LIN NI Syft. Nat. Edit. 10. no. 58 1. p. 769. 

— — — Edit. 12. no. 665. p. 1243. 

— — Muf er Lud. VIr. no. 364. p. 664. Helix Carocolla, teſta maxi- 

b ma carinata, facie helicis lapicidae, ſubtus magis gibba, ſupra conve- 
xa, colore ungulae, latitudine ovi. Spira non eminens extus angulo 
acuto cindta. Apertura femiovata margine prominulo crafiufculo. 
Faux alba. Labium interius obliteratum rectum. Umbilicus nullus. 
Cochlea terreſtris, magnitudine volae manus. 


Knorrs Vergnügen der Augen, tom. 4. tab. Er fig. 4. 


. 
a 


Fa- 


— 


76 Schnnkelſhnecken. Tab. 188. Fg. 10-16% 


FavaRT n’Herbigny Dict. tom. 2. p. 215. Lampe antique de vive art if 
fans dents. Cochlea terrftris depreſſa vel lucerna antiqua ambitu com. | 
planato et apertura non dentata diſtincta. Il y en a dont toute la in 
face exterieure eſt nuèe de fauve et de couleur de cornſe. 


MülLLkR Hiſt. Verm. no. 273. p. 77. Helix Carocolla, tefta imperfora wi 
trochiformi, carinata, oblique ſtriata, labro transverfali albo. Be 


v.Born Index Muſ. Caeſ. p. 379. Die Baſtartlample. sr 
— — Teſtacea — — p. 370. tab. 14. fig. 9. 10. Helix Carocola.. 
item p. 369. Der gedrehte Kegel. Helix tornata, teſta trochifor- 

mis; anfractus ſex imbricatim declives, oblique ſubſtriati, infimo acute N 
carinato, ſubtus convexo; apertura transverfa triangularis; labrumex- 
trorfum marginatum; labium reflexum obtegens foramen obfoletu „ 
tenue; color fuſcus, fauce nivea. Patria ignota. e 14 
GRONO VII Zoophyl. faſc. 3. no. 1537. Helix teſta carinata, imperkoratt“ “ 
utrinque ſubeonvexa, apertura marginata, labro poſtice biplieato, 
Habitat in hortis Indiae orientalis. Teftae baſis convexa, fpirarum an-. ö 
fractus obfoleti laeves; fpira extima acute ſupra marginata. Limbt | 

oris comprefiufeuli ſubtus reflexus, intus ab inferiore parte coftis dua- N 


bus transverfis. Color albüs vel teftaceus. Margo i in nonnullis ob- 10 
tuſior in aliis acutior. | 
Favanne Conchyl. tab. 63. fig. 12. ande antique brune. i | 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntniß, tom. 2. p. 132. Bl, gi 1 


Unter den Erdſchnecken behauptet dieſe braune Lampe wegen ihrer x 
Größe einen anſehnlichen Rang. Diejenige, welche ich hier abzeichne | 
laſſen, hat dritthalb Zoll im Durchſchnitte. Ihr ſchalichtes Gebäude 1 
wird von einigen als linſenfoͤrmig, von andern als kraͤuſelfoͤrmig beſchrie⸗ 6 
ben, und vom Seba wird gar daraus eine Cochlea turbinata gemacht. 
Ich zaͤhle bey dieſer Schnecke ſechs Windungen, die mehr flach als ge⸗ 1 
woͤlbet erſcheinen. Die erſte groͤßeſte Windung zeichnet ſich durch ihren 
ſcharfen Rand vor den andern heraus. Das Farbenkleid iſt bey einigen 
caſtanienbraun, bey andern viel dunkler und faſt ſchwarzbraun. Der 
Wirbel iſt ſtumpf, aber die Grundflaͤche hat eine ſtarke Woͤlbung und iſt 
convex. Die queerliegende ohrfoͤrmige Mundoͤfnung wird von einem a 
dicken weiſſen Saume eingefaſſet. Die inneren Wände find weiß. Viele 
von dieſen Schnecken haben einen offenen weiten und tiefen Nabel. Bey 
andern mehr ausgewachſenen wird dieſer Nabel dergeſtalt von einm 
Theil der inneren er bedecket, als fey nie ein Mabel n 0 

en 


a 


Schnirkelſchnecken. Tab. 125. Fig.1092:1094. 77 


den geweſen. Dariniten kamen die Ausſagen aller Conchyliologen uͤberein, 
daß dieſe Schnecke eine Erdſchnecke ſey. Nur Dargenville ſetzet ſie 
unter die Meerſchnecken, und giebt ihr eine Stelle unter den Kraͤuſeln. 
Davila nennet Weſtindien, Gronov Oſtindien als ihr Vaterland. Ich 
et mehrere derſelben beydes aus Oſt⸗ und Weſtindien bekommen. Die 
Weſtindiſchen pflegen heller und lichtbrauner von Farbe, die Oſtindiſchen 
ſchwaͤrzer und dunkler in Abſicht des Farbenkleides zu ſeyn. 
Diejenige, welche ich aus meiner Sammlung bey üg. 1092 zeichnen 
laſſen, iſt viel kleiner, und vermuthlich eine ganz verſchiedene Gattung. 
Ihre Stockwerke ſind viel platter und flacher, auch haben ſie bey der Nath 
lauter Einkerbungen. Ihre Carina bey der erſten Windung iſt weit ſchaͤr⸗ 
195 die Baſis gewoͤlbter, und wird von einem braunen Bande nahe beym 
Nande umgeben. Auch bemerke ich auf ihrer Grundfläche viele Streifen 
und Nunzeln, welche wie Strahlen vom Mittelpuncte auslaufen. Die 
queerliegende Muͤndung gleichet völlig einem Ohre. Der dicke Lippen⸗ 
ſaum, welcher die Mundoͤfnung umgiebet, iſt nicht weiß, ſondern braun⸗ 
roth. Es traͤget dieſe Schnecke gleichfalls ein dunkelbraunes Farbenkleid. 
Sie iſt viel rarer und ſeltener als die vorhergehende. Es ift mir ſehr 
ö ei daß unfer feliger Conferengrath Muller dieſe Gattung im 
Geſichte gehabt, wie er in feiner Hift. Vermium no. 211 von einer Schnir⸗ 
kelſchnecke geredet, die bey ihm ſchlechtweg Lampas heißt. Alle Merk⸗ 
male, die er dort angiebet, habe ich bey der jetzigen angetroffen, nur 
daran ſtoͤßet es ſich noch, er redet von vier Stockwerken, aber bey der 
jetzigen fiehet man ſechs Umlaͤufe. Wischen te 185 


e ee ee, 00, 
. Fx Muſeo noſtro. 5 | 
Der Wachsſchnirkel. Der Algieriſche Schnirkel. 
Helix Algira, teſta umbilicata, ſupra et ſubtus convexa, epidermide Nävef. 
ente ſuperinduta, hae detracta albida, anfractibus ſex rotundatis, 
5 prima gyratione carinata, umbilico patentifimo perviöoo. 
Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 79. fig. go. 0 ö i 
KEIN Meth. oſtrac. $.17. no. 11. p. 7. Nerita integra ſtriata. 
DAREEN VILLE Conchy. tab. 6. fig. E? 
LINNEI Syſt. Nat. Edit, 10. no. 576. p. 769. 
— — — Edit. 12. no. 660. p. 1242. Helix Algira, teſta ſubangu- 
lata, umbilicata, convexa, ſtriata, anfractibus fenis, umbilico per vio. 
REN K 3 Habi- 


78 Schnrkelſchnecken. Tab. 125. Fig 1093. Wah > 


Habitat in Mauritania. Differt a Helice ftriatula anfractibus ſex nec 4, 
umbilico patentifimo nec tenui, anfractuum angulo obſoleto nee patulo. ; 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 374. Der Wachsſchnirkel. 

— — Teſtacea — — p. 366. tab. 14. fig. 3. 4. Helix Algira, en ü 
bicularis, laevis, N carinata, ſupra convexa, ſubtus compla- 
nata, anfractus teretes connati, reticulatim tenuiſſime ſtriati, umbili- 
cus centralis pervius; apertura ovata; color pallide lutefcens. Fan 
tat in Mauritania. De \ Man: 

Favanne Conchyl, tab. 63. fig. L. „ U 

Schroͤters Einleitung — 2ter Band, p. 127. 1 . 


Der Herr Hofrath von Born iſt vermuthlich durch den wachs⸗ 
gelblichen Ueberzug, welchen dieſe Schnecke in ihrem friſcheſten Zuſta de 
zu tragen pfleget, veranlaſſet worden, ihr den Namen des Wachs⸗ 
ſchnirkels zu geben. So bald dieſe gelbliche Oberhaut hinweggenom⸗ 
men worden, ſo zeiget ſich ihre grauweiſſe Schale, auf der ſich aber 
doch hin und wieder weiſſere Stellen und Flecken ſehen laſſen; Dagegı 
auf andern Ueberbleibſel des gelben Epiderms geſehen werden. Sie 
hat ſechs rundgewoͤlbte Windungen. Auf der erſten ſtehet eine ſtump e 
Kante (carina obſoleta). Die Baſis ſcheinet mehr gewoͤlbet als lach 
zu ſeyn, daher ich fie lieber convexam, als mit dem Herrn von Born 
complanatam nennen möchte. Der Nabel iſt weit, rund, trichterförmig, N | 
tief, offen, Daß man bis zum e hindurchſehen kann. Die meien 
migen, ſehr zarten Streifen, deren Born in ſeiner Beſchreibung geden⸗ 
Fer, koͤnnen nur von einem wohlbewafneten Auge auf ihrer Oberflach 
geſehen und wahrgenommen werden. Weil Linne dieſe Gattung a 
Algier bekommen, ſo hat er ſie Algiram genannt, jedoch es zugleich 
gemerket, daß ſie im ganzen Mauritanien (daraus einige ſehr irrig 
Maurice gemacht), oder in der Barbarey gleichfalls gefunden 0, 
Ihre Schale iſt ziemlich duͤnne und etwas durchſichtig. Die wei 
Muͤndung wird von keinem Lippenſaum eingefaſſet. Mein e 
5 1 halt einen Zoll und ſechs Linien im ker 


und berufet. 


ML 


Schnirkelſchnecken. Tab. 125. Fig. 1095. 1096. 79 


55 Tab. 125. Fig. 1095. 1096, 
9 In 1 Ex Muſeo noſtro. 


Bi Die Schlangenhaut. 


2 Pellis Serpentis, teſta umbilicata, fubcarinata, anfractibus ſex, faſciis flammeis 


* 


rubris et albis elegantiſſime cinctis, bafı flavefcente adſperſa et eincta ſe- 
iliebus pundtorum rufefcentium, apertura auriformi fimbriata. 

aal. i Gall. Peau de Serpent. 765 
‚Lister Hiftor. Conchyl. tab. 66. fig. 64. Cochlea terreſtris edentula utrinque 
add marginem acutam faſeia lata vermiculata eleganter depicta. 
Rein Meth. oſtrac. H. 2 1. no. 3. p. 9. Serpentulus, cochlis convexa, ore 

fimbriato. 

ETIVER Gazophyl. tab. 1 56. fig. I. 


N 


Bonannı Muf. Kircher. Cl. 3. no. 349. p. 472? Nerita colore vinofö. Bi- 


nas undarum feries habet e colore purpureo et candido alternatim re- 
cCeurrentibus prope ordinum commiſſuras? item fig. 393? 4 
FavVANNE Conchyl. tab. 63. fig. Gs. J f . 6 
— — Cuatal. raiſ. p. 6. no. 16. Un Limacon dit la Peau de Serpent. Cet- 
tte coquille tres rare richement colorèe de fauve et de cordons tachetes 
de marron a près de deux pouces de largeur. 
De Dieſe herrliche Conchylie ift allerdings eine der ſchoͤnſten und ra⸗ 
reſten unter den Erdſchnecken. Sie fuͤhret beym Favanne den Namen 
der Schlangenhaut, welcher Name ſonſt auch einer bekannten Mondſchne⸗ 
cke pfleget beygeleget zu werden. Ich fand vor ein paar Jahren einige 
von dieſer Gatrung in der praͤchtigen Conchylienſammlung des venerablen 
Greiſes, des Herrn D. Boltens zu Hamburg. Er machte mir mit dieſer, 


die ich hier abzeichnen laſſen, ein ſehr angenehmes und willkommenes Ge⸗ 


cke betraͤget anderthalb Zoll. Das wahre Vaterland dieſer Schnecke weiß 


ſchenke. Sie iſt bis zum Glanze glatt, und wird auf ihrem weißgelbli⸗ 
chen Grunde durch breite flammichte? abwechſelnd röthliche und weiſſe 
Baͤnder, welche ſich bey der Nath ihrer nur wenig abſetzenden, aber ſehr 
nahe aneinander graͤnzenden Gewinde um ſie herumlegen, ausnehmend 
verſchoͤnert. Der Wirbel iſt ſtumpf und flach. Beym erſten Stockwerke 
ſiehet man eine ſchwache Kante. Auf der ziemlich flachen nur wenig er⸗ 

jobenen Grundfläche erblicket man einige punctirte Bander oder Reihen 
von röthlichen Puncten. Der Nabel iſt tief und gehet durch die ganze 
Schnecke bis zum Wirbel hindurch. Die ohrfoͤrmige Muͤndung wird von 
einem weiſſen Lippenſaume eingefaſſet. Der Durchſchnitt von dieſer Schne⸗ 


ich 


5 ER 
r EN 


ww MM Schuirkelſchnecken. Tab. 125. Fig. 1095. 


ich nicht anzugeben. Nach Petivers Ausſage kömmt fie von Mexico 1 
auch von Braſilien. Ich wieß einſt dieſe Schnecke unſerm nun verewit 
ten Conferenzrath Müller. Er bewunderte fie fehr, erklaͤrte fie für du 
ſerſt rar, und behauptete, ſie komme ſeiner Helice aſperſae (vid. Hiſt. Von 
n0.253. am nächften. Woferne fie nicht ſckon ihren Namen hatte, fo 
haben, ich ſie aus Dankbarkeit Helicem pennatam Boltenianam genannt 
aben N 5 


Tab. 125. Fig. 1097. in 2 er, 
Ex Mufeo noſtro. 5 N ee 
Der eingeſaͤumte Schnirkel. 


Helix marginata Bornii, teſta carinata, oblique ſtriata, comprefla, m. 
rufa in medio anfractuum eincta, bafı valde convexa, umbilico pervio 5 
amplo, apertura auriformi fimbria alba circumfetipta, 

Bonannı Recrest. Cl. 85 50,333. P. a 
— — Muf: Kirch. Cl. 3. n0.333. p. 471. Cochiea a terreſtribus 1 4 0 
diſſimilis, ſed aliquantulum magis complanata. In binis partibus fpira- 
lem zonam oſtrinam habet, quae in interiori oris meatu etiam apparet 
quaſi ſub velo jacens, caeterum ubique lacteam albedinem oſtentat. 
v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 375. Der eingeſaͤumte Kegelſchnirku. 1 
— — Teſtacea — — p. 367. tab. 14. fig. 7. 8. Helix marginata, telta 59 
depreſſo - conica, carinata, umbilicata, ſubtus planiuſeula, ſupra con- \ 
vexa; anfractus quatuor connati, declives, glabri; apertura transver@ | 
triangularis; labrum reflexum; labium adnatum tenue; color albus, 
fafcia cujusvis anfractus media lata rufa. Patria ignota. (Der Herr 

von 505 berufet ſich dabey auf unſers Müllers Hiſt. Verm, a0. 
P: 41. | 
. Die Grundfarbe dieſer weiſſen ziemlich flachen Schnecke iſt glaͤn⸗ 
zendweiß. Auf ihrer Oberflaͤche ſiehet man lauter laͤnglichte ſchiefe Strei⸗ 
fen. Die fünf Windungen find mehr glatt als erhoben. Eine breite 
roͤthliche oder braunrothe Binde windet ſich um die flachen Umlaͤufe herz 
um. Auch erblicket man eben dergleichen breite cirkulrunde in die innerr⸗ 
ſten Stockwerke hineinlaufende Binde auf der nur wenig gewoͤlbten , 
Der Wirbel dieſer Schnecke iſt ſehr ſtumpf, dagegen aber iſt die Kante 
der erſten Windung fo! ſcharf wie ein Meſſer. Die ohrfoͤrmige Mund⸗ 
oͤfnung wird von einem breiten Lippenſaume umgeben. Der Nabel iſt 
tief, weit und offen, fo daß man alle Umlaͤufe darinnen ſehen kann. de 


1 
x 


Schnirkelſchnecken. Tab. 1 25. Fig.1097-109. 81 


den inneren Wänden der durchſichtigen Schale ſchimmern die aͤuſſeren 
hbraunen Bänder ſtark hindurch. Es wohnet dieſe Gattung auf den 
Weſtindiſchen Zuckerinſuln und auf Jamaiq e. 
Herr Hofrath von Born meiner, dieſe Conchylie, welche wuͤrklich 
tie einem ſehr ſcharfen Rande verſehen iſt, ſey Helix marginata Mülleri, in 
Hliſt. Verm. no. 24. p. 41. Mir ſchien dieſes Vorgeben anfänglich hoͤchſt⸗ 
wahrſcheinlich zu ſeyn. Weil doch aber Helix marginata Mülleri nach ſei⸗ 
ner Beſchreibung mit faſeüs tribus rufis in maxima ſpira et duabus in reliquis 
gezieret ſeyn, hernach nur einen engen Nabel haben follte, dadurch man 
nur ein Stockwerk von innen wahrnehmen koͤnnte; ſo wandte ich mich 
bey ſolcher Bedenklichkeit ſchriftlich an unſerm nun ſeligen Muller, und 
erkundigte mich bey ihm, ob er Helicem marginatam Bornii, davon ich 
ihm ein Originalſtuͤck mitſandte, wuͤrklich bey feiner Helice marginata gez 
meinet und im Geſichte gehabt. Da zeigte ſichs nun bald, daß er fie nicht 
gemeinet, und er erklärte ſich von der jetzigen hier vorgeſtellten folgender⸗ 
maſſen: „Haec media inter Helicem explanatam et marginatam ac forte ea- 
„dem quam ſub nomine Helicis indiſeretae deſeripſi licet eam Hiſtor. Ver- 
vmium inferre oblitus ſum.“: Einige glauben in dieſer Schnecke das fo, 
genannte Vocksauge oder den Helicem anzutreffen, welcher beym Linne 
Oculus capri heißt. Allein alsdann müßte fie blos teſtam ſubcarinatam, 
eonvexam, fpiram teſtaceam, aperturam orbiculatam haben; dieſe aber hat 
teſtam maxime et acute carinatam, depreſſam, fpiram albam, aperturam 
effuſam auriformem. ' | 
2 ab. 125. Fig. 1098. 1099. 
ee Ex Mufeo noſtro. f 
Das Schlangenhorn. Das Jagdhorn. Das gelbroͤthliche 
. Klauenhorn. Das Poſthorn. Die Apfelſchnecke. 
Helix ungulina Linnaei, teſta terreſtri globoſo- ventricoſa, ex luteſcente 
Colorata, glabra, fafcia albida eircumeincta, vertice quaſi intrufo et depreſſo, 
aapertura lunata, ampla; labro reflexo candido, baſi obſolete carinata, 
A | umbilico patente pervio. n 
Runte Amboin. tab. 27. fig. R. 55 b 8 
 Periver Aquat. Amboin. tab. 12. fig. 13. Cochlea terreſtris. Thick lipt 


Sake Shell. | | | 
KN Meth. oftrac. $. 14. no. 2. p.6. tab. I. fig. XI. Semicornu, cochlis plana 
Aunbilicata cornu.muficum referens. Serpentulus Rumphiü, Poſthorn. 

C.onchylien⸗Cabinot IX. B. ate Abtheil. x GuAL- 


8² Cönirtatsneden. Tab. 125. Be 


GuAlerRAL Index tab. 3. fig. M en ums 95 e N. 
Geve Beluſtigungen, rab. 3. 5 en Ein El e 

SeBa Thef. tom. 3. tab. 40. fig. XI. Turbo teres eu Yen | 
FKLabas vocant forma fimilis, hehe wi Ey e eſtae 


ſpecies reperitur. 
DavrLA. Catal. raif. tom. I. no. 988. p. 412 e ee 
mironde, à fix orbes roules Fun für autre, s enfongant dans le m 
qui eſt umbiliqu& d'un cöte et a Teytes un 8 retrouſſöes nommé 
Cornet de Chaſſeur. e, een eee cee e a 
LINNAEI Sytt Nat, Edit. 10. no. 597 p. a IR chice 
8 — Edit. 12. no. 682. 5 ‚tar enisdkiers Tod . 
— — Mul. Reg. Lud. VIr. no. 372. p. 668. Helke e no- 
dice convexa, vix ftriata, colore ungulae luteſcentis. Spira obtufd. 
Apertura ſubrotunda; margine eraſſo undique reflexo, ſuperne dila 
in angulum concavum. Faux alba, umbilicus apertiſimus ut pat 
mucronem uſque. Habitat in India. 7 
Favarr v’Hersicny Did. tom. 1. p. 351. Cornet de ebaſſeur. Coch 
b depreſſa, terreſtris, umbilicata, vel planorbis, colore fulvo flaveſcens, 
magna apertura et labio candido extus recurvo infignis. x Elle Pore 
ordinairement quinze lignes de diamerre, 
MülLER Hiſtor. Verm. no. 265. p. 69. Helix Ungulina, teſta globofs, utrin- 
que umbilicata, luteo rufa, apertura lunata, labro reflexo albo, Fi- 
gura pomum refert. 0 
v. Born Index Muf. Caeſ. p. 390. Das Schlangenborn. 
— — Teſtacea — — p. 379. tab. 15. fig. 1 I. 12. Helix Ungulina, 
teſta ſubgloboſa, ventricoſa, laevis, ſupra depreſſa, ſubtus convexa. I 
Anfractus connati, anguſti, 3 declives, utrinque umbilicum 1 
formantes, n ventricoſo 5 baſin obtuſe carinato: peur luna- f 


lurefcens. 
Schroͤters Einleitung — 2ter Theil, p. 149. 


Dieſe vortrefliche Oſtindiſche Landſchnecke hätte gewiß gers bei 
fere Namen verdienet, als man ihr bisher ertheilet. Von den Hollaͤn⸗ 
dern wird fie Slangetje, von den Franzoſen Cornet de chaſſeur, vom Klein 
das Poſthorn, vom Deren von Born das Schlangenhorn, vom 92 


— 


ae 


Schnirkelſchnecken. Tab. 125. Fig. 10981101. 83 
der Elephantenruͤßel, vom Linne Helix ungulina lutefeens, die gelbliche 
5 Klauenſchnecke, EN: von unſerm Müller im Daͤniſchen Keble Snekken, 


das iſt, die Aepfel ſſchnecke genannt, weil er in ihrer Bildung etwas 
* mit ERBEN en zu e Ae Denn Sie lauten ſeine 
Wo 


abel erſcheinet wie eingedruͤcket Sie 9 8 Weil ſie nun auch im 
a der Grundfläche mit einem tiefen Nabel verfehen iſt, fo 

ird ſie von unſerm Muͤller und dem Herrn von Born als utrinque 
umbilicata beſchrieben. Sie traͤget ein lichtgelbliches Farbenkleid, wel⸗ 
ches auf dem öberften Ruͤcken der erſten Windung von einem weißlichen 
Bande wie umzingelt und umwunden wird. Die Grundflaͤche iſt be⸗ 
ba nahe beym Nabel weiß. Die weite faſt mondfoͤrmige Muͤn⸗ 
ung dieſer Schnecke wird von einem weiſſen Lippenſaume umgeben. 
Der Durchſchnitt betraͤget gemeiniglich bey anrechnen Stücken, 

ö wie ſolches auch Favart anmerket funfzehn Linien. 


Tab. 126. Fig. 1100. 1101. 
Ex Muſeo SeENCLERIANO. 
Der Gualtieiſche Schnirkel. Die Geſtrickte. 
Das Spaniſche Strickzeumg. 
Helix Gualteriana Linnaei, teſta imperforata, terreſtri, griſea, rugoſa, utrin- 
que oblique et arcuatim ſtriis granuloſis ſtriata, acute carinata, vertice de- 
preſſo planiuſculo, baſi valde convexa; apertura auriformi 
Zinn. N . A 670. p.124%. fimbriata. : 
 Favanne Catal. raif. p. 9. no. 36. Limagon. Le Tricotte d’Efpagne, à 
teſt papyracee, a robe grife reticulee, et a circonference terminee par 
un cordon ſaillant. er 
; Eine nahe Verwandtin von dieſer Gattung habe ich hen im 
fünften Bande dieſes Conchylienwerkes auf der 44ſten Vignette abbil⸗ 
den laſſen, und pag. 273. umſtaͤndlich 3 Damals war ich ge⸗ 
neigter 


ſchnecke 
zu halten. weiß q ſchnecke 
ſey, und in Spanien, jedoch nur ſelten, gefunden werde. e ich den 


nte ich in k 


2 


Ay De 
Wi 
4 


Varietäten aus der Spengleriſchen Sammlung abzeichnen la en. 2 or⸗ 
bar | 
ven 


mals blieb ich ganz unfchlüßig, welchem Geſchlechte ich dieſe fonde 
geformte Schnecke zuweiſen ſolle Nun aber da ich Originale derſe 
vor Augen habe, ſo fallen alle Bedenklichkeiten hinweg, und es bleibt 
das ſicherſte und rathſamſte, ſolche mit dem Linne den Helicibus beyzus 
fügen. Die hier vorgeſtellte hat keinen ganz flachen, ſondern einen etz 
was erhobenen Wirbel. Man findet auf ihrem grauweiſſen Grunde 
eine ſchwarzbraͤunliche Farbenmiſchung, auch wird ſie auf ihrem ſcharfen 


we 


Rande, (welcher die Schnecke in zween gleiche Theile abtheiſet und De 
Oberflaͤche von der Baſi ſcheidet) als auch auf der ſtark gewoͤlbten 

Grundflaͤche von einigen ſchmalen braunſchwaͤrzlichen Baͤndern umgeben. 
Man bemerket bey ihr lauter gramulirte, fein gekoͤrnte, etwas bogen? 
foͤrmig geordnete Streifen, ja die ganze Schnecke ſcheinet von dieſen 
feinen, zarten Koͤrnern wie beſaͤet und beſtreuet zu ſeyn. Ein weiſſer 
ziemlich dicker Lippenſaum dienet der ohrfoͤrmigen eckigten Muͤndung zu 
einer Einfaſſung. Im Mittelpuncte der ſtark Geivelbien Ge 

ſiſt keine Spur eines Nabels zu finden. Die inneren Wände find glatt 
und blaͤulicht weiß. Ihr Durchſchnitt betraͤget einen Zoll und neun 


9 
15 


Linien. 9 „ 
Tab. 126. Fig. Ia. Hog. und 2. 

Ex Muſeo noſtro. ‚BR dic 19 

Tellerſchnecke mit gebrochenem Rande. 

Helix Planorbis marginatus, teſta fluviatili, umbilicata, plana, depreſſa, acute 
carinata, margine ſeu eirculo elatiori eireumeincta, baſi eonvexa. + 


Lister Hiftor, Conchyl. tab. 138. fig.42. Cochlea fuſea limbo eircumferipta. 
KLEIN Meth. oſtrac. F. 12. no. 2: P. F. tab. I. no. 8. Cornu Hammonis fpurium. 
PETIVER Gazophyl. tab. 10. fig. XI. Planorbis minor fluviatilis acie aeuta. 
it. tab. 100. fig. 2 16. 10 | 
Schroͤ⸗ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 126. Fig. 110 21104. 85 
Sghrdters Sejbicte der Flußconchylien, p. 244. no. S/. tab. 5. Se; 31. e e 
— — Einleitung — zweyter Band, p. 270. no. 328. 1 


| . ae Sort ag von Alercnecken mit gebrochenem Runde gg 
net rome. Die obere Seite derſelben iſt ganz platt und flach. 
| un, Basen voll der zarteſten EN, Ich zähle bey ihr 


=> Br 


von die letzte braun iſt, und einem Auge oder dem 
t cheibe gleicher. Der Rand bey der ſcharfen Kante 
heit einer. wie 0 zu ſehn. Die ſehr gewölbte Baſis hat in ihren 
tte einen tiefen Nabel. Die KERN. iſt ohrfoͤrmig, und wird 
ne den. BEN. Rand, welcher fich da endiget, ganz eckigt gez. 


ſack hat dieſe Conchylie mit der zuvor eee 18 SR 2 
formigkeit / nur , ſie ungleich kleiner iſt. 9 e 


} 3 N ann Tel 126. Fig. 1103. 1104. 
8 Ex Muſeo Regio. 


Die dreykantige, oder dreyfach gefiel Schnecke. 


er triearinata, ! tefta cochleata, umbilicata, transverfim ſtriata, tribus carinis 
redimita, N rotundata, labro lato, candido, reflexo. 3 


Dan. Trekant- Snekken. 5 


0 Eisien Hiſtor. e tab. 28. fig. 26. Buceinum ib irn | 
KLEIN Meth. oſtrac. S. 119. no. 7. p. 42. Trocho-cochlea integra umbilicata, 

h Encyclop. Rec. de Pl. tom. 6. tab. 64. fig. G. Celui eſt ombilique et entie- 
rement blane, ih a la bouche ronde et deux arrätes tranchantes, qui. 
fuivent les tours de la ſpirale et dont la ſaillie diminue à meſure qu'elles 
s'eloignent de la bouche, de forte qu'elles ne font presque pas ſenſib. 
les ſur les premiers tours de la pointe. e 

MärLxR Hift. Verm. no. 282. p. 84. Helix tricarinata, teſta trochiformi, 
ſubumbilicata, acuminata, ſtriis convexis, N W „ apertura. 

105 dilatata. ü 

von Born Index Mul. Caeſ. ne: Die gekielte Mondſchnecke. 
— Teſacen er ps 353. tab. 13. fig. 3. 4. Turbo carinatus, 
teſta rotundata, Pyramidata, fubpellucida, tenuis. Anfractus quinque 
teretes cincti carinis tribus vel ſex lamelloſis, ſupremis tenuioribus. 
Apertura orbicularis; umbilicus ſpiralis latus; color albidus; Patria 
ignota. 
0 1 ; L 3 ö Fa- 


86 Schnirkelchnecken. da 126. Tig res ne. 


en Cal: rale no. 23. p. 7. Le ‚Cabeftan. Limagon trés rare papie 
race, et d'un gris ventre de biche; il a trois cötes cireulaires très fall. 
— il eſt ombiliqus. Sn 
Schroͤters Einleitung in die Conchylleubenntniß ter Band, p. 103. no. 118 1 


Vom Liſter wird dieſe aͤuſſerſt rare Landſchnecke unter die Be . 

vom Klein aber unter die kraͤuſelartigen chnecken, unter die Trocho- 
cochleas gerechnet. Herr von Born trift es weit beſſer, wenn er ſie 
den Mondſchnecken, wegen ihrer ganzen Form, und wegen ihrer faſt 
cirkulrunden Mundoͤfnung beygeſellet. Die Franzoͤſiſchen Konchhliologen | 
zählen fie unter die Limacons, und unſer ſel. Conferenzrath Muͤller hat 
es fuͤrs beſte gehalten, ſie bey den Schnirkelſchnecken (Helicibus) ſteher t 
zu laſſen. Herr. von Born nennet fie Turbinem carinatum cinctum c carinis 


erheben, und von zarten laͤnglichten Streifen Duc und 5 
foͤrmig gemacht werden. Ein breiter weiſſer Lippenſaum umſchließet die 
eirkulrunde Mundoͤfnung, und bedecket auch die Hälfte des weiten und 
tiefen Nabels. Vom Farbenkleide ſchreibet von Born color albidus, 
unſer Muller aber redet von ftrigis transverſis, und von ſtriis ſpiralibus 
obfolete luteis. So finde ich es auch bey dem vortreflichen Stuͤcke, Me 
ich eben von diefer Gattung aus dem hieſigen Koͤnigl. Cabinette in 
Haͤnden habe. Die hervortretenden Kanten und viele Stellen des cha⸗ ö 
lichten Wohngebaͤudes ſind weiß und aſchgrau. Einige braunröthlich 1 
Queerbinden legen ſich um ſie herum und blaſſe braunroͤthliche Strei⸗ 
fen laufen hie und da herab. Im Durchſchnitte iſt ſie einen Zoll breit 
und eben ſo hoch. Hieſelbſt lieget fie nur in der Königlichen, auf der 
Kunſtkammer unter der Aufſicht des Herrn Spenglers befindlichen 
Sammlung. Das Vaterland dieſer Landſchnecke weiß ich mit 1e 
völligen e anzugeben, ich bermuthe es n 95 rd “u 
Jamaica. 


end ie 92 
Schnirkelſchnecken. Tab. 126. Fig. 1105. 1106. 87 

6 "Tab. 126. Fig. 1105. 1106. 17 
Ex Mufeo noſtro., 5 15 1815 

. f Dtäier Scharfrand. A0 

. Albella Linnaei, tefta parva terreftri, carinata, umbilicata, vertice 

3 planiuſculo, unica fafcia pallide rufeſcente vittata, baſi gibba, 


3 ö 


aa Apertura auriformi ſeu ſemicordata. 
5 Lister Hiftor. Conchyl. tab. 64. fig. 62. Cochlea alba umbilicata limbo 
Ar acuto circumdata, clavicula omnino plana five comprefla. Gall. Nar- 
bon, it. tab. 140. fig. 46. tab. 86. fig. 86. a 155 
Lat Syft. Nat. Edit. 10. no. 574. p. 768. Pen 
9 1 Tut Int Edit. 12. no. 658. p. 1242. Helix Albella, teſta carinata 
Ambilicata, planiuſcula, ſubtus gibba, apertura ſemicordata. Habitat 
in Europae rupibus. 5 . | 
Mützen Hiſt. Verm. no. 228. p. 26. Helix explanata, teſta umbilicata, plana, 


ar 


deealbata Linnaeo Albella dicitur. Ki | Bu 
Schroͤters Einleitung — ater Band, p. 126. | 


carinata, alba, ſubtus gibba, apertura ſemicordata. Injuria forte aëris 
S3 wiſchen der Tellerſchnecke mit gebrochenem Rande, welche fig. 1102 
beſchrieben worden, und der gegenwärtigen Conchylie finde ich viele 
Gleichfoͤrmigkeit. Denn auch bey dieſer erblicke ich einen ſcharfen etwas 
gebrochenen Rand, einen flachen und im Mittelpuncte ſchwarzbraͤunlich 
gefarbten Wirbel, eine ſtark gewoͤlbte und genabelte Basin, wie auch 
eine eckigte ohrfoͤrmige Mundoͤfnung. Nur darinnen zeiget ſich der Un⸗ 
terſchied. Jene hatte fuͤnf Windungen, einen ganz flachen wie einge⸗ 
drückten Wirbel, und ermangelte aller farbichten Baͤnder. Dieſe aber 
hat einen etwas erhobenen Wirbel, gemeiniglich nur drey Windungen, 
einen engeren Nabel, und wird auf ihrem gelblichen Grunde von einer 
röthlichen ſchmalen Binde beym Nande und Windungen umgeben. Es 
iſt uͤbrigens eine Europaiſche Landſchnecke, welche nie eine recht anſehn⸗ 
liche Groͤße erreichet, ſondern allemal klein bleibet. Die Vermuthung 
unſers Müllers, Linne müßte bey feiner Albella wohl ein ſehr verbleich⸗ 
tes Stuͤck gehabt haben, ſcheinet hoͤchſt wahrſcheinlich zu ſehn. 
Wenn Fig. 1106. bey ihren ſechs Windungen mit einem wohlbe⸗ 
wafneten Auge betrachtet wird, ſo ſiehet man auf ihrer Oberflaͤche viele 
der feinſten Runzeln, dagegen aber erſcheinet ihre gewoͤlbte Grundfläche 
als ſpiegelglatt. Es wird dieſe Schnecke durch eine zarte Kante in 
3 f zween 


— 


Schiele, e 1 


zween Theile getheilet, davon die obere Seite gelblich if, 1 von Ki 
braunroͤthlichen Bändern umgeben wird. Die untere dagegen zeiget fh 
ſchneeweiß und hat im Mittelpuncte einen ſehr kleinen, kaum merk lichen no 
Nabel. Die jetzige ift von der vorigen merklich 8 ff 7 5 un 
eher der ſtumpfe als der ſcharfe Rand heiſſen. Ob ſie gleich E 
klein iſt: ſo habe ich ſie doch nicht uͤbergehen, ſondern 9 wenge 35 
mit ein paar Worten gedenken wollen. ER 


Tab. 126. Fig. 1107. 

Ex Mufeo noſtro. 70 5 

Der Steinpicker. ee, 

Helix Lapicida Linnaei, teſta umbilicata, cornea, aeutiſſime PEN % 
fractibus quinque vel fex maculis rubicundis feu fufcentibus nebulatis, 
apertura ovali transverſa, labro albo fubreflexo cindta. 


Belg. Steenbikker. Angl. Rock-Snail. Gall. Le Planorbe terreſtre. 


Lister Hiftor. Animal. Angl. tab. 2. fig. 14. p. 126.127. Cochlea e a 
vatica orbium extrema pars deprimitur in limbum acutum. | 
— — Exereit. Anat. p. 182. no.3. tab, 5. s 
— — Hiftor. Conchyl. tab. 69. fig. 68. f 
PETIVER Gazophyl. tab. 92. fig. XI. Land Cheeſe or ui a sharp re 1 
GuaLrIERT Index Conchyl. tab. 3. fig. N.? 1 
3 Syſt. Nat. Edit. 10. no. 572. p. 768. 
— — — Edit. 12. no. 656. p. 1241. 
— — Muf. Reg. Lud. Ulricae no. 362. P. 663. Helix len teſta n 
A pellucida, ſupra parum convexa, ſubtus magis convexa, conſtat fpiris | 
quinque: color pallidus ſeu corneus cum lituris ſpirarum transverfis 
ferrugineis. Apex teſtae minime prominet, fubtus vero umbilicus fo 
ramine tereti majusculo apertus; margo fpirarum undique acutiſſimus; 
apertura ſubovata, transverſa, leviſſime dilatata. Habitat in Europae 
g rupibus terreſtribus. Rodit lapidem calcareum ut teredo ligna. 
— — FPauna Suec. no. 2779. 7 
GEOrrROWY Conchyl. no. 10. La Lampe. Le Planorbe terreſtre. 
SCHLOTTERBECK Act. Helv. tom. 5. tab. 3. fig. 15. p. 280. . 
Berliniſches Magazin ater Band, p. 609. tab. 3. fig. 36. 135 
MälLER Hiſt. Verm. no. 240. p. 40. Helix Lapicida, teſta umbilicata, a- 
rinata, depreſſa, maculata, apertura trans verſa alba. Intruncisabie- 
tenis plura et quidem faepius reperi, hinc fi unquam calcem rodit non 
fola 


2 


— 


KAeabilibus vegetis. 


i Schnirkelſchnecken. Tab. 126. Fig. 1107. 89 


ſola calce vel decompoſitis nutritur, ſed uti plurima congenerum vege- 


a 


PENNANT British Zool. tom. 4. tab. 83. fig. 121, p. 132. Helix lapicida, 


with five fpires externally carinated or depreſſed to an edge. Umbili- 
=. »cated ofa deep brown color, A land shell. Inhabits elefts of rocks. 


85 
acie acuta depreſſo. 


da Costa British Conchol. tab. 4. fig. 9. p. 55. Helix acuta margine in 


- w.Born Index Muf. Caef. p.341. Der Steinpicker. 
u — Teftacea Muſ. Caeſ. p.366. Helix Lapicida, teſta carinata, umbili- 


cata, orbiculari, utrinque convexa, apertura marginata, transverfa 
ovata, 


Schroͤters Erdeonchylien, p. 191. no. 64. tab. 2. fig. 23. 


— — Einleitung — zweyter Band, p. 124. 


r 


I. 


Diejenige Schnecke, welche den ſonderbaren Namen des Stein⸗ 
hauers oder Steinpickers fuͤhret, hat ſehr viel unterſcheidendes und aus⸗ 


zeichnendes an ſich. Ihre Schale iſt hornartig und durchſichtig, und 
wird auf einem roſtfarbichten Grunde durch braunrothe Flecken bunt 


gemacht. Der ſcharfe Rand, welcher ihre Ober- und Unterflaͤche von 
einander ſondert, heiſſet mit Recht beym Linne margo acutifimus. Die 
queerliegende Mundoͤfnung iſt eyfoͤrmig und wird von einem weiſſen 
Rande umgeben. Der Nabel, welcher auf der Mitte von der gewoͤlb⸗ 
ten Grundflaͤche geſehen wird, iſt tief und weit. Linne trauet ihr die 


ſonderbare Geſchicklichkeit zu, daß ſie die Kalkſteine eben ſo zu zernagen 


und zu durchbohren wiſſe, als es der Teredo beym Holze zu thun pflege. 


Da ſie aber eben ſo haͤufig an den Wurzeln und Staͤmmen alter Baͤu⸗ 


me gefunden wird, um daſelbſt ihre Nahrung zu ſuchen, ſo beſorge ich, 
das Vorgeben, ſie verſtehe die Kunſt Kalkſteine zu zernagen, werde 
7 9 eben fo unbegreiflich als unglaublich und hoͤchſtunwahrſcheinlich 
vorkommen. 


Ben ie 


Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. M b. Ge⸗ 


90 Schnirkelſchnecken. Tab. 126. E 18. 1108.1 109. 
5. Gezaͤhnelte Schnirkelſchnecken. Felice dentatae. 
Tab. 126. Fig. 1108. 1109. 
a Ex Mufeo noſtro. „ 
Die gezaͤhnelte Lampe. 1 


Helix Lucerna Mülleri, teſta imperforata carinata, eraſſiuſeula, trochiformi, 


ex fulvo faſciata, apice obtuſo, apertura transverſali bidentata, 


labro fimbriato. 5 91 


Gall. Lampe dentèe. N 


Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 90. fig. 90. Cochlea leviter umbilicata mar- 
gine valde acuta, clavicula compreſſiore, bidens ex parte tantum colu- 


.mellae. Jamaica. 


it. tab. 96. fig.97. Turbo dentatus margine acuta. Cochlea bidens 5 


ſubrufa, clavicula paululum exerta. Ind. Orient. 
— — Append. ad Hiſt. Animal. Angl. tab. 3. fig. I. p. 45. | 


SLoANE Hift. Iamaic. tom. 2. pag. 228. no..5. Cochlea terreſtris mediae 9 


magnitudinis, compreſſa, albida, ore duobus dentibus donato. 


Mürzer Hiſt. Verm. no. 2 12. p. 12. Helix Lueerna, teſta imperforata, ca- 
rinata, alba, ſupra planiuſcula, ſubtus gibba, apertura transverſa bi- 


dentata. a 


GRONOvII Zoophyl. fafc. 3. no. 1538. p. 331. Helix teſta erafſiuſcula, füb- 


8 E N 7 | 


“u A 


N 


carinata, imperforata, convexiufcula, orificio fubtus anguſtato, ovato, h 


labiis revolutis, poſtico biplicato. Tefta craſſa, glabra, nivea, fupra 1 


convexa, baſi planiore non umbilicata, ſubcarinata. Orificium om- 
nino ſubtus a centro ad marginem uſque extenſum, anguſtum, unde-, 


quaque labiis incraſſatis ſeu revolutis einctum, quorum extimum ſeu 


inferius in medio biplicatum. 


Die ſogenannte gezaͤhnelte Mundſtuͤcke gehören zur Zahl der 


ſeltenſten und wunderbarſten Erdſchnecken. Unſere jetzige hat eine etwas 


kraͤuſelfoͤrmige, jedoch ziemlich flache Form und Bildung, wie auch eine 
breite merklich gewoͤlbte, aber ungenabelte Grundflaͤche. Man zaͤhlet 


bey ihr fuͤnf bis ſechs glatte und flache Windungen, deren Grundfarbe 


weiß iſt, die aber von ein paar gelbbraͤunlichen Binden umwunden wer⸗ 


den. Auf der erſten Windung ſiehet man eine ſcharfe Kante, dadurch N 
die obere Wirbelhälfte von der untern Hälfte wie geſchieden wird. Ein 


breiter dicker Lippenſaum umgiebet die queerliegende Mundöfnung, an 
deren inneren Seite ein paar ſtarke, dicke, weiſſe Zaͤhne geſehen werden. 
Auf Jamaica wird dieſe Gattung von Erdſchnecken gefunden. 

5 g Tab. 


Wa) 1 
„ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 126. Fig. 1110. 1112. 91 


Jab. 126. Fig. 1110-1112. 
Ex Mufeo Morrklaxo. 


| de kleine gegähnelte Nuß. Die braune Zahnſchnecke mit vier 
5 Zaͤhnen und einem weiſſen Bande. 


R Helix finuata, teſta trochiformi, fubcarinata, fcabra, brunnea, ex albo 
faſciata, apice obtufo, apertura transverfa quatuor dentibus inſtructa, 
penes labrum reflexum finuata et plicata. 


Gall. Noifette dentee. La Lampe antique armee de quatre dents. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 97. fig.98. Cochlea ſubrufa quatuor dentibus 

0 ex parte columellae donata adverſus quos extus trotidem ſinus 5 

cui. Iamaic. Barbados. 

— — Appendix ad Hiſt. Animal, Angl. tab. 3. fig. 2. p. 45. Cochlea ter- 

reftris Iamaicae. 

KLxIN Meth. oftrac. $. 31. lit. d. p. 11. Angyſtoma fimbriatum tetraodon 
ſubrufum quatuor dentibus ſinus formantibus. 

PErIVER Mem. Curioſ. Ab. 1708. p. 98. no. I 1. Cochlea Iamaicenſis minor 
ore tetradentino. 

- SLoAne Hiftor. Iamaic. tom. 2. p. 228. no. 6. Cochlea terreſtris minor fufca 

compreſſa ore quatuor dentibus donato, 

MäürLzRx Hiſt. Verm. no. 217. p. 18. Helix ſinuata, teſta imperforata, ſub- 
carinata, brunnea, carina candida, apertura transverſa dentata, po- 

es triplicata. 

v. Born Index Muf. Caeſ. p. 378. Die ausgeſchnittene Schuirkelſchnecke. 

— — Jeſtacea — — pi. 370. tab. 14. fig. 13. 14. Helix ſinuata, teſta 
orbiculata, utrinque convexa, fübcarinata, glabra, punctis tenuiflimis 
infeulpta; anfractus feX connati, convexiufculi; apertura transverſalis 
elongata; labrum reflexum, extus plicis tribus impreſſis, intus denti- 
bus quatuor compreſſis notatum; centrum baſeos imperforatum; color 
fufeus, fafeia media cujusvis anfractus trans verſa alba. 

FAvanne Conchyl. tab. 63. fig. 8. 

— — Cat. raiſ. p. I I. no. 42. 43. La Noifette dentee. Lampe antique 
de forme globuleuſe; Sa bouche contrefaite eſt bordèe d'un bourrelet 

ſiäaillant arme de quatre dents. Sa robe eſt fauve, 

Schroͤters Einleitung — a2ter Band, p. 23 2. no. 200. 


Der berühmte Sloane hat dieſe ſeltene Gattung Fräufelförmiger 


Schnecken in Jamaica auf einem Baume entdecket, der Lignum vitae 
M 2 genannt 


92 Schnirkelſchnecken. Tab. 126. Fig. 11704112. 


genannt wird. Hieſelbſt wird fie in keinem Conchyliencabinette, auſſer 
alleine in der Graͤflich Moltkiſchen Sammlung angetroffen. Ihr Far⸗ 
benkleid iſt hellbraun. Bey dem erſten und groͤßeſten Umlaufe ſiehet 
man einen Rand oder eine Kante, wie auch eine ziemlich breite weiſſe 
Queerbinde, welche ſich aber bey der Nath des zweyten Gewindes 
verliehret. Die fuͤnf Stockwerke endigen ſich in einen ſtumpfen weiſſen 
Wirbel. Es ſcheinet dieſe Schnecke voͤllig glatt zu ſeyn, allein ſo bald 
man ſie mit einem Vergroͤßerungsglaſe betrachtet, ſo ſiehet man lauter 
erhobene Puncte, als waͤre ihre Oberflaͤche damit beſaͤet und uͤberdecket 
worden. Ich habe daher in der obenſtehenden kurzen Beſchreibung ihre 
Schale mit gutem Bedacht fcabram oder ſcabriuſculam genannt. Ein 
weiſſer breiter Saum umſchließet ihre queerliegende flachgedruͤckte Muͤn⸗ 
dung. An der inneren Lippe erheben ſich vier etwas ungleiche Zaͤhne, 
indem derjenige, welcher dem aͤuſſerſten Rande am naͤchſten ſtehet, den 
groͤßeſte, und derjenige, welcher zunaͤchſt beym Mittelpuncte ſtehet, der 
kleinſte iſt. Daß die Mundoͤfnung ſehr enge ſey, und durch die merk⸗ 
lich hervorragende Zaͤhne noch mehr verengert werde, wird jeder ſchon N 


aus der Abbildung erfehen koͤnnen. Hinter dieſen vier Zähnen erheben 
ſich an der aͤuſſeren Seite der Lippe drey ſtarke Falten, und darzwifchen 
vier vertiefte Einſchnitte. Warum und wozu dem Bewohner dieſes 
ſchalichten Wohngebaͤudes eine ſo ſehr verengerte Muͤndung, und in 
derſelben vier Zaͤhne verliehen worden, laͤßt ſich wohl ſo leichte nicht 
beſtimmen noch errathen. Der Mittelpunct von der Grundfläche, wel 
cher dem erſten Anſcheine nach wie genabelt ausſiehet, wird bey dieſer 
Gattung nicht vom Lippenſaume begraͤnzet noch bedecket, ſondern der 
breite Lippenſaum gehet hinter den Mittelpunct herum, wie ſolches alles 
die Abbildung deutlicher lehren wird. 4 hu 1 


N 


1 
1 


. 


—— — — — — —¼᷑ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 1113-1120. 93 
c. Helces planorbes. Tellerſchnecken, die um ihren Mittelpunct gewun⸗ 


den ſind. Einige haben in Vergleichung mit andern gyrationem 
1 Bl contrariam , und find daher für Linksſchuecken zu achten. 

72 g 

85 eh Tab. 127. Fig. 1113-1120. 

' 1 5 N Ex Muſeo noſtro. 


Die Coceinelſchneckt. Die Purpurſchnecke der ſuͤſſen Waſser⸗ 


5 Helix cornea Linnaei, teſta fubpellucida, planiuſcula, circa centrum ſuum 
. convoluta, anfractibus quinque teretibus. 
we. Sal. Le grand Planorbe. Dan. Purpur- Sneglen. 


Lisra Hiftor. Conchyl. tab. 137. fig. 41? Purpura lacuftris coecum fun- 
dens. Cochlea pulla quatuor orbium. 
A — — Hilft. Animal. Angl. tab. 2. fig. 26. p. 143. Cochlea pulla ex utraque 
Parte circa umbilicum cava. Humorem coccineum exfpuit fi apertu- 
Aae inficiatur vel falis mica eujuscunque generis aut piperis zingiberis- 
Aue paululum. 
EKLEN Meth. oſtrac. §. 21. 9 p. 9. n ore fimbriato quatuor 
ordinum. 
Bonannı Recreat. Cl. 3. no. 0.316. ’ 
— — Muf. Kircher. Cl. 3. no. 312. Cochlea eujus teſta error bo- 
vis cormu colore‘ reprefentat. Umbilicus marinus vocari poteft ex 
... figura. Ita autem turbinatur ut utrinque cava fit in centro anfractuum, 
quod tamen minus eſt in parte ſuperiore quam in inferiore, et orbes 
in ſiniſtram partem copvolvuntur. 
PETIVER Gazophyl. tab. 92. fig. 5. Great River Cheeſe Shell. 
GuaLrTIErı Index tab. 4. fig: DD. Cochlea fluviatilis depreſſa, pulla, ex 
utraque parte umbilicata. 
DARGENVILLE Conchyl. tab. 27. fig. 8. Planorbis de couleur grifätre tacheté 
de brun — il eſt tirè du a 
— — Zoomorph. tab.$. fig. \ 
SEBA Thef. tom. 3. tab. 30. fig. 17. en dilute coerulefcens. 
Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 78. Le grand Planorbe à fpirales rondes. 
DavILA Catal. raif. tom. I. no. 962. p. 429. Deux Planorbes de la riviere 
de Gobelins, l'un blanc et autre marron. 
Gebvens Beluſtigungen, tab. 3. fig. 18. P. 27. 
Ginannı Opere Poftume tab. 2. no, 12. Lumaca cocleata. 
M 3 LN- 


I" 


“ 


94 Schnirkelſchnecken. Tab. 127. N. 5 e 6. 1 19 


0 N 80 


13 


Kin Syft. Nat. Edit. 10. no. 5875 55 77% 


3 


i 
* * EB we 
a ee 8 


at latere Run! concavo umbilicata, vix autem in interior bes 5 a 
— —  Syft. Nat. Edit. 12. n0.671. p. 1243. 415 
— — Muſ. Reg. L. V. no. 366. p. 665. Helix cornea, teſta a 
bilicata, plana, nigricans, anfractibus quatuor teretibus. 
Berliniſches Magazin ter Band, tab. 8. fig. 17. iR 
Knorrs Vergn. der Augen, tom. 5. tab. 22. fig. 6. dan 1940 1 
Favarr D' HxRbigny Did. tom. 3. p. 157. Grand Planorbe a Hiralesronel 
des. Planorbis teſta plana, pulla, ſupra umbilicata, anfractibus | 
tuor teretibus. L’animal qu’elle renferme eſt d’une couleur fort noire 
et fi on ouvre fon corps il en fort un liqueur d'un rouge fon cee. 


Mürrer Hift. Verm. no. 343. p. 154. Planorbis Purpura, tefta opaca, ſupta 
umbilicata, immaculata. Cochlea valde variat, pulla, Enten ru 
alba, fublutea, coerulefcens mihi en In x rivis 5 810 8 adus, 0 
que ſtagnantibus vulgaris. | 

PENNANT British Zool. tom. 4. tab. 83. fig. 126. Helix cornea. Homy. 9 

DA Costa British Conchology tab.4. fig. 13. p. 60. Helix fluviatilis depreila | 
major, anfractibus quatuor ex utraque parte, circa umbilicum cava. 
L' animal habitant jette une belle humeur ecalarte fi un grain de ſel ou 199 
un peu de poivre font mis dans la bouche de la coquille. Cette cou 
leur eſt d'une nature fi fugitive qu' aucune acide ou aftringente a et N 
trouvee juſques à prefent ſuffiſante A conferver l’elegance de la coule N | 

v. Born Index Muf. Caef. p. 382. Das Waldhorn. ea 

— — Teftacea — — p. 372. Helix cornea, teſta orbicularis, ol 1 
utrinque planiuſcula et umbilicata; anfractus quinque contrarüi, tere- | 
tes, ruguloſi; apertura ovata, ſupra elongata, margine acuto; labium . 
fere nullum, adnatum; variat colore livido aut fuſco. Habitat i in Ei 
ropae aquis dulcibus. 5 

GRONO VI Zoophyl. faſc. 3. no. 1542. p. 332. Helix teſta utrinque umbi⸗ 10 
licata, plana, nigricans, orificio integerrimo. Habitat in Auminibus" 

foſſisque Europaeis. * 

Schroͤters Flußconchylien, p. 233. no. 45. tab. 5. fig. 16. 20. 21 33 

— — Einleitung, — ater Band, p. 137. a 1 


15 


5 


* 


Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 1113-1120. 95 


Es wuͤrde gewiß eine ſehr unnöthige und uͤberfluͤßige Arbeit ſeyn, 
wenn ich mich in eine umſtaͤndliche Beſchreibung der Form, Bildung, 
und Bauart dieſer allgemein bekannten Schnecke einlaſſen wollte. In den 
oben angeführten Stellen der conchyliologiſchen Bücher iſt auch ſchon 
ſo vieles von ihr geſagt worden, daß wenig erhebliches mehr hinzuge⸗ 
füget werden kann. Sie windet ſich bey ihren fünf Umlaͤufen um ſich 


ſelbſt und um ihren Mittelpunct herum. Die eine Seite erſcheinet wie 


genabelt, und iſt weit tiefer als die andere. So bald man erſt darüber 
einig geworden, ob die erhoͤhete oder die vertiefte Seite den Namen 
der oberen und unteren fuͤhren, und zu welcher Seite die Mundoͤfnung 
hingekehret werden ſoll, fo kann man fie entweder für rechts⸗ oder für 
linksgewunden ausgeben. Herr von Born ſchreibet in der oben ange⸗ 
zogenen Stelle anfractus quinque contrari, Bonanni berichtet es in ſei⸗ 
ner Recreat. mentis et oculi p. 220, daß ihm ein Hamburgiſcher Mas 


thematicus (daraus unſer Muller, welcher eben dieſes in feiner Hift. 


| 
| 


\ 


| 


/ 
| 
| 
. 


| 


| 


4) 
| 
1 


Verm. p. 156. erzaͤhlet, durch den ſonderbarſten Schreibfehler einen Naum⸗ 
burgiſchen gemacht eine Linksſchnecke von dieſer Gattung geſandt, die 
er auch bey fig. 316. abbilden laſſen. Es iſt aber wohl keine andere, 
als eben ſolche geweſen, dergleichen wir hier vor uns haben, die man 
für eine linke gehalten, weil ihre Mundoͤfnung zur linken Seite hinüber 
gekehret worden. Daß ſie in Vergleichung mit jener bey den Links⸗ 
ſchnecken im erſten Abſchnitte dieſes Bandes fig. 952.953. beſchriebenen 
Helice contraria, oder dem ſogenannten Cornu arietis, eine ganz verſchie⸗ 
dene Umdrehung und Richtung nehme, und eine von beyden nothwen⸗ 
dig links heiſſen muͤſſe, iſt mehr wie zu gewiß, und kann nicht geleug⸗ 
net werden. Einige nennen ſie Helicem purpuram, weil ſie, ſobald man 
ein wenig Salz oder Pfeffer in ihre Mundoͤfnung hineingeworfen, einen 
purpurröthlichen Saft von ſich giebet. Es iſt aber derſelbe fo fluͤchtig 


und unbeſtaͤndig, daß nichts dauerhaftes damit gefaͤrbet werden kann. 


Bey fig. 1113 habe ich von dieſer Schnecke, die ſich nach der Ver⸗ 
ſchiedenheit ihres gehabten Wohnortes in mancherley Farbenkleidern dar⸗ 
ftellet, eine von der mehr erhoͤheten Seite darſtellen laſſen. Bey fig. 1114 
ſehen wir ſie von der mehr vertieften oder wie genabelten Seite. Bey 
fig. 1115 können wir ihre innere wunderbare Form und Bauart kennen 
lernen. Wenn auf der Oberflaͤche ſolcher Schnecken punctirte Streifen 
ſtehen, fo erklaͤret fie unſer Müller in feiner Hift. Verm. p. 352 für eine 
beſondere Gattung. Sie heißt alsdann bey ihm Helix diſſimilis. Man 
vergleiche damit des Verliniſchen Magazins gten Band p. 265. Fig. 

| | 1116 


96 Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 12188 1121. 


1116 und 1117 habe ich von der obern und untern Seite Helie em cor- 
neam abzeichnen laſſen, dergleichen ich in Menge von Tranquebe ar und 
Tirutſchinapalli aus Coromandel bekommen. Sie haben nur vier Win⸗ 
dungen, und ſind viel kleiner, leichter, dünnſchalichter, durchſt chtiger 
als die Europaͤiſchen. 

Fig. 1118 koͤmmt von Weſtindien, iſt auf beyden Seiten vertieft, 
und hat nur drey rund gewoͤlbte Windungen. Der n iſt gelb⸗ 
lich — die inneren Waͤnde ſind weiß. 

Eine ſehr merkliche Abänderung von der Helice cornea finden wir 
bey fig. 1119. 1120. Sie iſt mir vom Herrn de Favanne aus e 
geſandt, und in der Seine gefunden worden. Ihr ſchalichter Bau iſt 
viel flacher und platter, auch zeiget ſich auf dem Rüden des erſten Un 
laufes eine ſtumpfe Kante. Sie iſt folglich ſubcarinata. Sie hat ſecht 
Windungen, welche auf der einen Seite nur ein klein wenig mehr ver⸗ 
tieft ansſehen wie auf der andern. Ihre Schale iſt uch dünner und 
durchſichtiger. i a 


Tab. 127. Fig. el e833 
Ex Muſeo noſtro. MU 
Das flache Poſthorn mit einer ſcharfen Kante, 


Helix complanata Linnaei, tefta cornea, deorſum carinata, anfractibus ia 
uno latere valde cavis, in altero planiuſeulis. 


Lister Hiſtor. Animal. tab. 2. fig. 27. p. 145. Cochlea fuſca altera parte ii 0 


nior et limbo inſignita quatuor ſpirarum. Animal nigricat binaque cor- 
nicula exerit capillacea. Coceinum humorem effundit. 1 


Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 85. no. 6. Planorbis teſta Dann 5 ſubtus con- 


8 cava, anfractibus tribus deorſum marginatis. i 
LIN NI Syſt. Nat. Edit, 10. no. 579. p. 769. . b 
— — — — Edit 12. no. 663. p. 1242. 0 Au 
— — Fauna Suec. no. 2177. Helix complanata, teſta deorſum carinata, 


umbilicata, convexa, ſubtus plana, apertura ſemicordata. Habitat in 
fluviis et paludibus. Parva admodum, teſta ſubeinerea, ſubdiaphana, 
tenuis, plana, ſupra convexa, parum umbilicata; ſubtus plana omnino 
ſed parum cava verſus centrum; margo qui anfractus eingit refpicit 
latus planius feu inferius. Apertura ovato acuminata eft. 
Favart D' Hersıcny Diet. tom. 3. p. 160. Planorbe, à trois ſpirales à arrete, 
Mül- 


Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 1121-1123. 97 


MälLzER Hift. Verm. no. 346. p. 160. Dan. Navle-Skiven. Planorbis um- 
bilicatus, teſta fuſca, opaca, utrinque ſubumbilicata, carina marginali 


infera. a 1 
GRONO VII Zoophyl. faſc. 3. no. 1534. p. 331. Helix teſta deorſum carinata, 
1 umbilicata, convexa, ſubtus plana, apertura ſemicordata. Habitat in 


foſſis, fluminibus, lacubusque Europaeis. 


Schroͤters Flußconchylien, p. 239. no. 5 1. tab. 5. fig. 22. 29. 


— — Einleitung — a2ter Band, p. 129. 


Die eine Seite dieſer hornartigen, durchſichtigen / um ihren Mit⸗ 
telpunct gewundenen Tellerſchnecke iſt unleugbar tiefer als die andere. 


Der ſcharfe Rand, welcher als eine hervortretende Kante, dieſes cirkul⸗ 


runde Schneckchen umgiebet, kehret ſich zur vertieften Seite hin, und 
kann bey der andern Seite nicht eher geſehen werden, als bis man die 
Schnecke umgekehret. Sie wird um des willen als deorſum carinata oder 
marginata beſchrieben. Ihre Umlaͤufe nehmen regel- und verhaͤltniß⸗ 


maͤßig von einander ab. Wenn Geoffroy dieſer Schnecke nur drey 


Windungen beyleget, ſo muß er wohl nur eine ganz junge unausgewach⸗ 
ſene vor ſich gehabt haben. Andere haben fuͤnf Umlaͤufe, welche auf 
der einen Seite etwas gewoͤlbter, auf der andern aber etwas flacher 
ſind. Die Mundoͤfnung iſt eyfoͤrmig und etwas ſpitzig, daher Linne 
von einer Apertura ovato acuminata redet. Der Bewohner iſt ſchwarz 
und hat roͤthliche Fuͤhlhoͤrner. In ſtehenden Seen und Waſſergraͤben 
kann jeder unzaͤhlige von dieſer Gattung antreffen. 8 


Bey Fig. 1123 habe ich eine ſeltene Weſtindiſche Tellerſchnecke ab⸗ 
zeichnen laſſen. Sie verdiente es, Planorbis eburneus, bey ihrer blenden⸗ 
den dem ſchoͤnſten Elfenbein gleichenden Weiſſe, zu heiſſen. Die eine 
Seite iſt ganz flach und ſpiegelglatt, nur wird ſie beym aͤuſſerſten Rande 
von einer kaum merklich erhobenen Kante umgeben. Unten ſiehet man 
einen weiten trichterfoͤrmigen Nabel. Es hat uͤbrigens dieſe Schnecke 
mit der Helice contorta viele Aehnlichkeit, ja es iſt eine ſehr nahe Ver⸗ 
wandtin derſelben. Vermuthlich iſt es eben dieſelbe, welche in Liſters 
Hiſt. Conchyl. tab. 139 abgebildet worden. 


Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. N Tab. 


e 


98 Schhirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 11241126. 
Tab. 127. Fig. 1124. 11254. 


b In Mufeo Caeſareo Vindobonenfi. Oi oe. 
Die Schnirkelſcheibe. Die vielfach gewundene Tellerſchnecke. 
Helix polygyrata, teſta planiuſcula, orbiculari, decem anfractibus donata, 
labro aperturae ovali fimbriato. Ken 
v. Born Index Muſ. Caef, p. 382. Die Schnirkelſcheibe. f wi 
— —  Teftacea — — p. 373. tab. 14. fig. 19.20. Helix polygyrata, 
tefta orbiculata, ſupra plana, ſubtus concava, anfractus decem tere- 
tes tenuiſſime oblique ſtriati; apertura ovata; labrum emarginatum, 
Color luteſcens. Lata 1 poll. 10 lin. 115 Bl „* 
Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntniß, tom. 2. no. 308. p. 266. 

Ich kenne dieſe vorzuͤglich rare Tellerſchnecke nur alleine aus der 
Abbildung und Beſchreibung, die uns der Herr von Born ſowohl in 
feinem Indice Muf. Caef., als noch mehr in feinem groͤßern Werke, wel⸗ 
ches Teſtacea Muſ. Caeſ, enthält, davon geliefert. Dem Herrn Hofrath 
von Born gebuͤhret das Lob und Verdienſt, daß er dieſe Gattung zuerſt 
bekannt gemacht und beſchrieben. In keinem Privatcabinette habe ich 
dieſe große Seltenheit bisher erfragen, noch von ihrem wahren Vaterlan⸗ 
de etwas naͤheres in Erfahrung bringen koͤnnen. Hier iſt die Beſchrei⸗ 
bung, welche uns von Born in ſeinem Indice von ihr gegeben. „Dieſe 
Schale ift ſcheibenfoͤrmig, oben flach, unten hohl. Die zehen wohlge⸗ 
rundeten Gewinde find ſehr fein ſchief geſtreifet. Die Muͤndung iſt lange 
licht rund und die Schalenlefze geſäumet. Sie hat eine gelbliche Schale 
und eine rothgelbe Queerbinde. So viel lehret auch die deutliche Abbil⸗ 
dung derſelben, daß die eine Seite der Schale wachsgelblich, die andere 


rothgelblich gefaͤrbet erſcheine. | 3 1 
2 Tab. 127. Fig. 1126. EN 
| Ex Mufeo noſtro. 3 
Die kleine Tellerſchnecke mit ſechs runden Windungen. 


Helix contorta Linnaei, teſta parva, planiuſcula, utrinque umbilicata, it 
ſemet ipfam contorta, anfractibus arctiſſime compreſſis, 
apertura anguſta arcuata. f Ar: 
Lınnzı Syſt. Nat. Edit. 10. no. 589. p. 770. N 
— — — — Edit 12. no. 673. p. 1244. Helix contorta, teſta ſub- 
umbilicata, plana, utrinque aequali, apertura lineari arcuata. Habi- 


tat in Europae ftagnis fuper plantas. 4 
| | LIN- 


ABER | 


Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 1126. 99 


LINNEI Fauna Suec. no, 2181. p. 528. — Magnitudo feminis Braſſicae 
raro major: tefta eonſtat anfractibus quatuor , arctiſſime fibi invicem 
obvolutis. Utrinque fere aequalis eſt teſta et utrinque concava ; aper- 
tura litteram C refert, feu Lunam in primo quadrante. Corpus nigrum 
corniculis fubulatis longis; eum in aquis verſatur, et e teſta prorepit 
animalculum vivum, teſta eminus inſpecta quaſi deaurata. Habitat in 
b foſſis ad radices Hottoniae. N 
vr Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 81. no. 3. Le Seit Pissorbe g de ales rande 
Berliniſches Magazin, tom. 4. tab. 8. fig. 2 1. p. 260. no. 116. 
Müller Hiftor. Verm. no. 348. p. 162. Dan. Tobaksrulle-Skiven. Planor- 
bis contortus, teſta fuſca, ſupra plana, ſubtus umbilicata, apertura 


arcuata. 
| Schröter Geſchichte der Flußconchylien p. 237. no. 48. it. p. 5 
f Be fig. 29. 8 

— — Einleitung — ꝛ2ter Band, p. 139. 


Hier ſehen wir eine der kleinſten Tellerſchuecken / he aber bey 
9 AR gar zu großen Kleinigkeit vom Pinſel der Kuͤnſtler nur ſelten recht 
genau dargeſtellet zu werden pfleget. Unſer Muller vergleichet ihre Form 
mit einer Tabacksrolle, wie er denn auch dieſer Schnecke im Daͤniſchen 
den Namen der Tobacksrolle gegeben. Denn er hat bey ſeiner Planorbe 
eontort& gewiß keine andere Schnecke, als Helicem contortam Linnaei ge⸗ 
meinet. Je nachdem fie junger oder alter iſt, fo ſiehet man bey ihr fünf, 
ſechs bis ſieben Windungen. Auf der einen Seite iſt ſie etwas flacher 
und platter, als auf der andern, jedoch auf beyden Seiten im Mittel⸗ 
puncte wie vertieft und genabelt. Ihre bogenfoͤrmige Mundoͤfnung, wel⸗ 
che, wie Linne anmerket, ein lateiniſches C vorſtellet, iſt ſehr enge, ja 
alle ihre Umlaͤufe ſtehen fo dichte beyfammen, als wären fie zuſammenge⸗ 
preſſet worden. Daß die Schale beym Leben des Bewohners wie ver⸗ 
guͤldet zu ſeyn ſcheine, erfahren wir oben aus dem Zeugniſſe des Linne. 
& 1 dieſe Schnecke auf den Waſſerpflanzen in den Teichen und 
raben. 


N 2 Tab. 


100. Schnirkelſchnecken. Tab. 427. Fig. 1127. 


Tab. 127. Fig. 1127. lit. a. und. 2. 
Ex Muſeo noſtro. 8 
Die Wirbelſcheibe ? 
Helix Vortex . tells cornea, fuſca, plana, compref, lubearinata. 
g Dan. Hvirvel Skiven. 
Lister Hiftor. Conchyl. tab. 138. fig. 43. Cochlea exigua quinque 6 
— — — Animal. Angl. tab. 2. fig 28. p. 145. Cochlea exigua ſubfuſ- 


ca, altera parte planior, fine limbo, quinque ſpirarum. GTI 
RILEIN Meth. oſtrac. 5. 12. no. 3. p. . tab. I. fig. . Cornu Hammonis {puriums 
Geve Beluſtigungen, tab. 4. fig. 22. ! 60 88900 
LINNRI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 583. p. 770. \ 
— — — — Edit. 12. no. 667. p. 1243. ARE 


— — Fauna Suec. no. 2178. p. 527. Helix Vortex, 10 carinata, pla- 
na, ſupra concava, apertura ovali. Habitat in foſſis, paludibus, p- 
cinis. Haec Helix planorbe minor, at anfractibus pluribus; margo teſtae 

in illa extra teſtam exſeritur, at in hac ipſe angulus teſtae eſt acutus. A 
Berliniſches Magazin, ter Band, tab. 8. fig. 19. p. 257. 10 
Müller Hiſt. Verm. no. 345. p. 158. Planorbis Vortex, teſta flavo R N 
fubcarinata, ſupra concava, ſubtus plana. 4 
Favarr D’Hersıcny Dict. tom. 3. p. 159. Planorbis teſta plana, fufca, ſu- 1 \ 
pra concava, anfractibus ſex, margine acuto. 


pa Costa British Conchol. no. 36. p. 65. tab,4. fig. 12. 1 5 f u 
Schroͤters Geſchichte der Flußeonchylien, tab. 5. fig. 16. p. 228. . 0 
— — Einleitung — 2ter Band, p. 134. f 1 


Unter allen Tellerſchnecken iſt dieſes ohnſtreitig die flacheſte und 
platteſte. Es iſt faſt unbegreiflich wie eine lebendige Schnecke in fo Auf 1 
ſerſt engen Kammern und Behaͤltniſſen leben kann. Vom Linne wird 

dieſe Schnecke Helix Vortex, von unſerm Müller aber die 0 0 
genannt. Sie gleichet auch völlig einer kleinen Scheibe. Ich zähle be 15 
ihr ſechs Windungen, welche auf der einen Seite ein klein wenig fa, 
und platter ſind, als auf der andern. Im Durchſchnitte hat dieſe 9 
Schnecke etwa vier Linien, und eine durchſichtige hornartige Schale. 95 
Der Bewohner fol, nach Müllers Verſicherung, roͤthlich ſeyn, weiſſe 
Fuͤhlhoͤrner haben, und wochenlang auſſer dem Waſſer leben koͤnnen. 


In den Waſſergraͤben bey Copenhagen habe ich viele von dieſer Teller⸗ 
ſchnecke angetroffen. 


Tab, 


Tab. 127. Fig. 1128. lit. a. b. c. 
Ex Mufeo noſtro. 
Die Sammetſchnecke mit dreyeckigtem Munde. 
Helix obvoluta Mülleri, ſupra planiuscula, ſubtus eonvexa, umbilicata, an- 
fractibus ſex contortis, apertura triangulari, colore dilute 

ice upp 85. brunned. f det INN! N 
Gall. La Veloutèe a bouche triangulaire, Dan. Skaev-Munden. 
GuaLTIERI Index tab. 2. fig. S. Cochlea terreſtris umbilicata, fuſca, ore 
ttriangulari. g as 
Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 48. no. 12. Cochlea, tefta fuſca, hifpida, ſupra 
5 plana, ſubtus perforata, ſpiris ſex, apertura triangulari, labro reffexo luteo. 
Berliniſches Magazin zter Band, tab. 3. fig. 37. Ben, 
Müller Hiftor. Verm. no. 229. p.27. Helix obvoluta, tefta umbilicata, ut- 

trinque depreſſa, ſpiris obvolutis. N 5 555 
Favarr D' Hersicny Dict. tom. 3. p. 160. Planorbe Veloutee? 
FAvANNE Conchyl. tab. 63. fig. F 2. 
Schroͤters Erdconchylien, tab. 2. fig. 24. p. 186. 

— — Einleitung, — 2ter Band, p. 259. 

Am dieſe eben nicht gemeine Erdſchnecke etwas bekannter zu machen, 
ſo habe ich ſie von mehreren Seiten, ja auch mit ihrem kalkartigen Na⸗ 
bel abbilden laſſen. Mehrere von dieſer Gattung ſind mir durch den 
Herrn Prof. Hermann aus Straßburg mitgetheilet worden. Der Herr 
Superint. Schröter hat fie auch bey Thangelſtedt im Weimariſchen entdecket 
und angetroffen. Ich zaͤhle bey dieſer Schnecke ſechs ziemlich flache, enge 
zuſammengerollte Windungen, deren Mittelpunct etwas tiefer lieget. 
Die untere Seite iſt ganz gewoͤlbet oder convex, und hat in ihrer Mitte 
einen tiefen Nabel. Die Muͤndung wird von einem weiſſen Lippenſaum 
umgeben. Die dreyeckigt gebildete Mundoͤfnung dienet dieſer Schnede 
zu einem Hauptkennzeichen, dadurch ſie aufs leichteſte erkannt und von 
andern Schnecken unterſchieden werden kann. Weil ihre Schale im fri⸗ 
ſcheſten Zuſtande von einem rauhen mooßartigen Ueberzuge bedecket wird, 
ſo heiſſet fie die Sammetſchnecke. Mit der Helice contorta hat ſie in der 
Form (wenn ich die Mündung ausnehme) gar viele Aehnlichkeit. 


Schnirkelſchnecken⸗ Tab. 127. Fig. 118. 107 


N 3 Tab. 


os Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig 1129. 
Tab. 127. Fig. 1129. no. 1. und 2. 
s Ex Muſeo noſtro. 1 ö 
| Die Weinkellerſchneke . 
Helix cellaria Mülleri, teſta ſubdepreſſa, nitida, pellucida, Mea, profunde 
umbilicata, anfractibus quinque, apertura lunata. 1 
Schroͤters Erdconchylien, p. 200. no. 70. tab. 2. fig. 26. Eine tellerfoͤrmige 
perlenfarbige, ganz durchſichtige Nabelſchnecke. Kit 15 
Mürrer Hift, Verm. no. 230. p. 28. Helix cellaria, teſta umbilicata, de. 


preſſa, luteſcente, nitida, ſubtus lactea, apertura larga. Corpus be. 
ſtiolae pellueidum eſt. FAR 


Dieſe faſt tellerfoͤrmige Nabelſchnecke ift bis zum Glanze glatt, da⸗ 
bey milchweiß, perlenfarbig und ſo durchſichtig wie Glas. Unſer ſel. 
Conferenzrath Muͤller hat ihr in feiner Hiſt. Verm. um deswillen den 
Namen der Kellerſchnecke ertheilet, weil ſie haͤufig, nach ſeinem Vorge⸗ 
ben, in den Copenhagener Weinkellern wohnen und ſich aufhalten ſoll. 
Zwar habe ich ſie daſelbſt vergeblich ſuchen laſſen, dennoch aber will ic 
unſers Muͤllers Zeugniß deswegen nicht leugnen noch im Zweifel ziehen. 
Es kann ſehr gerne ſeyn, daß andere ſie daſelbſt gefunden haben, wo mein 
Bedienter ſie nicht finden koͤnnen. Die fuͤnf Gewinde derſelben graͤnzen 
nahe und dichte aneinander. Ihre Grundfläche ift convex, und hat im 
Mittelpuncte einen runden tiefen Nabel. Die Mundoͤfnung iſt 0 . 
etwas bogenfoͤrmig. Der Bewohner von dieſer Schnecke iſt weiß und 
durchſichtig, aber ſeine Augen ſind ſchwarz. Er ziehet beym Fortkriechen 
bald das eine bald das andere feiner Fuͤhlhoͤrner zuruͤcke, und halt fie 
beyde in einer beſtaͤndigen Bewegung. Es uͤbergehet dieſe Schnecke ſel⸗ 
ten die Größe eines daͤniſchen ſilbernen Schillings. Ihre Schale iſt bey 
aller Durchſichtigkeit und Feinheit dennoch veſter und haͤrter als man es 
vermuthen ſollte. N in Hohl 


Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 1130. 1131. 103 


Tab, 127. Fig. 130. 1131. 
Ex Muſeo noſtro. N 


Die glaͤnzende Schnirkelſchnecke. 


| Helix nitida Mülleri, tefta lactea, ſubumbilicata, depreſſa, pellucida, labro 
N aperturae lunatae Tabea „ pallide roſaceo. 


Gall. La Luifante. 


Prriver Cazöphyl. tab. 93. fig. 14. Cochlea minor lucens. 
DaROENVILLR Conchyl. tab. 28. fig. 4. Ce petit Limagon eſt d'un gris ſale 
et d'une forme plus ramaſſèe que les precedens. 

Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 42. no. 7. 
FavaRT p’Hersıcny Dict. tom. 2. p. 288. Luiſante. Cochlea terreſtris 
aaliquando umbilicata, teſta tenui et pellucida inſignis. 

be Hiſt. Verm. no. 234. p. 32. Helix nitida, teſta umbilicata, ſubde- 
preſſa, fulvo. cornea, pellucida, ſubſtriata, apertura larga, Limax 
pPallide coeruleus. 
5 FabRICII Fauna Groënlandica no. 386. Reiz nitida; hujus teſtam vacuam 
antum ſub muſeis rariſſime offendi. 

Schröters Erdconchylien, tab. 2. fig. 26. p. 202. no. 72. 
er — Einleitung — zweyter Band, p. 241. no. 230. 


Der Herr de Favanne ſandte mir dieſe Schnecke aus Paris unter 
en Namen Limacon fluviatile dit le Luiſant. Es iſt alſo nach feiner 
Meinung eine Flußſchnecke. Auch meldet er im erſten Bande ſeiner Con- 
chyl. p. 429. die Urſache, warum er fie in der von ihm beſorgten neuen 
Ausgabe des Dargenville nicht langer bey den Erdſchnecken ſtehen laſſen. 
Andere, welche dieſe Schnecke auf dem Lande angetroffen, erklaͤren ſie 
fuͤr eine Land⸗ oder Erdſchnecke Beyde haben recht, denn fie wird im 
Waſſer und auf dem Lande gefunden. Sie pfleget zum öftern aus dem 
Waſſer herauszukriechen, und ſich bald hier bald dort ohnweit des Wafz 
ſers anzuhaͤngen. Die vorige haͤtte wegen ihres recht cryſtalliniſchen 
Glanzes weit eher den Namen der Glaͤnzenden verdienet, welcher aber der 
gegenwaͤrtigen zugetheilet worden, ohnerachtet ihr Glanz ſchwaͤcher und 
geringer iſt. Sie iſt ubrigens milchweiß, ziemlich flach, auf der Baſi er⸗ 
hoben, hat fuͤnf Windungen, und eine durchſichtige Schale, mit einem 
kleinen kaum merkbaren Nabel. Die bogenfoͤrmige Mundoͤfnung wird 
bey meinem Exemplare von einem blaßröchlichen Saume eingefaſſet. Der 
Koͤrper des Bewohners ſoll, nach dem Zeugniſſe unſers 1 
u aſſe 


104 Schnirkelſchnecken. Tab. 127. Fig. 1132. 1133. 


blaſſe himmelblaͤulichte Farbe haben. Es wird diefe Schnecke auch hier zu 
32d haͤufig auf naſſen Mooßen, und auf Pflanzen nahe beym Waſſer 
geſun en. ** 1 4 HERREN 


Tab. 127. Fig. 1132. 1133. 
Ex Mufeo SrENGLERIANO, 
Das wahre aͤchte Jagdhorn. 
Cornu Venatorium. Planorbis teſta alba, valde depreſſa, umbilico paten- 
tiſſimo, aperturaà rotunda in angulo proximo anfractui vieino 
exciſa feu diſſecta. 
Gall, Le Cornet de chaſſeur. 8 f 


Encyclop. Rec. de Pl. tab. 64. fig. 16. Celui eſt tres fingulier par fa forme 
— les tours de Spirale font für le mème plan, ce qui lui donne beaueoup 
de reſſemblance avec les cornes d Ammon il a une petite tache für 
le cote inferieur de la bouche. . 

FAvANNE Catal. raiſ. tab. I. fig. 14. p. 5. Un Limagon de toute rareté, dit 
le veritable Cornet de chaſſeur. Sa figure offre celle d'un vermicu- 

laire contournè regulierement en corne d' Ammon. Sa clavicule eſt 
applatie; du cotè oppofe il eft concave, et fes fpires forment un 
umbilic profond comme dans le cadran, mais beaucoup plus Etendu; 
fa bouche eſt ronde terminèe par deux bourrelets qui produifent une 
finuofite a Pangle de la lEvre. 1 
Das wahre eigentliche Jagdhorn gehoͤret zur Zahl der conchy⸗ 
liologiſchen Seltenheiten. Hier lieget es allein in der großen Spenge 
leriſchen Sammlung. Die Schale iſt oberwaͤrts flach, und ſchneeweiß, 
nur das Auge oder der Mittelpunct des Wirbels iſt braͤunlich. An 
der circulrunden, mit einem Saume eingefaßten Muͤndung, und an 
dem tiefen Einſchnitte, welchen man in dem einen Wirbel dieſer Muͤn⸗ 
dung erblicket, wird dieſe Schnecke von andern etwas gleichfoͤrmigen 

Jagdhoͤrnern auf das ſichtbarſte unterſchieden. Der Nabel iſt ſehr tief, 

trichterfoͤrmig und ſo weit, daß darinnen alle rundgewoͤlbten Windun⸗ 

gen ſehr deutlich koͤnnen geſehen werden. Man vergleiche hierbey fig. 

1133, woſelbſt die Seite des Nabels und der Einſchnitt der Muͤndungs⸗ 

lippe kennbarer vorgeſtellet worden. N | ! 
Es giebt noch eine Abänderung diefer Jagdhoͤrner, die von Baͤn⸗ 

dern umwunden, und durch farbichte Flecken bunt gemacht wird. Ei⸗ 

nige halten unſer oben beſchriebenes Jagdhorn fuͤr linksgewunden, 15 

\ 


1 
A 
. 
10 
* 


* 


1 


— — 


- Obf. Zu dieſer Unterabtpeifung 5 Schnirkelſchnecken, welche die Lelerſchnecken 

oder Planorbes enthält, kann auch am fuͤglichſten hinzugerechnet werden 

tab. 132. fig. 1188 - 1189. Helix 20naria, und fig. 1 193 bis 1195, 
Tlelix e fg. 1166 auf tab. 130, Helix incifa. 


u Augelförmige Schnirkelſchnecken. Helices globofae. 
Tab. 128. Fig. 1133 - 1135. 


LAD: 
70 5 Ex Mufeo noftro. 
u 


Die Kugelſchnecke. Das blaue Band. 


Helix Ampullacea Linnaei, teſta terreſtri, ventricoſa, laevi, epidermide 
virideſcente ſaepius luteſcente ſuperinduta, faſciis coeruleis transverſalibus 
eincta, ſubperforata, vertice obtuſiuſculo, apertura ampla femirotunda, 
operculo teftaceo auriformi. 
Belg. Siyk-Slekken. Gebande Ajuin Schil. Offen Oog. Koeien Oog. 
Gall. Le Cordon bleu, 


er Hiftor. Conchyl. tab. 130. fig.30. Cochlea e viridi fubflava, clavi- 


cula leviter comprefla, fafciis anguſtis donata. Jamaica, 


. Roppen Amboin. tab. 27. fig. Q. Cochlea lutaria. Die Schlammſchnecke. 


3 F 


15 
N 


PETIVER Aquat. Amboin. tab. 12. fig. 14. 

KN Meth. oftrac. §. 167. Sp. 2. no. 1. p. 57. Galea faſeiata cochlis glo- 
boſa lutaria, nigra, ad lucem transparens, faſciata. 

_ GUALTIERI Index Conchyl. tab. 1. fig. R. Cochlea terreftris, vulgaris, ob- 
longa, ventricoſa, fere pellucida, fplendens, colore carneo et ſubal- 

bido depicta, nonnullisque faſciis ſubrubris leviter et obſcure cincta. 

Skkx Theſ. tom. 3. tab. 38. fig. 1—6. it. 58. 59. Cochlea faſciata, turbi- 
nata, major, marina. Oculus bovis. Variae earum ſpecies aeque ex 
Orientalibus et Occidentalibus Indiis nobis miſſae ſunt. 

DARGENVILLE Conchy. tab. 17. fig. B. Tonne. Conque fpherique fafciee 
de couleur bleu&@ jaune en dedans, appellèe le Cordon bleu tres rare. 

Geve Beluftig. tab. 27. fig. 289. lit. a. et b. 

- Encyclop. Rec. de Pl. tom. 6. tab. 65. fig. 3. Le Cordon bleu; il a des zones 
bleues fur un fond blanchätre;, quand il eft depouillé de fon épiderme 

Conchylien Cabinet IX. B. ate Abtheil. O qui 


106 Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1133. 1138. 


qui a une couleur verdätre, A travers laquelle on diftingue es bandes 


bleues qui font deſſous. Ce Limas eſt legerement ombilig ul 
Linnzı Syſt. Nat, Edit. 10. no. 592. p. 771. ? nn ch I, bent 
— — — — Edit. 12. no. 676. p. 1244. tue nn 1157 


— — Mufl Reg. Lud. Ulricae no. 368. p. 666. Hel pullas g teſta 


ſubrotunda, livida, lineis fuſeis pallidisque ſpiralibus; anfractus ſuper- 
ne ventricoſi. Spira parum convexa obtuſiuſcula. Apertura ovato« 
oblonga. Labium exterius rectum, interius reflexum ſuperne adnatum. 
Umbilieus tanquam rima tecta labio interiore reflexo. Noſcitur ſpira 


. 


ventricoſiore. Habitat in Aſia terreftris, ri, EN 
Berliniſches Magazin tab. 6. fig. 68. Zter Band, p. 1 52. no. 44. 


a 

Favart p’Hereıcny Diet. tom. I. p. 340. Cordon bleu, Cochlea femilu- 
naris umbilicata, feu natica terreſtris in fundo fubalbido et achates plu- 
rimis zonis fulcis vel fubcoeruleis faſciata; magna e et labro 
arcuatim expanſo et forma rotunda diſtincta. si 

MülLER Hiſtor. Verm. no. 359. p. 172. Nerita ampullacea, elle perforata ; 


ventricofa, ſupra deprefla, apice obtufo, apertura larga. Variat; livida, 


nigricans et ex luteo viridis, faſciis extus confpicuis vel oo 0 


ſaturatioribus; harum novem et plures, quasdam duplicatas inaequali 


latitudine numeravi. Striae transverfales conftantes. Faux fuſca faſ- 


ciata. Licet Rumphius hanc terreſtrem vocet, tamen ex verbis ejus 
et ex operculo patet eam fluviatilibus deberi. In Aſiae paludoſis. 1 
Knorrs Vergnuͤgen der Augen, tom. 5. tab. 5. fig. 2. 3. N 


v. Born Index Muf. Caef. p. 334. Die Schlammſchnecke. e TE 


ee Be 


NN 


— — Teſtacea — — p. 374. Helix Ampullacea, teſta ovato ventri- 
cofa, umbilicata, glabra, ſubtus convexa; anfractus quinque planiuſ- 
culi, extimo ampliſſimo; apertura ovato- oblonga; labrum integrum; 105 


labium tenue columellae adnatum; AS 8 faſciis An cavitate 5 


transverſis rufis. 1 


FAVANNE DE MONT CEN v. Conchyl. tab. 61. 55 DS. Coquille de renn douce. 


— — ECeatal. raif. 0. 16. Une belle Natice dite le Cordon bleu. A 
Schroͤters Flußconchylien, tab. 6. fig. 2. tab. 9. fig. 14. p. 249. no. 62. 
— — Einleitung — 2ter Theil, p. 142. 1 


Dargenville macht aus dieſer Conchylie eine Tonnenſchnecke , an⸗ N 
dere behaupten, es fer, eine Schwimmſchnecke (Natice) oder Nerite. Es 


iſt aber das beſte und richtigſte, ſolche mit dem Linne den Schnirkel⸗ 
ſchnecken (Helicibus) beyzugeſellen. Vom Dargenville und Seba 1 | 
| ie 


Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 11331135. 107 


ſie für eine Meerſchnecke ausgegeben; die meiſten erklären fR für eine 
Flußſchnecke; noch andere glauben, es ſey eine Schlamm⸗ und Koth⸗ 
ſchnecke, die ſich am liebſten im Schlamme und kothigen Pfuͤtzen und 
Sauͤmpfen aufzuhalten pflege. Sie geben ihr um deswillen den Namen 
der Schlamm⸗ und Kothſchnecke. Linne, und einige andere mit ihm, 


er 


verſichern, es ſey eine Erdſchnecke. Dieſe letztere Auſſage iſt die gewiſ⸗ 
ſeſte, glaubwuͤrdigſte und zuverlaͤßigſte. Ich beſitze wohl zwanzig Eyer⸗ 
klumpen, welche von dieſer Gattung Schnecken im Mißionsgarten zu 
Tranquebar, und in dortigen Reißfeldern geleget worden. Die meiſten 


dieſer Eyer ſind leer, weil man ſie zu fruͤhzeitig, ehe ſich noch die jun⸗ 
ge Brut darinnen gebildet und entwickelt, ausgegraben. Aber andere 


von ſolchen Eyern (welche mir daher ungleich willkommener geweſen) 
ſind voll. Sie enthalten ſchon junge Schnecken, und was dabey am 


meiſten meine Verwunderung erwecket und erreget — eine jede dieſer 


kleinſten Schnecken hat im Ey ihr operculum teſtaceum. Ob andere 


Erd ⸗ und Landſchnecken auch im Ey ſchon ihr operculum haben moͤ⸗ 
gen, wuͤnſchte ich von andern, die zur Erforſchung dieſer Sache be⸗ 


— 


quemere Gelegenheit haben, naͤher und genauer zu erfahren? i 
Die Reißfelder werden, wie bekannt, oͤfters gewaͤſſert und unter 
Waſſer geſetzet. Alsdann muͤſſen es ſich dieſe in den Reißfeldern am 


liebſten wohnenden Schnecken, gegen ihren Wunſch und Willen, gefal⸗ 


len laſſen, eine Zeitlang im Schlamme und Kothe kuͤmmerlich auszu⸗ 
halten, und ſich ſo gut wie moͤglich bis auf beſſere und trocknere Zei⸗ 
ten behelfen. Aber es iſt hoͤchſt unbillig, ihnen von dieſem Nothſtande, 
darinnen ſie ſich eine Zeitlang gezwungener Weiſe aufhalten muͤſſen, ſo⸗ 
gleich den Namen der Schlamm: und Kothſchnecken beyzulegen. An⸗ 
dere find daher geneigter ihnen den Namen der Ochſen-Kuh⸗ und 
Kalbsaugen mitzutheilen. Bey den Franzoͤſiſchen Conchyliologen heiſſet 
dieſe Schnecke das blaue Band, und wenn ſie auſſerordentlich groß ge⸗ 
worden, ſo wird ſie gar Idole ou Manetou genannt. Sie wird ſowohl 


in Oſt⸗ und Weſtindien, beydes auf dem veſten Lande und auf den 


Inſuln gefunden. Ihre Schale iſt kugelfoͤrmig und aufgeblaſen, dabey 


leichte und durchſichtig. Man zaͤhlet bey ihr ſechs Windungen, deren 
Wirbel bald mehr bald weniger hervorraget. Ihr ſpiegelglatter Ueber⸗ 
zug iſt bey einigen gruͤnlich und gelblich, bey andern braͤunlich und ſchwaͤrz⸗ 
lich. Wenn man dieſes Oberkleid hinwegnimmt, ſo iſt der Schalen⸗ 
grund blaͤulicht. Die blaͤulichten etwas dunkleren Queerbinden, ſind 
an den inneren Wänden farbichter und Se wie aͤuſſerlich. 8001 
2 a 


RER x tn), 


108 Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1133-1136. 


Zahl der dunkelblaͤulichten Queerbinden iſt fehr verſchieden, da bald 
mehrere, ſchmaͤlere, nahe beyſammenſtehende, bald weniger breitere und 
entfernter von einander ſtehende, vorhanden ſind. Die jüngeren von 
dieſer Gattung haben einen Nabel; bey den Älteren wird der Nabel 
gemeiniglich vom Saume der inneren Lippe bedecket. Die Mundoͤfnung 
iſt halbrund, auch etwas eyfoͤrmig, und wird von einem 9 
penſaume umgeben. Den Deckel hat Petiver in feinem Gazophylacio 
tab. 16. fig. 3. abbilden laſſen, und Schröter in feiner Geſchichte den 
Flußconchylien p. 389 umſtaͤndlich beſchrieben. Er gleichet einem ovalen 
Schilde oder einem menſchlichen Ohre. Rumph behauptet es, er ſey 
hornartig, und koͤnne zum raͤuchern mitgebraucht werden. Darinnen 
irret ſich der ſonſt ſo ehrwuͤrdige alte Rumph. Denn es iſt kein oper- 
culum corneum, ſondern ein operculum maxime teſtaceum, deſſen Schale 
an der inneren Seite beynahe einen Perlenmutterglanz erreichet, und 
wie Pfirſichbluͤte gefaͤrbet erſcheinet Die laͤnglicht ovale Stelle, damit 
ſolcher Deckel am Fuße des Bewohners beveſtiget geweſen, iſt ſehr leicht 
zu erkennen. Die groͤßeſten Exemplare, welche ich von dieſer Gattung 
beſitze, tragen faſt noch alle ihren Deckel, und haben zween Zoll im 
Durchſchnitte. Mein groͤßter Deckel, den ich von dieſer Gattung auf⸗ 
ee habe, ift zween Zoll eine Linie lang, und einen Zoll und eine 
inie breit. . „in en, N 
Obſ. Ich vermuthe es, daß Helix glauca im Linnaͤiſchen Syſtem no. 678. nur 
eine abgeſchliffene und von ihrer Oberhaut entbloͤßte Helix ampullacea ſeyn 
werde. Darinnen beſtaͤrket mich die Anmerkung, welche Linne im Muſeo 
Reginae p. 667. no. 369. bey ihrer Beſchreibung macht: Noſeitur 1 
5 f ic 


. ͤ 
——. 


lore albo-glauco et figura ampullacea, 71 Se k 0 
ah 0° 12% 21507 5 f an 

Ex Mufeo Morrkıano et noftro, Mu 

Der Abgott Manetou. un 


Idolum. Helix maxima, varietas praecedentis, de qua tantum magnitudine et 
forma ventricoſiore diverſa. 5 ö 1 
Gall. L’Idole ou le Dieu Manetou, La fauſſe Idole. a, 
Lister Hiftor, Conchyl. tab. 125. fig.25. Cochlea maxima fluviatilis e viridi 
nigricans. 8 a ü es 
it. tab. 128. fig. 28. Cochlea maxima faſciata a Surinam. In den 
Beyſchriften, die Liſter eigenhaͤndig ſeinem Exemplare beygeſchrieben, wird 
fie genannt: Pomatia Iamaicęnſis maxima ſuperficie reticulata. 
KLEIN 


10 al 


Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig 1136. 109 
Kix Meth. oſtrac. $. 167. Sp. 2. 0 57. no. 2. Maxima Pomatia Surina- 


menfis. 
3 Catal. raiſ. tom. 3. no. 90 p. 430. hee tres s grande Nerite du 
M.iſſiſippi verd- noiratre, ventrue et umbiliquee, a ſtries inegales en 
van forme de rides, qui partant d'un peu au deſſous de la elavicule vien- 
nent toutes fe perdre dans l' umbilic efpece connue ſous le nom Idole. 
lürrer Hiſt. Verm. no. 360. p. 174. Nerita Urceus, teſta ſubumbilicata 

7 0 ventrieoſa, rugoſa, fuſca; apertura effuſa alba. 

1 p’Hersıcny Dit. tom. 2. p. 174. Idole ou Manetou des Sauvages 
a Americains. Cochlea fluviatilis, ſemilunaris, umbilicata, colore viri- 

dil nigricante et maxima fpecie Rene 

SGronovii Zoophyl. faſc. 3. no. 1547. p. 333? 
Schere Flußconchylien, p. 253. no. 63. 
Einleitung — zweyter Band, p. 143. Ye ne 

e DE'Monrc. Conchyl. tab. 61. no. Dio. entre Coquilles d’ Eau douce, 

— — Catal. raif. no. 108. p. 26. Une tres groſſe Natice, ombiliquee, 

appellèe F Idole ou le Dieu Manetou — elle eſt recouverte de fon. 

eepiderme et à trois pouces et demi de longueur, fur trois pouces trois 
5 lignes de largeur, it. no. 109 — 111. ! 

} Ich halte diefe Schnecke fir keine beſondere Gattung / fanden 
nur fir eine merkwürdige Abaͤnderung der vorhergehenden. Sie hat 
alle Hauptkennzeichen der vorigen an ſich. Nur iſt ihr Nabel tiefer 

und ſichtbarer, ihr Bau ungleich größer, bauchichter, aufgeblaſener, 
und beym höheren Alter auch runzelvoller und faltenreicher. Vielmals 

wird ſie von einem ſchwarzbraunen, oftmals auch von gruͤngelblichem 
Ueberzuge bedecket. Nimmt man dieſes Oberkleid hinweg, fo iſt der 
Schalengrund weiß oder gelblich, und wird alsdann nur ſelten mit 
Queerbinden umzingelt angetroffen. Ich verwahre von dieſer Gattung 
ein Stuͤck in meiner Sammlung, ſo drey Zoll im Durchſchnitte hat; 
aber dasjenige weit anſehnlichere, ſo ich hier aus dem Graͤfl. Moltki⸗ 
ſchen Cabinette zeichnen laſſen, hält fünf Zoll im Durchſchnitt. Die 
Wilden in Weſtindien pflegen die größeften und vorzuͤglichſten dieſer 
Schnecken auf einen Stock zu ſetzen, und alsdann wie Goͤtter zu ver⸗ 
ehren. Eben um deswillen wird fie bey den Franzoſen L' Idole ou le 
Dieu Maneton genannt. Die beſten fallen auf Surinam, auf Jamaica, 
und in der Nachbarſchaft des Mißiſippiſtromes. Es ſind eigentlich 
ee welche aber, wenn er Umftände fie dazu e 
eben 


110 Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1137. 
eben ſo gut eine Zeitlang im Waſſer und im Sumpfe ausdauren koͤn⸗ 
nen, als manche Flußſchnecken auch auſſer dem Waſſer und auf dem 
Lande zu leben geſchickt ſind. Die Aeuſſerung des Liſters in ſeinen Bey⸗ 
ſchriften (mit der auch Kleins Auſſage uͤbereinſtimmet) gefällt mir ſehr 
wohl, wenn er ſchreibet, dies ſey gleichſam Pomatia maxima Het 
In den Europaͤiſchen Conchylienſammlungen find dieſe ausnehmend großen | 
Sr nur ſelten anzutreffen.” Es find wahre Selen hetken 


Tab. 128. Fig. 1137. en 1 
5 Ex Muſeo noſtro. En g 
Die bandirte Weinbergsſchnecke. 7 2 
Helix ligata Mülleri. Varietas notabilis Helicis Pomatiae. 0 


GvaLrizrı Index tab. 1. fig. E. Cochlea terreſtris 5 pulla, adcis 
obfcure luteis cindtä, 1 in ie 

Geve Beluſtigungen, tab. 20. fig. 340. lit. a. et b. „ oe 

MürLER Hiſtor. Verm. no. 252. p. 58. Helix ligata, teſta imperforata, fü Er 
globoſa, alba, faſciis rufis, labro albo. a 


Unferm berühmten Muͤller hat es gefallen, Siefe Schnecke in 
ſeiner Hiſtor. Vermium als eine beſondere Gattung aufzufuͤhren. Ich 
halte ſie fuͤr eine bloße Abaͤnderung der bekannten Weinbergsſchnecke, 
die beym Linne Helix Pomatia heißt. Sie wird auf ihrem gelblichen 
grauweißen Grunde von fuͤnf ungleichen braunroͤthlichen Queerbinden 
umwunden. Einige derſelben ſind breiter, andere dagegen ſchmaͤler. 
Sie hat fuͤnf ſtarkgewoͤlbte Stockwerke, und eine weite halbrunde etwas 

mondfoͤrmige Mundoͤfnung (aperturam fubrotundo-lunarem). . An den 

inneren Waͤnden ſchimmern uͤberall die braunen Queerbinden der Ober⸗ 

flaͤche hindurch. Es wohnet dieſe Schnecke vornehmlich in Italien, doch 
zweifle ich nicht, daß man fie auch ſchon bey genauerer ie 
in den e Gegenden eee antreffen werde. | | 


Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1138. fir 


‚EEE Tab. 128. Fig. 1138. lit. a. b. E. 
fun Ex Muſeo noftro. 


Die Weinbergsſchnecke. 


elix Pomatia Linnaei, teſta globofa, anfractibus quinque epidermide rufe. 

cente fuperindutis, et fafciis quibusdam obfeurioribus einctis. 
Bel Wyngards Slak. Call. Le Vigneron, Angl. Wine Gard Snail. 

2 Dan. Vold Snekken. Suec. Trägards Snäka. 


Lister Hift. Conchyl. tab. 48. fig.46. Cochlea cinereo rufefcens, fafeiata, 
leviter umbilicata, Pomatia Geſneri. ? 

— — Hift, Animal. Angl. tab. 2. fig. I. p. III. Se einerea maxima 

2 edulis, cujus os opereulo craffo velut gypfeo per hyemem clauditur. 

Mei Hlaec autem omnium noſtrae Inſulae terreſtrium longe maxima eft, cum 

ex his ſunt quae gallinacei ovi mediocris magnitudinem fere impleant. 

Eſt autem ipſe animal bene carnoſum nec palato ingratum. Coquun- 

2 tur ex aqua fluviatili et adjectis oleo, ſale et pipere lautum ferculum 

7 praeparant. 

Schwammerdams Bibel der Natur, tab. 4. a 

_ Güuarrizrı Index tab. I. lig. B. Cochlea terreſtris vulgaris rufeſcens fafeiata, 

it. fig. C. 

Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 33. no. 1. Pomatia. Le Vigneron, cochlea 

ſcdtteſta utrinque convexa rufeſeente quinque ſpirarum. 

Geve Beluſtigungen, tab. 29. fig. 334. it. 335. 

LNNI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 593. p. 77 1. 

— — — — Edit. 12. no. 677. p. 1244. Helix Pomatia, teſta umbili- 
cata, ſubovata, obtuſa, decolore, apertura ſubrotundo — lunari. 
Habitat in Angliae et Galliae nemoribus. 

— — Fauna Suec. no. 2183. p. 528. Habitat in hortis allata e Germ 
nia, ſponte vix occurrit, a quibusdam editur. 

Berliniſch Magazin 2ter Band, p.530. no. 1. tab. I. fig. I. Die große aſchfable 

mit braunen Binden umgebene Gartenſchnecke. 

Favahr D' HERBTI NY Diet. tom. 3. p. 446. Vigneron. Cochlea ard 

terreſtris, Pomatia Vinitoria dicta. On trouve fouvent ce Limas dans 
le Vignes, ce qui la fait appeller le Vigneron, Son gout n’eft defa- 
greable. it. tom. 3. p. 165. Pomatia. 

PRENNANT British Zool. tom. 4. tab. 84. fig. 128. 

DA Cos rA Brit. Conchology tab. 3. fig. 14. p. 67. 


Mäl- 


112 Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1138. 


globoſa, rufeſcente, faſciis obſoletis. 


a 
N 


2 N ni n Neben . 
MülLLER Hiſt. Verm. no. 243. p. 43.. Helix Pomatia, tefta 3 b 
N , de eee Ba © 
155 


v. Born Index Muf. Caeſ. p. 388. n 55 
— — Teſtacea — — p. 375. Helix Pomatia, tefta ſubgloboſa, umbi- 
licata, anfractus convexi laeves; apertura lunata; labrum integrum; 
labium reflexum adnatum, nonnunquam umbilicum tegens; color luteſ- 
cens, faſciis transverfis obfoletis. Edulis, in vivariis etiam ſaginatur. 
S:onovii Zoophyl. fafc.3. no. 1552. p. 333. 2 
Schroͤters Erdconchylien, tab. 1. fig. 10. p. 145. no. 14. i777. 
— — Einleitung — 2ter Band, p. 143. no. :ꝶ9. 


11% 


Die linksgewundenen von dieſer Gattung habe ich ſchon im erſten | 
Abſchnitte dieſes gten Bandes bey tab. 108. fig. 908-91o ſeq. umſtaͤnd? 


lich beſchrieben, und bey der Gelegenheit ſchon manche Anmerkung von 
den rechtsgewundenen Weinbergsſchnecken hinzugefuͤget, darauf ich mi 


2 


hier beziehen, und daher deſto kuͤrzer faſſen kann. Meine Leſer werden 
auch von dieſer gemeinſten und bekannteſten Gattung keine gar umſtaͤnd⸗ 
liche Beſchreibung ihrer Form, Bildung und Bauart einmal erwarten 
noch verlangen. Im noͤrdlichen Schweden muß dieſe Gattung wenig 
bekannt ſeyn, weil Linne in ſeinem Syſtem bey der Beſtimmung ihrer 


Wohnſtelle ſie nur in Frankreichs und Engelands Waͤldern wohnen 
laͤſſet, und es in ſeiner Fauna meldet, ſie ſey erſt aus Deutſchland nach 


— 


Schweden gebracht worden, auch die Worte noch hinzuſetzet: Sponte 


vix occurrit. In Daͤnnemark habe ich fie haufig in Garten und auf 


Wieſen, inſonderheit aber an den Stadtwaͤllen von Copenhagen ange⸗ 


troffen. Vom Nabel laͤßt ſich bey dieſer Gattung kein ſicheres Unter⸗ 


ſcheidungszeichen hernehmen, indem manche der aͤlteren und juͤngeren 


einen offenen, andere dagegen einen verſchloſſenen, durch die innere Lippe 


bedeckten Nabel haben. In des Berliniſchen Magazins ten Bande 


tab. T. fig. 2. 10. ſtehen manche verunſtaltete und monftröfe bey A | 
gefundene Weinbergsſchnecken. Der hochberuͤhmte Herr Superintendent 


Schaͤfer zu Regenſpurg hat den Bewohnern dieſer Schneckenhaͤuſer zum 


oͤftern ihre Fuͤhlhoͤrner, ja halbe und ganze Köpfe hinweggeſchnitten, 
und dabey die Verſuche des Italieniſchen D. Spalanzani wiederhohlet. 


Sie haben ſich nach ſolcher Verwundung ſchleunig in ihr Wohnhaus 
zuruͤckbegeben, aber bald nachher find ſie mit wiederhergeſtellten Fuͤhl⸗ 
hoͤrnern, und mit einem neugewachſenen Kopfe wieder hervorgekommen 
und ihrer Nahrung nachgegangen. Seine hievon 1 


| 


Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1138. 113 


ſuche mit Schnecken, nebſt einigen Nachtraͤgen, verdienen es gewiß hier⸗ 
über nachgeleſen zu werden. a 5 
Bey lit. b. ſehen wir eine Abaͤnderung, welche ſich durch ihr aſch⸗ 
graues, weißlich marmorirtes Farbenkleid von der rothbraunen bey lit. a. 
hinlaͤnglich unterſcheidet, übrigens aber in der Form und Bauart aufs 
genaueſte mit ihr uͤbereinkoͤmmt. 
N Diejenige, fo bey lit. e. abgebildet worden, habe ich aus St. Mau⸗ 
rice bekommen. Sie empfiehlt ſich beſonders durch ihr blaßroͤthliches 
Farbenkleid, welches bey der Nath von einer weißlichen Binde umge⸗ 
ben, und bey der Muͤndung von einem weiſſen dicken Lippenſaume ein⸗ 
gefaſſet wird. 
lelix extenſa Mülleri in der Hift. Verm. no. 254. iſt von unſerer 
g Helice Pomatia nur wenig unterſchieden. Man muß ſich ihre Muͤndung 
nur ein wenig groͤßer und ausgedehnter vorſtellen. Sie hat weder ein 
i ber Epiderm noch Baͤnder, ſondern nur eine grauweiſſe Schale. 
Die oͤberſten Windungen find flacher und ſtumpfer. Sie lieget in der 
Spengleriſchen Sammlung, und koͤmmt aus Oſtindien. 
Pon der Cornuſchnecke, welche der Herr Hofrath von Born ſo⸗ 
wohl im Indice Muſ. Caef., als auch in dem groͤßern Werke, welches 
Teſtacea Muf. Caeſ. enthält, einigemal abbilden laſſen, ja um derentwil⸗ 
len er in ſeinen conchyliologiſchen Buͤchern ein neues Geſchlecht errich⸗ 
tet, (confer ſeinen Indicem p. 371. und Teſtacea p. 361.) vermuthen es 
viele Conchyliologen, daß es keine eigene Gattung, ſondern nur eine 
gleichſam mitten in ihrem Wachsthume ſtehen gebliebene, wunderbar 
ausgeartete, aͤuſſerſt merkwuͤrdige, monſtroͤſe, vortrefliche Varietaͤt von 
der Helice Pomatia ſey. Eben dergleichen Meinung hat auch der große 
Conchylienkenner, unſer hieſiger Herr Kunſtverwalter Spengler ſchon 
öffentlich geaͤuſſert im zweyten Theil von den Nye Sammling af det 
Bongelige Danſke Videnſkabers Selſkabs Skrifter, (in der neuen 
Sammlung von Schriften der Koͤnigl. Daͤniſchen Geſellſchaft der Wiſ⸗ 
ſenſchaften) wenn er daſelbſt in ſeiner Abhandlung von einem neuen 
Geſchlechte zwoſchalichter Muſcheln folgendes mit einfließen laſſen: Man 
har dadlet Herr von Born, fordi han nyligen i beſkrivelſen over 
det Keiſerlige Muſeum har villet p. 361. faſtſaette en nye Slaegt for 
et eeneſte Snekkehuſets Skyld, hvilket man er uvis om det ei boͤr 
regnes til de monftreufe Coquilier, (das iſt: man hat den Herrn von 
Born getadlet, weil er neulich wegen einer einzigen Schnecke, von der 
C.aonchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. P es 


— 


114 Schnirkelſchnecken. Tab. 128. is: 1139. 3 


es dazu noch ungewiß iſt, ob ſie nicht unter die monſtroͤſen Conchylien 
gezaͤhlet werden muͤſſe, ein eigenes neues Geſchlecht p. 361 in feiner Be⸗ 
ſchreibung des Kayſerlichen Muſei aufrichten wollen). Vielleicht iſt aus 
der doch faſt unthunlich und unglaublich ſcheinenden Vermiſchung eine 
rechten und linken Weinbergsſchnecke, eine ſolche hoͤchſtwunderbare und 
auſſerordentliche Schnecke — die einzige in ihrer Art — entſtanden, ſo 
wie die Fauni und Satyren aus der Vermiſchung ganz verſchiedener 
Geſchlechter ſollen geboren worden ſeyn. ene een 


N 00 n 

Tab. 128. Fig. 1130. no. 1. 2. 3. n e 
Ex Mufeo noſtro. PR 1 5 N A 

Die langgeſtreckte Weinbergsſchnecke. Se 


Helix Scalaris Mülleri, teſta fubturrita, imperforata, anfractibus quinque 
convexis, duabus faſciis candidis einctis, epidermide lutefcente, 

apice obtufo, apertura ſubrotunda. 

DARGENVILLE Zoomorph. tab. 9. fig. 8. Ce Limacon eft des plus finguliers 
dans fes quatres contours tres diſtincts les uns des autres. On le trouve 
mais tr ès rarement a Rochelle. f 

Berliniſches Magazin ater Band, p. 605. tab. 1. fig. 5. 

GINANNI Opere Poſtume tom. 2. tab. 1. fig. 6. p. 56. Lumaca terreſtre eom- 
pofta di quattro giri di Voluta del color bianco fucido che inclina al 
giallo, ed è tutta minutamente increfpata pel traverſo. 

Mürrer Hiſt. Verm. no.313. p. 113. Helix ſcalaris, teſta conico turrita, 
imperforata, anfractibus remotis apertura ovata. 

FavANNE Conchyl. tab. 76. fig. L. 


Unter den vielen tauſenden der Weinbergsſchnecken, welche jahre 
lich aus Schwaben in ganzen Schifsladungen nach Wien gefuͤhret wer⸗ 
den, pflegen auch oͤfters einige von dieſer ſonderbaren Gattung zu lie⸗ 
gen, welche alsdann von den Schneckenverkaͤufern den Conchylienfreun⸗ 
den, die begierigſt darnach greifen, fuͤr eine kleine Gabe und Belohnung 
uͤberlaſſen werden. Auf ſolche Weiſe habe ich zu Wien die gegenwaͤr⸗ 
tige bekommen. Unſer ſel. Conferenzrath Muller lernte fie zuerſt aus 
meiner Sammlung kennen. Er hat ihr in ſeiner Hiſt. Verm. den Na⸗ 
men der Windeltreppe ertheilet, und fie Helicem fealarem genannt. Sie 
träger ein Epiderm wie die ordentliche Weinbergsſchnecke, wie Helix _ 
Pomatia), aber uͤbrigens ſiehet man bey ihr einen mehr geſtreckten Bau, 
fuͤnf ſtaͤrker abſetzende und wie von einander geriſſene Windungen, a 

ein 


95 


Schnirkelſchnecken. Tab. 128. Fig. 1140.1 141. 115 


eine fast völlig runde Mundoͤfnung. Ja Italien und Frankreich wird 
ſie ebeufalls gefunden. Die im Dargendille vorgeſtellte unterſcheidet fich 
merklich durch ihre ſchwarzgefleckten Baͤnder. Einige weniger geſtreckte, 


5 nen gewoͤlbte und bauchichte, nur mit vier Stockwerken verſehene, kann 


tan leichter und haͤufiger haben. 


In der Spengleriſchen Sammlung lieget von dieſer geſtreckten eine 
ſeltene Oſtindiſche, die ich bey no. 2. und 3. abzeichnen laſſen. Sie 


nähert ſich noch weit mehr als die vorige den Helicibus turritis. Sie 


hat fuͤnf ſtark abſetzende, rund gewoͤlbte Stockwerke, und eine cirkul⸗ 


runde Mundoͤfnung. Ihre duͤnne durchſichtige Schale wird von einem 


einfaͤrbichten lichtgrunen Epiderm bedecket. 


Tab, 129. Fig. 1140. 1141. 


Ex Mufeo FELDMANNIANO,. 


Die braune Erdſchnecke aus Jamaica mit weiſſen Binden. 


Helix terreſtris Iamaicenſis brunnea, teſta globoſa, imperforata, fafeiis latis 


albis faſciata, ore valde diducto, labro fimbriato candido, 
vertice obtuſo. 


Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 42. und 43. fig. 43. Cochlea terreſtris pulla, 
faſciata, capillaribus ſtriis leviter exafperata — feu turbo terreftris 
cochleaeformis, Jamaica. 

Keim Meth. oftrac. H. 40. no. I. p. 15. Platyſtoma (cochlis fornicata, ore 
diducto elliptico ad umbilicum replicato) ore fimbriato, faſciatum, 
pullum. . 

SLOANE Hiſtor. Tamaic, tom. 2. p. 229. no. 12. hrsg 

Knorrs Vergn. der Augen, tom. T. tab. 2 1. fig. 3. p. 29. Wenn man dieſe die 
Ae mit weiſſen Banden nennet, ſo hat man ſie auch zugleich 

eſchrieben. ae 


“ FAvanne& Conchyl, tab. 63. lit. M. 


— — Cat. raif. p. 4. no. 12. Limacon fort rare dit l’Amarante, ayant 
a peu pres la forme d'un rognon: ſa robe eſt maron brun traverfee d'un 
ruban jaunätre, fa levre terminèe par un bourrelet blanc ſale; il eſt à 
ſtries onduleuſes très fines et ſerrèes obliques de gauche à droite. If 
a un pouce neuf lignes de largeur. 

it. no. 13. Un idem de mème volume. Sa robe maron a quatre 
rrlubans blanchätres. 


N. P 2 7 Von 


116 Schnirkelſchnecken. Tab. 129. Fig. 1140-1143. 

Von dieſer ſeltenen vortreflichen Erdſchnecke habe ich nichts wei⸗ 
ter, als die Abbildung in Haͤnden, welche von einem Original derſel⸗ 
ben, das ſich im Cabinette des Herrn D. Feldmanns zu Neu⸗Ruppin 
befunden, genommen worden. Hier lieget ſie in keiner einigen Samm⸗ 
lung. Ich vermiſſe aber bey dieſer Abbildung die laͤnglichten, feinen, 
rauhen, wellicht herablaufenden Streifen, welche Liſter ſtrias capillares, 


und Savanne ſtries onduleuſes tres fines et ferrces nennet. Dieſe Schne⸗ 


cke, ſchreibt Sloane, iſt rundgewoͤlbet, ſehr hoch und erhaben, groß wie 
ein Ball. Sie wird abwechſelnd von braunen und weiſſen Baͤndern 


umwunden, davon doch aber die braunen immer viel breiter ſind, als 


die weiſſen. Die Mundoͤfnung iſt weit und groß; fie wird von einem 


weiſſen Lippenſaume umgeben. An Farbe und Schwere iſt dieſe Schne⸗ 
ckengattung ſich ſelbſt auf Jamaica, ihrem Wohnorte, nicht immer ein⸗ 
ander gleich. Einige haben zween, andere drey, noch andere vier weiſſe 


Queerbinden. Einige haben eine dickere, andere eine duͤnnere Schale, 


je nachdem fie älter oder jünger find. Ihre Breite erſtrecket ſich oft 
bis auf zween Zoll. An den inneren Wanden ſchimmern die Baͤnder 
der Oberflaͤche ſehr deutlich hindurch. f 0 K ee 


Tab. 129. Fig. 1142. 1143. 
N Ex Muſeo noſtro. g 


Der Erd apfel Br 1 


Malum terrae, Helix teſta terreſtri ſolida, imperforata, fubcarinata, ventri- 
cofa, alba, epidermide fufcente feu brunnea ſuperinduta, vertice depreſſo, 


obtuſo, anfractibus contiguis, apertura diducta et dilatata, labro = 


155 


craſſo, albo, reflexo. 25 


Gall. Pomme de terre. Belg. Aardappel. 


Geve Beluſtigungen, tab. 27. fig. 287. 9 N in 7 En 


Knorrs Vergnügen der Augen, tom. 6. tab. 32. fig. 2. 5 
LIxNAEI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 5 82. p. 770. \ Yun 
— — — —  Edi.ı2. no. 666. p. 1243.? ö Aare 
— — Muf: Reg. L. V. no. 365. p. 6652 Helix Cornu militare , tefta 
fubcarinata, imperforata, convexa, apertura patulo emarginata. Spira 
obtufa — terreftris. u ' 
v.Born Index Muſ. Caeſ. p. 380. Die Karkalſchnecke? 


— — Teſtacea — — p.371. Helix Cornu Militare? N 
J A2 


7 


Schnirkelſchnecken. Tab. 129. F. 1142. 1143. 117 


FavANNR Conchyl. tab. 64. fig. Cz·· 


— — Catal, raiſ. tab. I. fig. 33. p. 9. no. 33. Pomme de terre de deux 
pouces et demi de largeur, à robe fauve; elle eſt peu commune. 

Schroͤters Einleitung — ater Band, p. 133. | 1305 
Die beſte Abbildung von dieſer den mehreſten Conchyliologen gaͤnz⸗ 


lich fremden und unbekannten Schnecke habe ich in Knorrs Vergnügen 
der Augen, und in des de Favanne Conchyl. angetroffen. Ob Linne 
und von Born bey ihrem Cornu militari eben dieſe und keine andere Gat⸗ 
tung im Geſichte gehabt, davon habe ich keine völlige Gewißheit und 

Ueberzeugung, und ich habe daher meinen obenſtehenden Citationen lau⸗ 


ter Fragezeichen, als Zeichen meines Zweifels beygeſetzet. Von dem 


letzteren vermuthe ich es deſto weniger, weil er bey ſeiner Beſchreibung 


es endlich hinzuſetzet, Habitat in Germania, welches von der hier gemein⸗ 
ten und vorgeſtellten gar nicht vermuthet werden kann. Doch da ſich 
von Born beym Cornu militari auf die wohlgetroffene Abbildung in 
Knorrs com. 6. tab. 32. fig. 2. berufet, und Schröter in feiner Einleitung 
zur Conchylienkenntniß bey Cornu militari Linnaei das nemliche thut; ſo 


ſtehen ja beyde in der Vermuthung, jene im Knorr abgezeichnete Schne⸗ 


* 


größeften und anſehnlichſten Erdſchnecken. 


cke muͤſſe fuͤr das Cornu militare Linnaei angeſehen werden. 

Wie unſer berühmter Muller feine Hiftor. Verm geſchrieben, fo iſt 
kein Original von dieſer ſeltenen Conchylie in allen Copenhagener Konz 
chylienſammlungen vorhanden geweſen. Daher bemuͤhet man ſich ver⸗ 
geblich von derſelben etwas naheres bey ihm zu erfahren. Ich habe mein 
anfehnliches Exemplar, ſo ich hier zeichnen laſſen, der Guͤte des Herrn 
D. Boltens zu verdanken, und freue mich, in des Favanne Catal. raiſ. 
wenigſtens ſoviel Nachricht von ihr gefunden zu haben, daß fie bey den 
Franzöſiſchen Conchyliologen Pomme de terre genannt werde. Ihre 
Schale ift ſtark, dicke und ſchneeweiß, fie wird aber von einer ſchwarz⸗ 
braunen Haut bedecket, davon auch an der Figur bey der inneren Lippe 
noch deutliche Spuren und Ueberbleibſel wahrgenommen werden koͤnnen. 
Die Carina oder Kante, welche fi) auf dem Ruͤcken der erſten größeften 
Windung befindet, iſt kaum merklich. Alle fünf Windungen graͤnzen 


ſehr nahe beyeinander, find oberwaͤrts ziemlich flach und endigen ſich in 


einen ſtumpfen Wirbel. Die Baſis hat dagegen eine deſto ſtaͤrkere Woͤl⸗ 
bung. Die halbrunde Mundoͤfnung iſt weit, und wird von einem breiten 
dicken Lippenſaume umgeben. Da der Durchſchnitt bey dieſer Schnecke 
faſt dritthalb Zoll beträger, fo gehoͤret fie ohne Widerrede zur Zahl der 


P3 Tab. 


118 Schnirkelſchnecken. Tab. 129. Fig. 1144. 17145. 
% Tab. 129 Rig. TA. Tc tte Bra 8 


Ex Mufeo noſtro. 


| , Dae Ammonsauge 1 
Helix effuſa, tefta globoſa, alba, fafciis inaequalibus tam latioribus quam 
anguſtioribus rufeſeentibus redimita, apertura effuſa, intus aurantia, 

i umbilico patentiſſimo. d eie 


Eci 
SBA Thef. tom. 3. tab. 40. fig. 3. 4. F. P. 12 1. Species maxima cochlearum 
umbilicatarum terreſtrium, quae ceparum quafi colore confpicua variis 


circulata fafciis fuſcis, inferna parte geminatis, apice gaudet einereo 


griſeo. Subtus amplum hians os et labia carnei ruboris infra late pro- 
pendentia oftendens. Gyri introrſum valde profunde concurrunt un- 


dique tamen glabri nec ferrati aut denticulati. 
Geve Beluſtigungen, tab. 3. fig. 20. lit. a. b. { 
MüLer Hift, Verm. no. 361. p. 175. Nerita effuſa, tefta umbilicata, ven- 
tricofa, fupra depreſſa, apice acuto, fpiris in mamillam elatis, aper- 


tura effuſa. Dan. Navle Snekken. Seba terreſtrem dieit ad levis au- g 
toritatis eſt. Apertura elliptica ultra latitudinem anfradtus adiacentis 


deorfum protenfa. 1 

DaviLA Catal. raiſ. tom. I. no. 980. p. 438. Un grand Limagon à bouche 
ovale à zones alternatives marron et blanches nuèes de bleu, a fix 
orbes peu élevès dont le premier eſt tres bombè, a large et profond 
umbilic, et à levres bordees d’orange. 


In den Schriften der mehreſten Konchyliologen herſchet in Abe 


ficht dieſer ſeltenen Schnecke ein tiefes und trauriges Stiliſchweigen. 


Im Geve ſtehen zwar einige Nachrichten von derſelben, darauf man 1 
aber gar nicht bauen noch fich verlaſſen kann. Es heißt daſelbſt, ſie 


werde im Oſtindiſchen großen Weltmeere gefunden, welches doch grund⸗ 


falſch if. Im Seba wird ſie fehr richtig für eine Erdſchnecke erklaͤret, 
welchem Zeugniſſe aber unſer Muller in feiner Hiſt. Verm. wenig zu 


trauen ſcheinet, wie ſolches aus ſeinen oben angefuͤhrten Worten um⸗ 
ſtaͤndlicher erſehen werden kann. Davila erklaͤret ſie auch fuͤr eine Land⸗ 
oder Erdſchnecke. Ihr ſchalichter Bau hat ſechs Windungen, welche 


bey ihrer Nath von einer rinnenartigen Vertiefung umgeben werden. 


Um das erſte groͤßeſte Stockwerk legen ſich uͤber den grauweiſſen Grund 


lauter rothbraune Baͤnder herum. Die Zahl dieſer Baͤnder iſt ſehr ver⸗ 1 


ſchieden. Einige haben ſieben, andere acht, noch andere zehen bis zwoͤlf 
Bänder, davon einige ſchmaͤler, andere aber breiter find. Der 25 
8 erhebe 


1 
a 
„ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 129. Fig. 1146.14 119 


g erhebet ſich merklich, und gleichet faſt einer Warze, daher Müller von 


Spiris in mamillam elatis redet. Auf der Grundflaͤche ſiehet man den 


weiteſten und tiefſten Nabel, welcher einem Trichter gleichet, und in 


vn welchem alle uͤbrigen Windungen aufs deutlichſte koͤnnen geſehen werden. 


Die weite enförmige halbrunde Mundoͤfnung gehet weit uͤber die Breite 
des angraͤnzenden Stockwerkes hinab, und iſt innerlich orangegelb. Der 
Durchſchnitt von dieſer gewiß nicht gemeinen Erdſchnecke, betraget zween 


Zoll, und die Länge der Mundoͤfnung funfzehn Linien. 


Tab. 129. Fig. 1146. 1147. 
N Ex Muſeo Regio. 
Die Kreidenſchnecke. ö 
Helix cretacea, teſta globofa, fubumbilicata, laevi, alba, anfractibus 
ſex einctis fafeiis latis fuſcentibus. ' 
Dan. Krid-Snekken. 


4 Mürter Hiftor. Verm. no, 257. p. 62. Helix nemorenfis, tefta perforata 


et imperforata, globofa, nitida, alba, fafeiis fufcis. 


v. Bon Index Muf. Caef. p.386. Die Kreidenſchnecke. 


— — Teftacea Muſ. Caeſ. p. 376. tab. 16. fig. 1. 2. Helix cretacea, tefta 


ſubgloboſa, laevis, ſpira obtuſa; anfractus convexi ſex; apertura lu- 
nata; columella perforata, tecta labio tenuiſſimo reflexo; color albus, 
faſciis in anfractu infime tribus trans verſis fuſcis, quarum ſuprema an- 
guſtior, media dorſalis lata eſt. 
Schroͤters Einleitung, — 2ter Band, p. 234. no. 206. 


Weil die Grundfarbe dieſer Schnecke fo weiß, wie Kreide iſt, fo 


wird fie mit Recht von unſerm Muller und vom Herrn von Born die 


| 
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* 


Kreidenſchnecke genannt. Sie hat eben die Form, Bildung und Bau⸗ 
art, als die algemein bekannte Helix nemoralis, nur iſt fie dickſchalich⸗ 
ter, und wohl drey bis viermal größer. Oftmals wird ihr kleiner Na⸗ 
bel von der zuruͤckgebogenen inneren Lippe gaͤnzlich bedecket, daß kaum 
die geringſte Spur einiger Oefnung mehr zuruͤcke bleibet. Daher wird 
ſie vom Müller als reſta perforata und imperforata beſchrieben. Sie hat 
ſechs merklich gewoͤlbte Windungen und einen ſtumpfen Wirbel. Um 
die erſte Windung legen ſich drey braunroͤthliche Bänder herum. Die 
Mundoͤfnung iſt mondfoͤrmig und die Lippe ſcharf und ſchneidend. Die 
Breite der hier abgebildeten betraͤget funfzehn Linien. Es iſt dieſe 
Conchylie eine Erdſchnecke, und vermuthlich Oſtindiſch. 

2915 f Tab. 


120 Schnirkelſchnecken. Tab. 129. Fig. 1148. 
Tab. 129. Fig. 1148. lit. a. b. c = 


Ex Mufeo noftro. 5 


Die Nudelſchnecke. 


Helix Vermiculata Mülleri, teſta ſubgloboſa, ſcabra, depreſſa, imperforata, 
atomis linearibus albis undique obfita et adſperſa, faſciis quatuor fufcen- _ 
tibus eincta, apertura femicirculari, labro reflexo candido. ER 


PETIVER Gazophyl. tab. 52. fig. XI. Cochlea Pifana hortenſis. 
Sega Theſ. tom. 3. tab. 40. fig. o.? f ; 1 
. Müller Hiſt. Verm. no. 219. p. 20. Dan. Nudel-Snekken. Helix Vermi- 
culata, teſta imperforata ſubdepreſſa, fafciis rufis, lineolis albis, labio 
reflexo candido. In Italiae ſabuloſis juxta torrentes. f 
FavaNNE Conchyl. tab. 64. fig. K 2. K3- 


Dieſe Schnecke, welche in Italien haͤufig gefunden wird, ſcheinet 
auf ihrer rauhen Oberflaͤche von lauter kleinen, den weiſſen Linien glei⸗ 
chenden Theilchen, dergleichen unſer Muͤller Aromos lineares nennet, 
wie beſaͤet und beſtreuet zu ſeyn. Ihre Schale hat fünf Windungen, 
welche ſich wenig erheben, und beym Wirbel ſo flach ſind, als waͤren 
ſie ein⸗ und niedergedruͤcket worden. Auf der erſten Windung ſiehet 
man vier braune ungleiche Baͤnder, indem die beyden oberſten viel brei⸗ 
ter, und die beyden unterſten viel ſchmaͤler ſind. Alle dieſe Baͤnder 
ſitzen ebenfalls voll von den feinſten weiſſen Theilchen und Linien. Die 
gewoͤlbte Baſis hat keinen Nabel. Die halbrunde Mundöfnung wird 
von einem weiſſen Lippenſaume umgeben. An den inneren Waͤnden 
ſchimmern die Bänder der Oberfläche hindurch. Ihr Durchſchnitt bes 
1 einen Zoll zwo Linien. Ich habe dieſe Gattung aus Portugall 

ekommen. 


Eine merkwuͤrdige Abaͤnderung derſelben, welche hieſelbſt im Graͤf⸗ 
lich Moltkiſchen Cabinette lieget, habe ich erſt, weil fie mir zu ſpaͤt in 
die Haͤnde gefallen, auf der 132ſten Kupfertafel fig. 1181 abzeichnen 
laſſen. Eine ähnliche ſtehet im Gualtieri tab. 1. fig. G. Der Schalen⸗ 
grund iſt weiß. Von den vier bunten Baͤndern, welche die Schnecke 
umgeben, laͤuft nur eine bis zum Mittelpunct des Wirbels hinauf. 
Weiſſe und braune Puncte und Flecken wechſeln auf dieſen Baͤndern 
mit einander ab. Dieſe ziemlich flache und plattgedruͤckte Schnecke hat 
keinen Nabel, und wird bey der Mundoͤfnung von einem weiſſen, nur 
wenig umgebogenen Saume eingefaſſet. 5 


BT 
N 
2. 8 


Schnirkelſchnecken. Tab. 129. Fig. 1149. 121 


Bey lit. c. habe ich noch eine Weſtindiſche Erdſchnecke hinzugefuͤ⸗ 
get, welche der vorigen in der Form und Bildung ziemlich nahe koͤmmt. 
Doch ſiehet man auf ihrer Grundflaͤche einen Nabel. Ihre halbrunde 
Mundoͤfnung wird von keinem umgebogenen Lippenſaume eingefaſſet. 
Man konnte fie Helicem lineolatam nennen, weil fie von lauter linirten 
und punctirten ſchmalen Faͤden oder Queerbinden umwunden wird. 

Einige glauben es ſey Helix Leucas Linnaei, welches mir noch ſehr 
zweifelhaft zu ſeyn ſcheinet. f 


Tab. 129. Fig. 1149. 
Ex Muſeo noſtro. 


Tranquebariſche Gartenſchnecke. 


Helix exilis Mülleri, teſta perforata, pellucida, flavefcente, ſubdepreſſa, 
Vix carinata,, longitudinaliter et transverſaliter ſubtiliſſime ſtriata, zona alba 
g in anfractu primo et faſciis linearibus rufeſeentibus utrinque albae 
f adnatis cineta, apertura lunata, labro acuto, | 


Dan. den tynde Snekken. 


ITm Mißionsgarten bey Tranquebar wohnet eine Menge von die⸗ 
ſer Gattung. Ihre weiſſe Schale iſt ſehr dünne, durchſichtig, zerbrech⸗ 
lich, daher fie auch unſer Muller die dünne Schnecke, oder die duͤnn⸗ 
ſchalichte genannt. Recht friſche Stuͤcke haben eine gelbliche ſehr zarte 
Oberhaut. Ihr ſchalichtes Gebäude beſtehet aus fünf Windungen, 
welche auf der Wirbelſeite ziemlich flach und wie niedergedruͤckt erſchei⸗ 
nen. Ein wohlbewafnetes Auge entdecket auf ihrer Oberflaͤche die fein⸗ 
ſten laͤnglichten Streifen. Um die erſte Windung leget ſich eine weiſſe 
Binde herum, welche ſich aber beym folgenden Stockwerke ſchon wie⸗ 
der verliehret. Dieſe weiſſe Queerbinde wird auf beyden Seiten von 
einer braunrothen Linie eingefaſſet. Auf der gewoͤlbten Baſi ſtehet im 
Mittelpuncte ein kleiner Nabel. Die Mundoͤfnung iſt halbmondförmig. 
Die Lippe hat keinen Lippenſaum, ſondern iſt ſcharf und ſchneidend. 
Der Durchſchnitt betraͤget zwölf bis funfzehn Linien. 


Conchylien Cabinet IX. B. ate Abtheil. Q Tab. 


122 Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig. 1150-1154. 
Tab. 130. Fig. 1050- 1054. ibn 


Ex Muſeo noſtro. o 


Der blutige Mund. Das Blutohrt. 


en 


Helix haemaftoma, tefta trochiformi, imperforata, laevi, ex caſtaneo aut 
ex nigricante colorata, fafciis latis transverfis elegantifime'cindta, oris aper- 
tura auriformi transverfa, dilatata, fimbriata; labro lato in qui- 
busdam rofeo in aliis nigro. 


* 


LIsTER Hittor Conchyl. tab. 45. fig. 43. Cochlea latis et mietieantibls fat. f 


ciis donata. 
item Mantiffa cochl. terreſtrium, tab. 1055. fig. 2. 

Sega Thef. tom. 3. tab. 40. fig. 6. 7. Cochlea perelegans fpadicei coloris, 
fafcia gaudens lata, albicante, a poſtica parte ſupra infimam ſpiram 
eraſſiorem exporrecta, ac circa ſpiram ſecundam rurſus evaneſcente, 
ubi loci alia femet offert taeniola anguſtior flava fupra faſtigiatum api- 
cem expanſa. Os atque retorrida labia corallini ſunt ruboris. Ex 
tractu Americae meridionalis allata eſt elegantiſſima haec cochlea. 


Geve Beluſtigungen, tab. 28. fig. 328. 329. 

Encyclop. Rec. de Pl. tom. 6. tab. 64. fig. 10. Limas liffe, n'a point od 
bilic. Son Epiderme eft d'un brun jaunatre et affez mince pour laiſſer 
entrevoir la couleur rouge qui eft deſſous: les endroits ou animal à 
detruit cet epiderme font d'un beau couleur de roſe. Les bords de 
levres ont un couleur brune -noiratre qui augmente l’intenfite du cou- 
leur de roſe. 

Davıra Cat. raif. tom. I. n0.978. p.438. Un Limaęon de PAmerique m me- 
ridionale rare, a robe marron ornèe vers le bas d'une large zöne blan- 
che qui s’etreciflant a mefure qu'elle s ’eleve d’avantage, fe change! a la 

naiſſance du premier orbe en une ſimple ligne jaunätre jusqu' à la cla- 
vicule qui en prend la couleur; a bouche rouge de corail clair, eta 
levre exterieure large et retrouflee. 

Lr Syſt. Nat. Edit. 10. no. 607. p. 773. 

— — — Edit. 12. no. 694. p. 1247. 


— — Muſ. Reg. Lud. VIr. no. 377. p. 671. Helix Fade LE im- 


perforata, convexa, trans verſim ſtriata, fuſca; ſubtus alba, faſcia lutea. 


Spira convexa obtuſa. Apertura oblonga paene elongata, intus alba, 
tecto purpuraſcente. Labium exterius acutum reflexo obtuſum, pur- 


pureum; interius reflexo adnatum purpureum, Umbilicus nullus. 


Mür- 


7: 


rer 
Rt 
14 


Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig. 11501154. 123 


Mürrer Hiſt. Verm. no. 274. p. 78. Helix haemaſtoma, teſta imperforata, 
trochiformi, caſtanea, faſcia alba, apertura ovali, labro reflexo ſanguineo. 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 400. Helix haematragus. Das Blutohr. 

— — Teſtacea — — p. 378. Helix haemaftoma, teſta convexa, tro- 
chiformi, apertura transverfim elongata rofea. 
it, Index Muf. Caeſ. p.400. Das Schwarzohr. 

Teſtacea — — p. 388. Helix Melanotragus, teſta convexa tro- 


chiformi, apertura transverfim elongata nigra. Patria fors eadem cum 
praecedenti. 


Favaxmn Conchyl. tab. 64. fig. At 


Schroͤters Einleitung in die Conchylienkenntniß, 2ter Band, p. 160. no. 40. 


Heier ſehen wir eine der vortreflichſten Erdſchnecken. Muͤller und 
von Born beſchreiben uns ihren ſchalichten Bau als kraͤuſelfoͤrmig. Man 
zaͤhlet bey ihr nur vier bis fuͤnf Windungen, die ſich in eine ſtumpfe 
Spitze endigen. Gemeiniglich wird Jamaica und auch das ganze mit⸗ 
tägliche Weſtindien als ihr Vaterland genannt, und ich gebe es gerne zu, 
daß ſie daſelbſt in Menge wohnen moͤgen. Allein die Meinigen habe ich 
aus Oſtindien bekommen. Ich beſitze drey Abaͤnderungen derſelben, die 


ſich von Nicobar und Ceylon herſchreiben. 


Fig. 1150 traͤget ein dunkles caſtanienbraunes Farbenkleid, welches 
auf ſeinem erſten groͤßeſten Stockwerke von einer breiten ſchneeweiſſen Bin⸗ 
de umwunden, und dadurch nicht wenig erhoͤhet und verſchoͤnert wird. 
Dieſes weiſſe Band verliehret ſich aber ſchon dergeſtalt beym zweyten 
Stockwerke, daß kaum noch eine weiſſe Linie davon uͤbrig bleibet. 

Fig. 1152 wird von einem ſchwarzbraunen Farbenkleide bedecket. 


Man findet bey ihr zwo weiſſe Binden, davon die unterſte ſehr breit iſt. 


Die andere ſchlinget ſich um die hoͤheren Stockwerke ebenfalls mit herum, 
und windet ſich bis zum Wirbel hinauf. 

Die dritte Abaͤnderung wird bey ihrem lichtbraunen Farbenkleide 
von keinen Queerbinden unterbrochen. Nur beym Wirbel und auf den 


letzten Stockwerken verliehret ſich endlich die braungelbliche Farbe, und 


iſt daſelbſt die Schale voͤllig weiß. Alle dieſe drey Varietaͤten haben eine 
weite queerliegende ausgedehnte ohrfoͤrmige Mundoͤfnung, welche von 
einem breiten umgebogenen Lippenſaume umgeben wird. Junge jugend⸗ 
liche unausgewachſene Stuͤcke von dieſer Gattung, ermangeln gänzlich 


des Lippenſaumes, auch iſt ihr ganzes ſchalichtes Gebaͤude duͤnner, leich⸗ 


ter, durchſichtiger. Aber bey aͤlteren, die ihren Bau vollendet haben, 
{ Q 2 fehlet 


124 Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig-HrY9 GAU 


fehlet niemals der Lippenſaum, auch if alsdann ihre Schale dichter, haͤr⸗ 
ter und vollwichtiger. ey ERS e aid sum 
en Pig. 1150. 1151 iſt dieſer Lippenſaum blutroth. Sie wird dar 
her von unſerm Müller der Roſenmund, vom Linne Helix 'haemaftoma, 

vom Herrn von Born Helix haematragus, wie auch das Blutohr genannt. 

Bey Fig. 1152. 1153, iſt dieſer breite Lippenſaum kohlſchwarz. Daher 

wird dieſe Art vom Herrn von Born das Schwarzohr, Helix Melano- 

tragus genannt. Eben dergleichen pechſchwarzen Lippenſaum finden wir 

auch bey Fig. 1154. Die inneren Wände find weiß, nur bey jenen, wel⸗ 

che eine blutrothe Lippe haben, iſt die Decke bey der Spindel gleichfalls 
roͤthlich gefaͤrbet. Darauf deutet Linne, wenn er ſchreibet, incus alba 

tecto purpurafcente. \ 


Von einem Nabel ift auf dem Mittelpuncte der Grundfläche bey 


allen dieſen Abaͤnderungen nicht die geringſte Spur zu finden. 
Es find dieſe vortreflichen Erdſchnecken gewiß nicht gemein, ſondern 
ſehr ſelten. Sie halten oft im Durchſchnitte zween Zoll. Wie es zu ver⸗ 


ſtehen ſey, wenn Linne ſaget, ihr Labium exterius ſey acutum, und doch 


auch reflexum und obtuſum, mögen andere, die in der Hermeneurik Lin⸗ 


neiſcher Ausdrücke geuͤbter find, erklaͤren, da es mir widerſprechend zu 


ſeyn ſcheinet. | 110 0 
Tab. 130. Fig. 1155. 


Ex Muſeo noſtro. 


Die Waldſchnecke. 


Helix Lucana Mülleri, teſta globoſa, craſſa umbilicata, extenfa, vertice 


depreſſo, umbilico pervio, apertura lunata, labro reflexo. 
Dan. Lund- Snekken. a 
Mürter Hift. Verm. no. 270. p.75. Helix Lucana, tefta ſubgloboſa, um 


bilicata, fubtus gibba, labro reflexo candido. Teſta variat tota can- | 


dida vel fupra lutea. 

Der Herr Conferenzrath Müller glaubet nach feiner in der Historia 
Vermium geaͤuſſerten Meinung, das Ebenbild dieſer Landſchnecke im Dar⸗ 
genville Conchyl. tab. 28. fig. 7. zu erblicken. Pur wäre, wie er ſchreibet, 


Vertex in figura nimis acuminatus. Ich vermuthe aber, daß Dargenville 


eine ganz andere im Geſichte gehabt. Die gegenwartige ſcheinet nur eine 

Abaͤnderung von derjenigen zu ſeyn, welche bey unſerm Muller Helix 

globulus heißt. Nur iſt ſie in ihrer Form etwas laͤnglichter, ausgeſchweif⸗ 
g ter 


Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig. 1186 1158. 125 


ter und gedehnter, auch iſt ihr Nabel größer, weiter und tiefer, indem 
man bis zum Wirbel hindurchſehen kann. Ihre Schale iſt mehrentheils 
weiß und nur bey wenigen etwas braͤunlich und gelblich. Die Muͤndung 
iſt mondfoͤrmig, und wird von einem breiten Lippenſaume umgeben und 
ii eingefaſſet. Ich habe dieſe Schnecke von Tranquebar bekommen. 


er. C naar 
mer Ex Muſeo noſtro. 


Die beſprüͤtzte oder die beſprengte Schnecke. 


} Helix afperfa Mülleri, tefta globoſa imperforata, ſcabra, rugis albis et flavef- 
“ eentibus undique rugulofa, faſeiis quatuor inaequalibus rufefeentibus 
eincta, apertura valde effuſa, fimbriata, labro reflexo albo. 


Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 49. fig. Han Helix hortenfi noſtra, fuſca, ma- 
culata, faſciata. h 5 
PETIVER Gazophyl, tab. 65. fig.4. 

 DarsEnviLLe Conchyl. tab. 28. fig. 3. Limacon terreftre fafcie de brun für 

| un fond jaune. Sa bouche qui eft ovale a un grand bourrelet blanc, 
On me La envoys de Londres, j en ai trouve des pareils à ‚Meudon 
pres de Baris. 

Geve Beluſtigungen, tab. 30. fig. 344. 

MülLER Hiſt. Verm. no. 253. p. 59. Helix afperfa, teſta imperforata, ſub- 
globoſo lutea, fafciis quatuor rufis, maculis albis interruptis, labro 

candido. 

Knorrs Vergnügen, tab. 27. fig: 3. Dieſe Erdſchnecke gehoͤret unter die Claſſe 
der Mondſchnecken. Sie hat gelbliche weißgeſprenkelte Baͤnder in einem 
braunen weißgeflammten Grunde. 

PENNANT British Zool. tom. 4. tab. 84. fig. 129. p. 136. The common Gar- 

den- Snail. Helix lucorum Linnaei. 

DA Costa British Conchology p. 72. tab. 4. fig. 1. Cet Limacon commun fe 
trouve.en grande abondance dans les 1 5 les haies, les jardins, &c. 
partout ces Royaumes. 

FavANNE Conchyl. tab. 63. fig. D?. D3. D+ entre caquilles terreftres.; 

Schroͤters Einleitung, — 2ter Band, tab. 4. fig.7. p. 230. no. 195. 


Dieſe Erdſchnecke ſoll, nach dem Zeugniß des Liſters und Pennants, 
eine der allergemeinſten Garten- und Landſchnecken in Engeland ſeyn. 
Ich habe ſie gleichfalls aus Portugall, aus Briſtol, aus Algier und aus 
ee bekommen. Pennant, da Er und andere, ſtehen in a 

3 e⸗ 


126 Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig. 1156766. 


Gedanken, es ſey ohnſtreitig Helix lucorum Linnaei. Ich swimfchte daß 
fie es waͤre, weil ich mich ſchon lange vergeblich nach der rechten Helice 
lucorum Linnaei umgeſehen; aber ich zweifle daß die gegenwaͤrtige es ſeyn 
wird, denn ſonſt müßte fie teftam laevem haben, fie hat aber reftam fcab- 
ram, ſaepius ſcaberrimam. Sie ſitzet voller weiſſen, braunen und gelbli⸗ 
chen Runzeln, dadurch fie ganz bunt gemacht wird. Weil fie von lauter 
weiſſen, braunen und gelblichen Flecken wie beſprenget und beſpruͤtzet zu 
ſeyn ſcheinet, ſo wird ſie von unſerm Müller Helix aſperſa, im Daͤniſchen 
den beftänkte Snekken, das iſt, die befprüßte oder die beſprengte Schne⸗ 
cke genannt, welchen Namen ich beybehalten habe. Doch hatte ich iht 
lieber einen beſſern und bequemern gegoͤnnet. Ihre ziemlich aufgeblaſene 
faſt kugelfoͤrmige Schale wird von vier braunrothen Queerbinden, davon 
einige breiter andere ſchmaͤler ſind, umgeben und wie umguͤrtet. Die 
Baͤnder, dadurch die braunroͤthlichen Guͤrtel unterbrochen werden, ſind 
mannichmal gelblich und grauweiß, oftmals auch ſchneeweiß, wie bey 
fig. 1158. Auf der Grundflaͤche iſt keine Spur von einem Nabel zu ſehen. 
Die Mundoͤfnung iſt weit und groß: ein weiſſer breiter Lippenſaum die⸗ 
net derſelben zur Einfaſſung. Der Durchſchnitt bey meinen groͤßeſten 
Exemplaren betraͤget anderthalb Zoll. Fig. 1158 iſt bloß eine merkwuͤnr⸗ 
dige Abaͤnderung. Ihre Schale iſt dünner und leichter) weniger rauf 
und runzelvoll, hat einen weiſſen Grund, darauf ſich die rothbraunen 
Baͤnder noch beſſer herauszeichnen. vn 
„Jab. 130. Pig. 159, 1160. eee 
Ex Muſeo noſtro. ö ) Se 
Die kugelfoͤrmige Erdſchnecke. 
Helix Globulus Mülleri, tefta globoſa, perforata, albida, anfractibus fex 
longitudinaliter et transverſaliter ſtriatis, ruguloſis, apertura lunata, 
labro ſubreflexo. 5 175 
Dan. Kugle- Snekken. 


GüÜALTIERI tab. 2. fig. C. 2 | 9 
Müller Hiſtor. Vermium no. 264. p. 68. Helix globulus, teſta globoſa ſub- 
umbilicata, alba, labro reflexo. 5 | 
Von dieſer faſt kugelfoͤrmigen Schnecke habe ich eine gute Anzahl 
aus Tranquebar bekommen. Sie ſoll daſelbſt haͤufig in den Gaͤrten und 
an den Bäumen haͤngend zu finden ſeyn. Unſer Muller aͤuſſert in ſeiner 
Hiſtor. Vermium die Vermuthung, daß in Liſters Hliſt. Conchyl. m 44. 
' ä ig. 41. 


r 
2 


* 


Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig. 11591161. 127 


fig. 41. und im Gualtieri tab. 2. fig. C. ihr Ebenbild anzutreffen ſey. Die 
Figur im Liſter ſcheinet mir von ihrer Form und Bildung gaͤnzlich ver⸗ 
ſchieden zu ſeyn. In der Gualtieriſchen finde ich mehrere Aehnlichkeit. 
Allein da derſelbe von einem ore ex rufo infecto redet, dergleichen bey 
der jetzigen gar nicht zu finden iſt, ſo bin ich ſehr zweifelhaft, ob man ſich 
auf ſeine Figur mit Sicherheit und Zuverſicht berufen und beziehen konne. 
Die meiſten von dieſer Gattung haben eine weiſſe durchſichtige Schale, 
welche durch laͤnglichte Streifen etwas runzelhaft, und durch feine Queer⸗ 
furchen, welche die ſenkrechten Linien durchereuzen, netzfoͤrmig gemacht 
wird. Wie unſer Muller in feiner ſonſt fo lehrreichen Hiftor. Vermium 
die Schale dieſer Schnecken reſtam ſubeoſtatam nennen, und noch gar von 
coſtis diſtantibus fat parum conſpicuis reden, und folglich die allerzarteſten 
Streifen für coſtas ausgeben koͤnue, wird vielen eben fo unerklarbar ſeyn, 
als es mir geweſen. Denn es lauft gegen allen conchyliologiſchen Sprach⸗ 
gebrauch, Streifen und Linien, die wegen ihrer Feinheit ganz unſichtbar 
ſind, coſtas, und Schalen die damit verſehen find, teftas ſubeoſtatas zu 
nennen. Einige von dieſer Gattung haben einen mehr erhobenen, ande⸗ 
re einen ſtumpferen und flacheren Wirbel. Bey einigen, die vermuthlich 
noch nicht voͤllig ausgewachſen ſind, finde ich eine duͤnnere leichtere Schale, 
einen weiteren Nabel, eine ſcharfe ungeſaumte Lippe. Bey andern, die 
älter find, ſehe ich eine dickere Lippe, eine härtere und ſtaͤrkere Schale, 
einen mehr verengerten, von der inneren Lippe meiſt bedeckten und ver⸗ 
wachſenen Nabel. Die Mundoͤfnung iſt mondfoͤrmig. Der Herr Kunſt⸗ 
verwalter Spengler beſitzet eine ſeltene Abaͤnderung dieſer Gattung, wel⸗ 
che bey ihrer Nath von einer braunen Binde umgeben wird. 


Tab. 130. Fig. 1161. 
Ex Mufeo noſtro. 


Der ſchwarze Schlund. 5 
Helix faux nigra, teſta imperforata, depreſſa, zonis albidis et fufcis alter- 
nantibus eincta, adfperfa atomis lacteis, apertura lunata intus nigerrima, 
N labro reflexo nigro, nitido. 
Lister Hiftor. Conchyl. tab, 95. fig. 96. Cochlea terreſtris et faſeiis et ipſo 
ore nigricante, unico dente columella diſtindta. Jamaica. 
KLEIN Meth. oſtrac. §. 31. no. 3. p. XI. Angyſtoma fimbriatum et dentatum 


fafciis et ipſo ore nigricantibus. 
Mül- 


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Tab. 130. Fig. 1162-1165. 1 


Ex Mufeo SPENGLERIANO, . er. 


Die Schelfe oder Schale der Citrone. 


Cortex mali citrei, tefta citrina, ſubgloboſa, imperforata, laevi, Zona roſea 
et alba elegantiſſime cindta, labro aperturae lunatae reflexo, fimbria 
alba et roſea adornata, vertice obtuſo. 
5 Gall. L’Ecorce de Citron. 
Encyclop. Rec. de Pl. tom. 6. tab. 64. fig. 12. 15 
Knorrs Vergnuͤgen, tom. I. tab. 10. fig. 2. f u 
FAvannE Catal. raiſ. p. 2. no. 3. tab. I. fig. 3. Limagons de la Chine peu 
communs dits ’Ecorce de Citron. Les deux premiers font Citron fon- 
cè avec un ruban roſe vif; le troifieme eſt blanc avec un ruban brun. 
von Born Teſtac. p. 386. tab. 15. fig. 17. 18. Helix picta, teſta imperfo- 
rata ſubgloboſa, obtuſa, laevi. Color ſulphureus, columella lineaque 
anfractuum ſuturali rubra. d Wa mn 13 
Die 


x 


Schnirkelſchnecken. Tab. 130. Fig. 11621166. 129 


Di.ie ſogenannte Citronſchale iſt eine der ſchoͤnſten und vortreflich⸗ 


ſten Landſchnecken. Sie kommt von China und iſt ſehr ſelten. Sie 


gleicher viel in ihrer Form und Bauart der Helici nemorali, nur iſt 


ihr Wirbel ſtumpfer, und ihre Mundoͤfnung weiter und ausgedehnter. 


Ihre Schale iſt fo gelb wie eine Citrone, und hat nur vier Windun⸗ 


gen, auch wird ſie durch ein weiſſes, mit einer roſenrothen Kante zier⸗ 
lich eingefaßtes, oder wie eingefaumtes Band, welches ſich bey der 


Nath um ſie herumleget, gar ſehr veredelt und verſchoͤnert. Auf der 


Mitte ihrer erſten Windung laͤuft ein weiſſes, mit einer roſenrothen 
Linie beſetzes und eingefaßtes Band ſenkrecht herab, um gleichſam durch 


dies Denkmal noch jene Stelle zu bezeichnen, wo ſich ehemals die Muͤn⸗ 


dungslippen befunden. Ihre weite, etwas ausgeſchweifte, mondfoͤrmi⸗ 
ge Muͤndung wird von einem roth und weiß eingefaßten Lippenſaume 


umgeben. Auch an der inneren Lippe zeiget ſich eine weiſſe und hell⸗ 


roͤthliche Farbenmiſchung. 


ECEine artige Abaͤnderung von der eben befchriebenen Gattung ſehen 


wir bey Fig. 1164. 1165. Sie wird nur durch ihr blaßroͤthliches, etwas 


fleiſchfarbichtes Farbenkleid unterſchieden. Statt der weiſſen und roſen⸗ 


roth eingeſaͤumten Bänder, ſiehet man bey dieſer ſchwarze Leiſten und 


Baͤnder. Ohnſtreitig meinet Favanne eben dieſe ſeltene Varietaͤt in 


ſeeinem Cat. rail. p. 3. no. 4. Er beſchreibet fie mit folgenden Worten: 


\ 


Un ſuperbe et rare Limacon de la Chine appellè le Corallin: le fond de fa 
robe eſt rouge ponceau; la Spirale bordèe d'un ruban noir ainſi que le bord 
de fa levre et de fa columelle. i 


Tab. 130. Fig. 1166. 
| Ex Mufeo SPENGLERIANO. 
Die eingeſchnittene Schnirkelſchnecke. 
Helix inciſa, teſta depreſſa, umbilicata, alba, margine ineiſo et quaſi 
diſſecto, apertura rotunda. R 
FavANNE DE Monrtc. Conchyl. tab. 64. lit. S. 


Hier ſehen wir eine der wunderbarſten Erdſchnecken. Ihre ſtark 
genabelte Schale iſt faſt ſo flach, wie eine Tellerſchnecke. Am Rande 
derſelben bemerket man lauter tiefe Einſchnitte, als waͤre daſelbſt die 
Schale mit einem Meſſer tief eingekerbet worden. Wer wird uns die 
Abſicht und den eigentlichen Zweck dieſer ſonderbaren, gewiß nicht bloß 
zufaͤlligen, ſondern dieſer Gattung immer eigenthuͤmlichen Bauart ſagen 
Conchpylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. N und 


130 Scnirtäfhnecen. Tab. 13 1. Fig. bin 775 


und errathen koͤnnen? Der verewigte liebe Martini gedenket in "feinen 
hinterlaſſenen Handſchriften einer gleichen Gattung, die einſt unter Oſt⸗ 
indiſchem Pfeffer gefunden und ihm uͤberbracht worden. Moͤchten doch 
die Conchylienfreunde bey ſolchen Kaufleuten, die viel mit Pfeffer 19 
deln, oͤftere Nachfrage halten. Vermuthlich wuͤrde noch manche bis⸗ 


her unbekannt gebliebene Oſtindiſche Landſchnecke darunter e und, | 


unſere Aufmerkſamkeit fehr reichlich vergolten werden. 


Tab. 131. Fig. 1167-1175. | 9 
Ex Mufeo Regio, SrrxerERIAnO et noſtro. Ai 
Die Eitronſchnecke. 0 % 


Helix citrina, teſta globoſa, laevi, pellucida, diverſimode picta et colorata, 
perforata, faſciis nunc latioribus nunc anguſtioribus lacteis, 
ſanguineis, fuſcentibus cindta, 


Fig. 1167. 1168. tefta rufo fuſea, faſeia ſanguinea lata, albae latiori adnata. 


Fig. 1169. tefta ſulphurea, fafciis duabus lacteis, inferiore latiore. 


3 2 
* . = 


Fig. 1170. tefta citrina feu fulphurea, fafcia alba et fanguinea d 11 9 


Fig. 1171. tefta alba, fafcia lata nigra. 
Fig. 1172. teſta rubicunda, faſcia ſanguinea albae adnata. 
Fig. 1173. teſta rufo fufca, faſcia ſimplici alba. 


4 


Fig. 1174. teſta fuperne atro fuſca, infra alba, umbilieo fufcato, fafciata, 


zona alba et fuſca. 


a 


Fig. 1175. tefta fupra ex luteo virefcente et ex nigro punflata, bafı alba, 0 


faſcia alba et atro ſanguinea inferne adnata. 
Gall. Le Taffetas mordoré. Belg. Navelslak. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 54. fig. 50. Cochlea eitrina, ipfa oris mafgine 


pulla, tenui fafcia in medio primi orbis donata. 


it. tab. 60. fig. 57. Cochlea e majoribus modo rufefeens modo citri- 


na, ERMDTEMOT unica faſcia alba ad marginem primi orbis inſignita. 
RLEIN Meth. oftrac. S. 17. no. 10. p.7. Nerita modo rufefcens modo citrina. 


GuaLTIE RI tab. 2. fig. D. Cochlea terreſtris vulgaris citrina, ipfa oris margi- 


ne pulla, unica tenui faſeia itidem pulla in medio primi orbis donata. 


tab. 3. fig. D. Cochlea terreftris, deprefla, laevis, pellueida, fplen- 


dens, fafciis duabus fulva et candida ad ipfum marginem primi orbis 


infignita. 
item fig. E. Cochlea terreſtris depreſſa, fragilis, lucida, fufca, unica 
fafcia alba ad marginem primi orbis notata. 
Dax- 


Schnirkelſchnecken. Tab. 131. Fig. 1167 1175. 131 


JARGENVILLE Conchyl. tab. 28. fig. 10. Un de plus beaux Limacons — Sa 
eV couleur eft agathe; deux rayes brunes et blanches imitant le ruban fe 
Joignent et entourent fes cinq ſpirales et forment un clavicule tres pla- 
Pa te. II vient de la Jamaique. nne l 


a ‚Ser Theſ. tom. 3. tab. 39. fig. 1 — 10. Cochlea umbilicata ex pallide citri- 


171 
Im, 


* 


no flava, binis ſupra dorſum taeniis farurate fuſeis, inter quas ex di- 
lutiore Arantii colore pictura regnat, exornata. Species haec perte- 
nuibus femper et admodum laevibus gaudet teſtis. 


Geve Beluſtig. tab. 26. fig. 277 — 285. 


Berliniſches Magazin ater Band, tab. 4. fig. 38. p. 61. 

Davıra Catal. raif. tom. 1. no. 993. p. 444. Onze tres jolis Limagons de 
la Chine, a bouche demi- ovale, à cing orbes un peu renfles et legé- 

reement umbiliquès, dont un blane, qnatre citron et cing de diverfes 
nuances de noiſette et de marron, tous ornes dans le milieu du corps 
d'une zöne, ou double zöne, d'autres couleurs tranchantes fur le fond 
fe prolongeant jusqu' à la clavicule, et un blanc en entier. 


LINI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 595. p. 77 1. 


— — — — Ecit. 12. no. 679. p. 1245. 

— — Muſ. Reg. Lud. VIr. no. 370. p. 667. Helix citrina, teſta modice 
convexa, laevis, alba, linea fpirali purpuräfcente fufca. Spira con- 
vexa obtuſa. Apertura ſurſum dilatata. Faux concolor. Labium 
exterius rectum, interius totum adnatum. Umbilicus cylindricus, ein- 
ctus antice margine acuto. Variat hepatica cingulo albo; alba cingulo 
flavo; flava cingulo albo in medio purpurafcente; flaveſcens eingulo 
albo. Dignofeitur ab umbilicatis non marginatis figura modice conve- 
xa, colore ſubtus albo, cingulo obſcuriore. Habitat in Jamaica au- 
ſtrali terreſtris. 4 0 1175 

MürlLEn Hiſt. Verm. no. 260. p. 6g feq. Helix eitrina, teſta perforata, ſubglo- 
boſa, laevi, nitida, faſcia diverſicolore. 

Murray Teſtaceologia tab. T. fig. 22. Helix eitrina, tefta orbicularis, baſis 
convexa, labrum marginatum, apertura lunata, umbilicus eylindricus, 
lamina ex labro prodeunte obteetus, Ae 

v. BoRN Index Muſ. Caeſ. p. 387. Die Nabelſchnecke. 


— — Teftacea — — p. 377. tab. 13. fig. 14. 15. tab. 15. fig. 110. 


Helix citrina, tefta rotundato- depreſſa glabra, ad centrum baſeos 
perforata; ſpira convexa obtuſa; anfractus quinque convexiuſculi con- 
nati, prope ſuturam tenuiſſime marginati; apertura transverſa, com- 

R 2 di preſſa 


132 —Schnirkelſchnecken. Tab. 131. Fig. 1 182158 


preſſa Tunata; labrum integrum; labium adnatum tenuifimum; color 
teſtae albus, ſulphureus vel fuſeus, faſciarum pictura varia. 
Fa VANNE DE MONT CERV. Conchyl. tab. 63. fig. F mmnunsddsan u54 
— — Ontal. raif, no. 6. p. 3. Limagon rare, par ſa beauté dit le Taffetas 
mordorè; fa robe d un maron vif et fonge tirant ſur le violet à un ru, 
ban plus vif liſerè de blanc; il a dix huit lignes de largeur. 1 
Schroͤters Einleitung — 2ter Band, p. 146. no. 25. eig 


Von den Citronſchnecken habe ich mehrere der merkwuͤrdigſten 
Abaͤnderungen zeichnen laſſen. Es ſind Landſchnecken, welche zwar auch 
in Oſtindien, vornehmlich in China, aber doch am meiſten in Weſtin ?? 
dien, und am haͤufigſten auf Jamaica gefunden werden. Sie haben 
alle eine glatte, glanzende, wenig erhobene und gewoͤlbte „durchſichtige, \ 
duͤnne Schale, nur fünf Umläufe oder Windungen, einen ziemlich tum 
pfen, wie darniedergedruͤckten Wirbel, eine ſtark gewoͤlbte Baſin, einen 
kleinen Nabel, eine mendförmige Mündung, einen ſcharfen, ungeſaum⸗ 
ten, ſchneidenden Lippenrand. Muller aͤuſſert in feiner Hiftor. Verm. 
die Vermuthung, der Nabel werde bey völlig ausgewachſenen vollſtaͤn? 
digen Stuͤcken dieſer Gattung von der inneren Lippe gaͤnzlich bedecket, 
und die Mündung alsdann mit einem Lippenſaume, oder mit einer dis) — 
cken umgebogenen Lippe eingefaſſet werden. Allein alle Exemplare, auch 
die groͤßeſten und beſten, die ich bisher theils ſelber bekommen, theilss 
in andern Sammlungen geſehen, haben alleſamt einen kleinen von der 
inneren Lippe ein wenig bedeckten kleinen Nabel, und eine ſcharfe unger 
geſaͤumte Lippe. Daher ſcheinet obige Vermuthung gegruͤndet zu ſehn. 0 

Sehen wir auf das Farbenkleid dieſer Schneckengattung, und auf 
die Gürtel und Bänder, damit dieſe Conchylien aufs zierlichſte ums 
wunden und umgüurtet geſehen werden, fo finden wir die groͤßeſte Ab? 
wechſelung und Verſchiedenheit. Die hier vorgeſtellten koͤnnen hierin 
nen zu einem Beweiſe und Zeugniſſe dienen, ob ich es gleich bekennen 
muß, daß fie noch lange nicht den vierten Theil der Varietaͤten und 
Abaͤnderungen ausmachen, ſo bey dieſer Gattung vorkommen ar 
Fig. 1167 zeichnet ſich inſonderheit durch die anſehnlichſte Größe — 

denn ihr Durchſchnitt betraͤget einen Zoll neun Linien — und durch 
ihre vorzüglich breiten, weiſſen und rothbraunen Guͤrtel, unter ihren Ge⸗ 
ſchwiſtern heraus. n Eh 

Fig. 1172 ſcheinet ihr beym erſten Anblick ſehr gleichfoͤrmig zu ſeyn, 
ſie iſt es aber gewiß nicht, denn ihr Farbenkleid iſt nicht ee b 

5 ondern 


2 1 


Schnirkelſchnecken. Tab. 131. Fig. 11671175. 133 


9 gn blaßroth, ihr Wirbel erhebet ſich ſtärker, ihre Gürtel find weit 
chmaͤler, auch wird der weiſſe Guͤrtel nicht zugleich auf beyden Seiten 


des rothbraunen; ſondern nur allein unterwaͤrts geſehen. 5 
Pig. 1169 iſt völlig citron⸗ und ſchwefelgelb, und wird nur von 
ein paar weiſſen Binden, davon die eine viel breiter iſt, als die andere, 

umwunden. Dieſe verdienet es vor allen andern Helix citrina zu heiſſen. 

Pig. 1170 traͤget zwar auch ein citronfarbichtes Farbenkleid, wird 

* von einem weiſſen und von einem hellroͤthlichen Bande um⸗ 
e | Ic Ko Ne. 
Fig. 117 1 iſt glängendweiß. Eine ſchwarze breite Binde, die auch 

noch beym zweyten Stockwerke ſichtbar iſt, leget ſich um ſie herum. 
Auf ihrer Oberflache ſiehet man lauter feine laͤnglichte Streifen, und 

beym Nabel einen braunröthlichen Flecfre n. 
Bey Fig. 1173 wird das einfarbige roͤthliche Farbenkleid nur al 

leine durch eine einzige weiſſe Queerbinde unterbrochen. 1 
Pig. 1174 iſt beym Wirbel ſchwarzbraun und auf der Grundfläche 

weiß, nur beym Nabel erblicket man einen braunen Flecken, auch leget 

ſich ums erſte Stockwerk eine breite weiſſe und braunroͤthliche Binde 
um ſie herum. 05 Kur 
Bey Fig. 1175 iſt der Mittelpunet kohlſchwarz, uͤbrigens ſiehet 
man auf der Wirbelſeite eine gruͤnliche Farbenmiſchung, darauf ſich viele 
ſchwaͤrzliche Puncte ſehen laſſen, als fen ihre Oberflache damit beſtaͤu⸗ 
bet und beſpruͤtzet worden. Die Grundfläche iſt ſchneeweiß Eine weiſſe 
und eine braunrothe Binde leget ſich um die erſte Windung herum. 


| Das Regiſter dieſer Varietaͤten hätte noch ſehr vermehrt und verz 
größert werden koͤnnen, wenn davon einiger Nutzen zu hoffen geweſen. 

Unſer Müller hat in feiner Hiſt. Verm. ſechszehn Abänderungen bey 
dieſer Gattung beſchrieben, allein man kennet deren noch viel mehrere. 

Aufmerkſame Naturforſcher moͤgen es nun naͤher unterſuchen, woher 
dergleichen Verſchiedenheit bey dieſer Gattung rühren möge. Vielleicht 
auch daher, weil ſolche, die ein ganz verſchiedenes Farbenkleid tragen, 

ſich dennoch ohne Unterſchied mit einander paaren, begatten und ver⸗ 
miſchen, und dadurch neue Abaͤnderungen hervorbringen. 


R 3 Tab. 


134 Schnirkelſchnecken. Tab. 131. Fig. 1176. 


MürlLzn Hiſtor. Verm. no. 261. p. 67. Helix Rapa, tefta perforata, fubglo- 
bofa, punctis pertufa, faſcia ſanguinea anfractu fuperne.introrfum de- 


— 


8 Ex Mufeo noſtro. 808 f e 
3 Die Rüͤbenſchnecke. 4% IT lle tus: 
Ä Helix Rapa Müller. Dan. Roe-Snekkn. 
. { 1 inne 


flexo. Puncta innumera aequalia, nudo oculo difficulter confpicua, 
quibus teſta ubique pertuſa eſt characterem ſuppetunt. Faſeia in me- 
dio anfractus majoris ſanguinea dimidiam peripheriam tantum occupat. 
f Unſer hochberuͤhmter Muͤller erklaͤret dieſe Conchylie in ſeiner 
Hiſtor. Verm. fuͤr eine eigene Gattung. Er beruft ſich dabey auf fol⸗ 

gende Unterſcheidungszeichen. Er ſchreibet — margo ſuperior anfractuum 
in aperturam deflectitur ſeu fimbriam unius lineae latitudinis argutiſſinam 


proximo anfractui agglutinatam format, welcher kleine unbedeutliche u m⸗ 
ſtand doch von einer ſehr zufaͤlligen Urſache herruͤhren, und auch viel⸗ 
leicht nur allein dieſer einzelnen Conchylie unſeres hieſigen Koͤnigl. Ca⸗ 


binets und wohl keiner einzigen ihrer Verwandten eigen ſeyn kann. Er 
behauptet es ferner, die braunroͤthliche oder blutrothe Binde, welche 
ſich wie ein Guͤrtel um die erſte groͤßeſte Windung dieſer Schnecke her⸗ 
umlege, bleibe gleichſam auf der Mitte ihres Weges ſtehen. Er ſchrei⸗ 


bet: dimidiam tantum peripheriam occupat. Ich vermuthe es aber mit 


— 
— 


vieler Wahrſcheinlichkeit, daß dieſe Binde auf der andern Hälfte, wo 
ſie gleichſam aufhoͤret und ſich unverſehens endiget, abgerieben und ab⸗ 
gebleichet werde, und daß ſich daher aus dieſem hoͤchſt unſichern und 


N. 


unzuverlaͤßigen Merkmale kein ſicheres und beſtaͤndiges fache wir e 0 


zeichen hernehmen laſſe. Er hat ferner auf ihrer Oberflaͤche mit ein 


wohlbewafneten Auge hin und wieder einige vertiefte Puncte bemerket, 
und er iſt geneigt, dergleichen wieder für einen Characterem diſtinctivum 
anzuſehen, dadurch dieſe Schnecke ſicher von der Helice citrina untere 
ſchieden werde. — Da doch Würmer und nagende Inſecten, deren es 


gar viele giebt, dergleichen koͤnnen verurſacht haben. Ich habe eben 


daſſelbe Exemplar dieſer Conchylie aus dem hieſigen Koͤnigl. Cabinette 
vor Augen, welches Muͤller ehemals bey ſeiner Helice, die bey ihm 
Rapa heißt, im Geſichte und in Haͤnden gehabt. Nach meiner Mei⸗ 

nung iſt es eine bloße Abaͤnderung von der Helice citrina und durchaus 


keine eigene neue Gattung. Ihr Durchſchnitt betraͤget achtzehn Linien. 


In 


4 


Schnirkelſchnecken. Tab. 131. Fig. 1177. 1178. 135 
In der Spengleriſchen Sammlung lieget auch eine Nübenfchnecke, 
Helix Rapa Mülleri, aber bey derſelben iſt von einem Margine in apertu- 
ram deflexo, ferner von einer auf der Mitte des Weges aufhoͤrenden 
Binde, und von vertieften Puncten und Gruͤbchen keine Spur zu ſehen. 
Dagegen iſt ihre Schale dicker und ſtaͤrker, auch weniger glaͤnzend wie 
bey der Helice citrina. Die braune Binde leget ſich um die ganze Pe, 
ripherie des erſten Stockwerkes herum. Durch laͤnglichte Streifen, wel⸗ 
che in Menge auf ihrer Oberfläche herablaufen, wird die Schale ganz 
rauh gemacht. Bas 


ne Tabs 131... Eis, 177. 1178. 

a iin ’ Ex Muſeo noſtro. a 
eu? 10113 Die Caſtanie. 8 
Helix caftanea Mülleri, teſta globoſa, umbilicata, anfractibus fex vel ſepte 

ruguloſis et feabris, ex caſtaneo coloratis, einctis faſcia rufef- ö 
6015 f cente cui faepius alba agglutinata eſt. 


1 Dan. Caſtanie-Snekken. 
Mürrxn Hiftor, Verm. no. 262. p. 67. Nerita caſtanea, teſta perforata ſub- 
galoboſa, obſcura, caſtanea, faſeia rubra albae adnata, anfractibus 
fſtriatis. Diftindta ſpecies eſt. 8 a 
Von dieſer iſt es weit wahrſcheinlicher und glaublicher, als von 
der kurz zuvor beſchriebenen, daß es eine beſondere Gattung, und nicht 
etwa nur eine Abaͤnderung von der Helice citrina ſey. Sie hat einen 
mehr erhobenen Wirbel und nicht wie jene nur fuͤnf Windungen, ſon⸗ 
dern ſechs Stockwerke, ja oͤfters auch ſieben. Ihre Oberflaͤche iſt we⸗ 
der glatt noch glaͤnzend, ſondern wird durch ſonderbare wellenfoͤrmige 
Queerrunzeln, die nur von einem wohlbewafneten Auge deutlich geſehen 
werden koͤnnen, rauh gemacht. Ihr Nabel iſt ſo groß und tief, daß 
man bis zum Wirbel hindurchſehen kann, auch wird ſie beym Nabel 
gemeiniglich von einem caſtanienbraunen Flecken bezeichnet. Ihre Farbe 
iſt gelblich, auch lichtbraun, und naͤhert ſich der caſtanienfarbe. Ein 
rothbrauner Gürtel, an welchem auch öfters ein weiſſer nebenbey ſitzet, 
leget ſich um fie herum, der unterwaͤrts auszufließen ſcheinet, oder gleiche 
ſam einen breiten Schatten bildet. Die Muͤndungslippe iſt wie bey der 
Helice citrina ſcharf und ſchueidend. Das Maaß ihres Durchmeſſers 


betraͤget einen Zoll ſechs Linien. 
a e, Heli- 


136 Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 11791185. 


e, Helices rotundatae feu ſubglbboſaa. arab 
{ ind! 581 „SR 
Tab. 132. ig, 1179. 118, ausm 
Ex Muſeo SPENGLERIANO. 800 


Landſchnecke von der Inſul Rhodus. ! 
Helix Rhodia terreftris, teſta ſubgloboſa, depreſſa, imperforata, vix carinata, 
bafı convexa, apertura lunata. e 
Von der gelehrten Geſellſchaft, welche vor vielen Jahren aus 
Daͤnnemark nach Arabien geſandt worden, haben ſich einige, als iht 
Fahrzeug bey der Inſul Rhodus voruͤber gefahren, ans Land ſetzen laſſen. 
Bey der Gelegenheit iſt dieſe Gattung von Landſchnecken gefunden wor⸗ 
den. Ihr Grund iſt kalkartig weiß, und ſitzet voller zarten laͤnglichten 
bögenförmigen Streifen. Der Wirbel iſt ziemlich flach, und ſcheinet 
wie darniedergedruͤcket zu ſeyn; dagegen aber iſt die Grundfläche weit 
gewoͤlbter und mehr erhoben. Ein braungelbliches Epiderm, welches 
ſehr oft durch laͤnglichte Streifen unterbrochen wird, bekleidet den ha, 
lichten Bau dieſer Schnecke. Ein kleiner nur wenig umgebogener Saum 
dienet der mondfoͤrmigen Muͤndung zur Einfaſſung. Die inneren Waͤnde 
haben eine lichtbraune Farbe. Der Nabel wird vom Saume der inneren 
Lippe voͤllig bedecket. 1 


Tab. 132. Fig. 1181. 


Die Beſchreibung derſelben ſtehet tab. 129. bey fig. 1148, woſelbſt N 
fie unter der Helice vermiculata nachgelefen werden kann. ö 


Tab. 132. Fig. 1182-1185. 
Ex Muſeo noſtro. 


Die lebendig gebaͤhrende Waſſerſchnecke. 


Helix vivipara, teſta ſubacuminato - globoſa, vix perforata, anfractibus ſex 
convexis et rotundatis, eincta faſciis tribus rufeſcentibus, apice valde 
acuto, apertura fere orbiculari ſeu circinnata. 
Gall. Vivipare a bandes. Belg. Iongwerpende Slak. 

Lister Hiftor. Conchyl. tab. 129. fig. 26. Cochlea vivipara fafciata fluviatilis. 

— — Tabul, Anatom. tab. 6. fig. 5. 5 f 

— — Hiftor. Animal. tab. 2. fig. 18. p. 133 ſeq. Cochlea maxima fufea 

5 five nigricans faſciata. Has cochleas viviparas eſſe, primum didici. 
Illud ſingulare, eſſe excrementa figurata, ne 

© GUAL- 


| 
| 


U 


Schuntelchnecken Tab. 132. Ei, 11821183. 137 


eum Index tab. 5. fig. M. Buceinum fluviatile craſſum ſex 8 fini- 
tum, laeve, albıdam, eribus fafciis fübrubris ‚De dorſum excurrenti- 
‘ bus notatum. 
KEIN Meth. 1 & 121. de . 10. 3. u 45. Saccus ore inter. Coch- 
5 lea vivipara, faſeiata, rugoſa. 
DaRGEN VILLE Zoomorph. tab. 8. fig. 2. p p. 73. 1 à bouche ronde, 
On compte quatre tours en tout ſur fa coquille fans P’oeil de fa volute. 


5 au; Sa couleur tire für le gris cendre avec quelques bandes noirätres qui 


3 in environnent. 
IN Thef. tom. 3. tab. 38. fig. 12. Ex coeruleo plumbeus color totam hane 


3 pingit. Supra adſunt rugae. Spira dilutioris eſt coloris inque longum 


5 et valde acutum apicem excurrit. 


sr 


JAVILA Catal. raiſ. n0.962. p. 429. Limacon à bouche ronde olivatre, & 


niſches Magazin, Ater Band, tab. 7. fig. 4 — 9. P. 432. 


nA zönes marron de forme bombee et elevee. 
erli 


4 LINNEI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 603. p. 772. 


— — — — Edit. 12. no. 690. p. 1247. Helix Vivipara, teſta im- 
perforata, ſubovata, obtuſa, cornea: cingulis fufcatis apertura ſubor- 
biculari. Habitat in Europae ſtagnis argillofis imprimis. 

— Fauna Suec. no. 2185. Vulgo eaput bovis nominatur. 

Müllers vollſtaͤndiges Linneiſches Naturſyſtem, tom. 6. tab. 18. fig. 4. 
Knorrs Vergnügen der Augen, §ter Band, tab. 17. fig. 4. 

FavaRT D' HERBL NY Diet. tom. 3. p. 464. Vivipare à bandes. Nerita teſta 
oblonga, ſubvirideſcente, fafciis tribus lividis, anfractibus quinque. 
Sa couleur eſt pale un peu verdätre, quelquefois brune avec trois 
bandes d'un brun obſeur, paralleles l' une à l’autre qui ſuivent la di- 
rection des ſpires. Cette coquille eſt vivipare au lieu que les autres 
de ce genre font ovipares, et c’eft de la que lui a été donné le nom 
qu'elle porte. 

MülLER Hiſt. Verm. no. 370. p. 182. Nerita Vivipara, teſta ovato ventri- 
cofa, vireſcente, fafciis tribus lividis obſeuris. 

PENNANT British Zool. tom. 4. tab. 84. fig. 132. p. 137. Helix vivipara, 
with fix ventricofe fpires umbilicated. The ae almoft round; 
color brown, with dusky ſpiral faſciae. Inhabits ftagnant Waters 
and ſemi- ſtagnant rivers. 

"Da Costa British Conchol. p. 81. no. 45. 5 5. fig. 2. Helix vivipara, 
cochlea fuſeo viridefcens faſeiata. L animal habitant & la tète reſſem- 
blante celle d'un boeuf. Son opercule eſt teſtacé. 


condyien. Cabinet IX. B. ate Abtheil. S v. BoRN 


138 Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 21831188. 


v. BoRN Index Muſ. Caeſ. p. 393. D ae dnegsh 

— — Teſtacea Muſ. Caeſ. p. 383. Helix Vivipara, teſta a, 400 
glabra, longitudinaliter tenuiſſime ſtriata; anfractus ſex teretes con- 
vexi; fpira acuminata; apertura ovalis; Winum extus acutum; labium 
columellae vix adnatum; centrum dente color viridi- Armeen 


fafciis transverfis fuſcis. „ ee 
Gronovu Zoophyl. fafc.3. no. 1570. p. a Helix teſta ſubovata umbilb, 
cata cornea orificio ſuborbiculari, fpira acuta e sene 
ace Conchyl. tab. 61. fig. DM ar ee 
Schroͤters Flußconchylien, p. 330. no. 126. tab. 8. fig. . 2. 
— — Einleitung — zweyter Band, p. 156. 119, 35. 0 % ene aA 


Dieſe algemein bekannte Schnecke wird die re , 
nannt, weil ſie ihre Jungen lebendig zur Welt bringet, welche, 
Martini im Berliniſchen Magazin loc. ſupra eitato pag. 238. ſchreibet, 
ſogleich vollſtaͤndig ans Licht kommen, und mit ihrem Gehaͤuſe und „ 
zu gehoͤrenden Deckel in ihrem eigenen Mutterhemdgen alſobald eee 
herumſchwimmen. Ich habe einige derſelben ehemals bey Rend 

am Eyderſtrome gefunden, aber noch weit mehrere aus den ca 1 
ſchen Marſchlaͤndern bekommen. Denn weil dorten der Grund d. allen 
Waſſergraͤben thon- und leimartig iſt, und ſie ſich auf fo fettem Boden 
am liebſten aufzuhalten pflegen, ſo kann man ſie daſelbſt am haue 
finden. Es iſt vollkommen wahr, was Linne ſchreibet: Habitat impri-⸗ 
mis in ſtagnis argilloſis. Einige werden geneigter ſeyn, fie unter die He- 10 
lices globofas, andere aber fie lieber den Helicibus acuminatis beygeſellen 
wollen. Ich aber habe es gewaget, ihnen hier unter den Hel. rotun- 
datis ſubgloboſis einen Platz anzuweiſen. In ihrem friſcheſten Zuſtande, 0 
wenn man ſie eben aus dem Waſſer ziehet, haben ſie gemeiniglich ein 
gruͤnliches und ſchwaͤrzliches Epiderm. Reibet und beitzet man daſſelbe 
hinweg, ſo zeigen ſich erſt deutlich drey rothbraune Bänder, welche ſich 
wie Gürtel um die erſte Windung herumlegen. Beym andern Stock⸗ 
werke ſiehet man nur noch zwey Baͤnder, und beym dritten nur 2 
ein einziges. Der Wirbel iſt mehrentheils ſchwarz und ziemlich ſpitzig. 
Die gewoͤlbten wohlgerundeten Windungen ſetzen ſtark von einander ab. 
Die Mundoͤfnung iſt beynahe cirkulrund. Favart behauptet es, dieſe 
Schnecke habe ein Operculum teſtaceum, andere koͤnnen bey ihr kein 
anderes, als ein Operculum corneum finden. Diejenigen aber, welche 


Wa die Oſtindiſchen von dieſer Gattung naͤher zu eee 
[4 


| 1 
’ a 
' 
' 
| 


Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 11821187. 139 


Gelegenheit gehabt, glauben es wahrgenommen zu haben, der Deckel 
von dieſer Gattung ſey weder recht hornartig, noch recht ſteinſchalicht, 


ſondern mache gleichſam eine Mittelgattung aus. | | 
Von Tranquebar und Tirutſchinapalli habe ich eine gute Anzahl 
von der Art bekommen, die ich Fig. 1184 abbilden laſſen. Sie hat ein 
gruͤnliches Farbenkleid, iſt dabey etwas ſchmaͤler, und ermangelt aller 
Queerbaͤnder, aber hat dagegen zum oͤftern laͤnglichte Streifen und 
Baͤnder, wie fig. 1188. Auf der erſten Windung ſiehet man eine merk⸗ 
liche Kante oder carinam, welche bey den kleineren, die jünger find, ſich 

noch ſichtbarer und merklicher zeiget. Als ich mich mit der Unterſuchung 

des Deckels oder Operculi beſchaͤftigte, und bey einer den in ihrer Oef⸗ 


nung ſo veſte ſitzenden Deckel herausbrach, ſo fand ich etwas, ſo ich 


nicht geſuchet noch vermuthet hatte. Denn hinter dem Deckel ſaß ein 
N ganzes Neſt voller jungen Schnecken, die wohl eben herauskriechen 
wolten, wie ihre Mutter aufgefiſchet, gefangen genommen und nach 
Europa geſandt worden. In meiner Sammlung hatte dieſe Schnecke 


ſeit mehreren Jahren ruhig und ungeſtört gelegen, allein da ich ihren 


Deckel näher unterſuchen mußte, fo entdeckte ich bald den Schatz, der 
dahinter verborgen lag. Dieſe jungen Schnecken haben bey ihrer Muͤn⸗ 


dung keinen Deckel; aber eine ſcharfe Kante (carinam)' beym erſten Stock 
werke. Der Kopf des Bewohners iſt vorne wie abgeſtumpfet. Da 
Coſta meinet es um des willen, er gleiche einem Ochſenkopfe. Linne 
ſchreibet in ſeiner Fauna, dieſe Schnecke heiſſe Vulgo caput bovis. =; 


Tab. 132. Fig. 1186, 1187. | 
> mu Ex Muſeo noſtro. 10 N ak 
Die rothe Lippe. Die rothlippige Erdſchnecke von Piſa. 

Helix Piſana, teſta ſubgloboſa, alba, cin&ta in primo anfractu fafciis lineari- 
bus albis tribus, rofeis, interruptis, labio interno roſeo. 1 
GUALTIERL Index tab. 2. fig. E. Cochlea terreſtris vulgaris, candida, fafciis 
luteis undulatis picta, ore roſeo. 1 8 
Perıver Gazophyl. tab. 52. fig. 12. Small Pifa Button Shell. Like our gar- 

den Snail but leſs. f 
Mürrer Hiſt. Verm. no. 255. p. 60. Helix Piſana, tefta imperforata (per- 

florata) globofa, candida , fafciis ſubinterruptis rubris, labro rofeo. 


Dieſe Erdſchnecke wird in Italien, inſonderheit bey Piſa, ge⸗ 


funden, und daher Helix Piſana e Ihre Schale iſt t 
Br S 2 un 


140 Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 1187 71189. 
und hat ſechs Umlaͤufe, welche eine runde Woͤlbung haben. Um die 


erſte Windung legen ſich drey roſenfarbichte Baͤnder, welche aber im⸗ 


mer unterbrochen / und durch laͤnglichte Streifen mitten auf ihrem Wege 
aufgehalten werden, herum. Auf der zwoten Windung ſiehet man nur 


noch ein paar von dieſen roͤthlichen Linien, und auf der dritten nur noch 


eine einzige, bis ſie ſich endlich gar verliehren und verſchwinden. Die | 


Mundoͤfnung iſt halbrund und etwas mondfoͤrmig (ſubrotundo lunata). 


An der inneren ziemlich breiten Lippe und Spindel zeiget ſich eine roͤth⸗ 


liche Farbenmiſchung. Bey den inneren Wänden ſchimmern die rothen 


Binden hindurch. Der Nabel iſt ſo klein, daß er kaum ein Haar hin⸗ 
durchlaͤſſet. Vermuthlich wird er bey größeren im reiferen Alter gar 
verſchwinden und von der inneren Lippe bedecket werden. Der Durch⸗ 


ſchnitt dieſer kleinen artigen Schnecke betraͤget nur ſieben Linien. 
Tab. 132. Fig, 1188. 1189. | 

Ex Mufeo Morrkraxo et noftro, n 
Die Guͤrtelſchnecke. 1. a 
Helix Zonaria, teſta depreſſa, umbilicata, zonis rufeſcentibus cireumeincta, 
apertura transverſali, labro albo reflexo, labio ſaepius 2 
unidentato. ; | A 
Dan. Baelte Snekken, Belg. gezoomde Mond. Angl. Zoned Snail. 
Guarrierı Index tab. 3. fig. LL? Cochlea terreſtris depreſſa et umbilicata, 
bafi eomplanata, oris apertura candida, fafciis una lata pulla duabu 
candidis in margine, linea quoque pulla in dorſo et in ſpirarum commif- 


ſuris circumdata, a centro ad circumferentiam minutiſſime ftriata „ex 


fulvido, cinereo et albido colore marmoris inftar variegata et lineata? 
Knorrs Vergnügen der Augen, tab. 21. fig. 3. 


SEEA Theſ. tom. 3. tab. 40. fig. 52.53.55. Limaces terreftres peculiari for- g 


5 ma et pictura. ö ̃ i 15 
Lınnaı Syſt. Nat. Edit. 12. no. 681. p. 1245. Helix Zonaria, teſta umbi- 


licata, convexa, depreſſiuſeula, apertura oblongiufcula, marginata. 


Habitat in Europa auſtrali terreſtris. Teſta magnitudine Helieis nemo- 
ralis, anfractibus quatuor, Convexa fpira deprefliufeula, alba aut fla- 
vefcens, ventre faſciis 2, fpira vero unica ferruginea. Apertura ex- 
trorſum oblonga, margine patente. Umbilicus ad apicem uſque per- 
foratus. N 15 

MüL- 


pPreſſa, apertura transverſali, labro candido reflexo. en 

Da Cos ra ‚British Conchol. tab. 4. fig. 7. p. 79. Helix virgata, cochlea um- 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 388. Die Guͤrtelſchnecke. 

— — Teſtacea — — p. 378. Helix zonaria, teſta umbilicata, depreſſa, 
laevis; ſpira obtuſa, anfractus quinque convexiufeuli, connati; aper- 


Mürxn Hiſtor. Verm. no. 237. p. 35. Helix Zonaria; teſta umbilicata, de- 


tra oblonga marginata; labrum integrum reflexum; columella elabiata; 


cCeentrum baſeos umbilicatum, umbilico patente profundo; color albus 


laſeiis transverſis rufis inaequalibus. 


Schroͤters Einleitung — ater Band, p. 148. no. 27. 


Die ſogenannten Guͤrtelſchnecken ſind an ihrer flachen, gleichſam 
darniedergedruͤckten, um ſich ſelbſt gewundenen Schale, weiten, runden 
tiefen Nabel, queerliegenden Muͤndung, weiſſen umgelegten Lippenſaum 
(der immer bis zur Hälfte die Oefnung des Nabels bedecket), ſehr leichte 
zu erkennen. Es find artig gebildete Lands oder Erdſchnecken, welche 
in den waͤrmern mittaͤglichen Laͤndern von Europa, auf Baͤumen und 
in den Gaͤrten gefunden werden. Weil ſich allerhand Queerbinden wie 
Guͤrtel um ſie herumlegen, ſo heiſſen ſie Guͤrtelſchnecken. Man kennet 
ſehr viele Abaͤnderungen von dieſer Gattung, die nicht eben in der Form 
und Bildung, wohl aber im Farbenkleide und in der Stellung ihrer 
Guͤrtel verſchieden ſind. Ich habe nur ein paar Varietaͤten derſelben 
zeichnen laſſen; davon die erſte der Graͤflich Moltkiſchen, die andere 
aber meiner Sammlung zugehoͤret. 

Fig. 1188 hat teſtam albam cum fafeiis duabus ventralibus rufis, latis, 
tertia dorſali anguſtiore, labio interiori unidentato. a 

Fig. 1189 hat teftam albam maculatam, variegatam, zonis rufis fex 
inaequalibus fafciatam. Faſciae tres ventrales, quarta ex pluribus compofita 
marginalis, quinta anguſta, et fexta lata dorfales. Durch weiſſe und licht⸗ 
Baus Flecken, welche auf der Oberfläche abwechſeln, wird fie ganz bunt 
gemacht. 

VUnſer Muͤller redet in feiner Hiftor. Verm. von funfzehn Varietaͤ⸗ 
ten, die er von dieſer Gattung in den hieſigen Conchylienſammlungen 
angetroffen. Ich habe mich aber dabey nicht aufhalten wollen noch 
koͤnnen, ſie alle abzeichnen zu laſſen. Einige derſelben haben an der in⸗ 
neren Lippe einen Zahn, andere aber nicht. 


S 3 Tab. 


142 Schnirkelſchnecken. Tab. 13 2. Fig. 1190. 8 


Tab. 132. Fig. 1190 1192. 
Ex Muſeo noſtro. e 


Die bandirte Tranquebarifche Gartenſchnecke nch 


Helix vittata Mülleri, teſta ſubgloboſa, umbilicata, anfractibus quinque 
transverſim vitratis, zonis rufefcentibus inaequalibus, fauce nigricante, 
apertura transverlali lunata, fimbriata. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 67. fig. 66.) Han 

Knorrs Vergn. der Augen, tom. F. cab. 21. fig. 4: — — 

Mürrer Hiſt. Verm. no. 271. p. 76. Helix vittata, teſta ſubglobofa, ub. 
umbilicata, alba, fafciis crebris brunneis, vertice coeruleo, labro re 
flexo albido. Apertura et paries aan nigro fufcus. 


Durch meinen vortreflichen Freund, den Herrn Mißionarius John, 
habe ich aus dem Mißionsgarten zu Tranquebar einen guten Vorrath 
von dieſer dorten in Menge wohnenden Gattung oſtindiſcher Landſchne⸗ ö 
cken bekommen. Sie gleichet gar ſehr unſerer bekannten Helici nemo- 5 
rali, allein durch den ſchwarzbraunen glänzenden Schlund ihrer Mund? 
oͤfnung wird fie auf das fichtbarfte und deutlichſte von ihr unterſchie⸗ 
den. Unſer Muller beſchreibet ihren Wirbel als himmelblau. Die meh⸗ 
reſten von dieſer Gattung haben auch wuͤrklich einen blaugefaͤrbten Wir 
bel. Allein da doch nicht alle ohne Ausnahme dergleichen haben, ſo 
laßt ſich daher kein ganz ſicheres Unterſcheidungszeichen hernehmen. Die 
rothbraunen Guͤrtel, welche dieſe Schneckengattung umgeben, ſind in 
der Stellung, Anzahl und Form faſt bey jedem Stuͤcke verſchieden. 
Bald find mehrere, bald weniger vorhanden. Muller will gar bey 
manchen zwölf bis funfzehen angetroffen haben. Bald ſind dieſe ‚Sitz, 
tel fehr breit, wie bey fig. 1190, bald wiederum ganz ſchmal, wie bey h 
fig. 1191. Movon Diefe große Verſchiedenheit, und die glanzende 
Schwaͤrze ihres Schlundes und der Mundofnung herruͤhren moͤge, laßt 
ſich wohl ſo leichte nicht beſtimmen. Ich beſitze wohl zehen Verſchie⸗ „ 
denheiten von dieſer Gattung, halte es aber fuͤr hoͤchſt unnörhig und j 
überflüßig eine umfändlichere Beſchreibung 1 hieher zu ſetzen. 
Alle von dieſer Gattung haben einen kleinen Nabel. Die ſchwarze Mun⸗ 
dung wird von einem weiſſen Lippenſaum umgeben und eingefaſſet. f 


9 1 


a 


Lab. 


Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 11931195. 143 
1 | Tab. 132. Fig. 1193 1195. 


Ex Muſeo SpENCOLERIANO et noftro, 

Das ungleich gewundene flache Poſthorn mit Banden. 
| Helix Ericetorum; teſta ſupra plana depreſſa, fubtus convexa, alba, pro- 
funde umbilicata, fafciata zonis fufcentibus. 
1 all. Le Ruban plat. Dan. Lyng - Snekken. 
LIST ER Hiſtor. Conchyl. tab. 73. fig. 72. 
— — Angl. — tab. 2. fig. 13. p. 126. Cochlea cinerea albidave Eri. 
? cetorum. f 
KN Meth. oſtrac. H. 20. no. 2. P. &. 5 ore labiato, acutan- 
N gulo faſciatus. 5 

Berliniſch Magazin 2ter Band, p. 613. no. 14. tab. 4. fig. 46. 
. We deutſche Ausgabe, p. 49. no. 13. Der große oder glatte Bund. Coch. 
lea Ericetorum, teſta alba, ſupra plana, ſubtus nu amplo mae 
ö ſpiris quinque, fafeia ferruginea. 
| We Hiſt. Verm. no. 236. p. 33. Helix Ericetorum, teſta umbilicata, 955 
f preſſa, luteſcente, faſeia unica vel pluribus fuſeis. 
En D' Hergıgny Diet. tom. 3. p. 272. Ruban terreftre commun dit 
grand Ruban, ou Ruban plat. 
Weil ſich dieſe Schnecke am liebſten bey der Erica oder dem ſo⸗ 

genannten Heydenkraute, und auf ſolchen Stellen, wo das Heydenkraut 
zu wachſen pfleget, (in locis ericetis) aufhält, fo wird fie Helix Ericeto- 
rum genannt. Sie ſtehet in naher Verwandſchaft mit der Helice zo- 
naria, daher ich es beſorge, viele werden dieſe mit jener, und jene mit 
dieſer zum oͤftern verwechſeln. Doch hat jene einen mehr erhobenen, 
dieſe aber einen flacheren und mehr darniedergedruͤckten Wir bel. ‚Bey 
jener iſt eine plattere Grundflaͤche, bey dieſer aber eine mehr gewoͤlbte. 
Cbaſis convexior). Jene wird bey ihrer weiten, ausgedehnten, queer⸗ 
liegenden Mundoͤfnung von einem breiten weiſſen Lippenſaume eingefaſſet, 
dergleichen aber bey dieſer gar nicht zu finden iſt. Die Grundfarbe von 
dieſer Gattung iſt weiß. Sie wird bald nur von einer, bald von meh⸗ 
reren nun breiteren, nun ſchmaleren Binden umgeben. Ihr Nabel iſt 
ſo weit und tief, daß man alle Windungen darinnen ſehen kann. Es 
giebt auch bey dieſer Gattung viele Abaͤnderungen, davon ich nur ein 
paar bey Fig. 1193. 1194. zu einer kleinen Probe abzeichnen laſſen. Beyde 
find in Abſicht ihres Farbenkleides und ihrer Bänder fo merklich von 
einander unterſchieden, daß viele fie kaum fuͤr Kinder einer und 5 

er⸗ 


144 Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 11961198 


derſelben Familie anſehen werden. In den waͤrmeren ae ven er. 
ropa / beſonders in Italien, wird dieſe Art haͤufig gefunden. 
Tab. 131 Fig. 1196 1198. HL ir a 


Ex Muſeo noſtro. eee 


Die gemeinſte Bantnfnede Die Licbereyſchnecke. 
| Die Waldſchnecke. 

Helix nemoralis Linnaei, teſta globoſa, imperforata, labro acuto, intus re. 
truſo et reflexo, fufeo. Varietas hujus fpeciei numerofiflimae. 


Gall. La Livree. Angl. Hedge Snail. Girdled Snail. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 57. fig. 54. Cochlea interdum unicolor, inter- . 
dum variegata, variis faſciis depicta. CR 
Prrıver Gazophyl. tab. 91. fig.9— 12. it. tab. 92. fig. 9. 10. N i 
terreftris vulgatiſſima variegata. Common girdled hedge Snail. 5 
GuaLrIERI Index tab. 1. fig. P. Cochlea terreſtris leviter et lucide rofea, 
duabus faſciis ſubalbidis ſecundum ſpiras fitis et ſtriis transverſis ejus. 
dem coloris donata; teſtae apertura tantillum reflexa et colore fufco 5 
interne eincta, quinque ſpirarum. 1 
DarsenvirLe Conchyl. tab. 28. fig. 8. Limaęon de ee jaunätreä des 
bandes brunes et cing ſpirales qui s’elevent une au deflus de autre 
avec une pointe peu elevee en forme de Sabot. Ce Limagon ſe trou- 
ve dans les bruyeres et fur les montagnes, on le nomme la Livre. 
SBE Thef. tom. 3. tab. 39. fig. 12. 13. 18. 19. 5 > 
Geve Beluſtigungen, tab. 30. fig.359 — 366. | 
LINNAEI Syft. Nat. Edit. 10. no. 604. p. 773. 
— — — — Edit. 12. no. 691. p. 1247. 8 
— — Mul. Reg. L. V. no. 376. p.670. Helix W tefta fubro- 
tunda, ſubſtriata, transverfim vix ſtriata, flaveſcens. 1 aſcia nigro- 
purpurafcens una pluresve. Spira convexa obtuſa. Apertura latior 
quam longa. Labium exterius acuto- patens, interius reflexo adgluti- 
natum; umbilicus nullus. Habitat in Europae arboribus eee 17 
a — Fauna Suec. no. 2186. p. 530. 
Berliniſches Magazin ter Band, tab. 3. fig. 24 ſeq. — 33. tab. 4. fig. 4 el 
Mürtgr Hift. Verm. no. 246. p. 46 fed. Helix nemoralis, tefta imperforata 
globoſa, labro fufco. 7 
Favart D’Hersıcny Did. tom. 2. p. 284. Livree. Cochlea terreſtris colore 
flavo vel citrino vel roſeo et aliis coloribus fufcis vel nigris vittata. 


— 


DA 


Schnirkelſchnecken. Tab. 132. Fig. 1196-1198. 145 


A Costa British Conchology tab. 5. fig. 1 — F. it. fig. S. fig. 14.19. Coch- 
lea faſciata interdum unicolor, interdum variis fafciis depicta. Cette 
efpece elegante eſt extrẽmement commune par tout dans les bois, les 
haies, les jardins. 

PxNNANT British Zool. tom. 4. p. 137. no. 131. 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 395. Die Waldfchuede. 

— — Teſtacea — — p. 384. 385. tab. 16. fig. 3 — 8. Helix nemora- 
lis, teſta ſubgloboſa, longitudinaliter ſtriata, glabra, ſpira obtuſa; an- 
fractus convexi; apertura latior quam longa; labrum acutum patens; 
labium reflexum adnatum; centrum imperforatum; color labri in 
omnibus fuſcus. 5 

GRONOvII Zoophyl. faſe. 3. no. 1555. Helix teſta globofa imperforata lae- 
vi, diaphana: apertura ſubrotundo- lunata, labro reflexo fufco, 

Schroͤters Erdeondylien, tab. 1. fig. 16. 17. tab. 2. fig. 28. 

— — Einleitung — zweyter Band, p. 158. no. 37. 

FavaNNR Conchyl. tab. 63. fig. H. 

Weil die Baͤnder, damit dieſe allergemeinſten Schnecken umwunden 
werden, den Baͤndern gleichen, damit man die Libereyen der Bedienten 
zu beſetzen pfleget: fo werden dieſe Schnecken von vielen, und inſonder⸗ 
heit von den Franzoͤſiſchen Conchyliologen die Litbereyfchneden genannt. 
Sie ſind ſelten viel groͤßer, als eine große Kirſche. Bey der bewunderns⸗ 
wuͤrdigſten Verſchiedenheit, die unter ihnen herſchet, kommen ſie doch 
alle in folgenden Stuͤcken uͤberein. Sie ſind ſaͤmtlich ungenabelt; ſie ha⸗ 
ben eine etwas kugelfoͤrmige Bildung, fuͤnf wohlgerundete und gewoͤlbte 
Stockwerke, eine halbmondfoͤrmige, etwas ausgeſchweifte Muͤndung, 
und wenn ſie ausgewachſen ſind, eine braunroͤthliche innerlich zuruͤckgebo⸗ 
gene und daſelbſt wie mit einer Leiſte und Kante beſetzte Lippe. Einige 
find einfaͤrbig gelb, andere roͤthlich, fleiſchfarbig, incarnat ꝛc. Einige 
werden nur von einem einzigen, andere von mehreren ſchwarz- oder roth⸗ 
braunen Baͤndern umwunden. Einige dieſer Guͤrtel ſind ſchmaͤler, an⸗ 
dere breiter; einige ſtehen näher und häufiger beyſammen, andere ſpar⸗ 
ſamer und weiter von einander. Kurz ihre Abwechſelung in der Zahl, 
Form, Stellung iſt ſo groß, daß ich es aufrichtig geſtehen muß, 
nimmer bey irgend einer andern Gattung dergleichen ausnehmende 
Mannichfaltigkeit und Verſchiedenheit bemerket zu haben. Bey aller 
Verſchiedenheit paaren und begatten ſie ſich ohne Unterſchied mit 
einander, dadurch denn natuͤrlicher Weiſe immer neue Varietaͤten 
entſtehen und erzeuget werden muͤſſen. Unſer gelehrter Muller redet 

Conchylien Cabinet IX. B. ate Abtheil. S in 


146 Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 1196-120. 


in feiner Hiſt. Verm. von 27 Abaͤnderungen, die er bemerket und die ihm 
vorgekommen. Ich bins verſichert, wer ſich die Muͤhe nicht verdrießen 
laſſen wollte, ernſtlich und unermuͤdet nachzuſuchen, wuͤrde noch weit 
mehrere entdecken. Doch bleibt es dabey, was auch Muller ſelbſt am 
Ende geſtehet: Varietates folo colore et numero faſciarum diverſae. Ich 
habe nur drey Varietaͤten dieſer Gattung abzeichnen laſſen. 105 
Bey fig. 1196 finden wir teſtam luteam einctam fafeiis nigro fuſeis 
tribus, infima latiſſima. | ran Gm 19 6 N 
Bey fig. 1197 teſtam luteam redimitam fafeiis tribus rufeſcentibus, in- 
ferioribus ventralibus aequalibus, ſuperiori dorfali anguſtiore. T 
Bey fig. 1198 ſehen wir teſtam rufam ſeu fubincarnatam, fafeia unica 

fuſca valde lata. 1 | ren 
Die gelbe Farbe ift bey den meiſten die gewoͤhnlichſte Grundfarbe. 
Der Bewohner ſoll eßbar und ſchmackhaft ſeyn: aber nur wenige verſu⸗ 


chen es ihn zu ſchmecken und zu genießen. 


Tab. 133. Fig. 1199-1201. 
Ex Mufeo noſtro. 
Die gemeinſte Gartenfchnede. 

Helix hortenſis Mülleri, teſta ſubgloboſa, imperforata, labro albo. 
Far Dan. Have - Snekken. N 
Geve Beluſtigungen, tab. 30. fig. 367. it. tab. 3 1. fig. 380. 388. it. 374—375. 
MüllER Hift. Verm. no. 247. p. 52. Helix hortenſis, teſta imperforata 

globoſa, labro albo. N 
von Born Index Muf. Caeſ. p. 307. Die Gartenſchnecke. D 
— — Teftaca — — pi. 385. tab. 16. fig. 18. 19. Helix hortenfis, 
tefta ſtructura omnino eadem cum praecedenti, a qua differt teſta mi- 
nori, fuperficie nitente et labro conſtanter albo. Habitat in hortis { 
Europae minus vulgaris quam helix nemoralis. at 


Den Adlersblicken des großen auf alles aufmerkſamen Linne iſt 
die Bemerkung nicht entgangen, daß manche von den zuvor beſchriebe⸗ 
nen Waldſchnecken eine braune, andere dagegen eine weiſſe Lippe haͤtten. 
Er redet von dieſer Verſchiedenheit im Mufeo Reginae L. VIr. bey no. 
376, wenn er ſchreibet: Helix nemoralis 1, major, magis griſea, labris albis, 
2, minor, flava, labris fuſcis. Nur darinnen irret Linne, wenn er die, ſo 
eine weiſſe Lippe haben, für größer, und jene mit der braunrothen une 
fuͤr 


Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 1199 71201. 147 
fuͤr kleiner ausgiebet; denn dieſe letzteren find allemal etwas größer als 


Meeren. dn 1 | 
Unſer Muͤller will diejenige Art, welche keine braunrothe, ſondern 
eeine weiſſe Lippe träger, nicht bloß mit dem Linne für eine Varietaͤt von 
der Helice nemorali, ſondern für eine beſondere Gattung angeſehen wiſſen. 
Er nennet fie zum Unterſchiede Helicem hortenſem. Er belehret uns, daß 
diejenigen, welche eine weiſſe Lippe haͤtten, auch alsdann, wenn ſie ein 
reiferes Alter erreichet, und als völlig ausgewachſene ihren ſchalichten 
Bau vollendet, allemal etwas kleiner waͤren, als jene mit der braunen 
Lippe. Er behauptet es ferner, daß ſich auf ihren Schalen weit mehr 
Glanz und Glaͤtte befinde und wahrnehmen laſſe. (teftae Helicis hortenfis 
nemorali politiores et nitidiores ſunt). Er erzaͤhlet uns bey der Gelegen⸗ 
heit folgende artige Beobachtung, daß er nemlich einſt in einer Schachtel 
mehrere von dieſer mit weiſſen Lippen verſehenen Art verwahret, und her⸗ 
nach ein ſonderbares Gerauſch gehoͤret. Bey genauerer Nachforſchung 
ſey er endlich dahintergekommen, daß dieſe Schnecken ſich damit beſchaͤf⸗ 
tiget, die Oberfläche ihres ſchalichten Hauſes glatter und glaͤnzender zu 
machen. (Vermem in poliendo ſuperficiem teſtae occupatifimum depre- 
hendi, ac fonum ex frictione maxillae contra teſtam oriri comperi.) Ich 
vermuthe, daß man eben dergleichen bey genauerer Unterſuchung auch bey 
der Helice nemorali cum labro fuſco, wahrnehmen werde. Endlich fo 
erfahren wir vom berühmten Muller auch noch dieſen gewiß bemerkens⸗ 
werthen Umſtand, daß er bey ſeiner Jahre lang fortgeſetzten Aufmerkſam⸗ 
keit es nie erlebet, daß ſich Schnecken, welche eine braunrothe Lippe ge⸗ 
habt, mit jenen, deren Lippe weiß geweſen, begattet, vermiſchet und ge⸗ 
paaret. Aus allen nun angefuͤhrten Stuͤcken ſoll die Folgerung gezogen 
werden, Helix hortenfis cum labro albo ſey eine beſondere, von der Helice 
nemorali cum labro fufco gänzlich unterſchiedene Gattung, obgleich ſon⸗ 
ſten in der Bauart, Form und Bildung ihres ſchalichten Wohnhauſes 
kein Unterſchied zu finden ſey. Schröter in feiner Einleitung zur Kennt⸗ 
niß der Conchylien denket hierinnen ganz verfchieden, weil er im ꝛten 
Theile p. 189 alſo ſchreibet: „eine Abanderung von der Heliee nemorali 
„it kleiner, glaͤnzender und weiß geſaͤumt, welche verſchiedene Schrift⸗ 
„ ſteller faͤlſchlich zu einer neuen Gattung machen.“ | 
Von der Helice hortenfi habe ich nur drey Varietaͤten abzeichnen 
laſſen, wie denn auch bey ihr ungleich weniger Abaͤnderungen zu finden 
ſind, wie bey der Helice nemorali. Fig. 1199 iſt beym Wirbel und auf 
der Grundflaͤche etwas gelblich. er der fehr breiten ar 
2 inde 


148 Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 1202: 


Binde leget ſich auch eine ſchmaͤlere ſchneeweiſſe bey der Nath und den 
Abſaͤtzen der Stockwerke um ſie herum. Bey Eig. 1200 ſtehet eine ungleich 
feinere, die ſich aus Italien herſchreibet. Auf ihrem erſten Umlaufe wech⸗ 
ſeln drey ungleiche lichtbraune, und drey weiſſe Baͤnder mit einander ab. 
Bey Fig. 1201 iſt der Grund gelblich. Es winden ſich fünf rothbraune 
ungleiche Binden, (davon die beyden unterſten am breiteſten ausfallen), 
um ſie herum. | 2 AM 
Obf. Wenn Linne in feiner Weſtgothiſchen Reiſebeſchreibung p. 84 von einer 
durchſichtigen Wald, und Gartenſchnecke redet, fo iſt dies durchaus keine 
neue und von der bisher beſchriebenen unterſchiedene Gattung; fondern nur 
eine jugendliche unausgewachſene Helix nemoralis oder hortenſis. Vom 
Schroͤter werden dieſe jungen unvollendeten Helices nemorales in ſeinem 
Buche von Erdconchylien p. 152 Neritenaͤhnliche Mondſchnecken genannt. 


Tab. 133. Fig. 1202. 1 4300 
Ex Muſeo noſtro. hi 13 
Die gefleckte Gartenſchnecke. eee 


* 1 


Helix arbuſtorum Linnaei, teſta ſubgloboſa, cornea, perforata, lineis et 
punctis albis variegata ſeu marmorata, linea unica fuſea diſtincta, 
labro lunato, intus albo. ö 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 56. fig. 53. Cochlea maculata, unica faſciga 
fuſca per medium orbem inſignita. sie 
— — Hiftor. Animal. Angl. tab. 2. fig. 4. P. 119. Cochlea maculata uniea 
faſcia pulla anguſtioreque per medium anfractus inſignita. Color ex 
flavo pulloque variatus in modum marmoris five maculoſus. m 
Szsa Theſ. tom. 3. tab. 38. fig. 68. rg 
Geve Beluſtigungen, tab. 30. fig. 351—356. 8 
Berliniſches Magazin 2ter Band, tab. 3. fig. 23. 
Linnzr Syſt. Nat. Edit. 10. no. 596. p. 771. 5 
— — — — Edit. 12. no. 680. p. 1247. Wen ee 
— — Muf: Reg. Lud. VIr. no. 371. p. 668. Helix arbuſtorum, teſta ſub- 
rotunda albida, teſtaceo nebuloſa, vix manifeſte transverſim ſtriata, 
intus alba. Spira glabra, elevata, obtuſiuſcula. Apertura fuborbicu- 
lata margine duplici, undique reflexo, elongato, agglutinato plano. 
8 patens anfractibus parum manifeſtis. Habitat in Europae 
arbuſtis. 


LIN. 


1 


Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 1202. 149 


Linszı Fauna Suec. no. 2184. b. 529. Variat admodum colore. Teſtae 
aapertura lunulata eſt, conſtans ſpiris quinque, eonvexiuſeula, fafeia 
griſea per medium ſpirarum, caeterum undique ſubgriſea punctis ob- 
longis trans verſis albis. 0 f 
PENNANT Brit. Zool. tom. 4. tab. 85. no. 130. p. 136. Shrub Snail, ſub- 
© umbilicated. Varies with deeper and lighter colors. 
pa Costa Brit. Conchology p. 75. no. 40. tab. 17. fig. G. Cochlea terreſtris 
Aunifaſciata, fübumbilicata, maculata, unica fafcia anguſta per medium 
anfractus inſignita. 8 ä f 
MürLxx Hift, Verm. no. 284. p.55. Helix arbuſtorum, teſta imperforata, 
giloboſa, fufca, lineolis luteis, labro albo. 


Schroͤters Einleitung, — ater Band, p. 147. no. 26. 


Diͤeſe Schnecke gleichet in ihrer Form und Bildung völlig der 

zuvor beſchriebenen Wald⸗ und Gartenſchnecke. (Helici nemorali et hor- 
tenſi). Nur träger fie ein ganz verfchiedenes Farbenkleid; denn ihre 

faſt hornartige Schale wird durch kleine weiſſe Linien und Flecken mar⸗ 
moriret und bunt gemacht. Es leget ſich nur eine einzige braune Bin⸗ 
de um ſie herum. Im Mittelpuncte der gewoͤlbten Grundflaͤche ſiehet 
man bey vielen einen ganz kleinen und engen Nabel, der aber bey voͤl⸗ 
lig ausgewachſenen, vom zuruͤckgebogenen Saume der inneren Lippe pfle⸗ 
get verdecket und verſchloſſen zu werden. Die Lippe iſt innerlich weiß, 
wie bey der zuvor beſchriebenen Gartenſchnecke. Weil Schlangen und 
Eidechſen dieſer Gattung begierigſt nachſtellen und ſie ausſaugen, ſo iſt 
dies eine von den Haupturſachen, warum wir ihre Schalen öfters völlig 
ausgeleert antreffen. Hinter Buͤſchen und Straͤuchern der Gaͤrten und 
Zaͤune wird dieſe Art haufig angetroffen. Drum wird fie auch Helix 
arbuſtorum genannt. Wer da zweifelt, ob Linne auch wuͤrklich bey ſei⸗ 
ner Helice arbuſtorum dieſe und keine andere Gattung gemeinet, den 
verweiſe ich auf dasjenige, was ich oben aus feiner Fauna Suecica herz 
ausgezogen, ſo wird alle Bedenklichkeit wegfallen. . a 


3 Tab, 


150 Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 12031205. 

2811505 a . NT TRUG ' 
„ Mam us 

IN SD IH NELIET: Nie N 
Die Buſch⸗ oder Staudenſchnecke. 
Helix fruticum Mülleri, teſta ſubgloboſa, pellucida, rufeſcens, unicolor, 
umbilico valde amplo et profundo, labro intus albo. SORTE 

Schröters Erdeonchylien, tab. 2. fig. 19. no.55—59. P. 178. 
Müller Hiftor. Verm. no. 267. p. 7 T. Helix fruticum, tefta globoſa umbili⸗ 

cata, apertura elabiata. N 750 OR 


Tab. 133. Fig. 1205, 
Ex Muſeo noſtro. 


Weil ſich dieſe Gattung von Erdſchnecken am liebſten bey Stau⸗ 
dengewaͤchſen aufzuhalten pfleget, ſo kann und mag ſie gerne die Stau⸗ 


denſchnecke heiſſen. Mit der Helice nemorali koͤmmt ſie in der Form 
und Bildung gaͤnzlich uͤberein, aber durch ihren weiten und tiefen Na⸗ 


bel wird fie hinlaͤnglich genug von derſelben unterſchieden. Ihre Schale 


iſt duͤnne, durchſichtig , und bey der hier abgebildeten fleiſchfarbig. Muͤl⸗ 


ler erzählet es in feiner Hift. Verm. daß er auf der Oberflaͤche ſolchen 


Schalen, in welchen noch der Bewohner gelebet, goldfarbichte Puncte 
und ſchwarze Flecken bemerket, die aber nach dem Tode deſſelben auch 


dergeſtalt verſchwunden, daß davon auch die geringſte Spur nicht m ch! 


zu ſehen geweſen. 
Tab. 133. Fig. 1204. 1205. 
Ex Muſeo noſtro. ach 
Die Neritenartige Schnirkelſchnecke. 8 
Helix Neritoides, tefta imperforata, globoſa, epidermide fufca ſeu brunnes 
deecidua ſuperinduta, apertura effufa elongata, labro albo ſubreflexo. 5 


Habitus Neritae ſed apertura Helicis. 1 
v. Born Index Muf. Caeſ. p. 399. Die offene Schnirkelſchnecke. 8 
— — Teſtacea — — p. 387. tab. 15. fig. 19. 20. Helix aperta, teſta 


ſubgloboſa, tenuis, longitudinaliter obſolete ſtriata; anfractus tres ob- 


tuſi, complanati, infimo ventricofo; apertura lunata; columella im- 
perforata, fpiralis, aperta; color fuſcus. Long. 9 lin. lat. 11 lin. 


Patria ignota. | 


Dieſe den Neriten fo ungemein ähnliche Schnecke bekam ich einſt | 


aus St. Croix in Weſtindien. Sie iſt daſelbſt in ſuͤſen Waſſern ge⸗ 
funden worden. Beym erſten Anblick derſelben ſollte man darauf ſchwoͤ e 
ren, daß es eine Nerite ſey, allein bey einer genaueren ee 

a rer 


| Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 1204-1206. 151 


ihrer Mundoͤfnung ergiebet es ſich, daß fie den Helicibus beygeſellet 
werden muͤſſe. Ihre Muͤndung kann mit Recht verlaͤngert und ausge⸗ 
ſchweift heiſſen. Die ganze Schgle wird von einem hellbraunen Epiderm 
bedecfet, unter welchem ein weißgrauer Schalengrund verborgen lieget. 
Die Schale ſelbſt, welche dünne und durchſichtig iſt, hat nur drey Win⸗ 
dungen, und eine kaum merklich umgelegte und verdickte Mundungs⸗ 
lippe. Herr Hofrath von Born ſcheinet bey ſeiner Helice aperta feine 
andere als dieſe Schnecke im Geſichte gehabt zu haben. Wer den Turbo, 
der beym Linne Perſonatus heißt, kennet, der wird zwiſchen ihm und 
dieſem Helice eine beſondere Gleichheit wahrnehmen koͤnnen. | 


ih Tab. 133. Fig. 1206. 

. aa Ex Mufeo noftro. 
Die Incarnatſchnecke. Die fleiſchfarbichte Schnecke. 
Helix incarnata, teſta ſubgloboſa perforata, ſubearinata, ex albo fafciata, 
ns‘ N anfractibus ſex, labro incarnato. 
Schroͤters Erdeouchylien, tab. 2. fig. 18. p. 174. no. 52 — 54. 

Müller Hiftor. Verm. no. 259. p. 63. Helix incarnata, (Dan. Nödde-Snek- 
ken), tefta cornei coloris, immaculata, ſupra valde convexa, anfracti- 
bus ſex diſtinctis. Infimus in medio in carinam elevatus; color carinae 
pallidus faſciam albidam formare videtur; anfractus aperturam verſus 
luteo rufus eſt. Subtus umbilicus five foramen anguſtiſſimum. In 
nemoribus rara. | 
Das wenige erhebliche, fo von dieſer kleinen Schnecke geſagt wer⸗ 
den kann, finden wir ſchon in der vorſtehenden Beſchreibung, welche der 
ſel. Muller von ihr entworfen. Viele der zuvor beſchriebenen Erdſchne⸗ 
cken hatten nur fuͤnf Windungen, dieſe hat eine durchſichtige hornartige 
Schale und ſechs Windungen. Beym erſten Umlaufe zeiget ſich auf der 
Stelle, wo eine kleine Carina oder Kante befindlich iſt, eine zarte weiſſe 
Queerbinde. Bey der Lippe ſiehet man eine ſolche Farbenmiſchung, die 
man incarnat nennen möchte, und die zu ihrer Benennung Anlaß gege⸗ 
ben. Im Mittelpuncte der Grundflaͤche ſtehet ein kleiner Nabel, deſſen 
Defnung fehr enge iſt. Dieſe Gattung iſt nicht fo gemein noch fo haͤufig 
anzutreffen, als eine der vorhergehenden. 


Tab. 


152 Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig. 1207. 1208. 
0 ab. 433. Fig 12071 lice d 


8 Ex Muſeo noſtro. en e 
N Die bunte Weſtindiſche Erdſchnecke. 
Helix variegata, teſta terreſtris Indiae occidentalis, alba, umbilicata, ſubde- 
preſſa, carinata, ſubtus quinque fafciis ventralibus faſciata, fupra f 
i longitudinaliter maculata ſeu variegata. } 
GvaLrierı Index tab. 3. fig. O. Cochlea terreſtris depreſſa et umbilicata 
albida, faſcia pundtata rufa per medium anfractuum et maculis conco- 
loribus eleganter picta. W 


Von dieſer Erdſchnecke bekam ich einſt ein paar Stuͤcke aus St. 
Croix in Weſtindien. Sie iſt bey ihrem Wirbel und fuͤnf Windungen 
ziemlich flach, als waͤre ſie darniedergedruͤcket worden, dagegen aber iſt 
ihre Grundflaͤche rund gewoͤlbet und erhoben. Durch eine merkliche 
Kante wird die obere Seite von der untern wie abgeſchieden. Die Schale 
iſt kalkartig weiß. Auf der Wirbelſeite ſiehet man ſchwarzgraue Flecken, 
welche die ganze Oberflaͤche bunt machen. Auf der Grundflaͤche ſtehen 
fünf concentriſche ſchwarzbraͤunliche Linien. Der Nabel iſt weit und tief. 
Die Lippe der mondfoͤrmigen beynahe voͤllig gerundeten Mundoͤfnung iſt 
ſcharf, ohne Lippenſaum. | 9 


NR 
. 4 


Tab. 133. Fig. 1208. 


Ex Mufeo noftro. 5 
Die rauhe runzelhafte Schnirkelſchnecke. 
Helix fcabra et rugofa, teſta umbilicata, carinata, einereo- albida, longitu- 
dinaliter oblique ſtriata, anfractibus ſex rotundatis, apertura lunata, 
labro intus reflexo et incarnato. K 
Lister Hift. Conchyl. tab. 55. fig. 5 1. Cochlea umbilicata minor, ſubrufa, 
ore cireinnato et operculato. Iamaic. 


Durch ihre Rauhigkeit und durch ihr runzelhaftes Weſen zeich⸗ 
net ſich dieſe Erdſchnecke unter vielen andern heraus. Ihre aſchgraue 
Schale wird von einigen dunkler gefärbten Queerbinden umwunden, und 
durch lauter laͤnglichte, in ſchiefer Richtung herabgehende Streifen ganz 
rauh gemacht. Sie hat ſechs Windungen, welche durch eine Kante von 
der Baſi oder Unterflaͤche wie abgeſchieden werden. Der Nabel iſt rund, 
groß und weit. Die innere Lippe der mondfoͤrmigen Mündung iſt roͤth⸗ 
lich. Liſter nennet Jamaica als das wahre Vaterland dieſer n 

5 5 L 


ö 
ö 


n 


Schnirkelſchnecken. Tab. 133. Fig · 1209-1212. 153 


Eine faſt völlig gleichförmige, die auf Otaheite gefunden worden, ver⸗ 
wahre ich unter meinen Suͤdlaͤndiſchen Conchylien. 


Lab. 133. Fig. 1209. 
Ex Mufeo noſtro. 8 
Die ſtachlichte Schnirkelſchnecke. | 
„Helix aculeata Mülleri, teſta trochiformi, umbilicata, utrinque convexa, 
FREE fuſca, coſtis aculeatis, labro albido. 

Mürrer Hiſt. Verm. no. 279. p. 81. Helix aculeata, teſta cinereo-fufca, 
anfractibus vix quatuor rotundatis, umbilico diſtincto, apertura fere 
cireinnata. Anfractus extus et intus ornantur coftis filiformibus albidis. 
E medio cujuslibet coftae fpinula rigida coſtae concolor, baſi triangu- 

laris, apice acuta et reflexa erigitur. In ramuſeulis aridis faginis rara. 

Diamet. # lin. 

Naturforſcher 19tes Stuͤck, p. 165. tab. 2. fig. I. II. III. = 

Stachlichte Schalengehäufe find unter den Land- und Erdſchne⸗ 

cken große Seltenheiten. Deſto merkwuͤrdiger iſt daher diejenige, wel⸗ 

che unſer Muller auf einigen trockenen Buͤſchen und zweigen des Bu⸗ 

chenholzes entdecket. Nur ſchade daß ſie ſogar klein und faſt unſichtbar 

iſt. Sie hat demohnerachtet vier Stockwerke, welche voller ſcharfen 

Streifen ſitzen, die ſich oberwaͤrts in ſonderbar geformte Spitzen endigen. 

Die Schale iſt aſchgrau, hat eine faſt runde Mundoͤfnung und kleinen 

Nabel. Dieſe Gattung iſt nicht gemein, ſondern ſehr rar und ſelten. 


f. Felices conicae acuminatae. 


Tab. 134. Fig. 1210-1212. 
Ex Mufeo noftro. 
Die citrongelbe rechtsgewundene Schnecke. 
- Helix dextra Mülleri, teſta conico- ovata citrina, imperforata, immaculata, 
glabra, ventricoſa, apertura ovali, labro fimbriato albo, 
fauce candida. 

f Dan. den gule Rekts Snekke. N 
Periver Gazophyl. tab. 44. fig. 7. Cochlea oblonga exotica laevis. 
Mürrer Hiſt. Verm. no. 287. p. 89. Helix dextra, teſta conica, flava, labro 

reflexo albo. Hae dextrae ſiniſtrorſis rariores. 


Conchylien/ Cabinet IX, B. ate Abtheil. u Im 


EST 
RT 


154 Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 1210-1214. 

In erſten Abſchnitte dieſes oten Bandes tab, 110. fig. 928. 929. 
habe ich eine gelbe Schnecke umſtaͤndlich beſchrieben, welche von der 
jetzigen nur allein durch die verkehrte Lage ihrer Umlaͤufe und Windun⸗ 
gen verſchieden iſt. Solche rechtsgewundenen, als ich hier abzeichnen 


laſſen, ſind ungleich ſchwerer zu bekommen, als die linksgewundenen von 


der Art. Sollten nun in dem Lande, wo ſie ihre Wohnſtelle haben, 
wuͤrklich mehr links als rechtsgewundene von dieſer Gattung zu finden 
ſeyn, ſo iſt es hoͤchſtwahrſcheinlich, daß man die rechtsgewundenen als 
aus der Art geſchlagene Kinder dieſer wohl urſpruͤnglich linksgekehrten 


Gattung anzuſehen habe. Daß Linne gleicher Meinung geweſen, ſchließe 


ich aus feiner im Mufeo Reg. VIr. p. 669. bey der Helice perverſa (das 


iſt, bey der gelben Linksſchnecke) ſtehenden Anmerkung. Variat fpirae 0 


anfratlibus communis, nee contrariis. Bey der linksgewundenen wußte 


ich viele conchyliologiſche Schriftſteller namhaft zu machen, die von ihr 


geredet und geſchrieben, aber bey dieſer rechtsgewundenen kann ich kaum 
ein paar nennen, die ihrer gedacht. Daß ſie einen kegelfoͤrmigen Bau 
habe, ziemlich bauchicht und ungenabelt ſey, ein friſches ſchwefel⸗ oder 
citrongelbes Farbenkleid trage, bey ihrer eyfoͤrmigen Muͤndung von ei⸗ 
nem weiſſen umgelegten Lippenſaum umgeben werde, wird die Abbildung 
deutlicher lehren koͤnnen. 8 | 
Die dabey ſtehende eben alfo gebildete bey fig. 1212 unterſcheidet 
ſich durch nichts weiter, als durch eine einzige breite, laͤnglichte, braun⸗ 
roͤthliche Leiſte (per ſtrigam unicam obliquam ſaturate fufcam). Viele 
halten dergleichen Streifen oder farbichte herabgehende Leiſten und Baͤn⸗ 


der, fuͤr die uͤbrig gebliebenen Denkmale ehemaliger Muͤndungslippen, 1 


welches auch ſehr wohl ſeyn kann und ganz wahrſcheinlich iſt. 
Tab. 134. Fig. 1213. 1214. 


Ex Mufeo SpENCLERIANO 


Die unterbrochene Rechtsſchnecke. 


Helix interrupta Mülleri, teſta conico-acuminata, diſtincta ſtrigis longitudi- 


nalibus ſuperne fulvis, inferne rufis, interruptis fafeia transverſali alba, 
apertura ovali, labro candido reflexo. i 

MülLER Hiſtor. Verm. no. 291. p. 94. Helix interrupta, teſta conico - acu- 
minata, alba, ſtrigis fulvis, labro albo reflexo. Dan. Strime Snekken. 

In der Form und Bauart koͤmmt dieſe Schnecke mit der zuvor 
beſchriebenen voͤllig überein. Nur iſt fie etwas ſchmaͤler, 1 
pißziger/ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 12131215. 155 


ſpitziger, und hat ſieben Windungen, da bey jener nur ſechs zu finden 
waren. Die vorige hatte ein einfaͤrbiges citrongelbes, dieſe aber ein 
buntes, mit gelben, breiten, laͤnglichten, unten roͤthlichen Streifen be⸗ 
ſetztes Farbenkleid. Ich nenne fie mit unſerm Muller die unterbrochene, 


weil dieſe breiten Streifen in ihrer Mitte durch eine breite weiſſe Queer⸗ 
binde unterbrochen werden. Vermuthlich wird ſie in ihrem friſcheren 


und jugendlicheren Zuſtande dieſe Streifen nicht blos auf der erſten 


groͤßeſten Windung, ſondern auch auf den höheren und oͤberſten Stock⸗ 


werken gehabt haben. Allein weil dieſe zarten Streifen nicht tief liegen, 


ſondern nur wie mit einem zarten Pinſel ſehr duͤnne aufgetragen wor⸗ 


den, ſo verwiſchen ſie ſich leichte auf den obern Stockwerken, wie ſol⸗ 
ches bey der gegenwaͤrtigen geſchehen. Auf der andern Windung ſtehet 
ein ſchwaͤrzlicher ſchiefer Streif oder Leiſte, als ein kleines Ueberbleib⸗ 
ſel einer ehemaligen Muͤndungslippe. Die eyfoͤrmige Muͤndung wird 
von einem umgelegten weiſſen Lippenſaum umgeben. Wer auch eine 
unterbrochene Linksſchnecke kennen lernen will, der betrachte im erſten 
Abſchnitte dieſes Bandes Fig. 938.939, und leſe was von ihr daſelbſt 


p. 101 ſeg. angemerket worden. 


1 


| Tab. 194.° Fi r215, 
RE NEON Ex Mufeo noſtro. 
Die dreyfach umguͤrtete Tranquebariſche Landſchnecke. 
Helix trifaſciata Tranquebarica, teſta conico-ovata, umbilicata, alba, eir- 
cumdata in primo anfractu faſeiis tribus fuſcentibus, duabus inferioribus, 
ſuperna anguſtiore, apertura ſubrotunda, fimbriata labro 

lato albo. W 
Dieſe ſeltene Landſchnecke wurde mir vor einigen Jahren aus Tran⸗ 


gquebar von dem getreueſten meiner dortigen Correfpondenten, vom Herrn 


Mißionarius John verehret. Ihr Ebenbild finde ich im Liſter tab. 33. 
fig. 31. Sie wird daſelbſt Buccinum terreftre ſubfla vum, faſciatum et va- 
riegatum apertura plana genannt. Nur herſchet zwiſchen beyden noch der 
große Unterſchied, jene ift links⸗ die hier vorftellte aber iſt rechtsgewun⸗ 
den. Eine linke von dieſer Gattung erblicke ich auch in der Eneyel. 
Rec. de Pl. tom. 6. tab. 62. fig. 0 Die gegenwaͤrtige hat nur ſechs Win⸗ 
dungen. Das erſte Stockwerk wird von drey braunroͤthlichen Baͤndern 
umgeben, davon die beyden unterſten ziemlich breit ſind, die oͤberſte 
Queerbinde aber einer etwas blaͤſfer 1 Linie gleichet, 19205 
655 15 etztere 


\ 


+ 


156 Schnirkelſchnecken. Tab. 134 Fig. 1216. 1217. | 


letztere ſich um die höheren Stockwerke ebenfalls mit herumſchlinget. 
Auſſerdem ſiehet man hin und wieder braͤunliche Flecken, als wenn die 
Schale damit beſpruͤtzet worden. Ihre faſt runde Muͤndung wird von 
einem breiten weiſſen Lippenſaum umgeben. Hinter dem inneren Lippen⸗ 
ſaum zeiget ſich ein kleiner Nabel. Die inneren Waͤnde ſind weiß. 
Sobald die Schnecke gegen das Licht gekehret wird, ſo ſchimmern die 

aͤuſſeren Queerbaͤnder auch innerlich hindurch. rg 


Tab. 134 Pig. 1218. 1217. 


Ex Mufeo SPENGLERIANO. 


Die Bonziſche Schnirkelſchnecke. 
Helix Bontia, teſta conico - acuminata, ventricofa, perforata, pellucida, 
fragiliſſima, apice nigro , anfractu primo in fundo flaveſcente albido trans- 
verſaliter eincto tribus fafciis flavefcentibus, ſuperiore lineari, inferio:- 
ribus latioribus, apertura ovata, extenſa, integra, ö 
baſi ſubtruncata. 


Dieſe ſeltene Gattung hat der Herr Kunſtverwalter Spengler ges 
gen das Ende des vorigen Jahres von dem nun fuͤr die Naturgeſchichte 
viel zu früh verſtorbenen Herrn D. Roͤnig aus Tranquebar bokommen. 
Er verſichert es, ſie bey ſeiner Reiſe nach Bengalen in der Bontia auf 
einem moraſtigen ſalzigen Grunde entdecket zu haben. Was er aber 
eigentlich durch dieſe Bontiam verſtehen moͤge, iſt mir und andern mei⸗ 
ner Freunde zur Zeit noch unerklaͤrbar geblieben. Es hat dieſe Schne⸗ 
cke ſechs Windungen, welche ſich in eine ſchwarze Spitze endigen. Ihre 
eyfoͤrmige Muͤndung iſt weit und der Lippenrand ſcharf und ſchneidend. 
Hinter der inneren Lippe lieget ein kleiner Nabel. Die weißgelbliche 
Schale iſt fo dünne und durchſichtig, wie das feinſte und zarteſte Glas. 
Sie wird auf der erſten Windung von drey braunroͤthlichen Binden 
zierlichſt umwunden. Die oͤberſte dieſer Queerbinden gleichet einer fei⸗ 
nen Linie; die beyden unterſten ſind etwas breiter. Sie laufen parallel 
und ſtehen in gleichmaͤßiger Entfernung von einander. Auf den inne⸗ 
ren Wänden find fie eben fo ſtark und deutlich zu ſehen, wie auf der 
Oberflache. Eine ähnliche hat de Favanne in feiner Konchyliologie 
tab. 65. fig. L. abzeichnen laſſen. 


Tab. 


Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 1218. 1219. 157 
wen ac Tab. 134. Fig. 1218. 1219. | 


. WHAT Ex Mufeo noſtro. | 
Die Flußpabſterone. Die Pabſterone der ſuͤſſen Waſſer. 
Helix Amarula Linnaei, teſta ovato-oblonga, epidermide nigra, anfractibus 
parte ſuperiore coronatis ſpinis octo vel decem, apertura ovali 
l integra, labro acuto, fauce alba. 
Belg. Rivier Paufe-kroon. - Dan. Pave Kronen. Angl. River Miter Shell, 
all. La Tiare noire. 
Lister Hiftor. Conchyl. tab.33. fig.33. Cochlea ſubrufa muricata, 
RU H Amboin. tab.33. fig. FF. Voluta fluviatilis. Papeytje id eft Ama- 
rula, die bittere Schnecke. Sie wird, ob fie gleich bitter ſchmecket, den⸗ 
f noch von den Indianern gegeſſen. 5 5 
PETIVER Aquat. Amboin. tab. 4. fig. 3. 5 
KLEIN Meth. oſtrac. 5. 92. no. 13. P. 36. Pfeudo - Strombus. Amarula, teſta 
tenuis, fubcinerea, fpiris ventricoſis, coronae inſtar per plicas muricatis. 
DarcenviLLe Conchyl. tab. 27. fig. G. La Tiare fluviatile eft gros. Ses etages 
font de relief et armes de tubercules: fa couleur eſt d'un blanc ſali. 
Sg Thef. tom. g. tab. 5. fig. 24. 25. Supra modum rara haec eſt atque 
ö ſingularis, fupra ventrem cinereo flava, laevis, ad gyros ſuperne lon- 
gis acutisque ſpinis praedita, latis profundisque liris ſulcata, mitrae pa- 
palis in modum. Labii fimbria pertenuis eſt et exigua, clavicula obtuſa. 
DavıLa Catal. raif. tom. I. no. 968. p. 43 1. Thiares fluviatiles de' Isle de 
France peu communs verd fonce, a ſept orbes couronnes de tubercu- 
les aigus en forme d’epines. 
Encyclop. Rec, de Pl. tom. 6. tab. 65. fig. 1 I. p. 6. Buccin epineux, mais 
les tours de la fpirale font tres detaches et fort applatis; il eft entiere- 
ment brun, à exception de quelques endroits qui font blancs, par- 
ceque l’epiderme en a étè enlevè. 
LIN NI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 611. p. 774. 
— — — — Edit. 12. no. 702. p. 1248. 
— — Muf: Reg. Lud. VIr. no. 379. p. 672. Helix Amarula, teſta ova- 
5 ta, extus fuſca, ſtriis copioſiſſimis, minimis, albis; anguli 7 vel g lon- 
gitudinales tuberculis acutiufculis fuſcis. Spira adfcendens lateribus 
ſurſum muricatis, mucrone obtuſo. Apertura edentula, ampla, albida, 
hians, longitudine teſtae. Labium exterius integrum, interius flaveſ- 
cens integrum. Habitat in Aſiae fluviis. 


Berliniſches Magazin 4ter Band, p. 291. * 9. fig. 38. 
5 3 


f = 8 
Ja 1 


MüL- 


188 Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 1218. 1219. 


Mürtrr Hiſtor. Verm. no. 330. p. 137. Buccinum Amarula, teſta ſubovata 
nigra, anfractibus ſurſum muricatis. In Indiae Orientalis fluviis. 
FAvaRT D' HERTEN V Dict. tom. 3. p. 377. Thiare fluviätile papyrace. Bue- 
cinum fluviatile oblongum ſeptem ſpiris, tuberculis parvis et acutis co- 
ronatis conſtans, tefta tenui vel papyracea, corneo et ſubfulvo colore 
pellucido. Cette coquille eft blanehätre, un peu fauve et couleur de 


corne, mais le fommet eſt de couleur noirätre ou enfumee ainſi qu'une 
partie de la columelle. La levre eſt tranchante et entiere ainſi que 


Pouverture, c’eft à dire fans enchancrure ni canal. Ce bucein eſt or- 
dinairement noirätre lorsqu'il n’eft point depouille de fon epiderme. 
On trouve cette coquille dans les rivieres de Ile de France. u 

v. Born Index Muf. Caeſ. p. 405. Die Flußpabſterone. i 

— — Teſtacea — — p. 391. tab. 16. fig. 21. Helix Amarula, teſta 
ovata; ſpira erecta; anfractus ſex ſuperne ſpinis porrectis acutis coro- 
nati; apertura ovata, hians; Labium adnatum craffum; centrum imper- 
foratum; color ater. Long. ı poll. 1 lin. lat. 5 lin. 

GRONOVII Zoophyl. faſc. 3. no. 1563. p. 335. Helix teſta imperforata, tur- 
rita, laevi, fufca, anfractuum marginibus fpinofo - dentatis. Habitat 
in Aſlae fluminibus. 

FavANNE Conchyl. tab. 61. fig. G* Coquille Vnivalve d' Eau douce. 

Schroͤters Flußconchylien, tab. 9. fig. 8. und 11. p. 297. 

— — Einleitung — 2ter Band, p. 166. N 3 

Die Pabſteronen der ſuͤſſen Waſſer wohnen in den Oſtindiſchen 

Baͤchen und Fluͤſſen, und werden am haͤufigſten auf den Franzoͤſiſch⸗ 

Oſtindiſchen Eylanden, zu Isle de France, Bourbon, und andern kleinen 

dabey liegenden Inſeln gefunden. Vor Zeiten iſt dieſe Gattung aͤuſ⸗ 

ſerſt rar und ſelten geweſen, gar gemein iſt ſie auch noch bis jetzo nicht, 
doch bekoͤmmt man ſie ſchon eher und leichter wie vormals. Die Fluß⸗ 
pabſterone traͤget einen ſchwarzen Ueberzug. Wird der hinweggebeitzet, 
ſo lieget darunter eine braune Farbenrinde verborgen. Nimmt man 
auch die hinweg, ſo iſt der Schalengrund weiß. Ihr Bau hat etwas 
eyfoͤrmig⸗laͤnglichtes und thurmfoͤrmiges an ſich. Je nachdem ſie aͤlter 
oder junger, größer oder kleiner find, fo haben fie fünf bis acht Stock⸗ 
werke, welche ſtark von einander abſetzen, und auf ihrer Höhe bey jeder 

Windung mit zehen hervortretenden Spitzen, welche bey den kleineren 

und jüngeren länger, bey den größeren und alten aber kuͤrzer, ſtumpfer, 

knotiger und wie abgerieben ſind, umgeben und wie becroͤnet ee 
3 6 


4 7 N 


— 


Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 12181221. 159 


Zwiſchen dieſen Spitzen und der Nath laͤuft eine rinnenartige Vertie⸗ 
fung um die Stockwerke herum. Unten beym erſten Umlaufe ſiehet 
man einige deutliche Queerſtreifen. Die eyfoͤrmige weite Mündung hat 
unterwaͤrts keinen rinnenartigen Einſchnitt oder Ausgang, ſondern es 
iſt apertura integerrima, oder wie ſich Favart aus druͤcket, overture en- 
tiere ſans enchancrure. Daher wird denn auch dieſe Schnecke am rich⸗ 
tigſten den Helicibus beygeſellet, obgleich Kumph fie unter die Voluten, 
Klein ſolche unter die Pfeudo -Strombos, und andere fie unter die Buc- 
eina gerechnet. Die Lippe iſt ſcharf und die innere Hoͤhlung ſchmutzig 
weiß. Der Bewohner iſt eßbar, doch ſoll er einen etwas bittern Ge⸗ 
ſchmack haben, woran ſich aber die Indianer nicht zu kehren pflegen. 
Es wird um deswillen dieſe Schnecke Helix Amarula, und wegen ihrer 
u en Stockwerke die Flußpabſterone, genannt. Meine groͤßeſten 

xemplare, die ſich insgeſamt von der Inſul Maurice herſchreiben, hal⸗ 
ten in der Länge anderthalb Zoll. Rumph hat dieſe Gattung auch auf 
Amboina und andern Moluckiſchen Inſuln angetroffen. 


Tab. 134. Fig. 1220. 1221. 
Eie merkwuͤrdige Abaͤnderung der Flußpabſtcrone. 


Varietas notabilis Thiarae fluviatilis, teſta ventricofiore clavieula breviore. 
Gall. Thiare fluviatile ventrue et epineuſe. 


Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 1055. fig. 8g. Buccinum aculeatum. 

GuaLriErı Index tab. 6. fig. B. Buccinum fluviatile, ſpira prima ſatis elon- 
gata, muerone aculeis coronato, ore lato integro, repando, coſtisque 

ſtriatis eminentibus exafperatum, colore pullo nigricans. h 

Berliniſches Magazin 4ter Band, p. 292. 293. tab. XI. fig. 64. C. 

Favart D HERBT CNY Diet. tom. 3. p. 377. Thiare fluviatile ventrue et epi- 
neuſe. Buccinum fluviatile ventricoſum longis aculeis raris in ſpiris 
exaſperatum, magna apertura integra, colore corneo pellucido. 

FavANNE Catal. raiſ. no. 133. p. 32. Tiare fauve, rare, de figure courte 
et renflee, tres grande, ayant dix- ſept lignes de long fur un pouce 
de large. TR 

Das wahre Original diefer feltenen Schnecke habe ich nie in ir⸗ 
gend einer Sammlung antreffen koͤnnen, weil aber doch mehrere Schrift⸗ 
ſteller derſelben gedenken und erwaͤhnen, ſo habe ich ſie hier nicht wohl 
uͤbergehen koͤnnen und duͤrfen. Vom Martini wird ſie im Berliniſchen 

Magazin die ſchwaͤrzliche ſtark gefaltete und geſtreifte e 15 

e uſſen 


an 


160 Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 1220 85, 


ſuͤſſen Waſſer mit weiter Mündung genannt; vom Savanne aber wird 
uns ihre Farbe als gelblich beſchrieben. Daß ſie ganz und gar nicht 


den mehr geſtreckten Bau der vorigen Gattung habe, ſondern viel kuͤr⸗ 


zer und bauchichter ſey, lehret die Abbildung. Favart belehret uns, ſie 


ſey durchſichtig und hornartig. Weil ich kein illuminirtes Exemplar 


von derſelben auftreiben koͤnnen, ſo habe ich ſie nur ſchwarz abzeichnen 0 


aſſen. | 
i Es giebt noch mehre Abaͤnderungen der Flußpabſteronen, davon 
inſonderheit Favanne in feiner Conchyliologie einige tab. 61. fig. G+ Gs. 


Ge, zeichnen laſſen. Es find gleichfalls Bewohner der Fluͤſſe und für 


ſen Waſſer. | | 
Tab. 134. Fig. 1222. 1223. 


Ex Mufeo SrENGLERIANO. 
- Die grünliche Flußſchnecke mit dreyfacher Kante 
auf jeglicher Windung. 


Helix angularis, teſta conica, virideſcente, in quovis anfractu tricarinata, 


apertura rotunda ſubangulari. 


MülLER Hiftor, Verm. no. 373. p. 187. Nerita angularis, teſta imperfor ata 
vireſcente, anfractibus ſpiraliter angulatis, fauce alba. q 


Es wird dieſe Flußſchnecke von einem dunkelgruͤnen Ueberzuge bes 
decket. Sie hat eine faſt kugelfoͤrmige Bildung, und eine meiſt cirkul⸗ 
runde, dabey aber doch etwas eckigte Muͤndung. Durch drey weiſſe 
Kanten oder merklich erhobene parallel laufende Queerſtreifen, welche 


auf ihren Stockwerken geſehen werden, wird ſie auf das ſichtbarſte und 


kenntlichſte von andern Schnecken unterſchieden. Weil alſo etwas eckig⸗ 


tes in ihrer Bauart und Muͤndung wahrgenommen wird, ſo hat ſie 


unſer beruͤhmter Müller Cochleam angularem genannt. Sie wohnet in 
den chineſiſchen Fluͤſſen, hat nur ſechzehn Linien in der Laͤnge, und iſt 


den meiſten Conchylienfreunden gewiß eben fo unbekannt, als fie aͤuſſerſt 


rar und ſelten iſt. Wie Muller ihres gleichen in der Liſteriſchen Figur 
tab. 127. no. 27, darauf er ſich in feiner Hiſt. Verm, beruft, finden koͤn⸗ 


nen / begreife ich nicht. 


. 


Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 1224. 1225. 161 
e N Tab. 134. Fig. 1224. no. 1. und 2. i 


in N Ex Muſeo noſtro. 
unn zee eie Spzitzſehneche 
Hel acuta! Miller teſta conica, alba, fafcia unica rubra circümcincta. 
Dan. Spids- Snekken. 
. Index tab. 4. fig. N. Turbo terreſtris linea rubra in ſpirarum 
commiſſuris et fafcia latiori in anfractuum medio pictus. 
Mürrr Hiftor. Verm. no. 297. p.1oo. Helix acuta, teſta conico- acumi- 
nata alba, faſcia rubra, apertura edentula. 

Dieſe kegelfoͤrmig gebildete Erdſchnecke wohnet in Italien. Ihre 
Schale iſt weiß und durchſichtig. Eine einzige röthliche Queerbinde 
leget ſich um die Mitte der erſten Windung und bey der Nath aller uͤb⸗ 
rigen um ſie herum. Sie hat ſechs bis ſieben Stockwerke. Der Nabel 
8 fie klein und kaum merklich. Die Mündung hat eine eyförmige 

dung 


Tab. 15 Fig. 1225. lit. a- d. 
Ex Muſeo noftro. 


Die abgeriebene Erdſchnecke. 


Helix detrita Mülleri, teſta conica, albida ſeu einerea, ſtrigis longitudinali- 
bus brunneis ſeu cinerafcentibus aut rufefcentibus diſtincta. 
Dan. den slidte Snekken. 
Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 8. fig. 2. Buccinum terreftre fafciatum five 
radiatum, clavicula productiore. 
Sesa Thef. tom. 3. tab. 39. fig. 37. 
Berliniſches Magazin zter Band, p. 128. n0.29. tab. 5. fig.51.53. 
MüLLER Hiftor. Verm. no. 300. p. 101. Helix detrita, teſta conica, alba, 
lineis transverfis rufis, apertura ovata. 
Schroͤters Erdconchylien, rab. I. fig. I. P. 127. 
— — Einleitung — 2ter Band, p. 238. no. 216. f 
Unſer Müller nennet dieſe artige und nette Erdſchnecke in ſelller 
Hiſt. Verm. Helicem detritam, im Daͤniſchen den slidte Snekken, das iſt, 
die abgeſchabte, abgeſchliſſene und abgeriebene Schnecke, weil ſich ihre 
laͤnglichte Baͤnder und farbichte Streifen gar leichte ſo verliehren, als 
waͤren ſie abgeſchabet und abgerieben worden. Daß ſie einen beſſeren 
und anſtaͤndigeren Namen verdienen, wird jeder leichte zugeben. Viele 
Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. * derſel⸗ 


162 Schnirkelſchnecken. Tab. 134. Fig. 1225: 1226. 


derſelben haben nur eine aſchgraue Grundfarbe, darauf ſämtliche Baͤn⸗ 


der, die gleichſam nur mit gar ſchwachen Farben ſehr Dünne und leichte 
auf ihrer Oberflache aufgetragen worden, laͤngſt verblichen und ver⸗ 
ſchwunden. Allein bey andern, z. E. bey lit. o und d find dieſe braͤun⸗ 
lichten länglichten Bänder deutlich genug zu ſehen. Andere werden durch 
roͤthliche flammichte Streifen bezeichnet, wie bey lit. a; und bey lit. b 
ſiehet man auch braunroͤthliche Queerbinden. Dieſe letzteren ſind weni⸗ 
ger gemein, als die erſteren. Man findet dieſe Gattung in Deutſch⸗ 
land, Frankreich und Italien hinter Buͤſchen und Dornhecken. Noch 
vor wenig Tagen bekam ich einige derſelben, die nahe beym Rhein hin⸗ 
ter einem Strauche waren gefunden worden. Sie haben ſechs bis ſie⸗ 
ben Windungen, und eine eyfoͤrmige Muͤndung, wie auch einen ganz 
kleinen Nabel. Die rothgeflammten und bandirten habe ich aus Weſt⸗ 
indien bekommen. N a 


g. Helices turritae cum quibusdam ventricofis. 


Tab. 135. Fig. 1226. 
Ex Mufeo SpENGLERIANO. 
Die Marmornadel. 
Helix calcarea Bornii, craffa, alba, anfractibus longitudinaliter ftriato- 
rugofis, apertura ovali, apice obtuſo. 

Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 14. fig. 9. Buccinum productius album fex 
ſpirarum. 5 N 

GuALTIERI Index tab. 6. fig. I. Turbo fluviatilis maximus, laevis, teſta pon- 
derofa, ex cinereo ſubalbidus, novem orbibus terminatus. 

Davıra Catal. raif. tom. I. no. 1006. p. 448. Vis Bucein blanche peu com- 
mune à ftries longitudinales très fines et a clavicule un peu obtufe, 

v. Born Index Muf. Caeſ. p. 402. Die Marmornadel. 

— — Teſtacea — — p. 389. tab. 16. fig. 13. Helix calcarea, teſta tur- 
rita, longitudinaliter ſtriata, alba, anfractibus decem, apertura ovata. 
Teſta ſimillima Heliei decollatae. An Varietas ipfius non decollata ? 

Schröters Flußconchylien p. 362. no. 161. tab. minor lit. A. fig. 1. der ſchwe⸗ 
re glatte Bohrer. 


Unter den thurmfoͤrmigen Flußſchnecken behauptet dieſe den erſten 


Rang und die anſehnlichſte Stelle. Sie hat zehen Umlaͤufe, die faſt 


unmerklich von einander abſetzen, oder davon das folgende Stockwerk 
\ nur 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig.1226-1228. 16 
nur immer um etwas ſehr geringes kleiner iſt, als das vorhergehende; 


Die Schale ſelbſt iſt weiß, und dabey dicker und ſchwerer, als es ge⸗ 


woͤhnlich Flußſchnecken von dieſer Form und Bauart zu ſeyn pflegen. 
Ihre ganze Oberflache iſt rauh, voller langlichten ſenkrechten Streifen, 
die den Runzeln gleichen. Die Lange betraget bey derjenigen, die ich 
hier abzeichnen laſſen, drey Zoll. Der Wirbel iſt ſtumpf, die Mund⸗ 
oͤfnung eyfoͤrmig. Die auſſere Lippe hat keinen Lippenſaum, iſt aber 
demohnerachtet ſtark und dicke. Hinter der inneren Lippe ſtehet ein klei⸗ 
ner Nabel, der doch nur von der Groͤße iſt, daß man ein Haar hin⸗ 
durchſtecken kann. Dieſe Flußſchnecke koͤmmt aus Oſtindien. Sie iſt 
ſehr rar, und wird nur in wenig Sammlungen angetroffen. Die Ver⸗ 
muthung des Herrn von Borns, es koͤnne dieſe Schnecke vielleicht nur 
eine Abaͤnderung von der Helice decollara ſeyn, verliehret dadurch viel 
von ihrer Wahrſcheinlichkeit, da Helix decollata eine Landſchnecke, dieſe 
jetzige aber eine Flußſchnecke iſt; da ferner bey der Helice decollata der 
ganze Schalengrund, die ſchalichte Subſtanz verſchieden iſt, und die 
Gewinde unmerklicher von einander abſetzen, auch platter, flacher, glätz 
ter, kuͤrzer find, als bey der gegenwaͤrtigen runzelvollen. f 


Tab. 135. Fig. 1227. 
Die Beſchreibung dieſer Schnecke muß bey den Strombis tab. 136, 
kurz vor Fig. 1265. 1266. geſuchet werden. 


Tab. 135. Fig. 1228. 
Ex Mufeo SPENGLERIANO, 

Der zugeſpitzte Thurm. 

Helix cufpidata, teſta turrita, cornea, diaphana, transverſaliter ſubtiliſſime 
ſtriata, longitudinaliter plicata, apertura ovali integra, 
labro acuto. 
Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 1 18. fig. 13. 9 
Guarrierı Index tab. 6. fig. H. Turbo fluviatilis obfeure ſtriatus, nonnihil 
prope ſpirarum commiſſuras rugis longis diſtinctus, fuſcus; faſcia cate- 
nata ſubrubra in ipfis ſpirarum commiſſuris inſignitus et duodecim ſpi- 
ris terminatus. 

72 Die letzten Windungen dieſer Schnecke endigen ſich in eine ſehr 
zarte und ſcharfe Spitze. Die Schale dieſer thurmfoͤrmigen Schnecke 
iſt durchſichtig, weißgelblich, duͤnne, ee faſt hornartig Hd 
2 eichte 


164 Schnirkelſchnecken. Tab. 138. Fig: 1228. 1229 


leichte und wird von feinen Furchen und Queerſtreifen umgeben. Behm 
zweyten Stockwerke nehmen ſchon die erhobenen laͤnglichten Falten ih⸗ 
ren Anfang, und werden hernach immer merklicher. Sie ſind nicht glatt, 
ſondern rauh, knotenvoll, oder koͤrnig, indem ſie durch die hinuͤberlau⸗ 
fenden Furchen und Streifen durchſchnitten, und eben dadurch granu⸗ 
lirt gemacht werden. Die Windungen, deren Zahl ſich bis auf zwoͤlfe 
erſtrecket, ſetzen merklich von einander ab, und werden bey der Nath 
von einem erhobenen Streife, wie mit einem Guͤrtel, umgeben. Ihre 
Lange betraͤget zween Zoll drey Linien. Die Muͤndung iſt eyfoͤrmig. 
Die Lippe iſt ſcharf und ſchneidend. Es wohnet dieſe ſeltene Schnecke 
in Oſtindiſchen Fluͤſſen und ſuͤſſen Waſſern. SH | 0 

i ; 180 


Tab. 135. Fig. 1229. a 
6 f Ex Muſeo SpENOLERIANO. K 
Die ſchwarze thurmfoͤrmige Nadel. 
Helix ater, teſta turrita, transverſim ſubſtriata, apertura 2 
integra ovali, g 
Lister Hiftor. Conchyl. tab. 1 16. fig. 11. d 
Guarrisrı Index tab. 6. fig. E. Turbo fluviatilis, obſeure ſtriatus, oris ver- 
tice paululum ſinuato, in mucronem acutifimum et longiſſimum defi- \ 
nens, atro purpureus, quatuordecim fpiris finitus. 
v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 404. Die braune Schnirkelnadel. 
— — Teſtacea — — p. 390. tab. 16. fig. 17. Helix fuſcata, tefta ſu- 
bulata laevis, transverſim ſubtiliſſime ſtriata; anfractus decem teretes, 
apertura ovata; labium laeve; faux cinerea; color e luteo fuſcus. 1 


0 Dieſe ſchwarze Nadel iſt von dem Strombo, der beym Linne ater 
heißt, gar ſehr unterſchieden. Bey dieſer ſetzen die Windungen, deren 
auch in der Zahl weniger vorhanden ſind, ſtaͤrker von einander ab. Sie 
ſind auch lange nicht ſo glatt, und werden vornehmlich unterwaͤrts von 
Queerſtreifen umgeben. Die Schale ſelbſt ift thurmfoͤrmig, dabey ſehr 
leichte / und in Abſicht des Farbenkleides ſchwarzbraun. Die eyfoͤrmige 
Muͤndung hat weder oben noch unterwaͤrts einen Einſchnitt, noch rin⸗ 
nenartigen Ausgang. (Es iſt die Apertura weder antice noch poſtice 
finuata aut exciſa, ſondern integerrima.) Die inneren Wände haben eine 
blaͤulichte Farbe. Die ganze Länge dieſer Schnecke betraͤget zween Zoll. 
Sie wohnet in Oſtindiſchen Fluͤſſen und Sachen. Wir 


Tab. 


Eh 1 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 12301232. 165 


04 int sen Fin id u 
l. ne nech! Ex Muſeo SPENGLERIANO, 0 
ann! Die gekerbte Nadel. 


Helix turrita crenulata, teſta alba, transverſim ſubſtriata, penes ſuturam 
Ns ceingulo crenulato eincta 

Von der bey Fig. 1226 abgebildeten und beſchriebenen Marmornadel 
iſt dieſe gar ſehr verſchieden, theils durch einige Queerfurchen, welche 
zwar nnr ſparſam aber doch wuͤrklich vorhanden ſind, theils durch die 
Kerben, welche auf dem Guͤrtel, der ſich bey der Nath um die Stock⸗ 
werke herleget, geſehen werden. Ihre Schale iſt uͤbrigens glatt, und 
hat nur acht Windungen, die ſich in eine ſcharfe Spitze endigen. Es 
ſcheinet, daß ſie vormals von einer ſchwarzen Oberhaut bedeckt geweſen, 
weil davon noch einige Spuren und Ueberbleibſel an der inneren Lippe, 
welche ſich wie ein Blat an die Spindelſaͤule anſchließet, geſehen werden. 
Ihre Muͤndung iſt eyfoͤrmig, und wird von keinem Lippenſaum umgeben. 
Es wohnet dieſe ſeltene Nadel in Oſtindiſchen Fluͤſſen. * 


Tab. 135. Fig. 1231. 1232. 
Ex Mufeo SpENGLERIAND, ö 
Die gefurchte Schnirkelſchnecke. 
Helix ſulcata Mülleri, teſta eylindracea, ventricofa, oblique ſulcata, 
alba, apertura ſubquadrata, lahro reflexo, fimbriato, 
Dan. den furede Snekke. 


Mürter Hiftor. Verm. no. 307. Helix ſulcata, teſta cylindracea obtufa, 


oblique ſulcata, alba, apertura ſubquadrata, labro reflexo, 


Muller hat bey feiner Beſchreibung nur die letztere bey fig. 1232 im 
Geſichte gehabt, weil er die erſtere, fo ich hier vorſtellen laſſen, gar nicht 
gekannt. Ich nehme aber hier beyde Gattungen zuſammen, weil ſie gar 
nahe mit einander verwandt find. Beyde haben beynahe völlig einerley 
Form und Bauart, und gleichen ſehr den ſogenannten Wickelkindern. 
Beyder Muͤndung iſt eyfoͤrmig, und wird von einem breiten Lippenſaum 
umgeben. Beyde haben einen kleinen Nabel, oder doch hinter der inne⸗ 
ren Lippe eine gekruͤmmte Vertiefung, die einem Nabel gleicher. (In un⸗ 


ſers Muͤllers Hiſtor. Verm. heißt es davon: Pone labium ſiniſtrum in axi 


rima arcuata.) Beyder Oberfläche iſt rauh, voller laͤnglichten in ſchiefer 
Richtung auf ihren acht Windungen Aae e runzelhaften Strei⸗ 
a 3 fen. 


af 


166 Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 12331234. 


fen. Alleine darinnen zeiget ſich ein merklicher Unterſchied. Die erſtere 


iſt innerlich und aͤuſſerlich gelblich gefaͤrbet: die andere hat eine dickere 
Schale und iſt ſchneeweiß. Die gelbe endiget ſich in einer ſcharfen, hin⸗ 
gegen die weiſſe in einer ſtumpfen Spitze. Die gelbe wird durch zar⸗ 
tere und feinere laͤnglichte Furchen und Streifen, die weiſſe aber durch 


gröbere ſtaͤrkere Streifen und etwas tiefere Furchen rauh gemacht. Die 


gelbe hat an der inneren Lippe einen kleinen Wulſt, der faſt einem 
Zahne gleichet. Die Liſteriſche Figur tab. 588. fig. 47. ſcheinet mit der 
hier beſchriebenen viele Uebereinſtimmung zu haben. Das eigentliche 


Vaterland, oder ihre gewoͤhnliche Wohnſtelle, weiß ich nicht ſicher noch 


genau zu beſtimmen. 
Tab. 135. Fig. 1233. 
Ex Mufeo SpENOLERIAN O. 
Das glatte nackte Wickelkind. 


Helix cylindracea glabra, ex aurantio flaveſcens, apice obtuſo, 
apertura rotunda, labiata. 


Dieſe ſeltene Schnecke gleichet einer ſchmalen Walze. Ihre Win⸗ N 


dungen ſetzen faſt unmerklich von einander ab. Ihre Schale ift glatt 
und orangegelblich gefaͤrbet. Ich zaͤhle bey ihr nur ſechs Stockwerke. 
Die Mundoͤfnung iſt rund, und wird von einem kleinen Lippenſaum 
umgeben. Hinter der inneren Lippe ſiehet man wiederum wie bey der 
vorigen rimam arcuatam. g 


Tab. 135. Fig. 1234. 10 0 | 


Ex Muſeo SPENGLERIANO, 
Das ſpitzkoͤpfige Wickelkind. 4 Gi 
Helix cylindracea acuta, teſta alba, glaberrima, apice valde acuto, apertura 
ovali fimbriata, labro unidentato. ö n 


Das Ebenbild dieſes ſpitzkpfigten Wickelkindes glaube ich m 


Gualtieri tab. 4. fig. R. zu erblicken. Nur ſitzet bey der Gualtieriſchen 


Figur der einzige Zahn, welcher bey dieſer Schneckengattung vorhan⸗ 


den zu ſeyn pfleget, oben an der Spindel: bey der unfrigen aber ſtehet 
er unten an der inneren Lippe. Es ſcheinet mir auch jene etwas bau⸗ 
chichter, dickſchalichter und ſchwerer zu ſeyn, als die hier abgebildete. 
Vermuthlich hat Muller bey feiner Helice labiofa fie vor Augen gehabt. 
Ihre Schale iſt ſchneeweiß, durchſichtig, ſpiegelglatt. Die rn 

uͤn⸗ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1235. 1236. 167 


Muͤndung wird von einem breiten Lippenſaum eingefaſſet. Hinter der 
inneren Lippe ſtehet eine Vertiefung, die einem Nabel gleichet. Die 
lehrte Geſellſchaft, welche vor mehreren Jahren aus Daͤnnemark nach 
Egypten und Arabien geſandt worden, Bar dieſe Landſchnecke daſelbſt 
angetroffen und hieher geſandt. n 


ee 133, His, 1935, 
Ex Muſeo noſtro. j 
Der walzenfoͤrmige Helix. 
Helix ſubeylindrica Linnaei, tefta conica, nitida, acuta, 
apertura edentula. 

LIN NI Syſt. Nat. Edit. 12. no. 696. p. 1248. Helix ſubcylindrica, teſta 
imperforata, turrita, fubcylindrica, obtufa, anfractibus quatuor, aper- 
tura ovali. Habitat in aquis dulcibus Europae borealis. Tefta magni- 
tudine grani fecalis, cornea, pallida. Anfractus quatuor. Apex ob- 
tuſiſſimus rotundatus. Umbilicus nullus. Apertura ovalis margine 
interiore reflexko. 

Ich vermuthe in dieſer kleinen walzenfoͤrmig gebildeten glatten 

und glaͤnzenden Schnecke eben diejenige anzutreffen, welche Muller in 

feiner Hiftor. Verm. no. 303. unter dem Namen Helicis lubricae beſchrie⸗ 
ben, von der auch Martini im dritten Bande des Berliniſchen Maga⸗ 
zins p. 137. no. 24, und Schröter in feiner Abhandlung von Erdcon⸗ 
chylien p. 141. no. 13. geredet. Irre ich hierinnen nicht, ſo iſt es eben 
diejenige, welche Geoffroy mit gar zu großer Freygebigkeit ſogleich La 
brillante genannt, auf welchen ſchoͤnen Namen wohl andere einen weit 
gegruͤndetern Anſpruch machen koͤnnten. Die Mundoͤfnung iſt eyfoͤrmig, 
und der innere Lippenſaum roͤthlich. Es iſt eine Erdſchnecke, die haufig 
an Steinen und Mooßen und hinter Buͤſchen in Gaͤrten und Wieſen 
angetroffen wird. 8 | 


Tab. 135. Fig. 1236. 
Ex Mufeo noftro. 


Das Haferkorn. 


Helix granum avenaceum referens, teſta cylindrica, cornea, pellueida, 
f apertura dentata. N > 

Guarrierı Index tab. 4. fig. F. Turbo terreftris, rufefcens, ventrieoſus, 
dre denticulato, intra fex ſpiras finitus. 5 t 
f Mü. 


166 Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 12361240. 


MüllxR Hift. Verm. no. 305. p. 106. Helix tridens, tete erindracen, 
albida, apertura tridentata. * 
Geoffroy deutſche Ausgabe, p. 53. no. 16. Le grain carome. ‚Cochien, tefta 

5 fufca, obfcura, acuta, ſpiris octo. 
FAvaART D Henner Dict. tom. 1. p. 35. Antinompareille. Cochlea teſta 


einerea, acuta, ſtriata, apertura quinquedentata, labro reflexo, fpiris 
novem. 2 


Schroͤters Erdcouchylien, p. 140. tab. 1. fig. 6. 
— — Einleitung 2ter Band, p. 59. 


SE 


Mit dem kleinen Bienenkoͤrbchen, welches Turbo mufcorum heißt, | 


hat unſere kleine Schnecke die größte Aehnlichkeit. Nur ſiehet man bey 
der jetzigen nicht bloß vier, ſondern neun Windungen, beym Wirbel 


keine ſtumpfe, ſondern eine ſcharfe Spitze, und bey der Muͤndung kei⸗ N 


nen zahnloſen, ſondern einen reichlich mit Zaͤhnen beſetzten Schlund. 
Muller redet nur von drey Zähnen, Javart giebt ihr fünf Zähne, “= 


Schröter ſchreibet: „Dieſe rechtsgedrehte Erdſchraube wird noch einmal 


0 groß, als Turbo muſcorum, und in Thuͤringen haͤufig gefunden. 
„Die Mundoͤfnung iſt etwas weniger rund, und hat acht Zaͤhne, ob 
„gleich viele Schriftſteller nur ſieben angeben. Gleichwohl gehet keiner 
»„dieſer Zaͤhne auf die folgenden Windungen über, wie ich aus aufge⸗ 
„ichliffenen Beyſpielen weiß.“ 


Tab. 135. Fig. 1237. 1238. item 1239. 1240. 
Ex Mufeo noftro. 


Das große Spitzhorn der füllen Waſſer. E95 


Helix ſtagnalis Linnaei, teſta albida, pellucida, ſuperne turrita, inferne ven- 
tricoſa, apertura effuſa ſeu ampliata, columella ſinuoſa. 


Gall. Le grand Buccin. Belg. Spitſe Waterslak. Angl. Lake Snail. 


Lister Hiftor. Animal. tab. 2. fig. 21. p. 137. Buccinum longum fex ſpira- 
rum omnium maximum et productius. Teſta ei valde tenuis et pellu- 
cida, color ſubflavus. Ingens teſtae apertura ovalis, ipfa prima fpira 
ampliſſima eſt, reliquae admodum tenues in mucronem acutum produ- 
cuntur. 

— — Hiftor. Conchyl. tab. 123. fig. 2 1. Buccinum ſubflavum pellucidum. 


KLEIN Meth. oſtrac. tab. 3. fig. 69. §. 157. no. I. p. 54. Auricula ſtagnorum 


ſubflava, pellucida in tenue acumen ex ampliſſima baſi mucronata. 
Bonan- 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1637-1240. 169 


Bonannı Recreat. Cl. 3. fig. 5. p. 119. 

— — Muſ. Kircher. Cl. 3. fig. 55. p. 453. Turbo laeviſſimus. 

GuaLTERIT Index Conchyl. tab. 5. fig. I et L. Buccinum fluviatile, teſta 
tenuiſſima et fragiliſſima, prima fpira notabiliter ventricoſa et elongata, 
in mucronem aculeatum ſtatim deſinens, fubflavum, pellucidum. 

it, fig. L. idem majus labio interno repando. 

DaRCENVILLE Zoomorph. tab. 8. fig. 5. 

Sega Theſ. tom. 3. tab. 39. fig. 43. 44. N. 

Davıra Catal. raif. tom. 1. no. 968. p. 431. Bucein grand fluviatile des 
foſſes de Geneve blanchätre, ventru, à coque mince et clavicule tres 

pPointue. 

. GINANNI Opere Poſtume tom. 2. tab. 1. fig. I. A. B. 

LIN NI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 612. p. 774. 

— — — — Edit 12. no. 703. p. 1249. Helix ſtagnalis, teſta im- 

1 perforata, ovato - ſubulata, ſubangulata, apertura ovata, 

— Fauna Suec. no. 2188. p. 530. — Inter maximas noſtras aquati- 
cas numerari poteſt, caret omni pictura, fed colore valde variat; aliis 
teſta omnino atra, aliis cinerea, aliis albida, aliis fubgrifea: in omni- 
bus ſtriae minutifimae anfractuum transverfae, feu teftae longitudina- 
les vix nudis oculis conſpicuae. 

Berliniſches Magazin Ater Band, p. 282 — 289. tab. 9. fig. 33. A. 

MülLER Hiftor. Vermium no. 327. p. 132. Buccinum ſtagnale, teſta oblon- 
ga, fubulata, ventricofa, apertura ovato - repanda. In ſtagnis, foflis 
et paludibus frequens. 

Favakr n’Hersıcny Diction. tom. I. p. 139. Buccinum fluviatile, tefta 
tenui et fragili, forma oblonga, ventricofa; fex fpiris exertis parum 
convexis in apice acuto definentibus compofitum; colore corneo, pel- 
lueido, apertura fpatiofa, elongata, integra, et labio expanfo diſtinctum. 

Pennant British Zool. tom. 4. tab. 86. fig. 136. 

DA Costa British Conchol. tab. 5. fig. II. p.93. Turbo ftagnalis longus et 

gracilis in tenue acumen mucronatus, imperforatus, pellucidus. 

v. Born Index Muſ. Caeſ. p. 406. 

— — Teftacea — — tab. 16. fig. 16. it. Vignette p. 364. lit. e. p. 391. 

Felix ſtagnalis, teſta ovata, cornea, fragiliſſima, longitudinaliter ſtriata; 
anfractus ſex convexi, infimo ventricoſo, trans verſim obtufe carinato; 
ſpira ſubulata; apertura ovata ampliata; labrum integrum acutum; la- 
bium expanſum, adnatum, tenuiſſimum; columella imperforata; color 
albidus. 


Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. 9 Gro- 


ws or ER! Er 
170 Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 123% 1240. 
GRONOVII Zoophyl. faſe. 3. no. 1562. e 
FAvANNE Conchyl. tab. 61. fig. 16. l 
Schroͤters Flußconchylien, tab. 7. fig. I. p. 304. no. 99. ; 
— — Einleitung — zweyter Band, p. 167. 73 143888 
Daß dieſe Schnecke eine unſerer groͤßeſten Flußſchnecken ſey; daß ſie 
auf ihrer erſten Windung einen weiten aufgeblaſenen Bauch habe; daß 
ſie zuletzt ganz thurmförmig und ſpitzig auslaufe; daß ihre Schale weiß⸗ 
lich, auch wohl gelblich, durchſichtig, duͤnne, leichte und ſehr zerbrech⸗ 
lich ſey; daß ſie in Teichen, Graͤben, Fluͤſſen und Suͤmpfen wohne; daß 
fie von vielen Conchyliologen den Buccinis, von andern den Turbinibus, 
aber vom Linne am richtigſten den Helicibus beygeſellet werde, iſt alge⸗ 
mein bekannt, und darf nicht erſt aufs neue von mir wiederhohlet wer⸗ 
den. Aber wenn Liſter in feiner Hiſtor. Animal. Angl. ſchreibet, daß der 
Bewohner zum oͤftern feine Fuͤhlhoͤrner in mehrere Aeſte wie Hirſchge, 
weihe vertheile, ſo iſt dies allerdings ein Umſtand, den wenige moͤchten 
bemerket haben, und den viele gar hoͤchſtunwahrſcheinlich und unglaublich 
finden werden. Indeſſen verdienet dieſe Sache eine naͤhere und genauere 
Unterſuchung. Dem Liſter muß man ſonſt den Ruhm laſſen, daß er ein 
ſehr genauer Beobachter geweſen, und ſelbſt auf ſolche Dinge eine Auf⸗ 
merkſamkeit verwendet, darauf andere nie zu merken pflegen. Solten wir 
es glauben, er laͤſſet nicht einmal den Koth und Auswurf der Schnecken 
ununterſucht? er beſtimmet es oftmals genau, welche Figur und Farbe 
derſelbe zu haben pflege. Er ſchreibet vom Helice ſtagnali — huie coch- ı 
leae excrementa longa inſtar vermiculorum figurata. Auch verſichert Liſter, 
daß er im Maymonath ihre Eyer haͤufig an Waſſerpflanzen haͤngend an⸗ 
getroffen. Dieſe Schnecke findet ein Vergnuͤgen daran, auf der Ober⸗ 
flaͤche des Waſſers zu ſchwimmen, wobey ihr ſchalichtes Wohngebaͤude 
darnieder haͤnget. Ob jene Ausſage des ſel. Martini, die im vierten 
Bande des Berliniſchen Magazins p. 286. geleſen wird, vollkommen rich⸗ 
tig und gegruͤndet ſey, davon wuͤnſchte ich näher unterrichtet zu werden. 
Er ſchreibet — „dieſe Spitzhoͤrner gehören zu der Gattung von Zwittern, 
„welche vermoͤge der Lage ihrer Geſchlechtstheile, nicht zugleich befruch⸗ 
„ten und befruchtet werden koͤnnen, wenn nicht eine dritte Schnecke hinzu⸗ 
„kömmt und dieſes möglich machet.“ Gewiß eine ſonderbare Begattung, 
die nicht ohne die Darzwiſchenkunft einer dritten Schnecke bewerkſtelliget 
und vollbracht werden kann. | 
Eine merkwuͤrdige Abänderung dieſes Spitzhorns habe ich bey fig. 
1239. 1240. zeichnen laſſen. Ich finde deſſen Abbildung in e Eu 
Onchyl. 


14 9 
418 1 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1241. 1242. 171 


Conchyl. tab. 124. fig. 24, im Berliniſchen Magazin sten Bande tab. 9. 

fig · 35. 36, in Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien tab. 7. fig. 3. it. fig. 
8 9. 10. Einige nennen fie Helicem paluſtrem, andere glauben in ihr He- 
licem fragilem Linnaei zu finden. Ich halte ſie fuͤr eine merkwuͤrdige Ab⸗ 
aͤnderung von der Helice ſtagnali, und rathe es nicht, daraus eine neue 
Gattung zu machen, und die Gattungen fo ſehr zu vervielfältigen. Mein 
Beyſpiel, fo ich hier abzeichnen laſſen, iſt aus Schweden mir mitgetheilt 
worden. Die Schale iſt weniger aufgeblaſen und bauchicht, dagegen aber 
viel ſchmaͤler wie Helix ſtagnalis, auch iſt die eyfoͤrmige Muͤndung viel enger. 
Auf ihrer Oberflache ſiehet man hin und wieder farbichte laͤnglichte Baͤn⸗ 
der oder Leiſten, die theils gelblich, theils braunroth ſind. Vermuthlich 
würde fie beym hoͤheren und reiferen Alter eine weitere Mündung ange⸗ 
ſetzet und ſich ſtaͤrker ausgebreitet haben. 


ji Tab. 135. Fig. 1241. 1242. 


Ex Muſeo noſtro. 


Die Ohrſchnecke. Das bauchichte Spitzhorn. 
Helix Auricularia Linnaei, teſta albida, pellueida, fragili, auriformi, 
valde ventricofa, ore patentiſſimo, columella ſinuoſa. 
Dan. öre Hornet. Gall. Buccin ventru. Radis fluviatile. Tonne fluviatile. 
Bulle papyracee fluviatile. Belg. Muizen Ortje. Angl. Ear Snail. 
Wide Mouth. 
Lister Hiſt. Conchyl. tab. 123. fig. 22. Buccinum ſubflavum, pellucidum, 
quatuor orbium, ore ampliſſimo, mucrone acuto. 
— — Hift. Animal. Angl. tab. 2. fig. 23. — Teſtae apertura ingens omnium 
facile maxima. Animal flaveſcit. 
Bonannı Recreat. Cl. 3. no. 54. p. 119. 5 
— — Muf: Kirch. Cl. 3. no. 54. p. 452. Supra modum tenuis ac tener 
eſt hujus turbinis teſta adeoque admodum pellucida et laevis eſt. Ei 
ingens apertura ovalis; color eſt ex flavo albefcens interdum vinoſus. 
Intra tres ſpiras finitur, quarum duae inferiores ad mucronem admodum 
exiguae. 

KLEIN Meth. oſtrac. $. 157. Sp. 2. p. 55. Auricula pellucida quatuor fpira- 
rum muerone acutiſſimo; teſtae apertura omnium maxima. 
Gualr RI Index tab. 5. fig. G. Buccinum fluviatile pellucidum, ſubflavum, 
mucrone acutiſſimo et brevi, prima ſpira inſigniter ventricoſa, teſtae 
apertura omnium maxima. it. fig. F. — ore ad plauſum aperto trium 
ſpirarum. 2 g Dar- 


172 Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig ve. 


DaREN VILLE Conchyl. tab. 27. fig. 7. Bucein ventru. 


DäviLA Cat. raif. tom. I. no. 968. p. 43 1. Bucein des ſoſſes de Geneve fort 


ventru, à bouche evafee, et 5 par Mf. Dargenville comme de 
petite Tonne fluviatile. 

GINANNI Opere Poſtume tom, 2 tab. I. fg, a Chioeciola ventricofa di ela- 
vicula breve. 

LINNAEI u Nat, Edit. 10. no. 617. p. 774. ö 

— — — Edit. 12. no. 708. p. 1250. Helix Auricularia, delta! im. 
perforata ovata-obtufa, fpira acuta breviflima, apertura ampliara, 
Habitat in Europae fluviis et ftagnis. 

— — Fauna Suec. n0.2192. p. 532. — Eſt inter lacuſtres et Auviati- 
les noftrates maxima. Spirab infima maxima ventricoſa, minutiſſime fe- 
cundum anfractus transverfim ſtriata. Duplex nobis eſt, altera magis, 
altera minus retuſa a parte mucronem ſpectante; teſta interne nivea 
omnino eſt. Aperturae margo reflexus. 

Berliniſch Magazin 4ter Band, p. 356. no. 106. tab. XI. fig, 59. Die weitmün⸗ 
dige durchſichtige Bauchſchnecke. 

MüllLxk Hiſt. Verm. no. 322. p. 126. Buceinum Auricula, teſta ampulla- 
cea, cornea, mucrone acuto brevi, apertura ampliſſima. 

FavaRT p’Hersıcny Did. tom. I. p. 142. Buccin fluviatile ventru, ou Ra- 
dis fluviatile. Buceinum Auviatile, teſta diaphana, mucrone acuto 
brevifimo, apertura amplifima, anfractibus quatuor. 

Pennant Brit. Zool. tom.4. tab. 86. fig. 138. p. 139. Ear Snail with a 
very ventricoſe firſt ſpire, ſubumbilicated. The laſt forms a minute 
apex. Color yellow. Very brittle. Inhabits ponds. 


DA Costa British Conchol. tab. 5. fig. 17. p. 95. Turbo patulus, ſubflavus, 


pellueidus, quatuor ſpirarum ore patulo. 

Murray Fundamenta Teftaceol. tab. 1. fig. 4. p. 36. Helix Auricularia, 
teſta ovata obtuſa, venter inflatus, fpira acuta breviſſima, labrum di- 
latatum, rotundatum, plica unica labii, apertura ampliata. 

v. Born Index Muſ. Cael. p. 407. Das Ohrhorn. 

— — Teſtacea — — p. 392. tab. 16. fig. 20. it. Vignette tab. af 
lit. f. Helix Auricularia, tefta ovata, ampullacea, fubpellucida, laevis, 
anfractus quatuor, quorum infimus ventricofus, inflatus, verſus bafın 
attenuatus, ſupremi vero minimi quafi anfractui inferior inferti funt; 
ſpira erecta, acuta, brevis; apertura ovato - lunata; labrum integrum; 
labium columellae Adnan, tenue, tegens centrum perforatum; ba- 
fis elongata, verſus labium tortuofa. Color albidus. e 

K3RO- 


See 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1241. 1242. 173 


SGnONOVII Zoophyl. faſe. 3. no. 1568. p. 336. ' 
Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, p. 272. no. 81. tab. 6. fig.3 — 6. 
— — Einleitung — 2ter Band, p. 172. no. 54. 5 


Viele glauben in der Bildung dieſer Schnecke eine beſondere Aehn⸗ 
lichkeit mit einem Ohre zu finden, und nennen ſie um deswillen die Ohr⸗ 
ſchnecke. Die Hollaͤnder aber laſſen ihr die Ehre nicht, einem Menſch⸗ 
lliichen Ohre zu gleichen, ſondern geben ihr den Namen des Mäufeohres. 
Bey andern heißt ſie die Bauchſchnecke, weil ſie gleichſam ganz Bauch 
iſt, oder der Bauch bey ihr das wichtigſte und vornehmſte ausmacht, ſo 
bey ihr geſehen wird, indem die andern Windungen nur als ein kleiner 
Anhang, und als eine auf dem Bauch angeſetzte Spitze anzuſehen ſind. 
Daß ihre Schale grauweiß, ſehr duͤnne, durchſichtig, federleichte und zer⸗ 
brechlich ſey, werde ich, als etwas algemein bekanntes nicht erſt erinnern 
duͤrfen. Aber dies moͤchten wohl nur wenige wiſſen, daß ſich auf ihrer 
Schale, ſo lange der Bewohner darinnen lebet, ſchwarze und goldgelbe 
Flecken ſehen laſſen, welches auch bey der Helice ſtagnali und bey einigen 
andern Schnecken zutrift, und als ein ſehr beluſtigendes Schauſpiel der 
Natur unſere Aufmerkſamkeit und naͤhere Erkundigung, woher derglei⸗ 
chen ruͤhren moͤge? verdienet. g 
AQu.iſter behauptet es mit vielen andern, ihre Apertura ſey omnium 
facile maxima, und Linne aͤuſſert in feiner Fauna Suec. dieſe Meinung, es 
ſey dieſe Gattung unter den Schwediſchen Schnecken des ſuͤſſen Waſſers 
eine der groͤſſeſten. So lauten hievon ſeine Worte: Inter lacuſtres et flu- 
viatiles noſtrates facile maxima. Viele dieſer Ohrſchnecken haben drey, 
andere vier, nur wenige fuͤnf Windungen. Die Lippe pfleget ſich bey 
großen völlig ausgewachſenen Stuͤcken ein wenig auswaͤrts umzulegen. 
Die Spindelſaͤule macht eine kleine Beugung, daher ich fie oben als fe- 
xam oder als ſinuatam beſchrieben. Man findet dieſe Ohrſchnecken häufig 
in ſtehenden Seen, Teichen, Suͤmpfen und Waſſergraͤben. Daß dieſe 
Schnecke hier nicht am rechten Orte unter die Helices turritas ſtehe, ſon⸗ 
dern eher Helix ventricoſa heiſſen koͤnne, ſehe ich gar wohl ein. Sie iſt 
auch nicht um deswillen, ſondern wegen ihrer nahen Verwandſchaft mit 
der Helice ſtagnali hieher geſetzet worden. Und wer kann hernach um ei⸗ 
ner jeden einzelnen Schnecke willen, wieder ein neues Genus oder eine neue 
Unterabtheilung veranſtalten? Eben dieſe Entſchuldigung werden billige 
Richter bey einigen andern Gattungen gleichfalls gelten laſſen. 


P 3 Tab. 


„ Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1243. 1244. 
f Tab. 135. Fig. 1243. lit a und b. a 


Ex Mufeo noftro. nch ns 


Eine Flußſchnecke von Tanfhan. . 


Helix fluviatilis Tanfchaurienſis, tefta fubturrita, brunnea, glaberrima, an- 


fractibus ſeptem, maculis obſcurioribus ſeu nigricantibus confperfa, 


ore ſubrotundo, fauce albicante. 


Von dieſer Gattung bekam ich vor kurzem durch den Mißionarius 


Pohle eine große Menge. Sie iſt bey Tirutſchinapalli und bey Tanz 


ſchaur auf Coromandel in den dortigen Baͤchen und ſuͤſſen Waſſern gez 


funden worden. Ihre erſte Windung iſt ſehr bauchich, die andern ſetzen 
ſtark von einander ab, und endigen ſich in eine ſcharfe Spitze. Ihre 
Schale iſt ſpiegelglatt, braunlich gefaͤrbet, und mit dunklen, laͤnglichten, 
ſchwaͤrzlichen Flecken wie beſpruͤtzet. Man ſiehet bey ihr eine faſt runde 
Mundoͤfnung, welche bey vielen der Meinigen noch von einem ſchwarzen 


hornartigen Deckel verſchloſſen wird. Die inneren Wände find blaulicht 
weiß. Es iſt dieſe Gattung gleichſam Helix tentaculata Indiae Orientalis. 5 


Tab. 135. Fig. 1244. no. I. und 2. 
Ex Mufeo noſtro. 


Die ſchwarze ſchmale Ohrſchnecke. 


Helix atrata, tefta ſubconica, vertice acuto, apertura ovali. Habitus non N 
multum differt ab Helice ftagnali. 99 


Gvarrısrı Index tab. 5. fig. CC. Buceinum fluviatile, teſta fragili, pellu- > 


eida albida, prima ſpira admodum elongata et ventricoſa. 


Mürrer Hiſt. Verm. no. 324. p. 130. Buccinum peregrum. Dan, Van- 
dringshornet, tefta cornea, fubconica, mucrone acuto, apertura ovata. 


Variat albida, pellucida, atra, opaca. 
Schroͤters Flußconchylien, tab. 6. fig.7. p. 275. no. 92. 


Dieſe kohlſchwarze Schnecke, davon auch weißliche und hornartige 


gefunden werden, zaͤhlet Muller unter die Amphibien, weil ihr Bewoh⸗ 
ner ſich beydes im Waſſer und auf dem Lande aufzuhalten pflege. Auch 
der Herr Superint. Schröter bezeuget ein gleiches, wenn er in feiner Ge⸗ 
ſchichte der Flußconchylien p. 276 ſchreibet: das Thier hat ein zaͤhes Le⸗ 


ben, und ſtirbet nicht, wenn auch der Schlamm und Graben, darinnen 


es ſich vormals im Waſſer aufgehalten, voͤllig austrocknet. Von unſerm 


Müller wird fie um deswillen im Daͤniſchen Vandringshornet, ge 2 
| ernde 


ans 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1245. 175 
dernde Schnecke genannt. Daß zwiſchen ihr und der Helice ſtagnali die 
naͤchſte Verwandſchaft ſtatt finde, lehret der Augenſchein, auch ſcheinet 
Linne, wenn er es bey der Hel. ftagnali in feiner Fauna meldet; einige 
haͤtten eine ganz ſchwarze Schale: ſchon auf ſie hingeſehen und gezielet 
zu haben. Sie hat nur vier Windungen, davon die erſte noch einmal 
ſo groß iſt, wie alle uͤbrigen zuſammengenommen. | | 


Tab. 135. Fig. 1245. 
Ex Mufeo noſtro. 
Die Thuͤrhuͤterſchnecke. 
Helix tentaculata Linnaei, teſta ſubconica, cornea glabra, apertura 
1 ſubrotunda fere femper operculata. ö 
| Gall. La petite,opercul&e aquatique. 
Lister Hift. Conchyl. tab, 132. fig. 32. Cochlea parva pellucida, opereulo 
teftaceo cochleatoque claufa. 1 
GALTIERI Index tab. 5. fig. B. Buceinum fluviatile parvum ſubflavum, lineis 
transverfis undique ſignatum, quatuor ſpiris finitum. 
Berliniſches Magazin 4ter Band, tab. 7. fig. 10. p. 243. 
Davıra Cat. raif, tom. I. no. 968. Bucein fort petit du Lac de Geneve 
blanc ventru, à bouche ronde. 7 
Geoffroy deutſche Ausgabe von Conchylien, p. 100. Cochlea operculata minor. 
La petite operculce, 8 d 
SCHLOTTERBECK Acta Helv. Vol. 5. p. 281. tab. 3. fig. 19. 20. Turbo flu- 
viatilis minor operculatus Janitor dicendus. 
Linnzı Syft. Nat. Edit. 10. no. 616. p. 774. 
ait 12. 0.707. p. 1240. Helix tentagulata, teffs im- 
perforata, ovata, obtuſa, impura, apertura ſubovata. Habitat in Eu- 
ropae ſtagnis. 


— — Fauna Suec. no. 2191. p. 53 1. Tota teſta quaſi argilla obducta, 


a qua depurari nequit, operculo etiam clauditur. 

Mürrzer Hiſt. Verm. no. 372. p. 185. Nerita Jaculator, teſta oblonga, cor- 
nea, vertice acuto. Dan. Bombe Kaſteren. 

Pennant Brit. Zool. tom. 4. tab. 86. fig. 140. p. 140. Olive Snail, of an 
oval fubconic form. 

DA Costa Brit. Conchology tab. 5. fig. 12. p. 91. Turbo Nucleus, imper- 
foratus, parvus, ſubrufus, laevis, quinque ſpirarum. 

Schroͤters Flußconchylien, tab. 7. fig. 19 — 22. p. 32 1. no. 120, 

Schroͤ⸗ 


176 Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1245. 


Schroͤters Einleitung, — 2ter Band, p. 171. 1 . b 
GRONOVII Zoophyl. fafc. 3. no. 1567. p. 336. RM - 
Dieſe bekannte und gemeine Waſſerſchnecke, welche in Suͤmpfen 
und Baͤchen aufs leichteſte zu finden iſt, fuͤhret mehrere und dazu hoͤchſt 
verſchiedene Namen. Vom Linne wird ſie Helix tentaculata genannt, 
weil er viele duͤnne, zarte, haarichte, fadenartige Fuͤhlhoͤrner (tentacula) 
an ihren Coͤrperchen bemerket, welcher Umſtand doch gleichfalls bey 
vielen andern Waſſerſchnecken wahrgenommen wird, und daher kein 
ſicheres Unterſcheidungszeichen abgeben kann. Beym Geoffroy wird 
ſie mit einem ganz andern Namen beleget. Sie heißt bey ihm Cochlea 
operculata, la petite operculee, weil fie häufig mit ihrem Deckel (oper- 
culo) als verſchloſſen und zugedeckelt geſehen und gefunden wird. Schlot⸗ 
terbeck behauptet es, daß ſie ihren Deckel oder Haußthuͤre jedesmal mit 
ſichtbarer Aengſtlichkeit und großer Vorſichtigkeit oͤfne, auch ſogleich 
beym Anſchein der geringſten Gefahr ihren Deckel wieder an ſich ziehe 
und die Thuͤre ihres Hauſes ſorgfaͤltig verſchließe. Er ertheilet ihr um 
deswillen den Beynamen des Thuͤrhuͤters, Ianitoris. Unſer Muͤller will 
es geſehen haben, wie dieſe Schnecke, da er ſie einſt in einem Glaſe 
des reinſten Waſſers beobachtet, von einer Zeit zur andern kleine weiſſe 
Kuͤgelchen mit ziemlichem Geraͤuſche ausgeworfen. Er nennet ſie um 
deswillen Jaculatorem, und im Daͤniſchen Bombe-Kafteren, den Bom⸗ 
benwerfer. Er glaubet in dieſen Kuͤgelchen viele Aehnlichkeit mit den 
brennenden Granaten zu finden, die etwa aus einem Moͤrſer geworfen 
wuͤrden. So lauten hievon ſeine eigenen Worte p. 186. in der Hiſtor. 
Verm.: Hae ſphaerulae glandes ardentes e machina bellica ſenſim ejaculatas 
prorſus referebant. Exploſio ultra horae ſpatium continuabatur. Er fraͤ :s 
get dabey: Haec corpufcula an ova limacis? an vermiculi in inteſtino Li- 
macis habitantes? und er iſt geneigter, ſie fuͤr animalcula zu halten, da 
andere Unglaͤubige, die nicht uͤberall Würmer und Infußionsthiere ſehen 
wollen, ſie am liebſten fuͤr das, was ſie wuͤrklich ſind, nemlich fuͤr Ex⸗ 
cremente erklaͤren werden, davon ſich die Schnecke nach gehabten Obſtru⸗ 
ctionen mit einigem Geraͤuſche nun entlediget. Sinne muß ſehr unreine 
von dieſer Gattung gefunden haben, weil er dieſer Schnecke teftam im. 
puram beyleget, und fie in feiner Fauna abermals beſchuldiget, fie ſeng 
dergeſtalt mit Thon bedecket und uͤberzogen, daß ſie davon nicht wohl 
gereiniget werden koͤnne, (a qua argilla depurari nequit), wozu doch an⸗ 
dere, die mit der Reinigung beſſer umzugehen wiſſen, bald Rath ſchaf⸗ 
fen wuͤrden. Die Schale iſt hornartig, glatt, durchſichtig, hat ae 
in⸗ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 135. Fig. 1246. 1247. 177 


Windungen und eine faſt runde Mundoͤfnung, welche gemeiniglich von 
einem hornfarbichten, auswaͤrts etwas vertieften, an der inneren Seite 
etwas erhobenen Deckel verſchloſſen wird. | 


Tab. 135. Fig. 1246. 1247. 
Ex Muſeo noſtro. | 


Der Moraſtkriecher. 


Helix limofa, teſta ſimillima Helici auriculari ſed anguſtior 
et oblongior. 


GUALTIERT Index tab. 5. fig. H. Buccinum fluviatile, ſubflavum, pelluei- 
dum, trium fpirarum tenuiſſimum, ore magno ovali elongato mucrone 

vero tenuiſſimo. ö 915 
PENNANT British Zool. tom. 4. tab. 86. fig. 137. (Die aber faͤlſchlich Helix 

putris Lin. genannt wird.) 
LIN NI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 615. p. 774. b 5 
— — — — Edit. 12. no. 706. p. 1249. Helix limoſa, teſta imper- 
forata, oblongiuſcula, pellucida, acuta, apertura ovata. Habitat in 

Europae paludibus. 

— — Fauna Suec. no. 2190. p. 53 1. Teſta pellucida et valde tenerea 
et acuta. : 

Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, p. 261. no. 74. 

— — Einleitung — 2ter Band, p. 170. ’ 

Einige meiner Schwediſchen Freunde haben mir dieſe Schnecke, 
welche ich aus der gar zu kurz und ziemlich unbeſtimmt gerathenen 
Beſchreibung des Linne nicht erkennen und finden konnte, zukommen 
laſſen Seit der Zeit habe ich ſie haͤufig in unſern Teichen und Baͤchen 
angetroffen, und es bald geſehen, daß es eine der gemeinſten und be⸗ 
kannteſten Schnecken ſey, die mit der Helice auricularia in naher Ver⸗ 
wandſchaft ſtehe, nur eine etwas geſtrecktere Schale und einen ſchma⸗ 
leren Bauch habe. Sie iſt uͤbrigens ſehr duͤnne, durchſichtig, zerbrech⸗ 
lich und oftmals gelblich. Schroͤters bauchichtes gelbliches Buccinum, 
deſſen erſtes Gewinde ſehr groß iſt, (ſ. Flußconchyl. tab. 7. fig. 12. p. 318. 
no. 113.) koͤmmt ihr ſehr nahe, aber ihr eigentliches Ebenbild ſtehet un⸗ 
ter den Schroͤteriſchen Erdconchylien tab. 1. fig. 3. p. 13 1. no. 6. 


Conchylien ⸗ Cabinet IX. B. te Abthell. een | Tab, 


178 Schnirxkelſchnecken. ir 
Tab. 135. Fig. 1248. 


Ex Muſeo noſtro. 


Die 15105 durch chtige Bauchſchnecke. Die Vote. 
| Die bernfteinfarbige Kahnſchnecke. Gag Am 
Helix ſuecinea Mülleri, Helix putris Linnaei, teſta ovato- bbtöhkn, un 

ſuccinea, apertura ovata, valde ampliata. 
Lister Hiftor, Conchyl. tab. 123. fig. 23. Buccinum fubflayum peilueidam 
trium orbium. 

— — — Animal. Angl. tab. 2. fig.24. 
RLkIN Meth. oftrac, tab. 3. fig.70. H. 159. P.55. Neritoſtoma Vetula, 
Berliniſches Magazin, gter Band, tab. XI. fig. 6. de 
2 Syſt. Nat. Edit. 10. no. 614. 5 774. 
. — — Edit. 12. no. 705. p. 1249. Helix putris, tefta imper- 


* 


ae ide ar 


En ovata, obtufa, flava, apertura ovata. Habitat in Europae ſtagnis. 


— — Fauna Suec. no. 2189. p.531. — Teſta cornei coloris, pelluci- 
da, et fere membranacea, ftrigis minutiſſimis parallelis obliquis, con- 
ſtans tribus anfractibus, mucrone obtufiufculo, apertura ovata, margine 
recto nee dilatato. Teſta magis flava eſt quam ulla alia e noftralibus. 


Mürzer Hiſtor. Verm. no. 296. p. 97. Helix ſuceinea, teſta oblonga, N | 


diaphana, anfractibus tribus, apertura ovata. 
Schroͤters Erdeonchylien, tab. 1. fig.2. p. 129. no. 4. 
— — Filußconchylien, p. 265. 
— — Einleitung — zweyter Band, p. 169. no. 51. 
Die Schale dieſer Conchylie, welche ſicherer den Land⸗ als den 
Waſſerſchnecken beygezaͤhlet werden muß, iſt ſehr duͤnne, durchſichtig, 


zerbrechlich, und ſo federleichte „daß mehrere mit einem Hauche wegge⸗ 


blaſen werden können. Ich kenne keine Schnecke, deren Schale im fri⸗ 
ſcheſten Zuſtande gelblicher ſeyn ſolte, und ich bin geneigter ſie mit un⸗ 
ſerm Muller Helicem ſuceineam, die Bernſteinfarbichte, als mit dem 


Linne Helicem putrem, wegen der Unreinigkeiten, die etwa noch in der 


Schale von dem darinnen vertrockneten ſchwarzen Bewohner uͤbrig ge⸗ 
blieben, zu nennen. Sie hat nur drey Windungen, davon die erſte 
die groͤßeſte iſt, und alle andere an Weite des Umfanges gar ſehr uͤber⸗ 
trift. Die Muͤndung iſt eyfoͤrmig. 

Man findet dieſe Schnecke ziemlich haͤufig an den Ufern der Tei⸗ 
che und Bache, vornemlich pfleget fie ſich gerne bey den Waſſerpflan⸗ 
zen anzuhangen. Der Bewohner iſt fohlſch par Er kann, 1 er 
f azu 


Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 12491253. 179 


dazu genöthiget und wie gezwungen wird, eine Zeitlang im Waſſer le⸗ 
ben, allein am liebſten nimmt er ſeinen Aufenthalt in der Naͤhe des 
Waſſers auf Waſſerpflanzen. Die Waſſerſchnecken haben gewoͤhnlich 


nur zwey Fuͤhlhoͤrner. Dieſe aber hat, wie die mehreſten der Land⸗ 


ſchnecken, vier Fuͤhlhoͤrner. Wer die ſonderbare Urſache wiſſen will, 
warum ſie vom Klein Neritoſtoma Vetula genannt worden, der behalte 


noch folgendes: Tulpius in obf, med. Lib. 3. Cap. 7. hat dieſe Schnecke 


deutlich abgezeichnet und dabey die Bemerkung angefuͤhret, daß eine 
gsiährige Frau, nach dreyjaͤhriger ſchmerzlicher Steinplage, endlich eis 
nen großen Stein mit mehreren Schnecken dieſer Gattung von ſich ge⸗ 


geben, die ebenfalls mit einer Steinrinde uͤberzogen geweſen. Auch 


Linne beziehet ſich in ſeinen Citationen auf dieſe ziemlich unwahrſchein⸗ 


lichen Erzählungen des Tulpius. 


h. Felices ancipites et turritae. 


Tab. 136. Fig. 1249-1253. 
. Ex Muſeo noſtro. 
Die Zauber⸗Regen⸗ und Sturmſchnecke. 
Helix Scarabaeus Linnaei, tefta ovali, umbilicata, ex fufco et albido nebu- 
lata, in ſutura anfractuum erenulata, utrinque angulata 5 
et convexa, ore dentato. 


Belg. Tooveraar. Tover-Slak. Storm Slak. Oude Wyf met Tanden. 
Gall. Gueule de Loup. Angl. The Cok- chafer. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 577. fig. 31. Cochlea compreſſa variegata, la- 
teribus acutis, ſenis minimum dentibus donata. i N 
it. fig. 32. Cochlea compreſſa fufca, faſciata, brevior, finu longo 
ad roſtrum notabili. 
KLEIN Meth. oſtrac. F. 3 I. lit. e. no. 2. 3. tab. 1. fig. 23. 24. P. II. 12. 
Rumpu Amboin. tab, 27. fig. I. Cochlea Imbrium. 
PETIver Gazophyl. tom. 1. tab. 5. fig. 10. Cochlea Bengalenſis ore lacera- 
to: found in the Bay of Bengale. 
Bonannı Recreat. Cl. 3. no. 385. p. 167. | 
— — Muſeum Kirch. Cl. 3. no. 370. p. 473. Cochlea in mari Indico 
generata, laeviſſima. Orbes habet inftar turbinis, at concham duarum 
partium ſimul coeuntibus diceres, quibus amygdali fructus fere expri- 
mitur. Colore fulva eſt. Interna autem facies videtur alba ea in 
8 2 parte 


180 Schhirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 12491253. 


parte in qua oris eſt apertura valde prodigioſa propter dentium Aliquo- 
rum diſpoſitionem quibus munitur. ö Ka} 
Gvarrıerı Index tab. 4. fig. S. Turbo terreſtris inſigniter ventricoſus, um- 
bilicatus, ore anguſto, oblongo, utrinque dentato, colore ſubflavo 
et maculis fuſcis nebulatus et variegatus. 8 
ApANsON Hift. du Senegal. tab. I. fig. 4. Le Pietin, coquillage marin que 
jai trouvèe en grande quantitè autour de I Isle de Goree, L'ouver- 


ture eft de plus fingulieres. L irrégularitè qu'on obſerve dans ſont | 
contour vient des dents qui en bouchent une bonne partie. 17 


ie 
N 


DaRCENVIILLE Conchyl. tab. 9. fig. T. Bucein d'un très beau poli et bariole 


de brun; il ne ſe diſtingue que par ſa bouche d'une forme ſinguliere 
et qui eſt garni de dents de deux cötes. 


Davıra Catal. raiſ. tom. 1. no. 1003. p. 447. Bucein peu commun des 
montagnes d' Amboine marron bariolè de blanc, à dix orbes fe recou- 


vrant un autre, reſſemblant pour la forme a une groſſe Chryſalide 


un peu comprimè e, à bouche demi ovale tres etroite armee de ſept 


dents et umbiliques, efpece nommee Gueule de loup. ö 


SEBA Theſ. tom. 3. tab. 60. infra. Cochleae planae quas Imbrium cochleas { 


vocat Rumphius. Forma referunt Amygdalam fed laeves ſunt ex fufco 


variegatae. 
Knorrs Vergnügen der Augen, tom. 6. tab. 19. fig.2.3. 
Berliniſches Magazin zter Band, p. 149. 293. tab. 6. fig. 67. 
Lınnzı Syft. Nat. Edit. 10. no. 57 I. P. 768. 
T — EA 2ER eee 


— — Muf: Reg. Lud. VIr. no. 361. p. 663. Helix Scarabaeus, teſta 
ovata, (adeo refert abdomen ſcarabaei ac fi eſſet fimulacrum ejus) vix 
depreſſa, anceps lateribus, glabra, nitida. Color teſtudinis politae ex 


pallido fuſeoque variegatus, ſubtus albidior. Spira angulata ad latus 
utrumque, ubi ſutura obliterata albidior, margine teneriore rugoſiore. 
Apertura oblonga, antice anguſtior, utrinque dentata, dentibus com- 
preſſis; margine patula. Habitat in Aſiae montibus. 


MüllkR Hiftor. Verm. no. 286. p. 88. Helix Pythia, tefta ſubumbilicata, er 


ovata, utrinque fubcarinata, apertura dentata. In montibus Indiae. 
Favarr n’Hersıcny Diet. tom. 1. p. 57. Aveline ou Gueule de Loup, aper- 
tura utrinque ſingulariter dentata. it. tom. 2. p. 99. 
v. Born Index Muf. Caeſ. p. 341. 
— — Teftacea — — p. 365. Vignette p. 364. lit. a. Helix Scarabaeus 


dorfo et ventre aequaliter convexo, lateribus angulatis; anfractus no- 


vem 


\ 


Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig.1249-1253. 181 


vem connati glabri, ſuperne prope ſuturam ftriis longitudinalibus exa- 
rati; apex obſoletus; apertura oblonga, areuata, utrinque dentata, 
dentibus compreſſis, tribus majoribus ad columellae labium pofitis, 
duobus minoribus intra labrum; labium adnatum reflexum ſubumbili— 
catum; color albidus maculis nebulofis fufeis. N 
GRONOVII Zoophyl. faſe. 3. no. 1532. p. 330. Helix teſta ovata, fubanci- 
piti, apertura dentata. Habitat in montoſis Indiae. Errat Bonannus 
ſtatuens hane marinam. 
Fa VAN NE Conchyl. tab. 65. fig. Df. De. D+ 


Schroͤters Einleitung — 2ter Band, p. 122. 


Die ſogenannte Hexen⸗ oder Zauberfihraube iſt unleugbar eine 
der ſonderbarſten Erdſchnecken. Vom Bonanni, Petiwer, Adanſon, 
Dargenville und andern wird fie hoͤchſt unrichtig zur Meerſchnecke ge⸗ 
macht. Daß fie, wie es Rumph erzaͤhlet, nach großen Platzregen auf 
Amboina am haͤufigſten geſehen werde, gehet ſehr natuͤrlich zu. Durch 
den Regen wird fie, wie viele andere Schnecken, hinter den Blättern, 
Mooßen und andern verborgenen Schlupfwinkeln, wo ſie ſich verſteckt 
aufgehalten, hervorgetrieben, und wohl genoͤthiget hervorzukommen, weil 
fie ſonſt Gefahr liefe, im Waſſer erſtickt und erfäuft zu werden. Jene 
kindiſche und aberglaͤubiſche Vermuthungen, daß ſie unter dem Platz⸗ 
regen und bey heftigen Stuͤrmen mit einemmal wie herbeygehexet und 
herbeygezaubert wuͤrden — oder daß ſtarke Winde ſie hie und da auf⸗ 
zuheben und anderswo wieder nieder zu werfen pflegten, oder daß gar 
der Regen fie erzeuge, wie Rumph einſt geurtheilet, verdienen keine 
ernſthafte und umſtaͤndliche Widerlegung. Linne nennet dieſe Schnecke, 


daraus Gualtieri einen Turbo, und einige Franzoͤſtſche Conchyliologen 


ein Buceinum gemacht, eine Helicem ancipitem, weil ſie auf beyden Seiten 
durch wunderbare Seitenleiſten gleichſam eckig und zweyſchneidig gemacht 
wird. Seba und Bonanni meynen in ihr das Bild einer Mandel zu 
erblicken. Davila glaubet, fie gleiche der Puppe von einer großen Nau- 
pe, oder von einem Seidenwurme. Linne aber nennet fie den Käfer, 
weil er in ihrer Form viele Aehnlichkeit mit dem Bauche eines Kaͤfers 
finden und erblicken will. So lautet hievon feine Ausſage: Refert ab- 
domen Scarabaei, ac fi eſſet fimulacrum ejus. Ihre glatte Schale hat 
auf beyden Seiten eine gleiche Wölbung und wird durch braunroͤthliche 
und weiſſe Flecken wie marmoriret und bunt gemacht. Ich zaͤhle bey 
den groͤßeſten, voͤllig ausgebildeten, neun Stockwerke, welche durch 


2 83 | weiß⸗ 


> EN 


182 Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 12491253. N 

weißliche, roͤthlich punctirte Seitenleiſten auf beyden Seiten wie abge⸗ 
ſchieden werden. Die Stockwerke ſtehen uͤbrigens ſehr gedraͤngt und 
nahe beyeinander, und haben bey der zarten Nath feine laͤnglichte Ker⸗ 


ben oder kurze Streifen. In der bogenförmigen ſehr engen Muͤndung 


ſiehet man auf beyden Seiten groͤßere und kleinere Zaͤhne, deren An⸗ 


zahl ſehr verſchiedentlich angegeben wird, je nachdem entweder von fuͤn⸗ 


gern oder kleinern, oder von groͤßern und aͤltern die Rede geweſen. Bey 
derjenigen, die fig. 1249. 1250. abgezeichnet worden, laſſen ſich acht 
Zaͤhne deutlich unterſcheiden. Hingegen bey der merkwuͤrdigen violet⸗ 
blauen weißbandirten Abaͤnderung, fig. 1251. 1252, ſiehet man nur fünf 
Zaͤhne, davon jene drey an der inneren weiſſen Lippe vorzuͤglich groß 
und hervorſtehend ſind. Die innere Structur bey dieſer Schnecke iſt 


ſehr bewundernswuͤrdig. Denn ihr innerſtes hat keine Spindelſaͤule, 


vielmehr treten die zarten Abſaͤtze der inneren Stockwerke wie duͤnne 
Scheiben gleichſam aus den Seitenwaͤnden heraus, daher man durch 
ihre Mitte, wie durch einen offenen Trichter bis zum Mittelpunct des 
Wirbels eben ſo ungehindert hindurchſehen kann, wie bey der Bulla, 
welche Lagena heißt. Fig. 1253, ſo die innere Seite der obern Stock⸗ 
werke vorſtellet, wird das zuvorgeſagte ſichtbarer und deutlicher machen 


koͤnnen. Eine gute Anzahl dieſer Gattung habe ich aus Tranquebar 


bekommen. Bey der Mündung ſtehet ein weißlicher Lippenſaum, und 
hinter der inneren Lippe ein kleiner Nabel. 


Tab. 136. Fig. 1254. 1255. 
Ex Mufeo noſtro. 


Der abgeſtumpfte, gekoͤpfte Helix. 


Helix decollata, teſta turrita alba, anfractibus planiuseulis, ſenſim decrefcen- 


tibus, in futura longitudinaliter ſubſtriatis, apice decollato, 
apertura obovata. f 
Gall. Vis tronquèe. E' Enfant au Maillot de Montpellier. 
Lister Hiftor. Conchyl. tab. 17. fig. 12. Buccinum album clavicula pro- 
ductiore fere abrupta. Gall. Narbon. 


KLEIN Meth. oſtrac. $.89. et 90. no. 2. a. p. 34. Tuba phonurgica, fpirali- 1 


ter carminata, terreſtris, abrupta in extremo, tota alba. 
Bonannı Recreat. Cl. 3. no. 56. p. 120. f 


— — Muſeum Kirch. Cl. 3. no. 56. p. 453. Turbo laevis faſciata tenui 


in orbium commiſſuris arcte ligatus, caret muerone acuto ſed veluti 
baſi rotunda finitur, colore eburneo. Vivit in ſpongiis. 
Px- 


Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 1254 1255. 183 


PETIVER Gazophyl. tom. 1. tab. 66. fig. 1. f 1 

GuaLTIERI Index tab. 4. fig. O. P. Q. Turbo terreftris and aliquando 

einereus mucrone truncato. 

DaRcEN VILLE Conchyl. tab. 27. fig. 5. Ns He la Seine. 

Memoires 150 Y Academie de Paris, 1759. Briſſons Abhandlung, p. 99. 
tabs 3. fig 1. 

Davıra Catal. raiſ. tom. I. no. 1007. Vis terreftre, d’Aranjuez fauve clair 

er grifätre à à elavicule tronqusée. f 

Knorrs Vergnuͤgen der Augen, com. 6. tab. 32, fig. 3. Die abgeſtumpfte Schne⸗ 

cke. Weil auf der abgeſtumpften Spitze ein Schnirkel oder ſchneckenfoͤrmi⸗ 
ger Ring zu fehen iſt: fo erhellet daraus ſoviel, daß dieſe Verkuͤrzung ein 
natuͤrlicher Umſtand ſey, welcher wohl daher entſtehet, weil ſich das Thier 
mehr nach oben zu, als nach der Muͤndung ausdehnet, und in die Groͤße 
waͤchſet. Weil ſie im Bonanni abgebildet ſtehet, fo muthmaſſen wir, daß 

7 ſie im Mittellaͤndiſchen Meere gefunden werde. 

"Encyelop. Rec. de Pl. tom. 6. tab. 64. fig. 1. Ce Buccin eſt tres ſingulier. 

8 L’animal qui ! habite en caſſe la pointe a meſure que le nombre des 

ſpires augmente; cette coquille prend tout ſon aceroiſſement en douze 

ou treize mois, et elle auroit alors treize ſpires fi animal ne caſſoit 
la pointe à einq fois differentes pendant cet efpace de tems, au point 
que l' orsque ce Buccin a pris tout fon accraiffement, il ne lui reſte 
plus que quatre tours et demi de ſpirale. L'animal avant de ſe de- 
faire de la pointe de ſa coquille commence par former une cloiſon 
dure comme fa coquille entre lui et la pointe dont il veut fe debaraſſer, 
de forte qu'il n’en eft nullement incommode. Ce Buccin fe trouve 
en Provence au environs de Monpellier. MI. Briffon a examine ce 
coquillage avec grand foin. 

° Lenz Syſt. Nat. Edit. 10. no. 608. p.773. 

— — — — Edit. 12. no. 695 p. 1247. 

— — Miuſ. Reg. L. VIr. no. 378. p. 67 1. Helix decollata, teſta oblonga, 
turrita, laevis albida, diaphana. Anfractus teretiufculi ſurſum imbri- 
eati, feni. Spira mutilata ſeu diffracta quaſi cafu et truncata, ſed lege 
naturali hoc ſemper fit, et apice tamen clauſo. Apertura ovata. Um- 
bilicus nullus ſed faepe foraminulum ſub labio interiori adnato, Ha- 
bitat in Europa auftrali et Oriente terreſtris. Teſta apice transverfim 
abſeiſſa et eonſolidata eft. f 

MällLER Hift. Verm. no. 3 14. p. 114. Helix decollata, teſta turrita, alba, 
vertice truncato, apertura edentula. Nos convicti ſumus detruncatio- 

nem 


50 
— 


5 


184 Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 1254. 1255. 


nem hanc eſſe accidentalem, teſtamque primum exiſtere integram 
deinde diffringi. 8 h 

FavaRT D' HEREIONY Did. tom. 3. p. 462. Vis terreftre tronquèe. Strom- 
bus terreſtris candidus, teſta tenui, ſex ſpiris, acumine obtuſo, ſeu 
veluti truncato diſtinctus. e 

Murray Teſtaceol. tab. 1. fig. 3. p. 36. Helix decollata, teſta imperforata 
oblonga, turrita, anfractus ſurſum imbricati, teretes, ſpira decollara 
ſeu mutilato-truncata, apertura obovata. it. p. 25. Obf. Apex decol- 

latus ſeu mutilatus. Ita ille apex teſtae appellatur cujus ſpira horizon- 
taliter decidit non caſu fed natura, id quod ex eo patet quum anfractus 
ſuperne ſemper in hac claufi ſeu conſolidati oceurrant. Caſu enim 
mutilatae ſemper ſuperior anfractus foramen relinquit. 

v. BoRN Index Muf. Caeſ. p. 40 1. Die abgeſtutzte Schnirkelnadel. 

— — Teſtacea — — p. 388. Helix decollata, teſta oblonga, turrita, 
ſubdiaphana, laevis; anfractus ſex teretes; ſpira obtuſa truncata, aper- 
tura obovata, labrum integrum, intus oblique adnatum; centrum per- 
foratum; color albus. 

Berliniſches Sammlungen VII. Band, p. 37. 

Schroͤters Einleitung — 2ter Band, p. 161. 

Favanne Conchyl. tab. 65. fig. B®- 


Daß dieſe Schnecke einen thurmfoͤrmigen Bau, eine weiſſe, glatte, 
faſt glaͤnzende Schale, ganz flache, almaͤhlig und faſt unmerklich ab⸗ 
ſetzende Stockwerke, bey der Nath derſelben feine laͤnglichte Streifen 
wie Kerben, und eine eyfoͤrmige Muͤndung habe, mag ich als gar be⸗ 
kannte Dinge nicht umſtaͤndlich anfuͤhren. Bonanni glaubt, es ſey eine 
Meerſchnecke, die ſich am liebſten in den Seeſchwaͤmmen und Gewaͤch⸗ 
fen aufhalte, und Prof. Muller hat bey ihrer Beſchreibung im Texte 
zum Knorriſchen Conchylienwerke folgende Worte mit einfließen laſſen: 
„Weil fie im Bonanni abgebildet ſtehe, fo muthmaſſe er, daß ſie im 
„Mittellaͤndiſchen Meere gefunden werde.“ Gewiß eine bodenloſe un⸗ 
gegruͤndete Muthmaſſung. Dargenville behauptet es ſehr unrichtig, 
daß ſie in der Seine wohne und eine Flußſchnecke ſey. Allein es iſt 
ohnſtreitig eine Erdſchnecke, die in Italien, im mittaͤglichen Frankreich, 
ferner in Spanien, und noch haͤufiger in der Barbarey und im ganzen 
Africa gefunden wird. Ich habe eine ziemliche Anzahl derſelben von 
einem Daͤniſchen Conſul erhalten, der ſich ehemals lange im Maroec⸗ 
kaniſchen Reiche aufgehalten, und daſelbſt dieſe, nebſt mehreren N 

| on⸗ 


© 


Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig.1254.1255. 185 
Conchylien ſammlen laſſen. Einige meiner aͤlteſten und dickeſten haben 


nur zwey, andere drey bis fuͤnf, ja eine der juͤngſten und ſchmaleſten 


hat ſechs Stockwerke. Alle meine Exemplare erſcheinen wie abgeſtumpft 
und gekoͤpft, und ich bin nie ſo gluͤcklich geweſen, irgendwo eine einige 
zu ſehen, die alle ihre Windungen und eine unverſehrte Spitze ſolte ge⸗ 
habt haben. Wer hat nun dieſe Schnecken gekoͤpfet? Warum kennen 
wir keine andere, als ſolche mit abgeriſſenem Kopfe? Solten ſie nun 


wohl felber ihre oͤberſten Windungen als unnuͤtze Behaͤltniſſe eigenmaͤch⸗ 


tig und willkuͤhrlich abgeſprenget haben? Solte es wahrſcheinlich und 
glaublich ſeyn, was ſchon Briſſon in den Memoires der Pariſiſchen Aca⸗ 
demie loc. fupra citato von dieſer Gattung vorgegeben, und was uns 
hernach Adanſon in feiner Hiſt. nat. du Senegall p. 153 von gewiſſen ihr 
ähnlichen thurmfoͤrmigen Meerſchnecken gerne einbilden möchte? II eft 
ordinaire aux vielles de caſſer les neuf ſpires du ſommet de maniere qu'il n'en 
reſte que les ſept premieres. Mir ſcheinet es die unglaublichſte und aller⸗ 
unwahrſcheinlichſte Sache zu feyn. Eine Schnecke ſoll erſt ein thurm⸗ 
foͤrmiges Gebaͤude aufführen, und alsdann, wenn es fertig geworden, 
ſich damit beſchaͤftigen, die oͤberſten zierlichſten Stockwerke als unnuͤtz 
und unbrauchbar wieder abzutragen und hinwegzuſprengen. Credat Iu- 
daeus Apella. So viel weiß ich gar wohl, wenn durch Ungluͤcksfaͤlle, 
oder durch erlebte feindſelige Angriffe die hoͤheren Windungen mancher 
Schuecken verletzet, abgebrochen, beſchaͤdiget worden; ſo verbauen, ver⸗ 
kleiſtern, verſchließen ſie die oͤberſte, gegen ihren Wunſch und Willen 
gemachte Oefnung, Beſchaͤdigung und Verletzung fo gut fie koͤnnen, fie 
behelfen ſich alsdann in den wenigen unteren ihnen noch uͤbrig gelaſſe⸗ 
nen Cammern, Windungen und Stockwerken, woſelbſt ſie ſich — weil 
es ihnen nun an groͤßerm Raum fehlet, mit ihrer Haushaltung enger 
einſchraͤnken. Von der Kahnſchnecke, die Voluta Cymbium beym Linne 
genannt wird, iſt es bekannt, daß fie auf ihrer Wohnſtelle bey der weſt⸗ 
lichen Africaniſchen Kuͤſte, wo die Brandung ſo auſſerordentlich ſtark 
iſt, ſehr leichte ihren Kopf oder ſtumpfen Apicem einbuͤſſe und verliehre. 
Allein durch eine ſonderbare Reproductionskraft weiß ſie dieſen Scha⸗ 
den ſogleich wieder zu erſetzen, und die am Wirbel bekommene Oefnung 
wieder zu ergaͤnzen und zu verſtopfen. Das nemliche geſchiehet nun 
auch bey der abgeſtumpften Schnecke, von der wir hier reden. Solte 


ſie, wie einige meinen, niemals einen ſpitzigen Wirbel und Kopf gehabt 


haben, ſo koͤnnte man ſie wohl nicht mehr laͤnger mit Ehren decollatam 
nennen, weil wenigſtens hier zu Lande keiner gekoͤpfet und decolliret 
Conchylien⸗ Cabinet IX. B. ate Abtheil. A a werden 


186 Sccghnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 125 4.1255. 


werden kann, als der wuͤrklich mit einem Kopfe verſehen iſt. Zwar 
ſchreibet Murray in der oben ſtehenden Stelle: Spira non caſu fed na- 
tura decidit, auch Linne iſt der Meinung, es ſey bey dieſer Gattung 
ein eigenthuͤmlicher, weſentlicher Umſtand, es ſey eine ihr angebohrne 
Eigenfchaft, fie müffe allemal lege naturali einen abgeſtumpften Kopf 
haben. Unſer Muͤller leugnet in feiner Hift. Verm. dieſes alles ſtand⸗ 
haft und mit vieler Zuverſicht, und verſichert, er ſey uͤberzeugt, derglei⸗ 
chen ſey blos etwas accidentelles und zufaͤlliges. Auch der Umſtand, 
davon gleichfalls Wuͤller redet, verdienet es wohl beherziget zu werden. 
So lauten davon ſeine Worte: Fractura non in omnibus perfecte eadem, 
nee numerus anfractuum neque in junioribus neque in adultis conftans — 
Ferner heiſſet es daſelbſt: Nee huic ſpeciei proprium eſt apice truncari. 
Soviel iſt zuverlaͤßig und gewiß, wenn manche Gattung von Schne⸗ 
cken ſich an ihrer Wirberſpitze verletzt fühler, fo weiß fie dergleichen 
Verletzung ſehr geſchickt mit einem ſchnirkelfoͤrmigen Deckel zu verſchlieſ⸗ 
ſen. Ich beſitze mehrere an ihren aͤuſſerſten Wirbeln beſchaͤdigt geweſe⸗ 
ne Murices Tritonis, auf deren ſtumpfen Wirbel eben ſolche ſchnirkel⸗ 
förmig gebildete Platten liegen, wie bey der Helice decollata. . 


Vermuthlich wird Helix decollata den Nachſtellungen eines ſolchen 
Thieres auf ihren Wohnſtellen ausgeſetzet ſeyn, welches hauptſaͤchlich 
ihre oͤberſten Windungen und Wirbelſpitze anzugreifen und abzunagen 
ſuchet. Sie behilft ſich alsdann mit den wenigen ihr noch uͤbrig ge⸗ 
bliebenen Stockwerken, und ſolten ihr auch nur noch ein paar derſelben 
gelaſſen werden. Sie verſtehet die Kunſt ſich einzuſchraͤnken, ſich in 
armſelige Umſtaͤnde zu ſchicken, und erſetzet alſobald die im Wirbel ge⸗ 
machten Verletzungen und Oefnungen mit einer ſchnirkelfoͤrmigen kleinen 
Platte. Wunderbar genug iſt es uͤbrigens, daß wir von dieſer Gat⸗ 
tung nur lauter abgeſtumpfte kennen, und niemals ſo gluͤcklich ſind, un⸗ 
verletzte und ungekoͤpfte zu erhalten. 


Obſ. Mein wuͤrdigſter Freund der Herr Kunſtverwalter Spengler, machte, (da 
ich ihm mein Manuſcript zur Durchſicht mittheilte, um mir, wo ich gefeh⸗ 
let, oder etwas verbeſſert werden koͤnnte, einen Fingerzeig zu geben), in ei⸗ 
nem Billette bey dieſer Beſchreibung der Helice decollatae noch folgende 
leſenswerthe Anmerkung: Dieſe Schnecke koͤmmt gewiß nicht als ge⸗ 
koͤpft und decolliret aus ihrem Ey. Ich glaube daß ſie ſich in die 
Erde ofte zu verkriechen pflege, und darüber gar leichte bey ihrer ſproͤ⸗ 
den, duͤnnen und zerbrechlichen Schale ihre Spitze verliehre. or 

inne 


Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 1256, 1257. 187 


Linne auch in ſeinem Syſtem no. 578. p. 1226. von einem Murice decol- 
lato rede, der unſerer Helici decollatae ſehr gleich ſey, und ebenfalls api- 
cem truncatum, aber dabey baſin emarginatam habe, werde ich Conchy⸗ 
lienkennern nicht erſt ſagen duͤrfen. Murex decollatus iſt das unter den 
Seeſchnecken, was Helix decollata unter den Landſchnecken iſt. 


Tab. 136. Fig. 1256. 1257. 
Ex Mufeo noſtro. 


Die gekoͤpfte und bandirte Schnecke. 


Helix decollata et fafeiata, teſta turrita laevi, alba, ex fufco et violacee 
eleganter faſciata, ore ſubrotundo, apice abſeiſſo ſeu truncato. 


FAVANNE DE MONT CERV. Conchyl. tab. 65. fig. B 10. 

— — Catal. raiſ. p. 24. no. 101. Une Vis fort rare dite ! Enfant au 
maillot rubanne; elle eſt blanche, à trois bandes brunes et vient de 
St. Domingue, Cette Vis eſt toujours tronquee. 


Unter den gekoͤpften Schnecken kennet man ſchon einige ſehr merk— 
merkwuͤrdige Abaͤnderungen. Ich beſitze eine, welche auf ihrer erſten 
Windung mit einer ſcharfen Kante verſehen iſt, und daher als Helix in 
apice decollata, und in primo anfractu carinata beſchrieben werden muß. 
Allein ungleich ſeltener iſt diejenige, welche ich hier abbilden laſſen. Der 
Herr de Favanne zu Paris, hat mir damit ein ſehr willkommenes Ge⸗ 
ſchenk gemacht, und mir in ſeinem letzteren Briefe noch eine von die⸗ 
ſer Gattung verſprochen. Es iſt eine Erdſchnecke, die auf St. Domin⸗ 
go gefunden, und von den Franzoͤſiſchen Conchyliologen L' Enfant au 
maillot rubanne genannt wird. Sie iſt einen Zoll, zwo Linien lang, hat 
ſieben Windungen, und eine viel weiſſere, glaͤttere, haͤrtere und veſtere 
Subſtanz oder Schale, als Helix decollata. Auf ihren Naͤthen erbli⸗ 
cket man vertiefte Puncte, als waͤre die Sutura daſelbſt gekerbet wor⸗ 
den. Die breiten violetblauen und braunroͤthlichen Binden, welche ſich 
um die Mitte ihres ſchalichten Wohnhauſes herumlegen, machen ihre 
Hauptzierde aus. Die Schale iſt ſchneeweiß und die Muͤndung cir⸗ 
kulrund. Eben deswegen iſt dieſe Schnecke vom ſel. Doctor Feldmann, 
der ein Exemplar dieſer Gattung in ſeiner Sammlung gehabt, Turbo 
abſeiſſus genannt worden. Favanne ſchreibet, man finde fie allemal wie 
geföpft, oder mit abgeſtumpftem Wirbel. 


A a 2 Tab. 


188 Schnirkelſchnecken. T ab. 136. Fig. 1258- 1260. 


Tab. 136. Fig. 1258. 
Ex Mufeo noſtro. 


Die ſchwarze, ſtark geſtreifte und geköpfte 
Surinamiſche Erdſchnecke. 


Helix decollata nigra, teſta turrita crafla, anfractibus tribus epidermide ni- 
gricante indutis, profunde ſulcatis, craſſe transverſim ſtriatis, 
vertice abſciſſo, apertura ovali ſubangulata. 


Dieſe vorzuͤglich rare gekoͤpfte Schnecke fand ich vor einigen Jah⸗ 
ren in der Naturalienſammlung des um die Naturgeſchichte der Krebſe 
und Inſecten ſo ſehr verdienten freundſchaftsvollen Herrn Guarniſon⸗ 
prediger Herbſtens zu Berlin. Er bemerkte kaum meine Aufmerkſam⸗ 
keit auf dieſelbe, als er ſie mir ſchon guͤtigſt zu meiner innigſten Freude 
uͤberreichte und verehrte. Sie koͤmmt von Surinam und iſt ohnſtreitig 
eine Landſchnecke. Sie hat nur drey Windungen, eine ſehr dicke, veſte 
und ſtarke Schale, und wird auf ihrem weißlichen Grunde von einem 
braunſchwaͤrzlichen Epiderm oder Ueberzuge bedecket. Tiefe Queerfur⸗ 
chen und ſtarke dicke Queerſtreifen legen ſich um ſie herum. Eine dicke 
ſchnirkelfoͤrmige Platte bedecket und verſchließet auf dem breiten Rum⸗ 
pfe die große Verletzung, welche durch den abgeriſſenen Kopf verurſa⸗ 
chet worden. Die Muͤndung iſt eyfoͤrmig und etwas eckigt, iX wird 
ſie von einem dicken Lippenſaum umgeben. 


Tab. 136. Fig. 1259. 1260. 
Ex Muſeo noſtro. f 


Der queergeftreifte thurmfoͤrmige rauhe Helix. 

Helix fcabra, teſta turrita, transverfim ſtriata, longitudinaliter plicata, plicis 

tuberculofis ſurſum fere dentatis, ſeu aculeatis, apertura 

ovata integra. - 

Mürrer Hiſt. Verm. no. 329. p. 136. Buceinum ſeabrum, tefta acuminato- 

cinerea, transverfim ſtriata, anfractibus muricato- d entatis, ſtrigisque fan- 

guineis. In paludofis littoris Coromandel. Dan. Knort- hornet. 

Schroͤters Flußeonchylien p. 299. no. 97. tab. 6. fig. 13. Die queergeſtreifte 
Trompete mit geribten Zopfe. 

Unter vielen Lands Sumpf: und Flußſchnecken, die mir einſt aus 
Tirutſchinapalli auf Coromandel von einem dort wohnenden Freunde, 
dem Mißionarius Pohle geſandt wurden, fand ich auch eine gute 10 

dg 


Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 1261. 1262. 189 


zahl dieſer Sumpfſchnecken. Es hat dieſe Gattung einen thurmfoͤrmi⸗ 
gen Bau, neun bis zehen Windungen, die ſich in eine zarte Spitze 
endigen, und auf ihrer Oberflache ſchon durch Queerfurchen, und noch 
mehr durch viele laͤnglichte, ribbenartige, faltenfoͤrmige, oberwaͤrts ſpi⸗ 
tzig auslaufende Erhoͤhungen ganz rauh und uneben gemacht werden. 
Unſer Muller nennet fie um deswillen im Daͤniſchen Knort- hornet, das 
iſt, Knotenhorn. Hin und wieder ſiehet man einige roͤthliche faſt blu⸗ 
tige Flecken und Streifen, als wenn die Schale damit beſpruͤtzet wor⸗ 
den. Die Muͤndung iſt eyfoͤrmig, und ihre Lippe ſcharf wie ein Meſſer. 


Tab. 136. Fig. 1261. 1262. 
| Ex Mufeo noſtro. 
Die naͤchſte Verwandtin der gieich zuvor beſchriebenen 
a rauhen Schnecke. 
Cognata proxima Helicis fcabrae. 

MülLER Hiſtor. Verm. no. 378. p. 191. Nerita tuberculata, teſta ſubulata, 
cinerea, transverfim ſtriata, anfractibus noduloſis, ſtrigisque ſanguineis. 
Multa cum Buceino ſeabro communia habet. Dan. Knorte Neriten. 

Schroͤters Flußconchylien, no. 172. p. 374. Die dunkel purpurfarbene Schramm 
benſchnecke. N 4 

Schon Muͤller geſtehet es, daß dieſe Schnecke mit der kurz zu⸗ 
vor beſchriebenen gar ſehr vieles gemein habe, wie er denn auch beyden 
in feiner Hift. Verm. einerley Daͤniſche Namen ertheilet, indem er jene 

Knorte- hornet, (das Knotenhorn“, und dieſe Knorte Neriten, die Kno⸗ 

tennerite, genannt Und doch hat es ihm wieder gefallen, beyde aufs 

weiteſte von einander zu trennen, indem er jene feinen Buccinis, und 
dieſe gleichfoͤrmig gebildte ſeinen Neriten beygeſellet. Ich ſage ſeinen 

Neriten: denn kein anderer nennet diejenigen Schnecken Neriten, welche 

er Neriten nenner. Nun will er freylich feine Eintheilungen nach der 

Beſchaffenheit der Bewohner gemacht haben. Allein den Bewohner 

dieſer beyden Gattungen, und ſo vieler andern, hat er nie geſehen. Er 

geſtehet dieſes ſelbſt: Hoſpes mihi non innotuit Die bemerkte Verſchie—⸗ 
denheit der Bewohner hat ihn alſo zu ſolcher Trennung auch nicht bez 
wegen koͤnnen. Es iſt dieſe Gattung, bey der wir mehrere Stockwerke 
antreffen als bey der vorhergehenden, etwas länger, geſtreckter und thurm— 
foͤrmiger. Ihre laͤnglichten wie Falten gebildeten Erhoͤhungen ſind un⸗ 
gleich feiner, zarter, unmerklicher. Dagegen aber ſind die purpurfar⸗ 
| Aa 3 bichten 


100 Schnirkelſchnecken. Tab. 136. Fig. 1263.1 264. 


bichten Flecken etwas groͤßer, ſtaͤrker, zahlreicher. Es hat dieſe Schne⸗ 
cke, wie die vorhergehende, ihre Wohnſtelle in den Fluͤßen, VBaͤchen 
und Suͤmpfen auf Coromandel. | 


Tab. 136. Fig. 1263. no. 1-4. 
Ex Muſeo noſtro. 


Die kreidenartige thurmfoͤrmige Erdſchnecke. 


Helix cretacea turrita terreſtris in infimo anfractu ſaepius 
ex nigricante fafciata et earinata. 


Dieſe kreidenartigen thurmfoͤrmigen Erdſchnecken haben acht bis 
neun Stockwerke. Bey der erſteren ſiehet man mehr gewoͤlbte Umlaͤufe, 
eine faſt runde Mundoͤfnung, und einen ganz kleinen Nabel, aber auf 
ihrem erſten Stockwerke eine carinam, ſcharfe Kante, oder hervorragen⸗ 
den Rand. Die erſtere bey no. 1. und 2 wuͤrde der Helici barbarae Lin, 
gleichen, wenn fie nicht genabelt wäre, da jene ungenabelt ſeyn fol. 


Tab. 136. Fig. 1264. 
Ex Mufeo noſtro. : 

| Die Weſtindiſche Flußnadel. 

Helix octona Indiae Oceidentalis, teſta turrita, alba, diaphana, anfractibus 
rotundatis, apertura ovali. 

Dieſe Gattung wohnet in den kleinen Baͤchen der Weſtindiſchen 
Zuckerinſuln. Sie hat acht rundgewoͤlbte Windungen, die ſich in eine 
ſtumpfe Spitze endigen. Ihre Schale iſt weiß, zart, glatt, durchſichtig 
und bey der Mundoͤfnung eyfoͤrmig ohne Lippenſaum. 


ges) Fin 


8. Ge⸗ 


8. Gethuͤrmte Fluͤgelnadeln. 


Strombi turriti. 


„ 


E 


Tab. 135. Fig. 1227. 
Ex Mufeo noftro. 


Die glatte Sumpfnadel. Die ſchwarze Fluͤgelnadel⸗ 
Strombus ater Linnaei, teſta turrita, nigra, laevi, anfractibus contiguis, 
columella ſubtruncata, excifa, labro foluto aliformi. 
Lister Hiſtor. Conchyl. tab. 115. fig. 10. Buccinum atro purpureum, laeve, 
oris vertice five roftro paululum ſinuato. 

RUxrH Amboin. tab. 30. fig. K. Strombus paluftris laevis — is dik van 
Schaal hebbende de gedaante van gemeene Naalden. 

KLEIN Meth. oſtrac. $.90. Sp. 2. no. S. p. 34. Tuba phonurgica atro purpu- 
rea roſtro ſinuoſo. 

PETIVER Aquat. Amboin. tab. 13. fig. 16. Gladde Moeraſch Pen. 

SkBA Thef. tom. 3. tab. 56. fig. 13. 14. 

Lınnaı Syft. Nat. Edit. 10. no. 441. p. 746. 

— — — — Edit. 12. no. 516. p. 12 13. Strombus ater, teſta turrita, 
labro antice poſticeque ſoluto. Habitat in Aſiae paludibus. 

Berliniſches Magazin ꝗter Band, p. 340. no. 86. tab.. fig. 41. 

MülLR Hift. Verm. no. 375. p. 188. Nerita atra, teſta ſubulata laevi, aper- 
tura antice pofticeque finuata. 

Schroͤters Flußconchylien, p. 371. no. 168. 

— — Einleitung ıter Band, p. 449. no. 30. 


Diejenige Sumpfnadel, ſo ich hier aus meiner Sammlung zeichnen 
laſſen, iſt ſpiegelglatt. Es hat dieſe gleichſam befluͤgelte Nadel einen 
thurmfoͤrmigen ſpitzig zulaufenden Bau. Ihre zwoͤlf Stockwerke find 
flach und platt, ſchlieſſen fehr genau aneinander, und werden nur durch 
eine feine Nath oder Linie ein wenig von einander getrennet und abgeſon⸗ 
dert. Unterwaͤrts ſiehet man eine abgeſtumpfte Spindel und eingeſchnit⸗ 
tene Lippe, und oberwaͤrts zeiget fich eine gleichſam vom Körper abgelöfete 
Lippe, welche einen kleinen Fluͤgel bildet. Es gehoͤret daher dieſe Schne⸗ 
cke durchaus nicht unter die Helices, ſondern unter die Strombos. Die 

inneren 


192 Gethuͤrmte Fluͤgelnadeln. Tab. 136. Fig. 1265. 1266. 


inneren Wände, nebſt der inneren Lippe, find weiß. Es wohnet dieſe 
gewiß nicht gemeine Schnecke in den Fluͤſſen und Suͤmpfen der Molucki⸗ 
ſchen Inſuln. Es giebt einige Abaͤnderungen derſelben. Denn manche 
haben eine duͤnnere, leichtere, mit zarten Queerſtreifen vielmals umwun⸗ 
dene Schale. Andere dagegen haben eine dickere, glaͤttere und etwas 
ſchwerere Schale. Einige ſind recht glaͤnzend ſchwarzbraun, andere ca⸗ 
ſtanienbraun. 


Tab. 136. Fig. 1265. 1266. 
Ex Muſeo noſtro. 


Die Africaniſche Flußtrommelſchraube. 


Strombus tympanorum Africanus fluviatilis, teſta turrita in anfractibus 
muricata, tuberculata et faſciata. 

Lister Hiftor. Conchyl. tab. 121. fig. 16. Buccinum fafciatum mediis or- 
bibus muricatis. Afric. In den Beyſchriften, welche in dem eigenhaͤndi⸗ 
gen Exempar des Liſteriſchen Werkes geleſen werden, wird dieſe Schnecke 
genannt: Unicornu fluviatile rugoſum, rofeum, nigricans, a Guinea. 

NLEIN Meth. oftrac. $.76. no. 2. p. 30. Tympanotonos fluviatilis fafciatus 
et muricatus per medios orbes. - 

Berliniſches Magazin 4ter Band, tab. 10. fig.55. Die Africanifhe Trommel⸗ 
ſchraube mit Banden. f 5 

MülLER Hiftor. Verm. no. 379. p. 192. Nerita aurita, teſta turrita, fuſeo 
faſciata, anfractibus muricata. N . 

Schroͤters Geſchichte der Flußconchylien, p. 275. no. 173. 

Von dieſer Gattung muß es in den Fluͤßen und Baͤchen auf Gui⸗ 
nea krimmeln und wimmeln. Einſtmals fielen mir, da ich eine Parthie 

Guineiſcher Schnecken erkaufte, wohl soo Stuͤck derſelben in die Hände, 


davon ich allen meinen conchyliologiſchen Freunden reichlichſt mittheilen 


konnte. Es lagen darunter auch manche Abaͤnderungen, davon ich aber 


nur dieſe einige, deren Grundfarbe weiß iſt, hier abzeichnen laſſen. Ohn⸗ 


ſtreitig gehoͤret dieſe Gattung eher zu den Strombis als zu den Helicibus. 
Alle ſind thurmfoͤrmig. Die meiſten werden von braunroͤthlichen, auch oͤfters 
von ſchwarzbraunen, breiten Bändern umgeben; auch haben alle auf den 
Naͤthen und bey den Abſaͤtzen ihrer Windungen ſtumpfe hervortretende 
Knoten. Manche ſind einfaͤrbig weiß oder ganz gelblich. Einige haben 
eine kuͤrzere aber mehr aufgeblaſene Form, andere aber haben einen ſchmaͤ⸗ 
leren, laͤngeren und geſtreckteren Bau. 8 a 

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Gethuͤrmte Fluͤgelnadeln. Tab. 136. Fig. 1267-1270. 193 


| Tab. 136. Fig. 1267. 1268. 
’ / Ex Mufeo noftro. 

Die braune gezackte Africaniſche Flußtrommelſchraube. 
Strombus tympanorum aculeatus Africanus fluviatilis, teſta turrita brunneo- 
fufca, anfractibus exaſperatis, ſtriis nodulofis, et ſtipatis murieibus acutis. 

ö Apertura antice et poſtice aliquantulum canaliculata. 


Lister Hiftor. Conchyl. tab. 121. fig. 17. Buceinum fuſeum ſtriatum et 
. muricatum. wi 
Kızın Meth. oftrac. S. 76. no. 3. p. 30. tab. 2. fig.39. Tympanotonos flu- 
viatilis ſtriatus et muricatus fuſcus. 
DArGENVILLE Conchyl. tab. XI. fig. &c. 
Berliniſch Magazin 4ter Band, tab. 10. fig. §6. p. 35 1. no. 102. 
Mürzer Hiſt. Verm. no. 380. p. 193. Nerita aculeata, teſta turrita, fuſca, 
N anfractibus muricatis, labro depreſſo crenulato. In paludofis Africae 
0 torridae. N ' 
Schroͤters Flußconchylien, p. 376. no. 1744. 5 81 
Da die Lippe dieſer ſtachelvollen Guineiſchen Sumpf⸗ und Fluß⸗ 
ſchnecke einen kleinen Fluͤgel bildet, und ſchon oben, ja noch mehr un⸗ 
terwaͤrts von der Spindelſäule wie abgelöſet zu ſeyn ſcheinet, fo gehö- 
ret fie mit dem größeften Rechte unter die Strombos. Ihr Farbenkleid 
iſt einfarbig braunroͤthlich. Sie hat zwölf Windungen, die von lauter 
ſtumpfen ſtarken Stacheln umgeben, und bey der Nath (Sutura) von 
einer doppelten Reihe kleiner, merklich erhabenen Knoten, wie mit 
Schnuͤren, umguͤrtet werden. Die Grundflaͤche wird durch lauter con⸗ 
centriſch gezogene Furchen und granulirte Streifen rauh gemacht. 


Tab. 136. Fig. 1269. 1270. 
Ex Mufeo SpENGLERIANO, 
| Die blaͤulichte Fluͤgelnadel. 5 
Strombus lividus Linnaei, teſta turrita, anfractibus ſpinoſis, baſi aperturae 
non integra ſed emarginata et fere canaliculata 
LINNAEI Syſt. Nat. Edit. 10. no. 442. p. 7462 ö 
— — — — Edit. 12. no. § 17. p. 12132 > 
— — Muſ. Reg. L. VIr. no. 290. p. 627? Strombus lividus, tefta tur- 
rita, ſubangulata, nodofo-fpinofa laevis, anfractus in medio ferie 
ſimplici ſpinarum, conicarum, rectarum, acutarum. Color lividus, 
Conchylien⸗Cabinet IX. B. ate Abtheil. B b macu- 


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194 Gethuͤrmte Fluͤgelnadeln. Tab. 136. Fig. 1269. 1270. 


maculis ferrugineis. Apertura oblonga, baſi non coarctata. Labium 
unicum ſuperne vix diſtinctum ab anfractibus? 
Schröters Einleitung in die Conchylienkenntniß, 1ter Band, p. 449. no. 31. 


Dieſe Conchylie wird im großen Spengleriſchen Cabinette Strom- 
bus lividus Linnaei genannt. Ich vermiſſe zwar bey ihr die roſtfaͤrbigen 
Flecken, deren Linne in ſeiner Beſchreibung ſo deutlich erwaͤhnet, auch 
finde ich an ihr nicht den blaͤulichten bleyfarbichten Grund, (colorem 
lividum), welcher eben den Linne vornehmlich bewogen, dieſen Strombum 
mit den Beynamen, als lividum, zu beſchreiben. Endlich ſo ſcheinet 
mir auch ihre Bildung nicht ſo eckigt und winkelhaft zu ſeyn, als es 
Linne in ſeiner charakteriſtiſchen Schilderung derſelben zu verlangen ſchei⸗ 
net. Indeſſen, da Linne ſelber nur von einer etwas eckigten und win⸗ 
kelhaften Schale, nur von einer tefta ſubangulata redet, und doch das 
vornehmſte Unterſcheidungszeichen ganz richtig und ſichtbar bey ihr vor⸗ 
handen iſt, nemlich eine rinnenartig auslaufende und bey ihrer Lippe 
wie abgeloͤſete und gefluͤgelte Mündung, (labrum alatum fübtus canalicu- 
latum a columella folutum, cum apertura in baſi non coarctata et integra 
ſed diſſecta et canaliculata), ſo iſt es mehr wie zu gewiß, daß dieſe Schne⸗ 
cke, wenn es auch nicht ſelber Strombus lividus Linnaei ſeyn ſolte, doch 
ihm aufs naͤchſte verwandt ſeyn muͤſſe. Uebrigens ſo hat dieſe Schne⸗ 
cke eine thurmfoͤrmige Bildung, und ſie wird auf ihren Stockwerken 
von einer einfachen Reihe knotenartiger Stacheln oder hohler Zacken, 
und auf ihrem erſten Umlaufe von einer doppelten Reihe derſelhen um⸗ 
geben, davon aber diejenigen, ſo in der oberſten Reihe ſtehen, ungleich 
laͤnger und ſtaͤrker find, wie jene in der unterſten. | 1 


Ende des neunten Bandes. 


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